Montag, 16. August 2021
Delta-Variante führt zu etlichen Durchbruchsinfektionen bei Geimpften ? wie Experten die Sachlage beurteilen
Michael van den Heuvel, Medscape

?Zurzeit sehen wir eine weltweite Übertragung der Delta-Variante von SARS-CoV-2?, sagt Prof. Dr. Carlos del Rio von der Emory University School of Medicine, Atlanta, USA. Erstmals im Oktober 2020 in Indien entdeckt, breitet sich Delta global immer stärker aus. Laut GISAID und Statista sind in Europa je nach Land zwischen 80,7% bis 99,9% aller PCR-Nachweise mittlerweile positiv für diese Variante. Auch in den USA liegt der Anteil bei weit über 80%.

Höhere Kontagiosität der Delta-Variante
?Was die Variante so besonders macht, ist ihre hohe Übertragbarkeit?, betont del Rio. Die US Centers of Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta, schreiben, Delta sei ähnlich kontagiös wie die Pocken. Und Dr. Rochelle Walensky, Direktorin der CDC, sagt, neue Forschungsergebnisse zeigten, dass geimpfte Menschen, die mit der Delta-Variante infiziert gewesen waren, große Mengen des Virus in Nase und Rachen getragen hatten.

Was die Variante so besonders macht, ist ihre hohe Übertragbarkeit. Dr. Rochelle Walensky
Das bestätigt auch del Rio: Infizierte würden 1000-mal mehr Viren ausscheiden als beim Wildtyp. Als Basis-Reproduktionszahl R0 nennt er für den Wildtyp 3 und für Delta 6 bis 8. ?Das macht die Variante sehr besorgniserregend?, so sein Fazit.

Patienten mit Delta-Durchbruch haben eine hohe Viruslast
Ein Blick speziell auf Durchbruchsinfektionen mit Delta: In Großbritannien ist die Variante für rund 99% aller Infektionen mit SARS-CoV-2 verantwortlich. Zahlen von Public Health England zeigen jetzt, dass doppelt Geimpfte bei einer Durchbruchsinfektion hohe Virustiter haben. Ihre Cycle-threshold-Werte (Ct-Werte) bei der Untersuchung von Abstrichen waren vergleichsweise niedrig. Der Ct-Wert gibt bekanntlich an, wie viele Zyklen bis zum Nachweis erforderlich sind. Kleine Ct-Werte entsprechen also einer hohen Viruslast. Zum Vergleich: Doppelt Geimpfte mit einer Durchbruchsinfektion der Alpha-Variante hatten hohe Ct-Werte, entsprechend einer niedrigen Viruslast.

Daten aus Vietnam bestätigen die Angaben aus UK: Durchbruch-Infektionen der Delta-Variante sind mit hohen Viruslasten, verlängerter PCR-Positivität und niedrigen Spiegeln von durch den Impfstoff induzierten neutralisierenden Antikörpern verbunden, was die Übertragung zwischen den geimpften Personen erklärt. Physische Distanzierungsmaßnahmen bleiben damit von entscheidender Bedeutung, um die Übertragung der SARS-CoV-2-Delta-Variante zu reduzieren.


mpfungen in Delta-Zeiten: Wo stehen wir?
Dass nun 34,9% aller wegen COVID-19 stationär behandelten Patienten in UK 2 Impfungen hatten, beutete jedoch nicht, dass zugelassene Vakzine wirkungslos seien, erklärt Dr. Peter Openshaw vom Imperial College London gegenüber dem britischen Science Media Center. Ansonsten müsste ihr Anteil rund 75% betragen ? so viele Menschen seien in Großbritannien nämlich derzeit geimpft.

Der US-Kardiologe und Editor-in-Chief von Medscape Dr. Eric Topol fast auf Twitter wichtige Daten dazu zusammen. Er nennt insgesamt 5 Studien mit Hinweis auf eine geringere Impf-Effektivität gegenüber der Delta-Variante ? wenn auch in unterschiedlichem Maße:


Quelle: Topol

Die Daten erscheinen, als ob der Moderna-Impfstoff deutlich effektiver gegen diese Variante sei als der Pfizer/BioNTech-Impfstoff. Doch die Unterschiede zwischen BioNTech/Pfizer und Moderna seien in der Praxis ?wahrscheinlich erheblich geringer? und ?aufgrund des Zeitfaktors verzerrt?, so Topol weiter.

Im Interview weist del Rio jedenfalls darauf hin, dass Impfungen ? zusammen mit Abstandsregeln und Masken ? immer noch die richtige Wahl seien, um sich vor Infektionen zu schützen. Booster-Impfungen hält er für sinnvoll, aber ?im Idealfall mit modifizierten Vakzinen, die eine höhere Effektivität gegen Varianten haben?. Und das kann dauern.

Die Delta-Variante macht eine Herdenimmunität unmöglich
Damit rückt das erklärte Ziel vieler Immunologen, Herdenimmunität zu erzielen, in weite Ferne. Laut Robert Koch-Institut (RKI) müssten etwa 85% aller 12- bis 59-Jährige und 90% aller Einwohner ab 60 Jahren dafür einen Schutz gegen Infektionen haben.

