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Samstag, 8. Juni 2013
Worüber junge Ladies so reden
che2001, 21:29h
Da kamen mir an der Ampel zwei sehr junge Frauen, vielleicht so 20 entgegen, die sich lebhaft unterhielten. Als wir aneinander vorbeigingen verstand ich auch worüber. "Die Kritik der politischen Ökonomie musst du echt lesen, da wird dir klar, woher diese ganze Scheiße in der Welt kommt."
Wow. Ich weiß ja nicht, wieviele solche Gespräche in der Altersgruppe so geführt werden, können ja auch Geschichtstudentinnen sein, aber dennoch: Wow!
Wow. Ich weiß ja nicht, wieviele solche Gespräche in der Altersgruppe so geführt werden, können ja auch Geschichtstudentinnen sein, aber dennoch: Wow!
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Fleischhauer und Martenstein schlagen zu - Backlash neue Runde
che2001, 20:28h
Bei der Mädchenmannschaft wird sich zu Recht über einen dummdreisten SPIEGEL-Beitrag, natürlich unter Mitwirkung von Fleischhauer aufgeregt.
http://maedchenmannschaft.net/oh-nein-im-spiegel-steht-was-ueber-feminismus/
Der SPIEGEL steht da in seiner eigenen unrühmlichen Tradition. Schon 1988 nutzte er die von Alice Schwarzer gestartete PorNo-Kampagne, um unter der reißerischen Titelseite "Lieben Frauen Porno?" mit Experten wie Karasek, ich glaube auch Reich Ranicki über erotische Literatur zu diskutieren und darüber, dass Schwarzer die angeblich verbieten wolle sowie darauf hinzuweisen, dass auch Frauen Pornofilme als erotische Stimulanz nutzen würden.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21113754.html
Dabei war es Schwarzer bzw. der Emma-Redaktion um etwas ganz Anderes gegangen, nämlich darum, Frauen die Möglichkeit zu geben, sich mit Rechtsmitteln gegen Rape-Pornos und Dergleichen zu wehren. Die platte, reißerische und verdrehende Berichterstattung des SPIEGEL machte daraus den angeblichen Versuch, durch Zensur zum Einen Sexmagazine wie den Playboy, zum Anderen klassische erotische Literatur verbieten zu wollen und stellte die Emma-Redaktion Seite an Seite mit katholischen Ordensleuten. In dieser Perspektive, also durch Tatsachenfälschung, konnten sich dann SPIEGEL und Hochglanzyuppiemagazine wie Tempo und Wiener als die sexpositiven Verteidiger der Meinungsfreiheit darstellen.
Der Wiener brachte damals eine Titelstory "Schwarzer Engel flieg mit mir", wo anhand der Tatsache, dass in der Lesbenszene BDSM-Praktiken verbreitet seien behauptet wurde, dass die Ansichten der Emma-Redaktion selbst dort nicht geteilt würden, nach der schrägen Paralogik wer gegen Pornos sei (und wie gesagt, es ging hier um Rape- und Snuffpornos) könne keine BDSM-Praktiken akzeptieren. Das ursprüngliche Anliegen der Emma-Redaktion war erfolgreich unsichtbar gemacht worden.
Zu allem Unglück spielten noch Teile der feministischen und linken Szene dieses Spiel mit. So erwiderte Ingrid Strobl auf den eigentlich haltlosen Vorwurf, die von Schwarzer vorgeschlagene Gesetzesinitiative liefe auf das Verbot klassischer erotischer Literatur hinaus, die Werke de Sades, Millers und Bukowskis hätten keinerlei literarischen Wert und könnten ruhig verboten werden. Der größte Teil der studentischen linken Szene übersetzte die Anti-Porno-Kampagne dergestalt, dass Männer, die Erotikmagazine oder Aktfotobände im Schrank herumstehen hätten oder sich Filme wie Emanuelle anschauten aus linken Zusammenhängen auszuschließen seien. Die von Alice Schwarzer verbreitete Andrea-Dworkin-Formulierung "Pornografie ist die Theorie, Vergewaltigung die Praxis" hatte sich auf Frauen einseitig als unterworfene Opfer präsentierende Gewaltpornografie bezogen, nicht auf erotische Darstellungen insgesamt, diese Tatsache wurde aber komplett untergebuttert. Maria Wieden brachte diese Art von falschverstandenem Antisexismus zu ihrem polemischen Essay "Wider den linken Moralismus von Sexualität" in der Zeitschrift Ästhetik&Kommunikation.
