Montag, 27. Juni 2022
Hunger als Waffe
Putin nimmt gerade die ohnenhin verarmten Massen des Trikont in Geiselhaft, indem er sie von Weízenlieferungen abschneidet. So weit ist es also gekommen - von einem Selbstverständnis der sowjetischen Außenpolitik als antiimperialistisch zum Imperialismus in seiner unmittelbar faschistischen Form - Völkermord als Mittel der Politik.

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Wobei es eigentlich seltsam ist, dass die Leute dort sich so stark von Weizen ernähren, der da nicht wächst. In Südamerika z.B. beruht die Ernährung auf Mais, Reis, Maniokwurzeln, Kochbananen, also einheimischen Pflanzen (bzw. dem Klima entsprechende).

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Ist nicht Sorghum die wichtigste Getreideart in Afrika?
Wahrscheinlich macht in etlichen Staaten Dürre die Ernte zunichte - und vielleicht reicht sie auch in guten Jahren nicht, um alle zu ernähren wegen des Bevölkerungswachstums.

In Tunesien wiederum müsste die heimische Landwirtschaft umstruktiert werden, damit mehr für den heimischen Bedarf und weniger für den Export produziert wird, hörte ich heute im Deutschlandfunk Kultur:

Ukraine-Krieg und Afrika: Hungerkrise und die Hoffnung auf neue Energie-Deals

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Das mit dem Sorghum stimmt, bzw. Hirse im Allgemeinen. Hier rächt sich eine fehlgeleitete Entwicklungspolitik, die den Ländern über Jahrzehnte hinweg nördlichen, ursprünglich amerikanischen Weizen aufnötigte. Wir kennen ja alle die Monsanto-Geschichten mit dem patentierten gentechnisch veränderten Weizen, der nicht einfach so neu wieder ausgesäht werden kann. Dazu kommt, dass klimakatastrophebedingt zahlreichen Länder seit Jahren nicht mehr genug ernten und auf Getreideimporte aus Europa, vor allem Ukraine, angewiesen sind. Das betrifft Marokko, Algerien, Tunesien und praktisch das gesamte subsaharische Afrika außer, so meine ich, Tansania.

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Keine Empathie des "globalen Südens"
Was ich bemerkenswert und traurig finde ist, dass sich - abgesehen von westlichen Demokratien - , weder China, Indien noch die Länder Afrikas und Südamerikas dazu durchringen können, Russland wenigstens zur Schonung der Zivilbevölkerung der Ukraine aufzufordern (gut, ich kann da was übersehen haben).

Viel kommt da jedenfalls nicht. Mehr als feige Enthaltung in der UN-Generalversammlung ist nicht drin.

Von der UNO hört man fast gar nichts mehr.

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Die UN hat sich mit diesem russischen Angriffskrieg leider weitgehend verabschiedet. Für alles, was über regionale Konflikte, sprich Bürgerkriege, hinausreicht, ist die UN unfähig, irgendwas zu unternehmen. Das zumindest zeigt der Angriff der Russen auf die Ukraine. Und ich fürchte, das wird bei einer Invasion Chinas in Taiwan ebenfalls so sein.

Und die UN wird auch bei einer Hungersnot in den Ländern Afrikas und Asiens nichts ausrichten. Und Putin spekuliert auf genau diese, weil als nächste Waffe der Russen eingesetzt wird.

Frei nach einem bekannten Filmtitel wird es auch hier wieder heßen: Das Schweigen der Zarenknechte.

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Selbstverständnis der sowjetischen Außenpolitik? Das ist wohl nur schlecht ausgedrückt, sicher sind die sowjetischen Politiker gemeint und schon die haben den Hunger als Waffe im Inneren eingesetzt. Wobei Putin vielleicht sogar die besseren Ausreden propagiert. Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen.

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Wenn man nicht recht weiß, was vorgeht, und keine Möglichkeit hat, vor Ort es zu überprüfen, so halte man sich an Interessen. Das ist eine der grundlegenden Historikerregeln, die eine gute Barriere gegen irrela-subjektivistisches Speiben und Spucken

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Stimmt, nörgler, das sagt der Historiker David Irving auch.

