Dienstag, 3. Januar 2006
Niedersächsischer Innenminister mit fesselnden neuen Ideen
Niedersachsens Innenminister Schünemann verhebt sich, so scheint´s, gerade an präventiven Zwangsmaßnahmen. Aus einer Pressemitteilung der niedersächsischen PDS-Die Linke:

Innenminister Schünemanns Gewaltphantasien stoppen!

Pünktlich "zum Fest der Liebe" startete der christlich-demokratisch
firmierende nds.Innenminister Schünemann seine Aktion "Elektronische
Fußfesseln für gewaltbereite und hasspredigende Asylbewerber".

Diese Schünemann-Aktion stellt einen massiven Angriff auf die
Menschenrechte und die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit dar, wie sie
in jüngster Zeit nur aus dem Hause des G.W.Bush bekannt wurden.

Bisher galt als rechtsstaatlicher Grundsatz, der Staat darf die Freiheit
eines Menschen nur einschränken nach einem ordentlichen
Gerichtsverfahren zu einem konkreten Gesetzesverstoß oder vorübergehend
zur Abwendung einer nachweislich unmittelbaren Gefahr durch einen
Tatverdächtigen, per Haftrichterbeschluss.

Im krassen Gegensatz dazu will Innenminister Schünemann die Freiheit
von Menschen beschränken, denen kein Gesetzesverstoß vorgeworfen werden
kann,
sondern von denen Regierungsbehörden behaupten, sie könnten Straftaten
begehen.
Solches "Recht" der Regierung gab es in Deutschland unter dem
Nazi-Regime, wo
"Regimegegner" in "Schutzhaft" genommen wurden.
Tatsächlich ist Innenminister Schünemann auch schon im Bundesrat mit
solch
einer Gesetzesinitiative zur "Schutzhaft" gescheitert!

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Sonntag, 1. Januar 2006
Merkels Neujahrsansprache
Bei Bundesangies Neujahrsansprache stach mir ins Ohr, dass sie die Verantwortung, die der Staat für in Not geratene Bürger übernimmt, am Fall Chrobog exemplifizierte. Osthoff wurde nicht genannt. Geht die Ausgrenzung und Verächtlichmachung von Susanne Osthoff schon so weit, dass die Bundeskanzlerin da mitmacht? Sehr bedenklich, wenn die öffentlich in Erwägung gezogene Aufhebung der Freizügigkeit (immerhin ein Bürgerrecht) für Susanne Osthoff daneben gesehen wird. Können demnächst politisch unliebsame Bürger an der Ausreise in bestimmte Länder gehindert werden?

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Samstag, 31. Dezember 2005
Wie hip ist eigentlich Al Kaida?
Die Frage, die sich zugegeben anhört wie aus der "Titanic", ist durchaus ernst gemeint. Beim Girl hatten wir vor geraumer Zeit eine sehr anspruchsvolle und facettenreiche Diskussion zum Thema "Hipness und politische Gesinnung", die über das, was etwa bei Wikipedia zu solchen Themen zu lesen ist oder was ein Diedrich Diederichsen darüber zu sagen hat weit hinausgeht, andererseits an einigen Stellen mehr über die Diskutanten als über den Diskussionsgegenstand aussagte. http://girl.twoday.net/stories/1246705/#comments

Während sich die Frage nach dem Soundtrack oder der Mode der Neocons nicht eindeutig beantworten lässt (was durchaus interessant ist, sind doch, wenn sie nicht als Solitäre agieren, sondern zur einschlägigen Szene gehören, Linksradikale, Ökopazifisten, Feministinnen, engagierte Schwule oder Stiefelnazis sehr eindeutig an den Klamotten erkennbar und haben in der Regel auch bestimmte szenespezifische Vorlieben und Abneigungen im Musikgeschmack), so fällt etwas Anderes ins Auge: Bin Laden und Konsorten beherrschen den Gebrauch der Popkultur perfekt. Die Anschlagsvideos waren professionell inszeniert und haben mit der MTV-Clipkultur mehr zu tun als etwa mit den Bekennerschreiben der RAF, deren Credo die Unverständlichkeit für Nicht-Antiimperialisten war.
Das ist insofern bemerkenswert, als dass Bin Laden & Co einer Richtung des Islam anhänge, in der eigentlich das totale Bilderverbot gilt. Die Taliban hatten alle Kinos in Afghanistan geschlossen, und legt man das Bilderverbot streng aus, dürften nicht einmal Pflanzen gezeichnet werden. Mit suggestiven, perfekt inszenierten Bildern für eine Gesellschaft des totalen Bilderverbots?

