Dienstag, 5. Mai 2009
Man ist so alt, wie man sich fühlt oder who wants to be forever young
Vor geraumer gab es eine Sendung im Fernsehen, die zeigte, wie Kinder ihre Lehrer austricksen, indem sie im Unterricht telefonieren und dabei für ihre Handys Klingeltöne verwenden, die ein über 20jähriger nicht mehr hören kann. Ich hörte sie fast alle. Dann besuchte ich meinen Vater im Garten und hörte dort einen gemeinen, furchtbar schrillen Ton, der Kopfweh verursachte. Als ich ihn darauf ansprach sagte er, er habe den Katzenschreck eingeschaltet, der einen für das menschliche Ohr unhörbaren Ultraschallton erzeuge, da die Vögel am Brüten seien und der Kater ihnen nichts tun sollte. "Mach das aus!" brachte ich schmerzvoll hervor.


Eine größere Untersuchung beim Internisten mit Endoskopie, Angiographie und Ultraschall erbrachte unbeabsichtigt die Erklärung hierfür: Mit über 40 befinden sich meine Gefäße und sonstigen inneren Hohlräume, also auch die Gehörgänge, auf dem stand eines 20jährigen. Und da Oma 100 wurde ist das, so hoffe ich, eine gute Nachricht.

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Sonntag, 3. Mai 2009
Ja nee, ist schon klar
Als ich, als es in Griechenland zu schweren Krawallen und in Island zu Massendemonstrationen unter Beteiligung der Bevölkerungsmehrzahl kam schrub, das wäre erst der Anfang und die Wirtschaftskrise würde zu Riots in der Art der 80er-Jahre-Brotpreisrevolten nicht mehr nur in Schwellenländern, sondern auch in den Metropolen führen wurde mir in der Blogwelt fast geschlossen gesagt, das sei linkes Wunschdenken und geschähe auf keinen Fall. Dabei habe ich mir das gar nicht gewünscht - Krawalle, die hauptsächlich zerstören und kein klares politisches Ziel haben finde ich nämlich überhaupt nicht wünschenswert. Ich postulierte, aus dem schöpfend, was ich an politischer Analyse so gelernt habe, nur, dass es so kommen würde. Nach dem, was dann in London, Straßbourg, Moldawien und jetzt am 1. Mai in Berlin und Hamburg so passiert ist und den panischen Reaktionen deutscher Politiker, die zwischen diesen Ereignissen und den Warnungen von GewerkschafterInnen vor sozialen Unruhen entweder keinen Zusammenhang sehen wollen oder unterstellen, diese seien herbeigeredet wollen wage ich schon mal zu fragen, wer denn bislang eher rechtgehabt hätte.


*grins*

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Eine Frage ans Auditorium
Kürzlich, bei Cassandras und meiner Plauderei über Szene, Sex und Linkssein auf Shifting Reality kamen sie bei mir wieder hoch, meine Kindheitserinnerungen an Fotos und Fernsehberichte über den Vietnamkrieg. etwas, was damals eine Rolle spielte, aber in keinem heutigen Beitrag über diesen Krieg auftaucht, ist die Einteilung der vietnamesischen Kriegsgefangenen in Alterskategorien. Ich erinnere mich da zum Beispiel an ein Bild, das Vietnamesen zeigt, die wie eine Sklavenkarawane durch Gabelstöcke über den Nacken miteinander verbunden sind und von einem US-Soldaten mit einer MPi (keinem Sturmgewehr) in Schach gehalten werden und dazu die Angabe, dass dies 18jährige Kriegsgefangene seien, oder die Fernsehmeldung, dass die 12jährigen Kriegsgefangenen jetzt freigelassen würden, man für die 17jährigen aber noch keine Regelung gefunden habe. Weiß irgendjemand etwas darüber?

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Freitag, 1. Mai 2009
It´s time for a change oder machen´s wir dem Franzmann nach!
War gerade auf einer Maikundgebung, in der mit expliziter Bezugnahme auf Paul Krugman ein sozial- und wirtschaftspolitischer Paradigmenwechsel weltweit und nach französischem Vorbild das Einsperren von Managern durch die Belegschaft bei Streiks gefordert wurde. Die Forderungen jedenfalls waren kämpferisch. Hinterher sah ich dann zu meinem Erstaunen einen Stand der Devrimci Yol mit Schriften von Sartre, Guevara und Hikmet (auf türkisch). Erstaunlich, dass es die noch oder wieder gibt, war ja glatt einen Begegnung mit meiner Jugend!


