http://www.bestattung-kremstal.at/detail-parte-31/lang-de/parte-308
Polacek mobilisierte uns alle. Der Erznazi war der Grund dafür, dass Antifa-Kämpfe in Göttingen überhaupt dermaßen eskalierten. Als einer der Anführer des Mosler-Flügels in der FAP, der Kühnen nicht als "Führer der Bewegung" anerkannte, weil er schwul und ergo "Untermensch" war, gehörte er zum alleräußersten rechten Flügel der westdeutschen Neonazis und befeuerte Rechtsterroristen und Mörder. Abgesehen davon, dass meine Kommilitonin Conny Weßmann und der Bundeswehrsoldat Alexander Selchow ohne das Treiben von Karl Polacek nicht getötet worden wären war er spiritus rector für diverse faschistische Gewalttäter, von denen einer in Kroatien in der rechtssterroristischen HOS kämpfte und diverse andere, einer sitzt in Sachsen im Landtag mit Waffen Menschen attackierten, deren Hautfarbe ihnen nicht passte. Es gab in Göttingen mal einen von unseren Leuten abgehörten und veröffentlichten Funkspruch: "Ein ausländischer Mitbürger betritt die Disco. Bin gespannt, wie er wieder rauskommt." Und, wenig später: "Es wurde ein Notarztwagen verständigt. Denke, unser Freund sieht gut aus."
Das damals mehrheitlich Republikaner wählende Zivile Streifenkommando, dessen Mitglieder mir bei Festnahme wegen einer Sprühaktion sagten: "Bei Fluchtversuch machen wir von der Schusswaffe Gebrauch." griff nicht ein, sondern sah grinsend zu.
In einem Haus in der Nähe sahen Leute zu, wie ein Schwarzer nach dem Anderen blutend aus der Disco kam, bis Melanie (Name geändert) zu Thomas (Name geändert) sagte: "Wo ist denn Gerhard?" (Name geändert)
Thomas ging ins Zimmer von Gerhard und sah, wie der (kein Autonomer, sondern FDP-Mitglied, Leutnant und Einzelkampfausbilder der Bundeswehr) gerade einen Karabiner mit Zielfernrohr und Zweibeinstativ auf einen Neonazi anlegte und im Begriff war, abzudrücken, ehe ihm Thomas die Waffe entwandt. Das war die Eskalationsstufe damals.
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Die Augen schauen freundlich, äußerlich erscheint der Mann gelassen. Die Panikanfälle erfassen ihn in der Regel des nachts. Oder wenn Post von einer Behörde kommt. Mustafa A., 42 Jahre alt, stammt aus Somalia. Er hat eine traumatische Flucht, Lagerdasein auf Lampedusa und lange Obdachlosigkeit auf dem italienischen Festland sowie eine Odyssee bis nach Hanau hinter sich. Ihm droht die Abschiebung zurück nach Italien, in die Hoffnungslosigkeit. Denn sein Eilantrag auf ein Asylverfahren in Deutschland wurde abgelehnt. A. gehört zu den mehr als 50 somalischen und eritreischen Flüchtlingen, die von der Diakonischen Flüchtlingshilfe im Main-Kinzig-Kreis betreut werden und die sich in einer Initiativgruppe mit dem Namen „Lampedusa in Hanau“ zusammengeschlossen haben. Sie stellte sich dieser Tage der Öffentlichkeit vor.
Lampedusa-Flüchtlinge
Rund 50 Flüchtlinge aus Somalia und Eritrea sind im Main-Kinzig-Kreis gemeldet. 80 Prozent von ihnen sind Männer. Die meisten leiden an Traumata, schlecht behandelten Wunden, viele von ihnen, Männer wie Frauen, erlitten sexuelle Gewalt.
Sie leben in Hanau, Maintal, Bruchköbel und Freigericht.
Die Forderungen: Keine Abschiebung nach Italien oder Malta, Zugang zu einem fairen Asylverfahren. Freiheit, den Aufenthaltsort zu wählen.