Osamas Mannen verstehen sich nicht nur auf Inszenierung mit Mitteln der Popkultur, sie zeichneten sich zumindest in der Vergangenheit, wenn sie sich im Westen bewegten, auch durch besondere Modebewusstheit aus, was ihnen den Spitznamen Gucci-Guerrilla einbrachte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich Modebanause habe von der Eistenz der Marke Gucci erst durch die Berichterstattung über Al Kaida erfahren. Neben der Weltläufigkeit und Medienkompetenz der Terroristen sticht aber noch etwas ganz anderes ins Auge:In manchen islamischen Ländern ist es für männliche Jugendliche der dernier crie, in Usama- oder Djihad-T-Shirts rumzulaufen, und das hängt keineswegs unbedingt mit Bekenntnis zum Islamismus zusammen, sondern ist häufig ein frapper les bourgeois, ähnlich, wie hierzulande ein T-Shirt mit DDR Wappen und Schriftzug "Ministerium für Staatssicherheit" nicht unbedingt ein politisches Bekenntnis beinhaltet, sondern häufig nur den Wunsch, der Coolste in der Disco zu sein, political incorrect halt. Dies spielt sich allerdings ab vor einer sehr komplexen Matrix der Symbole zwischen Orient und Okzident.

http://www.g26.ch/marokko_news_0407.html

Zusammengefasst: Bedeutet Al Kaida nicht nur eine neue, erschreckende und menschenverachtende Qualität des Terrors, sondern auch "Islamismus meets Popkultur"? Es will so scheinen.

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Mittwoch, 28. Dezember 2005
Der Ursprung der New Economy
Ein Main Topic auf Rebellen ohne Markt ist ja Dons These, dass die Popkultur der Popper und Yuppies einerseits eine Rebellion gegen die kulturelle Dominanz der 68er, andererseits ästhetische Matrix für die PR-Schlachten der New Economy war. Ein sehr lesenswertes Buch legt nahe, dass bereits die 68er die New Economy erfunden haben, nämlich in Form der Popindustrie. Das sehr lesenswerte Buch "Das Geschäftsjahr 1968/69" von Bernd Cailloux schildert eine der uns bekannten NE extrem parallele Entwicklung, bei der die Erfinder des Disco-Stroboskops im Mittelpunkt stehen. Eigentlich müsste man nur ein paar Details austauschen, um die Geschichte eines Startups aus dem Jahr 2000 zu erzählen. Natürlich klappt das auch Retro: Man ersetze Koks, Exstasy und Speed durch Opium, Haschisch und Captagon, den TT durch einen Citroen Pallas, Aids durch Hepatitis und Internetmilliardäre durch Immobilienhaie. Ansonsten - alles dasselbe!

http://www.netzeitung.de/buecher/belletristik/370956.html

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Zum Gipfel nochmal
Da traf sich also die politische Elite dieser Welt in Hongkong, um neue Terms of Trade auszuhandeln. Für die Mehrheit der Weltbevölkerung ist ein WTO- oder IWF-Gipfel wie ein Ball in Draculas Turm. Kurz waren Fernsehbilder zu sehen, die zeigten, wie Demonstranten in maßloser Wut mit meterlangen Zaunlatten auf Hongkonger Polizeibeamte einprügelten, jedoch wurde über den Hintergrund nicht berichtet. Nicht etwa linksradikale Studenten waren das, sondern südkoreanische Bauern, denen mit der geplanten Öffnung des südkoreanischen Marktes für chinesische Agrarprodukte gerade die Existenzgrundlage wegverhandelt wurde. Anders als in Deutschland, wo außer den Zucker-Protesten deutscher Landwirte die Thematik keine größere Öffentlichkeit erreichte, war der Gipfel in Südkorea Thema vielfältiger und spektakulär vorgetragener Proteste, bis hin zu einem Bauern und Dorfbürgermeister (Chung Yong-Bum), der öffentlich seine eigenen Insektizide trank und damit aus Protest
gegen die Liberalisierung der Agrarmärkte seinem Leben ein Ende setzte.

