Donnerstag, 17. Juni 2021
SARS-CoV-2 als neues "Forever Virus": Wie sich Wissenschaftler auf die Zukunft mit dem Erreger vorbereiten
Michael van den Heuvel, Medscape



Zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie hofften Forscher noch, das Virus könnte vielleicht eines Tages wieder verschwinden ? spätestens nach Abschluss flächendeckender Impfkampagnen zum Aufbau einer Herdenimmunität. Diese Hoffnung schwindet mehr und mehr, denn SARS-CoV-2 reagiert auf den evolutionären Druck mit immer wieder neuen Mutationen. Das Robert Koch-Institut (RKI), Berlin, nennt aktuell 4 Variants of Concern (VOC, besorgniserregende Varianten). Und ?Foreign Affairs?, ein Online-Magazin, schreibt bereits vom nächsten ?Forever Virus?.

Für die Wissenschaft bleibt als Herausforderung, neuartige Coronaviren flächendeckend zu überwachen und daraus ? falls erforderlich ? entsprechende Maßnahmen abzuleiten. Wie dies funktionieren könnte, erklärten Experten gegenüber dem Science Media CenterGermany (SMC) [1].

Lehren aus Influenza
Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Aufgabe, pathogene Viren dauerhaft zu erfassen, nicht neu. Beim Influenzavirus gibt es schon lange entsprechende Strukturen. So bietet das Global Influenza Surveillance and Response System (GISRS) der WHO eine flächendeckende Überwachung. Es arbeitet mit einzelnen Zentren in allen 123 WHO-Mitgliedsstaaten.

Das Influenza-Überwachungssystem kann tatsächlich ein Vorbild sein. Prof. Dr. Richard Neher
?Das Influenza-Überwachungssystem kann tatsächlich ein Vorbild sein?, erklärte Prof. Dr. Richard Neher von der Universität Basel. Viren würden seit Jahren weltweit gesammelt und bei der WHO charakterisiert. Übertragen auf das neuartige Coronavirus heißt das: ?Die genomische Surveillance von SARS-CoV-2 funktioniert mittlerweile in Europa sehr gut, aber bei der Charakterisierung der Varianten und der Risikobewertung wäre mehr internationale Koordination sinnvoll?, so Nehers Einschätzung.

Die genomische Surveillance von SARS-CoV-2 funktioniert mittlerweile in Europa sehr gut, aber bei der Charakterisierung der Varianten und der Risikobewertung wäre mehr internationale Koordination sinnvoll. Prof. Dr. Richard Neher
Prof. Dr. Isabella Eckerle von der Universität Genf befürwortet auch, Strukturen und Netzwerke, die bereits zur Influenza-Surveillance bestehen, für SARS-CoV-2 zu nutzen. Probleme erwartet die Expertin in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Pro-Kopf-Einkommen. Denn sie hätten nicht nur geringe Durchimpfungsraten, sondern auch niedrige Laborkapazitäten.

?Welche Faktoren bei der Zirkulation von SARS-CoV-2 eine Rolle spielen, ist noch sehr viel weniger gut verstanden als bei der Influenza, sodass man viel breiter und umfassender überwachen muss?, lautet ihre Empfehlung. ?Ein weiterer wichtiger Punkt ist in meinen Augen der Hergang in Tierpopulationen, der überwacht und sofort erkannt werden muss, wie es bereits mehrfach etwa auf Nerzfarmen geschehen ist.?

Wie könnte die Surveillance bei SARS-CoV-2 aussehen?
Wenig überraschend besteht bei Experten Einigkeit darin, SARS-CoV-2 engmaschig zu überwachen. ?Inzidenzen werden ein wichtiger Parameter bleiben; sie sind ein guter Indikator für das Infektionsgeschehen?, ist sich Neher sicher. ?Wir sollten den Fokus aber ebenso weiterhin auf die Genomsequenzierungen legen.?

Eckerle bestätigt: ?Eine Surveillance mittels Vollgenom-Sequenzierung kann den besten Überblick über zirkulierende Varianten geben, allerdings ist die Auswahl der Proben hier sehr wichtig und nicht trivial.? Wichtig sei eine repräsentative, flächendeckende Probennahme. Methodisch nennt sie entweder Sentinel-Untersuchungen, also repräsentative Stichproben, oder eine symptomatische Surveillance für respiratorische Infektionen, etwa über Hausarztpraxen. ?Neben der technisch aufwendigen und teuren Vollgenom-Sequenzierung, die gerade in ressourcenarmen Regionen ein Problem darstellen kann, können mutationsspezifische PCRs auf Marker-Mutationen einen Überblick verschaffen?, weiß die Expertin.

?Ein wichtiger Punkt ist, dass Surveillance allein noch keine Infektionskontrolle darstellt?, schränkt Eckerle ein. Ein Monitoring sei wichtig, um neue Varianten möglichst früh zu erkennen und ihre Dynamik zu beschreiben. ?Die Vorstellung jedoch, dass man sich durch massive Vollgenom-Sequenzierung vor der Verbreitung von Varianten schützen kann, ist in meinen Augen ein Trugschluss.?

Wichtig sei, dass sich das Infektionsgeschehen in sehr niedrigen Inzidenzen bewege, sodass die Nachverfolgung von Kontakten umfassend möglich sei, inklusive geeigneter Maßnahmen zur Eindämmung. Auf globaler Ebene sei die möglichst schnelle und breite Durchimpfung jetzt besonders wichtig.

Prof. Dr. Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig wünscht sich außerdem, dass die im Jahr 2020 initiierten großen, repräsentativen Antikörper-Studien weitergeführt werden. ?Anhand einer solche Kohorte kann man die Veränderungen des Immunstatus in der Bevölkerung überwachen?, lautet seine Einschätzung. Mittlerweile gebe es Methoden, um Antikörper, die nach Impfung gebildet werden, von denjenigen Antikörpern nach Infektion zu unterscheiden. Auch nach Virusvarianten könne man bei dem Verfahren differenzieren.

Unklare Rolle von Hotspots
Eine Besonderheit bei der Surveillance: ?Regionale Hotspots werden dort eine Rolle spielen, wo geringe Impfraten vorliegen und das Virus weiterhin in einer teil-immunen Bevölkerung zirkuliert?, so Eckerle. ?Dies kann ganze Länder umfassen, die benachteiligten Zugang zu Impfstoff haben, oder aber bestimmte Bevölkerungsgruppen, die die Impfung aus den verschiedensten Gründen ablehnen.?

Krause spekuliert ebenfalls, das lokale Geschehen werde an Bedeutung zunehmen und damit auch die Rolle der Gesundheitsämter. Doch Vorsicht: ?Deren aktuelle Personalunterstützung von außen wird gerade wieder abgebaut und kann auch nicht nachhaltig in dem Maße wie im vergangenen Jahr aufrechterhalten werden.? Somit komme der Digitalisierung der Arbeitsprozesse weiterhin eine große Bedeutung zu.

Regionale Hotspots werden dort eine Rolle spielen, wo geringe Impfraten vorliegen und das Virus weiterhin in einer teil-immunen Bevölkerung zirkuliert. Prof. Dr. Isabella Eckerle
?Ich glaube, regionale Hotspots werden keine große Rolle spielen?, widerspricht Neher. ?Mit zunehmender Impfrate wird das Infektionsgeschehen an Dynamik weiter verlieren und eher nach dem Muster der Grippe oder Erkältungswellen ablaufen.? Es werde also voraussichtlich nicht mehr zu einer Karnevalsfeier kommen, bei der die Zahl der Ansteckungen durch die Decke gehe. ?Regionale Unterschiede bleiben aber bei der Nachverfolgung neuer Varianten wichtig?, so seine Einschätzung.

Szenarien für Impfungen
Auch zur Zukunft von Vakzinen äußerten sich die Experten. Prof. Dr. Annelies Wilder-Smith von der London School of Hygiene and Tropical Medicine nannte 4 hypothetisch denkbare Szenarien:

COVID-19-Impfstoffe führen zur starken T-Zell-Antwort und zusätzlich zur humoralen Antwort. Innerhalb der nächsten 1 bis 3 Jahre ist keine Auffrischung erforderlich.

Patienten benötigen eine Auffrischungsimpfung mit dem gleichen Vakzin wie bei der Grundimmunisierung. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass diese Strategie zu höheren Antikörper-Titern und zu einem besseren Schutz gegen COVID-19 führt.

Eine Auffrischungsimpfung wird mit einem angepassten Impfstoff, der sich gegen eine bestimmte, zirkulierende Variante richtet, durchgeführt.

Patienten erhalten eine multivalente Auffrischungsimpfung, die neben dem Wildtyp diverse VOC als Antigen oder als Nukleinsäure enthält.

Die beste Strategie, um die Entwicklung von bedenklichen Varianten zu reduzieren, ist ganz klar die schnelle Immunisierung eines großen Teils der Bevölkerung. Prof. Dr. Annelies Wilder-Smith
Wilder-Smith´ Fazit: ?Die beste Strategie, um die Entwicklung von bedenklichen Varianten zu reduzieren, ist ganz klar die schnelle Immunisierung eines großen Teils der Bevölkerung.? Doch dann müssten prospektive Studien zeigen, welche der 4 Optionen die effektivste sei.

