Montag, 1. Juni 2009
Spoiling History 2: Die DDR lenkte die 68er
Meine These, dass die Regression überhaupt keine Grenzen mehr kennen darf in Zeiten der ständigen Selbstlegitimation eines eigentlich realwirtschaftlich, politisch-theoretisch und moralisch bankrotten Weltsystems, um eben dieses zu rechtfertigen wird ja eigentlich permanent bestätigt. Von den alten Kämpen des Historikerstreits
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=me&dig=2009%2F05%2F29%2Fa0093&cHash=8d13b735b0

bis hin zu Götz Aly

http://www.zeit.de/2009/23/68er-Bewegung

sind sie sich alle einig: Die Tatsache, dass der Ohnesorg-Mörder Kurras Stasi-IM war erklärt, dass die 68er-Revolte nur im Kontext des Kalten Krieges verstanden werden könne und dabei die Rechtsordnung der BRD die beste aller möglichen Welten sei. Aly, der selber Vordenker einer antitotalitären, positivismuskritischen Richtung der Neuen Linken war und mit der These, dass es eine Verbindung zwischen der NS-"Euthanasie" und dem Generalplan Ost, der Weltwirtschaftspolitik des IWF in den 60er, 70er und 80er Jahren und Kriegen in der Zeit danach (z.B.Golfkrieg Iran-Irak und Jugoslawischer Bürgerkrieg) im Sinne einer malthusianischen Vernichtung "überflüssiger Esser" gäbe Kerngedanken des Neuen Antiimperialismus mitformulierte, macht einmal mehr seine persönliche Lebenslüge, dass die westliche Neue Linke totalitär und eigentlich dem NS wesensverwandt sei zur historischen Theorie. Er hatte das Instrumentarium mitgeschaffen, genau diesen Blödfug zu widerlegen.

Weder wird hierbei die Tatsache reflektiert, dass die Stasi nach dem Todesschuss auf Ohnesorg von Kurras nichts mehr wissen wollte, noch, dass die ersten Waffen, mit denen von westdeutschen Linksradikalen auf Polizisten geschossen wurde (Bommi Baumann: "Der Verfassungsschutz hatte die Spendierhosen an") von S-Bahn-Peter alias V-Schutz-Mann Peter Urbach stammten. Sicher ist nur: Geheimdienste hatten immer ein vitales Interesse daran, dass geschossen wurde. Hieran müsste historische Forschung ansetzen. Sage ich mal so als Historiker.

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Samstag, 30. Mai 2009
Spoiling History1: Demjanjuk ist ein Opfer
Als sie noch Wollenberger hieß und DDR-Bürgerrechtlerin war schien mir Vera Legsfeld durchaus recht vernünftig zu sein. Seit langer Zeit aber wird das, was sie so formuliert, zerfressen von einem irrationalen Hass auf alles, was irgendwie links ist immer nur noch peinlicher. Und inzwischen schreibt sie auf bei den Gutachslern sogar, Joe Demjanjuk sei ein Opfer in erster Linie des Stalinismus, aber auch des Nationalsozialismus. Das allerdings nimmt auch die dortige Leserschaft nicht einfach so hin:


http://markphaverkamp.blogspot.com/2009/05/fruchte-des-perversen-antikommunismus.html

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Freitag, 29. Mai 2009
Bicyclerepairman is ready!
http://www.youtube.com/watch?v=ju3h7yk4Hcg&feature=related

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Verschwörungstheorie einmal anders
Nur, weil Du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht doch hinter Dir her sind:


http://www.youtube.com/watch?v=e2PyeXRwhCE

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Montag, 25. Mai 2009
Neoliberalismus konkret: Erntesklaven in Spanien
und was das mit uns zu tun hat und wieso Antiimperialismus angesagter ist denn je:

http://www.neon.de/kat/sehen/wirtschaft/globalisierung/273701.html

Ich hätte ja fast gekotzt, wenn ich es denn schon nicht gewusst hätte. Und von daher sind alle "smash the system"-prüche mehr als berechtigt.

