Donnerstag, 14. Mai 2020
Wider das Vergessen: Der Schah in Berlin und die Gründung der RAF
Lesebefehl, sage ich in diesem Fall:

https://bersarin.wordpress.com/2020/05/14/der-schah-am-2-juni-1967-in-berlin

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Ja klingt alles sehr schön moralisch, die armen hungernden Kinder im Iran. Und in der Konsequenz sagt dann diese hochmoralische Person:

"wir sagen, natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen, der Typ in der Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden."

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44931157.html

Sind irgendwie zwei Seiten einer Medaille, die Hypermoral und die Bereitschaft zu töten.

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Das, was Meinhof schreibt, "klingt" nicht moralisch, sondern es handelt sich um die Beschreibung der realen Situation im Iran und damit sind das dann Fakten. Und die gleicht sie mit den Aussagen der Kaiserin ab, die diese Frau ohne jede Kritik über die Neue Revue in der Bevölkerung verbreitete. Damit macht sie also das, was eigentlich Aufgabe eines denkenden Menschen und eines kritischen Journalisten sein sollte, der solche Interviews führt: nämlich der Abgleich von Behauptungen mit der sozialen Wirklichkeit.

Und es sind "die Hypermoral und die Bereitschaft zu töten" zudem nicht zwei Seiten einer Medaille. Weil das nämlich zum einen voraussetzt, daß jene Kritik an der Gemahlin des Despoten überhaupt moralisch, sogar hypermoralisch wäre - denn unter einem hyper macht es Klein-Willy nicht. Das ist diese Kritik aber nicht, da sie lediglich die Inkongruenz von Anspruch und Wirklichkeit aufzeigt. Die Schlüsse daraus kann jeder selbst ziehen. Und zum anderen setzt die Wendung "Zwei Seiten einer Medaille" voraus, daß etwas gleichzeitig und in einer irgendwie aktuellen Relation besteht. Bis zum Mai 1970 jedoch war Ulrike Meinhof eine Journalistin. Und dieser Text entstand im Jahr 1967. Insofern können diese beiden zeitlich in einem Abstand von drei Jahren aufeinanderfolgenden Aspekte nicht die zwei Seiten einer Medaille sein, sondern, da sich das Denken von Meinhof inzwischen veränderte, haben wir einen neuen Aspekt, der hinzutrat und ins Spiel lam. Und man könnte sogar sagen, wenn man die von Dir angenommene Moral oder eine dahinter stehenden Politik konzidierte, die auf einen Wandel von Gesellschaft setzt: Genau dann, als sie zu töten anfing, verließ sie diese Moral. Auch aus diesem Grund sind es also nicht zwei Seiten einer Medaille, und Dein Beitrag ist, wie leider 98 % Deiner Kommentare, inkonsistent.

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Hm, was ist denn da zwischen 1967 und 1970 vorgegangen, dass die sensible Moralistin plötzlich die Bullenschweine töten will?

Ist es nicht vielmehr so, dass sie ihre moralischen Prinzipien konsequent in die Tat umsetzt?

Dass der Zweck die Mittel heiligt, ist ja bekanntlich Grundsatz allen linksradikalen Denkens.

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Ich glaube nicht, dass Du befähigt bist, über linksradikales Denken irgendein Urteil abzulegen. Ich habe das Innere der linksradikalen Szene als eine Welt kennengelernt, die hinsichtlich Moral und Sittenstrenge einem Kloster der strikten Observanz entsprach. Allerdings bezogen auf Sexualmoral, Antirassismus und korrekte Sprechweise.

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Dem Bersarin gebe ich insoweit Recht, dass der Offene Brief an Farah Dibah nicht moralisch, sondern in erster Linie streng logisch ist. Abgesehen mal davon, dass Meinhof einen großen Teil davon gar nicht selber verfasst hat, sondern lediglich Bahman Nirumand zitierte, der die Wirklichkeit seines Landes schilderte. Meisterhaft finde ich allerdings die Leistung Meinhofs hinsichtlich der textlichen Verknüpfung.

Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie verdutzt die Leute waren, etwa meine eigene Familie, was für ein Wandel sich in dieser Zeit bei Meinhof abgespielt hatte. Hört sich jetzt merkwürdig an, so aus der Perspektive des 4-6 jährigen, aber ich saß ja mitten in den Diskussionen drin. Waren die Tischgespräche in meiner Familie.

