Und genau das sollen sie nicht sein, die linken Bewegungen der Vergangenheit: Gewesene, über die niemand mehr spricht.
Demnächst wird hier also vom KB, von den Spontis, von der MG und einigen anderen Gruppen und Grüppchen die Rede sein, heute aber von einem besonders problematischen Teil des Spektrums: Den Antiimps.
Meine erste Begegnung mit Antiimps erfolgte im Winter 1984/85 im Zusammenhang mit dem seinerzeitigen RAF-Hungerstreik und einer Veranstaltungsreihe des damalige Anwalts von Christian Klar. Ich verkehrte schon in der autonomen Szene, zu deren inner circle ich erst später dazustoßen sollte und kannte die Besonderheiten und Eigenarten dieses Milieus recht gut, aber die Antiimps waren ganz anders. Beton in den Mundwinkeln, eiskalte Gesichtsausdrücke, die gefühlte Temperatur im Raum war sehr tief. Scharfschützenblicke, und ich machte den großen Fehler, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Noch finsterere Mienen. Wer als erster spricht hat schon verloren: Als Unbekannter Antiimps anzusprechen brachte einen automatisch in den Verdacht, ein V-Schutz- oder Bullenspitzel zu sein. Nein, falsch. Nicht Bullen. Wir Autonome bezeichneten Cops als Bullen, Politiker und Kapitalisten hingegen als Bonzen. Für die Antiimps waren das beides die "Pigs". Sie hatten überhaupt ihren ganz eigenen Jargon, in denen der Infinitiv wucherte: "Den Existenzkampf organisieren und rebellieren", "aus dem Körper eine Waffe machen"(im Hungerstreik), "einen klaren Trennstrich zwischen uns und dem Feind ziehen", "zur Front kommen" und ähnliche Merkwürdigkeiten direkter chinesischer Übersetzungen ins Deutsche. Das "zur Front kommen" war ganz wichtig, es beinhaltete das Lebensziel eines jeden Hard-Core-Antiimps: Irgendwann einmal so weit zu sein, dass man selber mit der Waffe gegen das "Schweinesystem" kämpfte. Bezugsrahmen des antiimperialistischen Selbstverständnisses bildeten Strategiepapiere wie der RAF-Text "Guerrilla, Widerstand und antiimperialistische Front", in denen die internationale Zusammenarbeit von Guerrillagruppen, legal lebenden Militanten und nichtmiltanten Linken gefordert wurde, um eine Widerstandsfront in den Metropolen aufzubauen, die den Imperialismus ernsthaft gefährden sollte. Argumente, das sei lächerlich und entspräche Don Quichottes Kampf gegen die Windmühlen wurde mit Antworten wie "Du bist voll counter" und dem Argument abgetan, der Zweite Weltkrieg sei in Wirklichkeit von den Partisanen gewonnen worden, nichts fürchte der Staat mehr als einen Guerrillakrieg. In guter Sponti-Tradition machte sich ein lieber Genosse von mir, der selber in das Lager des sogenannten "Neuen Antiimperialismus" gehörte (hatten mit den Antiimps nur den Namen gemeinsam) über das Parolen-Gedöns der Antiimps mit "Das Brett vorm Kopp zur Waffe machen" lustig. Die Gegenseite lachte bei sowas nicht mit.
Dabei war die Kernthese, von der die Antiimps ausgingen gar nicht einmal so dumm, nur die daraus gezogenen Konsequenzen waren verheerend. Sie gingen davon aus, dass heutzutage, wo sich das kapitalistische Weltsystem auf der Basis einer Ausbeutung der Rohstoffe und billigen Arbeit der drei Kontinente Südamerika, Afrika und Asien reproduziere eine Revolution in den Industriemetropolen nicht mehr möglich sei, weil das Metropolenproletariat kein Proletariat mehr sei, sondern eine Schicht von Ausbeutern der Drei Kontinente, des Trikont. Die Arbeiter bei uns lebten nicht nur kleinbürgerliche Lebensentwürfe mit kleinbürgerlichem Lebenssstandard, sie seien auch ein objektives Kleinbürgertum, das selber von Ausbeutung des Trikont profitiere. Daher sei eine Revolution nur vom Trikont her denkbar. In dieser Hinsicht kombinierten die Antiimps Che Guevaras Focus-Theorie, derzufolge die Aufnahme des Guerrilla-Kampfes in einer Region einen neuen Brennpunkt verschärfter sozialer Kämpfe schaffe mit der Domino-Theorie der CIA, derzufolge jeder sozialistische Umsturz in einem Land des Trikont weitere Umstürze in Nachbarländern nach sich ziehe, bis in einer Art Kettenreaktion die weltrevolutionäre Situation da sei. Die Schlussfolgerung der Antiimps war, dass alles, was man als Linke in der Metropole tun könne die Unterstützung von Kämpfen im Trikont und die Bekämpfung von Militärisch-industriellem Komplex und Repressionsapparat in der Metropole sei. Dies könne vom Engagement in der Friedensbewegung bis zur Unterstützung der RAF reichen. Wobei die RAF zumindest für die Hardcore-Antiimps immer das höchste der Gefühle darstellte.
Das Verhältnis zwischen Autonomen und Antiimps blieb immer problematisch. In der Antikriegsbewegung, bei der Volkszählung, wenn es gegen Repression und Knäste ging zogen wir am selben Strang, aber das war stets mit Mißtrauen und wechselseitigen Unvereinbarkeiten gepaart. 1991 knallte es dann richtig, als sich Antiimps mit Saddam Hussein solidarisierten, Antideutsche mit Israel und den westlichen Interventionsmächten und wir uns unter der Parole "Für soziale Revolution weltweit" gegen den Krieg, gegen Saddam und auf Seiten der kurdischen, schiitischen und kommunistischen Aufständischen im Irak positionierten. Einige Jahre lang hatten wir Zoff mit einem Teil der Antiimps, Zoff, der sich quer durch die Palästinagruppen zog und uns, die wir in der Kurdistan-Solidarität aktiv waren, teilweise in eine Situation brachte, wo man kurz davor war, sich untereinander zu hauen - und es waren kurdische und palästinensische Genossen, die dann abwiegelten und zu uns deutschen Linken sagten: "Dies ist nicht euer Konflikt." Ach ja, und das Gleiche hatten wir dann auch noch mit den iranischen Volks-Muddjaheddin. Als die RAF dann die Waffen niederlegte hatte die Antiimp-Szene ihr Identifikationsobjekt verloren. Noch einmal gab es Mitte der 90er Jahre eine starke Mobilisation im Zusammenhang mit den Aktionen gegen das PKK-Verbot, dann löste sich das Antiimp-Spektrum auf, und ihre Spuren verloren sich im Sand der Zeit. Von "ich bin. Ich war. Ich werde sein." sehen wir nicht viel, die Menschen sind viel eher unsichtbar in die Gesellschaft zurückgekehrt.