Nun denn, auf zum 16. Mai:


http://www.region-bergisch-land.dgb.de/Demos_und_Aktionstage/berlin_16_05_2009/index_html?-C=

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Mittwoch, 29. April 2009
Zu Besuch im Reich der Mitte
Das war schon absurd, was Freunde von einer Chinareise berichteten: Unterwegs in kleinen Dörfern in der Provinz erlebten sie, wie Kinder neben ihnen herrannten, mit den Fingern auf sie zeigten und aufgeregt schrien: "Fremde Teufel, fremde Teufel!". Und die Eltern nickten und sagten: "Richtig, fremde Teufel!".


Da waren die Erfahrungen in Ägypten, Israel, Kurdistan oder Indien doch ganz anders, sehr viel freundlicher und geprägt von ehrlichem Interesse, das die Leute an unsereinem hatten.

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Der Zeit weit voraus
In einer WG, in der Freunde von mir wohnten hing in den 90ern ein geklautes Schild von einem Truppenübungsplatz an der Wand mit der Aufschrift:

"Swine Feaver.

No Dismounting!".

Auf diesem klebte eine Damenbinde, und auf der stand mit schwarzem Edding "So ordinär!". Solches gelebtes Dada gehörte damals in meinen Kreisen zum Einrichtungsstil, bei mir standen dann "Das ganze Universum ist völlig wahnsinnig!" und "Was für eine Realität, Papa?", und ich las Comics wie "Les aventures de Mado et Maildure" über eine Frau, die mit einem menschengroßen intelligenten Kater durch eine Endzeitwelt irrt und ihn als "Raciste" bezeichnet, weil er mutierte Ratten mit dem Lasergewehr jagt. Vom Bizarren mal ab - eigentlich würde dieses Schild jetzt wirklich Sinn machen. Haben da meine Freunde, wie gute Linke ja tun sollen, die Zukunft antizipiert?

;-)

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Zur sexistischen Komponente exzessiver Gewalt
und Amoklauf als extremste Form des Machotums und was das mit Homophobie und Psychopathie zu tun hat gibt es hier ein paar sehr lesenswerte Gedanken:


http://metalust.wordpress.com/2009/04/28/homophobe-sind-psychopathen

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Mittwoch, 29. April 2009
Kürzlich auf dem Amt
Ich besuchte eine Infoveranstaltung der Arbeitsagentur zu Jobalternativen und hörte sieben Mal in Folge die Formulierung "sich selbst neu erfinden". In keinem einzigen Fall hatte das etwas mit Kreativität oder Selbstbestimmung zu tun.

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Montag, 27. April 2009
Die Ablachseiten oder Bizarrologie for runaways
Uralt, aber immer wieder schön:


http://www.familie-ahlers.de/witze/monty_python.html#architekt

http://www.familie-ahlers.de/witze/bielefeldverschwoerung.html



http://www.familie-ahlers.de/witze/herr_der_ringe_anderer_regisseur.html

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Montag, 27. April 2009
Immer noch da
Der Anlass war furchtbar: Ein alter Genosse war gestorben, wir trafen uns zu einer inoffiziellen Trauerfeier. Und wen ich traf, waren Leute, die ich teils Monate, teils jahrzehntelang nicht gesehen hatte oder auch bisher gar nicht kannte. Alles radikale Linke, altersmäßig von Anfang 20 bis kurz vor dem Pensionsalter. Was aber rüberkam war, dass die alle noch bei der Sache sind, ihren Überzeugungen treu blieben und dass das nicht so wenig sind wie gedacht. Still crazy after all this years! Ein schlimmer Grund, sie zu treffen, aber: wir sind noch da.

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Keinen Fußbreit den Faschisten!
Kommt massenhaft nach Hannover, um den Nazi-Aufmarsch zu verhindern! Der 1. Mai gehört uns!


http://www.mai-hannover.de.vu/


Erschreckend war ja, dass eine Bekannte eine mit "Thor Steinar" unterzeichnete SMS bekam, mit der für die Veranstaltung geworben wurde. Als sie bei der Polizei Strafanzeige erstattete, wurde ihr gesagt, dass diese SMS an Zehntausende Leute verschickt wurde, darunter an ziemlich viele Promis. Und nicht immer mit negativem Echo....

