Dienstag, 1. November 2022
Durchbruch in Migränetherapie Antikörper gegen CGRP nehmen eine Vorreiterrolle ein ? teuer aber gut verträglich
Ute Eppinger, Medscape


Täglich erleiden etwa 350.000 Menschen in Deutschland Migräneattacken. Die Kopfschmerzerkrankung schränkt Betroffene in fast allen Lebensbereichen ein. Von der individuellen Belastung für den einzelnen abgesehen, ist auch der volkswirtschaftliche Schaden durch Migräne erheblich, erinnerte Dr. Robert Fleischmann, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsmedizin Greifswald, auf der Pressekonferenz der Deutschen Schmerzgesellschaft und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zum Schmerzkongress 2022 .

?Das sind 1 Milliarde Kopfschmerzattacken pro Jahr. 800 Millionen Arbeitsstunden (bezahlte Arbeit) und 1 Milliarde unbezahlte Arbeitsstunden gehen dadurch verloren. Das macht 3,2% der Arbeitsstunden aus, die insgesamt in der Wirtschaft geleistet werden. Und der Gegenwert entspricht etwa 145 Milliarden Euro des Bruttosozialprodukts ? das ist in etwa der Beitrag der gesamten Automobilindustrie in Deutschland?, rechnete Fleischmann vor.

Therapien, die auf CGRP basieren, nehmen in der Migränebehandlung und -prophylaxe mittlerweile eine Vorreiterrolle ein. Dr. Robert Fleischmann
Die moderne Therapieoption mit monoklonalen Antikörpern verspricht, Migräneattacken rechtzeitig zu vermeiden ? ohne die Nebenwirkungen bisheriger Mittel. ?Therapien, die auf CGRP basieren, nehmen in der Migränebehandlung und -prophylaxe mittlerweile eine Vorreiterrolle ein?, erklärte Fleischmann.

CGRP steht für Calcitonin-Gene-Related-Peptide, welches als vasoaktives Neuropeptid bereits in den 1980er-Jahren in Zusammenhang mit der Migräne entdeckt wurde. CGRP spielt bei der Entstehung, Aufrechterhaltung und Chronifizierung der Migräne eine bedeutsame Rolle. ?Zahlreiche Studien zeigen, dass CGRP und CGRP-Rezeptoren an nahezu allen wichtigen Prozessen der Migräne direkt oder indirekt beteiligt sind?, sagte Fleischmann.

Mittlerweile 4 monoklonale Antikörper gegen CGRP
?In der Akutbehandlung wird die Freisetzung von CGRP schon seit Jahren indirekt erfolgreich mit sogenannten Triptanen verhindert?, berichtete Fleischmann. Triptane werden bereits seit Anfang der 1990er-Jahre zur Akuttherapie der Migräne eingesetzt. ?Die Weiterentwicklung der Gepante ? Medikamente, die das CGRP direkt blockieren ? erlebte zunächst einen Rückschlag durch eine erhebliche Leberschädigung?, erklärte Fleischmann.

In der Folge wurden neue Wege der gezielten Blockade des CGRP-Signalwegs gesucht und gefunden: Mittlerweile haben sich monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor als die vielversprechendsten Moleküle für die Migränetherapie erwiesen. Gleichzeitig wurde die starke Beteiligung von CGRP an der Pathophysiologie der Migräne nachgewiesen. Die Antikörper sind eine nebenwirkungsarme Alternative und unterdrücken entweder das CGRP selbst oder den CGRP-Rezeptor und wirken so prophylaktisch.

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