Dienstag, 2. Juni 2020
Übertreibungen
Jetzt sofort wieder Parties ohne jeden Schutz zu feiern, das ging verschiedentlich gewaltig in die Hose, wie wir gerade sehen konnten. Der Virus ist ja schließlich noch da. Prompt haben wir wieder eine ganze Reihe Neuerkrankungen. Was Göttingen angeht kenne ich die Pappenheimer.

Während des Lockdowns gab es da so Übertreibungen in die andere Richtung: Da sagte man einem alleinerziehenden Papi, er dürfte seine vierjährige Tochter nicht mit in den Aldimarkt nehmen. Als er zurückfragte, wo er sie denn lassen wollte beschied man ihm, er könne sie draußen anleinen, wie einen Hund.

Mir sagte man, ohne Einkaufswagen käme ich nicht in den Supermarkt. Ich wolle aber gar nicht in den Markt erwiderte ich, ich will nur zum Geldautomaten. Der ist davor, aber dazu muss ich durch die Glastür. Ohne Einkaufswagen käme ich da nicht durch, lautete die stereotype Antwort. Was ich denn mit dem Einkaufswagen machen sollte, fragte ich zurück, damit den 50 Euro-Schein transportieren, den ich holen wollte? Ohne Einkaufswagen käme ich nicht hinein, wiederholte der Securitymensch. Ich ging schließlich an dem Begriffstutzer einfach vorbei.

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Montag, 1. Juni 2020
Passend zum 02. Juni: Vom Klassischen zum Neuen Antiimperialismus
Gemeinsam mit Bersarin betreibe ich im Auftrag der Gesellschaft zur Wiederherstellung des rationalen politischen Diskurses angesichts der herrschenden Verwirrung (GWRPD/ADHV) die Aufarbeitung der diversen Entwicklungen linker und auch kunstavantgardistischer Diskurse von den späten Sechzigern bis heute. Daher knüpfe ich an die letzten Stränge an.

https://bersarin.wordpress.com/2020/05/23/vom-kaufhausbrand-vom-raf-land-von-irrtum-und-von-wirrwarrsound-kunst-und-praxis/


https://che2001.blogger.de/STORIES/2769011/#comments

Seit den 1950ern haben sich Lebensbedingungen und Selbstverständnis der Industriearbeiterschaft in den Metropolenstaaten radikal verändert. Ein objektives Proletariat, d.h. eine Arbeiterschaft, die im Zentrum des Produktionsprozesses steht und materiell in Armut lebt gibt es hierzulande in dieser Form nicht mehr.


Demzufolge scheidet die Industriearbeiterschaft der hochentwickelten Staaten des Nordens und Westens als revolutionäre Klasse aus. Damit hat aber weder die Weiterentwicklung des Kapitalismus aufgehört noch die Dynamik der Klassenkämpfe.

Um das Ganze begreifen zu können muss es allerdings zum einen aus der Adlerperspektive betrachtet werden, d.h. Im Weltmaßstab, und zum anderen aus der Ameisenperspektive, d.h. dem Alltag der Marginalisierten heraus.

Entsprechende Theoriemodelle wurden hierzu entwickelt.

ABSCHIED VOM PROLETARIAT

Einer der prominentesten Ansätze geht auf den neben Horkheimer, Adorno und dem in diesem Kontext meist schwer vernachlässigten Erich Fromm wichtigsten Vertreter der Frankfurter Schule zurück, nämlich Herbert Marcuse. Angesichts der Blüte von Jugendsubkulturen in den USA wie Hippies, Freaks und Yippies und der Verbundenheit der Jugendrevolte mit der Bürgerrechts- und Antivietnamkriegsbewegung postulierte er Randgruppen, Subkulturen und ethnische Minderheiten als neue Träger emanzipatorischer Bewegungen. Wie Habermas verlor er dabei die Ökonomie aus den Augen – politische Bewegungen die keine zentrale Bedeutung im Produktionsprozess spielen machen auch keine soziale Revolution.

