Dienstag, 21. Juni 2011
Die rassistische Isolation durchbrechen - Keine Lager, nirgendwo!
DAS ZIEL - FLÜCHTLINGSLAGER BREITENWORBIS: Eine Delegation von The VOICE
AktivistInnen besuchte das Isolationsslager am 04.06.11



Wir sprachen auch mit einer irakischen Familie, die nur seit mehr als
einem Jahr im Lager in Breitenworbis lebt. Der Vater erzählte: "Nach der
Zeit, die wir hier verbracht haben, muss ich Medikamente nehmen, die mich
über längere Zeit durchschlafen lassen und mich beruhigen. Ich habe das
Gefühl, dass ich in diesem Lager verrückt werde!"

Erobert eure Agenda zurück - Durchbrecht rassistische Isolation:

DAS ZIEL - FLÜCHTLINGSLAGER BREITENWORBIS
Breitenworbis ist ein kleines Dorf im Norden Thüringens. Hier wurde uns
die schmerzvolle Geschichte einer Gruppe Flüchtlinge erzählt. Ihr
tägliches Leben steht unter dem Motto ISOLATION, einschließlich allem, was
dieses Wort bedeuten kann.

Breitenworbis ist ein 3500 EinwohnerInnen zählender Ort. Das
Flüchtlingsheim mit ungefähr 1000 Bewohnern liegt weit entfernt. Bis zum
einzig "nahen" Dorf Worbis sind es 6 km, bis nach Leinefelde sogar 10 km.
Dorthin müssen die Bewohner jedes Mal, wenn sie reisen wollen, da sich
dort der einzige Bahnhof in der Umgebung befindet. Am Wochenende fahren
überhaupt keine Busse. Gerade dann aber wollen viele Flüchtlinge ihre
Freunde oder Familien besuchen, weil die Zugtickets an Wochenenden
billiger sind. So sind sie darauf angewiesen ein Taxi zu nehmen und 15¤
für eine Strecke zu bezahlen - in der Nacht ist der Preis sogar noch
höher.

Das Lager ist gerade darauf angelegt, die Flüchtlinge vom Rest der Welt zu
isolieren. Bei dieser Mission ist das Landratsamt auch durchaus
erfolgreich. Beweis für diese Einstellung ist schon, dass es am Eingang
des "Heims" nicht einmal Wachmänner gibt. Das Landratsamt weiß schließlich
selbst genau, dass dieser Ort keinerlei Wert hat. Niemand würde hierher
kommen wollen, nicht einmal, wenn man ihn/sie dafür bezahlen würde.

Die Besucher bemerken zuerst den entsetzlichen Geruch rund um das "Heim".
Auf die Frage nach der Quelle des Gestanks antworten einige Flüchtlinge:
"Die Tiere sind unsere einzigen Nachbarn. Welchen Geruch erwartet ihr,
wenn man in solcher Nachbarschaft lebt?!"
Die Schweine- und Rindermastanlagen befinden sich nur 20 m vom Eingang des
Heims entfernt. Andere Bewohner stellen frustriert fest:
" Sie behandeln uns wie Tiere, die Deutschen hier sind sehr schlimm!" Die
Flüchtlinge erzählten uns, dass der schreckliche Gestank rund um die Uhr
zugegen ist. An manchen Tagen wird er sogar so stark, dass es für die
Menschen praktisch unmöglich ist, sich überhaupt draußen aufzuhalten.

Einige Flüchtlinge waren sehr froh, uns zu sehen, und beeilten sich um uns
in das Lager zu führen und uns ihr Leben darin zu zeigen. Andere aber
blickten hoffnungslos und erklärten, dass sie in der Vergangenheit schon
versucht hatten, Widerstand zu leisten, doch nichts habe sich geändert.
Sie berichteten, dass sie viele Male Besuch von verschiedenen
Organisationen erhalten hatten. Aber bereits nach dem ersten oder zweiten
Besuch kamen diese nicht mehr wieder.

Der älteste Flüchtling in diesem "Heim" ist ein afrikanischer Mann, der
bereits 13 Jahre hier verbracht hat. Ich versuchte, ihm einige Fragen zu
stellen, aber er reagierte zunächst überhaupt nicht. Zuletzt sagte er nur
leise: "Bitte..lass mich in Ruhe." Seine Antwort überraschte mich nicht
besonders. Für jemanden, der seit so vielen Jahren unter diesen harten
Bedingungen leben muss, schien sie nur natürlich.

Wir sprachen auch mit einer irakischen Familie, die nur seit mehr als
einem Jahr im Lager in Breitenworbis lebt. Der Vater erzählte: "Nach der
Zeit, die wir hier verbracht haben, muss ich Medikamente nehmen, die mich
über längere Zeit durchschlafen lassen und mich beruhigen. Ich habe das
Gefühl, dass ich in diesem Lager verrückt werde!"

Schon von außen sieht das Lager sehr alt aus. Alle beanstanden die
sanitären Anlagen. Ein Flüchtling berichtet, dass es für 19 bewohnte
Zimmer auf einem Flur nur 3 Toiletten gibt.
Es ist unmöglich, ein benachbartes Wohnhaus rund um das Lager auszumachen,
auch wenn man es noch so sehr versucht.

Die Bewohner beklagen sich zudem über die Menschen im nächsten Dorf. Sie
sagen: "Sie behandeln uns wie Tiere. Sie haben keinen Respekt für uns. Die
meisten von ihnen sind Rassisten und so verhalten sie sich auch."

Die Flüchtlinge freuten sich über die Ankündigung, dass wir zurück kommen
werden. Sie alle hießen uns willkommen und versicherten, dass sie auf uns
warten würden.

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