Zwei interessante Links bringen die ganze Ambivalenz und Dramatik, vor denen sich die Kämpfe der Antiimps abspielten ganz gut zum Ausdruck - und nicht zuletzt den neben der Befürwortung von Attentatskampagnen wundesten Punkt, die kompromisslose Israel-Feindschaft, die den Zionismus zum Faschismus erklärte, einer jener Bereiche, über die sich mit den Antiimps nie diskutieren ließ:
https://de.indymedia.org/2007/09/193943.shtml
https://www.ila-web.de/antisemitismus/linkeundantisem.htm
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Bei der Demo marschierten die Jusos vorweg und skandierten “Nie mehr Faschismus, nie mehr Krieg, für den Sozialismus bis zum Sieg!” Dahinter marschierte der SHB und rief “Kampf dem Faschismus, Krieg dem Krieg, für den Sozialismus bis zum Sieg!”, und darauf kam der MSB Spartakus mit “Tod dem Faschismus, Krieg dem Krieg, für den Sozialismus bis zum Sieg!” und der KB mit “Tod dem Faschismus, Krieg dem Krieg, für den Kommunismus bis zum Sieg!”. Dann waren wir an der Reihe, und weil wir den Pathos hohl und die abziehbildartigen Parolen dämlich fanden und vor allem ins Jahr 1985 nicht mehr hineinpassend, riefen wir “Ho ho ho Chi Minh” UNd “Gras und Shit und LSD für ne schwarze BRD!”, aber auch, da eine Genossin gerade als Brigadista in Nicaragua war “Auf die Yankees volles Rohr, Waffen für El Salvador!”
Hinter uns liefen Antiimps, die die Demoparole von vorne aufgriffen, die sich bei ihnen aber ganz anders anhörte: “Nie mehr Frieden, nie mehr Krieg, nur noch Terror bis zum Sieg!” Das wiederum verhohnepipelte ein Wirt, in dessen Kneipe alle bisher aufgetretenen Fraktionen verkehrten mit: “Molotow, Kalaschnikow, ja das gibt Zoff!”.
Am Schluss marschierten die wahren Sozialrevolutionäre, zwei Punks, die gar nichts riefen, sondern ein Schild mit sich führten: “Keine Arbeit, keine Arbeitslosigkeit, korrekt Rente jetzt für alle!”
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umgeben ist. Wenn jemand die Eiger-Nordwand geht ist das ein Medienereignis. Von einer Grand-Capucin-Besteigung nimmt kaum jemand Kenntnis. Hach, wie sehr ich die Bergfreunde um dieses Erlebnis beneide!
http://www.bichler.org/kiot/bilder/GrandCapucin/
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KRIEGen sie den Balkan?
Im Krieg zwischen der NATO und der Bundesrepublik Jugoslawien geht es nicht um das Schicksal der Kosovaren.
Spätestens seit bekannt wurde, daß das Abkommen von Rambouillet eine Zusatzklausel enthielt, die für Jugoslawien von Vornherein unannehmbar war, weil sie Hoheitsrechte für die NATO-Truppen in Jugoslawien vorsah und auf die faktische Besetzung des ganzen Landes, nicht nur des Kosova, hinauslief, erscheint diese Tatsache offensichtlich. Getragen von einer Welle der Sympathie und des Mitleids für die (Kosova-albanischen) Opfer von Vertreibung und Greueltaten serbischer Milizen, haben in den letzten Wochen viele Deutsche enorme Summen für Angehörige einer Volksgruppe gespendet, die vom deutschen Alltagsrassismus sonst als Volk von Autodieben, Zuhältern und Waffenschiebern und somit als schlichtweg der letzte Dreck angesehen wurden. Diese Hilfsbereitschaft besagt aber nicht, daß Rassismus bei Deutschen schnell heilbar oder zumindest von Mitleid überlagert ist, sondern wohl viel eher, wie sehr das öffentliche Bewußtsein durch Medien gesteuert wird. Die ausführlichen Fernsehbilder vom Elend der Flüchtlinge gehen unter die Haut, und genau das sollen sie auch. Gleichzeitig lenkt die Ausschließlichkeit, mit der zur Zeit vom Flüchtlingsschicksal auf dem Balkan berichtet wird, von vergleichbaren Tragödien in Kurdistan, Niger, Äthiopien/Eritrea, Afghanistan und so weiter und so weiter ab. Die Tatsache, daß Teile dieses Planeten ein großes Schlachthaus sind und daß Völkermord seit Jahrzehnten ständig irgendwo stattfindet, im Weltmaßstab betrachet zum Alltag gehört, verschließt sich dem betrachtenden Auge. Dieser Ausschließlichkeit der öffentlichen Wahrnehmung entspricht das Handeln der bombenden NATO: Würde sie ihren eigenen, im Übrigen völkerrechtswidrigen Grundsatz wahrnehmen und Menschenrechte rigoros mit Gewalt durchsetzen, so müßte sie längst gegen ihr - am Luftkrieg gegen Jugoslawien beteiligtes - Mitgliedsland Türkei Krieg führen, das seit den Siebziger Jahren mit der kurdischen Bevölkerung das Gleiche macht wie die serbischen Chauvinisten mit den Kosovaren. Krieg führen müßte die NATO ebenso gegen China, Indonesien oder Brasilien, wo Indianervölker ausgerottet und Straßenkinder von paramilitärischen Banden abgeschlachtet werden und gegen zahlreiche andere Staaten. Ein General der Bundeswehr meinte sogar, nach der Logik dieses Krieges müßte die NATO eigentlich Großbritannien bombardieren, um es für anhaltende Menschenrechtsverletzungen in Nordirland zu bestrafen. Eines aber ist sicher: Das Schicksal notleidender Menschen hat Militärstrategen in der Vergangenheit nie interessiert - warum sollte jetzt plötzlich etwas der Fall sein, daß in der ganzen Menschheitsgeschichte bislang keine Rolle gespielt hat?
cui bono - wem nutzt es?