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Dummheit ist unendlich
Albert Einstein sagte mal sinngemäß, dass nur zwei Dinge unbegrenzt seien, die Weite des Universums und die menschliche Dummheit. Bei der Weite des Universums habe er noch Zweifel. Heute, da wir wissen, dass das Universum eine Ausdehnung von wohl etwas über 14 Milliarden Lichtjahren hat (obwohl ein blasenartiges Multiversum vermutet wird) können wir die andere Unendlichkeit gelassen ins Auge fassen. Insbesondere Politiker sind da fantastisch. General Murat fragte mal einen schwarzen Major aus Martinique: "Offizier, Sie sind Neger?" "Jawohl, mein General!" "Sehr gut, sehr gut, weitermachen!". Vom früheren Bundespräsidenten Heinrich Lübke sind ja Stilblüten bekannt wie "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger" bei seinem Staatsbesuch in Togo oder die Auskunft, er habe in Japan eine Stadt namens "Okasa" (Name eines Potenzmittels) besucht. Wer erinnert sich aber noch an Senator Huckabee? Das war ein ziemlich farbloser republikanischer Kandidat vor und gegen Mc Cain, der im Wahlkampf Kanada besuchte. Als er dort fragte, was im Lande so geschähe, wurde ihm erzählt, das kanadische Parlaments-Iglu bekäme neues Eis aufs Dach. Echt angelsächsischer Humor eben, der mit den Kanada-Klischees der Yankees spielte. In seiner Fernsehansprache zum kanadischen Volk sagte er dann, er wünsche den Kanadiern viel Glück mit dem neuen Eis auf dem Dach ihres Parlaments-Iglus. Schöne gute Nacht auch!

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Donnerstag, 21. Mai 2009
Wie ich einmal als Germanist beschimpft wurde
Es geschah im Vorfeld einer aus ganz anderen Gründen legendär gewordenen Grillparty. Ich saß mit Clausi, Ines und Ibrahim zusammen und erwähnte in ein paar Sätzen eines meiner Lieblingsbücher. Eine mir bis dato unbekannte Frau, die mit uns am Feuer saß fragte, ob ich Germanist sei, und der Tonfall, in dem sie das fragte klang ziemlich verächtlich. Ich erwiderte nein, ich sei kein Germanist, und wieso sie das wissen wollte. Sie erwiderte, nur Germanisten kämen auf die Idee, am Lagerfeuer über Bücher zu sprechen, und diese ganzen intellektuellen Männer mit ihren klugen Sprüchen könnten ihr alle gestohlen bleiben. Die würden Frauen wie sie (sie war Krankenschwester) nur geistig an die Wand spielen und beeindrucken wollen und bekämen selber im Leben nichts auf die Reihe. Sie hielte sich lieber an richtige Kerle, und das seien linke Intellektuelle nunmal nicht. Das wiederholte sie etwa eine Viertelstunde lang in verschiedenen Varianten und sagte sogar, sie habe nicht übel Lust, mich den ganzen Abend lang durchzubeleidigen. Darauf hatte ich nun keine Lust und sprach mit der seltsamen Frau kein Wort mehr. Monate später erzählte mir Ines, das diese mit einem absoluten Bilderbuch-Macho liiert sei, der sie alle paar Wochen grün und blau prügeln würde.


Nen richtiger Kerl halt.

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Kommste mit, meinen Kant verbrennen?
Hinsichtlich des haarsträubenden Antiadorno-Diskurses bei Lysis kann ich Momorulez und Nörgler nur noch zustimmen.

http://metalust.wordpress.com/2009/05/20/ja-ja-wer-zu-spat-kommt/#comments


Wenn man der Logik, der Lysis da unterliegt folgt, müsste man die Philosophie Kants verwerfen, weil der ein grantliger Besserwisser war, unbeabsichtigt den wissenschaftlichen Rassismus mitbegründete (in seinem Lexikon wurden sogar Hinweise gegeben, auf welche Weise der Neger zu peitschen sei) und dem Weltumsegler Forster sagte, es sei nicht nötig, empirisch die Welt zu erforschen, er hätte von Königsberg aus alles im Blick, weil er das Gedankensystem dazu besäße. Die Aristotelische Logik ist wertloser Unfug, weil Aristoteles Hauslehrer eines Tyrannen war. Von dem Protofaschisten Platon wollen wir gar nicht erst anfangen, oder diesem aristokratischen Antidemokraten Sokrates.