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Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
Die Stadt blüht und erstrahlt. Draußen tummeln sich die Leute, es liegt ein Kribbeln in der Luft, und in der Innenstadt ist Schöne-Frauen-Wetter. Heute habe ich mit Verwandtschaft und Hund im eigenen Garten gesessen, der schon als kleiner Park durchgehen kann und die Sonne genossen. Ruhe getankt. Schön war´s. Nötig war´s. Hektisch wird es wieder früh genug.




























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Samstag, 25. April 2009
Genialität als pathologisches Symptom
Momorulez hatte sich kürzlich hiermit auseinandergesetzt

http://trinity73.beepworld.de/adhsbeierwachsenen.htm


und mit dem mechanistischen, Output-orientierten Menmschenbild, das dahintersteht sowie dem Mißbrauch von Psychopharmaka als Leistungsdrogen. Ich habe mir nun einmal den Spaß gemacht, die hier aufgelisteten Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen einmal bei historischen Persönlichkeiten abzufragen und zu sehen, bei wem sich da am Meisten finden lässt.


Die Antwort lautet: Leonardo da Vinci. Hätte der nur brav sein Ritalin und Prozac genommen, die Welt hätte wohl nie eine Mona Lisa bekommen, die Farbenlehre sähe anders aus und die Ingenieurwissenschaften hätten sich vielleicht langsamer entwickelt. Psychiatrie schafft es schon, Menschen aufs Mittelmaß zu schrumpfen. Weswegen ich unter einer freieren, gleicheren, gerechteren Gesellschaft mir auch nur etwas vorstellen kann, das verbunden ist mit dem Grundrecht eines JEDEN Menschen, genial und wahnsinnig zu sein.

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Donnerstag, 23. April 2009
Welcher Lodderbast hat mein Caboodle geklaut?
Wenn man auf Englisch seine Siebensachen packt heißt das "I pick my kits and caboodle". Was aber ist ein Caboodle? Hat jemand schon einmal ein einzelnes Caboodle gesehen? Eine ähnliche Redewendung, die wir in Norddeutschland haben lautet " seine Packen Bratschen zusammenpacken." Bratschen? Violas womöglich? "Du bist mich ja ne Bratsche" ist volkstümlich für "Du erstaunst mich". Bedeutet Packen Bratschen zusammenpacken also seltsame Leute irgendwie zu verfrachten, besonders, wenn die Frauen unter ihnen alle Viola heißen? Und woher komm eigentlich der bedeutungsgleiche Begrifff "Geraffel"? Hat das am Ende mit der RAF zu tun? Es bleibt schleyerhaft, ebenso wie die Unterschiede zwischen einem Lodderbast, eine Himbeertoni und einem Wietschenhein.

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Dienstag, 21. April 2009
Es ist 1 Schande
Nämlich, dass auf der Antirassismuskonferenz der UNO Achmachdochdschihad eine antisemitische Hetzrede hält und dafür Beifall erntet. Antirassismus sieht anders aus. Newspeech rules!

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Montag, 20. April 2009
Die Metaprogrammierung oder wieso barfuß über den Stoppelacker laufen die geile Sache an sich ist
Nach einer Kindheit, in der ich bei den Schulhofprügeleien immer derjenige gewesen war, der auf die Fresse bekam, war ich als junger Mann eine eher schwächliche Gestalt. Ein Freund beschrieb mich damals so; "ein kleines, unscheinbares schmales Männlein ohne Ausstrahlung, aber von großer innerer Schönheit." Ungefähr so erlebte ich mich auch selber, und im Grunde war das ganze Leben für mich ein embarrassing moment. Ich litt unter Heuschnupfen, chronischem Durchfall und einer Art Migräne und lebte sehr ungesund: Antisportler und Couch-Potato, dabei hoher Alkohol- und Zigarettenkonsum. Dennoch unternahm ich im Sommer mitunter Bergtouren, abenteuerliche Wüstentrips und schonte mich nicht, wenn es etwa um gefährliche Demosituationen ging. "Du bist der überzeugte Psychosomatiker und Hypochonder, aber wenn es was zu erleben gibt, ist Che auch bei den Sachen dabei, die den Fittesten aus den Socken hauen würden! Eine erstklassige Selbstverarsche." formulierte mein damaliger Mitbewohner Tom und traf den Nagel auf den Kopf.