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Impfstoff falsch verteilt? ?Man hätte sozial Schwache eher impfen müssen? ? ein Medizinethiker über Gerechtigkeit und Impfneid
Christian Beneker, Medscape



Sind Sie privilegiert und können schon mit dem digitalen Impfausweis in den Urlaub starten? Wie gerecht wird und wurde der SARS-CoV2-Impfstoff verteilt? Medscape sprach mit Prof. Dr. Georg Marckmann, an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Vorstand des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, über die Fragen von Impfneid und Impfgerechtigkeit.


Prof. Dr. Georg Marckmann

Medscape: Am 7. Juni wurde die Priorisierung aufgehoben - prompt sind die Hausarztpraxen überlaufen von Impfwilligen. Erwarten Sie jetzt eine Art Verteilungskampf, wo jeder nur noch sich selbst der Nächste ist?

Marckmann: Ich mahne zur Gelassenheit. Die Frage der Impfpriorisierung ist etwas dramatisiert worden, als ginge es um den Zugang zu lebensnotwendigen Maßnahmen. Das Infektionsrisiko ist inzwischen sehr niedrig und auch derjenige, der noch keine Impfung bekommen hat, kann sich weiter mit den üblichen Maßnahmen wie Mund-Nase-Schutz oder Abstand halten schützen.

Der Impfneid ist im Übrigen vor allem deshalb entstanden, weil wir so intensiv über die Rücknahme von Freiheitsbeschränkungen für Geimpfte diskutiert haben. Das ist für mich die falsche Frage gewesen.

Wir hätten eher diskutieren müssen, ob es noch gerechtfertigt ist, die Freiheiten der Menschen insgesamt weiter einzuschränken angesichts einer zunehmenden Durchimpfung der Hochrisikogruppen, angesichts sinkender Inzidenzzahlen, angesichts möglicher Alternativen zum Impfen, wie zum Beispiel Schelltests. Es war nicht mehr gut nachvollziehbar, warum die Geimpften bestimmte Freiheiten bekommen, aber die Ungeimpften nicht.

Medscape: Sie kritisieren, dass man bei der Impfpriorisierung mehr soziale Aspekte mitberücksichtigen hätte sollen. Hat man Arme, Obdachlose und Migranten vergessen?

Prof. Marckmann: Es ist ethisch geboten, schlechter Gestellte und sozial Schwache eher zu impfen. Dafür sehe ich 3 gute Gründe: Sie haben aufgrund ihrer oft beengten Lebenssituation ein erhöhtes Infektionsrisiko, sie können zum Beispiel oft nicht im Homeoffice arbeiten. Außerdem ist erwiesen, dass zum Beispiel Langzeitarbeitslose ein höheres Risiko für schwere Verläufe einer Corona-Infektion haben.

Sozial Schwache, die ohnehin schlechtere Gesundheitschancen haben, haben zudem auch noch einen schlechteren Zugang zu den Impfungen. Man hätte arme, benachteiligte Bevölkerungsgruppen eher impfen müssen.

Medscape: Ist so etwas wie Impfgerechtigkeit überhaupt möglich?

Prof. Marckmann: Ja, aber es bleibt ein Ideal, das wir nie vollkommen erreichen. Impfstoffe sollen so eingesetzt werden, dass möglichst viel gesundheitlicher und sozio-ökonomischer Schaden abgewendet wird. Wesentliche Aspekte wurden bisher bei der Priorisierung ja auch berücksichtig. Die Anwendung der Kriterien führt zwar zu einer Ungleichverteilung, aber zu einer ethisch gerechtfertigten Ungleichverteilung. Mein Ziel wäre eine ?ausreichende Gerechtigkeit.?

Es liegt übrigens im Interesse aller, dass Menschen, die in armen Verhältnissen enger zusammenleben und ein höheres Infektionsrisiko haben, schnell geimpft werden. Denn dies verhindert Infektionsausbrüche, die sich weiter auf andere Bevölkerungsgruppen ausbreiten können.

Medscape: Inzwischen sind ja Impfteams etwa in Hochhaus-Siedlungen unterwegs.

Marckmann: Ja, das ist ein wichtiger erster Schritt. Allerdings: Saisonarbeiter, Migranten oder Obdachlose sind oft nicht leicht zu identifizieren, um ihnen ein Impfangebot zu unterbreiten. Wir wissen nicht genau, wo sie leben.

In den USA gibt es Indizes, die systematisch erfassen, welche Regionen und Stadtbezirke am meisten benachteiligt sind. Den dort lebenden Menschen kann man dann gezielt Impfangebote machen. Meines Wissens werden solche Instrumente bei uns bislang nicht angewendet.

Medscape: Jetzt werden verschiedentlich auch Kinder geimpft ?

Prof. Marckmann: Ob es richtig ist, Kinder und Jugendliche jetzt zu impfen, finde ich fraglich. Das wäre eine egalitäre Gerechtigkeit, die alle gleich behandelt, aber insgesamt wenig hilft, da sie die individuelle Bedürftigkeit nicht berücksichtigt. Kinder und Jugendliche haben nun einmal ein sehr geringes Risiko für schwerwiegende COVID-19-Verläufe.

Ob es richtig ist, Kinder und Jugendliche jetzt zu impfen, finde ich fraglich. Prof. Dr. Georg Marckmann
Zudem gibt es bislang nur wenig wissenschaftliche Evidenz zur Corona-Impfung bei Kindern. Insofern sollten wir nicht alle Kinder impfen, sondern nur diejenigen, die beispielsweise aufgrund von Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben. Dies wäre wieder eine eher bedürfnisorientierte Gerechtigkeit.

Medscape: Bei der internationalen Verteilung der Impfstoffe werden ebenfalls die armen Länder benachteiligt. Da wiederholt sich auf internationaler Ebene, was schon national nicht funktionierte.

Prof. Marckmann: Die internationale Verteilung der Impfstoffe ist bislang noch unzureichend geregelt. Dabei ist die Pandemie eine internationale Herausforderung, wir müssen entsprechend global agieren.

Doch es haben sich Länder, die nur etwa 16% der Weltbevölkerung ausmachen, über 70% der im Jahr 2021 weltweit verfügbaren Impfstoffe gesichert. Hier haben die reichen Länder eine moralische Pflicht entsprechend gegenzusteuern. Auch die ärmeren Länder müssen unbedingt ausreichenden Zugang zu den SARS-CoV-2-Impfungen erhalten.

Medscape: Auch zu Ungunsten der reichen Länder?

Prof. Marckmann: Wir stehen nicht unter Druck, sehr schnell 70% oder 80% der Gesamtbevölkerung zu impfen. Vor allem müssen die Risikogruppen geschützt werden, und das ist ja auch weitgehend erfolgt. Die Impfung der verbleibenden vor allem jüngeren Menschen hat keine so hohe Priorität mehr. Von den knapp 90.000 Menschen, die in Deutschland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben sind, waren nur knapp 1.000 unter 50 Jahre alt.

Vor diesem Hintergrund wäre es durchaus vertretbar, der internationalen Verteilung der Impfstoffe eine höhere Priorität einzuräumen. Es wäre ethisch gerechtfertigt, global zu denken und den ärmeren Ländern mehr Impfstoffe zukommen zu lassen.

Natürlich muss dann auch über globale Verteilungskriterien nachgedacht werden: Vorrang sollte die Vermeidung von vorzeitigen Todesfällen durch COVID-19 haben, dann wären schwerwiegende soziale und wirtschaftliche Auswirkungen zu berücksichtigen und schließlich die Rückkehr zu einem normalen gesellschaftlichen Leben.

Medscape: Ist das in Deutschland vermittelbar?

Marckmann: Zumindest sollte man versuchen, dafür zu werben. Dies muss ja nicht notwendig bedeuten, dass wir viel weniger Impfstoffe für die eigene Bevölkerung zur Verfügung haben. Vielleicht sollten wir sogar vorrangig versuchen, ausreichende Produktionskapazitäten in ärmeren Ländern zu schaffen. Astra Zeneca produziert zum Beispiel Impfstoffe in Brasilien.

Aber so lange die Impfstoffe global noch knapp sind, wäre es ratsam, in den reichen Ländern zunächst nur die Risikogruppen zu impfen, um international mehr Impfstoff zur Verfügung stellen zu können.

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Montag, 14. Juni 2021
"Epidemische Notlage" verlängert; Bundesnotbremse läuft Ende Juni aus
Michael van den Heuvel, Sonja Boehm, Dr. Thomas Kron

Produktionsmängel: 60 Millionen J&J-Impfdosen für den Müll

Ausbrüche bei geimpften Heimbewohnern: Schlechtere Immunantwort

USA prüfen Fälle von Myokarditis bei jungen Menschen nach Impfung

Schwere Hirnentzündung als mögliche Folge einer COVID-19-Erkrankung

Ungeimpfte Kinder als "Virus-Reservoir" und "Brutstätte" neuer Varianten?

Dem Robert Koch-Institut (RKI) sind bis Montagmorgen zum 1. Mal seit 8 Monaten weniger als 1.000 Neuinfektionen in den letzten 24 Stunden gemeldet worden, die Gesundheitsämter meldeten nur 549 (Vorwoche 1117) Neuinfektionen mit COVID-19. Die 7-Tage-Inzidenz ist damit bundesweit auf 16,6 gefallen (Vortag: 17,3). Es gab nur 10 neue Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 deutschlandweit (Vorwoche 22).