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Auch das ist wieder ein El Willy-Blödsinn: daß der Zweck die Mittel heiligt, ist ganz allgemein Ausdruck eines instrumentellen Denkens und Handelns, und es ist bei Rechten, Linken und Liberalen anzutreffen. Große Teile des Kapitalismus und des Profits überhaupt sind genau auf diesem Grundsatz aufgebaut. Und Teile der Linken sind eben bestrebt, genau dieses Gesetz des Denkens zu brechen. Und wenn wir mal die RAF-Bomben von Heidelberg 1972 und die Bomben und die chemischen Mittel der US-Army in Vietnam in eine Zahlen-Relation setzen, dann dürfte die Diskrepanz ersichtlich sein. Bei den RAF-Aktionen 1972 wurde der Krieg mit Krieg beantwortet, udn der Krieg, den die US-Army in den Dschungel trug, wurde in die Metropolen zurückgetragen. Darauf sollte auch die Kaufhausbrandstiftung 1968 in Frankfurt - bei der Meinhof nicht beteiligt war, auch das muß man für Leute wie Willy leider mit dazu sagen, sonst stellt er es nämlich in manipulativer Absicht wieder als Behauptung auf - hinweisen. Es kamen dort, anders als beim Kaufhausbrand in Brüssel, der kein Werk von Terroristen war, sondern ein technischer Defekt, keine Menschen zuschaden. Mit dem nach Brüssel in linken Kreisen kursierenden Satz "Burn Warehouse, burn!" wurde nicht der Tod von Menschen glorifiziert, sondern im Gegenteil sollte auf die unterschiedliche Art von "Bodycounting" verwiesen werden. Irgendwelche Schlitzaugen und Gelbnasen im Dschungel und edle Europäer in Brüssel. Da trauert man - zu recht. Aber die anderen Opfer wurden beschwiegen.

Und noch ein Tip für Dich, bevor man dumme Behauptungen in die Welt setzt: weil einige Linke solche Zweck-Mittel-Überlegungen anstellen, bedeutet es nicht, daß dies alle Linken tun. Im Gegenteil: die Aktionen der RAF wurden von einem Großteil der Linken kritisiert - vor allem von jenen die alternative Lebensmodelle etablieren wollten. Denn ab Anfang, Mitte der 1970er Jahre standen nämlich immer dieser Polizei und LKA vor der Tür und machten Hausdurchsuchungen. Schon aus pragmatischen Gründen waren die Aktionen der RAF umstritten, und auch, was den politischen Kampf und die politische Auseinandersetzung in der BRD anbelangte, setzte ein Großteil der Linken auf andere Mittel. Auch dazu schrieb che in seinem heutigen Text.

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Und noch zum Meinhof-Text, wie che es richtig schreibt: gerade da moralisiert sie nicht mit einem Wort, sondern sie nennt Fakten. Und die sind erschreckend. Daraus kann man dann dieses oder jenes als Maßnahme ableiten.

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Aber es ist doch schon bemerkenswert, dass sie sich über das Leiden von Iranern oder Vietnamesen erregt, aber in einem deutschen Proletarier (=Polizist) keinen Menschen sondern ein Schwein sieht. Wie geht das zusammen?

Und das ist ja nicht nur verbal; die RAF hat ja eine ganze Reihe von Unschuldigen, Polizisten, Fahrern, Personenschützern getötet, ohne sich darüber groß Gedanken zu machen.

"Rolf Heißler, einer der Schleyer-Entführer, antwortete noch 30 Jahre nach der Tat auf die Frage nach dem Umgang mit Unbeteiligten: „Das war eine militärische Entscheidung, wie wir den (Schleyer) in die Hände kriegen.“ Ob er je versucht habe, nach seiner Haftzeit mit den Hinterbliebenen Kontakt aufzunehmen? Antwort: „Warum sollte ich?“

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/ermordet-von-der-raf-unprominente-opfer-wie-martin-schleyer-und-heinz-marcisz-geraten-in-vergessenheit-li.33522

Ganz schön kaltschnäuzig.

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Das hat mich schon 1977 empört, wie Sympathisanten achselzuckend über die Ermordung Unbeteiligter hinweg gingen.

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Die meinten halt, sie wären im Krieg, und im Rahmen militärischer Operationen ist das Töten von Feinden zulässig bzw. zweckmäßig.

Völliger Realitätsverlust. Hatte Hannes Wader im "Tankerkönig" schön persifliert.

https://genius.com/Hannes-wader-der-tankerkonig-lyrics

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Das hat die RAF aber auch ihre Anhängerschaft gekostet, insbesondere nach der Ermordung von Private Pimental, den man tötete um an seinen Passierschein zu kommen und dem Attentat auf Zimmermann.