Kriege haben, die ganz offen als Raubzüge geführten militärischen Unternehmungen der Antike und der Frühzeit ausgenommen, die Besonderheit, daß ihre ideologische Rechtfertigung mit den tatsächlichen Motiven nichts zu tun hat. Beim zweiten Golfkrieg ging es nicht um das Selbstbestimmungsrecht von Kuwait, sondern um die strategische Kontrolle des Mittleren Ostens, die den USA englitten war, die Umverteilung ganzer Bevölkerungsgruppen - Millionen WanderarbeiterInnen aus Ägypten, dem Yemen und Asien wurden aus Kuwait und Irak vertrieben, was es dem Irak ermöglichte, seine eigene soziale Bombe, bestehend aus einem Massenheer arbeitsloser Frontheimkehrer des ersten Golfkrieges, zu entschärfen - und die Ölinteressen der westlichen Mächte. Beim Falkland/Malvinenkrieg ging es nicht um die nationale Zugehörigkeit einer kleinen Fischer- und Schafzüchtergemeinde auf einem Steinhaufen im Südatlantik, die ohnehin auf dem argentinischen Festland einzukaufen und auszugehen pflegte, sondern um die strategische Kontrolle des Kap Hoorn, das im Ernstfall für die sowjetische Flotte gesperrt werden sollte, um Bodenschätze im Südatlantik, den Zugang zur Antarktis und schließlich auch darum, die dritt- bis viertstärkste Marine der Welt mal so richtig im Einsatz zu testen.
Und schließlich war auch die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus zwar das Produkt des Zweiten Weltkriegs, aber er wurde nicht deswegen geführt. Den Verbrechen des Nationalsozialismus in den ersten sechs Jahren seiner Herrschaft hatten die USA und Großbritannien mit schulterzuckender Gleichgültigkeit gegenübergestanden, die Tschechoslowakei hatten sie den Nazis und Spanien den Franquisten geopfert, und die Sowjetunion war sich nicht für den Hitler-Stalin Pakt zu schade, während im Reich Tausende KommunistInnen gequält und ermordet wurden.
Der Konflikt im ehemaligen Jugoslawien zeigte sich in der Vergangenheit als eine Gemengelage sehr unterschiedlicher Interessen, die eine unheilvolle Mischung ergaben. Der kroatische und slowenische Separatismus wurde getragen von einer Entsolidarisierung mit den armen Bundesstaaten Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Mazedonien, welche die regionalen Oberschichten der sich abspaltenden Staaten nicht länger subventionieren wollten. Es ging darum, ohne den Ballast der ärmsten Regionen Europas auf die EU zuzuwachsen, ein Vorhaben, dem die BRD mit der schnellen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens entgegenkam. Es zahlte sich aus: Schlüsselbereiche der slowenischen und kroatischen Wirtschaft gehören heute deutschen Konzernen, so ist praktisch die gesamte Stromversorgung Kroatiens Eigentum von Siemens. Der im Verlauf des Krieges hochgepuschte ethnische Haß entlud sich in bestialischen Grausamkeiten auf beiden Seiten, zunächst ohne daß die NATO oder Westeuropa einen Handlungsbedarf gesehen hätten. Die blutigen Schlachten von Vukovar und Vinkovci wurden hingenommen; während Vukovar Haus für Haus zerschossen wurde, interessierten sich die Westmächte USA und BRD gerade für Somalia, wo deutsche UN-Truppen bald darauf ihre ersten Fronterfahrungen sammelten. Der mit einem Totenschädel in der Hand vor den Kameras der Weltöffentlichkeit posierende serbische Ultra-Nationalist Capitan Dragan wurde nicht als Menschenschlächter, sondern eher als bizarrer Exot wahrgenommen. Erst als im Zuge des Bosnien-Krieges die „ethnischen Säuberungen“ ganzer Regionen zu einem enormen Zustrom von Flüchtlingen nach Westeuropa, besonders nach Deutschland, führten, obwohl man dort doch gerade das einklagbare Asylrecht abgeschafft hatte, entdeckten nach dem französischen General Morillon auch Kohl und Clinton Handlungsbedarf. Schließlich wurde der Frieden von Dayton herbeigebombt. Dabei ging es keineswegs darum, mit ausgewogener Gerechtigkeit zwei gleichermaßen unmenschliche Gegner zur Räson zu bringen. Vielmehr war „der Serbe“ für BRD und USA von Vornherein der Böse. Über serbische Greueltaten wurde denn auch ausführlichst in deutschen Medien berichtet, während Fotos, die in der britischen Presse die Runde machten und etwa muslimische Milizionäre beim Fußballspiel mit - serbischen - Menschenköpfen zeigten, in Deutschland unterschlagen wurden. Die Massenvergewaltigungen durch serbische Soldaten und das Massaker von Srebrenica durch die serbische Armee waren in deutschen Medien Thema, die größte Vertreibungsaktion des ganzen Krieges, den Rauswurf der Krajna-SerbInnen aus ihrer seit Jahrhunderten bewohnten Heimat durch die kroatische Armee, fand hingegen kaum und der Kampf deutscher Neonazis in den Reihen der faschistischen kroatischen HOS und der muslimischen Truppen in Bosnien praktisch keine Beachtung. Diese selektive Sicht der Dinge korrespondierte mit handfesten Interessen der deutschen Industrie: Serbien, mit einer weitgehend verstaatlichten Wirtschaft und einer ökonomischen Ausrichtung auf einen Balkan-Markt, zu dem auch Ungarn und Griechenland gehören, war wirtschaftlich völlig uninteressant, während sich Kroatien dem deutschen Kapital förmlich an den Hals warf. Und da aus serbischer Sicht die deutsch-kroatische Allianz wie eine Fortsetzung der Kooperation zwischen Nazis und faschistischer kroatischer Ustascha aus dem Zweiten Weltkrieg erschien (zugegeben eine sehr überzeichnete und simple Sicht der Dinge), mußte in der deutschen Öffentlichkeit alles getan werden, um diese Assoziation zu verdrängen. Diese Verdrängung ist umso wirksamer, wenn alle Gegner „des Serben“ als gut und die serbischen Verbrechen als schlimmer als die aller Anderen wahrgenommen werden. Eine ähnliche Dämonisierung kennen wir aus dem zweiten Golfkrieg hinsichtlich Saddam Husseins.
Während des Kroatien- und Bosnien-Krieges wurden im Kosova albanische Menschen von Angehörigen der dünnen serbischen Oberschicht, paramilitärischen Freizeitkriegern aus dem eigentlichen Serbien und serbischer Polizei drangsaliert, vertrieben und unterdrückt, wie dies im Übrigen schon seit 1980 der Fall ist. Solange der Westen Milosevic als Garanten des Bosnien-Friedens von Dayton benötigte, wurde davon nicht viel Aufhebens gemacht. Erst der Beginn des bewaffneten Kampfes der UCK rief den Westen auf den Plan. Wenn UCK,-Einheiten heute mit italienischen Regierungsbussen in voller Kampfmontur zum Einsatz gefahren werden, ist dies so, als ob etwa Rußland die PKK gegen die Türkei in Stellung bringen würde. Ironischerweise betrachtet die UCK zumindest in organisatorischer Hinsicht die PKK als ihr Vorbild - oder tat dies vor ihrer Unterstützung durch den Westen.