In Deutschland wurde die Randgruppentheorie in teilweise bizarrer Weise rezipiert, so vertrat das Heidelberger Sozialistische Patientenkollektiv, eine der Keimzellen der späteren RAF die These, psychisch kranke Menschen seien eine revolutionäre Avantgarde. Ihre Parole „Aus der Krankheit eine Waffe machen“ wurde später von Autonomen mit „Das Brett vorm Kopf zur Waffe machen“ veralbert.

Damit sind wir bei den Autonomen. Diese entstanden ursprünglich nicht als mit dem Punk verbundene Protestbewegung junger Leute, sondern bildeten den militanten Kern der italienischen Arbeiterbewegung in einer Welle wilder Streiks, die völlig überraschend für Medien und Establishment Anfang der 1970er Jahre vom FIAT-Stammwerk in Turin losbrachen.

DER OPERAISMUS

Ironischerweise zu einem Zeitpunkt, als die Randgruppentheorie Furore machte brachte die Streikwelle mit spektakulären Aktionen den Klassenkampf in einer sehr harten Form zurück auf die Tagesordnung. Aktionsformen waren Meister verprügeln, Sabotage, Chefs einsperren und Straßenmilitanz bis zum Schusswaffengebrauch gegen die Polizei. Als politische Bewegungen gingen Autonomia als massenmilitante Straßenbewegung und die Roten Brigaden als Stadtguerrilla aus diesen Kämpfen hervor. Die Autonomen dieser Zeit hatten ihre eigenen Theoretiker wie Toni Negri und Mario Tronti, die im Bemühen, analytisch zu erfassen wer hier denn eigentlich das revolutionäre Subjekt sei den marginalisierten Migrationsarbeiter ausmachten: Die Träger der Aktionen waren primär Leute, die keinem traditionellen Arbeitermillieu angehörten, sondern erst kürzlich aus dem agrarisch geprägten Süden nach Norditalien gekommen waren und die entfremdete Fabrikarbeit als gewalttätigen Angriff auf ihre Körperlichkeit wahrnahmen.

BIOMACHT UND EIGEN-SINN

Hier ist dann eine Anknüpfung an Foucaults Körpergeschichte und sein Konzept der Biomacht gegeben, zugleich können auch diese unangepassten Arbeiter als eine Art Randgruppe angesehen werden – die allerdings im Gegensatz zu den Jugendsubkulturen oder der Studentenbewegung im Mittelpunkt des Produktionsprozesses steht.

ANTIIMPERIALISMUS

Leider knüpften an diesen als Operaismus bekannt gewordenen Theoriestrang die wesentlichen Theoriestränge der damaligen radikalen Linken nicht an.

Stattdessen wurde die Antiimperialismus-Position gewissermaßen zur Achse des Denkens der nichtparteiförmigen radikalen Linken, von Anarchisten im engeren Sinne abgesehen. In ihrer purifizierten Form, die in Deutschland nur von den sektenartigen Antiimps vertreten wurde, die als Grundtendenz aber sich weltweit bei linksradikalen Strömungen wiederfand und zum Beispiel auch die Programmatik von Arbeiterparteien und Organisationen wie den südafrikanischen ANC bis heute beeinflusst bedeutete sie Folgendes: Der Klassenwiderspruch hat mittlerweile einen geopolitischen Charakter angenommen, das Weltproletariat ist die werktätige Bevölkerung der drei Kontinente Südamerika, Afrika und Asien südlich der damaligen Sowjetunion, nur von dieser kann eine Revolution die nur als Weltrevolution denkbar ist ausgehen.

