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Donnerstag, 3. Dezember 2020
Rollenmodelle bleiben in der Pandemie bestehen, werden sogar verstärkt – jede 2. Frau physisch und psychisch an der Grenze
che2001, 18:08h
Heike Dierbach
Die Folgen der COVID 19-Krise betreffen überwiegend Frauen – das zeigen zahlreiche Studien. Eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung fördert Details zu Tage: Fast jede 2. Frau sieht sich durch die Situation an ihre körperliche, psychische und emotionale Grenze gebracht. Von den Männern sagt dies nur jeder 3. Umfrageteilnehmer [1].
Prof. Dr. Christiane Eichenberg, Leiterin des Instituts für Psychosomatik an der Sigmund Freud Privat Universität Wien, warnt gegenüber Medscape: „Wir brauchen psychotherapeutische Hilfsangebote, die sich auf die Besonderheiten der Situationen von Frauen in dieser Krise einstellen.“
Wir brauchen psychotherapeutische Hilfsangebote, die sich auf die Besonderheiten der Situationen von Frauen in dieser Krise einstellen. Prof. Dr. Christiane Eichenberg
Vor allem Frauen putzen, betreuen und kochen
Befragt wurden 1.060 Personen. Schon vor COVID-19, das zeigen die Ergebnisse, wurde Care-Arbeit nicht gleichmäßig aufgeteilt. Jede 2. Frau sagt, dass sie mehr gemacht hat. Auch 39% der Männer sehen das so. Der Wegfall von Unterstützungsangeboten hat die Situation weiter verschärft. 69% der Frauen, aber nur 11% der Männer geben an, dass überwiegend sie die Hausarbeit erledigen.
Beim Homeschooling (51% versus 15%) oder beim Zubereiten von Mahlzeiten (61% versus 14%) sieht es ähnlich aus. Erstaunlich: 2 von 3 Männern sind dennoch der Ansicht, die Aufgaben seien „gerecht“ verteilt. Von den Frauen findet das nicht einmal die Hälfte.
„Vor diesem Hintergrund sollten sich sowohl Frauen als auch Männer mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen, die Aufgabenverteilung in der Familie zur Sprache bringen und mit Rücksicht auf die Belastungen und Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin aushandeln“, fordert Barbara von Würzen, Autorin der Umfrage. Sie ist Expertin für Führung und Unternehmenskultur bei der Bertelsmann Stiftung.
Sowohl Frauen als auch Männer sollten sich mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen, die Aufgabenverteilung in der Familie zur Sprache bringen und mit Rücksicht auf die Belastungen und Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin aushandeln. Barbara von Würzen
Viele Frauen leiden unter der Situation: 49% sagen, sie seien körperlich und psychisch bis an ihre Grenzen belastet. Von den Männern empfinden dies nur 30%. Etwa dieselben Gruppen befürchten, dass die Krise dazu führt, Care- und Erwerbsarbeit wieder stärker zu Lasten der Frauen aufzuteilen.
Krisen verschärfen Ungleichheiten eher
Eichenberg sieht hier auch die Gesellschaft in der Pflicht: „Wichtig ist, diese Befunde in eine gendersensible Entwicklung von entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen mit einfließen zu lassen.“ Zentral sei, insbesondere Frauen öffentlich so anzusprechen, dass eine Entstigmatisierung von psychischen Reaktionen wie Wut, Überforderung, Stress, Angst und Ohnmachtsgefühlen unterstützt werde. Eichenberg hat dazu auch gerade ein Fachbuch veröffentlicht.
Die Folgen der COVID 19-Krise betreffen überwiegend Frauen – das zeigen zahlreiche Studien. Eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung fördert Details zu Tage: Fast jede 2. Frau sieht sich durch die Situation an ihre körperliche, psychische und emotionale Grenze gebracht. Von den Männern sagt dies nur jeder 3. Umfrageteilnehmer [1].