Mustafa A. gehört zu den Gründern der Initiativgruppe. Er wie fünf weitere Schicksalsgenossen und -genossinnen berichten den Hanauern, was sie erduldet haben. Seine Leidensgeschichte als Mitglied einer ethnischen Minderheit eskaliert, als er sich in eine Frau aus einer verfeindeten Bevölkerungsgruppe verliebt und sie heimlich heiratet. Verfolgung und Gewalt zwingen ihn zur Flucht. Durch die Sahara, durch Libyen, schließlich auf einem völlig überfüllten Boot nach Lampedusa. Er wird auf seiner Flucht wiederholt misshandelt, beraubt, betrogen, erlebt Hunger, Durst und rassistische Übergriffe.
Als A. in Italien mit einer dreijährigen Duldung aus dem Flüchtlingslager entlassen wird, ist er völlig auf sich selbst gestellt, ohne Aussicht auf Unterstützung oder die Möglichkeit, seinen Aufenthalt auf Dauer zu legalisieren, sich eine Existenzgrundlage zu schaffen. A. ist gelernter Mechaniker und hat sich selbst Englisch beigebracht. Seit vergangenem November ist er in Hessen und bemüht sich, Deutsch zu lernen.
Für Herwig Putsche, den hauptamtlichen Flüchtlingsberater der Diakonischen Flüchtlingshilfe, ist Mustafa A. einer der Betroffenen, die noch Lebenskraft haben. Er erlebe in seinem Alltag schwer traumatisierte Männer und Frauen, die Grauenvolles erlebt haben, die ärztliche und psychologische Hilfe benötigen. „Die können hier erst mal zur Ruhe kommen“, sagt Putsche. Die Flüchtlinge werden betreut, die Städte und Gemeinden stellen Unterkünfte zur Verfügung, spezialisierte Anwälte stehen den Betroffenen zur Seite und versuchen, ihnen das Bleiben zu ermöglichen.
Der behördliche Ablauf setzt Fristen
Allerdings ist diese Ruhephase nicht von langer Dauer. Weil die europäischen Länder übereingekommen seien, erklärt Putsche, die Flüchtlinge dorthin zurückzuschicken, wo sie erstmals europäischen Boden betreten hätten (Dublin-Verfahren), drohe ihnen die Abschiebung. Alleinstehende Männer wie Mustafa A. gelten nicht als „besonders schutzbedürftig“. Obwohl in Italien oder auch auf Malta, wo ebenfalls viele Boote mit Flüchtlingen landen, grundlegende Versorgungsmängel bestehen. Das würde, betont Putsche, von humanen Hilfsorganisationen immer wieder bestätigt. Immerhin hätten kürzlich drei von ihm betreute Frauen, so Putsche, wegen ihrer Schutzbedürftigkeit positive Bescheide bekommen. Sie könnten jetzt auf ein faires Asylverfahren hoffen.
Doch die Zeit für die Anderen drängt. Der behördliche Ablauf setzt Fristen. Putsche und die Gruppe „Lampedusa in Hanau“ wollen sich für eine humanere Flüchtlingspolitik einsetzen. Und dafür, dass die Flüchtlinge wegen der drohenden Abschiebung nicht ständig in panischer Angst leben müssen. Am liebsten, sagt Putsche, wäre ihm, wenn sich Kirchengemeinden einschalten würden. „Kirchenasyl wäre gut. Das wäre ein Schutz.“
http://www.fr-online.de/zuwanderung-in-rhein-main/fluechtlinge-im-main-kinzig-kreis-hoffnung-auf-leben-ohne-angst,24933504,26577178.html
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http://www.ardmediathek.de/das-erste/monitor/monitor-vom-13-03-2014?documentId=20165074
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http://de.qantara.de/inhalt/erinnerungen-an-die-fluechtlinge-von-lampedusa
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Demnächst wird bei uns in der Firma die App zum Download von Outlook aufs Smartphone eingeführt. Mir graut davor. Ich bin dann halt aus Kommunikationsprozessen ausgeklinkt. Es könnte für mich ein Grund sein, zu kündigen und in ein weniger modernes Unternehmen zu wechseln. Von mir aus kann diese ganze Tabscheiße unter die Hydraulikpresse.
