Montag, 19. Dezember 2005
Pussy Prosa Preis
Vorbemerkung: Ob das eine richtig schön schlechte erotische Geschichte mit Schaudergarantie ist, möchte ich bezweifeln. Es ist eine Lebenserinnerung, der ich eher mit Sehnsucht nachhänge, aber für Dons Award sicher nicht dekadent genug, dafür eventuell zu schlüpfrig. Egal, soll das Publikum urteilen.


Amanda war anders als wir. Sie wohnte zwar in unserer Spontivilla, aber in einer WG, die sich vom Rest erheblich unterschied. Waren wir teils Autonome, teils Späthippies und teils Punks, teils auch unpolitische Normalstudis auf einem befristeten Freaktrip, so war das unsere Yuppie-WG. Stets allerletzter Chic, mit aufwändigen Hobbies wie Windsurfen und Segelfliegen, Champagner statt Bier. Im Gegensatz zu den üblichen Tempo-Zeitgeist-Luschen nahmen sie ihre Hobbies sehr ernst, einer hat zum Beispiel in einem selbstgebauten Segelwagen die Sahara durchquert. Amanda war auch in dieser WG nochmals etwas ganz Besonderes. Bildschön, blond, langbeinig und so gutaussehend, dass sie ohne Weiteres als Model hätte arbeiten können, Diplomatentochter mit recht seltsamen politischen Ansichten, die damit zusammenhingen, dass ihr Weltbild in völlig unterschiedlichen Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen geprägt wurde. Also, Amanda kam gerade aus Barbados zurück. Ich traf sie an einem strahlenden Junitag, die Vögel zwitscherten und es schneite Blüten, sie begrüßte mich herzlich und wir unterhielten uns über Barbados. "Du bist gar nicht besonders braun", meinte ich und sie erwiderte grinsend "das siehst Du anders, wenn Du erst die Stelle gesehen hast, wo ich das Bikini-Höschen getragen habe."

Ich weiß nichtmal mehr, was ich darauf geantwortet habe - ich war damals eher schüchtern und nicht sehr schlagfertig - aber soviel war klar: Sie hatte mich auf der Liste.

Ein paar Tage später lag ich noch um 14.30 in meinem Bett, da ich eine schwere Zechprellung auskurierte, ach Quatsch, eine der heftigeren Feten hinter mir hatte. Die Tür zum Garten stand offen, und plötzlich materialisierte sich Amanda in meinem Zimmer. "Hi!" sagte sie und grinste freundlich, "ich wollte mal sehen, was Du so machst. Ich hoffe, ich störe nicht, auf die Bude rücken wollte ich Dir nicht."
"Aber Du störst gar nicht, komm doch in mein Bett," erwiderte ich leichthin, war aber völlig überrascht (das war mehr als Spruch gemeint, ich feilte damals ja ständig an meiner noch nicht vorhandenen Coolness), als sie dem Folge leistete. Im Nu lagen wir küssend auf- und nebeneinander und zogen uns gegenseitig aus. Beim Anblick ihrer schwarz behaarten Muschi kamen mir etwas abwegige und überflüssige Gedanken ("wieso haben eigentlich alle Blondinen schwarze Schamhaare? Sind die nicht echt blond, oder ist blond eigentlich schwarz - die haben meistens ja auch schwarzen Haaransatz"), die ich aber nicht weiterverfolgen konnte, da Amanda mir geschickt meine Genussorgane massierte und wir dann ziemlich schnell ziemlich heftig zur Sache kamen. Nachdem wir uns etwa eine Stunde mit Lippen, Zunge, Nägeln und Zähnen rauf-- und runter bearbeitet hatten, sagte sie "Sorry, aber ich muss jetzt gehen. Reinhard wartet." Reinhard. Ihr Lover, dem sie ständig Hörner aufsetzte. Reinhard, über den sich die Männer in meinem Bekanntenkreis schlapplachten. Aber auch der einzige Mann, mit dem sie auf Dauer zusammen war.


Obwohl wir im gleichen Haus wohnten, sahen wir uns über eine Woche nicht. Mitten in der Nacht kam dann meine Mitbewohnerin Heike und fragte mich, ob ich mit Fatma, der Übernachtungsgästin von Archie, ausgehen könnte. Ich verstand zwar nicht, wieso ich Fatma für Archie Gassi führen sollte, aber ich machte es. Wir zogen durch ziemlich viele Kneipen, und je länger die Nacht wurde, umso zudringlicher wurde sie. Zugebenerweise auf eine niveaulose Art - zum Beispiel fing sie ohne besondere Einleitung an zu erzählen, sie sei so eng gebaut, dass die Kerle alle nach den ersten paar Minuten in ihr kommen würden - aber zumindest war klar, wie der Abend (der längst ein Morgen war) enden würde. Zunächst mal landeten wir in jenem Club, in dem letztlich alle großen Kneipenzüge früher oder später landeten. Die einzigen Gäste außer uns waren Amanda und Reinhard. Reinhard würdigte mich keines Blickes und erwiderte meinen Gruß nicht, aber Amanda verließ nach wenigen Minuten ihren Platz und kam zu uns rüber. Es war mir ein Fest der Genugtuung, Fatma Öhrchen knabbernd auf dem Schoß gepflegt mit Amanda zu plaudern und sie zu einer Fete einzuladen, deren Anlass ich heute nicht mehr weiss, die mir damals aber sehr wichtig war und dabei zu sehen, wie Reinhard vor sich hin kochte.