Prof. Dr. Christiane Eichenberg, Leiterin des Instituts für Psychosomatik an der Sigmund Freud Privat Universität Wien, warnt gegenüber Medscape: „Wir brauchen psychotherapeutische Hilfsangebote, die sich auf die Besonderheiten der Situationen von Frauen in dieser Krise einstellen.“
Wir brauchen psychotherapeutische Hilfsangebote, die sich auf die Besonderheiten der Situationen von Frauen in dieser Krise einstellen. Prof. Dr. Christiane Eichenberg
Vor allem Frauen putzen, betreuen und kochen
Befragt wurden 1.060 Personen. Schon vor COVID-19, das zeigen die Ergebnisse, wurde Care-Arbeit nicht gleichmäßig aufgeteilt. Jede 2. Frau sagt, dass sie mehr gemacht hat. Auch 39% der Männer sehen das so. Der Wegfall von Unterstützungsangeboten hat die Situation weiter verschärft. 69% der Frauen, aber nur 11% der Männer geben an, dass überwiegend sie die Hausarbeit erledigen.
Beim Homeschooling (51% versus 15%) oder beim Zubereiten von Mahlzeiten (61% versus 14%) sieht es ähnlich aus. Erstaunlich: 2 von 3 Männern sind dennoch der Ansicht, die Aufgaben seien „gerecht“ verteilt. Von den Frauen findet das nicht einmal die Hälfte.
„Vor diesem Hintergrund sollten sich sowohl Frauen als auch Männer mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen, die Aufgabenverteilung in der Familie zur Sprache bringen und mit Rücksicht auf die Belastungen und Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin aushandeln“, fordert Barbara von Würzen, Autorin der Umfrage. Sie ist Expertin für Führung und Unternehmenskultur bei der Bertelsmann Stiftung.
Sowohl Frauen als auch Männer sollten sich mit ihren privaten und beruflichen Rollen auseinandersetzen, die Aufgabenverteilung in der Familie zur Sprache bringen und mit Rücksicht auf die Belastungen und Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin aushandeln. Barbara von Würzen
Viele Frauen leiden unter der Situation: 49% sagen, sie seien körperlich und psychisch bis an ihre Grenzen belastet. Von den Männern empfinden dies nur 30%. Etwa dieselben Gruppen befürchten, dass die Krise dazu führt, Care- und Erwerbsarbeit wieder stärker zu Lasten der Frauen aufzuteilen.
Krisen verschärfen Ungleichheiten eher
Eichenberg sieht hier auch die Gesellschaft in der Pflicht: „Wichtig ist, diese Befunde in eine gendersensible Entwicklung von entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen mit einfließen zu lassen.“ Zentral sei, insbesondere Frauen öffentlich so anzusprechen, dass eine Entstigmatisierung von psychischen Reaktionen wie Wut, Überforderung, Stress, Angst und Ohnmachtsgefühlen unterstützt werde. Eichenberg hat dazu auch gerade ein Fachbuch veröffentlicht.
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Warum manche Patienten besonders schwer an COVID-19 erkranken – liegt es an Autoantikörpern gegen Interferone?
che2001, 18:06h
Liz Szabo, Medscape
3. Dezember 2020
Dr. Megan Ranney, Dozentin für Notfallmedizin an der Brown University, hat viel über COVID-19 gelernt, seit sie im Februar in der Notaufnahme mit der Behandlung von COVID-19-Patienten begann. Eine Frage konnte sie jedoch bislang immer noch nicht beantworten: Warum sind manche Patienten so viel kränker als andere?
Das fortschreitende Alter und die häufig damit verbundenen Grunderkrankungen erklären nur einen Teil des Phänomens, sagt Ranney. Sie erlebt immer wieder, wie Patienten mit ähnlichem Alter, ähnlicher Vorgeschichte und ähnlichem aktuellen Gesundheitszustand extrem unterschiedliche Verläufe zeigen. „Warum wird der eine 40-Jährige schwer krank, während ein anderer nicht einmal stationär behandelt werden muss?“, fragt Ranney.