"Epidemische Notlage" verlängert; Bundesnotbremse läuft Ende Juni aus
Der Bundestag hatte am Freitag trotz dieser niedrigen Zahlen auf Antrag der Fraktionen von Union und SPD die epidemische Notlage bis Ende September verlängert. Die erstmals im März 2020 vom Bundestag festgestellte ?epidemische Notlage von nationaler Tragweite" ermöglicht es, weitreichende Verordnungen gegen die Pandemie zu erlassen. Ohne Verlängerung wären die aktuellen Regelungen zum 30. Juni ausgelaufen.

Von den Abgeordneten stimmten 375 für die Verlängerung, 218 dagegen, 6 Abgeordnete enthielten sich. Die Fraktionen von FDP und AfD hatten sich gegen die Vorlage ausgesprochen. Durch die Verlängerung sollen rund 20 Verordnungen, die direkt von der festgestellten Notlage abhängen, fortgeführt werden; dazu gehören z.B. Regelungen zu Testangeboten. Im Gegensatz zur "epidemischen Notlage" soll die "Bundesnotbremse" am 30. Juni auslaufen. Mit dieser hatte der Bund im April verfügt, dass es möglich ist, einheitliche Corona-Schutzmaßnahmen in Gebieten mit hoher Inzidenz durchzusetzen.

Produktionsmängel: 60 Millionen J&J-Impfdosen für den Müll
In den USA ist nach Angaben der New York Times das Unternehmen Johnson & Johnson von den Behörden verpflichtet worden, fast 60 Millionen Impfdosen zu vernichten. Hintergrund sind festgestellte Produktionsmängel in einem Werk in Baltimore. Auch Deutschland wird von dieser Maßnahme betroffen: Das BGM erwartet, dass bis Ende Juni dadurch etwa 6,5 Millionen J&J-Impfdosen ausfallen, die nach Deutschland geliefert werden sollten.


Ausbrüche bei geimpften Heimbewohnern: Schlechtere Immunantwort
Wissenschaftler der Charité haben untersucht, warum es in Pflegeheimen " auch bei vollständiger Immunisierung der Bewohner " immer wieder zu größeren Coronavirus-Ausbrüchen kommt. Hauptgründe sind danach neben dem Auftreten neuerer Virusvarianten, eine verzögerte und geringere humorale und zelluläre Immunreaktion der Senioren auf die SARS-CoV-2-Impfung.

Basis der Analyse, die gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Gesundheitsbehörden erfolgte, waren Längsschnittstudien bei Personal und Bewohnern eines Pflegeheims in Berlin, in dem zwischen Februar und März 2021 bei 11 ungeimpften Pflegekräften und 20 Bewohnerinnen und Bewohnern eine SARS-CoV-2-Infektion festgestellt worden war. 16 der 20 infizierten Bewohner waren vollständig mit der BioNTech/Pfizer-Vakzine geimpft.
Der Ausbruch wurde von der Virusvariante B.1.1.7 (Alpha-Variante) ausgelöst, die mit einer höheren Virusmenge im Rachen und einer größeren Übertragbarkeit einhergeht. Alle 4 ungeimpften erkrankten Heimbewohner mussten stationär behandelt werden, außerdem 2 von den 16 geimpften Senioren. Allgemein verliefen die Erkrankungen bei den Ungeimpften schwerer als bei den Geimpften. Geimpfte hatten zudem tendenziell weniger Virus im Rachen und dies über einen kürzeren Zeitraum, nämlich im Schnitt für 8 Tage vs. 31 Tage bei Ungeimpften.

3 Wochen nach der 1. Impfdosis hatten 87% der im Schnitt 34jährigen Mitarbeiter Antikörper gegen SARS-CoV-2, aber nur 31% der geimpften Heimbewohner (> 70 Jahre). 4 Wochen nach der 2. Dosis hatten 99% der jungen Impflinge SARS-CoV-2-spezifische Antikörper gebildet und circa 91% der Senioren. Die Avidität der Antikörper war bei den Älteren geringer als bei Jüngeren und die T-Zellantworten fielen schwächer aus.

Fazit der Autoren: Die Immunantworten erreichten bei den Älteren nicht das Niveau von jungen Impflingen, daher bleibe die Immunisierung von deren Kontaktpersonen sehr wichtig ? ebenso wie die Beachtung von Hygienemaßnahmen und regelmäßige Tests der Betreuer und Besucher.

USA prüfen Fälle von Myokarditis bei jungen Menschen nach Impfung
Am Freitag den 18. Juni treten Experten des CDC's Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) in den USA zusammen, um Fälle von Myokarditis zu überprüfen, die bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach der Gabe von mRNA-Impfstoffen gegen COVID-19 gemeldet wurden. Wie berichtet, scheint es eine Häufung von Fällen von Myokarditis vor allem bei jungen Männern, meist nach der 2. Dosis der Impfstoffe von Pfizer-BioNTech oder Moderna zu geben. Dabei treten die Symptome, typischerweise innerhalb von 3 Tagen nach der 2. Impfung auf.


Bei entsprechenden Symptomen solle ein Kardiologe hinzugezogen werden, raten die CDC. Trotzdem fordern sowohl die CDC als auch die American Heart Association/American Stroke Association (AHA/ASA), weiterhin alle Erwachsenen und Kinder ab 12 Jahren in den USA auf, sich so schnell wie möglich gegen COVID-19 impfen zu lassen.

Mit Stand vom 11. Juni 2021 berichten die CDC, dass seit dem 14. Dezember 2020 mehr als 306 Millionen Dosen des COVID-19-Impfstoffs in den USA verabreicht wurden und fast 43% der US-Amerikaner, mehr als 142 Millionen, vollständig geimpft sind. Laut CDC wurden bis zum 31. Mai 2021 dabei 789 Fälle von vermuteter Myokarditis gemeldet, davon 475 bei Personen unter 30 Jahren. 79 Fälle von vermuteter Myokarditis/Perikarditis betrafen Jugendliche im Alter von 16 oder 17 Jahren.

81% der 270 Patienten unter 30 Jahren mit Verdacht auf Myokarditis im Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung haben sich vollständig erholt, die restlichen 19% berichten über anhaltende Symptome oder es fehlen vollständige Daten.

196 Fälle von vermuteter Myokarditis nach COVID-19-Impfung wurden bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren gemeldet. Diese Inzidenz ist höher als für diese Altersgruppe zu erwarten ist. Nur etwa 9% der verabreichten COVID-19-Impfstoffdosen entfielen auf die Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen.

Wie AHA/ASA mitteilen, sind sie ?weiterhin zuversichtlich?, dass der Nutzen der Impfung die möglichen Risiken bei weitem übersteigt?. Dabei seien auch für junge Menschen mögliche langfristige gesundheitliche Auswirkungen der Infektion und Spätfolgen auf das Herz, das Gehirn, das Gefäßsystem und andere Organe zu berücksichtigen. Die Experten verweisen darauf, dass eine Myokarditis auch die Folge einer kürzlich erfolgten Virusinfektion sein kann und der Zusammenhang mit dem Erhalt eines COVID-19-Impfstoffs nicht zweifelsfrei erwiesen sei, zumal die in den USA zugelassenen COVID-19-Impfstoffe kein lebendes Virus enthielten.

Junge Impfligen werden ermutigt, einen Arzt aufzusuchen, wenn sie in den Wochen nach der COVID-19-Impfung eines der folgenden Symptome haben: Brustschmerzen (v.a. wenn diesee plötzlich, scharf und stechend sind), Atembeschwerden/Atemnot; abnormaler Herzschlag; starke Kopfschmerzen; verschwommenes Sehen; Ohnmacht oder Verlust des Bewusstseins; Schwäche oder sensorische Veränderungen; Verwirrung oder Schwierigkeiten beim Sprechen; Krampfanfälle; unerklärliche Bauchschmerzen; oder neue Beinschmerzen oder Schwellungen.

Schwere Hirnentzündung als mögliche Folge einer COVID-19-Erkrankung
Ein Team von Forschenden des Universitätsklinikum Freiburg und des Exzellenzcluster CIBSS ? Centre for Integrative Biological Signalling Studies ? der Universität Freiburg um Prof. Dr. Marco Prinz, Ärztlicher Direktor am Institut für Neuropathologie, und Prof. Dr. Dr. Bertram Bengsch, Sektionsleiter für Translationale Systemimmunologie in der Hepatogastroenterologie der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg, konnte jetzt nachweisen, dass sich bei COVID-19 eine schwere Entzündungsreaktion durch unterschiedliche Immunzellen um das Gefäßsystem und im zentralen Hirngewebe entwickeln kann. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe von Immunity veröffentlicht.

?Auch wenn es bereits Hinweise auf eine Beteiligung des Zentralen Nervensystems bei COVID-19 gab, hat uns das Ausmaß der Entzündung im Hirn überrascht?, kommentiert Erstautorin Henrike Salié die Studie. ?Gerade die vielen sogenannten Mikrogliaknötchen lassen sich im gesunden Hirn sonst nicht finden?, so Erstautor Dr. Marius Schwabenland. Durch die Anwendung einer neuartigen Messmethode, die bildgebende Massenzytometrie, konnten unterschiedliche Zelltypen des Immunsystems, sowie Virus-infizierte Zellen und deren räumliches Zusammenwirken in bisher unbekanntem Detail untersucht werden.