Spaßeshalber müssten wir auch DAS KAPITAL verwerfen, weil Marx als Person ein ziemlicher Macker war und außerdem eine völlig unaufgeräumte Wohnung hatte.

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Mittwoch, 20. Mai 2009
Trommeln im Park
Während ich dies schreibe, liegt meine schöne Nachbarin splitternackt und ein Buch lesend in ihrer Fensterbank und blinzelt mir zu. Das und die Körperhaltung, in der sie sich rekelt, könnte den Inhalt dieses Artikels schon wieder konterkarieren, aber das hat noch keinen Linksintellektuellen vom Ausformulieren seiner Standpunkte abgebracht.

- Ein absolutes Schlüsselerlebnis in den frühen Achtzigern war für mich eine spontane Jamsession in einem öffentlichen Park. Als ich zufällig dort vorbeikam, spielte eine Frau Gitarre, während ein Mann Querflöte blies. Es lagen noch ein paar Bongos rum, und ich fragte, ob ich mitmachen dürfe. “Dafür sind wir hier!” bekam ich zu hören. So setzte ich mich denn dazu und trommelte. Nach einer Weile kam jemand mit einer Ukulele vorbei, dann jemand mit Klarinette, irgendjemand reichte mir eine Mundharmonika. Ich konnte zwar nur Blockflöte, und auch das mehr schlecht als recht und bin eigentlich unmusikalisch, aber darauf kam es hier nicht an. Was wir spielten klang eh wie Freejazz. Immer mehr Leute schlossen sich uns an; tatsächlich hatte jemand das Gerücht gestreut, im Park fände ein Mitmach-Konzert statt, und also kamen die Leute, um es wahr werden zu lassen, sozusagen ein Gerücht in der Laborphase. Am Ende spielte ein Mann, über den sich herausstellte, dass er Domposaunist war, hinreißende Saxophonsoli in der Abenddämmerung.

Es war ein großartiger sehr langer Samstag, auf dem Freundschaften geknüpft wurden.

Gut 10 Jahre später spielte ich zwar keine Musik im Park, prügelte mich aber mit Cassandra mit Schlagstöcken, wovon die Passanten erstaunt, aber ohne heftige Reaktionen Notiz nahmen.

Es gab auch Konzerte, die umsonst im selben Park stattfanden und auch genauso hießen: Umsonst&draußen.

Wenn heute jemand im Park Musik spielt, dann, weil er oder sie Geld braucht, nicht als Ausdruck spontaner Lebensfreude und schon gar nicht als sich spontan findende Clique einander vorher Wildfremder (was nebenbei gesagt auch in Kneipen ein damals übliches Ereignis war). Ich habe ja sogar den Verdacht, würden wir heute so etwas machen, käme irgend ein Spinner daher und würde nach der GEMA-Anmeldung fragen. Und bei Stockkampf im Park holte man wahrscheinlich die Polizei. Ganz normal wären hingegen beide Ereignisse, wären sie ein “Event” kontextualisiert mit irgendwas. Aber einfach so spontan, weils Spaß macht – das scheint mir von Allzuvielen als out of time angesehen zu sein. Wenn man etwas macht, dann hat es ein Programm, und da scheint mir ein impliziter Rechtfertigungsdruck dahinterzustehen.

Als ich kürzlich im Kollegenkreis erzählte, dass eine offene Zweierbeziehung mit erlaubten Seitensprüngen für mich eher das normale Beziehungsmodell darstellen würde als ein eheähnliches Verhältnis waren die verdutzt – niemand von denen teilte meine Ansicht. Für meine Generation und noch viel mehr die Altersdekade über mir galt eine solche Beziehungsform oftmals als linken Idealen gemäßer als das “Modell Ehe”, und Eifersucht als eine zwar menschlich verständliche, aber irgendwo unreife oder unaufgeklärte Emotion – ein Partner ist schließlich ein selbstbestimmter Mensch und kein Besitz. Gut, das mag alles erst mal ziemlich theoretisch und im praktischen Leben dann doch ganz anders umsetzbar sein, aber zumindest wurde in solche Richtungen gedacht, geredet und geliebt, und das scheint 10, 15 Jahre Jüngeren heute nicht einmal mehr ansatzweise vorstellbar zu sein. Dafür ist praktisch niemand mehr weder tätowiert noch gepierct noch intimrasiert. Auf der einen Seite wird der eigene Körper wie ein Kunstwerk inszeniert, auf der anderen Seite wird mit ihm viel weniger Spaßiges mehr gemacht als früher.

