Donnerstag, 13. August 2009
Sehr zu empfehlen: Tofana di Rozes
Der Klettersteig Sentiero Giovanni Lipella (Hach, wie das klingt!) bei Cortina d Ámpezzo ist einer der schönsten und lohnendsten, aber auch anstrengendsten Klettersteige der Alpen - oder zumindest der Ostalpen, in Frankreich gibt es wohl noch ganz andere Kaliber. Auf jeden Fall ist für ausdauernde und erfahrene Alpinisten diese Tour bei gutem Wetter absolut empfehlenswert (Leuten, die sich ihrer Kondition nicht sicher sind ist er allerdings abzuraten, und absolute Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und Umgang mit dem Klettersteigset sind selbstverständliche Voraussetzungen).


Der Berg selber zeigt sich von allem Anfang an so, dass man weiß, was Einen erwartet.



Yessas, jetzt geht´s ins Loch!
Der Einstieg ist etwas knifflig: In die Wand führt ein diagonaler Tunnel (Eingang ist die dunkle Höhle unten im Bild), der 600 Meter lang im 45-Grad-Winkel aufwärts führt, man benötigt hier eine Lampe auf dem Helm. Der Hintergrund ist schaurig: Im Ersten Weltkrieg hatten die Österreicher ein Fort in schwindelnder Höhe, das zu kapitulieren sich weigerte, und die Italiener bohrten bis zu den Fundamenten unbemerkt einen Tunnel durch den Berg und sprengten die Festung weg.




Suchbild: Wieviele Bergsteiger sind hier in der Wand?




Die Steilheit schließt schnell das Feld bzw. führt es zusammen. Lange rasten kann man hier nicht, es gibt höchstens die "steyrische Rast", d.h., man wartet, bis die Nachsteigenden aufgeholt haben.




Ich wurde als "unsportlich" bezeichnet, weil die Schweizer uns überholt hatten, und erwiderte grimmig: "Ja! Die sind aus der Schweiz! Die gehen zum Frühstück aufs Matterhorn und feiern Weihnachten in der Eiger-Nordwand."





Ein Blick von mir zur altgeliebten Marmolada, die sich in Wolken verhüllt, vielleicht, weil unsere Zuneigung heute einem anderen Gipfel gilt.



Attacke, Endspurt, und oben wird man mit einem wunderbaren Panorama belohnt und verwöhnt: Sella, Langkofel, Schlern, Rotwand und Rosengarten mit den Vajolettetürmen in einer Linie (Wenn Ihr Euch umdreht, seht Ihr die Drei Zinnen).

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Montag, 10. August 2009
Neues aus dem Startbahnland
findet sich hier:


http://kelsterbach.wordpress.com/

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Samstag, 8. August 2009
2cm Kristall
Da hing ich nun in dieser glatten Granitwand und hatte ein Problem: Einziger Griff oder Tritt, um weiterzukommen, war ein 2cm hoher Bergkristall, der aus der Wand ragte. Problem: Er befand sich in Brusthöhe. Als Griff für die Hand konnte ich ihn nicht nutzen, dazu ist er zu klein, und er hätte meine Hand geschlitzt. Wie bekomme ich den rechten Fuß auf Brusthöhe? Ich kann natürlich mit dem linken Fuß weiter steigen, da sind noch Tritte, aber es ist nichts, wo ich mit den Händen hochfassen könnte. Schließlich, nach langem Rumprobieren, habe ich den Fuß auf dem Kristall und kann mich kraftvoll weiterschieben. Für 3 Höhenmeter brauche ich wohl 10 Minuten, während ich die überhängende Stelle weiter oben problemlos gehe. Aber so ist das eben oft, auch in der Gigantenwelt des Kletterns: An den kleinen Dingen liegt es.

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Samstag, 8. August 2009
Und weiter geht´s!
Jetzt erstmal an Klippen, die aber alle Schwierigkeitsgrade zu bieten haben. Die größeren Herausforderungen warten oder sind in die Erinnerung eingebrannt. Nun muss die gewonnene Kraft bewahrt und ausgebaut werden. Es wird gehen; nie wieder ein Jahr trainingslose Pause!



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Ein gutes Essen muss man sich erst verdienen
Und wenn man 2600 Höhenmeter gegangen ist, 12 Stunden auf den Beinen war, den Gegenwert eines fünfgängigen Menüs verbrannt hat, 2 Liter getrunken hat und den ganzen Tag nichts pisst, weil man das sowieso alles sofort wieder ausschwitzt, dann hat man sich eine Belohnung wohl verdient. Und es ist unter diesen Umständen so unsagbar anders, Essen zu genießen, als einfach in ein Restaurant zu gehen oder auch selber zu kochen.









