Samstag, 31. Dezember 2005
Wie hip ist eigentlich Al Kaida?
che2001, 18:22h
Die Frage, die sich zugegeben anhört wie aus der "Titanic", ist durchaus ernst gemeint. Beim Girl hatten wir vor geraumer Zeit eine sehr anspruchsvolle und facettenreiche Diskussion zum Thema "Hipness und politische Gesinnung", die über das, was etwa bei Wikipedia zu solchen Themen zu lesen ist oder was ein Diedrich Diederichsen darüber zu sagen hat weit hinausgeht, andererseits an einigen Stellen mehr über die Diskutanten als über den Diskussionsgegenstand aussagte. http://girl.twoday.net/stories/1246705/#comments
Während sich die Frage nach dem Soundtrack oder der Mode der Neocons nicht eindeutig beantworten lässt (was durchaus interessant ist, sind doch, wenn sie nicht als Solitäre agieren, sondern zur einschlägigen Szene gehören, Linksradikale, Ökopazifisten, Feministinnen, engagierte Schwule oder Stiefelnazis sehr eindeutig an den Klamotten erkennbar und haben in der Regel auch bestimmte szenespezifische Vorlieben und Abneigungen im Musikgeschmack), so fällt etwas Anderes ins Auge: Bin Laden und Konsorten beherrschen den Gebrauch der Popkultur perfekt. Die Anschlagsvideos waren professionell inszeniert und haben mit der MTV-Clipkultur mehr zu tun als etwa mit den Bekennerschreiben der RAF, deren Credo die Unverständlichkeit für Nicht-Antiimperialisten war.
Das ist insofern bemerkenswert, als dass Bin Laden & Co einer Richtung des Islam anhänge, in der eigentlich das totale Bilderverbot gilt. Die Taliban hatten alle Kinos in Afghanistan geschlossen, und legt man das Bilderverbot streng aus, dürften nicht einmal Pflanzen gezeichnet werden. Mit suggestiven, perfekt inszenierten Bildern für eine Gesellschaft des totalen Bilderverbots?
Osamas Mannen verstehen sich nicht nur auf Inszenierung mit Mitteln der Popkultur, sie zeichneten sich zumindest in der Vergangenheit, wenn sie sich im Westen bewegten, auch durch besondere Modebewusstheit aus, was ihnen den Spitznamen Gucci-Guerrilla einbrachte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich Modebanause habe von der Eistenz der Marke Gucci erst durch die Berichterstattung über Al Kaida erfahren. Neben der Weltläufigkeit und Medienkompetenz der Terroristen sticht aber noch etwas ganz anderes ins Auge:In manchen islamischen Ländern ist es für männliche Jugendliche der dernier crie, in Usama- oder Djihad-T-Shirts rumzulaufen, und das hängt keineswegs unbedingt mit Bekenntnis zum Islamismus zusammen, sondern ist häufig ein frapper les bourgeois, ähnlich, wie hierzulande ein T-Shirt mit DDR Wappen und Schriftzug "Ministerium für Staatssicherheit" nicht unbedingt ein politisches Bekenntnis beinhaltet, sondern häufig nur den Wunsch, der Coolste in der Disco zu sein, political incorrect halt. Dies spielt sich allerdings ab vor einer sehr komplexen Matrix der Symbole zwischen Orient und Okzident.
http://www.g26.ch/marokko_news_0407.html
Zusammengefasst: Bedeutet Al Kaida nicht nur eine neue, erschreckende und menschenverachtende Qualität des Terrors, sondern auch "Islamismus meets Popkultur"? Es will so scheinen.
Während sich die Frage nach dem Soundtrack oder der Mode der Neocons nicht eindeutig beantworten lässt (was durchaus interessant ist, sind doch, wenn sie nicht als Solitäre agieren, sondern zur einschlägigen Szene gehören, Linksradikale, Ökopazifisten, Feministinnen, engagierte Schwule oder Stiefelnazis sehr eindeutig an den Klamotten erkennbar und haben in der Regel auch bestimmte szenespezifische Vorlieben und Abneigungen im Musikgeschmack), so fällt etwas Anderes ins Auge: Bin Laden und Konsorten beherrschen den Gebrauch der Popkultur perfekt. Die Anschlagsvideos waren professionell inszeniert und haben mit der MTV-Clipkultur mehr zu tun als etwa mit den Bekennerschreiben der RAF, deren Credo die Unverständlichkeit für Nicht-Antiimperialisten war.