Um fünf Uhr morgens zu Hause angekommen, über eine Stunde Monolog von Fatma zugehört, fand ich auf die Frage, wie ich ihre Beine fände, endlich Gelegenheit, sie mit einem Kuss zum verstummen zu bringen und dann zu sagen "Mich interessiert mehr, was zwischen Deinen Beinen ist." Sie fragte zurück "Warum willst Du mit mir schlafen?", und sie fragte das so neutral-sachlich, als ob sie nach der Uhrzeit gefragt hätte. "Weil ich scharf auf Dich bin", erwiderte ich und war basserstaunt - die ganze Nacht durch redet die Frau nur über Sex und wie scharf sie selber doch ist, und dann diese Frage. Ich griff unter ihr Shirt, nahm ihre schönen, straffen, runden Brüste in die Hand und massierte sie sanft durch. Wir hatten einen Quickie auf dem Teppichboden, dann schliefe wir beide ein. die zwei Meter zum Bett schafften wir nicht mehr.


Am nächsten Tag, ich hatte Fatma noch zum Bahnhof gebracht, erfuhr ich von Archie, dass es sich um eine Prostituierte aus der Libanesen-Mafia handelte, die auf der Flucht vor ihrem Luden war.
Schlagartig fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Das ganze Pussypalaver von wegen zu eng gebaut, der Qualität ihrer Beine etc. war kein Angrabungsversuch gewesen, sondern für sie berufsbedingt ein normales Alltagsgesprächsthema. Mit mir erst eingehakt und dann Hand auf Arsch zu flanieren war die einzige Art des Mit Männern flanierens, die sie kannte, ebenso, wie es in einer Bar normal für sie war, sich einem Mann auf den Schoß zu setzen. Das hatte sozusagen alles nichts mit mir zu tun gehabt. Daher auch die beiläufig interessierte Frage, warum ich mit ihr schlafen wollte.


Die Fete kam. Es war eine interessante Mischung von Leuten anwesend: Amanda und ihre Yuppie-WG, meine eigenen Wohngenossen und eine Gruppe von Autonomen, mit denen ich gerade eine jener vermummten nächtlichen Aktionen durchgezogen hatte, von denen man nicht redet. Es war ein Experiment: Würden diese Leute einander verstehen?

Vor allem aber verspürte ich die Sehnsucht, Amanda noch einmal ins Bett zu kriegen. Dazu nahm ich verbalerotiktechnisch den Abend mit Fatma zum Aufhänger. Aber ach! Amanda hörte sich das mit amüsiertem Interesse an, wer dadurch aber richtig aufgegeilt wurde und sofort anfing, an mir herumzufingern war Sarah, eine von den Gästen aus der autonomen Szene, ein ganz junges Küken. Das konnte ich nun gar nicht brauchen: Eine mich umarmende und betatschende Sarah war die schlechteste Voraussetzung, um Amanda ins Bett zu kriegen. Sarah einfach zurückzuweisen war mein Ding auch wieder nicht. Aber geschlafen habe ich mir ihr nicht; als ich erfuhr, dass sie noch minderjährig war, gab ich ihr sanft zu verstehen, dass da mit mir nichts liefe. Das war aber leider, als Amanda längst gegangen war, die wohl ein recht schiefes Bild vom Verlauf des Abends bekam.

Mit Amanda lief auch nichts mehr, aber bei ihr galt ich nun als Wüstling. Dabei war ich ein sexuell noch ziemlich unerfahrener Single, der ab und an, eher sehr gelegentlich, seine One-Night-Stands hatte. Indes, die Unbefangenheit, mit der diese damals erfolgten, hätte ich heute gerne zurück.

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Sonntag, 18. Dezember 2005
Partnership in torture reloaded
Auch wenn es erfreulich klingt, dass die USA nunmehr auch im Umgang mit Terriorverdächtigen strikt darauf achten wollen, dass diese nicht mißhandelt werden und neue Antifoltergestze verabschiedet werden sollen, zeigt sich andererseits, wie groß der Eisberg ist, dessen Spitze hier sichtbar wird: Antifoltergesetze? In einem Staat, der das Abkommen gegen Folter, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe unterzeichnet hat, über 200 Jahre nach der Proklamation der Menschenrechte? Antifoltergesetze in einem Staat, der in punkto Häufigkeit von Hinrichtungen in der gleichen Liga spielt wie der Iran. Antifoltergesetze in einem Staat, in dem Hookey Williams, der als Autor gegen Gewalt gerichteter Kinderbücher erfolgreich exemplifiziert hat, was in punkto Resolzialisierung möglich ist, in dem also dieser vollständig resolzialisierte Verbrecher 25 Jahre nach seiner Tat hingerichtet wurde und arnold Schwarzenegger nachgewiesen hat, dass er wohl auch im echten Leben ein Terminator ist.

There is a mean stream in America´s character, it will may be 500 years to till it.

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Detlev Lengsfeld und das Mobbing
Das Arbeitsgerichtsverfahren um Mobbing-Opfer Detlev Lengsfeld - ich hatte wiederholt darüber berichtet- wurde mittlerweile gegen Zahlung einer wohl ziemlich hohen Abfindung beendet. Hierbei verlautbarte, dass es bei Gericht nicht gut angekommen sei, dass Lengsfeld mit der Causa in die Öffentlichkeit gegangen ist. Das täte den Damen und Herren wohl so passen; ich fände es ja viel ersprießlicher, wenn mal aus Arbeitsgerichtsprozessen life gesendet würde, damit die Bevölkerung die Arbeitswirklichkeit anno 2005/6 life um die Ohren gehauen bekommt :-)


Aber keine Sorge, Whistleblowing hat Zukunft, und gemeinsam werden wir schon dafür sorgen, dass schmutzige Details über üble Unternehmenspraktiken immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen, zum Beispiel hier: http://rebellmarkt.blogger.de oder hier: http://girl.twoday.net, natürlich hier: http://pathologe.blogg.de und immer wieder und ganz besonders hier: http://lanu.blogger.de.

