Montag, 24. Oktober 2011
Vom Herkommen
Man sagt mir öfter mal, ich sei ein Bildungsbürger, aber das bin ich eigentlich ganz und gar nicht. Zumindest nicht, wenn darunter eine Sozialisation, eine Herkunft verstanden wird. Meine Mutter kommt aus einer Viehhändlerfamilie, mein Vater ist Sohn einer halbalphabetisierten Landarbeiterin und eines über lange Jahre arbeitslosen Schlossers, der es in einer dieser Nachkriegskarrieren als Volksschulabsolvent erst zum Handlungsreisenden und dann zum Bankdirektor brachte. Entsprechend ist die Art und Weise, wie ich z.B. sprachlich sozialisiert wurde. Also, "Die Suppe ist nicht warm." "Aber sie dampft doch!" "Pferdescheisse dampft auch!" (Im Original: "Perschiet dampet ok!") oder Antworten auf intellektuelle Wortmeldungen von meinen Schwestern oder mir wie "Braunau am Inn" (damit wollte Vater ausdrücken, dass er über Hitlers Geburtsdatum hinaus an der Schule nichts gelernt hätte) oder "brotlose Künste" waren so das Standardprogramm. Was ich mir so an Bildung angeeignet habe habe ich mir selbst angeeignet, eher im Kontrast zu dem, was mir in die wiege gelegt wurde. Und empfand lange Jahre eine Abneigung gegen die Akademersprösslinge mit ihrer Formulierungsgeilheit.

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