?Bisher war das Entzündungsmuster bei COVID-19 wenig verstanden. Auch im Vergleich zu anderen Hirnentzündungen sind die durch COVID-19 ausgelösten Entzündungsreaktionen einzigartig und weisen auf eine schwerste Störung der hirneigenen Immunantwort hin. Insbesondere die wesentlichen Abwehrzellen im Gehirn, sogenannte Mikrogliazellen, werden besonders stark aktiviert und es kommt zur Einwanderung von T-Killerzellen in das Hirngewebe und Entwicklung einer ausgeprägten Neuroinflammation im Hirnstamm?, erläutert Prinz.

?Die Immunveränderungen sind besonders in der Nähe kleiner Hirngefäße nachweisbar. In diesen Bereichen wird der Virus-Rezeptor ACE2 exprimiert, an den das Coronavirus andocken kann und dort war das Virus auch direkt nachweisbar?, ergänzt Bengsch. ?Es erscheint plausibel, dass die Immunantwort dort infizierte Zellen erkennt und sich die Entzündung dann auf das Nervengewebe ausbreitet und so für Beschwerden sorgt. Möglicherweise könnte eine frühzeitige immunmodulierende oder immunsuppressive Therapie die Entzündung reduzieren.?

Prof. Dr. Robert Thimme, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg, ergänzt: ?Während wir schon wussten, dass eine starke Immunantwort für eine Ausheilung der Coronavirus-Infektion benötigt wird, kann offensichtlich auch eine fehlgeleitete Immunantwort schwere Schädigungen hervorrufen.?

Ungeimpfte Kinder als ?Virus-Reservoir? und ?Brutstätte? neuer Varianten?
Zur Diskussion, ob auch Kinder (vorrangig) gegen COVID-19 geimpft werden sollten, nimmt ein Artikel in Nature Stellung. In vielen Teilen der Welt seien auch die Infektionen bei Kindern als Folge der Massenimpfungen von Erwachsenen zurückgegangen. Doch es herrsche unter Experten Uneinigkeit darüber, heißt es, ob ungeimpfte Kinder nicht zu einem ?Reservoir" für die Infektion werden können ? und damit zu einer potenziellen Brutstätte für das Auftreten neuer Varianten.

Dem scheint nach den Daten einer brasilianischen Studie aus der kleinen Stadt Serrana im brasilianischen Bundesstaat São Paulo nicht so zu sein. In der Stadt sind im Rahmen eines Projektes 98% der Erwachsenen geimpft worden ? allerdings mit der chinesischen Vakzine von Sinovac, der eine geringere Wirksamkeit von nur rund 50% gegen symptomatische Infektionen bescheinigt wird.

Wie Forscher des Butantan-Instituts in São Paulo auf einer Pressekonferenz letzte Woche berichtet haben, sanken nach dem Impfprogramm jedoch die symptomatischen Fälle von COVID-19 um 80% und die Todesfälle um 95%. Obwohl 62% der 45.000 Einwohner von Serrana Erwachsene sind, gab es einen ähnlichen Rückgang der symptomatischen Infektionen auch bei ungeimpften Kindern.


?Es war eine unserer Befürchtungen dass, wenn man alle anderen impft, sich die Krankheit wahrscheinlich bei den Kindern und Jugendlichen konzentrieren wird", so die Untersucher. ?Aber das haben wir nicht gesehen."

Ähnlich sind die Erfahrungen in anderen Ländern mit hohen Impfraten. So sind z.B. in USA die Fälle bei Kindern und Jugendlichen zwischen Januar und Mai um 84% zurückgegangen. Dies obwohl erst etwas mehr als die Hälfte der US-Bevölkerung ? überwiegend Erwachsene ? mindestens eine Impfdosis erhalten hat.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass Kinder das Virus mit geringerer Wahrscheinlichkeit übertragen als Erwachsene ? ein weiterer Grund, warum die Befürchtungen sie könnten als Virus-Reservoir fungieren, vielleicht nicht zutreffen.

In Israel sind die Infektionsraten bei denjenigen, die für eine Impfung in Frage kommen, ebenfalls stark gesunken, von 559/100.000 bei den über 16-Jährigen Mitte Januar auf nur noch 1,5/100.000. Die meisten Schulen sind seit März wieder geöffnet, doch auch bei den ungeimpften Kindern sank die Inzidenz in ähnlichem Ausmaß von 546 auf 1,5 bei den unter 11-Jährigen.

Dies deute darauf hin, dass Kinder am häufigsten von Erwachsenen angesteckt werden, kommentiert Dr. Eric Haas, ein Kinderarzt für Infektionskrankheiten und Epidemiologe am israelischen Gesundheitsministerium in Jerusalem. ?Sonst würde man erwarten, dass sich die Kinder, wenn sie wieder in die Schule gehen, massenhaft gegenseitig anstecken."

Es gibt aber auch andere Interpretationen. So zeichnen britische Daten, wo die Impfrate bei 60 % liegt, ein komplizierteres Bild: Bis Ende Mai waren dort die Infektionen bei Schülern der Sekundarstufe von einem Höchststand von etwa 600/100.000 im Januar auf weniger als 100/100.000 gesunken. Bei jüngeren Schulkindern sind die Zahlen noch niedriger.

Doch deuten nun jüngste Daten darauf hin, dass ungeimpfte Kinder immer noch wichtige Überträger des Virus sein könnten. Im Mai gab es fast 100 Ausbrüche ? definiert als 2 oder mehr Fälle ? in Grund- und weiterführenden Schulen in England. Dies allerdings bei insgesamt rund 25.000 Schulen in England. Auch hat sich die Gesamtinfektionsrate bei Kindern im Schulalter in den 6 Wochen nach der Wiedereröffnung der Schulen kaum verändert.

Das Ausmaß, in dem ungeimpfte Kinder als Überträger fungieren, hat Auswirkungen darauf, ob sie geimpft werden sollten, sobald die erwachsene Bevölkerung geimpft wurde ? eine Frage, die heiß diskutiert wird. In den USA, wo die FDA bereits am 10. Mai den BioNTech-Impfstoff für Kinder ab einem Alter von 12 Jahren zugelassen hat, haben inzwischen mehr als 7 Millionen Kinder mindestens eine Dosis erhalten.

Allerdings argumentiert die WHO, dass aufgrund des geringen Risikos für einen schweren Verlauf bei Kindern deren Impfung keine Priorität hat, da die Impfstoffmengen weltweit noch bei weitem nicht ausreichen, um alle Erwachsenen zu immunisieren.

Manche Experten sehen allerdings die Impfung von Kindern als entscheidend für die Kontrolle der Pandemie an. Dadurch würden sie als potenzielles Reservoir für asymptomatische Infektionen ausgeschaltet und das Auftreten neuer Varianten werde besser verhindert, argumentieren diese.

Update vom 10. Juni 2021
STIKO: Keine allgemeine Empfehlung zur Impfung ab 12 Jahren

Startschuss für den digitalen Impfnachweis ? CovPass ab nächste Woche

?Angemessene? Vergütung für Nachtragungen

CovPass in allen EU-Ländern anerkannt

Infektion trotz Zweifach-Impfung ? AHA-Regeln behalten Bedeutung

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen nimmt weiter ab, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Präsident Prof. Dr. Lothar Wieler haben Details zum neuen digitalen Impfnachweis vorgestellt und der STIKO-Chef Prof. Dr. Thomas Mertens äußert sich zu Fällen von schlechtem Impfschutz nach vollständiger Impfung bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

STIKO: Keine allgemeine Empfehlung zur Impfung ab 12 Jahren
Wie erwartet hat die STIKO sich gegen eine allgemeine Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen COVID-19 ausgesprochen. Wie es im Epidemiologischen Bulletin 23/2021 heißt, empfiehlt sie lediglich ?für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen aufgrund eines anzunehmenden erhöhten Risikos für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung eine Impfung mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty® (BioNTech/Pfizer)?. Und weiter: ?Der Einsatz von Comirnaty® bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12-17 Jahren ohne Vorerkrankungen wird derzeit nicht allgemein empfohlen, ist aber nach ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und Risikoakzeptanz möglich.?

In den vergangenen 24 Stunden wurden dem RKI 3.187 Corona-Neuinfektionen gemeldet (vor einer Woche 4.640). Die 7-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Donnerstag erstmals unter 20 (bundesweit 19,3; Vortag: 20,8; Vorwoche: 34,1). Allerdings, so gab Wieler zu bedenken, seien die Fallzahlen immer noch etwa 10 Mal so hoch wie zur gleichen Zeit vor einem Jahr.

Zudem sind bundesweit in den letzten 24 Stunden 94 neue Todesfälle in Verbindung mit COVID-19 gemeldet worden ? vor einer Woche waren es noch 166 Tote gewesen. 47% der deutschen Bevölkerung sind laut Spahn nun mindestens einmal gegen SARS-CoV-2 geimpft.

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Mal ganz ehrlich
Das Paul-Ehrlich-Institut zum Thema ADE bei Covid19-Impfungen:

https://www.pei.de/SharedDocs/FAQs/DE/coronavirus/coronavirus-infektionsverstaerkende-antikoerper-ade.html


Wann werden die Verschwörungsschwurbler mal dahin kommen, festzustellen, dass es den großen Corona-Betrug gar nicht gibt?

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Donnerstag, 10. Juni 2021
Optogenetische Therapie bewirkt kleines "Wunder": Funktionell Erblindeter kann nach 40 Jahren wieder rudimentär sehen
Dr. Bianca Bach



Erstmals ist es mit einer optogenetischen Therapie mithilfe einer signalverstärkenden Brille gelungen, einem durch eine Retinitis pigmentosa (RP) funktionell erblindeten Menschen wieder zu einem rudimentären Sehvermögen zu verhelfen. Prof. Dr. José-Alain Sahel vom Institut de la Vision an der Universität Sorbonne, Paris, stellte die Fallstudie jetzt in Nature Medicine vor.