Also, Leuteschinder und Personalquäler, die Jagd ist eröffnet.

Halali!

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Donnerstag, 15. Dezember 2005
Germany and USA: partnership for torture
Nicht nur al Masry wurde entführt, auch der deutsche Staatsbürger Muhammad Haydar Zammar sitzt in Syrien in Haft und wurde dort in einem bekannten Folterknast von deutschen Beamten vernommen. Syrien ist ein Land, in dem Fragen von Angehörigen, ob sie Inhaftierte sehen können, mit "wir werden die Leiche schon noch freigeben" beantwortet werden und in dem tatsächlich erst kürzlich Gefangene unter der Folter gestorben sind. Auch in Guantanamo haben deutsche Beamte Gefangene verhört. Wundern tut mich das nicht, ist doch Folter auch in Deutschland Praxis. Ich meine hiermit nicht die spektakuläre und in der Tat sehr grenzwertige Frankfurter Entführungsgeschichte, sondern den täglichen Umgang mit abgelehnten Asylbewerbern, die regelmäßig unter Betäubungsmitteln, gefesselt und geknebelt abgeschoben werden und dabei öfter mal ums Leben kommen (vgl. Cola Bankole), rätselhafte Todesfälle im Abschiebeknast (vgl. vorletztes Posting), den Anblick von mit roten Striemen bedeckten Rücken nach dem Ende einer Revolte im Kasselaner Knast vor einigen Jahren oder den Einsatz von Tränengas und elektrischem Viehstock gegen des Drogenhandels verdächtige Afrikaner in Bremen. Nach meinem Rechtsempfinden ist das längst nicht mehr nur ein Fall Steinmeier und ein Fall El Masry, sondern es gehörten ebenso Schily und Zypries sowie etliche Länderminister vor einen Untersuchungsausschuss "Folter durch deutsche Behörden".

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Mittwoch, 14. Dezember 2005
Sie sind wieder da!
Nicht, dass jetzt jemand auf den Gedanken käme, ich würde plötzlich hoos statt booos bringen....aber das scheint mir bemerkenswert: http://www.testticker.de/news/home_computing/news20051214007.aspx

Demnächst auch wieder die schwarzen Rechner im Escom-Office?

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Dienstag, 13. Dezember 2005
Fernsehtipp für Januar
Unbedingt sehen: Tod in der Zelle - Warum starb Oury Jalloh?
Das Erste | Mittwoch, 04.01.06 | 22:45 Uhr

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Montag, 12. Dezember 2005
Mit uns der Götterbote
Ja, wir Deutschen sind wieder wer bzw. Wehr und Waffen. Hermes-Bürgschaften machen es möglich: Aus den Waffenschmieden der Nation für die ganze Welt geballte Produktion.

Folgendes teilt die ökumenische Konferenz für Rüstungs- und Entwicklungsfragen GKKE mit: Bei
den Ausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen und Rüstungsgüter von 3,8 Milliarden Euro liege die Bundesrepublik an vierter Stelle hinter Russland, den USA und Frankreich. Zwar seien die Genehmigungen 2004 im Vergleich zum Vorjahr (4,8 Milliarden Euro) zurückgegangen. Dennoch hätten sie deutlich über dem Niveau der Rüstungsausfuhren unter der Regierung von Helmut Kohl (CDU) gelegen.

Die GKKE besteht aus Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche sowie Fachleuten von wissenschaftlichen Einrichtungen und Nicht-Regierungsorganisationen. Sie beruft sich auf Zahlen der EU, die die europäischen Regierungen nach dem Verhaltenskodex für Rüstungsexporte nach Brüssel melden müssen. Die Bundesregierung hat noch keinen Bericht zu den deutschen Rüstungsexporten 2004 vorgelegt.

Nach Angaben der Vorsitzenden der Konferenz, Prälat Karl Jüsten und Prälat Stephan Reimers, haben SPD und Grüne gegen eigene Leitlinien verstoßen. So sei ein Drittel der Exporte an Entwicklungsländer gegangen, die zugleich Entwicklungshilfe bekämen. Ferner seien Waffen in Konfliktregionen wie in den Nahen und Mittleren Osten sowie Ost-Asien geliefert worden. Nach Darstellung von Bernhard Moltmann von der hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung zeigt die heutige Irak-Krise, dass frühere Rüstungstransfers Indikatoren für Krisen der Zukunft seien.

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Unser täglich Rassismus gib uns heute
Was der Titanic mal einen besonders finsteren Witz wert war - "1a Negerfutter für lebensfrohe Untermenschen" - wird jetzt praktische Realität: Beschlagnahmtes oder sonstwie ausgesondertes Gammelfleisch wird an Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge ausgegeben.

Hier die aktuelle Pressemeldung des Bayerischen Flüchtlingsrats:

München - Der Bayerische Flüchtlingsrat hat scharf gegen die
Ausgabe von Gammelfleisch an Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften
in Oberbayern protestiert. Bei den letzten Ausgaben der
Lebensmittelpakete seien 500 Gramm-Tiefkühlpackungen mit
Hähnchenbrust verteilt worden, deren Haltbarkeit schon seit Oktober
2005 abgelaufen war, teilte der Flüchtlingsrat am Freitag mit. Die
Bezirksregierung von Oberbayern bestätigte die Ausgabe von Produkten,
bei denen die Mindesthaltbarkeit überschritten war.

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Donnerstag, 8. Dezember 2005
Stürzt Steinmeier, muss Schily brummen?
Nun wird bereits EU-weit ein Untersuchungsausschuss zur El-Masry-Affäre gefordert, FDP und Linkspartei schreiten Seit an Seit als Vorkämpfer der Bürger und Menschenrechte
http://www.netzeitung.de/deutschland/371874.html, und der Schwiegervater in spe des unglücklichen Ex-Bild.t-online Vorturners Würtenberger (mittlerweile durch den weit weniger NE-igen Herrn Gunz ersetzt) schreibt Wahres über die CIA als kriminelle Vereinigung http://www.netzeitung.de/deutschland/kolumne/371848.html. Es stimmt wohl, dass keine Feinde mehr braucht, wer mit den USA verbündet ist.