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Freitag, 7. August 2009
Ja, dann ist ja alles klar
Eine engagierte Feministin erzählte mir, dass die Frauendiskriminierung in dieser Gesellschaft noch immer massivstens ausgeprägt sei, während der Klassenwiderspruch ja eingeebnet wäre. Im Auge hatte sie damit nicht etwa Leichtlohngruppen in der Produktion (das Wort kannte sie nicht) oder Frauenhandel und Prostitution, sondern zum Einen die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen und zum Anderen alltägliche Anmache. Ich erwiderte, dass von einer "Einebnung" des Klassenwiderspruchs gar keine Rede sein könne, und neben Sexismus und Klassenwiderspruch struktureller Rassismus unsere Gesellschaft stark prägen würde. Dass die hohe Rate von Straftaten durch "AusländerInnen" in der Kriminalstatistik zum großen Teil darauf zurückgeht, dass Verstöße gegen Ausländergesetze oder Residenzpflicht von "Deutschen" gar nicht begangen werden können, Asylsuchende im Hinblick auf Sozialleistungen in jeder Hinsicht benachteiligt werden und die Tatsache, dass nur Deutsche Ausländerbeauftragte werden können, allesamt Belege für einen institutionalisierten Rassismus seien. Zum letzten Punkt fragte ich sie, was sie davon halten würde, wenn nur Männer Frauenbeauftragte werden könnten, denn so funktioniere, analog gedacht, das Ausländerbeauftragtenwesen. Da meinte sie, das könne nicht verglichen werden, schließlich sei das eine Frage des Staatsbürgerrechts und meine Argumentation also sexistisch. Tolle Wurst.

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Unter dem Wiesengrund
Heute vor 40 Jahren starb Adorno.

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Dienstag, 4. August 2009
Hat eine neue Abschiebungswelle begonnen?
LK Ammerland inhaftiert junge schwangere Kurdin aus Wiefelstede
LK Emsland nimmt Kurden trotz schwerster Traumatisierungen und in Haft

Das deutsch-syrische Rückübernahmeabkommen produziert erste Opfer: Die Landkreise Ammerland und Emsland wollen – offenbar mit der Rückendeckung des niedersächsischen Innenministeriums – kurdische Flüchtlinge nach Syrien abschieben, die schon seit vielen Jahren bei uns leben. Die Brachialgewalt, mit der die Behörden dabei vorgehen und weder vor rechtswidrigen Inhaftierungen noch vor Familientrennungen zurückschrecken, lässt den Atem stocken:

Ø Im Landkreis Ammerland wurde am 6. Juli 2009 der syrische Familienvater R. in Abschiebungshaft genommen, obwohl keinerlei Hinweise dafür vorlagen, dass der Mann untertauchen würde. Die Ausländerbehörde beabsichtigte, Herrn R. zusammen mit seiner Frau am 16. Juli nach Syrien abzuschieben, während die – mittlerweile volljährigen – Kinder in Deutschland verbleiben sollten. Erst nach acht Tagen Haft räumte die Ausländerbehörde einen „Formfehler“ ein und ließ Herrn R. frei.

Ø Nur einen Tag später, am 7.Juli 2009, veranlasste die selbe Ausländerbehörde die Inhaftierung der im vierten Monat schwangeren Abta Houran, um ihre Abschiebung nach Syrien durchzusetzen. Abta Houran ist mit ihrem Mann, von dem sie das Kind erwartet, bislang nur religiös verheiratet – eine standesamtliche Heirat scheiterte bislang an den erforderlichen Papieren. Ein rechtmäßiger Aufenthalt wäre jedoch spätestens mit der Geburt des Kindes im nächsten Jahr möglich. Ihr Mann arbeitet und ist im Besitz einer Aufenthaltserlaubnis. Das Innenministerium erklärte bei einer Vorsprache der Unterstützer/innen gestern, das spiele keine Rolle: Frau Houran könne nach einer Befristung der Wiedereinreisesperre und Erstattung der Abschiebungskosten in etwa drei Jahren im Rahmen des Familiennachzugs regulär zu ihrem Mann nach Deutschland einreisen.