Die neue Studie ist ein sehr bedeutender Schritt auf dem langen und schwierigen Weg, eine visuelle Prothese zu entwickeln. Prof. Dr. Michael Schmid
40 Jahre zuvor war die erbliche, neurodegenerative Augenerkrankung bei dem inzwischen 58-jährigen Patienten diagnostiziert worden. Zu Studienbeginn nahm er gerade noch Licht wahr, erkannte aber nichts. Nach Therapie konnte er im Verlauf des Follow-ups über 84 Wochen wieder verschiedene Objekte wahrnehmen und sie auch lokalisieren, zählen und gezielt berühren. Zugleich ließ sich im Mehrkanal-Elektroenzephalogramm (EEG) eine objektbezogene Hirnaktivität über dem visuellen Kortex ableiten.

?Sehr ermutigend? findet Prof. Dr. Michael Schmid vom Departement für Neuro- und Bewegungswissenschaften der Universität im schweizerischen Freiburg die berichteten Sehleistungen des Patienten. ?Die neue Studie ist ein sehr bedeutender Schritt auf dem langen und schwierigen Weg, eine visuelle Prothese zu entwickeln.? Ansätze dafür würden schon seit Jahrzehnten mit wechselndem Erfolg erprobt. ?Neu und spannend ist der Weg über die Optogenetik.?

Dies ist ein wichtiger Fallbericht und zugleich die erste in einer Fachzeitschrift veröffentlichte Studie über eine optogenetische Therapie zur Wiederherstellung des Sehvermögens. Prof. Dr. Zuho-Hua Pan
?Dies ist ein wichtiger Fallbericht und zugleich die erste in einer Fachzeitschrift veröffentlichte Studie über eine optogenetische Therapie zur Wiederherstellung des Sehvermögens?, betont auch Prof. Dr. Zuho-Hua Pan vom Kresge Eye Institute an der Wayne State University School of Medicine in den USA. Er ist einer der Pioniere der Technologie. ?Leider konnte die Studie nur einen behandelten Patienten mit der niedrigsten Dosis trainieren und testen. Das wiederhergestellte Sehvermögen scheint zudem stark begrenzt zu sein.?

Designerproteine mit Lichtpulsen stimulieren
Optogenetische Technologien ermöglichen es, die Aktivität von Zellen mit Licht zu kontrollieren. Mit einer Gentherapie schleust man dabei zunächst Fremd-Gene in Zielzellen ein, die anhand der genetischen Information lichtempfindliche Ionenkanäle, Transportproteine oder Enzyme produzieren. Diese Designerproteine wiederum können mit Lichtpulsen stimuliert werden und dann beispielsweise, wie im aktuellen Fallbericht, Ganglienzellen in der Netzhaut erregen. Diese leiten dann idealerweise elektrische Signale an höhere Hirnzentren weiter.

Mithilfe eines adeno-assoziierten Virus als Genfähre wurden dem Patienten einmalig 5 x 1010 Vektorgenome für das Protein ChrimsonR zusammen mit dem Fusionsprotein tdTomato in den Glaskörper des stärker betroffenen Auges injiziert ? nahe an die Fovea centralis, die Stelle des schärfsten Sehens.

Das Kanalrhodopsin ChrimsonR ist ein lichtempfindlicher Ionenkanal. Die Kombination mit dem rot-fluoreszierenden tdTomato erhöht die Expression von ChrimsonR auf der Zellmembran. ChrimsonR-tdTomato ist besonders empfindlich für Licht auf Wellenlängen um 590 nm. Das entspricht der Farbe von Bernstein an der Grenze von Gelb zu Orange. Solches Licht sei, so Sahel, sicherer und veranlasse die Pupille weniger, sich zu verengen, als blaues Licht, wie es für viele andere Sensoren verwendet werde.

Neuromorphe Kamera als Spezialbrille
In die verwendete Spezialbrille ist eine sogenannte neuromorphe Kamera eingebaut. Sie registriert Pixel für Pixel Unterschiede in der Lichtintensität in der Umgebung. Das transformiert sie in monochromatische Bilder und projiziert diese in Echtzeit mit 595 nm-Lichtpulsen auf die Netzhaut.

Diese Brille müsse vor allem verwenden werden, weil Kanalrhodopsin-exprimierende Netzhautneuronen im Allgemeinen nur eine geringe Lichtempfindlichkeit aufweisen, so dass man sehr helles Licht über die Brille projizieren müsste, um die transduzierten Neuronen in der Netzhaut zu aktivieren, erläuterte Pan.

Für die Aktivierung der ChrimsonR-tdTomato-transduzierten Netzhautneurone waren Lichtintensitäten von mindestens 1015 Photonen pro Quadratzentimeter und Sekunde erforderlich.

Verbesserung des Sehvermögens nach 7 Monaten
Vor der Injektion änderte die Brille nichts an der visuellen Wahrnehmung des Patienten. Nach 4,5 Monaten begannen die Forscher, ihn regelmäßig damit trainieren zu lassen. Ab dem 7. Monat bemerkte er bei Nutzung der Spezialbrille eine allmähliche Verbesserung seines Sehvermögens. Dies testeten die Wissenschaftler, in dem sie ihm in einem Abstand von 60 cm zu seinem Auge in einer zufälligen Reihenfolge und auch einmal 20 cm zur Seite verschoben, Objekte verschiedener Größe und in 3 Grauabstufungen auf einem weißen Tisch vorlegten. Es handelte sich um einen großen Gegenstand ? ein Notebook ? und um eine kleine Schachtel mit Heftklammern.

Das größere Objekt vermochte der Patient bei 36 von 39 Versuchen und damit in 92% der Fälle zu erkennen, zu lokalisieren und auch zu berühren. Das gelang signifikant besser als bei dem kleinen Objekt, bei dem nur 36% von 45 Versuchen erfolgreich waren. Die Graustufen machten keinen relevanten Unterschied.


In einem zweiten Test musste der Patient 2 oder 3 Becher, die an je einer von 6 möglichen Positionen in 60 bis 80cm Entfernung vom Patientenauge aufgestellt wurden, erkennen, zählen und darauf zeigen. Dafür hatte er je 15 Sekunden Zeit. Erkennen und Zählen gelang in 63% der Versuche, das Lokalisieren in 58%.

5 Monate später, in Woche 72, sollte der Patient in einem dritten Test jeweils entscheiden, ob ein Becher an einer fixen Position aufgestellt war oder nicht. Dabei erfolgten EEG-Ableitungen. Die Objekt-getriggerte optogenetische Stimulation führte dazu, dass die okzipital über der visuellen Hirnrinde abgeleiteten 14-Hertz-Alphawellen signifikant desynchronisierten ? ein Hinweis darauf, dass das teilweise Wiedererlangen der Sehkraft auch mit einer entsprechenden neuronalen Aktivität verbunden war.

Nach Protokoll erfolgten alle Tests in Innenräumen. Doch die Forscher interessierte auch, wie der Patient bei Bewegung im Freien zurechtkam. Tatsächlich konnte er Zebrastreifen erkennen und die weißen Streifen zählen. Im Verlauf berichtete er auch, im Alltag Teller, Tasse und Telefon zu erkennen, sowie Möbelstücke und Türen in einem Gang.

Vor und nach dem Eingriff wurde der Patient regelmäßig augenärztlich untersucht. Mit besonderem Augenmerk auf die Netzhautanatomie: Sie wurde mittels optischer Kohärenz-Tomographie (OCT), sowie anhand von Farbfotographien und Autofluoreszenzbildern des Augenhintergrunds begutachtet. Es wurden keine Veränderungen beobachtet. Intraokuläre Entzündungen oder andere unerwünschte Wirkungen am Auge oder allgemein traten nicht in Erscheinung.

?Eine Expression von Fotorezeptoren in Sekundärzellen der Retina wird nie die volle Sehfähigkeit zurückbringen können?, räumte Hegemann ein. ?Allerdings ist die Tatsache, dass ein optogenetisch behandelter Patient sich in seiner Umgebung visuell orientieren und die Zebrastreifen auf der Straße zählen kann, sicherlich ein toller Erfolg und ein Gewinn an Lebensqualität.?

Noch zahlreiche Verbesserungen nötig
Es sei derzeit noch unklar, wie lange nach der Erblindung das Gehirn noch die Fähigkeit habe, neue optogenetischen Signale zu verstehen und damit, wie lange nach Erblindung eine Therapie möglich sei?, erläutert Prof. Dr. Peter Hegemann von der Humboldt-Universität in Berlin.

?Interessanterweise?, so Pan, ?musste der Patient während der Sehtests eine Head-Scanning-Strategie anwenden.? Um Objekte aufzufinden, bewegte er den Kopf. ?Es ist nicht klar, ob der Patient überhaupt Sehschärfe gewonnen hat.?


Die Studienautoren vermuten, dass das optogenetisch aktivierte Netzhautareal insgesamt relativ klein ist. Objekte können daher nicht erkannt werden, wenn sie nicht in einer Linie mit dem Kamerazentrum liegen. Vom Primaten-Tiermodell her sei beim Menschen eine optogenetische Expression in einem Netzhautbereich von 2,5 mm Durchmesser zu erwarten.

