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Sonntag, 2. Januar 2011
Die Weihnachtslanze
che2001, 20:15h
Meine ältere Nichte war zur Weihnachtsfeier mit einem Speer erschienen, angeblich, um sich auf den vereisten Wegen abzustützen (dass das nicht stimmte, wäre eine andere Geschichte). Wie ich sie so dastehen sah meinte ich zu ihr: "Du siehst aus, als würdest Du sofort zustoßen, wenn Du einen Wal blasen siehst!"., Da erwiderte sie: "Das mit Blasen und Zustoßen ist nochmal eine ganz eigene Geschichte."
Solche Familienszenen liebe ich.
Solche Familienszenen liebe ich.
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Genusstatus
che2001, 19:21h
Über die Festtage gab es eine einzige große Völlerei, und erst heute habe ich mit dem Sport wieder angefangen. Ich bin ja ein ausgesprochener Genießer, sowohl Gourmet als auch Gourmand, und von Lachs, Austern, Jacobsmuscheln, Langusten sowie edlen Rotweinen und Single Malts könnte ich nie genug bekommen, bzw. die Grenze liegt dann halt nur da, wo es wirklich sehr ungesund wird.
Nicht alle gönnen mir immer diese Neigung zum Luxusgastrokonsum. Ab und an sagt schon mal jemand pikiert "Ich brauche solche Statussymbole nicht", und das finde ich dann wiederum ziemlich panne. Erstens, weil gehaltvolle Wein- und Whiskeysorten ebenso wie Meeresfrüchte vor allem gut schmecken, Status im Sinne sozialer Distinktion ist mir in diesem Kontext nicht wichtig, steht jedenfalls nicht im Vordergrund. Zum Anderen aber ist da noch eine ganz andere sozioökonomische Komponente mitverbunden: Die Ichbrauchkeinestatussymbolesager in meinem Dunstkreis kommen nämlich ausnahmslos aus akademischen Mittelschichtfamilien. Da gilt Luxunahrungsmittelkonsum als dekadent und vulgär und bewusste Bescheidenheit als distinguiert, in Schattierungen, die von bewusst proletarisch-bodenständiger Hausmannskost über Asiaküche und Vollwerternährung bis hin zu Vegetarismus und Veganismus reichen. Hummer, Langusten und Co. gelten als Aushängeschilder der Bourgeoisie, die Frage, ob des Essen lecker ist oder nicht spielt aus dieser Perspektive keine Rolle.
Der Witz ist dabei der, dass ich das Seafoodessen, Singlemalttrinken und Zigarrenrauchen im Wesentlichen mit Freunden und -Dinnen kultiviert und entfaltet habe, die aus Arbeiterfamilien stammen, Haupttendenz Küstenproletariat. Der Geiz bzw. bewusste Verzicht hinsichtlich Luxusnahrung ist eben etwas genuin protestantisch-kleinbürgerliches, in Relation zur Höhe des Einkommmens geben, so meine persönliche Erfahrung, Arbeiterhaushalte bzw. arbeiterfamiliensozialisierte Leute viel mehr Geld für Essen und Trinken aus - allein schon, weil ein gepflegtes Gelage oft schon der höchste Luxus ist, den man sich leisten kann und man sich vielfach daran erinnert, dass sich den die eigenen Kreise vor geraumer Zeit noch nicht leisten konnten. Da zählt dann der Status tatsächlich, aber nicht in dem Sinne, wie einige mit der eigenen Bescheidenheit herumschnöselnde Bekannte meinen als Insignie der Zugehörigkeit zur Bourgeoisie, sondern eher in dieser Richtung "Vater hat noch auf der Werft geknülzt, ich kann mir Singlemalt leisten."
Nicht umsonst ist ja auch die Grillparty klassischerweise eine überwiegend proletarisch geerdete Veranstaltung, die der grünen Lehrerfamilie mit Vollwertspaghettiernährung mit Bärlauchsoße eher nicht einfiele. Ich erinnere mich mal an eine Diskussion um Ernährungsfragen, in der die entschiedenste Großemengenfleischvertreterin eine griechische Migrantin war.
In meiner Studienzeit wohnte ich in einer Art Spontivilla in einer WG, wo immer gemeinsam gut gekocht wurde und wir nur Premiumbiere tranken. Dafür kritisierten uns die Nachbar-WGs, wir galten als "unproletarisch" - bei Leuten, die sich zwar als links verstanden, aber entweder aus Mittelschichts- oder aus Bauernfamilien kamen, wir hatten ja hingegen einen Müllergesellen und eine studierende VW-Arbeitertochter unter uns.