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Dienstag, 19. Mai 2009
Es haut den Förster aus dem Loden
im Wald, da äsen Sauropoden!

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Solidarität mit Elias und Stefan!
Solidaritätsaktion für Elias Bierdel und Stefan Schmidt vor der italienischen Botschaft
Keine Verurteilung im Cap Anamur Prozess !


Damit Italien im Namen Europas mit Flüchtlingen auf hoher See
"kurzen Prozess" machen kann,
wird ein jahrelanger Prozess gegen Seenotretter geführt

Gemeint ist das im sizilianischen Agrigento geführte Strafverfahren gegen
Elias Bierdel, seinerzeit Chef der Hilfsorganisation Cap Anamur, und seinen Kapitän Stefan Schmidt. Im Jahr 2004 hatten sie 37 Flüchtlinge im
Mittelmeer aus Seenot gerettet. Dieser politische Schauprozess geht mit
den Plädoyers der Verteidigung Anfang Juni seinem Ende entgegen. Die
Staatsanwaltschaft hatte bereits im April diesen Jahres in einem
dreistündigen Plädoyer 4 Jahre Haft und eine Strafe von jeweils 400.000 Euro für die beiden Angeklagten gefordert.

Das Komitee für Grundrechte und Demokratie in Köln und "kein mensch ist
illegal" Hamburg protestieren in einem offenen Brief an das italienische
Innen- und Justizministerium gegen den durchsichtigen Versuch, humanitär
selbstverständliche und menschenrechtlich allein angemessene Nothilfe mit
diesem abschreckenden Verfahren zu kriminalisieren. In dem Brief, der von zahlreichen Wissenschaftler/innen, Künstler/innen, Politiker/innen und
Intellektuellen unterzeichnet wurde, heißt es: "Den italienischen Strafverfolgungsbehörden scheint das human Naheliegende ebenso fern zu
liegen wie der europäischen Flüchtlingspolitik insgesamt. Das nährt den
Verdacht, dass sie sich zum Erfüllungsgehilfen derselben machen wollen."
Hier wird "das Recht" zur Magd der europäischen Abschottungspolitik.

Während die italienische Regierung in den letzten Tagen über 500 auf dem
Meer aufgegriffene Flüchtlinge umgehend und geradewegs in die libyschen
Internierungslager deportierte, sollen die Menschen, die sich dieser
menschenrechtswidrigen Politik verweigern, zu hohen Strafen verurteilt
werden.

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Sonntag, 17. Mai 2009
Die Geister von densölben spuken nachts in den Gewölben
Als Historiker habe ich ja zu restaurierten Bauwerken ein einerseits professionelles Verhältnis, andererseits konsumiere ich das Ausgestellte auch gerne. Daraus folgt, dass oft zwei Seelen in meiner Brust wohnen: Einerseits erfreut mich die Darbietungsweise, andererseits schreit es in mir, wenn bei der Restauration noch auszugrabendes Material unzugänglich gemacht wird oder etwas allzu willkürlich rekonstruiert wird. Ein Beispiel ist etwa der Palast von König Minos in Knossos, der fast nach dem Disneyland-Prinzip wiederaufgebaut wurde. Hier sah ich mal etwas erfreulich Anderes:


Man ließ eine Ruine Ruine sein, den Wald drumherum Urwald und legte bei der Ruine einen mittelalterlichen Küchengarten an und stellte Exponate in die Gegend. So geht es also auch!













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Unterwegs im Zug

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Was ist "links"?
Wenn ich mir so überlege was, auch nur hierzulande, also die internationale Dimension noch gar nicht einbezogen, als “die Linke” zu bezeichnen wäre, so fallen mir 5 größere Blöcke ein, die keineswegs miteinander identisch sind, sondern viel eher zueinander im Widerspruch stehen, obwohl sie auch wieder Berührungspunkte haben.