?Die Expression wird in Zukunft noch gleichmäßiger über die Retina erfolgen müssen, es werden sicherlich weitere Kanalrhodopsine mit höheren Leitfähigkeiten eingesetzt werden und die Virustechnologie der Gentherapie wird sich sicherlich weiter verbessern müssen?, so Neurowissenschaftler Hegemann.

Schmid betont, dass es sich erst um ?einen allerersten Schritt beim Menschen? handelt. Um Therapieempfehlungen abzuleiten, sei es zu früh. ?Dafür werden Untersuchungen über einen längeren Zeitraum und an einer größeren Stichprobe von Patienten benötigt.?

Weitere Studienteilnehmer, alternative Verfahren
Der Patient, über den Sahel und Kollegen berichten, ist einer von geplant insgesamt 15 Teilnehmern der offenen Phase I/II-Studie PIONEER mit dem Gentherapievektor GS030-DP der Pariser Firma GeneSight Biologics. Andere Unternehmen arbeiten ebenfalls an optogenetischen Therapien für RP-Betroffene.

Pan berichtete beispielsweise von eigenen Modellversuchen mit einem lichtempfindlicheren Kanalrhodopsin. Es habe bei blinden Mäusen schon bei 1013-1015 Photonen/cm2/s Lichtintensität das funktionelle Sehvermögen wiederhergestellt ? was in etwa dem Übergang von Straßenbeleuchtung zur Helligkeit in einem Operationssaal entspreche. ?Wenn sich dies auf den Menschen übertragen ließe, bräuchten die behandelten Patienten bei den meisten normal vorkommenden Lichtverhältnissen keine Brille mehr zu tragen?, sagt der Biophysiker.

Weitere alternative Verfahren, die bei RP erforscht werden, sind etwa Stammzellbehandlungen und elektrische Retina-Chips. Und Gentherapien, die das jeweils defekte Gen ersetzen. Eine solche ist bereits zugelassen, aber bislang nur für RP-Patienten mit Mutationen im Gen RPE65, die noch über ausreichend lebensfähige Netzhautzellen verfügen. Insgesamt sind mehr als 71 verschiedene Genmutationen als Ursache einer RP bekannt. Weltweit leiden über 2 Millionen Menschen daran.

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Startschuss für den digitalen Impfpass; Neuinfektionen trotz zweiter Impfung
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen nimmt weiter ab, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Präsident Prof. Dr. Lothar Wieler haben Details zum neuen digitalen Impfnachweis vorgestellt und der STIKO-Chef Prof. Dr. Thomas Mertens äußert sich zu Fällen von schlechtem Impfschutz nach vollständiger Impfung bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

In den vergangenen 24 Stunden wurden dem RKI 3.187 Corona-Neuinfektionen gemeldet (vor einer Woche 4.640). Die 7-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Donnerstag erstmals unter 20 (bundesweit 19,3; Vortag: 20,8; Vorwoche: 34,1). Allerdings, so gab Wieler zu bedenken, seien die Fallzahlen immer noch etwa 10 Mal so hoch wie zur gleichen Zeit vor einem Jahr.

Zudem sind bundesweit in den letzten 24 Stunden 94 neue Todesfälle in Verbindung mit COVID-19 gemeldet worden ? vor einer Woche waren es noch 166 Tote gewesen. 47% der deutschen Bevölkerung sind laut Spahn nun mindestens einmal gegen SARS-CoV-2 geimpft.

Startschuss für den digitalen Impfnachweis ? CovPass ab nächste Woche
?Zufrieden? äußerte sich Spahn bei der heutigen Pressekonferenz mit den derzeitigen Entwicklungen: Sinkende Infektionszahlen und weniger COVID-Patienten in den Intensivstationen, immer mehr Impfungen und Lockerungen zählte er zu seiner Erfolgsliste. Und ab jetzt komme auch noch der digitale Impfpass hinzu.


Noch in diesem Monat soll dieser in Deutschland verfügbar sein. Dafür gibt es zum einen eine neue App mit Namen CovPass, die man sich in den nächsten Tagen in den App-Stores herunterladen kann. Zum anderen erhält auch die Corona-Warn-App des Bundes in den nächsten Tagen eine entsprechende Aktualisierung. Ärzte und Impfzentren sollen die Impfzertifikate dann ausstellen können.

Was die nachträgliche Zertifizierung für die bereits vollständig Geimpften angeht, bremste Spahn allzu hohe Erwartungen an das Tempo: ?Es geht jetzt los, Schritt für Schritt", sagte er. Geimpfte bekämen den entsprechenden QR-Code für die Übertragung auf das Mobiltelefon entweder von den Impfzentren zugeschickt oder ab kommender Woche unter Vorlage des gelben Papier-Impfpasses in Apotheken. Auch der Apothekerverband hat sich bereits geäußert, dass es noch einige Zeit dauern könne, bis dieser Service in den Apotheken flächendeckend verfügbar sei.

Auch der Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Gassen warnt vor zu hohen Erwartungen: ?Nicht sofort flächendeckend, sondern zunächst nur im Rahmen einer begrenzten Testphase wird der digitale Impfnachweis in Deutschland starten?, schreibt er in einer gemeinsamen Erklärung mit seinen Vorstandskollegen Dr. Stephan Hofmeister und Dr. Thomas Kriedel. Bislang könnten niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte digitale Impfzertifikate noch nicht ausstellen, außer, wenn sie in Modellvorhaben eingebunden seien.

?Noch sind die technischen Voraussetzungen und Klarheit über genaue technische Abläufe in den Praxen nicht gegeben. Für eine flächendeckende Anwendung wird das die Voraussetzung sein?, erklärte Hofmeister. ?Der digitale Nachweis ist eine freiwillige Ergänzung des weiter gültigen gelben Impfheftes aus Papier?, so Kriedel.

Deutschland setze damit ein Vorhaben der Europäischen Union um. ?Urlaubsreisen scheitern ohne das digitale Impfzertifikat aber nicht?, betonte er. ?Der gelbe Impfausweis ist die internationale Bescheinigung über Impfungen und bei Auslandsreisen das Nachweisdokument erster Wahl.?

?Angemessene? Vergütung für Nachtragungen
Die Apotheken sollen eine ?angemessene Vergütung? erhalten, sagte Spahn. ?Hätten wir einen Preis genommen, der den Aufwand nicht angemessen berücksichtigt, dann würden viele Apotheken nicht mitmachen." Er betonte das ?hohe Interesse, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Nacheintragungen machen können?.

Nach Angaben der Ärztezeitung erhalten Ärzte und Apotheker für nachträgliche Zertifikate für Impflinge, die im Impfzentrum oder bei anderen Ärzten, geimpft wurden, 18 Euro ? für Impflinge der eigenen Praxis allerdings nur 6 bzw. 2 Euro.


CovPass in allen EU-Ländern anerkannt
Ronald Fritz, CovPass-Projektmanager von IBM, gab Auskunft zu den Funktionalitäten der CovPass-App für den digitalen Impfnachweis. Es würden nur Impfzertifikate akzeptiert, die EU-konform sind und von autorisierten Stellen in Deutschland ausgestellt wurden. Dokumentiert weder der ?volle Impfschutz? mit in der EU zugelassenen Vakzinen (2 Wochen nach der letzten Impfung) oder der ?Genesenen-Status? mittels PCR-Testergebnis. Spahn ergänzte später auf Nachfrage, dass auch heterologe Impfungen, also solche, bei denen der Erst- und Zweitimpfstoff variierten, dabei als voller Impfschutz gültig seien.

Mittels dem CovPass-Check ließen sich die QR-Codes einlesen, sagte Fritz. Der CovPass könne dann etwa bei Reisen oder bei der Teilnahme an Veranstaltungen vorgezeigt werden, ohne dass man den gelben Impfausweis immer dabeihaben müsse. Er wird in allen EU-Mitgliedstaaten anerkannt. Die EU-Länder und das EU-Parlament hatten sich kürzlich auf ein europaweites Zertifikat geeinigt, mit dem man Impfungen, Tests und überstandene Covid-19-Erkrankungen nachweisen kann, um z.B. Reisen zu erleichtern.

CovPass und CovPass-Check seien inzwischen verfügbar, hieß bei der Pressekonferenz. Beide Apps laufen auf allen aktuellen Android- und iOS-Smartphones (Betriebssysteme ab iOS12 oder Android 6). Die Apps speichern den Nachweis lokal auf dem Telefon.

Infektion trotz Zweifach-Impfung ? AHA-Regeln behalten Bedeutung
Spahn und Wieler warnten auf der Pressekonferenz auch vor der indischen Varianten (Delta), die sich etwa in Großbritannien derzeit rasant ausbreite. Um es der Variante möglichst schwer zu machen, sich auch hier zu verbreiten, gelte es, die Inzidenz möglichst niedrig zu halten. ?Das Virus ergreift jede noch so kleine Chance?, sagte Wieler und verwies auch auf immer mehr Meldungen, nach denen sich selbst zweifach Geimpfte noch mit dem Coronavirus infizieren können. ?Bewährte Werkzeuge? wie Abstand halten, Quarantäne bei Infektion und die Hygieneregeln seien nach wie vor wichtig.