Neben diesem Thema, das uns nach solchen Errungenschaften wie der Abfischung spanischer Küsten durch japanische Thunfabrikschiffe, die ihren Fang nach Japan transportieren, wo die spanischen Fischereikonzerne auf der Tokyoter Fischbörse dann Thunfisch für die spanische Gastronomie einkaufen können, während in uralten Thunfischerdörfern wie Zahara des los Athunes die arbeitslosen Fischer aufs Meer hinausstarren, künftig noch weit mehr Wahnsinn bescheren dürfte, den die EU zum Schutz der europäischen Bauern wahrscheinlich wieder durch ein neuerliches bizarres Subventionskarrussel konterkarieren wird, neben diesem handfesten Wahnsinn also, dem eine Regionalisierung der Märkte unter der Vorgabe der Nachhaltigkeit vorzuziehen wäre, erwartet uns eine von der westlichen Öffentlichkeit fast unbemerkte neoliberale Sauerei von katastrophaler Konsequenz für Dienstleister. Das Gats-Abkommen regelt die Aufgaben des internationalen Dienstleistungsverkehrs.
Hierzu gehört die Privatisierung
öffentlicher, zum Beispiel kommunaler Dienstleister weltweit. Künftig sollen öffentliche Verwaltungen verpflichtet werden, die Auftragsvergabe für Rechnungserstellung, Müllabfuhr oder Sozialhilfe, Schulbusbeförderung etc., wenn diese an private Dienstleister outgecourct werden soll, ausschließlich nach marktwirtschaftlichen Prinzipien auszurichten, im Klartext:Bevorzugung des billigsten Angebots ohne autonomes Entscheidungsrecht der öffentlichen Auftraggeber. In Verbindung mit der Liberalisierung des internationalen Dienstleistungsverkehrs bedeutet dies im Zweifelsfall, dass zum Beispiel us-amerikanische oder europäische Kommunen genötigt werden, IT-Dienstleistungen nach Bangalore oder Hyderabad auszulagern. Sowohl das Gats-Abkommen als auch alle anderen WTO-oder EU-Abkommen schließen eine Aufkündigung dieser Bestimmungen aus: eine Rücknahme der Bestimmungen verpflichtet vertraglich zur sofortigen Aufnahme von Verhandlungen über Ausgleichsmaßnahmen.

Ob das das letzte Wort ist, möchte ich dennoch bezweifeln. Es wird höchste Zeit, dass Regierungen es wagen, ein Primat der Politik wiederherzustellen. Angenommen, eine Bundesregierung, die allerdings aus ganz anderen Leuten bestehen müsste als unser jetziges politisches Personal, würde sich weigern, solchen Bestimmungen zu folgen, weigern, Verhandlungen über Ausgleichszahlungen und ein Gegenprogramm zum Neoliberalismus formulieren, was wollen WTO und US-Regierung dann eigentlich machen? Truppen gegen Berlin schicken? Na, vielleicht bekommen die stolzen Fregatten der Bundesmarine und die lautlosen neuen U-Boote ja dann mal einen Sinn :-)

Ehe ich jetzt ins nationalbolschewistische Horn stoße - eine Achse Berlin-Tripolis-La Havanna-Caracas ist meine Sache nun doch nicht, wenn auch eine lustige Idee - so hoffe ich doch, dass es ihnen gründlich misslingen wird. Es sind nicht die letzten Mollies, die in Hongkong geworfen wurden.

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Montag, 26. Dezember 2005
Wulff-Bashing II
Ich hatte ja schonmal meine Meinung zur Klientelpolitik des niedersächsischen Ministerpräsidenten zum Besten gegeben http://che2001.blogger.de/stories/353024/. Der Mann macht weiter wie befürchtet: Eigentlich stünde jetzt ein Ausbau der Fachhochschule Hildesheim-Holzminden-Göttingen an, mit neuen Standorten in Braunschweig und Goslar. Dies ist auf Betreiben Wulfffs nun gecancelt worden, stattdessen wird die Fachhochschule in Hildesheim in genau dem Ausmaß aufgestockt, in dem in BS und GS nicht investiert wird. Hintergrund: Hildesheim ist katholisch und Sitz eines Weihbischoffs. Wulff betreibt Bildungs- und Standortpolitik gnadenlos im Sinne seiner Klientel, und das sind der katholische Klerus, die Lokalbourgeoisie von Osnabrück und die niedersächsischen Hühnermast- Legebatterien- und Güllepolderbarone. In diesem Klientelismus geht er so weit, sich mit ganzen Regionen anzulegen, und darüberhinaus mit VW, wo Porsche ihm schon einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das ist etwa so, als ob ein rheinland-pfälzischer MP Politik gegen die Interessen der Städte Worms, Koblenz und Speyer machen und sich außerdem mit der BASF anlegen würde, oder ein bayerischer MP Niederbayern und Franken gezielt benachteiligt und sich nebenher handfesten Ärger mit den Vorständen von BMW und Audi leistet. Wenn Wulff meint, Niedersachsen bajuwarisieren zu können, so erreicht er im Gegentum eher, dass der nächste niedersächsische Landesvater Jüttner oder Gabriel heißt. Das wäre immerhin ein Erfolg, den ich anerkennen würde :-)