Dieses Thema wird auch, among other things, in dem Podcast behandelt, das Katrin Rönicke mit mir aufgenommen hatte.
http://erscheinungsraum.de/er003-che-antirassismus-fluchtlingsarbeit-und-bergsteigen-aus-einem-bewegten-leben-2/
Auf der bekannten alten Linie bewegt sich der aktuelle SPIEGEL-Beitrag. Plattheiten wie der Frage, wer sich die Achselhaare rasiert oder auch nicht haben nun wirklich nichts mit einer Debatte über Inhalte zu tun; das ist Bild-Niveau. Wobei ich allerdings auch nicht begreife, wieso die Frage, wer sich wo rasiert irgendetwas mit Welt- und Menschenbildern zu tun hat, ich hatte das hier ja schon einmal thematisiert.
http://che2001.blogger.de/stories/1185202/
Es ist allerdings bezeichnend, dass Femen im SPIEGEL eher gut wegkommen. Weniger wegen deren Anliegen - ihre St.Pauli-Protestaktion, bei der Sexarbeit mit NS-Vernichtungslagern verglichen wurde dürfte auch beim SPIEGEL nicht gut gelitten sein - sondern weil sie öffentlich nackte Busen zeigen. Das goutiert der männliche SPIEGEL-Redakteur ganz unabhängig vom Inhalt der Protestaktion, in dieser Hinsicht völlig unreflektiert in Pornouserhaltung verweilend.
Zeitgleich lässt sich in der ZEIT auch Harald Martenstein über das Thema Gender vs. Biologismus aus, was sein permanentes Dauerthema seit Jahren ist.
http://www.zeit.de/2013/24/genderforschung-kulturelle-unterschiede
Witzigerweise in der selben Ausgabe, in der davon die Rede ist, dass der Evolutionstheoretiker und Soziobiologe Wilson heute einräumt, dass kulturelles Lernen und soziale Verhältnisse menschliche Entwicklung viel stärker prägen als von der Genetik bisher angenommen und selber Einfluss auf die Evolution des Menschen gehabt hätten.
Verglichen mit der Wucht, mit der Ende der 80er Anfang der 90er feministische Positionen verdreht wurden mutet das, was die beiden Leitmedien hier gerade vorführen eher bescheiden an, aber die Wahl des Zeitpunkts fällt schon auf. Während im Bundestag de facto über Rechte von Schwulen und Lesben verhandelt wird und das Thema Homoehe in Frankreich Mobilisierungsfaktor für die größte rechtsradikale Kampagne seit Jahrzehnten ist erscheinen zwei solche Beiträge in ein und derselben Woche in den beiden wichtigsten sogenannten linksliberalen Wochenblättern. Welche Funktion diese mogadischoliberale Presse hat wissen wir seit der Abschaffung des Asylrechts 1993: Das linksliberale Lager für rechtskonservative Ideen weichspülen und im Tonfall des süffisanten Spotts linke bzw. emanzipatorische Ideen lächerlich machen.
http://www.darangehtdieweltzugrunde.net/2013/06/10/unreflektierter-journalismus-eine-streitschrift/
http://maedchenmannschaft.net/oh-nein-im-spiegel-steht-was-ueber-feminismus/
Der SPIEGEL steht da in seiner eigenen unrühmlichen Tradition. Schon 1988 nutzte er die von Alice Schwarzer gestartete PorNo-Kampagne, um unter der reißerischen Titelseite "Lieben Frauen Porno?" mit Experten wie Karasek, ich glaube auch Reich Ranicki über erotische Literatur zu diskutieren und darüber, dass Schwarzer die angeblich verbieten wolle sowie darauf hinzuweisen, dass auch Frauen Pornofilme als erotische Stimulanz nutzen würden.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21113754.html
Dabei war es Schwarzer bzw. der Emma-Redaktion um etwas ganz Anderes gegangen, nämlich darum, Frauen die Möglichkeit zu geben, sich mit Rechtsmitteln gegen Rape-Pornos und Dergleichen zu wehren. Die platte, reißerische und verdrehende Berichterstattung des SPIEGEL machte daraus den angeblichen Versuch, durch Zensur zum Einen Sexmagazine wie den Playboy, zum Anderen klassische erotische Literatur verbieten zu wollen und stellte die Emma-Redaktion Seite an Seite mit katholischen Ordensleuten. In dieser Perspektive, also durch Tatsachenfälschung, konnten sich dann SPIEGEL und Hochglanzyuppiemagazine wie Tempo und Wiener als die sexpositiven Verteidiger der Meinungsfreiheit darstellen.
Der Wiener brachte damals eine Titelstory "Schwarzer Engel flieg mit mir", wo anhand der Tatsache, dass in der Lesbenszene BDSM-Praktiken verbreitet seien behauptet wurde, dass die Ansichten der Emma-Redaktion selbst dort nicht geteilt würden, nach der schrägen Paralogik wer gegen Pornos sei (und wie gesagt, es ging hier um Rape- und Snuffpornos) könne keine BDSM-Praktiken akzeptieren. Das ursprüngliche Anliegen der Emma-Redaktion war erfolgreich unsichtbar gemacht worden.