Worum geht es heute?
Hinter dem aktuellen Vorgehen der NATO dürfte ein ganzes Bündel von Interessen stecken. Erstens spielt eine Installierung der NATO als Weltpolizei eine Schlüsselrolle: ohne UN-Mandat, ohne an das Völkerrecht gebunden zu sein, soll sie die Möglichkeit haben, weltweit zu intervenieren, wo immer dies zweckmäßig erscheint. Die Tatsache, daß in den Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr von 1992 ausdrücklich die Kontrolle der internationalen Rohstoffwege genannt wird und daß seit einigen Jahren alle westlichen Marinen für entsprechende Einsätze ausgerüstet werden, zeigt, von wie langer Hand dies geplant wird. Der NATO käme damit eine Funktion zu, wie im Mittelalter dem kaiserlichen Heerbann - eine Streitmacht, die niemandem Verantwortung schuldet, die selbst das Gesetz ist.
Dann geht es offensichtlich auch darum, auszutesten, wieweit Rußland bereit ist mitzumachen, bzw. sich auf der Nase herumtanzen zu lassen. Jelzins bereits ausgesprochene Weltkriegsdrohungen, die scheinbar niemand ernstnimmt, haben zur größten Ost-West-Spannung seit der Kuba-Krise geführt, aber diese wird nicht wahrgenommen. In diesem Zusammenhang dürfte auch der Faktor „Rüstungsindustrie“ als Garant für wirtschaftlichen Aufschwung und Arbeitsplätze stehen. Ein Teil der im Kalten Krieg angehäuften Arsenale kann endlich verfeuert werden, die Auftragsbücher für neue Munition werden geschrieben. Das bankrotte Rußland wird trotz seiner Wirtschaftskrise angesichts der beeindruckenden Demonstration westlicher Firepower dazu genötigt, teure neue Waffensysteme, wie die Topol-Rakete und den MiG 142 - Jäger, zu bauen und damit einerseits noch abhängiger von westlichen Banken, während andererseits zumindest in kleinem Maße ein neues Wettrüsten inszeniert werden kann, daß der kriselnden Rüstungsindustrie des Westens Erholung bietet. Rüstungsgüter besitzen Eigenschaften, die für Industrieprodukte einmalig sind: Garantierte Abnahme, absolute Höchstpreise, absolute Qualität und regelmäßige Neubeschaffung. Der Wohlfahrtsstaat der siebziger Jahre basierte weitgehend auf dem Wettrüsten, wobei die Rüstungsindustrie über die mit ihr verschwisterten Sektoren - Stahl, Kohle, Logistik, Elektronik - als Konjunkturmotor fungierte. Nach Auskunft des früheren Bundesarbeitsministers Ehrenberg ist die erstaunliche Gesundung der US-Industrie unter Clinton nicht im Wesentlichen auf die Liberalisierung des Dienstleistungssektors zurückzuführen, sondern auf die dortige Ausweitung der andernorts heruntergeschraubten Luft- und Raumfahrtindustrie durch SDI-Forschung und bemannte Raumfahrt. Auch wenn in diesen Sektoren nicht sehr viele Menschen beschäftigt sind - die Zulieferindustrien ziehen sich quer durch die gesamte Ökonomie, und die Profite sind enorm. Die bisherige Wirtschaftsstrategie des Westens, namentlich der USA, lautet Sustainable Development, nachhaltige Entwicklung, was Schonung von Ressourcen, Kostensenkung, umweltfreundliche Produktionsweise und langfristige Investitionen beinhaltet. Bislang war diese Strategie nicht sehr erfolgreich. Einen Krieg dazu zu benutzen, die Voraussetzungen zum Anschieben eines neuen Konjunkturzyklus der alten Art zu schaffen, könnte als Überlegung durchaus eine Rolle spielen. Immerhin war das Wirtschaftswunder der Fünfziger Jahre ein direktes Ergebnis des Korea-Kriegs, der den größten Boom der Geschichte auslöste. Möglich wäre auch ein neues Modell, welches das Konzept der Nachhaltigkeit mit dem einer kontrollierten Ausweitung der Rüstungsproduktion verbindet.
Schließlich geht es zumindest insoweit um die Kosovaren, als daß diese im Rahmen der migrationsfeindlichen Abschottung der „Festung Europa“ nach Möglichkeit draußen gehalten bzw. nur kurzfristig in EU-Länder aufgenommen werden sollen. Dafür ist eine Umkehr ihrer Vertreibung notwendig, auch wenn diese durch die NATO-Bombenangriffe forciert wurde. Diese ist wahrscheinlich nur durch eine vollständige territoriale Kontrolle der NATO über Rest-Jugoslawien oder zumindest des Kosova mit Albanien, Mazedonien und Montenegro
möglich. Wenn die NATO-Strategen allerdings meinen, mit dem Krieg gegen Jugoslawien allen unbotmäßigen Regierungen auf der Welt nun zeigen zu können, wo der Hammer hängt, so könnte dieser Schuß ein Rohrkrepierer werden. Indien hat bereits die Zeichen der Zeit erkannt und in Absprache mit dem erklärten Gegner Pakistan(!) eine nukleare Mittelstreckenrakete getestet. Mittlerweile hat auch Pakistan nachgezogen. Jeder Staat der Dritten Welt, dessen Interessen denen der USA oder der EU zuwiderlaufen, wird danach streben, sich Nuklearwaffen oder zumindest größere Kulturen mit Pesterregern zuzulegen. Die neue Weltunordnung, die im Augenblick implementiert wird, kann grauenhafte Züge annehmen. Demgegenüber nahm sich der Kalte Krieg richtig gemütlich aus.
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"Man musste schon eine kindlich reine Seele haben oder an Wunder glauben, um die eiserne Haltung der US-amerikanischen Akteure in Wirtschaft und Politik gegenüber der sich abzeichnenden Pleite von Lehman Brothers ernst zu nehmen. Die Weigerung, die Investmentbank zu retten, blieb jedoch eine äußerst gewagte und letztlich nutzlose Demonstration. Allerdings kann man angesichts der Entwicklung leicht die Übersicht verlieren. Die immer raschere Folge der Bankenpleiten lässt jede als den endgültigen Höhepunkt der Krise erscheinen - bis die nächste noch dramatischer und spektakulärer ausfällt... Damit es auch die womöglich schwerhörigen Ultraliberalen verstehen, sei dies hier genauer erläutert: Das Systemische an dem systemischen Risiko besteht darin, dass es um das ganze System geht, also um die Gesamtheit der privatwirtschaftlichen Finanzierungsinstitute, die potenziell von einem globalen Zusammenbruch betroffen sind. Um es noch deutlicher zu sagen: Wenn das finanzielle und damit das gesamte Kredit-System erst einmal in Trümmern liegt, können keinerlei ökonomische Aktivitäten mehr stattfinden, die auf den Einsatz von Geld angewiesen sind. Null Aktivitäten. Genügt das, um die Folgen einer weltweiten Finanzkrise erahnen zu lassen?