Aufgabe der Linken in den Metropolenstaaten kann es nur sein, soziale Projekte in diesen Ländern und Flüchtlinge aus diesen Ländern zu unterstützen, jede Form von Ausbeutung dieser Länder zu bekämpfen, z.B. durch Proteste oder Bombenanschläge gegen Unternehmen wie Shell oder Billigkleiderhersteller die in Armutsländern zu Hungerlöhnen produzieren lassen und die Bekämpfung des Militärisch-Industriellen Komplexes in den Metropolen, was von Engagement in der Friedensbewegung bis zur Mitgliedschaft in bewaffneten Gruppen wie der RAF reichen könne.


Diese bewaffneten Gruppen vertraten einen militärisch reduzierten Ansatz, der sich mit ökonomischen Analysen kaum noch beschäftigte, und einer extremen Überhöhung der eigenen Kampfform (ich erinnere mich an den Anwalt von Christian Klar, der 1984 ernsthaft vertrat, der Zweite Weltkrieg sei von den Partisanen gewonnen worden, und auch der Kapitalismus würde durch die Stadtguerrilla besiegt werden). Von solchen Verzerrungen abgesehen ergab der Ansatz einen gewissen Sinn unter den Bedingungen Anfang der 1970er, aber nur in diesem engen Zeitfenster:

Die USA führten in Vietnam noch immer einen Vernichtungskrieg, bei dem abzusehen war, dass sie ihn verlieren würden.

Die Kosten dieses Krieges führten zu einer Talfahrt des Dollar, in deren Folge, da die Währungen damals durch fixe Verrechungskurse an den Dollar als Leitwährung gebunden waren, eine allgemeine Weltwährungskrise drohte.

Nach dem Yom-Kippur-Krieg erschien Israel nicht mehr unbesiegbar, die OPEC nutzte die Gunst der Stunde für eine Ölpreiserhöhung, und geradezu plötzlich hatte man es mit einer Energiekrise zu tun, die erstmals die Grenzen des Wachstums aufscheinen ließ. Dieses Szenario ließ aus linksradikaler Sicht den Kapitalismus für einen kurzen Zeitraum als insgesamt schwächelnd und die Metropolenmächte in einer Position des relativen Machtverlusts erscheinen.

Ein besonderer Schwachpunkt des Klassischen Antiimperialismus ist sein Antizionismus. In diesem Zusammenhang ist oft von linkem Antisemitismus die Rede. Ich halte diesen Begriff für problematisch, da er zum rassischen oder relegiösen Antisemitismus wesensverschieden ist und sich auch nicht gegen Juden als Menschen, sondern ausschließlich gegen Israel als Staat richtet. Für die Opfer antizionistischer Anschläge ist diese Unterscheidung allerdings irrelevant. Immerhin hatten die Tupamaros Westberlin, aus denen später die Bewegung 2. Juni hervorgehen sollten, ausgerechnet am 09. November 1969 einen zum Glück misslungenen Bombenanschlag auf das Jüdische Gemeindezentrum in Westberlin versucht. 1976 wurden im Rahmen einer Flugzeugentführung auf dem Flughafen von Entebbe, die von einer Splittergruppe der PFLP in Zusammenarbeit mit den Revolutionären Zellen durchgeführt wurde von einem deutschen Terroristen Geiseln nach israelischer Staatszugehörigkeit selektiert - ein deutscher Flugzeugentführer selektiert Juden, die Aussagekraft dieser Handlung diskreditierte den antizionistischen Flügel der Antiimps für immer. Nachdem israelische Spezialkommandos das Flugzeug gestürmt hatten, wurden der Drahtzieher Wadi Haddad (der, was man damals nicht wusste, KGB-Agent war) und seine Gruppe aus der PFLP-ausgeschlossen, deren Führung um George Habbash und Leila Khaled bewaffnete Aktionen außerhalb von Israel-Palästina-Jordanien-Libanon nun grundsätzlich untersagte. Die Revolutionären Zellen stellten jede Zusammenarbeit mit dem bei der Aktion maßgeblichen internationalen Terroristen Carlos ein und änderten ihre Strategie grundsätzlich: Keine Mordanschläge und keine Flugzeugentführungen mehr, primär Gewalt gegen Sachen, die durch direkte Bezugnahme auf gerade laufende politische Kampagnen der legalen Linken wie Streiks oder Boykottaufrufe vermittelbar sein sollten.