Linderung brachte immerhin eine Akupunktur- und Eigenblutbehandlung, die meinen Heuschnupfen, der schon kurz vor der Entartung zu Asthma gewesen war wegzauberte.

Dann, so Anfang der 90er, setzte eine Entwicklung ein, die das alles total umkrempelte. Anlass war zunächst ein Sportkurs. Meine damalige politische Gruppe gehörte zu den Personenkreisen, die eine bundesweite Großdemo vorbereiteten, bei denen wir die ersten zwei Reihen bildeten, und wir rechneten mit Übergriffen der Polizei. Daher bereiteten wir uns auf gefährliche Demosituationen mit einem Selbstverteidigungskurs vor. Daraus entwickelte sich ein Selbstläufer, eine Kampfsportgruppe, die zweimal die Woche trainierte und in der Cassandra meine Dauer-Trainingspartnerin war. Später kam ein Karatekurs hinzu, ich fing wieder mit Bergsteigen an, diesmal aber mit wirklichem Klettern und trainierte die hierfür nötige Fitness und Kondition, indem ich zweimal die Woche die Muckibude aufsuchte. Dazu ging ich einmal die Woche in die Sauna.


Diese Kombination veränderte sowohl mein Körpergefühl als auch meine ganze Lebenseinstellung drastisch, auch meinen Gesundheitszustand. er chronische Durchfall war merkwürdigerweise verschwunden, nachdem ich mir bei einem meiner Wüstenabeneuer die Cholera eingefangen hatte - wahrscheinlich hatte diese mein Abwehrsystem ungeheuer mobilisiert. Beim Karate lernten wir, Schmerzen und Beleidigungen mit einem Lächeln hinzunehmen, und nach und nach wurde meine Art, mich den Herausforderungen des Alltags zu stellen umprogrammiert. Aus dem wehleidigen Psychosomatiker wurde ein lebensbejahender topfitter sportsman, der etwa von 1992 bis 2004 kein einziges Mal erkältet war. Ich würde tatsächlich davon sprechen, dass sich auch mein Charakter durch diese Entwicklung änderte. Wie nachhaltig diese Veränderung war, erlebte ich vor einigen Jahren, als ich nach einem schweren Unfall ins Klinikum eingeliefert wurde. Mit 4 Brüchen und zwei weiteren Verletzungen lag ich mit zwei Schläuchen im Körper auf einem 4-Bett-Zimmer, in dem ich der schwerstverletzte Patient war. Nur jammerte ich nicht, was meine Mitpatienten durchaus taten. Und ich glaube, der eigene Stolz darauf, mit welcher Zuversicht und Toughness ich diese Situation trug war wesentlich für den Heilerfolg. Die Ärzte prognostizierten mir eine bleibende Behinderung und meinten, mit dem Bergsteigen sei es aus. Tatsächlich machte ich ein halbes Jahr nach meiner letzten OP (es waren 3) mit einem Brgführer zusammen die öffentliche Erstbegehung eines neuen Klettersteiges. Jahre voller zuversichtlich ertragener Schmerzen und unermüdlichem Training brachten mich dazu, dass ich am Ende praktisch meine ursprüngliche Beweglichkeit wiedererlangt hatte. Zu danken hatte ich es sehr guter Physiotherapie und meiner eigenen Willensstärke und gelte als medizinisches Wunder. Inzwischen habe ich als offiziell "Schwerbehinderter" Felsüberhänge geklettert.


Die Umprogrammierung hat sich bezahlt gemacht.

Ähnliches erlebte Genossin Cassandra, die hier selbst zu Wort kommt:

"Es gibt keine gesunden Menschen, nur ungenügende Anamesen"- Zitat einer
Klinikumsoberäztin auf der Gynäkologie.