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http://de.youtube.com/watch?v=dCD2BKIuFOk&feature=related
Ist das jetzt antiamerikanisch?
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"Demzufolge kann ich Leuten, die von Solidarität mit dem palästinensischen Volk (wobei das Wort 'Volk' generell sehr eklig ist, wobei du/ihr vermutlich eine andere Konnotation davon habt) und einem Selbstbestimmungsrecht der Völker schwadronieren, eher wenig abgewinnen, was aber nicht auf dich gemünzt ist, da ich von dir noch nie etwas konkretes über den Nahostkonflikt gelesen habe." und "reaktionäre Beschaffenheit ALLER wirklich einflußreichen Organisationen in Palästina".
---- Nun, Lesa, da scheinst Du so viel von mir doch nicht gelesen zu haben, denn ich habe hier schon oft zum Nahostkonflikt Stellung genommen und hier unter anderem auch Uri Avnery, der mir und meinen MitstreiterInnen ab und an mal emails schreibt zu Wort kommen lassen. Aber ich greife das Stöckchen mal auf. Zunächst mal reduziert sich der Nahostkonflikt für mich nicht auf den Konflikt zwischen Israelis und Palis oder Israel und seinen arabischen Nachbarn. Die ganze Gegend - die ich z.T. aus eigenem Erleben kenne - ist doch ein einziger großer Konflikt. Der soziale Bürgerkrieg, der dort mal offen ausgetragen wird, mal durch militärisches Containment mühsam unter Kontrolle gehalten wird, spielt sich nicht nur zwischen Arabern und Israelis, Muslimen und Juden ab, sondern hat auch den Charakter von Verteilungskämpfen um Rohstoffe, Wasser, Weideplätze und sonstige Ressourcen. Ethnie, Religion und die Verbindung aus Beidem wird immer wieder zum Stigma, anhand dessen Gruppen ausgegrenzt und mit Vernichtung bedroht werden, ob das nun Israelis, Palästinenser, Kurden, Christen, Schiiten, Sunniten, Assyrer, Mandäer oder Turkmenen sind. Insofern kann dieser Konflikt nur in seiner Gesamtheit gelöst werden. Wie, weiß ich nicht.
Israel unterscheidet sich ja von den meisten anderen Staaten dieser Welt dadurch, dass sein Existenzweck nicht nur darin besteht, die ökonomischen Interessen seiner Bourgeoisie (oder im Falle sozialistischer Staaten, seiner kleinbürgerlichen Funktionärselite) in einem geografischen Raum zu organisieren, sondern zunächst mal darin, seine Einwohner vor Verfolgung zu schützen und ihre Vernichtung zu verhindern. Als Zufluchtsstätte und frei wählbare Heimstatt für alle Juden ist Israel wichtig und seine Existenz unverzichtbar. Israel ist auch die einzige stabile Demokratie im Nahen Osten. Türkei, Libanon und Irak würde ich als in freilich sehr unterschiedlichem Maße labile Demokratien bezeichnen, über die Regierungssysteme der anderen Staaten dort brauchen wir uns nicht zu unterhalten.
Das ändert aber nichts daran, dass ich das Besatzungsregime in den Westbanks für Unrecht und eine apartheidähnliche, repressive und diskriminierende Angelegenheit halte, dass mit dem Zaun und den Siedlungen den Palis der Zugang zu für sie lebenswichtigen Wasserquellen und Weideplätzen genommen wird und dass ein existenzfähiger und von Alimentierungen unabhängiger Palästinenserstaat nur möglich ist, wenn Israel weiteres Land abgibt.
Wieso sind alle wesentlichen Palästinenserorganisationen reaktionär? Ist die Fatah reaktionärer als der Likud. Finde ich nicht, nur ist die von ihr aufgebaute Verwaltung halt durch und durch korrupt. Bei DFLP und Fida stellt sich die Frage, ob die einflussreich sind, aber auch, ob eine vom Programm her kommunistische, in der Praxis eher links-sozialdemokratische Partei und eine undogmatische linke Organisation mit dem Begriff "reaktionär" treffend klassifiziert sind.
Die Situation zur Zeit der ersten Intifada war die, dass die einfachen Palis, die BewohnerInnen der Elendsviertel (in den Westbanks heute nnoch von "Flüchtlingslagern" zu sprechen halte ich für unsinning) auf eigene Faust und unabhängig von der PLO-Führung und ihren Teilorganisationen ihren Aufstand machten, der militant, aber eben nicht mit tödlichen Waffen ausgetragen wurde. Gerade die schwächsten Teile der traditionell extrem patriarchalen palästinensischen Gesellschaft, Frauen und Jugendliche, nahmen hierbei eine zentrale Rolle ein. Das Bild dieser Intifada war dann auch das von Pflastersteine werfenden oder mit Zwillen schießenden Jugendlichen, die israelische Polizei und israelisches Militär angriffen, die ihrerseits Wasserwerfer, deren Verschärfung, ein rollendes Sandstrahlgebläse, Tränengasgranaten und Gummigeschosse sowie scharfe Hunde einsetzten. Die Palis errichteten illegale Kliniken, Werkstätten, Geschäfte usw. und schufen eine Gegen-Infrastruktur. Das war die Situation, vor deren Hintergrund die DFLP begann, mit den israelischen Behörden zu verhandeln. Dass ausgerechnet die DFLP das tat, hatte seine besonderen Gründe: Politisch ist sie die linkeste Palästinenserorganisation, hinsichtlich des Nationalismus bzw. des Verhältnisses zum Zionismus die Gemäßigste. Für die DFPL war die Linie "Zwei Nationen - zwei Staaten" maßgebend, die Anerkennung Israels also kein Problem. Da es sich bei der ersten Intifada anfangs um eine autonome Unterschichtsbewegung handelte, hoffte die DFLP, diese palästinensischen Massen gegen die Fatah und ihr Bonzentum aufzubringen und das Abschütteln der israelischen Besatzungsmacht zu einer sozialen Revolution weiterzuentwickeln. Die Initiative ging dann an geachtete UnterhändlerInnen der palästinensischen Zivilgesellschaft wie Hanan Aschrawi und den Scheich Husseini über. Als Arafat und die anderen Palästinenserführer aus dem Exil zurückkamen, standen sie vor dem Problem, dass die extrem widerständigen Bewohner ihre Revolte jahrelang ganz ohne die groooooßen militääääääärischen Anfüüüüüüührer gemacht hatten (das halbe Land ein Schwarzer Block ;-) ). Um die reale Macht der palästinensischen Autoritäten herzustellen, mussten die überlieferten Hierachien wiederhergestellt werden. Am leichtesten gelang dies der Fatah durch die Autorität des als Volksheld verehrten Arafat. Die jugendlichen Steineschmeißer wurden als Truppen der unterschiedlichen Organisationen angeworben, tauschten Zwillen, Davidsschleudern und Molotow-Cocktails gegen Kalschnikows, M16 und Handgranaten und bekamen Sold. Die nächste Generation wurde in Schulen des Hasses zu jungen Märtyrern gedrillt. Das im Untergrund entstandene Netzwerk von Krankenhäusern, Garküchen usw. wurde weitgehend von der Hamas okkupiert, die gezielt die Schlüsselpositionen dort besetzte (oder sie teilweise auch DFLP, PFLP und Fida wegnahm) und sich als "karitative" Organisation in Szene setzen konnte.