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Mittwoch, 7. Dezember 2005
Die Krone der Deregulierung
Findet sich hier:

http://www.gmx.net/de/themen/nachrichten/deutschland/recht/1641946,cc=000000160300016419461WWCcG.html

Was Thatcher vorgemacht hat, wird nun auch in Deutschland Realität, ein Jahrzehnt nach dem ersten Versuch. Die Privatisierung hoheitlicher Aufgaben ist ja die reinste Vollendung neoliberalen Denkens (neoliberal im Sinne von radikalliberal, nicht ordoliberal); demnächst kommt dann wohl die Privatisierung der Rechtsprechung, die Abschaffung der Kirchensteuer und stattdessen Werbeflächen auf den Talaren und, natürlich, die Bundeswehr als Sölnerheer, das natürlich auch kostendeckend arbeiten muss (plündern frei!).

Brave New Times!

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Dienstag, 6. Dezember 2005
Moderne Unternehmen in modernen Zeiten
Bonmot der Woche: "Heutige Unternehmen, auch solche, mit denen wir konkurrieren, haben keine Pensionspläne." (Ivan Seidenberg, CEO von Verizon)


Tja, da wird wohl idealtypisch exerziert, wie sich neocons die Zukunft unserer Sozialsysteme vorstellen. Dass damit auch Mitarbeiterloyalität zerstört wird, scheint scheißegal zu sein. Ich frage mich wirklich, wann es zu einer signifikanten Häufung von Sabotage am Arbeitsplatz kommt.


http://www.heise.de/newsticker/meldung/67026

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Foltern deutsche Minister mit?
Die Frage ist natürlich Provokation, indes scheint es zumindest einen ausreichenden Anfangsverdacht zu geben, dass sowohl Steinmeier als auch Schily über die Entführung und Folterung El Masrys im Bilde waren. Es wäre auch merkwürdig, wenn im Zeitalter ständiger wechselseitiger Konsultationen auf NATO- und Interpolebene niemand von den Praktiken der CIA etwas geahnt hätte. Und im Gegensatz zur NSA, den diversen Militärgeheimdiensten oder auch den Diensten von Verbündeten wie Großbritannien, Frankreich oder Israel zeichnet gerade die CIA sich nicht durch eine sonderlich effektive Geheimhaltung ihrer verdeckten Operationen aus, sondern regelmäßig eher dadurch, dass man sie mitbekommt, auch wenn sie offiziell geheim sind. Nun denn, es ist jedenfalls lesenswert, was die netzeitung dazu schreibt:

http://www.netzeitung.de/spezial/kampfgegenterror/371491.html

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Sonntag, 4. Dezember 2005
Susanne Osthoff und "Gutmenschentum"
Was mir langsam zum Halse heraushängt, sind die ständigen Vorwürfe gegen Susanne Osthoff, sie habe sich ihre Entführung durch leichtfertiges Verhalten selber zuzuschreiben, sie sei verantwortungslos und so weiter. Diese Frau war keine Familie Wallert, die in Piratengebiet Urlaub gemacht hat, sondern sie hat uneigennützig und aus Idealismus unter gefährlichsten Bedingungen Notleidenden geholfen. Mein Begriff für ein solches Verhalten ist "Heldentum", und ich finde, der Frau gebührt zunächst einmal Bewunderung. Wir hatten ja gerade auf Dr. Deans Blog die Debatte zu Themen wie sog. "Gutmenschentum" und political correctness und wie diese Begriffe von rechtsliberalen Zynikern bzw. Neocons zu Kampfbegriffen gegen links, aber auch gegen altruistisches Handeln im Allgemeinen instrumentalisiert werden. Dies geschieht natürlich vor einer bestimmten Matrix. Wie krank ist eigentlich eine Gesellschaft, in der unter sozialer Kompetenz nicht wahrhaftig soziales, an der Gemeinschaft interessiertes Verhalten, sondern ein Bewerberprofil für den Lebenslauf verstanden wird?

Die Leute, die kein Verständnis für IdealistInnen wie Susanne Osthoff haben, deren altruistisches Verhalten als verantwortungslos abtun und dabei in erster Linie an die Folgekosten im Rahmen von Rettungsaktionen, diplomatischen Bemühungen etc. denken, für die habe ich einen mindestens so guten Begriff wie die abwertende Bezeichnung "Gutmenschen". Es sind kranke, egoistische Arschlöcher, vor denen ich ausspucke.

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Freitag, 2. Dezember 2005
Rule the waves
Hier hat sich die Royal Navy einmal wirklich mit Ruhm bedeckt.

Im Film "Amistad" wurde das Thema gestreift, es wäre eigentlich einen eigenen abendfüllenden Film wert, den ich sehr gerne sehen würde:

http://www.home.gil.com.au/~bbiggar/india2.htm

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Pisa und die Klassenlage
AFP meldet Folgendes:

"Studie weist auf Benachteiligung armer Kinder hin

Kinder aus armen Verhältnissen haben einer Untersuchung zufolge im deutschen Schulsystem kaum Chancen: Von hundert Kindern, die bereits während ihrer Kindergartenzeit als arm galten, schafften nach der Grundschule nur vier den Sprung auf das Gymnasium.


Dies ergab eine Langzeitstudie im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Bei den wohlhabenderen Kindern gingen hingegen 30 auf das Gymnasium. Laut Untersuchung ist jeder zweite Hauptschüler arm, jedoch nur jeder elfte Gymnasiast.