Zu allem Unglück spielten noch Teile der feministischen und linken Szene dieses Spiel mit. So erwiderte Ingrid Strobl auf den eigentlich haltlosen Vorwurf, die von Schwarzer vorgeschlagene Gesetzesinitiative liefe auf das Verbot klassischer erotischer Literatur hinaus, die Werke de Sades, Millers und Bukowskis hätten keinerlei literarischen Wert und könnten ruhig verboten werden. Der größte Teil der studentischen linken Szene übersetzte die Anti-Porno-Kampagne dergestalt, dass Männer, die Erotikmagazine oder Aktfotobände im Schrank herumstehen hätten oder sich Filme wie Emanuelle anschauten aus linken Zusammenhängen auszuschließen seien. Die von Alice Schwarzer verbreitete Andrea-Dworkin-Formulierung "Pornografie ist die Theorie, Vergewaltigung die Praxis" hatte sich auf Frauen einseitig als unterworfene Opfer präsentierende Gewaltpornografie bezogen, nicht auf erotische Darstellungen insgesamt, diese Tatsache wurde aber komplett untergebuttert. Maria Wieden brachte diese Art von falschverstandenem Antisexismus zu ihrem polemischen Essay "Wider den linken Moralismus von Sexualität" in der Zeitschrift Ästhetik&Kommunikation.
Dieses Thema wird auch, among other things, in dem Podcast behandelt, das Katrin Rönicke mit mir aufgenommen hatte.
http://erscheinungsraum.de/er003-che-antirassismus-fluchtlingsarbeit-und-bergsteigen-aus-einem-bewegten-leben-2/
Auf der bekannten alten Linie bewegt sich der aktuelle SPIEGEL-Beitrag. Plattheiten wie der Frage, wer sich die Achselhaare rasiert oder auch nicht haben nun wirklich nichts mit einer Debatte über Inhalte zu tun; das ist Bild-Niveau. Wobei ich allerdings auch nicht begreife, wieso die Frage, wer sich wo rasiert irgendetwas mit Welt- und Menschenbildern zu tun hat, ich hatte das hier ja schon einmal thematisiert.
http://che2001.blogger.de/stories/1185202/
Es ist allerdings bezeichnend, dass Femen im SPIEGEL eher gut wegkommen. Weniger wegen deren Anliegen - ihre St.Pauli-Protestaktion, bei der Sexarbeit mit NS-Vernichtungslagern verglichen wurde dürfte auch beim SPIEGEL nicht gut gelitten sein - sondern weil sie öffentlich nackte Busen zeigen. Das goutiert der männliche SPIEGEL-Redakteur ganz unabhängig vom Inhalt der Protestaktion, in dieser Hinsicht völlig unreflektiert in Pornouserhaltung verweilend.
Zeitgleich lässt sich in der ZEIT auch Harald Martenstein über das Thema Gender vs. Biologismus aus, was sein permanentes Dauerthema seit Jahren ist.
http://www.zeit.de/2013/24/genderforschung-kulturelle-unterschiede
Witzigerweise in der selben Ausgabe, in der davon die Rede ist, dass der Evolutionstheoretiker und Soziobiologe Wilson heute einräumt, dass kulturelles Lernen und soziale Verhältnisse menschliche Entwicklung viel stärker prägen als von der Genetik bisher angenommen und selber Einfluss auf die Evolution des Menschen gehabt hätten.
Verglichen mit der Wucht, mit der Ende der 80er Anfang der 90er feministische Positionen verdreht wurden mutet das, was die beiden Leitmedien hier gerade vorführen eher bescheiden an, aber die Wahl des Zeitpunkts fällt schon auf. Während im Bundestag de facto über Rechte von Schwulen und Lesben verhandelt wird und das Thema Homoehe in Frankreich Mobilisierungsfaktor für die größte rechtsradikale Kampagne seit Jahrzehnten ist erscheinen zwei solche Beiträge in ein und derselben Woche in den beiden wichtigsten sogenannten linksliberalen Wochenblättern. Welche Funktion diese mogadischoliberale Presse hat wissen wir seit der Abschaffung des Asylrechts 1993: Das linksliberale Lager für rechtskonservative Ideen weichspülen und im Tonfall des süffisanten Spotts linke bzw. emanzipatorische Ideen lächerlich machen.
http://www.darangehtdieweltzugrunde.net/2013/06/10/unreflektierter-journalismus-eine-streitschrift/
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