Dienstag, 4. Mai 2021
Der lange Weg zur Herdenimmunität: Was Umfragen zur Impfbereitschaft sagen und wie Experten diese steigern wollen
che2001, 12:59h
Michael van den Heuvel, Medscape
Impfungen sind der Königsweg, um die Corona-Pandemie zu besiegen. Die Impfung schützt nicht nur vor Infektionen bzw. schweren COVID-19-Erkrankungen, sie dämmt auch die Übertragung von Coronaviren ein, wie aktuelle Studien zeigen (wie Medscape u.a. im Blog berichtet hat). Ziel ist die Herdenimmunität. Um sie zu erreichen, sollten mindestens 60 bis 70% der Bevölkerung geimpft sein.
Je mehr die Impfkampagne in Deutschland fortschreitet und je mehr Impfstoff bereitsteht, umso wichtiger wird die Frage, wie viele Menschen tatsächlich bereit sind, die Impfangebote auch wahrzunehmen. Zwar ist in Deutschland die Impf-Bereitschaft relativ hoch, doch sind weitere Maßnahmen zur Steigerung der Motivation erforderlich. Dies betonen vom Science Media Center Germany befragte Experten aufgrund aktueller Umfrage-Ergebnisse.
Nur wenige eindeutige Impfverweigerer
Seit Mai 2020 untersuchen Forscher mit der Online-Querschnittsbefragung COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO) die bundesweite Impfbereitschaft: ein Projekt der Universität Erfurt. Die Zahl der eindeutigen Impfverweigerer änderte sich in diesem Zeitraum kaum. In den letzten Monaten gaben recht konstant 16% an, sich auf keinen Fall impfen zu lassen.
Dagegen ist aber die Zahl der Befürworter gewachsen: Immer häufiger stimmten Befragte der Aussage zu, sich auf jeden Fall impfen zu lassen. Waren es am 15. Dezember 2020 noch 24,7%, lag der Wert am 20. April 2021 bei 45,4%. Dabei spielten laut Befragung in Aussicht gestellte Lockerungen keine Rolle.
Ähnliche Ergebnisse kommen vom Robert Koch-Institut (RKI), Berlin. Im Rahmen des Projekts ?COVID-19 Impfquoten-Monitoring in Deutschland? (COVIMO) werden auch hier Bürger repräsentativ befragt. Die letzte Auswertung stammt vom 28. April 2021. Laut dieser Befragung wollen sich nur 4,4% auf keinen Fall impfen lassen ? und 72,6% wollen dies auf jeden Fall. Wird die Art des Impfstoffes dabei abgefragt, sind etwas mehr Menschen bereit sich mit einem mRNA-Impfstoff impfen zu lassen als mit dem Vakzin von AstraZeneca.
Dr. Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Göttingen, rechnet perspektivisch allerdings mit Schwankungen der Motivation: ?Nehmen die Fallzahlen über den Sommer ab, dann wird die Impfbereitschaft relativ niedrig sein.? Und sie warnt: Schon ein Rückgang um 20% könne ab dem Herbst zur nächsten Welle führen ? was dann allerdings die Impfbereitschaft wieder steigen lassen könnte.
?Gibt es hingegen schon im Sommer eine weitere Welle, weil zu schnell gelockert wird oder weil eine Virusvariante kommt, die der Immunantwort entkommt, dann könnte das die Impfbereitschaft weiter erhöhen?, vermutet sie.
Stagnierende Impfbereitschaft ? naht die Impfpflicht?
Hier kann man auch von internationalen Erfahrungen lernen. ?In anderen Ländern, die mit der Corona-Impfung schon weiter vorangeschritten sind, wird mangelnde Impfbereitschaft zunehmend diskutiert?, berichtet Dr. Katrin Schmelz. Sie forscht an der Universität Konstanz und am Thurgauer Wirtschaftsinstitut.
Ein Beispiel ist Israel: Dort stagniert die Impfquote derzeit bei 62%. Manche Länder oder Regionen reagieren auf solche Probleme mit der Einführung einer Impfpflicht. Das betrifft z.B. in Galizien (Spanien) alle Bürger, in Italien die Pflegekräfte oder im US-Bundesstaat Kalifornien die Studierenden an den Hochschulen.
Es ist davon auszugehen, dass auch in Deutschland die Frage einer möglichen Impfpflicht in den nächsten Monaten aufflammen wird. Dr. Katrin Schmelz
?Es ist davon auszugehen, dass auch in Deutschland die Frage einer möglichen Impfpflicht in den nächsten Monaten aufflammen wird?, sagt Schmelz voraus. Sie hat Ende April/Anfang Mai 2020 und Ende Oktober/Anfang November 2020 repräsentative Befragungen durchgeführt. Die Frage lautete: Inwieweit wären sie bereit, sich impfen zu lassen, wenn die Impfung von der Regierung dringend empfohlen wird, aber freiwillig bleibt ? oder wenn es eine Impfpflicht mit Sanktionen für Verweigerer gibt?