Es gibt einige interessante neue Untersuchungsergebnisse, nach denen manche Patienten gewissermaßen unter „friendly fire“, also unter „Beschuss durch die eigenen Truppen“ leiden, was in diesem Fall das eigene Immunsystem bedeutet. Die Untersucher hoffen nun, dass diese Ergebnisse ihnen helfen werden, gezielte Therapien für diese Patienten zu entwickeln.
Die Rolle der Interferone und Autoantikörper
Science veröffentlichte eine internationale Studie, nach der etwa 10% von knapp 1.000 COVID-19-Patienten mit lebensbedrohlicher Pneumonie Antikörper gegen wichtige Proteine des Immunsystems, gegen Interferone, entwickelten und diese außer Gefecht setzen [1].
Diese Autoantikörper, die den eigenen Körper angreifen, wurden bei 663 Menschen mit leichten oder asymptomatischen COVID-Verläufen überhaupt nicht gefunden, und von 1.227 gesunden Personen wiesen nur 4 diese Autoantikörper auf. Die Studie wurde vom COVID Human Genetic Effort durchgeführt, dem 200 Forschungszentren in 40 Ländern angehören, und am 23. Oktober veröffentlicht.
Dies gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir über das Immunsystem gelernt haben, seit die Pandemie uns in Atem hält. Dr. Eric Topol
„Dies gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir über das Immunsystem gelernt haben, seit die Pandemie uns in Atem hält“, sagt Dr. Eric Topol, geschäftsführender Vizepräsident der Forschungsabteilung am Scripps Research in San Diego und Chefredakteur von Medscape, der an dieser neuen Studie nicht beteiligt war. „Dieses Ergebnis ist bahnbrechend.“
In einer 2. Studie desselben Teams zeigte sich, dass weitere 3,5% der kritisch Kranken Mutationen an Genen aufwiesen, welche die Interferone kontrollieren, die an der Virenbekämpfung beteiligt sind [2]. Da der Körper 500 bis 600 solcher Gene besitzt, ist es möglich, dass Forscher weitere Mutationen finden werden, sagte der Hauptautor der 2. Studie, Dr. Qian Zhang vom Rockefeller University's St. Giles Laboratory of Human Genetics of Infectious Diseases.
Vor COVID-19 waren sie (die Autoantikörper) wie Schläfer. Dr. Paul Bastard
3. Dezember 2020
Dr. Megan Ranney, Dozentin für Notfallmedizin an der Brown University, hat viel über COVID-19 gelernt, seit sie im Februar in der Notaufnahme mit der Behandlung von COVID-19-Patienten begann. Eine Frage konnte sie jedoch bislang immer noch nicht beantworten: Warum sind manche Patienten so viel kränker als andere?
Das fortschreitende Alter und die häufig damit verbundenen Grunderkrankungen erklären nur einen Teil des Phänomens, sagt Ranney. Sie erlebt immer wieder, wie Patienten mit ähnlichem Alter, ähnlicher Vorgeschichte und ähnlichem aktuellen Gesundheitszustand extrem unterschiedliche Verläufe zeigen. „Warum wird der eine 40-Jährige schwer krank, während ein anderer nicht einmal stationär behandelt werden muss?“, fragt Ranney.
Es gibt einige interessante neue Untersuchungsergebnisse, nach denen manche Patienten gewissermaßen unter „friendly fire“, also unter „Beschuss durch die eigenen Truppen“ leiden, was in diesem Fall das eigene Immunsystem bedeutet. Die Untersucher hoffen nun, dass diese Ergebnisse ihnen helfen werden, gezielte Therapien für diese Patienten zu entwickeln.
Die Rolle der Interferone und Autoantikörper
Science veröffentlichte eine internationale Studie, nach der etwa 10% von knapp 1.000 COVID-19-Patienten mit lebensbedrohlicher Pneumonie Antikörper gegen wichtige Proteine des Immunsystems, gegen Interferone, entwickelten und diese außer Gefecht setzen [1].
