Montag, 12. April 2010
Mainstreamblätter wie SPIEGEL und Junge Welt
Echt, das bekam ich in der Redaktionskonferenz eines linken Szenemagazins mal zu hören. Da meinte ein Genosse dann auch, er lese ja keine Yuppie-Cines wie FAZ, ZEIT oder Handelsblatt. Ich meinte dann, das seien überhaupt keine Yuppie-Cines, sondern die ganz normale bürgerliche Presse. Yuppie-Zeitschriften wären Forbes, Esquire, Gentlemen´s Quarterly, Nido oder Popeye. Da meinte er, diese Titel habe er noch nie gehört, wer lese die denn? Na, Yuppies! Ach so.

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Die Speerspitze der Zivilisation
Gerade in Epoc gelesen: Zu Anfang des aktuellen Irakkrieges haben die US-Truppen im Stadtgebiet von Babylon Jahrtausende alte Schutthügel, bestehend aus zerbröselten Mauerresten und voll mit archäologisch ungesichertem Material eingeebnet, um dort Militärcamps zu errichten und mit dem feineren Schutt, der möglicherweise Artefakte enthielt die Sandsäcke ihrer Geschützstellungen gefüllt. So liebt man sie, die Verbreiter von Fortschritt und Demokratie.

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Bloggerin des Monats
ist Netbitch.
Erstens für diese Worte hier:


"Dass der Marxismus und die Lehre von Marx selber zwei verschiedene Paar Schuhe sind wurde hier schon öfter erwähnt. Schon zu Lebzeiten des Philosophen, erst recht nach seinem Tod bildeten sich rasch zwei unterschiedliche marxistisch inspirierte Richtungen. Einmal der von Marx selber verspottete Arbeiterbewegungsmarxismus, der die komplexen volkswirtschaftlichen und philosophischen Überlegungen des Kalle zu einem klappernden Mechanismus dialektischer Zwangsläufigkeiten vereinfachte und Marxsche Erkenntnisse sich je nach Situation zu tagespolitischen Zwecken zurechtbog. Und dann zum Anderen etwas später der Kathedersozialismus, eine rein abstrakte volkswirtschaftliche Lehre, die sich von Marx her kommend eher wieder seinem Vorgänger Ricardo annäherte und aus Marx´Diktum “Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert. Es kömmt aber darauf an, sie zu verändern.” das genaue Gegenteil machte. Lenin brachte beides dann zusammen, erschuf sein Modell der autoritär aufgebauten, wie ein Geheimbund organisierten “Partei neuen Typs” und plante das nachrevolutionäre russische Staatswesen erklärtermaßen nach dem Vorbild der Deutschen Reichspost – während Marx vom allmählichen Absterben des Staates gesprochen hatte und hier den Anarchisten näher war als Lenin. Stalin, vor dem Lenin noch auf dem Totenbett gewarnt hatte, machte dann daraus ein nationales Projekt – Sozialismus in einem Land – etwas, das Marx selber verworfen hatte.

Gäbe frau für das alles also Marx die Schuld oder nähme an, Stalin ließe sich aus einer “Leerstelle” in Marx´ Schriften ableiten, dann ließe sich dieses Modell auch auf andere politische Systeme und andere Philosophien übertragen. Diktaturen, die sich demokratisch legitimieren, aber trotzdem Diktaturen sind wie der Iran, Zimbabwe oder Tunesien oder Halbdemokratien mit Folter und Hyperkorruption wie Mexiko oder die Türkei müssten Anlass zum Nachdenken geben, weil sie sich demokratisch legitimieren. Da muss dann ja an der Demokratie etwas faul sein, und wir sollten anfangen, in der UN-Erklärung der Menschenrechte nachzulesen, wo da die Leerstelle ist und uns zu überlegen, wie es so schnell von Kant zu Atatürk, von Rousseau zu Ahmadinedschad, von Aristoteles zu Mugabe und von George Washington zu Alfredo Stroessner kommen konnte. Übrigens müssten wir auch “zerschlagt England” fordern, denn der Staat legitimiert sich überhaupt nicht demokratisch, sondern über ein Königtum von Gottes Gnaden. Dass es sich um eine Demokratie handelt, stört da nur geringfügig." und dann dafür:


http://netbitch1.twoday.net/stories/6283465

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Samstag, 10. April 2010
Namenloses Grauen
Dieser Flugzeugabsturz in Smolensk ausgerechnet im Vorfeld einer historisch wegweisenden Gedenkveranstaltung für die Opfer von Katyn verschlägt mir fast die Sprache. Einfach nur totales Entsetzen, jenseits des weiter Kommentierbaren.

