Sonntag, 7. Juni 2009
Wie Frank Zappa wiedereinmal nicht verstanden wurde
Ende der 1980er wurde Frank Zappa von verschiedenen Clubs und auf linken Parties boykottiert. Kürzlich wurde mir in einem lockeren Gespräch gesagt, dies wäre wegen seiner "übel sexistischen" Verse in "Bobby Brown" geschehen, nämlich "I tell all the girls they can kiss my hiney...
Women's liberation
Came creeping all across the nation
I tell you people, I was not ready
When I fucked this dyke by the name of Freddy

She made a little speach then
uuh, she tried to make me say when
She had my balls in a vice, but she left the dick
I guess it's still hooked on but now it shoots too quick",

aber abgesehen von der tatsächlichen Harmlosigkeit dieser Äußerungen stimmte das nicht: Der Boykott hing mit seinem Song "The torture never stops" zusammen, in dem er sich in seiner üblichen Zotensängerei über ein KZ-ähnliches Foltergefängnis ausließ und ihm deshalb Menschenverachtung nachgesagt wurde. Halte ich zwar auch für dämlich, diesen Vorwurf, zeigt aber wieder, wie unfundiert mitunter geurteilt wird: Außer Bobby Brown scheint niemand mehr einen Zappa-Song zu kennen. die großartige Platte "Overnite Sensation" (ungeschnittene Fassung) bekam ich aus London, weil sie hier nicht zu kaufen war.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Spricht hier eigentlich jemand persisch?
Und kann eventuell das hier übersetzen:

inam mese rais jomhureshun tavahom fantezi zadan

... link (5 Kommentare)   ... comment


Globalisierung vor 2700 Jahren oder vom Wert der sozialen Kompetenz
Die neue Ausgabe der "Epoc" hat die Phönizier zum Schwerpunktthema. Faszinierend, wie hier die Herausbildung eines Handelsimperiums geschildert wird, das in ältesten biblischen Zeiten von Nigeria bis Russland und von der spanischen Atlantikküste bis in den Sudan und den persischen Golf reichte. Interessant vor allem aber auch die Tatsache, dass dieses seine Blüte nicht dem händlerischen Egoismus, sondern im Gegenteil Großzügigkeit, Openmindedness und einer gewissen Selbstlosigkeit verdankte. So schreibt Erich Kistler, ein bedeutender Archäologe, der einige äußerst progressive Ansätze in sein Fach eingebracht hat und so etwas wie eine Soziologie der Frühgeschichte betreibt: "Die Migration in den Westen erfolgte in Wirklichkeit... aus mehreren ganz unterschiedlichen Motiven - um die Anhäufung von Gewinn ging es dabei aber nicht! Vielmehr illustriert die Geschenkpolitik des tyrischen Königshauses, dass im Zentrum allen Bestrebens in der Mittelmeerwelt des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. - lange bevor es Geld als Zahlungsmittel gab - vielmehr die Mehrung des SOZIALEN Kapitals stand: Durch kluges Beschenken sicherten sich die Phönizier politische Vorteile und gesellschaftliche Exklusivrechte - was letztlich natürlich auch den wirtschaftlichen Wohlstand brachte."


Nicht schnödes Gewinnstreben stand also im Mittelpunkt, sondern Reichtum ergab sich irgendwann aus sozialer Interaktion - dabei waren die Phönizier diejenigen, auf die der Begriff Mammon zurückgeht. Ein schöner Artikel, trotzdem bleiben für mich Fragen offen bzw. erscheinen einige Dinge ungereimt. Es wird bestritten, dass die Phönizier Cornwall erreicht hätten. Was war mit der Reise des Himilkon? Es wird gesagt, die Phönizier hätten das erste Fernhandelsimperium der Geschichte errichtet. Was war mit ihren Vorläufern im Mittelmeer, den Mykener/Achäern und Minoern? Auch wenn sie Mythos ist, die Odyssee spiegelt auf jeden Fall den geographischen Kenntnisstand ihrer Zeit wieder und liest sich nicht gerade wie der Bericht einer Ägäis-Kreuzfahrt.

... link (12 Kommentare)   ... comment