Diese Autoantikörper, die den eigenen Körper angreifen, wurden bei 663 Menschen mit leichten oder asymptomatischen COVID-Verläufen überhaupt nicht gefunden, und von 1.227 gesunden Personen wiesen nur 4 diese Autoantikörper auf. Die Studie wurde vom COVID Human Genetic Effort durchgeführt, dem 200 Forschungszentren in 40 Ländern angehören, und am 23. Oktober veröffentlicht.
Dies gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir über das Immunsystem gelernt haben, seit die Pandemie uns in Atem hält. Dr. Eric Topol
„Dies gehört zu den wichtigsten Dingen, die wir über das Immunsystem gelernt haben, seit die Pandemie uns in Atem hält“, sagt Dr. Eric Topol, geschäftsführender Vizepräsident der Forschungsabteilung am Scripps Research in San Diego und Chefredakteur von Medscape, der an dieser neuen Studie nicht beteiligt war. „Dieses Ergebnis ist bahnbrechend.“
In einer 2. Studie desselben Teams zeigte sich, dass weitere 3,5% der kritisch Kranken Mutationen an Genen aufwiesen, welche die Interferone kontrollieren, die an der Virenbekämpfung beteiligt sind [2]. Da der Körper 500 bis 600 solcher Gene besitzt, ist es möglich, dass Forscher weitere Mutationen finden werden, sagte der Hauptautor der 2. Studie, Dr. Qian Zhang vom Rockefeller University's St. Giles Laboratory of Human Genetics of Infectious Diseases.
Vor COVID-19 waren sie (die Autoantikörper) wie Schläfer. Dr. Paul Bastard
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Noch keine Trendumkehr – Wieler rechnet mit „vielen weiteren Toten“
che2001, 18:03h
RKI-Chef Prof. Dr. Lothar Wieler zeigte sich im heutigen Pressebriefing des Robert Koch-Instituts unzufrieden mit der aktuellen Entwicklung in der Corona-Krise. Am Morgen hatte das RKI wiederum über 22.000 neue Infektionen innerhalb der vergangenen 24 Stunden in Deutschland gemeldet. Auch die Zahl der Corona-Toten sei mit 479 in den letzten 24 Stunden sehr hoch. Über 3.900 Menschen werden derzeit wegen einer Corona-Infektion intensivmedizinisch behandelt. Nach RKI-Angaben sind bislang in Deutschland 1.106.789 Infektionen mit SARS-CoV-2 erfasst worden, insgesamt 17.602 Todesfälle stehen im Zusammenhang mit der Virusinfektion.
„Die befürchtete Entwicklung ist eingetreten“, so Wieler: Immer mehr Gesundheitsämter und Kliniken stießen an ihre Belastungsgrenzen. „Der Trend ist noch nicht gebrochen“, konstatierte er, „Die Lage bleibt angespannt!“ Er appellierte an die Bevölkerung, sich noch mehr an die AHA-L Regeln zu halten, um die Infektionszahlen zu senken. Gelinge dies nicht, sei mit einem weiteren Anstieg der schweren intensiv-pflichten Verläufe zu rechnen – und auch „mit vielen weiteren Toten“.
Fast 5.300 Corona-Tote in Betreuungseinrichtungen – aber auch 55 Tote unter Pflegekräften
Nach wie vor sei die 7-Tage-Inzidenz bei den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren besonders hoch, informierte Dr. Ute Rexroth, die die RKI-Stabsstelle zur Corona-Krise leitet. Aber es infizierten sich derzeit auch immer mehr Ältere. „Es ist uns nicht gelungen, das Virus aus den Alten- und Pflegeheimen herauszuhalten – und diese besonders vulnerable Gruppe zu schützen“, räumte Wieler ein.
Nach aktuellen RKI-Zahlen ist COVID-19 für betreute Menschen in Pflegeeinrichtungen und anderen Gemeinschaftsunterkünften besonders gefährlich: Jeder 5. Infizierte dort stirbt. Insgesamt gab es unter den betreuten Infizierten bislang 5.292 Corona-Todesopfer in Deutschland (Stand 2. Dezember) – aber auch 55 infizierte Pflegekräfte sind dem Erreger zum Opfer gefallen.