Das ist insofern bemerkenswert, als dass Bin Laden & Co einer Richtung des Islam anhänge, in der eigentlich das totale Bilderverbot gilt. Die Taliban hatten alle Kinos in Afghanistan geschlossen, und legt man das Bilderverbot streng aus, dürften nicht einmal Pflanzen gezeichnet werden. Mit suggestiven, perfekt inszenierten Bildern für eine Gesellschaft des totalen Bilderverbots?
Osamas Mannen verstehen sich nicht nur auf Inszenierung mit Mitteln der Popkultur, sie zeichneten sich zumindest in der Vergangenheit, wenn sie sich im Westen bewegten, auch durch besondere Modebewusstheit aus, was ihnen den Spitznamen Gucci-Guerrilla einbrachte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich Modebanause habe von der Eistenz der Marke Gucci erst durch die Berichterstattung über Al Kaida erfahren. Neben der Weltläufigkeit und Medienkompetenz der Terroristen sticht aber noch etwas ganz anderes ins Auge:In manchen islamischen Ländern ist es für männliche Jugendliche der dernier crie, in Usama- oder Djihad-T-Shirts rumzulaufen, und das hängt keineswegs unbedingt mit Bekenntnis zum Islamismus zusammen, sondern ist häufig ein frapper les bourgeois, ähnlich, wie hierzulande ein T-Shirt mit DDR Wappen und Schriftzug "Ministerium für Staatssicherheit" nicht unbedingt ein politisches Bekenntnis beinhaltet, sondern häufig nur den Wunsch, der Coolste in der Disco zu sein, political incorrect halt. Dies spielt sich allerdings ab vor einer sehr komplexen Matrix der Symbole zwischen Orient und Okzident.
http://www.g26.ch/marokko_news_0407.html
Zusammengefasst: Bedeutet Al Kaida nicht nur eine neue, erschreckende und menschenverachtende Qualität des Terrors, sondern auch "Islamismus meets Popkultur"? Es will so scheinen.
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workingclasshero,
Montag, 2. Januar 2006, 11:34
Tanz den Bin Laden
Das erinnert mich jetzt wirklich an DAF mit "Tanz den Mussolini". Während damals der "modische" Umgang mit politischen Haltungen eher persiflierend Eingang in einen Songtext fand, ist daraus offenbar Ernst geworden.
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che2001,
Montag, 2. Januar 2006, 14:35
Nicht so ganz: DAF wurden zu diesem Lied inspiriert durch Punks, die plötzlich Neonazis wurden und durch den rasanten Kostüm- und Grundhaltungwechsel von Jugendlichen, die jeweils ein paar Monate nacheinander als Skas, Skinheads, Punks und Grufties umherrannten und dabei jeweils ihr Outfit, Musikprogramm, die besuchten Szenekneipen und sogar das gesprochene Vokabular komplett austauschten, so um 1980 ein oft beobachtetes Phänomen. Insofern ist, was Modeste hier über eine mir in dieser Form nicht bekannte Nightlifeszene in den 90ern geschrieben hat
http://girl.twoday.net/stories/1246705/comments/1248851/comment
schon früher verbreitet gewesen, allerdings mit dem Unterschied, dass politische Inhalte vielfach mit zu den Szene-Accessoires gehörten, die da wie ein Kostüm ausgetauscht wurden.
http://girl.twoday.net/stories/1246705/comments/1248851/comment
schon früher verbreitet gewesen, allerdings mit dem Unterschied, dass politische Inhalte vielfach mit zu den Szene-Accessoires gehörten, die da wie ein Kostüm ausgetauscht wurden.
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