Ø Auch die Ausländerbehörde im Landkreis Emsland geht mit beispielloser Härte gegen einen Flüchtling aus Syrien vor: Der Kurde A. wurde trotz schwerer Traumatisierungen infolge der am eigenen Leib erfahrenen Folterungen in Abschiebungshaft genommen. Drei Fachärzte, darunter auch der Amtsarzt Dr. Wittfood, Psychiater der Abschiebungshaftanstalt Hannover-Langenhagen, haben seine Traumatisierung bescheinigt. Der Landkreis Emsland hat daraufhin ein Gegengutachten bei dem berüchtigten Privatgelehrten Dr. Vogel erstellen lassen, der in allen uns bekannten acht Fällen mit fragwürdigen und fachlich dürftigen Gefälligkeitsbescheinigungen im Auftrag der Ausländerbehörden Abschiebungen zu ermöglichen versuchte. Im Fall des – durch einen Hungerstreik zusätzlich geschwächten – Kurden A. kommt Dr. Vogel nicht umhin festzustellen, dass A. aufgrund seines derzeitigen schlechten Allgemeinzustands gegenwärtig nicht uneingeschränkt reisefähig sei, und rät: „Um das Dilemma zu beheben wird empfohlen, Herrn A. in einem Justizvollzugskrankenhaus fachgerecht behandeln und wieder aufpäppeln zu lassen, was in 4, allenfalls spätestens 6 Wochen durchführbar ist. Danach ist er mit Sicherheit wieder reise- und flugfähig.“

Kommentar:

Das brutale Vorgehen in den beiden Landkreisen ist nicht zuletzt das Ergebnis des Drucks aus dem Innenministerium: Innenminister Schünemann hat wiederholt die Ausländerbehörden aufgefordert, bei Abschiebungen keine Rücksichten auf vorliegende Erkrankungen und Traumata zu nehmen und Flüchtlinge nötigenfalls in Begleitung von Ärzten abzuschieben. Das enthebt die Ausländerbehörden dieser beiden Landkreise, die bereits in der Vergangenheit durch einen besonders rigiden Umgang mit Flüchtlingen negativ aufgefallen sind, nicht ihrer Verantwortung. Andere Landkreise machen vor, dass man auch anders – menschlicher – mit Flüchtlingen umgehen kann.

Auch einen Verzicht auf das Auseinanderreißen von Familien sehen die Vorschriften des niedersächsischen Innenministeriums nicht vor. Die diesbezüglichen Äußerungen des Referatsleiter im Innenministerium zur denkbaren Wiedervereinigung der Familie in drei Jahren verdeutlichen, welchen Stellenwert die Landesregierung dem Schutz der Familie einräumt, wenn es um Flüchtlinge geht.

Erschütternd ist auch, wie leichtfertig Ausländerbehörden und Amtsgerichte mit Abschiebungshaft umgehen. Sie darf nur als äußerstes Mittel verhängt werden, wenn es hinreichend Anhaltspunkte dafür gibt, dass sich jemand der Abschiebung entziehen will. Nach wie vor werden in Niedersachsen systematisch und massenhaft Flüchtlinge rechtswidrig inhaftiert, wie die Vielzahl der erfolgreichen Haftbeschwerden beweist. Dass dann sogar noch Schwangere und psychisch schwer erkrankte Personen inhaftiert werden, stellt den Gipfel der Inhumanität dar.

Schließlich belegen die Fälle, dass die wiederholten Versuche deutscher Politiker, die syrische Diktatur zu einer besseren Kooperation bei der Ausstellung von Abschiebungspapieren zu bewegen, offenbar von Erfolg gekrönt sein könnten: Schäuble hat zuletzt am 22.06.2009 während seines Besuchs in Syrien die schleppende Bearbeitung von Abschiebungswünschen auf der Grundlage des am 3.1.2009 in Kraft getretenen deutsch-syrischen Rückübernahmeabkommens durch die syrischen Behörden beklagt, die ihrerseits auf eine Intensivierung der polizeilichen Zusammenarbeit drängten (Näheres siehe hier). Vollkommen unbeeindruckt von der Kritik vieler internationale Menschenrechtsorganisationen kollaboriert die Bundesregierung mit den Machthabern des syrischen Willkürregimes, nur um Flüchtlinge abschieben zu können, die bereits seit vielen Jahren bei uns leben. Welche Angst die Betroffenen vor einer Rückkehr nach Syrien haben, verdeutlicht nicht zuletzt der Hungerstreik des in Syrien nachweislich gefolterten Flüchtlings A.

Der Flüchtlingsrat fordert die sofortige Freilassung der schwangeren Frau sowie des traumatisierten Mannes sowie einen Verzicht auf Abschiebungen nach Syrien. Jegliche Kollaboration mit Diktaturen ist zu unterlassen. Es muss für die Flüchtlinge aus Syrien eine humanitäre Lösung mit einer Aufenthaltsperspektive in Deutschland gefunden werden.