Inzidenz von 50/100.000 ist erreichbar – Hamburg als Beispiel
Von den bislang 17.602 Corona-Toten insgesamt seien über 11.000 in einem Alter über 80 gewesen, berichtete Rexroth. In der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen gab es mehr als 1.500 Tote und bei den 50- bis 59-Jährigen noch über 500. Das Virus zirkuliere in der jüngeren Bevölkerung und werde von diesen in die älteren Altersgruppen getragen, sagte die Infektionsepidemiologin. Daher sei es wichtig, die Inzidenz allgemein zu senken. Dabei sei das Ziel nach wie vor unter einen Wert von 50 pro 100.000 Einwohner zu kommen.
Auf die kritische Nachfrage, ob sie dieses Ziel tatsächlich für erreichbar hielten, zeigten sich Wieler und Rexroth optimistisch. Sie verwiesen auf das Beispiel von Hamburg: Die Hansestadt sei bei den Corona-Infektionen unter den Spitzenreitern gewesen, zeige nun einen deutlichen Rückgang der Infektionszahlen und nähere sich mit einer derzeitigen Inzidenz von 67/100.000 dem angestrebten Ziel.
Mehr Compliance als Lösung? Wieler schlägt Hygienebeauftragte für Schulen vor
Wie Wieler sagte, hält er es nicht für erforderlich Strategien und Konzepte zu ändern, weil eine Trendwende bislang nicht gelungen ist. Die Hygienekonzepte müssten einfach konsequenter umgesetzt werden. Er verwies auf RKI-Statistiken, die die Infektionszahlen in Krankenhäusern und Pflegeheimen während der ersten Welle im Frühjahr mit den derzeitigen Zahlen vergleichen.
Was auffällt: Im Vergleich zum Frühjahr sind in den Kliniken die nosokomialen Infektionen deutlich niedriger. Das heißt, es gelingt sehr viel besser, eine Übertragung des Erregers dort zu verhindern. Den gleichen Erfolg sieht man derzeit in den Alten- und Pflegeheimen aber noch nicht.
Er appellierte an die Träger der Heime, die dort benötigten zusätzlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen und verwies auf die kürzlich überarbeiteten Hygiene-Empfehlungen des RKI für solche Einrichtungen. Insgesamt sei es wichtig, auch z.B. in Schulen oder anderen ähnlichen Einrichtungen die Hygienekonzepte entsprechend umzusetzen. Um dies zu gewährleisten, schlug Wieler vor, dass Schulen z.B. einen Lehrer zum „Hygienebeauftragten“ erklärten, der sich über die entsprechenden Regelungen informiere und deren Umsetzung organisiere.
In diesem Zusammenhang sieht Wieler auch die schnellen Antigen-Tests. Sie könnten als Werkzeug sehr hilfreich sein, müssten aber in ein „Gesamt-Hygiene-Konzept“ eingebettet sein. „Die Tests dienen vor allem dazu zu prüfen, ob die Hygieneregeln funktionieren!“ Das Wichtigste, um die Lage in den Griff zu bekommen, sei derzeit „die Compliance, also die Maßnahmen noch konsequenter umzusetzen“.
„Die befürchtete Entwicklung ist eingetreten“, so Wieler: Immer mehr Gesundheitsämter und Kliniken stießen an ihre Belastungsgrenzen. „Der Trend ist noch nicht gebrochen“, konstatierte er, „Die Lage bleibt angespannt!“ Er appellierte an die Bevölkerung, sich noch mehr an die AHA-L Regeln zu halten, um die Infektionszahlen zu senken. Gelinge dies nicht, sei mit einem weiteren Anstieg der schweren intensiv-pflichten Verläufe zu rechnen – und auch „mit vielen weiteren Toten“.