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Man muß hier die Unterschiedungen in den Blick bekommen und die verschiedenen Phasen. Meinhof schrieb ihren Text 1967, und wenn man diese Frage der Gewalt(eskalation) von der geschichtlichen Entwicklung sieht, wird man bemerken, daß in dieser Zeit bis hin zum Jahr 1970 im Mai erhebliche Veränderungen stattfanden. Auch ein Aus- und Leerlaufen des sozialen Protests. Erst recht stellten sich bei der RAF in den 1970er Jahren erhebliche Veränderungen im Vorgehen ein. Der Mord an Polizisten und Personenschützern ist durch nichts zu rechtfertigen, liegt aber immer noch auf einem anderen Level als der Mord durch jene Militärmaschinerie der USA mittels Bomben und biologischen Kampfstoffen an einem ganzen Volk. Wer sich zu recht über diese Morde an Polizisten beklagt, sollte dann auch den Völkermord im Blick haben und dort nicht schweigen: wer also die Inkonsistenz der einen Seiten kritisiert, sollte nicht bei sich selbst dann zur gleichen Inkonsistenz und zum gleichen binären Schema neigen, indem man das, was man kritisiert selbst simpel reproduziert. Menschenwürde gilt unteilbar. Und da, in dieser Selbstermächtigung und dem Verhältnis von Maß und Mitteln liegt ein erhebliches Problem der RAF.

Vielen Leuten aus der Linken hätte es übrigens gutgetan, sich gegenüber den GSG-9-Männern von Mogadischu, die Touristen aus der Gewalt von Terroristen befreiten, ein wenig freudiger zu zeigen. Man muß einen Staat nicht unkritisch bejubeln, aber diese Aktion war und ist bis heute eine große Leistung.

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Ich illustriere diese Übergänge mal: 2. Juni 1967 Ermordung Benno Ohnesorgs durch Kurras, 11. April 1968 Attentat auf Rudi Dutschke, 12. Dezember 1969 Bombenanschlag auf die Banco dell Agricultura auf der Piazza Fontana in Milano mit 17 Todesopfern. Dieses Attentat war nur Teil einer Serie von Bombenanschlägen, die mit Wissen und Billigung eines Inlandgeheimdienstes von Neofaschisten einzig zu dem Zweck durchgeführt wurden, um sie den Linken in die Schuhe zu schieben (insgesamt fielen solchen Anschlägen 186 Tote und 572 Verletzte zum Opfer).

Dies sollte eine erneute faschistische Machtübernahme in Form eines Putsches vorbereiten und legitimieren. Zu diesem Zeitpunkt saßen die Altfaschisten in Spanien und Portugal noch fest im Sattel, in Griechenland hatten sich faschistische Militärs gerade an die Macht geputscht und ein brutales Folterregime errichtet. In Deutschland waren NS-Richter und NS-Bullen noch im Amt, und ganz normale Erwachsene sagten zu Hippie-Jugendlichen: "Ihr seid nicht unsere Kinder, ihr gehört ins Lager."

Das war der Hintergrund, vor dem die RAF meinte, den Staat dahingehend zu entlarven, dass er seine "faschistische Fratze" zeige und dass dann eine soziale Aufstandsbewegung als Gegenreaktion entstehen würde. Aus heutiger Sicht absurd, angesichts der damaligen Zeitumstände aber gar nicht aus der Luft gegriffen. Wer sich für diese Fragen und die weitere Entwicklung interessiert schaue mal den Film "Year of the gun", in dem es um die Ermordung Aldo Moros geht.

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BTW: Als ich in den Neunzigern einer Genossin zum Geburtstag das Buch "Die Menschenwärter" schenkte, das aus Opferperspektive die Folter in den Lagern der Obristendiktatur schilderte, nach meinem Verständnis ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung, fragte sie grinsend, ob ich damit ihre SM-Komponente bedienen wollte. O tempora o mores!

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Ich hatte damals als Vierjähriger ein Bild gesehen, wie GIs einem Vietnamesen mit einem Bowie-Messer den Bauch aufschnitten und die Gedärme freilegten, damit der ein Waffendepot verriete. Diese Methode, "cutting", wie man das nannte, war beim US-Militär verbreitet, kommt noch in dem Film "Ausnahmezustand" mit Bruce Willis und Denzel Washington vor, der 1998 die Ereignisse vom 11. September 2001 vorwegnahm. Im Hintergrund sah man eine Reihe 18jähriger vietnamesischer Kriegsgefangener, wie eine Sklavenkarawane mit Astgabeln um die Nacken verbunden. Die US-Truppen teilten vietnamesische Kriegsgefangene in Alterskategorien ein, das ging runter bis auf 12 Jahre. Auch die 12jährigen wurden zusammengekettet.