"Ich bin körperbehindert und zu
dickköpfig es zu akzeptieren. Wenn ich nicht so verdammt starrsinnig wäre
hätte ich das Sportprogramm, was dafür gesorgt hat, dass ich noch heute
ein normales Leben führen kann, niemals durchgezogen, sondern wäre heute vom
Wirbel T11 bis ganz unten mit 2 STANGEN versteift. Die wären neben die
Wirbelsäule implantiert worden. Und das klappt nicht mit Jammern, sondern
nur mit Klotzen.
Die Skoliose ist durch dieses Hammer-Programm übrigens fast weg- und das ist
angeblich nicht möglich.
Ich hatte vor Ewigkeiten mir mal die Schulter ausgerenkt und der
Physiotherapeut wollte absolut nicht glauben, dass ich Korsetträgerin
wegen
Skoliose gewsen sei. Ich hab dann die Narben von dem Mistding vorgezeigt.
Daraufhin hat er seinen Boss geholt und gemeinsam waren sie der Meinung "unglaublich!". Die versammelten Fachleute kamen zu dem Schluss, das seien
wohl so um die 10Grad Krümmung, und das hätte fast jeder.
Krankheit ist, unter was man selber leidet. Ich habe "Protodiabetes",
Skoliose und Hüftdysplasie, eine "trockene" Magersucht. Tolle Nummer, aber
ich leide unter nichts davon. Ein Problem kommt dann auf, wenn irgendein
Diabetes-Depp meint, mir so lange Druck machen zu müssen, bis ich lieber
wieder aufhöre zu essen.
Mein Gott, dann spritze ich halt in 20 Jahren. Mit "vernünftiger" Ernährung
könnte ich zwar mehr rausholen, aber es würde *jetzt* mich Lebensqualität
kosten. Denn diese "vernünftige" Ernährung tut so, als wäre das Problem
schon akut (Reduktion der Kohlenhydrate auf 15 BE pro Tag und KEINE
schnellen Zucker, zB aus Obst oder Schokolade oder meiner geliebten
Lakritze, mehr), und das brauche ich nicht wirklich.
Ich sage es ja schon ewig: wenn man mal so richtig mies behandelt werden
möchte, dann lege man sich Diabetes zu.

Und irgendjemand muss mir noch mal erklären, warum Selbstdisziplin böse ist.
Ja, ich trete mich jeden Morgen aus dem Bett, ich würd' auch lieber
liegenbleiben. Aber dieses selber-in-den-Arsch-treten hilft mir, das zu
erreichen, was ich erreichen will. Es schafft mir nämlich gelegentlich etwas
"time-out" im Lauf des Tages. Und, anerkennend das ich ein Morgenmuffel bin
und auf mein Bedürfnis nach einem ruhigen Aufwachen Rücksicht nehmend, stehe
ich halt früher auf, um in Ruhe duschen zu können. das führt zu
Internet-Zeiten von 5:30, ist aber ok.
Es geht dadrum, dass man mit seinen kleinen Schwächen umgehen lernt. Denn
die können einem selbst ganz schön auf die Nerven gehen.


Es hiess immer, dass ich mit 25 spätestens operiert werden müsse. Die
Korsettbehandlung ist übrigens in höchstem Masse Foucault: sie schreiben dir
sogar vor, wie du Sex haben darfst. Wenn du das nicht genauso machst
passieren ganz üble Dinge, jawoll.
Da stand immer die Sterilisation im Raum, ich dürfe eh niemals Kinder
kriegen. Na ja- erfolgreich getan, und noch lange nicht fertig!"

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Sonntag, 19. April 2009
Netbitch sagt, wie es ist
Die Dame steht ja in meinem Buch der coolen Leute weit vorne. Nun führt sie selber aber auch noch ein Buch der coolen Sprüche, das wohl sehr zu empfehlen sein dürfte.


http://netbitch1.twoday.net/stories/5652844/#5653070

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Ein paar Gedanken zur Ökonomie des Rauschs
wobei ich dem, was Patrick da schreibt, schlicht zu 100% zustimme.


http://arranca.nadir.org/arranca/article.do?id=328

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Montag, 13. April 2009
Mutterwitz zu Ostern
Heia Safari, der trockene Humor meiner Mutter ist immer wieder genial. Da traf sich die buckligeVerwandtschaft zu ostern bei meinen Eltern, und Vater erzählte die Geschichte von Onkel Heinrich, sozusagen dem proletarischen Aushängeschild der Familie: Kommunist, Maschinenschlosser bei Junkers und ein genialer Tüftler, der nahezu jeden Schrank in seiner Wohnung selbst angefertigt hatte, einschließlich einer Musiktruhe, bei der auch die Elektronik von ihm war. Er hatte auch eine wunderbare Burg gebaut, mit der ich als Junge spielte. Die hatte nicht nur eine Zugbrücke mit echten Metallketten, das Palas konnte auch aufgeklappt werden wie eine Puppenstube und war möbliert.