Bei der Untersuchung fanden die Forscher auch heraus, dass dreieinhalb Mal so viele arme Kinder wie nicht-arme Kinder bereits in der Grundschule eine Klasse wiederholen. Kinder mit ausländischen Wurzeln seien davon weitaus häufiger betroffen als solche aus deutschen Familien. Ein Migrationshintergrund beeinflusst die Schullaufbahn des Kindes aber nicht so stark wie der Faktor Armut, ergab die Studie weiter.

"Kindern, die arm sind, bleiben zukunftssichernde Bildungswege verschlossen", erklärte der AWO-Bundesvorsitzende Wilhelm Schmidt. Dies liege nicht nur an schlechteren Schulleistungen armer Kinder in der Grundschule, sondern auch an schlechteren Schullaufbahn-Empfehlungen der Lehrer und niedrigeren Bildungserwartungen der Eltern.


Schmidt forderte, Armut mit einer radikalen Bildungs- und Schulreform zu bekämpfen. Auch sollten Kinder möglichst früh eine Kindertagesstätte besuchen. Die Studie habe ergeben, dass sich ein frühzeitiger und kontinuierlicher Besuch einer Kita spätestens ab dem dritten Lebensjahr positiv auf die Schulkarriere der Kinder auswirke. 29 Prozent der Kinder mit frühzeitigem Kita-Besuch erreichen demnach das Gymnasium, aber nur 21 Prozent der Kinder mit einem Kita-Besuch ab dem vierten Lebensjahr.

Für die Studie hatte das Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) von 1997 bis 2005 die Entwicklung von 500 Kindern begleitet. Diese wurden 1999 als Sechsjährige und 2003/04 als Zehnjährige befragt."

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Mittwoch, 30. November 2005
politicall correctness
Eigentlich ist dies ja ein Begriff, der überhaupt nur im Kontext der US-Ostküstengesellschaft funktioniert, da er einen protestantisch-puritanischen Moralcodex und eine multikulturelle Gesellschaft mit einem System der genau austarierten Balance von Rechten und Privilegien der einzelnen Ethnien zur Voraussetzung hat. Aber, sowohl in der deutschen Linken als auch bei neokonservativen Spinnern hat er mittlerweile eine eigene Wirkungsmacht erlangt.
Mehr dazu bei Dr. Dean:

http://www.blogger.com/comment.g?blogID=16104842&postID=113321784481309973

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Wiedergeburt
Ein junger Mann ging ins Bett, gab seiner Freundin einen Kuss und schlief ein.

Plötzlich wachte er auf und merkte, dass ein alter Mann in einem weißen Gewand neben ihm stand
"Verdammt, wer bist du? Und was machst du in meinem Schlafzimmer?"
"Du bist nicht in deinem Schlafzimmer" sagte der Mann "Und ich bin der
Heilige Petrus"
"Wie!? Willst du mir damit sagen, dass ich gestorben bin? Ich bin doch noch
so jung, schick mich sofort zu meiner Freundin zurück!"
"Das ist nicht so einfach" sagte Petrus "Du hast nur zwei Möglichkeiten der
Rückkehr, die erste wäre als Hund..."
"Als Hund?" sagte der junge Mann " das stelle ich mir nicht gerade spannend vor, was ist die andere Möglichkeit?"
"Die andere Möglichkeit wäre, du kehrst als Henne zurück".
"Ok, dann lass mich als Henne zurückgehen!" beschloss der junge Mann.

Gesagt, getan.
Der junge Mann verwandelte sich in eine ziemlich hübsche Henne und schon fand er sich auf der Erde in einem Hühnerstalll wieder. Er hatte auf einmal
ein ganz komisches Gefühl in seinem Hinterteil "Gleich werde ich explodieren!" sagte sich der Mann. "Vielleicht war das doch keine so gute
Idee!"

Da kam schon ein Hahn auf ihn zu.
"Du musst die neue Henne sein, von der mir der Petrus erzählt hat, und wie geht's dir so als Henne?" fragte der Hahn.
Eigentlich ganz gut, ich habe nur so ein komisches Gefühl, dass mein Hinterteil gleich explodieren wird" antwortete der Mann.
"Ach ja!" lachte der Hahn " Du musst nur ein Ei legen!"
"Und wie soll ich das machen, ich habe doch noch nie ein Ei gelegt"
"Du musst zwei mal laut gackern und dann musst du pressen bis es nicht mehr geht, so machen das die anderen auch" erklärte der Hahn.

Der junge Mann gackerte zwei Mal und presste bis es nicht mehr ging und schon kam ein Ei aus ihm raus. "Das ist ja geil!" freute sich der Mann "Ich mache es gleich noch mal!"
Er gackerte wieder und presste und es kam wieder ein Ei.
Und weil es ihm so gut gefiel machte er es noch einmal und noch einmal.
Beim nächsten Gackern, hörte er plötzlich eine Stimme:
"Verdammt! Was machst Du! Wach, auf du Idiot! Du hast das ganze Bett
vollgeschissen!"

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Dienstag, 29. November 2005
Paul Kube, der böse Bube
Ich habe mich ja schon bei den Niegeria-Mails abgerollt, aber dass ein Nepper-Schlepper-Bauernfänger das ein zweites Mal versucht....
Wie bescheuert sind die Leute eigentlich?

http://www.testticker.de/news/security/news20051128008.aspx

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Sonntag, 27. November 2005
DADA - und DALI-Award
Franco hat zum Essen geladen.
Gekommen sind Britt, Miranda, Volker, Massoud, Curt und Henning. Nach dem Essen soll besprochen werden, was Franco über Ben Badir herausbekommen hat, wie Britts Treffen mit Brückner verlaufen ist und was weiter getan werden soll. Doch vorher wird gekocht, dabei erläutert Franco voll Begeisterung die Rezepte. Es gibt vier Gänge. Helfen läßt er sich nicht, und er besteht darauf, daß vor dem Essen das einzige Gesprächsthema das Essen selber ist.