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Passender Beitrag hierzu:


https://www.zeit.de/1966/41/gefangene-in-vietnam/seite-4

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"Die meinten halt, sie wären im Krieg, und im Rahmen militärischer Operationen ist das Töten von Feinden zulässig bzw. zweckmäßig."

Die Neonazis vom NSU meinten das auch.

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Du musst halt die zweite Hälfte des Kommentars mitlesen und Dir nicht nur die erste rauspicken.

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Kein ruhiges Hinterland für imperialistische Kriege war an sich keine schlechte Parole, den Krieg an die Heimatfront tragen auch nicht. Unbeteiligte hätte es trotzdem niemals treffen dürfen.

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So ist es, netbitch!

Und es kommt, Willy, immer auch auf die Umstände an.

https://www.youtube.com/watch?v=yaS3vaNUYgs

Und zwischen rechts und links gibt es erhebliche Unterschiede, was man nun gerade an der Struktur und dem Vorgehen von NSU und der RAF deutlich sehen kann, ohne linken Terrorismus zu billigen.

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Ich erinnere mich, dass Franz Josef Strauß in den ersten Stunden das Oktoberfestattentat 1980 der RAF zuschreiben wollte. Der Staatsschutz machte daraufhin Druck auf Augenzeugen.

Doch das haben nicht mal die ehrbarsten Bürger geglaubt und so musste er am nächsten Tag zurückrudern.

Der Staatsschutz beschlagnahmte bei mir am Morgen nach dem Attentat übrigens Hunderte von Stoppt Strauß Aufkleber.

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Also wenn Linke töten ist das weniger schlimm als wenn Rechte es tun?

Den Toten dürften die Absichten und die Ideologie ihrer Mörder egal sein.

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Ich erinnere mich, dass 1980 eine bayerische Gymnasiastin der Schule verwiesen wurde, weil sie einen Stoppt Strauss!" Button trug. Mein Vater meinte damals "Wenn der klug und integer wäre würde er dafür sorgen, dass dieser Verweis rückgängig gemacht wird und dass er auch für die Meinungsfreiheit derjenigen eintreten würde, die gegen ihn seien. Willy Brandt hat sich so verhalten."


Stattdessen kam noch im gleichen Jahr von Strauß der Satz: "Ich bin ein Deutschnationaler und erwarte bedingungslosen Gehorsam."

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Willy, auch wenn es mich zusehends nervt, auf Deine platt-dumpfen Ansagen überhaupt noch einzugehen, ja, das ist ein großer Unterschied. Niemals haben Linksterroristen so etwas gebracht wie das Oktoberfestattentat oder die Attentate auf die Banco dell Agricultura oder den Bahnhof von Bologna: Diese Attentate richteten sich, ähnlich wie die Flugzeugeinschläge vom 11.09.2001, ziellos gegen die Zivilbevölkerung, jedeR konnte Opfer werden.

Oder es werden gezielt Leute umgebracht, weil sie Juden oder Muslime sind oder den Nazis ihre Hautfarbe nicht passt.

Typisch für Linksterrorismus ist hingegen, dass konkret "Schuldige" (vgl. "Operation Menschenfresser", Mordanschlag an Francos Vize Carrero Blanco, wodurch die Verlängerung der faschistischen Diktatur in Spanien über Francos Tod hinaus verhindert wurde) oder besondere Funktionsträger des Systems, Generäle, hohe Richter, Topmanager getötet werden, Begleitpersonal sozusagen als Kolateralschäden.

Oder im Falle der RAF US-Soldaten, weil die USA im Zeichen des Antikommunismus zu dieser Zeit einen Vernichtungskrieg gegen ein armes Bauernvolk führten.

Gut oder schön finde ich das auch nicht, aber es ist ein signifikanter Untrschied. Auf dem Höhepunkt der RAF-Hysterie sagte der Chef meines Freundes Victor mal: "Ich fürchte mich gar nicht vor denen, denn ich habe weder eine Nazivergangenheit noch ein Nummernkonto in der Schweiz."

