Montag, 8. Oktober 2018
Und wieder einmal: Kein Platz für Rechte in Frankfurt - Aufruf zur Demo
Musikalische Großdemonstration
gegen Hass und rechte Hetze in Frankfurt:
„›Wehret den Anfängen‹
ist längst überholt!“
FRANKFURT · Das Bündnis #wirsindmehr Frankfurt aus über 25 Vereinen,
Initiativen, Gewerkschaften und Parteien ruft für den 13. Oktober
zu einer musikalischen Großdemonstration in der Mainmetropole auf.
Das Bündnis möchte damit ein deutliches Zeichen setzen und sich dem
Rechtsruck in Deutschland und Europa entschlossen entgegenstellen.
Erwartet werden Musiker verschiedener Musikrichtungen und Redebeiträge
von Bündnispartnern und Zeitzeugen des Naziregimes.
„Es ist Zeit für einen Aufschrei von uns allen, einen unüberhörbaren, lauten
Aufschrei, der bis in den letzten Winkel unseres Landes und der ganzen Welt
widerhallt. […] Der Satz ›Wehret den Anfängen‹, ist längst überholt! Wir sind
mittendrin.“1
Dies sagt Esther Bejarano, Überlebende des Konzentrationslagers
Auschwitz-
Birkenau. Sie erlebte, wie der Nationalismus immer offensichtlicher wurde,
die Judenfeindlichkeit zunahm, die NSDAP bei den Reichstagswahlen 1930
18,2 Prozent der Stimmen erhielt und damit die zweitstärkste Partei wurde.
Und sie erlebte, wie die NSDAP nur drei Jahre später die Macht im Land
übernahm.
„Die Parallelen zur heutigen politischen und gesellschaftlichen Situation sind
frappierend“, so Andreas Bender, Vorstandsmitglied des Frankfurter Vereines
Lautstark gegen Rechts Rhein-Main. „Im September erreichte die AfD in einer
repräsentativen Umfrage des ARD Deutschlandtrend erstmals 18 Prozent2
der Wählerstimmen. Und in drei Jahren steht wieder eine Bundestagswahl
an.“
Den Wandel in Gesellschaft und Politik erkenne man aber nicht nur an Prozentwerten,
fügt Shenja Kerepesi hinzu. Sie ist Vorstandsmitglied des Vereines
The Second Planet, der gemeinsam mit Lautstark gegen Rechts Rhein-Main
zum Bündnis #wirsindmehr Frankfurt aufruft. „Millionen Menschen flüchten
vor Krieg, Verfolgung, Gewalt, Folter und Hunger“, erklärt Kerepesi. „Doch
im Mittelmeer entsteht ein Massengrab, weil Europa die Grenzen dicht macht
und die Seenotrettung verbietet.“ Zudem würden Menschen immer öfter wegen
ihres Aussehens, ihrer Religion oder ihrer Herkunft durch die Straßen
gejagt. In Chemnitz sei ein jüdisches Restaurant vor den Augen der Polizei
von Nazis angegriffen worden. Hitlergrüße und Holocaustleugnungen blieben
viel zu häufig ohne Konsequenzen. „Die AfD marschiert gewaltbereit durch
die Straßen und sät Hass und Hetze. Rassismus, Antifeminismus, Sexismus,
Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus und LGBT*IQ-Diskriminierung
breiten sich aus und Björn Höcke redet öffentlich in Rostock von »degenerierten
Altgewerkschaften, verlotterten Amtskirchen und versifften Antifa«. Sind
wir in 1930 angekommen?“, fragt Kerepesi.
Ein breites Bündnis
„Bis Dienstagabend hatten sich bereits 26 Gruppen dem Bündnis angeschlossen“,
freut sich Andreas Bender. „Darunter Gewerkschaften, Parteien, Vereine
und Initiativen.“3 Und täglich kämen neue Organisationen hinzu, die sich
der AfD und dem Rechtsruck insgesamt entgegenstellen wollen.
Die musikalische Demonstration
Geplant ist eine Demonstration quer durch Frankfurt am Main, beginnend um
13:30 Uhr am Baseler Platz. Diese wird begleitet von mehreren LKWs, die als
mobile Bühnen dienen. Von diesen aus sollen aber nicht nur Redebeiträge
gehalten werden. Während der Fahrt sollen dort auch DJs, Rapper und Bands
auftreten.
„Zum einen bieten wir politisch aktiven Menschen auf diese Weise die Möglichkeit,
Spaß und Solidarität miteinander zu verbinden sowie politisch weniger
aktiven Menschen eine ungezwungene Anlaufstelle zur Information. Zum
anderen zeigen wir der Welt, wie viel Spaß man haben kann, wenn man nicht
ausgrenzt, wenn man nicht diskriminiert und wenn man nicht hasst“, erläutert
Andreas Bender von Lautstark gegen Rechts Rhein Main.
Am Zielort der Demonstration, vor Frankfurts Rathaus „Römer“, soll eine Bühne
aufgebaut werden, auf der ebenfalls Redebeiträge gehalten und bis in den
späten Abend Musiker auftreten werden. Auch Zeitzeugen des Naziregimes
werden erwartet, die über die Parallelen zwischen den 1930er Jahren und
dem Hier und Jetzt berichten.
Treffpunkt
13. Oktober 2018, 13:30 Uhr
Baseler Platz, Frankfurt am Main

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