Jener Onkel Heinrich jedenfalls machte eine Erfindung: eine Maschine, die mechanisch ein Dach decken, Schindeln festnageln und anschließen teeren konnte. Bevor er diese dem Patentamt vorstellte, machte er einen letzten Probelauf, bei dem die Maschine umkippte, ihn unter sich begrub und tötete. Da meinte meine Mutter: "Na, dann war das ja ein voller Erfolg!".


Und die Hündin meiner Schwester, die normalerweise alle Katzen verbellt und genau bis zur Grundstücksgrenze jagt, hat jetzt mit der Nachbarskatze Freundschaft geschlossen. Die beiden haben nun ein gemeinsames Hobby: Mäuse jagen. Aufgrund des scheinbar fehlenden Jagdinstinkts, der allgemeinen Sanftmut und des ausgeprägten Gehorsams bei gleichzeitig hohem Aufmerksamkeitsgrad gegenüber Anforderungen von Menschen wurde diese Hündin ja schon "Der didaktische Hund" genannt, sehr witzig, dass jetzt ausgerechnet eine Katze ihr das Jagen beibringt.

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Von Krefeld bis zum Kirchentag - die LiberALen
Hach jaaah!!!!!

Das war wirklich eine heiße Zeit, von der Momorulez da schreibt, und sie prägte mich für den Rest meines Lebens.

http://metalust.wordpress.com/2009/04/06/ja-schreib-doch-gutmensch-sven-felix-kellerhoff/#comment-933

Der Krefelder Appell wie auch der Volkszählungsboykott, erste Runde, stellten die machtvollsten zivilgesellschaftlichen Ungehorsamsäußerungen der deutschen Nackriegsgeschichte dar.

http://de.wikipedia.org/wiki/Krefelder_Appell


Eine Massenbewegung, die von den Kirchen bis zu den Gewerkschaften, von den Jusos bis zur extremen Linken reichte brachte Hunderttausende gleichzeitig auf die Straße, und einer der Sprecher der Bewegung, Jo Leinen, verkündete, wenn die Bundesregierung nicht vom NATO-Doppelbeschluss und dem Bau neuer atomkraftwerke abrücke werde man dieses Land unregierbar machen. Für eine kurze Zeit schien eine ebenso plurale wie solidarische Massenbewegung das Heft in der Hand zu halten.


Aber es schien nur so. Mr. Unregierbarmachen zeigte bei Anti-AKW-Protesten, was von ihm zu halten war: statt die Demo direkt zum Bauzaun zu führen forderte er dazu auf, große, sandgefüllte Container, die von der Polizei als ahrzeughindernisse aufgestellt waren mit Handkellen leerzuschaufeln, was die Demo weit auseinanderfallen ließ, dazu führte, dass die Zugspitze von den Cops eingemacht wurde und er den Spitznamen "Container-Jo" sich einhandelte.