In einer Rede vor dem britischen Parlament sagte Sir Andrew Pollard, Professor für pädiatrische Infektionen und Immunität an der Universität Oxford, dass das Erreichen einer Herdenimmunität ?keine Möglichkeit? mehr darstelle, jetzt, da sich die Delta-Variante im Umlauf befinde. Pollard war an der Entwicklung des Oxford/AstraZeneca-Impfstoffs maßgeblich beteiligt. Wie er zusammenfasst, kommt es mit Delta selbst in geimpften Populationen aufgrund der Durchbrüche zu weiteren Infektionen und ? damit verbunden ? zu weiteren Übertragungen.

Pollard erklärte, nach aktuellem Kenntnisstand sei es damit ?unwahrscheinlich, dass jemals eine Herdenimmunität erreicht wird?. Die nächste Variante des neuartigen Coronavirus werde ?vielleicht noch besser hinsichtlich einer Übertragung in geimpften Populationen? sein.

Israel sei ein gutes Beispiel für die Problematik, so Pollard. Die COVID-19-Fälle waren im Land zurückgegangen, nachdem etwa 80% der Erwachsenen geimpft worden waren. Das habe Grund zur Hoffnung gegeben, dass Herdenimmunität erreicht worden sei. Aber, so Pollard weiter, die Delta-Variante habe seitdem zu einem neuerlichen Anstieg der Fallzahlen geführt.

Hinweis auf neue Symptome
Was die Sache noch schwieriger macht: Forschende der britischen Zoe Covid Symptom Studie fanden heraus, dass die Delta-Variante anfangs nicht die Beschwerden verursacht, die Ärzte vom Wildtyp oder von früheren Varianten kennen. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um Infektionen bei Ungeimpften oder um Durchbruchsinfektionen handelt. Bei der Studie können Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion per App ihre Beschwerden melden.

Gegenüber der BBC haben Wissenschaftler die zentralen Unterschiede zusammengestellt: Die klassischen Symptome, auf die Menschen bislang achten sollten, waren laut NHS vor allem Husten, Fieber und der Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns. Studienleiter Prof. Dr. Tim Spector sagt: ?Seit Anfang Mai schauen wir uns die Top-Symptome bei den App-Nutzern an ? und sie sind nicht mehr dieselben wie früher.? Genau ab diesem Zeitpunkt habe sich die Delta-Variante in Großbritannien ausgebreitet.

?Wir hören jetzt bei jungen Menschen oft von einer laufenden Nase und von Kopfschmerzen?, so Spector. Menschen, die möglicherweise dächten, sie hätten eine banale Erkältung, würden weiter Freunde besuchen oder auf Partys gehen. Das könnte zu einer noch schnelleren Ausbreitung beitragen, befürchtet der Experte.

Höhere Morbidität und Mortalität durch Delta?
Und auch die Durchbruchsinfektionen verlaufen nicht immer harmlos. Das zeigen Berichte aus Israel. Das Land gilt als Musterbeispiel für ein gelungene Impfkampagne. Knapp 60% aller 9,4 Millionen wurden bislang geimpft. Trotzdem schnellte die Zahl an Neuinfektionen kürzlich rapide nach oben. Am 11. August wurden rund 6.500 weitere Fälle gemeldet, bei einer Inzidenz von über 300. Israelische Medien berichten, dass immer mehr Patienten aufgrund von COVID-19 hospitalisiert würden ? aber dass die Erkrankung milder verlaufe als während der 1. Welle.

Verlässliche Daten gibt es bislang nicht, aber zumindest Hinweise. Die dpa etwa schreibt über eine kanadische Studie zur Delta-Variante. Bei Patienten waren diverse Risiken ? verglichen mit dem Wildtyp ? stark erhöht:

Stationäre Behandlung: 120%

Intensivpflege: 287%

Mortalität: 287%

Diese Daten seien allerdings noch nicht abschließend geprüft und veröffentlicht, relativiert die dpa. Wie hoch der Prozentsatz Geimpfter in dieser Kohorte war, ist ebenfalls unbekannt.

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ich hatte ja nicht umsonst auf curevac gewartet
weil ich genau dieses problem gesehen habe
nach dem flop nimmt man dann eben das was besser als nichts ist

aber es ist licht am horizont:
"Grund der Anlegerfreude ist die Mitteilung der Tübinger von diesem Montag, dass ihr Corona-Impfstoffkandidat der zweiten Generation ( CV2CoV) eine verbesserte Immunantwort und Schutzwirkung in einer präklinischen Studie an nichtmenschlichen Primaten gezeigt hat. Das gilt dem Unternehmen zufolge sowohl für den ursprünglichen SARS-CoV-2-Virusstamm als auch gegenüber den Beta- und Delta-Varianten sowie der Lambda-Variante."

bei den daten aus UK beziehen die sich natürlich auf astra
bei den daten aus den usa beziehen die sich natürlich auch auf johnson und johnson
beide impfmittel sind nu gerade keine leuchttürme

in jedem fall sehen wir in israel das die impfung zu ungeimpften eine positive wirkung hat
man ist 6mal besser vor einem schweren verlauf geschützt
perfekt konnte das mittel gar nicht sein weil es delta da noch gar nicht gab
und bis es eine optimale impfung gibt ist maskenpflicht mit wenigstens einer medizinischen maske unerlässlich

die stiko hat heute die impfung ab 12 empfohlen
zum aufboostern bei astra kommt demnächst wohl etwas

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Bisher entspricht alles im Groben dem zu Erwartenden.

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"Nichtmenschliche Primaten", also blogger.de?

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Und da wir gerade das Thema haben. Wie blogger.de zeigt, reicht den meisten als Maske das zweite Gesicht.

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wieviel gesichter brauchst du denn so fritz?
.

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