Siehe auch Bericht aus der heutigen HAZ unter:

http://www.nds-fluerat.org/aktuelles/yeziden-sind-nicht-mehr-sicher/


weitere Informationen:
Karim Al Wasiti, Flüchtlingsrat Niedersachsen, Tel. 05121 - 102685 oder 15605

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Künftige Stützen der Gesellschaft
Eigentlich ist jetzt für sie alles klar. Der Abschlussball der Tanzschule ist so etwas wie eine zentrale Weichenstellung. Im Alter von 16, 17, vielleicht 18 Jahren wird klargefahren, wer wen in ein paar Jahren heiraten wird und welche Karrieren damit verbunden sein werden. Also, der Marcus Moser kann ja dann in die Firma von Claudia Steins Vater eintreten und den nicht vorhandenen männlichen Juniorchef ersetzen, während Claudia Medizin studiert. Macht sich doch immer gut, ein Bauunternehmer und eine Ärztin. Und die Babsi, die kann doch gleich nach dem Abi bei Joschis Vater in der Anwaltskanzlei Rechtsanwaltsgehilfin lernen, vielleicht noch Rechtspflegerin draufsatteln, dann schmeißen die die Kanzlei zu zweit, wenn Papa in Ruhestand geht. Und wenn Carlo partout kein Dachdecker werden will trotz 4 Generationen Familientradition, so kann er ja auch ins Werk gehen und dort in der Logistik was werden, die Mutter von Corinna sitzt da in der Personalverwaltung. Sinnfragen, Zukunftsängste, Lust- gegen Realitätsprinzip, sich neu erfinden, Arbeitslosigkeit, HartzIV, das sind alles fremde Welten, unbekannte Dinge. Das Leben ist klar vorgezeichnet, alle werden auf ihre Geleise gestellt und angeschoben. Nicht DDR, nicht Adenauer-Republik, nicht irgendeine exotisch-korrupte Diktatur, sondern Bayern 2009.


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Montag, 3. August 2009
Ein Ziel für nächsten Sommer?
Vielleicht!


http://www.myvideo.de/watch/4451279/Lange_Leiter_im_Brenta_Klettersteig_Scala_degli_Amici

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Montag, 3. August 2009
Sozial und Arbeit
Die Neufassung: "Sozial ist, was Arbeit schafft." (INSM)

Das Original: " Sozial ist, wer Arbeit schafft." (Alfred Hugenberg)

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Trauer und Wut über Anschlag in Tel Aviv
Da diskutiert man online und offline über Heteronormativität, Homophobie und den richtigen Umgang miteinander, und dann schlagen die rechten heterosexuellen Spinner der ganz üblen Sorte auf eine Art und Weise zu, die mir die Sprache verschlägt.


Irre.


http://www.zeit.de/online/2009/32/israel-schwulenzentrum-angriff

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Sind wir nicht alle Hoppenstedts?
Die Sesselfurzer, Ferngucker Dämokratie, die soziale Spaltungen als Unterschichts-Fernsehen (besser: Unterschichtsverarschendes und beleidigendes Fenrnsehen) wahrnimmt, ist nicht nur antisolidarisch und Ungerechtigkeiten zementierend, sie folgt auch einem Prinzip, das gleichermaßen antiliberal wie neoliberal ist: "Liberalismus ist unvereinbar mit unbeschränkter Demokratie". K.A. Hayek, Liberalismus, Tübingen 1979, S.35.

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Samstag, 1. August 2009
Ein letzter Blick zurück
Im Abstieg noch einmal ein Blick auf die Kletterroute geworfen, voll großer Gefühle.





Eines der möglichen Ziele fürs nächste Jahr schon ins Auge gefasst.





Und ein letzter Gruß von ihm (oder ihr).
Großartig, und unvergleichlich, eigentlich unsagbar!


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Mittwoch, 29. Juli 2009
Und noch mal mit Wonne, wo wir schon dabei sind
http://www.youtube.com/watch?v=2pDRIJC31tU

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Worker´s fist
Und wo gerade das Thema Thatcher und Bergarbeiterstreik kurz gestreift wurde, von Momorulez bei den bissigen Liberalen und von mir im eigenen Kommentarbereich, dann doch noch mal den Soundtrack dazu (man achte auf Feinheiten wie "Go on boys, we are going to jail"):


http://www.youtube.com/watch?v=E6zcTRAeNp0&feature=related


http://www.youtube.com/watch?v=LK2ldle1kAk&feature=related


http://www.youtube.com/watch?v=P8fCQ-Dctm8


http://www.youtube.com/watch?v=LVIV3WuCoKA&feature=related

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Zum Gedenken an Rachel Corrie
Die 2003 im Alter von 23 Jahren in Rafah getötet wurde, als sie gewaltfrei gegen Bulldozer protestierte, die palästinensische Häuser zerstörten. Rachel hatte den Versuch unternommen, zwischen den Fronten von israelischem Militär und palästinensischen Selbstmordattentätern für gewaltfreie Konflktlösungen sich einzusetzen.