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Donnerstag, 22. Dezember 2005
Victoria! Salud, Evo Morales!
Mit dem Aymara-Indio, Cocabauern und Che-Guevara-Bewunderer Evo Morales hat ein Mann die Präsidentschaftswahlen gewonnen, der versprochen hat, die Situation der Ärmsten in Bolivien wesentlich zu verbessern. "Der am meisten verachtete, verhasste, erniedrigte Sektor hat jetzt die Fähigkeit, sich zu organisieren", so kündigte Morales selber die ausstehenden Veränderungen an. Zu den Forderungen der ihn tragenden Basis gehört insbesondere die Verstaatlichung der Gas- Öl- und Montanvorkommen des Landes als Basis der Finanzierung sozialer Leistungen. Spannend wird es auch hinsichtlich der Coca-Waffe werden: Morales hat keineswegs vor, die Coca-Embargo- und -Vernichtungspolitik der USA mitzumachen. Er ist zwar kein Freund der Drogenkartelle, wohl aber für legalen Cocaanbau und -Handel. In Bolivien wurde auch schon über einen staatlich kontrollierten Cocaexport für medizinische Zwecke nachgedacht. Für die Bush-Andminstration ist der Wahlsieg Morales´ein wahrgewordener Alptraum. Der Neoliberalismus hat in Südamerika eine schwere Niederlage davongetragen.

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Mittwoch, 21. Dezember 2005
Is echt Biedermeier, ey!
Der Don ist ja nicht der Einzige, der Sinn für schöne alte Möbel hat. Beim Anblick dieser Ottomane wurde mir das Herz etwas schwer. Ich muss bekennen: Ich habe ein nicht ganz so schönes und vom Polster her runtergekommenes, aber restaurierbares Möbel, die in meiner alten WG so genannte "Logopädencouch", achtlos zugunsten eines Porta-Schlafsofas weggegeben. Ja, richtig, das war in meiner NE-Zeit.

Andere, wunderschöne Beispiele gewesener norddeutscher Dekadenz finden sich rundherum, und ich muss an die reichhaltige Hausbar eines adligen Bekannten denken, die ähnlich aussieht, die er aber im Leben nie verkaufen würde.



Eine antike Kommode habe ich selber; dieses Stück aber, aus Mahagony mit Intarsien aus Ahorn- und Nussbaumwurzelholz stellt alles in den Schatten, was es bei uns im Haus so gibt.



Schon mal was von "Reitergläsern" gehört? So, wie es früher Reiterpistolen gab, die viel längere Läufe hatten als die Version fürs Fußvolk, waren Reitergläser überdimensional große Sektfleuten, aus denen der Adel nach erfolgreicher Parforcejagd im Sattel auf die Beute, oh pardon, die "Strecke" anstieß.



Alles original Biedermeier, also von vor der 48er Revolution! Bei den Hannöverschen und Braunschweiger Revolutionen 1830-33 gelangte plünderungstechnisch Einiges davon auch in so manchen ärmeren Haushalt, die zu Geld gekommenen Nachfahren waren stolz auf diesen Besitz, die finanziell klamme und ästhetisch indifferente Urururenkelgeneration macht die Kostbarkeiten wieder zu Geld. Im Laden nebenan ist ein kompletter Hifiturm von Sony mit Boxen für 99 Euro zu sehen.

Good times for Schnäppchens, anyway.

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Montag, 19. Dezember 2005
Pussy Prosa Preis
Vorbemerkung: Ob das eine richtig schön schlechte erotische Geschichte mit Schaudergarantie ist, möchte ich bezweifeln. Es ist eine Lebenserinnerung, der ich eher mit Sehnsucht nachhänge, aber für Dons Award sicher nicht dekadent genug, dafür eventuell zu schlüpfrig. Egal, soll das Publikum urteilen.