"Der erste Gang ist ein klassisches Antipasto: Pomodori con Mozzarella e Basilico." erläutert er gerade. Er ist ein Meisterkoch und versteht sich auf die feine italienische Küche ebensogut wie aufs Drogenmixen. "Ich lege die Tomaten- und Mozzarellascheiben abwechselnd auf die Platte" - er tut es - "und dazwischen jeweils ein Basilikumblatt. Das Öl, das ich jetzt darüberträufle, ist mit Aceto Balsamico und Salz versetzt, das gibt eine gute Würze. Dazu kommt später, wenn die Marinade eingezogen ist, weißer Pfeffer. Der Mozzarella ist nicht irgend ein Mozzarella, nein: es handelt sich um `Bufala', den Mozzarella aus der Milch der Wasserbüffelkuh. Nebenan kocht der abgeschnittene grüne Spargel - es sind nur die ersten Drittel, der Rest kommt in die Suppe, die als dritter Gang serviert wird - mit Salz und Zucker. So, jetzt ist das al dente." Er gießt den Spargel durch ein Sieb ab. "Während ich abtropfen lasse, püriere ich das zerschnittene Seeteufelfilet in dem Zerkleinerer. Gut, wenn man die entsprechenden Küchengeräte hat. Curt, reich mir mal die Sahne. Die mit den Eiswürfeln, nicht die saure!" "Ich denke, du läßt dir nicht helfen?" gibt Curt belustigt zurück. "Ich mache mal eine Ausnahme. Danke!" Franco ist richtig in Fahrt. "Die rühre ich jetzt unter den Fisch. Mein Spezialgewürz, hier in der roten Dose - gib mal rüber - kommt dazu, eine Mischung aus Salz, schwarzem Pfeffer, Cayenne, gemahlener Limettenschale und Estragon. Sooo! Jetzt stelle ich das in den Kühlschrank."


Währenddessen sind Britt und Miranda am Backgammon spielen. Das Merkwürdige ist allerdings der improvisierte und provisorische Charakter; das Spielfeld ist aus Papier und die Spielsteine sind Kronenkorken. Um noch eins draufzusetzen: Auch der Würfel ist selbstgemacht. Volker sieht, eine Kippe im Mundwinkel, fasziniert zu. Britt blitzt ihn schelmisch an und ruft hinüber: "Gibste mir 'nen Zigarettenfick?" "Wie bitte?" fragt Volker verdattert und macht ein Gesicht, als überlege er sich gerade, ob er rot werden sollte. "Na, 'nen Zigarettenfick!" bekräftigt Britt gutgelaunt. "Weißte nicht, wat das ist?" "Nee, weiß ich nicht!" "Du gibst mir deine Zigarette und ich mach meine damit an. 'N Zigarettenfick halt!"
Inzwischen erzählt Curt stories von daheim. "In einer WG, die ich kenne, findet alle sechs Wochen der sogenannte `Proletarische Abend' statt." berichtet er gerade. "Erinnert mich ein bißchen an das Treffen heute!" "Was ist das?" will Franco wissen. "Da sitzt man zusammen, ißt gut, trinkt ordentlich was und sieht sich Videos an, normalerweise drei Stück hintereinander." "Und wieso heißt das Ganze `Proletarischer Abend'?" fragt nun Henning. "Sehr einfach. Es werden nur bodenständige Sachen aus den Heimatgegenden der Beteiligten gekocht, die Filme haben alle im weitesten Sinn klassenkämpferische Themen und die gesamte Veranstaltung wird als Bestandteil linker Alltagskultur verstanden." "Proletarisch ist meine heutige Küche nicht gerade." meint Franco grinsend.
"Eher feinste italienische Nobelspeisung. Langsam muß ich mich an den vierten Gang machen, Saltimbocca alla Romana. Das sind Kalbsfilets mit Salbei und Schinken. Als Nachtisch wird es selbstverständlich Eis geben. Zu jedem Gang wird übrigens ein passendes Getränk gereicht. Prosecco di Veneto zum ersten, Grappa zum Fisch, frisch gepreßter Orangensaft zur Suppe, Frascati zu den Saltimbocca und Cappucino zum Eis. Anschließend natürlich Espresso, damit wir für die Erörterung wach sind. Ich bitte mir aus, während des Essens jedes ernste Gesprächsthema zu vermeiden. Es würde den Genuß schmälern und ein solch nobles Mahl entweihen." Er hat alles Halbseidene abgelegt und wirkt feierlich wie ein Priester bei der Messe. Nach dem vorzüglichen Essen, das etwa anderthalb Stunden dauert und schon als Bankett bezeichnet werden könnte, kommen die GenossInnen schließlich zur Sache. Britt berichtet in aller Ausführlichkeit von dem Date mit Brückner. Wie nicht anders zu erwarten, verursacht ihre Erzählung ein großes Hallo.
Besonders Franco ist geplättet. "Mamma mia!" keucht er. "Dann ist meine Ben-Badir-story ja völlig hinfällig!" "Wie geht die denn?" erkundigt sich Britt leutselig. Klammheimlich fühlt sie so eine Art Triumph. Was ihrer Ansicht nach zu tun ist, liegt mittlerweile klar vor ihrem inneren Auge. Sie weiß, daß es schwer sein wird, ihre Leute davon zu überzeugen, aber mittlerweile erscheint ihr das fast wie eine Mission.
"Nach dem, was ich herausgefunden habe, ist Ben Badir ein extrem schräger Vogel und ein richtig schwerer Junge." erwidert Franco. "Er beliefert nicht nur die Polisario, sondern auch die marokkanische Armee. Ach ja, und die Hisbollah, und im Kleinvertrieb deutsche Zuhälterringe. Der scheint so eine Art Schmalspur-Kaschoggi zu sein. Übrigens hat er auch mit Grupe zu tun. In dem Sinne ein Zufallstreffer, denn an der Verwechslungsgeschichte ist ja offenkundig nichts dran." "Die Schweine stecken alle im gleichen Koben!" versetzt Miranda. "Und der wird brennen, wenn ihr mitmacht." meint Britt mit grimmigem Feixen.
Nach langer, kontrovers geführter Diskussion sind sie sich einig: Es gibt keine Alternative zu Brückners Vorschlag.