Bei den RZ vollzog sich so der Wechsel vom Klassischen zum Neuen Antiimperialismus auf einer praktischen Ebene, theoretisch fand dies getrennt von terroristischen Aktionen und in völlig anderem Rahmen statt. Die RAF sollte dem Klassischen Antiimperialismus bis zuletzt verbunden bleiben, starr Positionen vertretend, die wie gesagt eigentlich exklusiv auf die Situation anfang der 1970er Jahre bezogen waren.

Der Antizionismus zumindest der deutschen Antiimps hat sehr viel mit Projektionen zu tun. Zunächst stand die Linke weltweit dem Staat der Shoah-Opfer sehr postiv gegenüber, ohne Waffenlieferungen aus der sozialistischen CSSR hätte Israel seinen Gründungskrieg nicht überstanden. Deutsche Linke sahen in den Kibbuzzim eine neue, basisdemokratische Art von Sozialismus. Dies änderte sich, als Israel sich in der Suezkrise auf die Seite Großbritanniens und Frankreichs schlug, also in einem postkolonialem imperialistischem Krieg ein Waffenbündnis mit alten Kolonialmächten einging. Von diesem Augenblick an kippte der linke Proisraelismus um, und Israel erschien im antiimperialistischen Weltbild fortan als Frontmacht des Imperialismus neben den USA und den damaligen lateinamerikanischen Militärdiktaturen und den Apartheitstaaten Südafrika und Rhodesien. (Soweit ich weiß, sehen ANC und OAU Israel bis heute in dieser Rolle) Bei der direkten RAF-Unterstützerszene wurde diese Sichtweise noch einmal durch den engen Kontakt zu Palästinenserorganisationen, namentlich PFLP, verstärkt.

SOZIALREVOLUTIONÄRE POSITION UND NEUER ANTIIMPERIALISMUS

Als Gegenposition zum Klassischen Antiimperialismus wurden Ansätze, die sich auf Klassenkämpfe und soziale Proteste in den Metropolen ebenso bezogen wie auf Hungerrevolten und Brotpreisaufstände im Trikont in der Schriftenreihe "Autonomie neue Folge" mit einem zwischen Marx, Foucault und der Dependenztheorie aufgespannten Theoriegebäude kontextualisiert und etwa der Versuch unternommen, zwischen Anti-AKW-Kämpfen und Hausbesetzungen in den Metropolen und Hungerrevolten im Trikont Parallelen und Verbindungen im politischen Handeln herzustellen. Daran anküpfend wurde die Theorie der permanenten Neuzusammensetzung der Unterklasse in den 1990er Jahren mit unterschiedlichen Schwerpunkten von dem deutschen Historiker Karl Heinz Roth, der Redaktionsgruppe Materialien für einen neuen AntImperialismus und etwas später auch Slavoj Zizek entwickelt.

Hierbei geht es um folgendes: Da die Industriearbeiterschaft in den Metropolenstaaten kein objektives Proletariat mehr ist – sie lebt nicht mehr in Armut und hat einen bürgerlichen Lebensstil angenommen, zugleich aber ständig neue Armut produziert wird – Leiharbeiter, Zeitarbeiter, Billiglohnsektor, Pauperisierung kleiner Angestelltenmilieus – kann davon gesprochen werden dass ein neues, heterogenes Proletariat am Entstehen ist. Dazu gehört dann auch die Deklassierung von Berufsfeldern die früher mal Hochlohnsektoren waren, z.B. in der IT und im Marketing, Stichwort Dauerpraktikanten und outgesourcte Billigpixler.