Dabei zeigte sich, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung eher eine freiwillige dringende Empfehlung unterstützt als eine mit Sanktionen erzwungene Impfpflicht. Unter diesem Blickwinkel wären verpflichtende Impfungen wohl eher kontraproduktiv.
Hürden für Impfwillige verringern
Doch selbst eine hohe Impfbereitschaft reicht wahrscheinlich nicht aus, um in Richtung Herdenimmunität zu kommen. Das gibt Prof. Dr. Cornelia Betsch von der Universität Erfurt und Initiatorin von COSMO zu bedenken. ?Auch wenn die Impfbereitschaft in der Nähe der Herdenimmunitätsschwelle liegen würde, wird nicht aus jeder hohen Impfbereitschaft automatisch auch eine Impfung. Daher sollten praktische Hürden weitestgehend abgebaut werden und impfen so einfach wie möglich gemacht werden?, rät sie.
Wie kann das funktionieren? ?Sehr relevant wird vermutlich das Impfen am Arbeitsplatz und in den Universitäten ? und perspektivisch möglicherweise auch in Schulen?, sagt Betsch. ?So können große Gruppen mit vielen Kontakten erreicht werden, und der Aufwand, an eine Impfung zu kommen, wird reduziert.? Alles sollte darangesetzt werden, das Impfen so leicht wie möglich zu machen.
Sehr relevant wird vermutlich das Impfen am Arbeitsplatz und in den Universitäten ? und perspektivisch möglicherweise auch in Schulen. Prof. Dr. Cornelia Betsch
Nora Katharina Schmid-Küpke vom RKI nennt Beispiele, woran es momentan hapert. ?Im konkreten Fall der COVID-19-Impfung können diese Barrieren zum Beispiel Probleme bei der Terminvereinbarung betreffen, fehlendes Wissen über die Zugehörigkeit zu einer priorisierten Gruppe oder die schwierige Erreichbarkeit der Impforte?, fasst sie zusammen und hofft: ?Mit dem Einbezug der Hausarzt-Praxen in die Impfstrategie werden manche dieser Barrieren für bestimmte Gruppen behoben.?
Die Kommunikation optimieren
Darüber hinaus sieht Dr. Felix Rebitschek von der Universität Potsdam große Chancen in einer besseren Kommunikation. ?Grundsätzlich kann laienverständliche Aufklärung über die klassischen Versorgungsstrukturen die ? Unentschiedenen und Skeptischen erreichen, um informierte Impfentscheidungen zu ermöglichen?, so seine Einschätzung. Wichtig seien dafür beispielsweise auch Materialien für Hausärzte.
?Außerdem muss bewusstheitsfördernde Werbung für die Impfkampagnen (für Zielgruppen, die bereits impfen wollen) jetzt ersetzt werden durch echte Aufklärung für jene, die noch nicht entschieden sind, eben weil ihnen verständliche Informationen fehlen?, ergänzt Rebitschek.
Von Anreizen, moralischem oder gesellschaftlichem Druck hält er wenig. Denn ohne Aufklärung fehle die Grundlage, die eine Impfung vertrauenswürdig mache. ?Bei zukünftigen Auffrischungen oder im Fall von medial thematisierten Nebenwirkungen wird das zum Problem?, so Rebitscheks Befürchtung.
Doch was sollte sich in nächster Zeit ändern? Dazu Schmidt-Küpke: ?Wichtig erscheint mir, sich sukzessive wieder den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zuzuwenden.? Zurzeit finde eher eine breite Kommunikation für die gesamte Bevölkerung statt, und das sei angesichts der pandemischen Situation auch eine pragmatische Lösung. ?Dennoch wissen wir, dass maßgeschneiderte Kommunikation und Interventionen, die sich an den Bedürfnissen der jeweiligen Bevölkerungsgruppen orientieren, effektiver sind?, gibt die Expertin zu bedenken.
Impfungen sind der Königsweg, um die Corona-Pandemie zu besiegen. Die Impfung schützt nicht nur vor Infektionen bzw. schweren COVID-19-Erkrankungen, sie dämmt auch die Übertragung von Coronaviren ein, wie aktuelle Studien zeigen (wie Medscape u.a. im Blog berichtet hat). Ziel ist die Herdenimmunität. Um sie zu erreichen, sollten mindestens 60 bis 70% der Bevölkerung geimpft sein.