http://www.youtube.com/watch?v=WME495PWWJE&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=bpBmVww9ZcI&feature=related

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Euckens enger Blickwinkel
Es steht ja noch aus, hier einige Positionen des Nationalökonomen Walter Eucken zu kommentieren. Nicht, weil die Standpunkte dieses Theoretikers und Vordenkers der Sozialen Marktwirtschaft heute noch sehr aktuell wären (tatsächlich müssten sie eher vor dem Vergessen bewahrt werden), sondern, weil sich an ihnen viele Denkfehler des deutschen Linksliberalismus festmachen lassen (ich sage bewusst, des deutschen, denn einen Rorty oder Russell müsste man an einem ganz anderen Leisten messen). Es ist diese Selbstbeschränktheit, diese mangelnde Bereitschaft zu tiefergehender Analyse, die dem deutschen Linksliberalismus geradezu wesenseigen zu sein scheint und ihn daher bezüglich politischer Handlungsmöglichkeiten und soziökonomischer Entwicklungsperspektiven dem Illusionären verhaftet bleiben lässt.


Also, medias in res:

"1. Was heißt Markt? Markt ist eine universale, menschliche Lebensform. Auf ihm werden Leistungen und Produkte zwischen Menschen getauscht. Märkte sind nicht etwa eine Erscheinung des so genannten "Kapitalismus", es hat sie, wie die Geschichte lehrt, zu allen Zeiten gegeben, und sogar in den Ländern zentralverwaltungswirtschaftlicher Lenkung setzen sie sich bis zu einem gewissen Grade immer wieder durch, und sei es in der Form des Schwarzmarktes. (...) Gleichwohl bestehen zwischen Sachgütern und Arbeitsmärkten Unterschiede, die zu beachten sind. Arbeit ist keine Ware. (...) Die Frage ist nicht: Arbeitsmärkte oder keine Arbeitsmärkte, sondern: Welches ist ihre richtige Form? Worum es geht, das ist, den Arbeitsmarkt menschenwürdig zu gestalten." ----- Im Kapitalismus, in dem das Gesetz der Kapitalverwertung das Grundprinzip jeder wirtschaftlichen Bewegung und Entwicklung darstellt, sind Märkte zwangsläufig anders organisiert und unterliegen anderen Gesetzmäßigkeiten als Märkte in anderen historischen Epochen. Zur "universalen, menschlichenLebensform", die Märkte darstellen könnten ansonsten auch antike Sklavenmärkte gerechnet werden. Abzustreiten, dass Arbeit eine Ware ist klingt mir wie ein Schönreden nicht so schöner Verhältnisse, als sei das verbale Betonen der Tatsache, dass die lohnabhängig Beschäftigten eine Menschenwürde und Interessen haben schon ihre Befreiung, genauer: als seien sie schon frei, weil sie gar nicht dem Diktat, ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen zu müssen unterliegen würden.

"2. Die Frage nach dem Wesen der Wirtschaft oder des "Kapitalismus" oder der "Krise des Kapitalismus" darf nicht am Anfang [ökonomischer Analyse der Verhältnisse] stehen. Damit gerät die Wissenschaft in Tiefsinn und Spekulation hinein und verliert (...) die wirkliche Wirtschaft aus dem Auge.

Die Flucht in den personifizierten Allgemeinbegriff "Kapitalismus" ersetzt die echte Untersuchung der Wirklichkeit. Beispiel: Jemand stellt die Frage, warum die Vernichtung von Weizen, Kaffee und anderen Lebensmitteln, die in Kanada, Brasilien und anderen Ländern vorgenommen wurde, geschah. Er erklärt, so handle eben der "Kapitalismus" und meint, damit sei die Frage beantwortet. Das ist sehr bequem; aber in Wahrheit ist überhaupt nichts geklärt.



3. Man glaubt mit solchen Schilderungen von den Taten des "Kapitalismus" modern zu sein und ist in Wahrheit in magisches Denken zurückgefallen. Es ist der alte Fehler des extremen Begriffsrealismus, der uns hier wiederum begegnet. - Nach zwei Seiten hin hat der Gebrauch des Begriffs "Kapitalismus" außerdem Schaden angerichtet:

Er erschwert geschichtliches Verstehen oder macht es unmöglich. (...) Der Kapitalismus führt in den den Augen dieser Betrachter nach seiner Geburt seine eigenen Existenz. Dass stets und in jedem Augenblick das wirtschaftliche Leben - und damit auch die Industrialisierung - ein Teil des geschichtlichen Gesamthergangs ist, mit dem es in fortwährender Wechselwirkung steht, und dass und wie es mit allen übrigen Lebensäußerungen der [Gesellschaften] dauernd Berührung hat, wird nicht gesehen. Die Figur des Kapitalismus mit ihrer Entwicklung vom Früh- zum Spätkapitalismus wird zum deus ex machina (...). Offen zutage liegende, wesentliche, geschichtliche Zusammenhänge werden [so] übersehen: (...) die französische Revolution, die außenpolitischen Umwälzungen und die innere Umformung der Staaten, die ihr folgten, auch die Wirtschafsstruktur Europas veränderten, dass der Krieg 1914-18, die folgenden Friedensschlüsse und Revolutionen und der Krieg 1939-45 das wirtschaftliche Leben auch der nächsten Zeit entscheidend bestimmten. War aber im Kapitalismus (...) das wirtschaftliche Geschehen auf das Verhalten dieses Wesens zurückführt, ist solchen gesamtgeschichtlichen Zusammenhängen gegenüber blind (...)

4. Auch weil der Begriff des Kapitalismus über das Ordnungsgefüge der Wirtschaft nichts Bestimmtes aussagt, eignet er sich nicht zur Bezeichnung wirtschaftlicher Wirklichkeit. Jeder legt in ihn Ordnungsvorstellungen herein, die ihm persönlich passen: Anarchie aller Produktion oder Wettbewerbswirtschaft oder Laissez faire oder Beherrschung des wirtschaftlichen Lebens durch einen von anonymen Kräften beherrschten Wirtschaftsstaat.

5. Wirtschaftliche Machtballungen sind keine Besonderheiten der Neuzeit oder des "Kapitalismus". Sie gab es vielmehr im Mittelalter und auch sonst in aller Geschichte. Verstehen wirtschaftlicher Wirklichkeit in aller Vergangenheit und in der Gegenwart und wahrscheinlich in aller Zukunft erfordert daher Verstehen wirtschaftlicher Macht und zugleich Durchschauen der auffallend gleichförmigen Kampfmethoden wirtschaftlicher Machtgruppen."


------ Jeder Versuch, die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus mit wissenschaftlicher Methodik zu durchdringen und verstehen zu wollen wird hiermit eher desavouiert als befördert. Die geschilderten historischen Prozesse werden von der Geschichtswissenschaft ja tatsächlich als Faktoren verfolt und mit der Entwicklung des Kapitalismus in Zusammenhang gebracht, zu Lebzeiten Euckens allerdings nun gerade nicht von der deutschen Historiographie. Darauf zu verweisen, dass wirtschaftliche Macht auch in anderen historischen Epochen und Eigentumsordnungen als dem Kapitalismus stattgefunden hat ist eine Binsenweisheit, die zu nichts führt. Die Frage der Macht könnte sich natürlich auch völlig anders, z.B. mit Foucault stellen lassen,das wäre allerdings eine heutige, damals noch nicht denkbare Sichweise. Eucken aber meinte damit seinerzeit ein voluntaristisches, an unmittelbar handelnden Fraktionen orientiertes Verständnis, das ohne historisch-ökonomische Gesetzmäßigkeiten auskommt. Dies ist nicht nur ein Rückfall sowohl hinter Marx als auch Max Weber, sondern selbst hinter Ricardo.

"6. Die Prognosen von Marx haben sich gerade in wesentlichen Zügen nicht als richtig erweisen. Die Verelendung der Massen, die er kommen sah, ist nicht eingetreten. Vielmehr hat sich in der Zeit der Industrialisierung das Realeinkommen der breiten Schichten stärker gehoben als je zuvor. Und auch der Konzentrationsprozess ist anders vor sich gegangen, als Marx dachte." ------

Diese Passage ist ebenso ärgerlich wie dumm. Erstens sprach Marx weniger von einer Verelendung der Massen an sich, sondern vielmehr von einer Polarisation des Klassenwiderspruchs. Diese kann sich entlang der Achse Reiche werden reicher - Arme werden ärmer abspielen, muss es aber nicht zwangsläufig. Entscheidend für die Entwicklung des Kapitalismus seit Marx war die immer weiterreichende Durchkapitalisierung sozialer Reproduktionsbereiche, die zur Zeit der Industrialisierung noch nicht kapitalistisch und somit wertschöpferisch organisiert waren, zumindest nicht konsequent. Kulturindustrie, Gesundheitswesen, Altenpflege, die allgemeine enorme Ausweitung des Dienstleistungssektors bis hin zur Pornoindustrie wären hier zu erwähnen: Bereiche, die bis dato eine relative Autonomie von den Verwertungsmechanismen kapitalistischer Märkte hatten und teilweise noch über Subsistenz- und Familienstrukturen geregelt wurden, wurden erst in Wert gesetzt und dann kräftig effizienzgesteigert. Damit wurden umfangreiche Sektoren des menschlichen Lebens, die zu Marxens Zeiten noch nicht der Kapitalsphäre angehörten von dieser kolonisiert - ein schlagendes Beispiel für die Polarisation des Klasssenwiderspruchs. Die Macht der herrschenden Klasse wurde hiermit nicht nur multipliziert, sondern potenziert, zugleich schuf sie die Voraussetzungen für eine Individuation, die Klassenlage zunehmend nicht mehr fühlbar werden lässt.