Amanda war anders als wir. Sie wohnte zwar in unserer Spontivilla, aber in einer WG, die sich vom Rest erheblich unterschied. Waren wir teils Autonome, teils Späthippies und teils Punks, teils auch unpolitische Normalstudis auf einem befristeten Freaktrip, so war das unsere Yuppie-WG. Stets allerletzter Chic, mit aufwändigen Hobbies wie Windsurfen und Segelfliegen, Champagner statt Bier. Im Gegensatz zu den üblichen Tempo-Zeitgeist-Luschen nahmen sie ihre Hobbies sehr ernst, einer hat zum Beispiel in einem selbstgebauten Segelwagen die Sahara durchquert. Amanda war auch in dieser WG nochmals etwas ganz Besonderes. Bildschön, blond, langbeinig und so gutaussehend, dass sie ohne Weiteres als Model hätte arbeiten können, Diplomatentochter mit recht seltsamen politischen Ansichten, die damit zusammenhingen, dass ihr Weltbild in völlig unterschiedlichen Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen geprägt wurde. Also, Amanda kam gerade aus Barbados zurück. Ich traf sie an einem strahlenden Junitag, die Vögel zwitscherten und es schneite Blüten, sie begrüßte mich herzlich und wir unterhielten uns über Barbados. "Du bist gar nicht besonders braun", meinte ich und sie erwiderte grinsend "das siehst Du anders, wenn Du erst die Stelle gesehen hast, wo ich das Bikini-Höschen getragen habe."

Ich weiß nichtmal mehr, was ich darauf geantwortet habe - ich war damals eher schüchtern und nicht sehr schlagfertig - aber soviel war klar: Sie hatte mich auf der Liste.

Ein paar Tage später lag ich noch um 14.30 in meinem Bett, da ich eine schwere Zechprellung auskurierte, ach Quatsch, eine der heftigeren Feten hinter mir hatte. Die Tür zum Garten stand offen, und plötzlich materialisierte sich Amanda in meinem Zimmer. "Hi!" sagte sie und grinste freundlich, "ich wollte mal sehen, was Du so machst. Ich hoffe, ich störe nicht, auf die Bude rücken wollte ich Dir nicht."
"Aber Du störst gar nicht, komm doch in mein Bett," erwiderte ich leichthin, war aber völlig überrascht (das war mehr als Spruch gemeint, ich feilte damals ja ständig an meiner noch nicht vorhandenen Coolness), als sie dem Folge leistete. Im Nu lagen wir küssend auf- und nebeneinander und zogen uns gegenseitig aus. Beim Anblick ihrer schwarz behaarten Muschi kamen mir etwas abwegige und überflüssige Gedanken ("wieso haben eigentlich alle Blondinen schwarze Schamhaare? Sind die nicht echt blond, oder ist blond eigentlich schwarz - die haben meistens ja auch schwarzen Haaransatz"), die ich aber nicht weiterverfolgen konnte, da Amanda mir geschickt meine Genussorgane massierte und wir dann ziemlich schnell ziemlich heftig zur Sache kamen. Nachdem wir uns etwa eine Stunde mit Lippen, Zunge, Nägeln und Zähnen rauf-- und runter bearbeitet hatten, sagte sie "Sorry, aber ich muss jetzt gehen. Reinhard wartet." Reinhard. Ihr Lover, dem sie ständig Hörner aufsetzte. Reinhard, über den sich die Männer in meinem Bekanntenkreis schlapplachten. Aber auch der einzige Mann, mit dem sie auf Dauer zusammen war.