Wieler nahm damit Bezug auf aktuelle Warnungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), dass anscheinend etliche Menschen trotz vollständiger Impfung keinen effektiven Infektionsschutz gegen SARS-CoV-2 haben. Der STIKO-Vorsitzende Prof. Dr. Thomas Mertens sagte kürzlich gegenüber der Funke-Mediengruppe: ?Es gibt inzwischen mehrere Studien, die zeigen, dass die Impfung gegen COVID-19 bei Menschen, deren Immunsystem medikamentös gebremst wird, nicht so gut wirkt wie bei anderen.?

Dies gelte etwa für manche Krebspatienten oder Menschen nach einer Organtransplantation oder Patienten, die wegen anderer Erkrankungen immunsuppressive Medikamente erhalten. Diese Menschen müssten zusätzlich über einen ?Kokonstrategie? geschützt werden, indem sich ihr Umfeld so weit wie möglich immunisieren lasse. Derzeit lasse sich zwar noch nicht schätzen, wie groß die Gruppe solcher Personen sei, die trotz vollständiger Impfung keinen ausreichenden COVID-19-Schutz aufbauen, ?wir müssen aber davon ausgehen, dass es nicht nur Einzelfälle sind?, sagte Mertens.

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Mittwoch, 9. Juni 2021
COVID-19 als eigene Krankheitsentität: Warum der Körper auf SARS-CoV-2 anders reagiert als auf frühere Coronaviren
Forscher haben in den letzten Monaten viel zur Epidemiologie von SARS-CoV-2 herausgefunden, doch das komplexe klinische Bild von COVID-19 wirft etliche Fragen auf. Deshalb hat Dr. Marcin F. Osuchowski vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie zusammen mit Kollegen die wissenschaftliche Literatur gesichtet. Die Übersichtsarbeit in The Lancet legt nahe, dass das Virus ein besonderes Infektionsprofil hat ? und das COVID-19 eine eigenständige medizinische Entität ist [1].

Besondere Eigenschaften von SARS-CoV-2
Mittlerweile gibt es zunehmend Evidenz, dass SARS-CoV-2 sowohl die oberen als auch die unteren Atemwege infiziert. Das überrascht, denn humane Coronaviren als bekannte Auslöser von Erkältungskrankheiten besiedeln typischerweise die oberen Atemwege. Hochpathogene Coronaviren wie SARS und MERS befallen vor allem die unteren Atemwege.

Die Replikation im Hals-Rachen-Raum, auch während der präsymptomatischen Phase, spielt eine wichtige Rolle zur Erklärung der vergleichsweise hohen Übertragbarkeit von SARS-CoV-2. Untersuchungen zeigen, dass bei Patienten mit COVID-19 die Viruslast in respiratorischen Proben höher als bei SARS und MERS ist. Sie erreicht 3-5 Tage vor Symptombeginn ein Maximum: deutlich früher als bei SARS oder MERS. Bei allen 3 Viren kommt es zu einer ähnlichen kurzzeitigen humoralen Immunantwort.

Wie lange die Immunität gegen SARS-CoV-2 anhält, ist derzeit unklar. Es gibt Hinweise, dass das immunologische Gedächtnis über 6 Monate hinweg persistiert. Möglicherweise ist die T-Zell-Immunität wesentlich länger. Bei SARS konnte eine T-Zell-Reaktivität bis zu 17 Jahre nach der Infektion nachgewiesen werden.

COVID-19: Das Immunsystem außer Takt


Neue Krankheitsbilder nach SARS-CoV-2-Infektionen
Im Vergleich zu anderen Coronaviren überraschen sowohl die Multiorgan-Symptomatik als auch die Thrombenbildung und eine ungewöhnliche immunvermittelte inflammatorische Reaktion. SARS-CoV-2 hat evolutionär besondere Eigenschaften entwickelt.


Während in Tier- und Zellmodellen eine aggressive immunvermittelte Entzündungsreaktion für die Symptome verantwortlich ist, scheint dies im Menschen weniger der Fall zu sein. Auch wenn Entzündungsprozesse als wichtiger Faktor gelten, liegt vor allem eine bislang unbekannte Dysregulation der Immunantwort vor. Die systemische, inflammatorische Antwort auf SARS-CoV-2 scheint im Vergleich zu anderen viralen oder bakteriellen Infektionen eher mild auszufallen.

Effekte auf die Balance des Immunsystems könnten auch eine Erklärung dafür sein, warum manche Patienten an Long-COVID leiden und warum nach der Infektion mitunter schwere Lungenschäden auftreten. Als weiterer wichtiger Faktor bei respiratorischen und nicht-respiratorischen Manifestationen der Krankheit gilt die die SARS-CoV-2-induzierte Endotheliitis.

Meist ist die Lunge beteiligt
COVID-19 wurde zuallererst als Lungenkrankheit beschrieben. Charakteristisch für die Pneumonie selbst ist eine Hypoxie. Dies kann zum akuten Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) führen. Typisch ist ein Horovitz-Quotient unter 300 mmHg; er beschreibt das Ausmaß der Lungenschädigung. Bei Lungengesunden liegt der Wert je nach Alter zwischen 350 mmHg und 450 mmHg. COVID-19 manifestiert sich bei Erwachsenen oft durch Fieber und Husten, aber auch durch eine Atemfrequenz von über 30/Minute.

Die sogenannte stille Hypoxämie gilt als weiteres ungewöhnliches Phänomen. Sie ist charakterisiert durch einen kritisch-niedrigen Sauerstoffpartialdruck, aber nur leichte Beschwerden beim Atmen. Eine Studie zeigte, dass nur 19% der Patienten mit kritischem PaO2 unter Atemnot litten. Dabei kann es zu Atemversagen kommen.

Krankheit mit neuem Profil
Prof. Dr. Ignacio Martin-Loeches vom Trinity College Dublin, einer der Autoren des Reviews, betont, COVID-19 stelle eine neuartige Krankheit mit einem unbekannten Infektionsprofil dar. Das Virus habe seine ganz eigene Charakteristik und eine besondere Pathophysiologie. Dies sollte man sich bei der Behandlung bewusst machen.

Allerdings bedeute dies laut Martin-Loeches nicht, bekannte Therapien, die auf dem Wissen über andere Coronaviren beruhten, zu verwerfen. Zum Lösen des COVID-19-Puzzles wünscht er sich, dass Forscher die Thematik unvoreingenommen und vor allem schrittweise bearbeiten. Auf das Alter, das Geschlecht, auf Ethnien und Vorerkrankungen sei besonders zu achten.


Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de.

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Labor, Fledermaushöhle, Pelzindustrie? Was Forscher zum Ursprung von COVID-19 vermuten R
Dieser Beitrag enthält auch wieder die Geschichte mit dem Kontakt Mensch-Fledermaus in chinesischen Bergwerken, die mir vor gut einem Jahr zu Ohren kam.


Ralph Ellis/Ute Eppinger

In Deutschland sorgt eine These des Virologen Prof. Dr. Christian Drosten im aktuellen NDR Info Podcast ?Coronavirus-Update? zum Ursprung von Sars-CoV-für Diskussionen. Er hält wenig von der Hypothese, dass das neuartige Coronavirus in einem Labor entstanden sei. Dagegen sieht er eher eine mögliche Rolle der wenig kontrollierten chinesischen Pelzindustrie und der dort gezüchteten Marderhunde.

Über wilde Marderhunde, die z.B. tote Fledermäuse fressen, könnte das neuartige Coronavirus in Zuchtfarmen eingeschleppt worden sein. In China werden nach seinen Angaben rund 14 Millionen Marderhunde für die Fellproduktion gehalten. Bei ihnen könnten sich erste Menschen angesteckt haben, etwa bei der Tötung der Tiere, denen ? oft noch lebend ? das Fell abgezogen werde und die dabei laut schreiend viele Aerosole ausstoßen. Nach wie vor sei die chinesische Pelzindustrie in weiten Teilen kaum reguliert ? ganz im Gegenteil hat sie von steigenden Preisen profitiert als im letzten Jahr in Dänemark wegen einiger Corona-Infektionen bis zu 17 Millionen Nerze getötet worden waren.

Auch in USA sorgen die Spekulationen um den Ursprung des Pandemie-Virus für Schlagzeilen. Dr. Anthony Fauci, leitender medizinischer Berater des Weißen Hauses, hat China jetzt aufgefordert, Informationen über 9 Menschen freizugeben, die an COVID-19-ähnlichen Symptomen erkrankten, bevor sich das Coronavirus weltweit ausbreiten konnte ? 6 Bergleute, die 2012 in einer Fledermaushöhle gearbeitet hatten, und 3 Laborarbeiter in Wuhan Ende 2019.

In einem Interview mit der Financial Times sagte Fauci, dass die Informationen helfen könnten, den Ursprung von SARS-CoV-2 zu bestimmen und Behauptungen zu entkräften, dass das Coronavirus aus einem Labor in Wuhan entwichen sei, bevor es sich in der ganzen Welt verbreitet habe.

?Ich würde gerne die Patientenakten der 3 Personen sehen, von denen berichtet wird, dass sie 2019 krank geworden sind?, sagte er in dem Interview. ?Sind sie wirklich krank geworden, und wenn ja, woran sind sie erkrankt??

Ich würde gerne die Patientenakten der 3 Personen sehen, von denen berichtet wird, dass sie 2019 krank geworden sind. Dr. Anthony Fauci
?Dasselbe mit den Bergarbeitern, die vor Jahren erkrankt sind ... Was sagen die medizinischen Aufzeichnungen über diese Leute aus??, so Fauci. ?Es ist durchaus denkbar, dass der Ursprung von SARS-CoV-2 in dieser Höhle lag und sich entweder auf natürliche Weise ausbreiten konnte oder über das Labor.?

