Freitag, 7. Oktober 2022
Von Rumstehern und Kapalken, oder: Schlangestehen hardcore
Letztes Wochenende stand ich im Supermarkt an der Pfandflaschenabgabe am Ende einer Schlange. Da rollte ein Typ mit seinem Einkaufswagen an mir vorbei und stellte sich neben den Mann vor mir. Ich sagte: "Nach dem Herrn neben Ihnen komme erstmal ich!".

"Da träumste von." erwiderte er. Da er aussah wie direkt aus Zuhälterhausen legte ich mich nicht mit ihm an.

Am Montag dann, dem Einheitstag, ging ich zur Notdienst-Apotheke, um eine Packung Talcid zu kaufen. Es war Bedienung an der offenen Tür ohne Einlass, es war nur eine Kundin vor mir, eine adipöse alte Frau. "Das geht schnell", dachte ich, doch weit gefehlt. Die erklärte, sie käme frisch aus dem Krankenhaus und eine OP-Narbe habe sich entzündet, sie bräuchte eine antiobiotische Salbe. Und dann ließ sie sich von der Apothekerin nacheinander, Produkt für Produkt, alle antiobiotischen Salben bringen, die diese vorrätig hatte, und jeweils den Beipackzettel vorlesen. Zwischendurch erzählte sie noch im Plauderton, was sie mit dem Chefarzt besprochen hatte, was gar nichts mit dem Medikament zu tun, sondern anekdotischen Charakter hatte.


Das Ganze dauerte eine Viertelstunde, inzwischen hatte sich hinter mir eine Schlange von zehn Leuten gebildet. Schließlich fragte ich die Dame: "Wie lange brauchen Sie noch? Das hier ist eine Notfallapotheke und nicht der Basar von Kairo. Hinter Ihnen stehen lauter Leute, die krank sind und warten. Kommen Sie bitte mal zu Potte!".

Die Frau drehte sich sehr langsam um, mit entsetzten Augen und offenem Mund, dann fragte sie: "Wie reden Sie denn mit mir?".


Da äußerte sich dann die Schlange hinter mir: "Recht hat er!", "Sie halten den ganzen Laden auf!", "Werden Sie mal fertig!". Spontan hatte sich ein Mob gebildet der im Wortsinn hinter mir stand. Die Alte wurde dann sehr schnell fertig, steckte eine Tube ein, bezahlte und verschwand in einer Art Watschelgang.

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