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Mittwoch, 7. April 2010
Schüsse in Bischkek
Ziemlich eindrucksvolle Fernsehbilder. Ist das, was sich da in Kirgistan abspielt eine Revolte oder eine Revolution?

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Putins Kniefall
Russland und Polen veranstalten eine gemeinsame Gedenkfier in Katyn, und es wird darüber geredet, nun die Archive des Kreml mit den Unterlagen über die stalinistischen Verbrechen in Polen zu öffnen. Man darf gespannt sein. Als Ereignis ist dies so epochal wie Brandts Kniefall in Warschau.

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Verdammt wuchtig
Das machtvollste Ding im Universum ist ein Quasar. Wenn etwas heller als Tausende Galaxien ist und Eigenschaften hat, zu denen man nur noch sagen kann: "Die Gesetze von Raum und Zeit gelten hier nicht mehr", was soll man dazu dann noch sagen? Sich bescheiden mit Wolf-Rayet-Sternen begnügen?

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Montag, 5. April 2010
Na, mal wieder tolle Referrerhits heute
Wie werde ich Kriegsberichterstatter?

Fehmi Agani


Genitaltotalenthaarung

Lohn Zimmermädchen

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Sonntag, 4. April 2010
Helicoptering
Bei uns gibt´s zu Ostern Geschenke, und das ist mit einem neuen Hobby verbunden: Einen ferngesteuerten Modellhubschrauber zu fliegen. Mann hört doch nie auf, ein Junge zu sein. Das weckt in mir jetzt aber die Sehnsucht, endlich wieder mit einem richtigen Hubi zu fliegen. Am liebsten wie vor einigen Jahren am pendelnden 50-Außenseil, der ultimate Kick für alle, die in der Achterbahn das große Gähnen kriegen oder denen Bungeejumping einfach nicht lang genug dauert. Vielleicht kriege ich es ja diesen Bergsommer wieder hin. Oder mindestens den Skyshot nach dem Klettern.

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Mene tekel Ofarsim auf dem Straßenpflaster

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An alle, die hier mitlesen
Ehe ich´s vergesse: Frohe Ostern!

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Der zweite Tag im Moor
Das hat sich wirklich gelohnt, heute noch einmal rauszuwandern. So langsam muss ich ja auch fit für die Berge werden, starte also demnächst auch wieder den regelmäßigen Brockenlauf. Jedenfalls gab´s heute wirklich reichlich viel Natur zu sehen.















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Eine kleine Ostergeschichte
Sehr nett: Ein paar Nachbarn haben Osterbescherung für Erwachsene gemacht mit MASSENWEISE alkoholgefüllten Schokoladeneiern und die am Vorabend im Garten versteckt. Das war am nächsten Morgen eine schöne Bescherung, denn man fand nur Stanniolfetzen, aber keine Eier. Dafür einen am Wegesrand laut vor sich hinschnarchenden Igel mit Schnapsfahne!

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Solche Freunde braucht Israel sicher nicht
Ein kleiner Splitter zur Morphologie der Neuen Rechten in den USA

http://rhizom.blogsport.eu/2010/03/20/lunatic-christians-for-israel/

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Randspaltenweisheit
Wer sich selber zum Horst macht, braucht sich nicht zu wundern, wenn Andere auf ihm brüten.

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Sonntag, 4. April 2010
Geh mit mir den Fluss hinunter
Es ist ja keineswegs so, dass sich mein Architekturgeschmack nur an der unsere Region prägenden Weserrenaissance, dem Späthistorismus, dem Jugendstil und der Reformarchitektur ergötzt. Wandert man am Fluss entlang, finden sich viele neue und alte Häuser, die recht interessant aussehen. *hüstel* Allerdings alles die berühmten "besseren Lagen".






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Ein durchaus lesenswertes kritisches Medienblog
http://www.kaperbrief.de/?p=73

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Das Moor
Vor kurzer Zeit hatte ich hier Bilder von einer Wanderung im nahen Moor gepostet, die geprägt waren durch Schnee und Eis. Nun zeigt sich das Ganze vom Eise befreit - passt ja zu Ostern - und von Froschkonzerten kommentiert, die Kormorane sind nach Norden gezogen, und die Vegetation beginnt so langsam zu erwachen.
