Obwohl wir im gleichen Haus wohnten, sahen wir uns über eine Woche nicht. Mitten in der Nacht kam dann meine Mitbewohnerin Heike und fragte mich, ob ich mit Fatma, der Übernachtungsgästin von Archie, ausgehen könnte. Ich verstand zwar nicht, wieso ich Fatma für Archie Gassi führen sollte, aber ich machte es. Wir zogen durch ziemlich viele Kneipen, und je länger die Nacht wurde, umso zudringlicher wurde sie. Zugebenerweise auf eine niveaulose Art - zum Beispiel fing sie ohne besondere Einleitung an zu erzählen, sie sei so eng gebaut, dass die Kerle alle nach den ersten paar Minuten in ihr kommen würden - aber zumindest war klar, wie der Abend (der längst ein Morgen war) enden würde. Zunächst mal landeten wir in jenem Club, in dem letztlich alle großen Kneipenzüge früher oder später landeten. Die einzigen Gäste außer uns waren Amanda und Reinhard. Reinhard würdigte mich keines Blickes und erwiderte meinen Gruß nicht, aber Amanda verließ nach wenigen Minuten ihren Platz und kam zu uns rüber. Es war mir ein Fest der Genugtuung, Fatma Öhrchen knabbernd auf dem Schoß gepflegt mit Amanda zu plaudern und sie zu einer Fete einzuladen, deren Anlass ich heute nicht mehr weiss, die mir damals aber sehr wichtig war und dabei zu sehen, wie Reinhard vor sich hin kochte.

Um fünf Uhr morgens zu Hause angekommen, über eine Stunde Monolog von Fatma zugehört, fand ich auf die Frage, wie ich ihre Beine fände, endlich Gelegenheit, sie mit einem Kuss zum verstummen zu bringen und dann zu sagen "Mich interessiert mehr, was zwischen Deinen Beinen ist." Sie fragte zurück "Warum willst Du mit mir schlafen?", und sie fragte das so neutral-sachlich, als ob sie nach der Uhrzeit gefragt hätte. "Weil ich scharf auf Dich bin", erwiderte ich und war basserstaunt - die ganze Nacht durch redet die Frau nur über Sex und wie scharf sie selber doch ist, und dann diese Frage. Ich griff unter ihr Shirt, nahm ihre schönen, straffen, runden Brüste in die Hand und massierte sie sanft durch. Wir hatten einen Quickie auf dem Teppichboden, dann schliefe wir beide ein. die zwei Meter zum Bett schafften wir nicht mehr.


Am nächsten Tag, ich hatte Fatma noch zum Bahnhof gebracht, erfuhr ich von Archie, dass es sich um eine Prostituierte aus der Libanesen-Mafia handelte, die auf der Flucht vor ihrem Luden war.
Schlagartig fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Das ganze Pussypalaver von wegen zu eng gebaut, der Qualität ihrer Beine etc. war kein Angrabungsversuch gewesen, sondern für sie berufsbedingt ein normales Alltagsgesprächsthema. Mit mir erst eingehakt und dann Hand auf Arsch zu flanieren war die einzige Art des Mit Männern flanierens, die sie kannte, ebenso, wie es in einer Bar normal für sie war, sich einem Mann auf den Schoß zu setzen. Das hatte sozusagen alles nichts mit mir zu tun gehabt. Daher auch die beiläufig interessierte Frage, warum ich mit ihr schlafen wollte.


Die Fete kam. Es war eine interessante Mischung von Leuten anwesend: Amanda und ihre Yuppie-WG, meine eigenen Wohngenossen und eine Gruppe von Autonomen, mit denen ich gerade eine jener vermummten nächtlichen Aktionen durchgezogen hatte, von denen man nicht redet. Es war ein Experiment: Würden diese Leute einander verstehen?

Vor allem aber verspürte ich die Sehnsucht, Amanda noch einmal ins Bett zu kriegen. Dazu nahm ich verbalerotiktechnisch den Abend mit Fatma zum Aufhänger. Aber ach! Amanda hörte sich das mit amüsiertem Interesse an, wer dadurch aber richtig aufgegeilt wurde und sofort anfing, an mir herumzufingern war Sarah, eine von den Gästen aus der autonomen Szene, ein ganz junges Küken. Das konnte ich nun gar nicht brauchen: Eine mich umarmende und betatschende Sarah war die schlechteste Voraussetzung, um Amanda ins Bett zu kriegen. Sarah einfach zurückzuweisen war mein Ding auch wieder nicht. Aber geschlafen habe ich mir ihr nicht; als ich erfuhr, dass sie noch minderjährig war, gab ich ihr sanft zu verstehen, dass da mit mir nichts liefe. Das war aber leider, als Amanda längst gegangen war, die wohl ein recht schiefes Bild vom Verlauf des Abends bekam.

Mit Amanda lief auch nichts mehr, aber bei ihr galt ich nun als Wüstling. Dabei war ich ein sexuell noch ziemlich unerfahrener Single, der ab und an, eher sehr gelegentlich, seine One-Night-Stands hatte. Indes, die Unbefangenheit, mit der diese damals erfolgten, hätte ich heute gerne zurück.