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Was Don hier über eine Piratenfrontfrau und ihre Umgebung schreibt ist sicherlich ordentlich recherchiert und dürfte so stimmen. Nur weiß ich nicht so recht, was ich daran skandalös finden sollte. Im Gegensatz zu Netbitch, die das alles als völlig gegenstandslos abtut sehe ich es durchaus als zu den Belangen und Essentials linker Politik gehörig, allerdings aus einer - darf ich mir anmaßen, das zu sagen? - eher altersweisen Perspektive. Als die Grünen ihre erste Parlamentsperiode erlebten waren abenteuerliche Gestalten dabei: Autonome Bauzaunkämpfer, die noch kurz vorher in Brokdorf mit dem Enterhaken gegen die AKW-Festung vorgegangen waren, Ökofundamentalisten, die Subsistenzlandwirtschaft betrieben, Nationalrevolutionäre und Leute, die für die Rechte von Pädophilen eintraten und forderten, diese neben Schwulen und Lesben als weitere sexuelle Minderheit anzuerkennen. Damals erschien ein Cartoon in der Titanic, demzufolge nun auch Pädos bei Quotenregelungen zu berücksichtigen seien. Wenn sich aus der Zivilgesellschaft und den Neuen Sozialen Bewegungen heraus eine neue Partei formiert sind halt viele schräge Leute dabei. So what?
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Altersmäßig wirkte sie wie Anfang Zwanzig, doch ich weiß, dass ich mich da leicht vergallopiere, ich hatte schon mal einen 26 jährige Kundin gefragt, ob sie volljährig sei. Mit dem Altersabstand verschiebt sich die Wahrnehmung, und wir sahen in dem Lebensalter älter aus.
Ich fragte mich, was für eine Karre die wohl fährt, und, male chauvinism eingestanden, dachte da an eine kleine Zweizylinderhonda oder einen Roller. Vor dem Markt stieg sie dann auf eine Suzuki Hayabusa und fuhr mit einer Körperhaltung, zu der mir nur "Wow!" einfällt mit einer ferrariresken Geräuschentwicklung los.
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Es gibt in meinem Leben fast nichts Besseres, als ein Wagnis im Gebirge einzugehen, das den Rahmen des bereits Bekannten sprengt. Je weiter weg ich mich vom Bereich der Sicherheit bewege, je mehr ich auf mich selbst angewiesen bin, je größer meine Angst ist, desto intensiver erlebe ich die Momente, in denen ich schließlich auf dem Gipfel ankomme.
Die Angst ist nur dann ein schlechter Berater, wenn man sich nicht mit ihr auseinandersetzt. Der Fehler ist meist, dass man der Angst aus dem Weg geht. Ich will der Angst ins Auge schauen. Denn wenn man den Dingen auf den Grund geht, wird sich auch die richtige Lösung zum Problem finden.
Alexander Huber
Die Angst, Dein bester Freund.
Nach der Methode der Huber-Buam habe ich gelernt, aus einem Sturz Kraft zu ziehen. Wenn ich früher auch nur aus der Übungs-Kletterwand ins Seil stürzte smashte mich der Adrenalinschock so sehr, dass ich noch nicht mal mehr in der Lage war, mich selber aus dem Seil auszubinden, dafür zitterten die Finger zu sehr. Angespornt durch die Methoden der Hubers lernte ich, gerade in der Felswand, im Ernsteinsatz, den Schwung des Sturzes zu nutzen, um auf einen neuen Standplatz zu pendeln oder einen Felsüberhang zu umgehen. Ich war früher fast verzweifelt wegen meiner Unfähigkeit, vor einer Gipfeltour in der Hütte oder im Biwak schlafen zu können - bis ich erfuhr, dass es Alexander Huber und Ines Papert, diesen WeltausnahmebergsteigerInnen, genauso geht. Es gehört dazu, willkommen im Club. Das Abenteuer ist nicht im Zustand der Tiefenstpannung zu haben, es lässt sich nur bestehen, wenn mir die Lebensgefahr ganz unmittelbar bewusst ist.