1) Da wäre zunächst mal die klassische Arbeiterbewegung, früher in Deutschland vor allem durch die SPD repräsentiert. Schon seit Schmidt begann sukzessive eine Trennung der Parteilinie von den Inhalten der Arbeiterbewegung, die schließlich von Schröder deutlich vollzogen wurde, wobei aber immer noch viele Sozis sich zur Arbeiterbewegung rechnen und SPD-nahe Organisationen wie Falken, Naturfreunde und DFG/VK da auch zugehören. Ansonsten würde ich heute die Gewerkschaften ver.di und IGM als Kern der Arbeiterbewegung in Deutschland bezeichnen, und auch die orthodox-kommunistische DKP gehört da rein, und historisch gesehen natürlich diese ganzen Elemente proletarischer Gegenökonomie wie Mietervereine, Wohnungsbaugenossenschaften, Volksbanken usw.

2) Der nächste große Block wäre die christliche Linke (ist ja bald Kirchentag) mit Organisationen wie Brot für die Welt, Guttemplerorden, Arbeitersamariterbund, Maltesern, Johannitern usw. Berufen sich nicht auf Marx oder soziale Reformbewegungen, sondern auf christliche Nächstenliebe, überschneiden sich in der Praxis aber stark mit den Traditionssozialisten.

3) Dann wäre da die Neue Linke als intellektuelle und soziokulturelle Strömung, also alles das, was 1967 seinen Anfang nahm. Inhaltlich unterscheiden die sich von der Arbeiterbewegung durch den Traditionssozialismus transzendierende oder in Frage stellende Theorieansätze ebenso wie durch eine Kritik an der als systemintegrierend und zu brav kritisierten Arbeiterbewegung. Da kommen dann Theorieansätze wie die Kritische Theorie und ganz allgemein der Freudomarxismus, Feminismus, radikalere und puristischere Marxinterpretationen jenseits des Leninismus, aber auch Anarchismus und Genderteorien zum Tragen, schließlich Synthesen aus all diesen Denksystemen wie z.B. der Neue Antiimperialismus. Schließlich gehören zur Neuen Linken auch marxistisch-leninistische Gruppen, die mit der Arbeiterbewegung den Traditionssozialismus gemein haben, ihn aber viel radikaler interpretieren als diese. Die Neue Linke zerfällt also nochmal in eine traditionssozialistische und eine im engeren Sinne neulinke, nichttraditionalistische Fraktion. Im Gegensatz zur Arbeiterbewegung besteht sie mehrheitlich aus Leuten aus der Mittelschicht mit starkem Akademikeranteil. Und da sind dann auch subkulturelle, musikalische und lebensweltliche Strömungen äußerst bedeutsam wie Punk, Ska, HipHop, Frauenlesbenszene usw.

4) Die radikal-militante Unterschichtslinke, von der ich ehrlich gesagt nicht weiß, ob es sie heute in dieser Form noch gibt. In den Achtzigern bis Mitte der Neunziger bestand in Städten wie (West)Berlin, Hamburg, Bremen, Frankfurt und dem Ruhrpott rein zahlenmäßig der Großteil der autonomen Szene aus langzeit- und dauerarbeitslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Also Ahi- und Sozibereich mit allen möglichen Übergängen in die Alternativökonomie, Jobberszene und Kleinkriminalität. Es gibt da heute noch Leute, die in dieser Szene verwurzelt sind, nur die ich kenne sind 35+. Ich weiß also nicht, ob da noch was nachgewachsen ist und vermute, dass junge Leute in vergleichbaren prekären Lebenslagen heute eher Skins oder Hools werden oder aber sich anpassen und bemüht sind, vor allem einen Job zu kriegen. Früher machten diese Leute als soziales Milieu aber einen wichtigen Teil der radikalen Linken aus.

5) Die migrantische Linke: Türkische, kurdische, iranische, palästinensische, sonstwie arabische, afrikanische und südamerikanische Linke im Exil, sehr häufig mit Guerrillahintergrund und/oder Foltererfahrungen, eine Kerngruppe der hier lebenden anerkannten Asylbewerber.

Mein eigener politischer Bezugsrahmen liegt im Schnittstellenbereich von 3), 4) und 5), wobei ich als ver.di-Aktiver allerdings noch woandershin verdrahtet bin.