Nun muß ein Plan ausgeheckt werden, wie an Grupe heranzukommen ist und was überhaupt geschehen soll.
Die Idee einer Entführung, wie sie Britt favorisiert, wird erst verworfen, dann wieder aufgegriffen, dann wieder fallengelassen. Henning ist stattdessen dafür, Grupe gründlichst auszuspionieren, alle nur denkbaren Infos über ihn zusammenzutragen und diese dann an die Öffentlichkeit zu bringen. Curt schwebt ein Bombenanschlag auf sein Büro mit Anschlagserklärung in RZ-Manier vor. Schließlich einigen sie sich darauf, ihn zunächst einmal, wie Henning vorgeschlagen hat, rund um die Uhr zu observieren und aus den gewonnenen Erkenntnissen über seine Tätigkeiten und Lebensgewohnheiten den endgültigen Plan zu entwickeln.
Wochenlang beobachten sie ihn auf Schritt und Tritt. Besonders Britt und Miranda entwickeln eine besondere Virtuosität darin, sich immer neue Kostüme einfallen zu lassen, um nicht zweimal gleich auszusehen, wenn sie sich in seiner Nähe befinden. Britt als Oma mit eigens geborgtem Dackel, eine hochschwangere Miranda, Miranda als Mann, Miranda als Punkerin, Britt in Nonnentracht und als zerlumpte Pennerin...
Währenddessen ist Franco für die technische Seite zuständig. Er beobachtet Grupes Büro mit einem starken Fernglas vom Dachboden eines leerstehenden Hauses in der Nachbarschaft aus, organisiert einen alten Bulli mit fensterlosem Fond, aber einem verdeckten Guckloch in der Wand, aus dem Curt und Henning Grupes Privathaus in Augenschein nehmen und versucht ohne Erfolg, sein Telefon anzuzapfen. Nach knappen vier Wochen haben sie genug Detailwissen gesammelt. Grupe ist von zehn Uhr morgens bis 18 Uhr in seinem Büro, geht zweimal in der Woche zwischendurch von 14 bis 16 Uhr zum Tennis und hat kaum Familienleben. Zwar ist er verheiratet und hat zwei schulpflichtige Kinder, aber nach Hause kommt er nur zum Schlafen. Ansonsten treibt er sich rastlos in ganz Hamburg herum. Ständig trifft er sich mit irgendwelchen Geschäftsleuten, überwiegend aus arabischen Ländern. Dienstags fährt er nach Büroschluß ohne besonderes Ziel spazieren, meist Richtung Harburger Berge. Dabei ist er allein; er scheint überhaupt, trotz seiner vielen geschäftlichen Kontakte, ein einsamer Mensch zu sein. Der Villa nach zu schließen, in der er lebt, und nach seinem Wagen, einem Rolls Royce Corniche Convertible, ist er nicht nur reich, sondern wirklich schwerreich. Interessanterweise scheint es keine besonderen Sicherheitsmaßnamen zu geben. Außer der Tatsache, daß ein Bewachungsunternehmen je zwei Stunden vor und nach Büroschluß sein Konsulat kontrolliert, ist nichts Auffälliges zu beobachten. Er hat keine Bodyguards und fährt seinen Luxusschlitten selbst. Informationen über seine Deals kommen keine 'rüber, damit scheidet Hennings Plan, der harmloseste von allen, schon mal aus. Das Material, das Britt von Brückner erhalten hat, belegt zwar umfangreichste Kontakte zu allen möglichen Waffenschiebern, Rüstungskonzernen - insbesondere einer auf kleinere, aber hochmoderne Kriegsschiffe spezialisierten Privatwerft in Lemwerder - und so fort, enthält aber nichts, womit er sich festnageln ließe. So setzt sich Britts Vorschlag durch, die riskanteste Variante.
"Wir brauchen beeindruckende Waffen, einen unbekannten Wagen mit falschem Nummernschild, eine abgelegene Garage, wo man niemanden schreien hört und eine Videoausrüstung, um sein Geständnis zu dokumentieren." stellt Franco sachlich fest. "Besorge ich alles in den nächsten Tagen. Dann machen wir einen Aktionsplan. Da muß alles stimmen. Damit wir uns recht verstehen: Was wir vorhaben, ist ein Kapitalverbrechen. Selbst ich habe nie zuvor auch nur daran gedacht, bei so etwas mitzumachen. Wer aussteigen will, soll es bitte jetzt sagen. Das ist ein point of no return. Danach gibt es keine Rückzugsmöglichkeit mehr."
Volker und Henning steigen aus. Dafür ist jemand hinzugekommen, der zwar in alles eingeweiht war, sich aber aus Examensgründen ausgeklinkt hatte: Alfie.
Franco organisiert binnen vier Tagen alles. Er beschafft einen getunten Uralt-Mercedes mit Bremer Kennzeichen, das als Doublette geprägt wurde und eigentlich zu einem Freund von Franco gehört, der einen Golf fährt, den er am nächsten Tag abmelden wird.
Franco mietet eine Garage in einem sonst ungenutzten Garagenhof in Ahrensburg an, schön ruhig und weit vom Schuß, und für den Schuß beschafft er das Feinste vom Feinen: Ein automatisches Scharfschützengewehr Marke Dragunoff, eine UZI und zwei Riesenrevolver, Ruger 44 Magnum. Außerdem für alle Handfunken und neutrale schwarze Stoffkombis, zwischen den Augen zugenähte Haßkappen (Motorradsturmhauben) inklusive.
Ort und Zeitpunkt des Zugriffs sind schnell beschlossen: Am nächsten Dienstag, wenn Grupe seinen Ausflug macht, werden Franco und Britt ihn außerhalb von Hamburg abfangen. Miranda, Massoud und Alfie werden mit dem Bulli, der inzwischen auch ein neues Nummernschild hat, in der Nähe warten und Grupe übernehmen.
Die letzte Nacht vor der Aktion. Alle schlafen zusammen in Francos Ein-Zimmer-Luxuswohnung. Außer Franco, der, seitdem der Ablauf klar ist, vergnügte Verschmitzheit trägt und früh einschläft, ist allen ziemlich klamm zumute. Britt und Alfie pennen nebeneinander auf ihren Isomatten unter einer von Francos seltsamen Stahlskulpturen. Was heißt pennen - einschlafen können sie beide nicht. Britt starrt mit offenen Augen ins Dunkle, in Richtung Decke. Alfie versucht krampfhaft, einzuschlafen, aber gerade dann klappt es natürlich nicht. Irgendwann merkt er, wie Britt sich an ihn kuschelt.
"Du kannst auch nicht schlafen, wa?" flüstert er ihr zu und streicht mit zwei Fingern durch ihr langes, dunkles Haar. "Nee!" erwidert sie und schmiegt sich enger an ihn. "Ich hab' Angst. Und nicht nur um mich, denn ich hab'das alles angeregt. Wenn was schiefgeht, fühle ich mich verantwortlich." "Das mußt du nicht." erwidert Alfie sanft. "Wir sind alles erwachsene Menschen, und es gab die Möglichkeit, auszusteigen..." "Das weiß ich auch." unterbricht ihn Britt. "Damit hat das aber nichts zu tun, was Britt-intern abläuft. Das ist ein Psychoteil, das läßt sich nicht so einfach steuern. Was anderes: Willst du mit mir vögeln? Ich hab' total Lust auf dich!"