Wobei gesagt werden muss, dass ein Teil dieses Netzwerks auch von der Hamas während der Intifada aufgebaut worden war und diese dabei durch israelische Behörden im Kalkül, damit die Fatah und PFLP zu schwächen unterstützt worden war.
Mit Geld und Filz stellten die alten PLO-Granden den großen Teil der Träger des Widerstands ruhig, die Hamas tat das mit religiösem Schwulst und revolutionärem Pathos. Auf diese Weise konnte eine von unten organisierte Gegengesellschaft durch die etablierten aus dem Exil zurückgekehrten Palästinenserorganisationen okkupiert werden - übrigens eine Entwicklung, die Ähnlichkeit mit der Aufsaugung der aus dem antifaschistischen Widerstand hervorgegangenen Netzwerke in Sizilien nach dem Zweiten Weltkrieg durch die in Schlüsselpositionen gelangten Mafia-Familien besaß. Ich würde von einer parasitären Wirtschaft und Gesellschaft sprechen. Die Frage ist, ob die Voraussetzungen für einen Widerstand von unten gegen die mittlerweile etablierten palästinensischen Eliten noch oder wieder bestehen. Die extreme Eskalation der Gewalt seit der zweiten Intifada - Selbstmordattentate und Autobomben statt Steine und Mollies und als nächste Steigerungsform Kassam-Raketen lassen den permanenten Aufstand niedriger Intensität ja zu einem de-facto-Bürgerkrieg werden- kann nur mit Entwaffnung der Milizen beendet werden, es ist nur überhaupt nicht sichtbar, wer die durchführen soll.
Dann hat der Konflikt Israel sehr verändert. War es in den Pionierjahren einmal der egalitärste Staat der westlichen Welt mit einer gemischten, in Teilen sozialistischen Wirtschaft, ist das Gefälle zwischen arm und reich heute größer als in irgendeinem westeuropäischen Staat. Erhielten früher mittellose jüdische Einwanderer automatisch Sozialhilfe, werden sie heute vielfach zu Billiglohnarbeit in Sonderwirtschaftszonen am Zaun gezwungen, womit widerum palästinensische WanderarbeierInnen ihre Jobs verlieren. Mehr dazu schreibt hier ein alter Genosse von mir:
http://www.monde-diplomatique.de/pm/2006/08/11/a0008.text.name,askkxElXk.n,0
Angesichts solcher Verhältnisse erscheint es mir klüger, im Nahostkonflikt nicht die Partei eines der Kontrahenten zu ergreifen, sondern für die Menschlichkeit selber Partei zu ergreifen. Abgesehen davon: Als Linke interessiert uns die soziale Frage. Seit wann interessieren uns Flaggen oder wie ein Territorium heißt?
edit: vgl. diesen Kommentar von Lafargue
http://che2001.blogger.de/stories/546216/comments/548042
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http://kritik-und-kunst.blog.de/2008/10/09/finanzkrise-weiteren-marx-hemingway-hegel-4847502
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grinsend, doch schon rostzerfressen fliegt er durch den Wilden Westen,
Risse in Beton und Stahl, müde alles Material, hörst Du es flüstern im Land,
Old Shatterhand und Nietzsche tot,
im Kaufhof klaut sich Gott sein Brot,
auf den Asphalfeldern grasen
gold´ne Kälberherden Tag und Nacht,
wo die Computer schmatzen ach,
wo ist noch Platz für Dich oder ein Dach für mich,
die Postboten tragen schwarz,
Gerhard kauft sich Koks im Park,
siehst Du die Schrift an der Wand:
DER TURM STÜRZT EIN,
DER TURM STÜRZT EIN
HALLELUJAH; JA DER TURM STÜRZT EIN!
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http://che2001.blogger.de/stories/764866
lustig gemacht, die eigentlich das genaue Gegenteil von links sind, weil sie sich nicht über Solidarität, sondern über Abgrenzung definieren und den Fetischcharakter der Ware auch noch so richtig kulten. Nun, dieser Test legt endgültig nahe, dass Adornos Feststellung der absoluten Austauschbarkeit von Inhalten in der Kulturindustrie längst auch politische Jugendsubkulturen betrifft (was DAF mit "tanz den Mussolini natürlich" auch schon vor 26 Jahren wussten).
Also, ob antideutsch, antiimperialistisch oder sonstwas ist einfach nur eine Frage der Hipness, demzufolge.
http://www.testedich.de/quiz25/quizpu.php?testid=1216564770
Ich schneide mit 70% da ja gar nicht so schlecht ab; sollte ich mir Sorgen machen, selber zum Antideutschen zu mutieren?
Gehört die gesamte Literatur zur Geschichte der westdeutschen Linken ins Altpapier? Von Baader bis Klar, die waren einfach nur uncool? Vielleicht reicht ja die Sichtweise der HSV-Stadionpost aus - Die Antiimps der Fanclub der RAF, die Autonomen der Fanclub der RZ, nachdem beide Vereine in die Insolvenz gingen, suchten sich die Konkursmassen der Fanclubs mit den IDF oder Chavez neue starke Vereine? Politik, das heißt Posen auf dem Schulhof, was sonst!
Was für eine gesellschaftliche Realität, Papa?