So, um das jetzt noch zu verkomplizieren, besteht da, wo ich politisch aktiv oder aktiv gewesen bin, dann auch noch seit mehr als 20 Jahren ein Dauerbündnis mit Gewerkschaften und kirchlichen Gruppen, was also heißt, dass die Unterschiede zwar lebensweltlich höchst bedeutsam sind, eine Zusammenarbeit aber keineswegs verhindern. Und zumindest bei der IGM-Jugend oder den Falken verschwimmen auch wieder die Grenzen zwischen klassischer Arbeiterbewegung und Neuer Linker, jedenfalls sind da viele Leute, die organisatorisch zweifellos zur klassischen Arbeiterbewegung gehören und als Punks, Biker, Headbanger, Sharpskins oder Anarchorocker unterwegs sind.

Also ein buntes Bild, im Großen und Ganzen.

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Samstag, 16. Mai 2009
Interessanter Thread auswärts
Findet sich hier:


http://metalust.wordpress.com/2009/05/14/eine-nicht-oft-genug-zu-wiederholende-binse/#comme

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320 000 auf der Straße
Davon allein 100 000 in Berlin. Wir zahlen nicht für Eure Krise!

Na ja, zumindest nicht freiwillig. Will jetzt aber auch eine bitter ersehnte Aktion nicht kleinreden. Vielleicht ist es ja doch der Anfang von etwas. Hoffentlich.


http://www.dgb.de/presse/pressemeldungen/pmdb/pressemeldung_single?pmid=3445

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Wenn einmal Zeitmaschinen erfunden werden
Wird man sie sicher nutzen, um in vergangenen Zeitaltern Actionfilme zu drehen, Großwildjagden zu veranstalten und auf Safari zu gehen:


http://de.wikipedia.org/wiki/Andrewsarchus

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Donnerstag, 14. Mai 2009
Battle of Garden
Dass sich die Elstern mit dem Kater in der Baumkrone Verfolgungsjagden liefern ist ja nichts Neues. Aber Heute hatten sie einen wirklichen Gegner, und sie lieferten sich einen wirklich ernsten Kampf, besser gesagt, eine Luftschlacht.


Vor der großen Tanne, auf deren Spitze sich das Elsternnest befindet, ragt ein Kirschbaum auf, der von ihnen als Abflugpunkt und Ausguck genutzt wird. In der befand sich nun gerade eine Krähe, eine von der großen, fiesen Sorte, die Elsternküken fressen. Als eine Elster die Krähe nun anflog, um sie zu vertreiben, wurde sie zunächst von der körperlich weit überlegenen Krähe attackiert und zum Rückzug gezwungen. Dann aber stieben beide Elstern aus ständig wechselnden Richtungen auf die Krähe ein und schlugen sie in die Flucht. Das war es jedoch nicht alleine: sie verfolgten die Krähe über etwa 100 Metern, rammten sie dabei mehrmals mit den Schnäbeln und rissen ihr eine Schwanzfeder aus. Äußerst dramatisch, dieser Kampf zum Schutz des eigenen Nestes.


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Donnerstag, 14. Mai 2009
Congratulations, Werder Bremen!
Issas geil; von Sieg zu Sieg! Jungs, Ihr seid Klasse!

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Und überhaupt
muss das immer wieder gesagt werden:

http://www.youtube.com/watch?v=Z2JU4gX6rg8

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Sonntag, 10. Mai 2009
Save me! - Resettlementprojekt des UNHCR startet
Manchmal gibt es denn doch noch politische Nachrichten, die man gerne hört. In Hannover startet jetzt das Flüchtlingsintegrationsprojekt "Hannover sagt ja", das die Bleiberechts- und Neuansiedlungskampagne des UN-Hochkomissariats für Flüchtlinge unterstützt. Am 13.05. findet um 17 Uhr am Tramplatz eine Auftaktveranstaltung statt. Alle niedersächsischen Städte sind aufgefordert, sich dem Projekt anzuschließen und Wohnraum für Bürgerkriegsflüchtlinge anzubieten.