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Antonio Umberto Riccò hat aus Zeugenaussagen und dokumentarischem Material einen erschütternden Text entwickelt, der unterschiedliche Perspektiven auf die Katastrophe eröffnet und insbesondere die Einwohner von Lampedusa ein dringlich zu Wort kommen lässt. Der italienische Musiker Francesco Impastato hat eigens für dieses Projekt Musik komponiert.
Die Arbeitsgruppe »Unser Herz schlägt auf Lampedusa« gründete sich kurz nach dem Ereignis: eine Gruppe italienischer und deutscher Bürger aus Hannover, die jenseits von tagesaktueller Berichterstattung auf die dramatischen Umstände der heutigen Migrationswelle aus Afrika aufmerksam machen.
Text: Antonio Umberto Riccò
Musik: Francesco IMPASTATO
Szenische Einrichtung: Peter Meinhardt
Im Anschluss an die Lesung findet eine offene Gesprächsrunde mit Gästen statt. Der Eintritt ist frei.
Spenden sind erbeten, sie gehen direkt an die Flüchtlingsorganisationen in Hannover.
Projekt-Charta des Lampedusa-Projekts
siehe auch: www.lampedusa-hannover.de
Termine
30.03. So 11:00
Karten-Hotline
0511.9999 1111
Theaterpädagogik
Kartenbuchungen für Schulklassen bei
Christine Klinke
Tel. 0511.9999 2855
Workshops vereinbaren Sie mit Bärbel Jogschies
Tel. 0511.9999 2851
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http://che2001.blogger.de/stories/2375353/#2376153
verstand niemand, was ich eigentlich meinte. Das ist insofern bemerkenswert, als es seit 30 Jahren einen eigenen Theoriestrang gibt, der sich weltweit mit dieser Thematik beschäftigt (z.B. bei den Diskussionen um die Weltwirtschafts- und Weltsozialforen von Davos und Porto Alegre) und seinen Weg von den äußeren linken Rändern (Redaktionsgruppe Autonomie, Wildcat) bis hin in die etablierte Sozial- und Geschichtswissenschaft geschafft hat und dort inzwischen paradigmengebend für verschiedene Forschungsansätze ist. In dem Kontext wurde mir Eskapismus vorgeworfen im Sinne einer Romantisierung von vormodernen Gesellschaftsentwürfen. Das genaue Gegenteil ist der Fall ? ich suche vielmehr sehr empirisch-realitätsorientiert nach Anknüpfungsmöglichkeiten für sozialrevolutionäre Perspektiven, und hierbei ist die Debatte um die Subsistenz eine Schlüsseldebatte. Der Theorieansatz der Materialien für einen Neuen Antiimperialismus ist ja an sich eine Kombination aus marxorientierter (nicht: marxistischer) Geschichtsphilosophie, Max Weber, Dependenztheorie und Foucault. Im absoluten Gegensatz zum Traditionsmarxismus stehen hier drei Fluchtpunkte (oder Betrachtungsweisen) im Vordergrund oder Mittelpunkt, die an Foucaults Kategorie der Bio-Macht anknüpfen und philosophisch eher im Existenzialismus verwurzelt sind, zugleich aber an Diskursen der extremen Linken der 70er und 80er anknüpfen:
1) Der Kampf um das unmittelbare Existenzrecht
2) Subsistenz als Voraussetzung, soziale Kämpfe überhaupt führen zu können
3) Kapitalstrategien gegen das unmittelbare Existenzrecht, gegen die Subsistenz und die Inwertsetzung menschlichen Lebens als Grundlage der Kapitalakkumulation einschließlich der Triage, d.h. Ausmerzung unverwertbarer Existenzformen bis hin zur Vernichtung ?überflüssiger Esser?.