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Ich habe den Eindruck, wir lebten in verschiedenen Welten. Denn ich bin wenige Jahre jünger als Huetlin, aber ich hatte diese Zeit ganz anders erlebt. Für uns waren die 68er erst unerreichtes Vorbild, dann Leute, die uns nicht konsequent genug waren, die wir überholen und übertreffen wollten. In meiner unmittelbaren Umgebung gab es davon nicht allzuviele. Unsere Lehrer waren überwiegend im Muff der Adenauer-Ära aufgewachsen und bemüht, uns zu “westlichen Werten” zu erziehen, zu denen auch Starfighter, Kommunistenhatz und Elitedünkel gehörten (”Als Gymnasiasten müsse Sie nicht Maschine schreiben können, sondern sie werden später eine Sekretärin haben. Wenn das nicht der Fall sein wird, sind sie auf der falschen Schule”.). Das, was ich von den Linken mitbekam, waren Spontis, Autonome, Feministinnen, Ökos und Punks, K-Grüppler gab es schon 1977 nicht mehr. Die trugen auch keinen Parka, sondern schwarze Lederjacken, Afghan-Kammgarn (”Teppichjacken”) oder Selbstgehäkeltes. Ich empfand die Zeit auch nicht als erstarrt, sondern als extrem dynamisch: Revolutionen im Iran und in Nicaragua, Bürgerkriege im Libanon und El Salvador, Hausbesetzungen und “Swinging Cities” mit Dauerpartystimmung in den Kiezen (wenn die Staatsmacht nicht gerade räumte), Lockerbie, Bomben über Libyen, Vernichtungskrieg in Kurdistan-Irak, Wackersdorf, Faschoaufmärsche, Kampagnen gegen Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnheimen und Einkaufsgutscheine, Umsonst&Draußen-Konzerte, viel guter Sex, darunter viele One-Night-Stands, ständige peinliche Entgleisungen Kohls, Medien wie Titanic, Tempo, Hier&Jetzt die sich genau daran abarbeiteten und eine Anti-Establishment-Haltung als Frage des guten Tons kultivierten. Für mich waren die 80er eine Art Fortsetzung der Woodstock-bis-Ölkrise-Zeit mit anderen (und teils weitaus schrilleren) Mitteln.
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- Es ging gründlich schief. Mit dem Schlachtruf “Adorno!” auf den Lippen, was für sie so viel bedeutete wie für Fallschirmjäger “Geronimo!” stürmten sie das Büfett und schmissen es um. Wir flogen alle miteinander raus, und auf der Rückfahrt mit dem LT 28 fragte mich eine Punkerin, ob ich Radfahrer sähe, sie hätte zu viel LSD intus, um das beurteilen zu können. Immeerhin hatte sie bei anderer Gelegenheit mal auf blumige Weise ihren Klassenstandpunkt zum Ausdruck gebracht : “Wir Asos stehen Seite an Seite mit den Kanaken gegen Bonzen und Faschos!”
Nein, das saufende und drogende Subproletariat war gar nicht schön, aber heute fehlen mir solche Erlebnisse dann manchmal doch ;-)
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http://www.elementarteile.de/?p=1906
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- Wenn das Wetter schön bleibt, gehe ich das wohl letzte Mal in dieser Saison im Harz klettern, und ich wünsche allen und jedem ein schönes, friedliches und entspanntes Wochenende. Grüße insbesondere nach Hamburg an Momorulez, Ring2 und die Blogmama, nach Bayern an den Don, nach Frankfurt an Andrea, nach Neuss an Novesia und nach Düsseldorf-Obercassel an den Hans, in die Pfalz an den Nörgler, nach Kassel an Netbitch, nach Göttingen an Workingclasshero und blahfasel123, nach Berlin an die Generatorin, Modeste und Booldog, in die Alpen an alle meine coolen Bergrfreunde, nach Dresden an Stefanolix und nach Comodoro Rivadavia an Klaus.
Ach so, Statler, Rayson, Jo@chim etc. pp. sind mitgemeint.
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THE GERMAN name Sternhell means bright as the stars. The name fits: the positions of Professor Ze'ev Sternhell indeed stand out sharply against the darkness of the sky. He warns against Israeli fascism. This week, Israeli fascists laid a pipe-bomb at the entrance of his apartment and he was lightly injured.
The choice of victim seems surprising at first. But the perpetrators knew what they were doing.
They did not attack the activists who demonstrate every week against the Separation Wall in Bil'in and Na'alin. They did not attack the leftists who mobilize every year - this year, too - to help the Palestinians pick their olives near the most dangerous settlements. They did not attack the "Women in Black" who demonstrate every Friday, or the women of "Machsom Watch", who keep an eye on events at the army checkpoints. They attacked a person whose entire activity is in the academic field.
The struggles on the ground are essential. But their main purpose is to influence public opinion. That is the main battlefield, and there the man of letters has an important part to play.
On this battlefield, two visions confront each other, two visions that are as far apart as the West is from the East. On the one side: An enlightened Israel, modern, secular, liberal and democratic, living in peace and partnership with Palestine as an integral part of the region. On the other side: a fanatical Israel, religious, fascist, cut off from the region and civilized humanity, a people that "dwells alone and shall not be reckoned among the nations" (Numbers, 23:9), where "the sword will devour for ever" (2 Samuel 2:26).
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Edit: Aber heftige Stimmgewinne für das braune Pack in Ösiland, eieiei...
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akut von der Abschiebung nach Syrien bedroht -in ein Land, in dem sie
aus religiösen Gründen verfolgt wird.
In Deutschland lebt die Familie seit mehreren Jahren getrennt voneinander.
Die Mutter lebt mit zwei Kindern ( 18 und 16) in Kempten und der Vater
wohnt mit einer Tochter ( 20 Jahre) in Freudenstadt. Eine
Familienzusammenführung ist seit zwei Jahren nicht möglich, da sie die von den
zuständigen Behörden beharrlich verweigert wird.
Seit zwei Jahren erhält die Mutter kein Taschengeld, da sie keinen Pass von der Syrischen Botschaft erhält und daher als "sans papier" behandelt wird. Paul ist vor kurzem 18 geworden, als Geburttagsgeschenk von den Behörden erhielt er
eine Ausreiseaufforderung sowie die Androhung des Taschengeldentzugs aus
den gleichen Gründen wie bei der Mutter.
Also fehlt es an allen Ecken und Enden, und die Möglichkeiten Familie Shamoun zu unterstützen sind zahlreich.
Hier gibt es eine Online-Petition zum Wohle der Shamouns:
http://jogspace.net/online-petitionen.html
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Tzipi's Choice
AS AN ISRAELI, I am ashamed. An incumbent Prime
Minister has been compelled to resign because of
personal corruption. How awful!
As an Israeli, I am proud. An incumbent Prime
Minister has been compelled to resign because of
personal corruption. How wonderful!
Compelled not by a revolution, not by a military
coup, not by rioting in the streets, not by the
machinations of a rival party. But by the normal
processes of the law enforcement agencies, the
free media and public opinion.
In this sordid affair, democracy has triumphed.