Bei Hartmann, Roth und den Materialien für einen neuen Antiimperialismus wird das mit einer Entwicklungstheorie verbunden die nach den Interessen der armen Menschen im Trikont und nach den Möglichkeiten praktischer Solidarität fragt, also sich für die kleinen Leute interessiert und sich von der ausschließlichen Orientierung des alten Antiimperialismus an der Solidarität mit Befreiungsbewegungen abwendet.


Zizek hingegen hat eine operaistische Sichtweise zusammengebracht mit Laclau und Mouffe, die davon ausgingen dass in der postmodernen Gesellschaft andere Kämpfe als bisherige Klassenkämpfe relevant werden, nämlich die Kämpfe marginalisierter Gruppen – Frauen, Schwule, Lesben, Migranten u.a. und dass für diese Gruppen eine Befreiungsperspektive nur sichtbar wird wenn sie ihre radikal subjektive Eigenperspektive gegen den gesellschaftlichen Mainstream wenden.

Wobei Chantal Mouffe als Antwort auf den erstarkenden Rechtspopulismus weltweit einen Populismus von links fordert, der polemisch, laut, aggressiv und politisch unkorrekt zu sein habe, bei ihr vermischen sich die Positionen Foucaults und des Operaismus mit situationistischen Ideen.

Daran anküpfend vertritt Zizek einen radikalen Partikularismus, der erst in der Auseinandersetzung mit dem Bestehenden zur Möglichkeit kommt,Einfluss auf das Allgemeine zu nehmen oder sogar zum Allgemeinen zu werden. In der gemeinsam mit Detlef Hartmann verfassten Antwort auf "Empire" von Negri und Hardt läuft das auf eine neue Revolutionstheorie hinaus.

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Covid in Afrika - anderer Verlauf als erwartet
https://orf.at/stories/3167492/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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Ich lach mich krank
Gerade einen Stapel Jobvorschläge anhand meines Profils bei Linkedin gefunden. Darunter: Leiter Buchhaltung, Leiter Controlling, Chefeinkäufer, Pharmareferent. Wie verstrahlt muss jemand sein, um ausgerechnet mich für einen solchen Job einstellen zu wollen?

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Dienstag, 26. Mai 2020
Schwedens Sonderweg revisited
https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/coronavirus-verhindert-schweden-zweite-welle-34730964

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Sonntag, 24. Mai 2020
Die Debatte geht weiter: Bersarin zur ästhetischen Theorie als Hintergrund jener Eskalation, die zur Gründung der RAF führte
https://bersarin.wordpress.com/2020/05/23/vom-kaufhausbrand-vom-raf-land-von-irrtum-und-von-wirrwarrsound-kunst-und-praxis/

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Politisch korrekte Popmusik
Nix mehr mit Sex and drugs and rock' n roll.
Während früher Jim Morrison sein "Mother, I want to fuck you!" von der Bühne schrie und Frank Zappa nur Zoten sang wird Sex heute im englischsprachigen Pop kaum noch verbalisiert. "Let`s do it" heißt es dort heute oder "Let`s get physical."

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Samstag, 23. Mai 2020
Liebe in Zeiten der Corona versus damals wars
Was bei den notwendigen Abstandsregeln notwendigerweise ausbleibt ist sexuelle Annäherung gegenüber bisher fremden Leuten, neu verlieben und alles, was damit zusammenhängt, ausgerechnet jetzt, im Hochfrühling, der Paarungszeit. Es kann ja niemand sagen, wie lange die Abstandsregeln beibehalten werden, aber angenommen, das geht bis Sommer 2021 weiter und wird auch befolgt und durchgehalten, dann fürchte ich, dass es schweren Schaden in der sexuellen Entwicklung junger Menschen anrichtet.

Man verstehe mich Recht: Ich sehe da nicht wirklich eine Lösung. Mit den Anliegen der Anti-Abstandsmaßnahmen-Protestler habe ich nichts an der platzenden Hutschnur.