Je mehr die Impfkampagne in Deutschland fortschreitet und je mehr Impfstoff bereitsteht, umso wichtiger wird die Frage, wie viele Menschen tatsächlich bereit sind, die Impfangebote auch wahrzunehmen. Zwar ist in Deutschland die Impf-Bereitschaft relativ hoch, doch sind weitere Maßnahmen zur Steigerung der Motivation erforderlich. Dies betonen vom Science Media Center Germany befragte Experten aufgrund aktueller Umfrage-Ergebnisse.
Nur wenige eindeutige Impfverweigerer
Seit Mai 2020 untersuchen Forscher mit der Online-Querschnittsbefragung COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO) die bundesweite Impfbereitschaft: ein Projekt der Universität Erfurt. Die Zahl der eindeutigen Impfverweigerer änderte sich in diesem Zeitraum kaum. In den letzten Monaten gaben recht konstant 16% an, sich auf keinen Fall impfen zu lassen.
Dagegen ist aber die Zahl der Befürworter gewachsen: Immer häufiger stimmten Befragte der Aussage zu, sich auf jeden Fall impfen zu lassen. Waren es am 15. Dezember 2020 noch 24,7%, lag der Wert am 20. April 2021 bei 45,4%. Dabei spielten laut Befragung in Aussicht gestellte Lockerungen keine Rolle.
Ähnliche Ergebnisse kommen vom Robert Koch-Institut (RKI), Berlin. Im Rahmen des Projekts ?COVID-19 Impfquoten-Monitoring in Deutschland? (COVIMO) werden auch hier Bürger repräsentativ befragt. Die letzte Auswertung stammt vom 28. April 2021. Laut dieser Befragung wollen sich nur 4,4% auf keinen Fall impfen lassen ? und 72,6% wollen dies auf jeden Fall. Wird die Art des Impfstoffes dabei abgefragt, sind etwas mehr Menschen bereit sich mit einem mRNA-Impfstoff impfen zu lassen als mit dem Vakzin von AstraZeneca.
Dr. Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Göttingen, rechnet perspektivisch allerdings mit Schwankungen der Motivation: ?Nehmen die Fallzahlen über den Sommer ab, dann wird die Impfbereitschaft relativ niedrig sein.? Und sie warnt: Schon ein Rückgang um 20% könne ab dem Herbst zur nächsten Welle führen ? was dann allerdings die Impfbereitschaft wieder steigen lassen könnte.
?Gibt es hingegen schon im Sommer eine weitere Welle, weil zu schnell gelockert wird oder weil eine Virusvariante kommt, die der Immunantwort entkommt, dann könnte das die Impfbereitschaft weiter erhöhen?, vermutet sie.
Stagnierende Impfbereitschaft ? naht die Impfpflicht?
Hier kann man auch von internationalen Erfahrungen lernen. ?In anderen Ländern, die mit der Corona-Impfung schon weiter vorangeschritten sind, wird mangelnde Impfbereitschaft zunehmend diskutiert?, berichtet Dr. Katrin Schmelz. Sie forscht an der Universität Konstanz und am Thurgauer Wirtschaftsinstitut.
Ein Beispiel ist Israel: Dort stagniert die Impfquote derzeit bei 62%. Manche Länder oder Regionen reagieren auf solche Probleme mit der Einführung einer Impfpflicht. Das betrifft z.B. in Galizien (Spanien) alle Bürger, in Italien die Pflegekräfte oder im US-Bundesstaat Kalifornien die Studierenden an den Hochschulen.
Es ist davon auszugehen, dass auch in Deutschland die Frage einer möglichen Impfpflicht in den nächsten Monaten aufflammen wird. Dr. Katrin Schmelz
?Es ist davon auszugehen, dass auch in Deutschland die Frage einer möglichen Impfpflicht in den nächsten Monaten aufflammen wird?, sagt Schmelz voraus. Sie hat Ende April/Anfang Mai 2020 und Ende Oktober/Anfang November 2020 repräsentative Befragungen durchgeführt. Die Frage lautete: Inwieweit wären sie bereit, sich impfen zu lassen, wenn die Impfung von der Regierung dringend empfohlen wird, aber freiwillig bleibt ? oder wenn es eine Impfpflicht mit Sanktionen für Verweigerer gibt?
Dabei zeigte sich, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung eher eine freiwillige dringende Empfehlung unterstützt als eine mit Sanktionen erzwungene Impfpflicht. Unter diesem Blickwinkel wären verpflichtende Impfungen wohl eher kontraproduktiv.