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Freitag, 2. April 2010
Die Nachbarin
Vom Einkaufen kam mir meine Nachbarin entgegen, wie immer die Kippe im Mundwinkel und lesend: Maxim Gorki. die Frau ist ein Faszinosum. Tief in hochgeistige literarische Werke versunken, läuft sie sicher durch den Straßenverkehr. Sie ist unheimlich belesen, ohne formelle schulische Bildung und lebt und arbeitet absolut prekär. Sie erwirbt die dollsten literarische Werke als Remittenden und stellt sie, wenn sie sie ausgelesen hat, zur Mitnahme für die Nachbarschaft auf ihre Fensterbank. Wie auch mein gerade verstorbener Sandkastenfreund ist sie ein Beispiel für wirklich kluge und bildungshungrige Leute, denen diese Gesellschaft keine Aufstiegsmöglichkeit lässt, weil sie unten geboren wurden.

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Donnerstag, 1. April 2010
Er war ein Freund
Wir kannten uns seit dem Sandkasten. Als Abenteurer Jim und George erkletterten wir Urwaldriesen in Gestalt des Fliederbaums meiner Eltern und entdeckten dort die "Leinfeder", eine Pflanze mit sensationellen Eigenschaften. Mit Gewehren bewaffnet patrouillierten wir in unserer Wohnstraße, denn wir waren der Vietkong. Wir versteckten uns in Baumhöhlen und Hausruinen, wo in einem Fall unser Lagerfeuer uns verriet und ein Erwachsener uns verjagte, daraus machten wir einen Überfall der "Langen Messer". Später war er ein fantastischer Zeichner und ich ein guter Texter, und wir träumten von einer Comic-Karriere: Wir zwei als deutsches Äquivalent von Goscinny und Uderzo. Die Orientierungsstufe brachte die soziale Selektion: Seine Leistungen waren gar nicht so schlecht, aber ressentimentgeladene LehrerInnen witterten in ihm den Subprol, den Kriminellensohn, und empfahlen ihn für die Hauptschule. Da wurde er dann früh gebrochen. Unsere Freundschaft bestand fort, auch wenn ich auf dem Gymnasium in eine andere Clique ging, erst einige Jahre nach Wehr- und Zivildienst verloren wir uns aus den Augen. Jetzt erfahre ich von seinem Tod.

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Mittwoch, 31. März 2010
Wann brennen in London die Barrikaden?
Wir erinnern uns aus der Ära Thatcher: Der Staat kürzte soziale Leistungen und privatisierte Staatsbetriebe, begründet mit dem Abbau von Staatsverschuldung, die dadurch aber nicht weniger wurde, und die Klasse wehrte sich mit Streiks und riots. Der lange lange Streik der Minenarbeiter brachte diese z.T. bis an den Rand ihrer physischen Existenz, und Thatcher schien gegen Scargill einen Privatkrieg zu führen. Kommen diese Bilder demnächst wieder? Tatsache ist, dass England noch Pleiter ist als Griechenland, niemand weiß, wie die Schulden zu tilgen sind und ob der Staatsbankrott noch abzuwenden ist.


http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-69518850.html


http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,410734,00.html

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Mittwoch, 31. März 2010
Boaaahhhh!
Was für ein Fußballthriller heute abend! Geiles Spiel!

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Bücher, die dringend nicht geschrieben werden sollten
Von Marx zu Stalin. Versuch einer Annäherung

Von Hegel zu Lenin. Versuch einer Verweltgeistlichung

Von Kant zu Kautsky. Versuch einer Konkretisierung

Von Freud zu Karadzic. Versuch einer Einweisung


Nicht zu vergessen: Der ewige Antisemit. Von Luther zu Hitler - Versuch einer Austreibung und Der Schweinepriester. Vom Seelsorger zum Kinderschänder - Versuch einer Abt-Reibung

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Montag, 29. März 2010
Großglockner
Da erzählte ich kürzlich einer Bekannten, dass ich diesen Sommer den Großglockner über den Stüdlgrat besteigen will. Sie meinte, auf dem Großglockner wäre sie schon fünfmal gewesen. Nun mutet diese Frau überhaupt nicht sehr sportlich an, und ich würde ihr eine Besteigung des Großglockner, auch auf dem Normalanstieg, überhaupt nicht zutrauen. Als ich also nachfragte, welche Route sie genommen habe, meinte sie, na ja, die Großglockner-Hochalpenstraße. Sie war mit dem Auto über die Glocknerstraße gefahren und betrachtete das als "auf dem Großglockner gewesen"!

Demnächst: Per Seilbahn auf die Eiger-Nordwand;-)

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Werter Blogstalker
ich heiße weder Henning Bonsen noch Micha Brumlik, nur zur Information.