Wenn ich mich daran erinnere, wie das in meiner Oberstufenzeit bzw. eigentlich schon von der neunten an war: Alle paar Wochen war Party, und das waren alles Kuppelparties, mit irgendwem zum Knutschen und Fummeln zu kommen war schließlich der Zweck, weshalb man da hin ging. Das setzte sich jenseits der 18 und jenseits des Abis verschärft fort.


Ich erinnere mich da an eines der schönsten Ereignisse meines Lebens. Ich war Zivildienstleistender und mit ein paar Kumpels an einem Badesee. Baden taten dort grundsätzlich alle FKK, Textiler waren Spießer, und meinen gesamten engeren Freundeskreis kannte ich nackt. Wir wollten gerade aufbrechen als zwei Frauen hintereinander aus dem Wasser kamen, die vordere absolut mein Beuteschema: Wunderschön, vom Erscheinungsbild her Playmate-Klasse, dunkler Teint, lange schwarze Haare. Als sie neben mir war bemerkte ich zwei große Stechfliegen auf ihrem Rücken, und ich rief: "Du hast da zwei Stechfliegen auf dem Rücken!", und die hintere Frau bestätigte: "Das stimmt, der verarscht Dich nicht!". Daraufhin blieb sie stehen, und ich wischte mit einem kleinen Hieb die Fliegen von ihrem Rücken, wobei meine Hand ihre samtweiche Haut etwas länger berührte als dazu nötig gewesen wäre.

Sie ging weiter und legte sich mir gegenüber bäuchlings auf ihre Isomatte und begann eine Banane zu verzehren. Wie sie das machte war faszinierend: Sie steckte sie so tief wie es ging in ihren Mund ohne abzubeißen, zwinkerte mir zu und funkelte mit den Augen. Die Anspielung war überdeutlich. Roland rief, "Komm, Che, wir fahren!", ich aber erwiderte: "Fahrt mal, ich bleib noch ne Weile hier. Die Aussicht ist einfach zu schön." "Wieso Aussicht, das ist doch nur ein Kiessee??"

Von meinen Leuten hatte niemand mitbekommen, was da gerade zwischen uns gefunkt hatte. Also fuhren Roland, Alfred, Betty und Petra nach Hause, während ich mit der Schönheit flirtete. Als sie mit der Banane fertig war entspann sich ein längeres, nettes Gespräch, bei dem wir uns unentwegt in die Augen sahen und bald Hände hielten, nach den ersten Küssen fragte sie, ob ich nach dem Baden mit ihr in den Wald kommen würde, Ruten suchen. "Wieso Ruten suchen?" Zum Vorspiel hätte sie, wohldosiert, ein kleines Bißchen Haue gern.

Ich wurde knallrot und musste einen Moment zittern.
Und hatte danach eines der großartigsten sexuellen Erlebnisse meines Lebens -das aber nur einen Tag dauerte, denn sie hatte einen festen Freund.

Solche sexuellen Mini-Abenteuer hatte ich in jungen Jahren einige wenige, andere, zum Beispiel ein langjähriger WG-Mitbewohner, andauernd, für den war das Alltag.

Nun denke ich nicht, dass wir da besonders waren, die Generation meiner Schwestern, die jetzt schon über 60 sind, war weitaus wüster als wir, und wenn ich mir unsere aktuellen Azubis anschaue ist das nicht anders. Teens und Twens sind nun mal in einem Alter, in dem man sich sexuell ausprobiert.

Wenn nun die Corona-Krise dazu führt, dass bestimmten Jahrgängen solche Erfahrungen komplett vorenthalten bleiben ist um ihre sexuelle Entwicklung zu fürchten.

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Freitag, 22. Mai 2020
Zur Wiedereröffnung der Fitnessstudios
Das können sich nur Hygieniker ausgedacht haben, die überhaupt keinen Sport treiben:

Keine Umkleiden benutzen, keine Duschräume benutzen.