Hürden für Impfwillige verringern
Doch selbst eine hohe Impfbereitschaft reicht wahrscheinlich nicht aus, um in Richtung Herdenimmunität zu kommen. Das gibt Prof. Dr. Cornelia Betsch von der Universität Erfurt und Initiatorin von COSMO zu bedenken. ?Auch wenn die Impfbereitschaft in der Nähe der Herdenimmunitätsschwelle liegen würde, wird nicht aus jeder hohen Impfbereitschaft automatisch auch eine Impfung. Daher sollten praktische Hürden weitestgehend abgebaut werden und impfen so einfach wie möglich gemacht werden?, rät sie.
Wie kann das funktionieren? ?Sehr relevant wird vermutlich das Impfen am Arbeitsplatz und in den Universitäten ? und perspektivisch möglicherweise auch in Schulen?, sagt Betsch. ?So können große Gruppen mit vielen Kontakten erreicht werden, und der Aufwand, an eine Impfung zu kommen, wird reduziert.? Alles sollte darangesetzt werden, das Impfen so leicht wie möglich zu machen.
Sehr relevant wird vermutlich das Impfen am Arbeitsplatz und in den Universitäten ? und perspektivisch möglicherweise auch in Schulen. Prof. Dr. Cornelia Betsch
Nora Katharina Schmid-Küpke vom RKI nennt Beispiele, woran es momentan hapert. ?Im konkreten Fall der COVID-19-Impfung können diese Barrieren zum Beispiel Probleme bei der Terminvereinbarung betreffen, fehlendes Wissen über die Zugehörigkeit zu einer priorisierten Gruppe oder die schwierige Erreichbarkeit der Impforte?, fasst sie zusammen und hofft: ?Mit dem Einbezug der Hausarzt-Praxen in die Impfstrategie werden manche dieser Barrieren für bestimmte Gruppen behoben.?
Die Kommunikation optimieren
Darüber hinaus sieht Dr. Felix Rebitschek von der Universität Potsdam große Chancen in einer besseren Kommunikation. ?Grundsätzlich kann laienverständliche Aufklärung über die klassischen Versorgungsstrukturen die ? Unentschiedenen und Skeptischen erreichen, um informierte Impfentscheidungen zu ermöglichen?, so seine Einschätzung. Wichtig seien dafür beispielsweise auch Materialien für Hausärzte.
?Außerdem muss bewusstheitsfördernde Werbung für die Impfkampagnen (für Zielgruppen, die bereits impfen wollen) jetzt ersetzt werden durch echte Aufklärung für jene, die noch nicht entschieden sind, eben weil ihnen verständliche Informationen fehlen?, ergänzt Rebitschek.
Von Anreizen, moralischem oder gesellschaftlichem Druck hält er wenig. Denn ohne Aufklärung fehle die Grundlage, die eine Impfung vertrauenswürdig mache. ?Bei zukünftigen Auffrischungen oder im Fall von medial thematisierten Nebenwirkungen wird das zum Problem?, so Rebitscheks Befürchtung.
Doch was sollte sich in nächster Zeit ändern? Dazu Schmidt-Küpke: ?Wichtig erscheint mir, sich sukzessive wieder den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zuzuwenden.? Zurzeit finde eher eine breite Kommunikation für die gesamte Bevölkerung statt, und das sei angesichts der pandemischen Situation auch eine pragmatische Lösung. ?Dennoch wissen wir, dass maßgeschneiderte Kommunikation und Interventionen, die sich an den Bedürfnissen der jeweiligen Bevölkerungsgruppen orientieren, effektiver sind?, gibt die Expertin zu bedenken.
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Dienstag, 4. Mai 2021, 20:18
die haben da was vergessen
es gibt bevölkerungsgruppen die den impfstoff selbst entscheiden wollen
die brauchen das gefühl das selbst entschieden zu haben
und wenn wir im sommer oder herbst ein noch breiteres angebot haben dann trudeln die auch an und schwupp-dich sind wir an der herdenimmunität
ich hab da keinen zweifel
es gibt aber leute die verbreiten: eine herdenimmunität wird nie errreicht das könnten sie ausrechnen
bei 16% impfgegnern kann ich aber ausrechnen das sie erreicht wird
nehme ich israel wo die impfquote stagniert vergessen die aber die infizierten dazuzurechnen und dann ist israel schon bei 72%
die brauchen das gefühl das selbst entschieden zu haben
und wenn wir im sommer oder herbst ein noch breiteres angebot haben dann trudeln die auch an und schwupp-dich sind wir an der herdenimmunität
ich hab da keinen zweifel
es gibt aber leute die verbreiten: eine herdenimmunität wird nie errreicht das könnten sie ausrechnen
bei 16% impfgegnern kann ich aber ausrechnen das sie erreicht wird
nehme ich israel wo die impfquote stagniert vergessen die aber die infizierten dazuzurechnen und dann ist israel schon bei 72%
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