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Sonntag, 18. Dezember 2005
Partnership in torture reloaded
Auch wenn es erfreulich klingt, dass die USA nunmehr auch im Umgang mit Terriorverdächtigen strikt darauf achten wollen, dass diese nicht mißhandelt werden und neue Antifoltergestze verabschiedet werden sollen, zeigt sich andererseits, wie groß der Eisberg ist, dessen Spitze hier sichtbar wird: Antifoltergesetze? In einem Staat, der das Abkommen gegen Folter, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe unterzeichnet hat, über 200 Jahre nach der Proklamation der Menschenrechte? Antifoltergesetze in einem Staat, der in punkto Häufigkeit von Hinrichtungen in der gleichen Liga spielt wie der Iran. Antifoltergesetze in einem Staat, in dem Hookey Williams, der als Autor gegen Gewalt gerichteter Kinderbücher erfolgreich exemplifiziert hat, was in punkto Resolzialisierung möglich ist, in dem also dieser vollständig resolzialisierte Verbrecher 25 Jahre nach seiner Tat hingerichtet wurde und arnold Schwarzenegger nachgewiesen hat, dass er wohl auch im echten Leben ein Terminator ist.

There is a mean stream in America´s character, it will may be 500 years to till it.

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Detlev Lengsfeld und das Mobbing
Das Arbeitsgerichtsverfahren um Mobbing-Opfer Detlev Lengsfeld - ich hatte wiederholt darüber berichtet- wurde mittlerweile gegen Zahlung einer wohl ziemlich hohen Abfindung beendet. Hierbei verlautbarte, dass es bei Gericht nicht gut angekommen sei, dass Lengsfeld mit der Causa in die Öffentlichkeit gegangen ist. Das täte den Damen und Herren wohl so passen; ich fände es ja viel ersprießlicher, wenn mal aus Arbeitsgerichtsprozessen life gesendet würde, damit die Bevölkerung die Arbeitswirklichkeit anno 2005/6 life um die Ohren gehauen bekommt :-)


Aber keine Sorge, Whistleblowing hat Zukunft, und gemeinsam werden wir schon dafür sorgen, dass schmutzige Details über üble Unternehmenspraktiken immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen, zum Beispiel hier: http://rebellmarkt.blogger.de oder hier: http://girl.twoday.net, natürlich hier: http://pathologe.blogg.de und immer wieder und ganz besonders hier: http://lanu.blogger.de.

Also, Leuteschinder und Personalquäler, die Jagd ist eröffnet.

Halali!

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Donnerstag, 15. Dezember 2005
Germany and USA: partnership for torture
Nicht nur al Masry wurde entführt, auch der deutsche Staatsbürger Muhammad Haydar Zammar sitzt in Syrien in Haft und wurde dort in einem bekannten Folterknast von deutschen Beamten vernommen. Syrien ist ein Land, in dem Fragen von Angehörigen, ob sie Inhaftierte sehen können, mit "wir werden die Leiche schon noch freigeben" beantwortet werden und in dem tatsächlich erst kürzlich Gefangene unter der Folter gestorben sind. Auch in Guantanamo haben deutsche Beamte Gefangene verhört. Wundern tut mich das nicht, ist doch Folter auch in Deutschland Praxis. Ich meine hiermit nicht die spektakuläre und in der Tat sehr grenzwertige Frankfurter Entführungsgeschichte, sondern den täglichen Umgang mit abgelehnten Asylbewerbern, die regelmäßig unter Betäubungsmitteln, gefesselt und geknebelt abgeschoben werden und dabei öfter mal ums Leben kommen (vgl. Cola Bankole), rätselhafte Todesfälle im Abschiebeknast (vgl. vorletztes Posting), den Anblick von mit roten Striemen bedeckten Rücken nach dem Ende einer Revolte im Kasselaner Knast vor einigen Jahren oder den Einsatz von Tränengas und elektrischem Viehstock gegen des Drogenhandels verdächtige Afrikaner in Bremen. Nach meinem Rechtsempfinden ist das längst nicht mehr nur ein Fall Steinmeier und ein Fall El Masry, sondern es gehörten ebenso Schily und Zypries sowie etliche Länderminister vor einen Untersuchungsausschuss "Folter durch deutsche Behörden".