Howauchever, auch für mich ist Edelfood keineswegs etwas, mit dem ich aufgewachsen wäre oder was in meiner Familie Tradition hätte, sondern etwas, von dem ich sehr genau weiß, dass man sich das erstmal leisten können muss, ein rares Gut, für das man dankbar ist. Wobei ich dann weit genug außerhalb der normalen Esstradition stehe, um zu Sylvester Heringssalat mit Langostinhos und Bockwürsten mit Senf zu kredenzen. Man gönnt sich ja sonst alles.
Nicht alle gönnen mir immer diese Neigung zum Luxusgastrokonsum. Ab und an sagt schon mal jemand pikiert "Ich brauche solche Statussymbole nicht", und das finde ich dann wiederum ziemlich panne. Erstens, weil gehaltvolle Wein- und Whiskeysorten ebenso wie Meeresfrüchte vor allem gut schmecken, Status im Sinne sozialer Distinktion ist mir in diesem Kontext nicht wichtig, steht jedenfalls nicht im Vordergrund. Zum Anderen aber ist da noch eine ganz andere sozioökonomische Komponente mitverbunden: Die Ichbrauchkeinestatussymbolesager in meinem Dunstkreis kommen nämlich ausnahmslos aus akademischen Mittelschichtfamilien. Da gilt Luxunahrungsmittelkonsum als dekadent und vulgär und bewusste Bescheidenheit als distinguiert, in Schattierungen, die von bewusst proletarisch-bodenständiger Hausmannskost über Asiaküche und Vollwerternährung bis hin zu Vegetarismus und Veganismus reichen. Hummer, Langusten und Co. gelten als Aushängeschilder der Bourgeoisie, die Frage, ob des Essen lecker ist oder nicht spielt aus dieser Perspektive keine Rolle.
Der Witz ist dabei der, dass ich das Seafoodessen, Singlemalttrinken und Zigarrenrauchen im Wesentlichen mit Freunden und -Dinnen kultiviert und entfaltet habe, die aus Arbeiterfamilien stammen, Haupttendenz Küstenproletariat. Der Geiz bzw. bewusste Verzicht hinsichtlich Luxusnahrung ist eben etwas genuin protestantisch-kleinbürgerliches, in Relation zur Höhe des Einkommmens geben, so meine persönliche Erfahrung, Arbeiterhaushalte bzw. arbeiterfamiliensozialisierte Leute viel mehr Geld für Essen und Trinken aus - allein schon, weil ein gepflegtes Gelage oft schon der höchste Luxus ist, den man sich leisten kann und man sich vielfach daran erinnert, dass sich den die eigenen Kreise vor geraumer Zeit noch nicht leisten konnten. Da zählt dann der Status tatsächlich, aber nicht in dem Sinne, wie einige mit der eigenen Bescheidenheit herumschnöselnde Bekannte meinen als Insignie der Zugehörigkeit zur Bourgeoisie, sondern eher in dieser Richtung "Vater hat noch auf der Werft geknülzt, ich kann mir Singlemalt leisten."
Nicht umsonst ist ja auch die Grillparty klassischerweise eine überwiegend proletarisch geerdete Veranstaltung, die der grünen Lehrerfamilie mit Vollwertspaghettiernährung mit Bärlauchsoße eher nicht einfiele. Ich erinnere mich mal an eine Diskussion um Ernährungsfragen, in der die entschiedenste Großemengenfleischvertreterin eine griechische Migrantin war.
In meiner Studienzeit wohnte ich in einer Art Spontivilla in einer WG, wo immer gemeinsam gut gekocht wurde und wir nur Premiumbiere tranken. Dafür kritisierten uns die Nachbar-WGs, wir galten als "unproletarisch" - bei Leuten, die sich zwar als links verstanden, aber entweder aus Mittelschichts- oder aus Bauernfamilien kamen, wir hatten ja hingegen einen Müllergesellen und eine studierende VW-Arbeitertochter unter uns.
Howauchever, auch für mich ist Edelfood keineswegs etwas, mit dem ich aufgewachsen wäre oder was in meiner Familie Tradition hätte, sondern etwas, von dem ich sehr genau weiß, dass man sich das erstmal leisten können muss, ein rares Gut, für das man dankbar ist. Wobei ich dann weit genug außerhalb der normalen Esstradition stehe, um zu Sylvester Heringssalat mit Langostinhos und Bockwürsten mit Senf zu kredenzen. Man gönnt sich ja sonst alles.
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