Alfie gibt ihr einen langen, tiefen Zungenkuß. "Ich auch!" kommt es danach von ihm zurück. "Doch was ist mit Henning? Gäbe es da nicht Probleme?" "Er
sagt, nein." erwidert sie. "Wir führen eine offene Beziehung mit erlaubten Seitensprüngen und ohne Eifersüchteleien. Ob er es so ernst damit meint wie ich, habe ich meine gelinden Zweifel. Aber das ist ein Stück weit auch sein Problem, oder eures untereinander. Ich war ursprünglich mal hinter dir her, und heute nacht will ich dich! Also: willst du auch oder nicht?" Um ihrer Frage oder besser Forderung Nachdruck zu verleihen, greift sie ihm kurzentschlossen in die Unterhose und an die Eier, fängt an, sie sanft durchzukneten. Alfies Reaktion ist die nämliche. Sein Schwanz eregiert sofort. Er küßt sie wiederum und faßt an ihre Brüste (sie trägt keinen BH), massiert sie kräftig und streicht dann mit den Händen ihre Seiten entlang nach unten, umfaßt ihre Leisten, streichelt mit dem Zeigefinger ihren Bauchnabel. Britt wirft den halbgeöffneten Schlafsack hinter sich - er bleibt an den scharfen Kanten von Francos Stahlskelett hängen -, reißt den ebenfalls halboffenen Schlafsack von Alfie auf und setzt sich über ihn. Mit festem, entschlossenem Griff zieht sie ihm die Unterhose aus, ihre eigene hat sie gerade mit ein paar geschickten Beinbewegungen abgestreift. Alfie spürt ihre gespannten, muskulösen Oberschenkel an seinen Hüften. Nun gibt es kein Halten mehr. Er dringt in sie ein, sie streckt sich über ihn, ihre eregierten Brustwarzen berühren sich, dann richtet sich Britt jäh auf, blickt wie triumphierend, siegreich gewissermaßen, auf Alfie herab und ergreift seine Schultern, massiert sie mit festem Griff ihrer Finger durch. Gleichzeitig bewegt sich ihr Becken auf und ab, mit ruhigen, langsamen Bewegungen. Ausgerechnet in diesem Moment, in beginnender Ekstase, spürt sie, wie sie etwas am linken Fuß zwickt - ein Stück Reißverschluß von ihrem Schlafsack, das zwischen ihren Zehen hängengeblieben ist. Mit einem ärgerlichen Stoß schüttelt sie das Ding ab. Krachend stürzt die Stahlskulptur, an der der Schlafsack hängt, zu Boden, quer über Britts Unterschenkel. Gleichzeitig springt einer von den Bewegungsmeldern an, mit denen Franco seine Kunstwerke gesichert hat. Sofort flammen im Zimmer alle Lichter auf. Franco, Curt und Miranda sind schnell auf den Beinen, kommen herbeigestürzt und sehen auf die beiden kläglichen Gestalten herab, die da völlig überrumpelt aufeinander liegen. Franco grinst sein unverschämtestes Grinsen, was bei ihm viel heißen will. "Du magst mich für ein sexistisches Arschloch halten, mia cara," meint er prustend, "aber ich habe den Eindruck, du kriegst nie genug!" Ausnahmsweise hat es Britt völlig die Sprache verschlagen, während Alfie langsam und gedehnt herausbringt: " S c h ei ß e ! "

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