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Coole Kids wollen hoch hinaus
Selten ein Baumhaus gesehen, das so hoch in der Baumkrone hängt. Da möchte ich glatt nochmal Kind sein.


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Mächtig viel Polizeipräsenz auf den Straßen
Ich fühle mich wirklich unsicher, solange die da sind.

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Nach dem Regen
Der Frühling kommt nur so allmählich in die Gänge, aber er kommt. Ein paar Luftratten, die sich ganz unfriedlich auch mal mit Elstern zanken versammeln sich, wo Essbares zu finden ist.





Zumindest schimmert in den Kanälen und Wallgräben das Wasser schon ganz manierlich. Nur sollte es langsam trockener werden; ich will endlich wieder klettern.





Immerhin: Als ich an einer der Villen in der Nachbarschaft vorbeikam, schien die Sonne auf den Palazzo. Schönes Haus, übrigens.

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Das hätte jetzt von mir sein können
Drüben bei Rhizom, ich zitiere:

"Die Nazis projektierten im Generalplan Ost die “Dezimierung der slawischen Bevölkerung um 30 Millionen”, und noch bevor die Juden und Roma in den Gaskammern ermordet wurden, hat die deutsche Bürokratie die gesamte Technologie dafür an der Ermordung der so genannten Geisteskranken entwickelt – “lebensunwertes Leben” in der rassistischen Terminologie der Nazis. Dass sich deren Mordwille nur gegen die Juden und gegen niemand anderen gerichtet hätte, ist eine ziemlich einäugige Wahrnehmung der historischen Realität.

Der Antisemitismus war nur eine Planke – obschon eine sehr zentrale -, in einem rassistischem System, das wesentlich weiter gespannt war und auf die Ermordung einer ganze Reihe von Bevölkerungsgruppen zielte. Und wenn du dir nur mal die heutigen Neonazis anguckst – du siehst doch, wen die alles umbringen: Juden, Türken, Roma, Obdachlose, “Ausländer_innen”, Leute mit etwas dunklerem Teint, Afrodeutsche, Schwule, Punks … und natürlich Linke als ihre politischen Widersacher.

Das nur auf den Punkt Antisemitismus zu bringen, verkennt den größeren Kontext einer rassistischen Ideologie, die den Nazis, aber im Grunde jedem modernen Nationalismus inhärent ist, und beläuft sich auf eine interessierte Verdrehung der Wirklichkeit in der Absicht, genau diesen Nationalismus, bloß ohne seine antisemitischen Erscheinungsformen, weiter fortzusetzen und sich dafür historisch unverdächtiger Ersatzfeindbilder zu bedienen – wie etwa der muslimischen Immigranten heute, gegen die eine Oriana Fallaci verschwörungstheoretische Bilder abruft, die früher eins zu eins auf die Juden gemünzt waren.

Dass die Nazis unter ihren prospektiven Opfern, den für die deutsche Siedlungspolitik im Zigmillionenmaßstab zu dezimierenden “slawischen Untermenschen” – die als Nationalisten häufig auch selbst vom Antisemitismus und Antiziganismus, d.h. der Ideologie der “Reinhaltung” ihres Volkstums, beseelt waren -, noch so manche Helfer für ihr Projekt des “Zigeuner-” und Judenmords fanden, mag vielleicht als historische Ironie durchgehen, sehr viel mehr aber auch nicht."

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Hohl und doch substanzvoll
Dieser hohle Ahornbaum steht nun schon bei uns in der Gegend rum seit ich ein Kleinkind bin, und er war auch damals schon hohl (ich hatte mich mal in ihm versteckt). Er lebt aber noch immer. Wenn es in Tolkiens Umgebung häufiger solche Bäume gab, dann verstehe ich, wieso er sich Ents ausdachte.


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Sonntag, 28. März 2010
Kulturverfall
Ich hatte gerade so ein Sonntagsnachmittagsgespräch mit meinem Vater, und da fiel mir mal wieder auf, wie konservativ und gestrig dessen ganzer Hintergrund so ist. Da fühlt man sich hinterher gleich 20 Jahre jünger. Interessant war das Gespräch aber wirklich. Anlass war "Wetten dass", das er gestern Abend geguckt hatte. Er berichtete, dass da diese Lena Dingenskirchen, die Deutschland in Oslo vertreten soll und Anna Netrebko hintereinander aufgetreten wären und ihm im Vergleich der beiden Sängerinnen klargeworden wäre, dass Lena niemals den Eurovision Song Contest gewinnen wird. Die würde ja gar nicht singen.