Dann: Die Armut ist ja nicht weniger geworden, sie wurde ausgelagert. Mit der Vernutzung der trikontinentalen Armut, die mit jeder ausgelagerten Billigproduktion, jedem Bezug billiger Rohstoffe aus Ländern, die außer Rohstoffen nichts anzubieten haben einhergeht, vor allem aber auch der Entwicklungspolitik in den armen Ländern, die dort enorme Vermögenswerte schuf, zugleich aber hunderte Millionen Menschen entwurzelte und ins existenzielle Elend stürzte wurde der Wohlstand der Arbeiterklasse in den Metropolen subventioniert. Wir profitieren von dieser Welt(un)ordnung jedes Mal, wenn wir Baumwollkleidung tragen, Kaffee trinken oder Gummi benutzen. Jeder bettelnde Obdachlose vor dem Lidl-Markt ist noch Profiteur des durch kapitalistische Entwicklung geschaffenen Welthungers.

btw. übrigens hatte Marx auch nicht exklusiv verkündet, dass die finale Krise des Kapitalismus bzw. die Intransigenz des Klassenwiderspruchs nun exklusiv bis zu Euckens Lebzeiten eintreten müsste.



Insgesamt betrachtet, erscheinen mir die Ausführungen Euckens wie ein Schönreden historisch gegebener Verhältnisse, um ohne Selbstzweifel innerhalb des Systems weiterwursteln zu können. Wobei ein angstfreies Weiterwursteln hinsichtlich menschlich korrekter Verhaltensweisen und sozialer Halbwegs-Gerechtigkeit bei aller historischen Inkonsistenz und Selbstwidersprüchlichkeit vielleicht nicht einmal das Schlechteste ist. [Einschub: Das etwa würde auch den Sozialstaat der 70er und 80er Jahre gegenüber Kapitalismuskritik einerseits und den zunehmend marktenthemmten Verhältnissen heute andererseits kennzeichnen. Dazu passt ja, dass Eucken einer der Vordenker dieses Sozialstaats war]

Aber es kann den Blick über den Tellerrand und die Systemkritik nicht ersetzen, und eine Fixierung auf die Perspektive des Weiterwurstelns blockiert den Blick fürs Wesentliche sogar ganz.

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Dienstag, 28. Juli 2009
Ein wenig Ökumene
Die buddhistischen Gebetsfahnen am Gipfelkreuz.

Und das war´s dann auch schon wieder. Ich komme wieder, keine Frage. Mit größeren Zielen.


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Montag, 27. Juli 2009
Noch einmal in eigener Sache
Sie ist jetzt im gutsortierten linken Buchhandel erhältlich, die aktuelle Ausgabe der Arranca! mit folgenden Themen:


Willkommen im Club der linken Versager
Zur Geschichte des realexistierenden Scheiterns
/Bini Adamczak und Anna Dost/

Revolution muss erfolgreich sein
Selbstgespräche in der Badewanne
/Frank John/

Ever tried, ever failed?
/FelS-Aktivist_innen/ / über gescheiterte Projekte/

Ausgebrannt und abgewrackt?
Warum Erschöpfung doch (k)ein Scheitern ist
/Stefanie Gräfe/

Die Kreation der glücklichen Versager
Wurstmenschen zwischen Unsicherheit und Selbstverwirklichung
/Sylka Scholz/

16 Thesen zum Scheitern der Linken am Tod
Mehr Fragen als Antworten und einige Widersprüche
/Somost/

Julia’s Calculations
Über Romantik, Wahrheit und the Dismal Science
/Aski Elber/

Das Andere, das jetzt auch mitspielen darf
Ich und das Scheitern
/Isabel Collien/

Schönes Scheitern, hässliches Verlieren
Oder: Warum wir das Scheitern gegen das Krisenmanagement verteidigen müssen
/Georg Seeßlen/

Die Lehren der Perestroika
Ein Gespräch zwischen /Boris Kagarlitzky/ und /Artjom Magun/