Als Reaktion auf heftige Übergriffe der Polizei hatten sich als Selbstschutz der Demos Schwarze Blöcke gebildet, die damals uniform vermummt und behelmt waren und meist aus Autonomen und Antiimps bestanden. Aus solchen Schwarzen Blöcken wurden nun des Öfteren unprovoziert Steine auf die Staatsmacht geworfen und mit Zwillen Stahlmuttern und Schrauben verschossen, manchmal mitten durch die friedlichen DemonstrantInnen hindurch. Ob das nun hirnloses Ausrasten einzelner Gruppen, gezielte Aktionen verfassungsschutzgelenkter Agents Provocateurs waren oder Teil der Eskalationsstrategie der Antiimps, fest steht, dass es die linksradikalen von den bürgerlichen Protestierern entfremdete, die kurze Zeit am gleichen Strang gezogen hatten. Dies allerdings wurde dann bei der Anti-Bush-Demo (Bush sr., damals US-Vizepräsident) von Seiten der gemäßigten Friedensbewegung zementiert. Entgegen der ursprünglichen Planung wurde von einer Demo in der Krefelder Innenstadt abgewichen und die ganze Veranstaltung auf die grüne Wiese verlegt, wo die DemonstrantInnen unter sich waren und Bush nichts mitbekam. Der Schwarze Block beharrte hingegen darauf, in der Innenstadt zu demonstrieren und wurde beim versuchten Eindringen in die Bannmeile von den Cops fürchterlich verhauen mit Hunderten von Festnahmen. Beharrlich weigerten sich die VeranstalterInnen der Kundgebung draußen auf der Wiese, Autonome und Antiimps zu Wort kommen zu lassen und über die Vorfälle auch nur zu berichten. Man wollte totschweigen, dass es auch andere als friedliche Proteste gab und sich zu den Übergriffen der an diesem Tag brutal prügelnden Polizei möglichst nicht verhalten.

Im Fernsehen blieb von dem ereignisreichen Tag nichts übrig als ein paar Bilder von Pflastersteinen, die ein paar Restversprengte wütend und verzweifelt auf die Fahrzeugkolonne von Bush warfen. Weder die friedliche Demo noch der schwarze Block wurden gezeigt.
Von da an ging ein tiefer Riss durch die Friedens- und Anti-AKW-Bewegung, und in der Folge riefen sogar Promis aus der jungen Partei DIE GRÜNEN dazu auf, Autonome der Polizei auszuliefern, Steinewerfer zu denunzieren usw. Für mich, der sich bis dahin zu den überzeugten Gewaltfreien gezählt hatte, war dies Anlass, erstmals die Nähe der Autonomen zu suchen und mir deren Version anzuhören, da mich die scheinheiligen Distanzierungsauftritte der Obergrünen - die Spaltungsteile, wie wir das damals nannten - anwiderten. Und stellte dann sehr schnell fest, dass Autonome keineswegs durch die Bank gewaltbereit waren, sondern dort eher ein Pluralismus herrschte in die Richtung, dass jedeR frei sei, die eigene Widerstandsform zu wählen. An der Gewaltfrage geradezu wund rieben sich hingegen Gruppen wie der Kommunistische Bund (KB) oder diverse linke Hochschulgruppen. Einerseits waren sie gegen gewaltsame Exkalation und selber in der Praxis auch gewaltfrei. Andererseits passte das aber nicht zum eigenen revolutionären Anspruch und geschwungenen Parolen wie "die Waffe der Kritik kann nicht immer die Kritik der Waffen ersetzen", also suchte man sich Begründungen, warum man zwar nicht gegen Gewalt, dies in diesem Fall aber doch war und distanzierte sich von den Distanzierungen der ideologisch überzeugten Gewaltfreien. Spötter machten zu dieser Haltung ein Plakat, das die Alternative Liste auf die Schippe nahm: "Von Krefeld bis zum Kirchentag - die LiberALen". Das nahm die Geschichte des grün-alternativen Lagers sozusagen vorweg. Diie gute alte Geschichte vom Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer halt.

Nach 1984 zerfiel die große plurale außerparlamentarische Bewegung zusehends, aber noch bis Ende der Achtziger hatten die Rudimente eine beachtliche Mobilisierungskraft, wie der 1987er Volkszählungsboykott zeigte.

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Samstag, 11. April 2009
Auf den Bolzen gehauen
Alle Achtung! Proteste gegen Gipfel sind nichts Besonderes. Ein einziges Mal, bei der Berliner gemeinsamen Tagung von IWF und Weltbank 1988 war es das Ziel der Proteste, diese tatsächlich zu verhindern, was aber weit im Bereich des Illusorischen blieb. Ich erinnere mich da an einen Kessel und eine nächtliche Hit-and-Run-Aktion und eine Art Ausnahmezustand, die Brutbedingungen, aus denen später der Kreuzberger 1.Mai hervorgehen sollte, ehe der zu einem sinnentleerten Gewaltritual verkam. Aber einen Gipfel real VERHINDERT - damit schreiben die thailändischen Rothemden Geschichte.

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