Fast 5.300 Corona-Tote in Betreuungseinrichtungen – aber auch 55 Tote unter Pflegekräften
Nach wie vor sei die 7-Tage-Inzidenz bei den jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren besonders hoch, informierte Dr. Ute Rexroth, die die RKI-Stabsstelle zur Corona-Krise leitet. Aber es infizierten sich derzeit auch immer mehr Ältere. „Es ist uns nicht gelungen, das Virus aus den Alten- und Pflegeheimen herauszuhalten – und diese besonders vulnerable Gruppe zu schützen“, räumte Wieler ein.
Nach aktuellen RKI-Zahlen ist COVID-19 für betreute Menschen in Pflegeeinrichtungen und anderen Gemeinschaftsunterkünften besonders gefährlich: Jeder 5. Infizierte dort stirbt. Insgesamt gab es unter den betreuten Infizierten bislang 5.292 Corona-Todesopfer in Deutschland (Stand 2. Dezember) – aber auch 55 infizierte Pflegekräfte sind dem Erreger zum Opfer gefallen.
Inzidenz von 50/100.000 ist erreichbar – Hamburg als Beispiel
Von den bislang 17.602 Corona-Toten insgesamt seien über 11.000 in einem Alter über 80 gewesen, berichtete Rexroth. In der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen gab es mehr als 1.500 Tote und bei den 50- bis 59-Jährigen noch über 500. Das Virus zirkuliere in der jüngeren Bevölkerung und werde von diesen in die älteren Altersgruppen getragen, sagte die Infektionsepidemiologin. Daher sei es wichtig, die Inzidenz allgemein zu senken. Dabei sei das Ziel nach wie vor unter einen Wert von 50 pro 100.000 Einwohner zu kommen.
Auf die kritische Nachfrage, ob sie dieses Ziel tatsächlich für erreichbar hielten, zeigten sich Wieler und Rexroth optimistisch. Sie verwiesen auf das Beispiel von Hamburg: Die Hansestadt sei bei den Corona-Infektionen unter den Spitzenreitern gewesen, zeige nun einen deutlichen Rückgang der Infektionszahlen und nähere sich mit einer derzeitigen Inzidenz von 67/100.000 dem angestrebten Ziel.
Mehr Compliance als Lösung? Wieler schlägt Hygienebeauftragte für Schulen vor
Wie Wieler sagte, hält er es nicht für erforderlich Strategien und Konzepte zu ändern, weil eine Trendwende bislang nicht gelungen ist. Die Hygienekonzepte müssten einfach konsequenter umgesetzt werden. Er verwies auf RKI-Statistiken, die die Infektionszahlen in Krankenhäusern und Pflegeheimen während der ersten Welle im Frühjahr mit den derzeitigen Zahlen vergleichen.
Was auffällt: Im Vergleich zum Frühjahr sind in den Kliniken die nosokomialen Infektionen deutlich niedriger. Das heißt, es gelingt sehr viel besser, eine Übertragung des Erregers dort zu verhindern. Den gleichen Erfolg sieht man derzeit in den Alten- und Pflegeheimen aber noch nicht.
Er appellierte an die Träger der Heime, die dort benötigten zusätzlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen und verwies auf die kürzlich überarbeiteten Hygiene-Empfehlungen des RKI für solche Einrichtungen. Insgesamt sei es wichtig, auch z.B. in Schulen oder anderen ähnlichen Einrichtungen die Hygienekonzepte entsprechend umzusetzen. Um dies zu gewährleisten, schlug Wieler vor, dass Schulen z.B. einen Lehrer zum „Hygienebeauftragten“ erklärten, der sich über die entsprechenden Regelungen informiere und deren Umsetzung organisiere.
In diesem Zusammenhang sieht Wieler auch die schnellen Antigen-Tests. Sie könnten als Werkzeug sehr hilfreich sein, müssten aber in ein „Gesamt-Hygiene-Konzept“ eingebettet sein. „Die Tests dienen vor allem dazu zu prüfen, ob die Hygieneregeln funktionieren!“ Das Wichtigste, um die Lage in den Griff zu bekommen, sei derzeit „die Compliance, also die Maßnahmen noch konsequenter umzusetzen“.
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Erneut wurde Adolf Hitler gewählt
che2001, 15:34h
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