In his delightful little book, "The Trial of
Socrates", I. F. Stone (a man I knew and greatly
admired) defined the peaceful removal of a
political leader as a hallmark of democracy.
Socrates advocated a dictatorship by the man of
"knowledge". Stone laid great stress on the fact
that there would have been no way to remove such
a ruler in case of necessity.
IN ANCIENT Athens, major leaders were elected by
all those with full citizenship (about half the
free citizens, and slaves, of course, were
excluded). Less prominent officials were
appointed by lot - the theory being that all full
citizens are equally qualified to conduct the
affairs of state. Sometimes I think that this may
not be such a bad idea.
However, the Kadima party thinks otherwise. On
Wednesday, the party's rank and file will elect
Ehud Olmert's replacement as Party Chairman, who
will then almost automatically become Prime
Minister, unless he or she fails to put together
a governing coalition - in which case new
elections will take place, probably at the
beginning of 2009. Until then Olmert would still
act as a lame duck Prime Minister.
The real choice is between two candidates: Tzipi
Livni and Shaul Mofaz. They could hardly be more
different.
First of all, because it is Man against Woman.
For the first time in Israeli history, there is a
straight confrontation between the genders. (When
the late unlamented Golda Meir was appointed
Prime Minister in 1969, after the sudden death of
Levy Eshkol, she had no competitors.)
Their background reflects the two extremes of
Jewish Israeli society; Mofaz is an "Oriental",
born in Iran, an outsider. Livni is a native-born
Ashkenazi Israeli, an insider. She is also a
"princess" - her father was a leader of the Irgun
underground and (like Olmert's father) a member
of the Knesset.
But the real difference is between the forces they represent.
AS A professional soldier, Shaul Mofaz represents
the force that has dominated Israel from its very
beginning: the "security establishment".
This vast complex has unmatched political,
economic and ideological power. Since all major
political parties have degenerated into cynical
trade unions of party hacks, without an ideology
or any real political program, the army is now,
in my view, the only real party in Israel.
It is not the Turkish army or the Pakistani army.
It is an instrument of a democratic system, fully
obedient to the civil authority. But behind this
façade it is much more: it is an economic empire
that consumes by far the largest share of the
annual budget, a pressure group, a political
lobby, an ideological center.
It is, in a way, a religion - with Security as
its only god and the high command as its
priesthood. Nothing trumps Security in Israel,
and when its name is mentioned, everything else
is forgotten. Hear oh Israel, Security thy God,
Security is One.
Like almost any religion, it is connected with
huge economic interests. The "security" industry,
with its production of weapons and other military
equipment, plays a central role in the Israeli
economy and in its exports, turning the twenty or
so tycoons who dominate our economy into natural
allies of the generals. Dwight Eisenhower would
recognize the pattern.
The immeasurable impact on political
decision-making of the "security establishment" -
the armed forces, the General Security Service
(Shin Bet), the Mossad and the police - is
underlined by the fact that the Chief of Staff
takes part in all cabinet meetings. He never
dictates to the government - perish the thought!
- but it would be a very brave politician indeed
who contradicted "the considered opinion of the
army".
Since Israel was born in war and has been in a
state of war ever since, there is hardly any area
of Israeli life that does not lie within the
scope of Security. And in security matters, it is
of course the security chiefs whose opinions are
decisive. Also, the army is the sole ruler of the
occupied territories (as, indeed, demanded by
international law).
In this connection, the settlers must be
considered. They are an immensely strong pressure
group. While many of them have established their
settlements "illegally", no settler would be
where he is today if he had not been put there by
the army. In many places, the symbiosis between
settler and soldier is so perfect that they are
one and the same: many army officers are settlers
themselves.
FOR A nation at war, it is natural that the army
also shapes the national ideology. The media are
willing, indeed eager, collaborators. Peace is a
silly concept for effete, weak-kneed wimps. It is
also, of course, a complete and dangerous
illusion.
All this is reinforced by an immense network of
ex-officers, the "ex" being only formal. With a
few honorable exceptions, all ex-army officers
belong to the same club and hold the same
beliefs. Since the army looks after its own,
senior officers who leave the army in their
middle 40s, as is usual, generally find high
positions in industry, the public services or the
political parties - extending the army's "sphere
of influence".
What this means is that very many people have -
mildly put - a vested interest in the absence of
peace.
Shaul Mofaz personifies all of this. He belongs
to this complex, he made his career there as a
general, chief of Staff and Minister of Defense.
No one has ever heard him voice an original
thought - his whole mental world is shaped by the
army. In all his jobs he has been reliable and
diligent mediocrity.
When he had finished his army career and was
looking for political opportunities, he had -
like many of his predecessors - no party
preference. Such a person can easily find his
place in Labor, the Likud or Kadima, not to
mention the radical right. The Likud offered the
best prospects at that moment. When his way there
was blocked, he jumped at the very last second
onto Ariel Sharon's bandwagon - 24 hours after
solemnly promising that he would never, but
never, entertain such a treacherous thought.
MILITARY DOMINANCE of Israeli affairs has one
hidden effect: it excludes women. The macho,
he-man atmosphere of the army has no place for
them.
This was brought up some years ago by a feminist
group called New Profile, which declared its goal
to be the de-militarization of Israeli society.
Perhaps by accident, it is this group which the
Attorney General decided to prosecute this week
for anti-army activities, inciting against
joining the army, helping draft evaders, advising
potential recruits to pose as mental cases and
such.
Livni is not just a Foreign Minister, a job
traditionally despised by the Security
Establishment, but also a Civilian and, even
worse, a Woman. That is what makes this choice so
tempting.
In public, the two candidates say almost the
same. They repeat the usual mantras. But there
are the (almost) hidden agendas.
There is the racist angle, the sin that does not
dare speak its name. Like the race factor in the
US elections, the "ethnic" factor may play a far
bigger role here than we like to admit. Orientals
tend to vote for Mofaz, Europeans - Ashkenazis -
for Livni.
There is the gender factor. Women may tend to vote for one of their own.
And there is the military factor: a vote for
Livni is - consciously or mostly unconsciously -
a vote against the military domination of our
lives.
What kind of states(wo)man would a Prime Minister
Tzipi Livni be? No one can know, perhaps not even
she herself. Her basic mental world is
right-wing. Her world view is centered around the
concept of a Jewish State. Jewish in the old
Jabotinsky way of thinking: not In a religious
sense (Jabotinsky was quite secular) but in a
19th century nationalistic one. That could lead
to peace based on a sincere belief in the
two-state concept (to which Mofaz, too, pays lip
service). But I would not count on it.
Mofaz we know. Livni we don't know. That may lead
some Kadima members on Wednesday to vote for
Livni.
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