Doch Scherz beiseite: ansonsten liegen bereits die ersten Berichte vor, unter anderem aus Butscha, wo Russen Zivilisten erschossen, wie es zuvor nur Hitlers Wehrmacht in der Ukraine tat. Die Dokumentation "Die Straße des Todes. Kriegsverbrechen in der Ukraine" von Arndt Ginzel ist noch bis zum 20. August in der ZDF-Mediathek zu sehen:

"Wenige Tage nach Kriegsausbruch liefern Drohnenvideos erste Belege für ein Kriegsverbrechen auf einer Schnellstraße vor Kiew. Reporter haben Überlebende und Angehörige der Opfer ausfindig gemacht und mutmaßliche Täter identifiziert. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft geht von mehr als 30 getöteten Zivilisten aus. Wer sind die Täter? Nicht alle Beweise konnten die Soldaten vor ihrem Abzug aus den nördlichen Vororten von Kiew beseitigen. In ihren einstigen Unterständen entlang der Straße entdecken Reporter verräterische Dokumente. Es sind Formulare, in denen die russischen Soldaten den Empfang von Waffen und Munition gegengezeichnet haben. Die Spuren führen zur 5. Motorisierten Garde, Einheit: 46108. ?frontal? dokumentiert erstmals ein Kriegsverbrechen an ukrainischen Zivilisten mithilfe von Zeugen, Opfern und Dokumenten. Die Spuren führen zu einer berüchtigten russischen Armee-Einheit."

https://www.zdf.de/politik/frontal/dokumentation-die-strasse-des-todes-kriegsverbrechen-in-der-ukraine-vom-7-juli-2022-100.html

Und auch tagesschau.de berichtet von solcher Folter durch Russen:

Besetzte Teile der Ukraine Schockierender Bericht aus russischer Haft Stand: 26.07.2022 14:48 Uhr Wladislaw Burjak wollte zu Kriegsbeginn zu seinem Vater fliehen, einem Regierungsbeamten. Doch Russen nahmen ihn fest. Nach 90 Tagen kam der 16-Jährige frei - und berichtet von Folter seiner Mitgefangenen. Von Rebecca Barth, RBB, zurzeit Kiew

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-wladislaw-burjak-101.html?

Und auch zu Olenivka. Aber das geschah erst vor wenigen Tagen, hier muß man in der Tat abwarten. wie die Ergebnisse sind.

Fehlschuss oder Massaker? Der Tod der Gefangenen des Olenivka-Lagers muss aufgeklärt werden. H-und-G.info 30.7.2022 Der Vorfall Die Russische Armee hat der Ukraine am 29.7. vorgeworfen, ein Kriegsgefangenenlager im Donbas beschossen zu haben. Es seien mindestens 40 ukrainische Soldaten umgekommen, 75, nach anderen Meldungen 130 verletzt sein. http://h-und-g.info/texte-zu-ukraine/tote-in-russischem-gefangenenlager?

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Wenn von Interessen die Rede ist
Es ist anzunehmen, dass die Interessen der EU in der Ukraine primär in einer verlängerten Werkbank der eigenen Industrien mit Billiglöhnen, billigem Weizen, der auch zur ökologisch nachhaltigen Schrumpfung der eigenen Anbauflächen vernutzt wird und als großer Müllabladeplatz liegen.

Dies ändert nichts daran, dass Russland Kriegsverbrechen begeht, dass das Selbstbestimmungsrecht der Völker in diesem Konflikt Priorität hat und dass daher dem Aggressor entschlossen entgegenzuhalten ist. Ich verbinde kein Wir-Gefühl mit der EU oder "dem Westen" und sehe die auch nicht als "Die Guten". Aber wer der ausgesprochen Böse in diesem Konflikt ist ist sehr eindeutig, nämlich Putin.

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Eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine - die mit und ohne Krieg noch in weiter Ferne liegt - ist für Putin jedenfalls äußerst bedrohlich.

Bezüglich Russland sehen wir meist nur die Lebensverhältnisse in Moskau und Sankt Petersburg. In den Kleinstädten und auf dem Land hat sich in den letzten 30 Jahren kaum etwas verändert.

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