Sehr schweißtreibendes oder atemintensives Kardiotraining vermeiden.


Wenn ich das tue brauche ich gar nicht erst hinzugehen. Mein normales Training im Gym entspricht von Kalorienverbrauch und Schweißproduktion einem Halbmarathon. Ich soll also in Sportklamotten, Jacke drüber oder ohne sonstige Kleidung zum Training gehen und anschließend völlig ungeduscht und unumgekleidet in meinen durchgeschwitzten Klamotten nach Hause fahren. Dann kann ich mir Schnupfen- oder Adenoviren auch gleich intravenös verabreichen.


Oder aber so soft trainieren dass ich nicht durchschwitze. Sorry, aber was mache ich denn dann im Fitnessstudio?

Der Traum den ich kürzlich hatte, in dem unsere Combatqueen meinte, wir könnten alle wieder wie gehabt trainieren, wenn der komplette Kurs negativ getestet sei scheint mir die realistischste Lösung zu sein.

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Sonntag, 10. Mai 2020
Möglicher Durchbruch bei der Behandlung von Covid 19
Schon länger hatte ich ja vermutet, dass der in Ostasien begangene Weg erfolgversprechend ist, nicht nur nach einem einzelnen Gegenmittel zu suchen, sondern fixe Kombinationen bereits vorhandener, bereits eingesetzter Medikamente zur Behandlung ganz anderer Krankheiten einzusetzen. In Hongkong ist es nun gelungen, eine halbwegs belastbare Erfolgsquote mit der Kombination Beta Interferon und zwei unterschiedlichen Virostatika zu erzielen.

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)31042-4/fulltext


Wie sehr das weiterhilft bleibt allerdings noch zu klären: Bisher sind die Erfolge nur für milde bis mittelschwere Fälle nachgewiesen, wobei sich dann die Frage stellt, ob die überhaupt behandelt werden müssen, und dann gleich mit Hammermitteln wie Interferon.

Ob diese Therapie auch in schweren Fällen hilft und dann Menschenleben rettet bleibt also die eigentlich spannende Frage. Erfolge mit Chloroquin haben sich bisher als statistisch nicht verifizierbare Zufallstreffer erwiesen, es hat auch Tote durch Chloroquin gegeben, was nicht verwundert, wenn man weiß, dass eine der Hauptrisikogruppen Herzpatienten mit Bluthochdruck und Tachykardie sind und Herzrasen eine der Hauptnebenwirkungen von Chloroquin ist.

Anfang März, noch vor dem Lockdown in Deutschland, hatten Forscher u.a. vom Primatenzentrum in Göttingen ihre Hoffnung auf das nur in Japan eingesetzte Medikament Camostat gesetzt.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/110887/Pankreatitismittel-aus-Japan-stoppt-SARS-CoV-2-in-Zellkulturen

Nachteil von Camostat: Es muss in genau dem Augenblick verabreicht werden, in dem der Virusbefall sich von den oberen Atemwegen in die Lunge verlagert. Funktionieren tut das nur unter Kliniksbedingungen, die PatientInnen müssen sich unter stationärer Überwachung befinden, um diesen Zeitpunkt überhaupt feststellen zu können. Vor dem Befall der Lunge - oder anderer innerer Organe - ist aber von einem schweren Befall gar nicht die Rede, und die Betroffenen sind nicht in der Klinik. Eine möglicherweise erfolgreiche, aber nicht praktikable Therapie also, es sei denn man verabreicht ein auf dem Markt außerhalb Japans bisher gar nicht vorhandenes Medikament im Blindschuss prophylaktisch, ohne etwas über die Nebenwirkungen zu wissen. Fazit: Fortschritte werden gemacht, es eröffnen sich neue Perspektiven, aber es bleibt schwierig.

Möglicherweise ist eine Antikörpertherapie vielversprechend: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/braunschweiger-forscher-erzielen-erste-erfolge-bei-covid-19-behandlung-16757615.html

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