Donnerstag, 26. Januar 2012
Unsägliches zum Thema Männerrolle
In diesem Beitrag hier einmal wieder wird in Tante ZEIT etwas verbraten, was so, wie gesagt eher backlashmäßig überkommene Rollenvorstellungen zelebriert als wirkliche Probleme thematisiert:


http://www.zeit.de/2012/02/Maenner/seite-1

In einer Zeit, in der Maskulinisten breite Front machen gegen Gleichberechtigung und Rollenwandel, in der publizistisch gegen Feminismus angeschrieben wird, in der Frau Schröder negiert, dass es ein Patriarchat überhaupt gäbe und lesbische Feministinnen als "unnatürlich" gebrandmarkt werden soll ausgerechnet das verständnisvolle, sensible Selbstverständnis junger Männer der Beziehungskiller sein. Ich erkenne mich, obwohl nicht mehr so jung, in den beschriebenen "Problemverstehermännern" durchaus wieder. Ja, und deren Schwierigkleiten teile ich. X-mal erlebt, dass gerade mein Verständnis für die Sorgen und Nöte, die Erlebnisweisen von Frauen, mein mich Einfühlen zur männlichen "besten Freundin" machte, aber nicht zum Liebhaber. Aber: Das macht nicht generell und immer unsexy, und das dem Beitrag zugrundeliegende Rollenverständnis ist reaktionär: Der Mann als Verführer und Eroberer, die Frau als passives Objekt seiner Begierde, das nur Erfüllung findet, wenn es sich von ihm aufreißen lässt.


Ich bin nicht gerade ein Eroberertyp und auch kein sexuell vielbegehrter Mann. Aber ich habe erlebt, dass ich gerade als Kümmerer und Versteher geliebt wurde, und in meiner sexuell aktivsten Zeit - die lange her ist - wurde ich als eher passiver Mann von sexuell aggressiven Frauen abgeschleppt. Eines meiner frühesten und schönsten sexuellen Abenteuer wurde dadurch eingeleitet, dass eine Frau, die sich mir vorher wiederholt angeboten hatte, worauf ich aus innerer Unsicherheit aber nicht eingegangen war ("Kann es sein, dass so eine tolle Frau ausgerechnet mich will?") mir irgendwann auf einem Plenum an die Eier fasste. Das soll nicht heißen, dass ich sexuellen Übergriffen das Wort reden würde, aber in unseren damaligen Politzusammenhängen war das Vertrauen zueinander so groß, dass das eben kein Übergriff war. Auf Parties musste mensch aufpassen, nicht auf die übereinander liegenden Pärchen zu treten. Und One-Night-Stands waren für manche Leute der Grund, auf Parties zu gehen.

Was mich heute stört ist die Tatsache, dass es solche Frauen in meinem Wirkungskreis nicht mehr gibt (außer irgendwelchen Endfünfzigerinnen, die auf Ü-30-Parties um 2 Uhr zum Restevögeln auftauchen, aber die sind nunmal nicht mein Fall und auch keine "Partnerinnen"). Da war die linke Subkultur der Achtziger mal entschieden weiter: Ein breiteres Spektrum sexueller Möglichkeiten und Variationsbreiten, als das heute üblich ist. Und von daher würde ich "zurück in die Zukunft" eher fordern als die Rückkehr zu alten Männlichkeits-Weiblichkeitsklischees, die in dem ZEIT-Beitrag implizit eingefordert wird.


Ich kann mit unselbstbewussten "rollentreuen" Frauen im Allgemeinen wenig anfangen, sondern brauche toughe Powerfrauen. Wo es mir relativ leicht fällt anzubandeln ist mit Berggefährtinnen. Das ist insofern auch logisch, weil Klettern damit zu tun hat, auf Leben und Tod aufeinander angewiesen zu sein, unmittelbarer Körperkontakt und, nun ja, Frauen, die klettern dürften im Durchschnitt meinem Muster "tough and powerfull" ohnehin entsprechen. Jenseits dieser speziellen Konstellation denke ich mal, Verhaltensweisen jenseits klassischer Rollenaufteilungen schaffen mehr sexuelle Möglichkeiten und lustvolle Wege. Und nicht diese Eindampfung von Sexualverhalten auf altbackene Rollenmuster. Sexuality is as wide as the sea and morality is no law.


Das ganze Thema habe ich gefunden bei der Mädchenmannschaft, der hiermit schwerst gedankt sei:


http://maedchenmannschaft.net/starke-schmerzen/

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