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Mittwoch, 14. Dezember 2005
Sie sind wieder da!
Nicht, dass jetzt jemand auf den Gedanken käme, ich würde plötzlich hoos statt booos bringen....aber das scheint mir bemerkenswert: http://www.testticker.de/news/home_computing/news20051214007.aspx

Demnächst auch wieder die schwarzen Rechner im Escom-Office?

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Dienstag, 13. Dezember 2005
Fernsehtipp für Januar
Unbedingt sehen: Tod in der Zelle - Warum starb Oury Jalloh?
Das Erste | Mittwoch, 04.01.06 | 22:45 Uhr

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Montag, 12. Dezember 2005
Mit uns der Götterbote
Ja, wir Deutschen sind wieder wer bzw. Wehr und Waffen. Hermes-Bürgschaften machen es möglich: Aus den Waffenschmieden der Nation für die ganze Welt geballte Produktion.

Folgendes teilt die ökumenische Konferenz für Rüstungs- und Entwicklungsfragen GKKE mit: Bei
den Ausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen und Rüstungsgüter von 3,8 Milliarden Euro liege die Bundesrepublik an vierter Stelle hinter Russland, den USA und Frankreich. Zwar seien die Genehmigungen 2004 im Vergleich zum Vorjahr (4,8 Milliarden Euro) zurückgegangen. Dennoch hätten sie deutlich über dem Niveau der Rüstungsausfuhren unter der Regierung von Helmut Kohl (CDU) gelegen.

Die GKKE besteht aus Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche sowie Fachleuten von wissenschaftlichen Einrichtungen und Nicht-Regierungsorganisationen. Sie beruft sich auf Zahlen der EU, die die europäischen Regierungen nach dem Verhaltenskodex für Rüstungsexporte nach Brüssel melden müssen. Die Bundesregierung hat noch keinen Bericht zu den deutschen Rüstungsexporten 2004 vorgelegt.

Nach Angaben der Vorsitzenden der Konferenz, Prälat Karl Jüsten und Prälat Stephan Reimers, haben SPD und Grüne gegen eigene Leitlinien verstoßen. So sei ein Drittel der Exporte an Entwicklungsländer gegangen, die zugleich Entwicklungshilfe bekämen. Ferner seien Waffen in Konfliktregionen wie in den Nahen und Mittleren Osten sowie Ost-Asien geliefert worden. Nach Darstellung von Bernhard Moltmann von der hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung zeigt die heutige Irak-Krise, dass frühere Rüstungstransfers Indikatoren für Krisen der Zukunft seien.

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Unser täglich Rassismus gib uns heute
Was der Titanic mal einen besonders finsteren Witz wert war - "1a Negerfutter für lebensfrohe Untermenschen" - wird jetzt praktische Realität: Beschlagnahmtes oder sonstwie ausgesondertes Gammelfleisch wird an Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge ausgegeben.

Hier die aktuelle Pressemeldung des Bayerischen Flüchtlingsrats:

München - Der Bayerische Flüchtlingsrat hat scharf gegen die
Ausgabe von Gammelfleisch an Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften
in Oberbayern protestiert. Bei den letzten Ausgaben der
Lebensmittelpakete seien 500 Gramm-Tiefkühlpackungen mit
Hähnchenbrust verteilt worden, deren Haltbarkeit schon seit Oktober
2005 abgelaufen war, teilte der Flüchtlingsrat am Freitag mit. Die
Bezirksregierung von Oberbayern bestätigte die Ausgabe von Produkten,
bei denen die Mindesthaltbarkeit überschritten war.

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Donnerstag, 8. Dezember 2005
Stürzt Steinmeier, muss Schily brummen?
Nun wird bereits EU-weit ein Untersuchungsausschuss zur El-Masry-Affäre gefordert, FDP und Linkspartei schreiten Seit an Seit als Vorkämpfer der Bürger und Menschenrechte
http://www.netzeitung.de/deutschland/371874.html, und der Schwiegervater in spe des unglücklichen Ex-Bild.t-online Vorturners Würtenberger (mittlerweile durch den weit weniger NE-igen Herrn Gunz ersetzt) schreibt Wahres über die CIA als kriminelle Vereinigung http://www.netzeitung.de/deutschland/kolumne/371848.html. Es stimmt wohl, dass keine Feinde mehr braucht, wer mit den USA verbündet ist.

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