http://www.save-me-hannover.de/kampagne.html

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Wie rassistisch ist die israelische Gesellschaft?
Nichts fürchtet der konservative bis rechtssozialdemokratische Mainstream in Israel mehr als die "demographische Bombe", d.h. die hohen Geburtenquote der arabisch-israelischen Minderheit. Statt nun auf Integration, Zusammenrücken, Deeskalation und Partizipation zu setzen, verschärfen sich die Gegensätze innerhalb der israelischen Gesellschaft mehr und mehr. Es ist noch nicht lange her, da scheiterte der Versuch, die arabische Minderheit vom Wahlrecht auszuschließen. Von arabischer Seite ist mittlerweile von "faschistischen Tendenzen" im israelischen Staat die Rede. "Manche halten das für eine Übertreibung, aber leider sprechen die Fakten dafür: Man zieht unsere Legitimität in Zweifel, die ständigen, häufig auch gewaltsamen Übergriffe, die Versuche, unsere Städte zu judaisieren. Die Entmenschlichung der Palästinenser von Gaza ist längst diesseits der Grenze angelangt. Und wir wissen aus Erfahrung, wohin das führen kann," sagt Aida Tuma-Sliman, Vorsitzende des Vereins "Frauen gegen Gewalt" und führendes Mitglied der Kommunistischen Partei Israels.

Die andere Seite derselben Medaille beschreibt Myriam Damoni-Charbit, die israelische und palästinensische Lehrer ausbildet so: "Ich habe zwar Verständnis für den Loyalitätskonflikt der israelische Araber, die sich ständig zwischen ihrem Staat und ihrem Volk entscheiden müssen. Aber sie sollten im eigenen Interesse mehr Verständnis für die Empfindlichkeiten der Juden aufbringen. Es geht nicht an, dass sich Araber öffentlich unterhalten, während die Sirenen zum Gedenken an die Shoah ertönen, oder dass sie die Feiertagsruhe am Jom Kippur stören."

(Zitate aus Le Monde Diplomatique)

Während die zionistischen Parteien in der Vergangenheit immerhin noch 30% der Stimmen der arabischen Wähler bekamen, waren es bei den letzten Wahlen noch 12%. Sieger sind hierbei aber weniger die islamistischen Parteien, sondern vor allem die kommunistisch-pazifistische Hadasch. In Tel Aviv erzielte der Kommunist Dov Chenin bei den Kommunalwahlen 35% der Stimmen, dabei 75% der Stimmen der unter 35jährigen. Dem Rechtsruck bei den etablierten israelischen Juden steht also ein Linksruck bei den arabischen Israelis und relevanten Teilen der jüdisch-israelischen Jungwähler gegenüber.

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Ägyptischer Alltag
Nicht mehr neu, aber immer noch entsetzlich und empörend, und, tja, eben einfach quite normal:


http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,472487,00.html


http://www.tagesspiegel.de/politik/art771,2217699

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Politische Korektheit heißt, selbst den größten Blödsinn nicht kritisieren zu dürfen
oder auch: Die Regression darf keine Grenzen kennen. Gefunden bei Frau Nullzeitgenerator, die zu Recht nach der Wiedereinführung des Scheiterhaufens fragt:


http://www.heise.de/tp/blogs/6/137377

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Freitag, 8. Mai 2009
Werder im Endspiel!!!!!!!
Das war ein dermaßen geiles Spiel, Spannenderes habe ich lange nicht mehr gesehen! Dieses heiß erkämpfte 3:2, dramatisch bis buchstäblich zur letzten Sekunde zeigte mal wieder, was für ein fantastischer und überraschungsvoller Fußball gespielt werden kann. Und ich lag auf dem Sofa, unfähig mich zu rühren, da für mich heute die Klettersaison begonnen hat. Der Muskelkater miaut in meinem kompletten Körper, vor allem aber an den unwahrscheinlichsten Stellen - nachdem ich mich teilweise mit den Fingern hocharbeiten musste, habe ich Schwierigkeiten, ein Feuerzeug zu bedienen, und drei gut abgefangene Stürze hatten meinen Adrenalinspiegel auf ein Level gebracht, das ich seit dem Herbst nicht mehr hatte, aber auch dringend brauchte. Wohlan, es geht voran!

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Mittwoch, 6. Mai 2009
Manchmal sind New-York-Times-Autoren ja fast weise
"Wir haben es vorgezogen zu vergessen, was in den dreißiger Jahren passiert ist. Und weil wir uns geweigert haben, aus der Geschichte zu lernen, wiederholen wir sie jetzt."

Nein, nicht Altvater, Wallerstein oder Senghaas, sondern Paul Krugman.

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