Sowohl die neuere Forschung zum Vernichtungskrieg der Nazis und der Shoah als auch die linke Kritik an westlicher Entwicklungspolitik hat diesem Ansatz sehr viel zu verdanken, die Schriften von Detlef Hartmann, Karl-Heinz Roth, Angelika Ebbinghaus, Susanne Heim und Götz Aly (und, kleineres Licht, von mir) sind ohne die Kenntnis dieses Grundzusammenhangs gar nicht zu verstehen.
Einen Schlüsselansatz lieferten Forschungen des Historikers Ahlrich Meier, der Anfang der 1980er der Frage nachging, ob es strukturelle Ähnlichkeiten zwischen den Brotpreisrevolten oder "Anti-IWF-Riots" in Entwicklungs- und Schwellenländern und den Armutsrevolten des Vormärz, den sog. "Emeuten", Weberaufstand usw. geben würde. Diese Frage wurde in einer Art und Weise bejaht, die Meier selbst sehr erstaunte. Es zeigte sich nämlich, dass nicht nur soziale Zusammensetzung der revoltierenden Bevölkerungsgruppen und die Dynamik der Proteste starke Parallelen aufwiesen, sondern dass ein Faktor bestimmend war, um in Gesellschaften ohne soziale Sicherungssysteme längeranhaltende Sozialproteste überhaupt erst möglich werden zu lassen: Das Vorhandensein rudimentärer Subsistenzwirtschaft neben dem eigenen Dasein als ArbeiterIn oder sonstwie prekär beschäftigte Person. Nun waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Unterschiede zwischen landlosen Bauern, umherziehendem Bettel und Industrieproletariat noch fließend (das war die Welt von Büchners Woizech, Dickens Oliver Twist und Hugos Les Miserables), die entstehende Industriegesellschaft noch stark agrarisch geprägt - und es war selbstverständlich, dass Arbeiterfamilien nebenher ein wenig Ackerbau betrieben oder Kleinvieh züchteten. In geringerem Umfang sollte dies bis weit ins 20. Jahrhundert der Fall sein, noch bis in die 1960er Jahre. In einer Welt ohne Streikkasse, ohne Sozialversicherung und ohne Krankenkasse sicherte die "nebenberufliche" Subsistenzwirtschaft das unmittelbare Überleben in Notzeiten. Meier stellte fest, dass es, reine Hungerrevolten mal außen vor, immer eine Korrelation zwischen dem Vorhandensein solcher Subsistenzstrukturen und Revolten gab, und umgekehrt eine Strategie des Kapitals, Subsistenzstrukturen zu vernichten.