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Genau das ist es, che: in den 1970ern und 1980ern wußte jeder in der Bevölkerung, daß er sich vor der RAF nicht zu fürchten brauchte - anders als bei rechtsextremistischen oder islamistischen Anschlägen. Das heißt nicht, daß diese RAF-Anschläge gut und richtig waren, schon gar nicht, wenn Fahrer oder Polizisten erschossen wurden, und auch der Mord an all den anderen, an Günter von Drenkmann, Buback, Ponto, Schleyer ist durch nichts zu entschudligen. Schleyer hätte man sich greifen sollen, als es noch keinen derartigen Personenschutz gab, 1972 etwa, und dann in einem gespielten Verfahren aburteilen (denn für die echten sollte immer noch die Justiz zuständig sein), die Sache filmen, an die Öffentlichkeit geben, um ihn dann freizulassen. Als Kunstaktion quasi, seine Nazi-Taten herauszustellen oder aber besser noch: wie Hochhut es im Theaterstück mit dem widerlichen Filbinger machte. Und das vielleicht auf eine ästhetisch intelligente Art.

Was die RAF nicht tat: wie der NSU mordend durchs Land zu ziehen und die eigene Bevölkerung abzuknallen, sofern sie migrantisch ist. Und auch kein Kommunalpolitiker oder Abgeordneter mußte in der BRD Angst haben.

Der Herrhausen-Mord übrigens und auch der an Detlev Karsten Rohwedder geben bis heute Rätsel auf, man rechnet sie der dritten Generation der RAF zu, aber von der Professionalität und dem Einsatz der technischen Mittel sieht das nach einem Auftragsmord aus dem Mileu der Geheimdienste genauso aus.

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Wenn der Meinhof-Text, der nichts anderes macht, als Menschenleid und dessen Profiteure zu benennen, bereits "Hypermoral" sein soll, dann möchte man garnicht wissen, welche Moral Willy hat.

Die Indienstnahme der RAF-Morde für das Speiben gegen alles, was links von Willy steht, ist der ollsten Gähnkamellen eine. Ganz Durchgeknallte stellten damals gar Adorno als Ahnherren und Ideengeber der RAF-Gewalt dar.

Bersarin: " … in den 1970ern und 1980ern wußte jeder in der Bevölkerung, daß er sich vor der RAF nicht zu fürchten brauchte".
Daher auch die seinerzeit tägliche Drehleier in Politik und Medien, es sei "ein Angriff auf uns alle."

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Die meisten Menschen hatten vermutlich mehr Angst davor, daß nach einer Polizeikontrolle ihr Vorname samt dem Buchstabenkürzel für den Nachnamen in der Zeitung stünde, und zwar mit dem Zusatz "ein Schuß löste sich aus der Dienstpistole", als vor der RAF.

Vaddern hatten sie damals auch aus dem Auto geholt. Leider hatten die Polizisten nicht mit meiner kleineren Schwester gerechnet, die heraussprang und den beiden Polizisten gegen das Bein trat und ihn ihren Kleidern riß, bis die Polizisten riefen, er, also mein Vater, solle endlich das Kind zur Ordnung rufen.

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Vgl. hier:

https://www.tagesspiegel.de/politik/raf-die-dritte-generation-die-terroristen-setzen-autos-sehr-dosiert-und-nur-kurz-vor-der-tat-ein/11018710-3.html


Mit Christian Seidler hatte ich noch einige Wochen vor dem Herrhausen-Attentat Wein getrunken und war dann völlig perplex, als das Fahndungsbild auftauchte. Aber er war es ja auch nicht.

BtW: Wie der Bürgerverstand funktionierte bekam ich in der Kassenschlange im Supermarkt mit, als zwei Hausfrauen sich dergestalt unterhielten: "Der Staat hat eine von denen umgebracht, hier in Göttingen (gemeint war Conny Wessmann), und jetzt schlagen die eben zurück. Kann man irgendwie ja auch verstehen."

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Und jetzt werden Dich sicherlich Mitleser für einen tatsächlichen oder klammheimlichen RAF-Sympathisanten halten, weil Du ein Strafverfahren im Hungerstreik-Umfeld hattest, Dich als Antiimperialisten bezeichnet und Christian Seidler und Inge Viett kanntest. Dass das ganz ganz anders war, dass Conny überhaupt keine besondere autonome Kämpferin war, sondern eine nette junge Frau, leicht angepunkt, die aus persönlicher Betroffenheit gegen Nazis auf die Straße ging und die Antifa in jener Zeit alternative Polizeiarbeit machte, weil die Polizei die Linke als Feindbild hatte und mit den Nazis durchsteckte, das werden nur die begreifen die damals dabei waren.

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