Montag, 3. Oktober 2005
Nochnoi Dozor
oder Wächter der Nacht heißt der Fantasy-Film der Saison, den ich einfach großartig finde. Thematisch und von der grundsätzlichen Machart her mutet es wie ein Crossover aus Highlander, Star Wars, Matrix, The sixth sense und Blade an, wäre da nicht die düstere, morbide Athmosphäre eines Alptraummoskaus, die an manchen Stellen mit der Wirklichkeit kulminiert. Kameraeffekte wie die Vampirsuche mit der geschwenkten Spiegelscherbe, der Zynismus, mit dem die Oberbösen die bemitleidenswerte Vampirin, einen Blutjunkie, vom schwarzen Audi TT aus hinter dem Becher mit dem rettenden Elixier herhecheln lassen, nur um denBecher dann auszukippen, das alles ist meisterhaft inszeniert. Die Symbolik ist hier offensichtlich, das personifizierte Böse im Sportcoupé könnte ebenso Dealer, Zuhälter, Chef eines Clans der Russenmafia oder ein skrupelloser Konzernchef sein, und tatsächlich wirkt der Lord der Finsternis, wenn er an anderer Stelle zigarillorauchend PC-Spielen nachgeht, wie ein ganz gewöhnlicher Gangsterboss. Man hat nicht das Gefühl, es mit einem Dämon zu tun zu haben, nur gewisse magische Handlungen und Redewendungen wie "Das habe ich seit Tausend Jahren nicht mehr geschafft" geben dem Ganzen den entscheidenden Dreh. Und nebenbei eine lakonische Ironie, wie es sie seit Highlander ("1782 war ein ganz besonderes Jahr.") nicht mehr gegeben hat. Wenn das das neue russische Kino ist, dann bitte mehr davon!

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Hab ihn nun auch gesehen. Du hast vollkommen recht. Freuen wir uns auf Part II und III :-)

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Freut mich, dass er Dir gefallen hat. Ich habe auch schon negative Urteile gehört, aber die kamen von Leuten, die einen Peter-Jackson-Film erwartet hatten. Die waren wohl im wahrsten Sinne enttäuscht: Wer etwas im Stil des Herrn der Ringe erwartet hat, hat sich zuallererst ge-täuscht.

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Hi, ich habe ihn mir heute auch mal angetan und weiß eigentlich noch nicht so recht was ich davon halten soll. Aber schon der Trailer hatte mich nicht wirklich sonderlich überzeugt. OK, die Bilder an sich waren ziemlich gut, nicht so wie in dem überzogenem Hollywood-Quatsch, wo einem alles so schön sauber vorkommt. (Bis auf diesen Kram mit den Laptops, das hat mich schon etwas iritiert.) Dennoch fand ich ihn stellenweise etwas langweilig. Aber vermutlich bin ich eh kein Fantasy Fan, oder ich muss ihn erst ein mal sacken lassen, oder es liegt daran, dass es in Russland eh eine Spur gemütlicher zu geht. Eines muss man dem Film aber lassen, zum einem ist es etwas komplett neues – anderes, und zum anderem ist es für Fantasy sehr »real«. Also die Plätze und zum Teil auch die Schauspieler, genau so muss es in kleinen Mietwohnungen in Moskau aussehen, irgendwie dreckig, aber mit Seele.

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Für russische Verhältnisse ist dieser Fim speedy. Schau dir mal die älteren Tarkowsky-Filme an oder die Lem-Verfilmungen, da passiert zwei Drittel der Handlung gar nichts, dafür schöne und zumeist etwas schwermütige Kamerafahrten. Der ungarische Film indes ist davon nochmal die Zeitlupenausgabe....

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Die Lem Verfilmungen von Tarkowsky sind aber wiederum ein ganz anderes Genre. Im Weltraum muss es nun mal langsamer zu Gange gehen, so was mag ich ehrlich gesagt auch lieber als dämliches Schwarz-Weiß gemale in Hollywood-Weltraum-Baller-Szenarien, auch wenn diese ihre Berechtigung haben (Star Wars).

Und wo wir gerade bei Aufzählungen russischer Klassiker sind: Eisensteins »Panzerkreuzer Potjemkin« (ist das so richtig geschrieben?) sollte als Meilenstein der Filmgeschichte nicht unerwähnt bleiben. (Stichwort: Montage als Ausdrucksmittel.)

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Welch wunderbarer Film! Und, wenn wir schon beim großen Sergej sind, auch Iwan Grosny, wahrscheinlich das Äußerste, was unter Stalin an verdeckter Kritik ohne Lebensgefahr möglich war. Als Meilenstein ist der auch anzusehen: Der Übergang vom Schwarzweiß- zum Farbfilm in ein und demselben Film!

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