Nun singt für meinen Vater weder Nena noch Grönemeyer, die Definition von "singen" ist ihm die Stimmlage einer Arie, unter den Liedermachern singt für ihn ausschließlich Klaus Hoffmann und vielleicht noch Reinhard Mey, den Gesang der meisten Schlager- und PopsängerInnen bezeichnet er als rhythmisches Sprechen zu Musik. Die gesamte Rock- und Popmusik nach Elvis (den er gut findet) ist für ihn "unkultivierter Lärm", und er macht sich nicht die Mühe, zwischen Disco, Metal, Rap oder Techno zu unterscheiden, die Unterschiede hört er gar nicht, weil er der Meinung ist, dass das alles sein Ohr beleidige. Dass Lena so schlecht neben der Netrebko abschneide bezeichnete er als "Zeichen des Verfalls unserer deutschen Kultur". Ich erwiderte, dass man kein Schlagersternchen mit einer Operndiva vergleichen könnte, er aber antwortete, dass es ja auffallend sei, dass die großen Meister in Deutschland alle in ferner Vergangenheit komponiert hätten. Da kam ich mit dem Argument, dass man nicht aktuelle Schlagermusik mit der Klassik vergleiche könnte, die Analogie zu seinem Lena-Netrebko-Vergleich wäre ein Vergleich zwischen Beethoven und irgendeiner namenlosen Schrammelkapelle oder einem musikalisch ungeschulten Bänkelsänger des 18. Jahrhunderts, und seblst das wäre ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. An dieser Stelle weigerte er sich weiterzudiskutieren. Für ihn ist die Sache klar: Die aktuelle Musik, bestimmte Formen des Jazz oder Neue E-Musik ausgenommen, die heute neu entsteht, taugt nichts und ist Ausdruck eines allgemeinen Kultur- und Werteverfalls, der wiederum Bestandteil der völligen Dekadenz unserer Gesellschaft ist. Dazu gehören dann auch die Hartz4-Gesetze, Sozialabbau allgemein, das Postengeschacher in der FDP, absurd hohe Managergehälter, Korruption, Kürzungen im Gesundheitswesen, Raserei im Straßenverkehr und Unfreundlichlichkeit im öffentlichen Raum - alles Ausdruck desselben Kulturverfalls. Man könnte jetzt fast an Oswald Spengler denken, nur zieht mein Vater daraus keine konservativen Konsequenzen, sondern wählt Die Linke. Er will zurück in eine Gesellschaft, in der Respekt und Solidarität zählen, und das ist für ihn die Bundesrepublik Deutschland der 60er Jahre.

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Samstag, 27. März 2010
Das wurde schon lange Zeit
Hier mal den Katzenblogger zu verlinken. Demnächst auch in der Navibar!


http://united4katzenblogs.wordpress.com/

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Wider die Tyrannei des Nationalen
Eine spannende Diskussion eines Gegenstandpunkt-Vertreters mit Antideutschen, gefunden bei Lysis:


http://rhizom.blogsport.eu/2010/03/23/peter-decker-vs-antideutsche-kriegsfans/

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Labsal
Mann, war das schön. Eine Bouillabaisse, stinkend wie der Fischladen von Verleihnix und super gehaltvoll, dazu ein Kilkenny und hinterher 26 Jahre alter Rum und dann noch ein McAllen. So verabschiedeten wir den Winter!

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Freitag, 26. März 2010
Ausländisch fluchen
http://www.portal.gmx.net/de/themen/lifestyle/bildergalerien/10130482,page=11.0.html


Das hier ist zwar ganz nett, ich kenne aber viel blumigere exotische Flüche. Zum Beispiel sagt man in Ägypten "De Merek ishti via ful", was auf Hocharabisch "Inti rash ishti via ful" hieße und auf Deutsch "Dein Kopf ist mit weich gekochtem Bohnenbrei gefüllt" bedeutet. In Rumänien sagt man "Ich pisse auf den Wald, in dem das Holz geschlagen wurde, aus dem man den Schrank fertigte, in dem Deine Vater das Kondom aufbewahrte, das bei Deiner Zeugung geplatzt ist", in Serbien "Bei Deiner Beerdigung ficke ich die komplette erste Reihe der Trauergäste". Es gibt einen Wanderfluch, der 1999 ebenfalls in Serbien auftauchte und sich später in den Libanon und nach Afghanistan verbreitete, nämlich "Möge Dein Haus life im deutschen TV kommen", und auf jiddisch heißt es "Sollst Du haben eine grosse Stubn soll haben hundert Zimmer sollen drin sein hundert Betten in jedem. Und die Chollerje soll Dich werfen von Bett zu Bett zu Bett!"

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