Fit in die Kiste
Vom Alter(n) als Scheitern
/Silke van Dyk/

Scheiternhaufen
Der Fortbestand des Neoliberalismus in alltäglichen Kämpfen um Lebensweisen
/Janek Niggemann/

Jenseits von Markt und Staat
Das Projekt der Demokratisierung der Wirtschaft
/Alex Demirovic/

Michigan Mindmap
Don’t come to Detroit
/Judith Poppe/

Crisis? What Crisis?
Die Linke und die Biokrise
/FelS Klima AG/

Wer am Boden liegt
Interview mit dem südafrikanischen Filmemacher /Rehad Desai/

Wut und Mut erzeugen
Gesundheitsmapping und Globale Soziale Rechte
/Marion Bayer/

Konjunkturen der Solidarität
Zur Geschichte des Antirassimus
/Che2001

<http://arranca.nadir.org>


/arranca!/ | Für eine linke Strömung | c/o Schwarze Risse |
Gneisenaustr. 2a | 10961 Berlin
arranca.nadir.org | arranca@nadir.org

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Am seidenen Faden
ging ich zwar nicht, aber es ist schon eher filgranes Gerät, an dem mein Leben hing. Gut, dass man sich darauf verlassen kann. Den Erstbegehern der Eiger-Nordwand mangelte es seinerzeit an allem, was man als "zuverlässig" hätte bezeichnen können. Heute sind das gut funktionierende Industrieprodukte - daran, dass menschliche Unzulänglichkeit Gefahrenquelle 1 am Berg ist hat sich aber nichts geändert, und fast hätten wir ein Opfer zu beklagen gehabt, wegen reiner Selbstüberschätzung.

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Sonntag, 26. Juli 2009
Bossnapping
In Frankreich gibt es eine neue Aktionsform der Linken: Bossnapping. Bossnapping bedeutet, dass in Phasen verschärfter Arbeitskämpfe, vor allem aber bei Insolvenzen oder Massenentlassungen, wenn die Belegschaften alles zu verlieren haben, streikende Arbeiter oder Angestellte bzw. Verhandlungen führende Vertrauensleute ihre Chefs gefangennehmen und für ein paar Tage im Büro einsperren, um bessere Sozialpläne oder höhere Abfindungen zu erzwingen. Während die deutsche Presse das Thema totschweigt oder aber hysterisch in die Nähe von Terrorismus rückt, wird in der französischen Presse offen darüber diskutiert, ob es sich um eine legitime Form von proletarischer Gegenwehr handle. Die Justiz reagiert hart und stellt Bossnapping als Verbrechen unter Anklage, das vor den traditionell arbeitnehmerfeindlichen und etatistischen Geschworenengerichten verhandelt wird. Dass im Geburtsland der Revolution aber überhaupt öffentlich, bis in die bürgerliche Presse hinein über die Legitimität solcher Aktionen diskutiert wird und in Deutschland noch nicht mal in kleinen linken Zirkeln sagt mal wieder sehr viel aus.

Ganz professionell verhalten sich die Coaches und Unternehmensberatungen: Sie bieten Seminare für Chefs an, wie man mit Bossnapping psychisch fertig wird.


Edit: Ursprünglich hatte hier irrtümlich Bossing gestanden. Stefanolix hatte darauf hingewiesen, dass Bossing etwas ganz anderes, nämlich Mobbing seitens der Geschäftsführung beinhaltet. Ich hatte erst angenommen, in Frankreich würde diese Aktionsform wirklich Bossing genannt, wurde nach nochmaliger Lektüre eines Beitrags zum Thema aber eines besseren belehrt.

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Trauer, schon wieder
Gerade habe ich erfahren, dass ein alter Sportkumpan und ehemaliger Mitschüler, ich lernte ihn mit 12 im Landschulheim kennen, als wir "meuternde Truppenteile" spielten und ich "Planet der Affen" als Comic las plötzlich und unerwartet gestorben ist. Ich trauere. Und hoffe langsam mal auf fröhlichere Nachrichten - zwei Todesfälle in einer guten Woche Abstand ist ein bißchen zu dicht.

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Sonntag, 26. Juli 2009
Einwurf in eigener Sache
In der aktuellen Arranca! Zeitschrift für eine linke Strömung (FELS) gibt es einen Beitrag von mir, der mit "Konjunkturen der Solidarität oder vom Mitgefühl zum Miteinander" betitelt ist. Dort ist davon die Rede, dass antirassistische Aktivitäten sich im Zusammenhang mit der ZAST Witten-Herdecke entwickelt hätten. Gemeint ist aber Bramsche-Hesepe. Ich entschuldige mich für diesen Satzfehler. Sorry.

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