Fauci sagte, dass er immer noch glaube, dass das Coronavirus von Tieren auf Menschen übertragen wurde, er aber sich nicht zu 100% sicher sei.



Erst vor kurzem hatte Präsident Joe Biden die US-Geheimdienste angewiesen, den Ursprung des neuartigen Coronavirus zu untersuchen.

Fauci sagte, dass noch immer 2 Möglichkeiten auf dem Tisch sind: die bekannte Theorie, dass das Virus von einem Tier auf den Menschen außerhalb eines Labors übertragen wurde, oder dass es versehentlich aus einem Labor entwichen sei. Er sagte, dass die CIA und andere Geheimdienste noch keinen Konsens darüber erreicht hätten, wie sich SARS-CoV-2 in China ausbreiten konnte.

Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, wollte sich nicht dazu äußern, ob China die Krankenakten freigeben würde, wies aber die ?Labor-Theorie? zurück. ?Wir hoffen, dass Menschen, die keinen Verschwörungstheorien anhängen und die Fakten und Wahrheit respektieren, aus dieser Erklärung sachliche Antworten entnehmen können?, sagte er laut Financial Times.

Kontakt mit Fledermaus-Guano in einer Kupfermine in China
Das Wall Street Journal berichtete, dass Bergleute im April 2012 eine Kupfermine im Südwesten Chinas betreten hatten, um Fledermaus-Guano zu entfernen. 6 von ihnen entwickelten daraufhin eine COVID-19-ähnliche Erkrankung, und 3 von ihnen starben.

Auch Wissenschaftler des Wuhan Institute of Virology gingen in die Höhle, um Proben des Fledermaus-Guanos zu sammeln, berichtete die Zeitung. Im November 2019 erkrankten 3 Forscher aus diesem Labor an Grippe-ähnlichen Symptomen und suchten ein Krankenhaus auf, wie aus einem Bericht des US-Geheimdienstes hervorgehe, der der Zeitung vorliege.

Die ersten bekannten Coronavirus-Fälle sind bekanntlich Ende Dezember 2019 in der Provinz Wuhan gemeldet worden, auch der erste Todesfall wurde dort im Januar 2020 gemeldet. Seitdem wurden weltweit 172 Millionen Fälle gemeldet, mit 3,7 Millionen Todesfällen durch COVID-19.

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Dienstag, 8. Juni 2021
Und täglich grüßt das Murmeltier
Neues von der Maskenfront:


https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/corona-news-ticker-krankenhaushygieniker-abkehr-ffp2-maskenpflicht-35810440

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Montag, 7. Juni 2021
Geruchsverlust durch COVID-19: Jeder 2. ist betroffen ? was man bisher dazu weiß und was sich dagegen tun lässt
Dr. Klaus Fleck, Medscape

INTERESSENKONFLIKTE 4. Juni 2021
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Bei freier Nase plötzlich auftretende Riechstörungen gelten als frühes Warnzeichen einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus. Falls die Riechfunktion auch nach Monaten gestört sei, könne eine Erholung durch ein Riechtraining gefördert werden, erklärte Prof. Dr. Thomas Hummel, Leiter des Interdisziplinären Zentrums für Riechen und Schmecken an der Klinik für Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Dresden auf einer virtuellen Pressekonferenz [1]. Anlässlich der 92. & 91.
Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC), informierte er über Details.

50 bis 60% aller COVID-19-Patienten betroffen
Riechstörungen sind unabhängig von SARS-CoV-2 keine Seltenheit. ?Etwa jeder 20. kann gar nicht riechen, und etwa ein Fünftel der Bevölkerung hat keinen besonders guten Geruchssinn?, sagt Hummel. Bei 50 bis 60% aller COVID-19-Erkrankten sei jedoch zu beobachten, dass es oft schon in den ersten Tagen nach der Infektion zu einer plötzlichen Riechstörung komme. Die Beschwerden stünden meist in keinem Zusammenhang mit Schwellungen der Nasenschleimhaut bzw. mit typischen Symptomen eines Schnupfens.

Bei 5 bis 20% der Betroffenen besteht die Riechstörung ? länger fort und kann sich über weitere Monate bis vielleicht sogar Jahre hinziehen. Prof. Dr. Thomas Hummel
Zwar erhole sich die Riechfunktion bei den meisten Corona-Patienten innerhalb von etwa zwei Monaten wieder, berichtet Hummel. ?Bei 5 bis 20% der Betroffenen besteht die Riechstörung jedoch länger fort und kann sich über weitere Monate bis vielleicht sogar Jahre hinziehen.? Von anderen postviralen Riechstörungen wisse man, dass das Riechvermögen bei rund einem Drittel dieser Patienten sogar dauerhaft beeinträchtigt bleibe.

SARS-CoV-2 greift Stütz- und Riechzellen an
Wissenschaftler erklären den Riechverlust so: Das Virus heftet sich nach seinem Eintritt in die Nase an die Riechzellen im Dach der oberen Nasenhöhle und an Stützzellen. Bei diesem Schritt wird der Riechnerv gestört.

Ist die Infektion nur schwach ausgeprägt, verschwinden die Symptome bald ? meist innerhalb von Tagen oder Wochen. Bei schwerem COVID-19 sterben Stützzellen ab, was ebenfalls Riechzellen und Basalzellen beeinträchtigt. Stützzellen werden aus basalen Stammzellen nachgebildet, was Zeit kostet. Patienten leiden längerfristig an diesen Missempfindungen.

?Damit sich eine Riechstörung wieder bessert, müssen sich Riechzellen neu bilden, und ihre Fortsätze zum Gehirn müssen nachwachsen, was Zeit in Anspruch nimmt?, erläuterte Hummel. ER ist auch einer der Autoren der aktuellen S1-Leitlinie ?Neurologische Manifestationen bei COVID-19?.

Mit Riechtraining die Genesung beschleunigen
HNO-Ärzte können die Erholung der Riechfunktion durch ein Riechtraining zu Hause untertstützen. ?Damit lässt sich die Besserung des Riechvermögens um das Doppelte bis Dreifache beschleunigen?, so der Experte. Patienten riechen morgens und abends an 4 verschiedenen Düften jeweils eine halbe Minute lang. Sie üben, bis sich ihr Geruchssinn normalisiert hat. Das kann Wochen oder Monate dauern.

(Mit einem Riechtraining) lässt sich die Besserung des Riechvermögens um das Doppelte bis Dreifache beschleunigen. Prof. Dr. Thomas Hummel
Geeignete Düfte, empfahl Hummel, sollten intensiv sein und am besten so wirken, dass der Nervus trigeminus stimuliert werde. Solche Öle rufen ein leichtes Kribbeln und Stechen in der Nase hervor.

Beispielhaft nennt der Experte Rose, Zitrone, Eukalyptus und Gewürznelke. Entsprechende Sets gibt es im Handel. Nach einiger Zeit können diese Öle eventuell durch dezentere Düfte ergänzt bzw. ersetzt werden, wobei man bei einer Gesamtzahl von 4 Düften bleiben sollte.

Subjektive und objektive Tests
Um Riechstörungen möglichst genau auf den Grund zu gehen, empfiehlt Hummel eine HNO-fachärztliche Untersuchung. Ärzten stehen verschiedene subjektive und objektive Riechtestverfahren zur Verfügung. ?Oft besteht eine Diskrepanz zwischen dem subjektiven Empfinden des Patienten und dem, was dann tatsächlich festgestellt werden kann?, berichtet Hummel. ?Zudem ist es sinnvoll, den Verlauf der Störung fachärztlich beobachten zu lassen.?

Es ist sinnvoll, den Verlauf der Störung fachärztlich beobachten zu lassen. Prof. Dr. Thomas Hummel
Bei der differentialdiagnostischen Beurteilung ist daran zu denken, dass Riechstörungen auch durch andere Viren, etwa Influenzaviren, oder durch Schädel-Hirn-Verletzungen ausgelöst werden können. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass es sich um ein frühes Symptom neurodegenerativer Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer handelt.

Während virale Erkrankungen eher die Riechschleimhaut bzw. den Nervus olfactorius schädigen, sind bei den neurodegenerativen Prozessen insbesondere die Riechzentren im Gehirn betroffen. Deshalb setzt der Riechverlust meist nur schleichend ein.

Auch der Geschmack wird beeinträchtigt
COVID-19-Erkrankte beobachten meist nicht nur eine Störung des Riechens, sondern auch Einbußen beim Schmecken. ?Allerdings wird Riechen und Schmecken häufig verwechselt?, erklärte Hummel. Viele Menschen können durch verursachte Veränderungen des Feingeschmacks nicht gut von Störungen der gustatorischen Sensitivität unterscheiden.

Der eigentliche Geschmackssinn wird unabhängig vom Riechen über Geschmacksknospen der Zunge vermittelt. Bekanntlich unterscheidet man so die großen Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter und umami (japanisch für schmackhaft oder würzig). Um das volle Aroma von Speisen oder Getränken wahrzunehmen, braucht man aber auch den olfaktorisch beeinflussten Feingeschmack. Ist er durch eine Corona-Infektion beeinträchtigt, wird das Essen schnell als fade empfunden. Dass Riechtraining trägt auch dazu bei, den Feingeschmack wieder wahrzunehmen.

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