Dies heißt nun allerdings nicht unbedingt, dass die Vernichtung der Subsistenz durch das Kapital aus der strategischen Einsicht erfolgt, dass fragmentarisch vorhandene Subsistenzstrukturen den Rückhalt für Widerstand eröfnen, sondern aus einem ganz anderen Grunde. Es geht um die Inwertsetzung bisher nicht verwertbarer Strukturen für den Kapitalismus, die Aufbereitung neuen Terrains, um überhaupt Wertschöpfung zu ermöglichen. Ich mache das mal am Beispiel Yugoslawiens fest. Dort gab es auf dem Lande früher, d.h. vor Tito, sehr verbreitet die Zadrugas. Das waren landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, zugleich auch Lebenszusammenhänge, in denen es kein Privateigentum an Produktionsmitteln und auch bis auf persönliche Gegenstände wie Kleidung, Schmuck usw. kaum persönliches Eigentum gab. Eine Art archaischer Kommunismus, in mancher Hinsicht frühen Kibbuzim ähnlich, im krassen Gegenteil zu diesen aber nicht als politisches Projekt gedacht, auch nicht demokratisch strukturiert, sondern erzpatriarchal von Sippenältesten geführt und mit Einrichtungen wie der Blutrache. In den Zadrugas wurden Feldfrüchte angebaut und Vieh gezüchtet, die von den Zadrugas selbst wieder konsumiert wurden, es wurde höchstens für den Dorfmarkt verkauft, und eigentlich brauchte man dort kein Geld, Naturaltausch hätte gereicht, bei Geldentwertungen wurde dazu auch übergegangen. Die Zadrugas ernährten sich selbst, wenn auch auf ärmlichem Niveau. Mit ihnen war keine grüne Revolution, keine Modernisierung der Landwirtschaft für die Cash-Crop-Produktion zu haben. In den Dreißiger Jahren entwickelten NS-Ökonomen Strategien zur Modernisierung des Balkan, bei denen die gewaltsame Zerschlagung der Zadrugas und die Einführung moderner Landmaschinen für eine neu zu schaffende Schicht von Großbauern, die sich zunächst einmal über lange Zeiträume zu verschulden hatten um sich die Landtechnik überhaupt leisten zu können im Mittelpunkt stand. Der später real stattfindende Vernichtungskrieg sorgte dafür, dass die Zadruga-Zerschlagungen erstmal ohne ökonomische Modernisierungen stattfanden, das Modell wurde aber z.B. von der Rockefeller-Stiftung als Blaupause für entwicklungspolitische Strategien im Zeitalter der Entkolonisierung nach dem Zweiten Weltkrieg übernommen: Die Zerschlagung von Subsistenzwirtschaftsstrukturen als Motor der schöpferischen Zerstörung traditioneller Agrargesellschaften im Trikont wurde zu einem der Eckpfeiler westlicher Entwicklungspolitik. Die ja keineswegs, wie sie in ihrer eigenen Propaganda behauptete, ein humanitäres Unterfangen war, sondern vielmehr der Aufrechterhaltung der westlich-kapitalistischen Kontrolle über die Ökonomien der nun unabhängig gewordenen ehemaligen Kolonien und ihrem Ausbau als künftige Absatzmärkte für europäische und nordamerikanische Produkte sowie Cash-Crop-Lieferanten dienen sollte. "Entwicklungspolitik" -das war von Vornherein Vernichtung traditioneller Strukturen im Interesse kapitalistischer Erschließung mit der dazugehörigen Vertreibung großer Bevölkerungsgruppen, der Produktion von neuem Hunger und der Vernichtung der überflüssigen Esser.
Wird fortgesetzt.
Hinweis an Willy und Sozi ohne Partei: Das ist hier gerade eine sehr konsequente Foucault-Anwendung in Kombination mit Marx.
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http://www.youtube.com/watch?v=_r2P_t9-pxs
http://www.youtube.com/watch?v=6F538lZfH1Y
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http://www.heise.de/tp/blogs/8/155912
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Im Februar 2014 ist eine kleine Gruppe aus Bremen, Göttingen und Frankfurt im Kosovo, um die aktuelle Situation dort lebender und dorthin abgeschobener Roma zu recherchieren.
In Prishtina treffen wir Abgeschobene aus der Bundesrepublik Deutschland.
Schon auf der Fahrt nach Kosovo Polje halten wir spontan für ein Interview eines 30jährigen Bocholters, der uns von seiner Abschiebung aus Nordrhein-Westfalen vor drei Jahren erzählt. Er hat keinerlei Unterstützung erhalten und lebt entweder auf der Straße oder notdürftig bei Freunden. Wenn er einen Tag auf der Straße um Geld bittet, hat er am Ende 2,50 Euro zusammen.
In Kosovo Polje angekommen besuchen wir zwei Familien, die in einem kleinen Haus auf zwei Etagen wohnen. Eine Familie wurde im Juni 2012 aus Warendorf (Münster) abgeschoben, noch bevor die Frau nach einer Tumoroperation eine entsprechende Nachsorge in Anspruch nehmen konnte. Die Kinder der Familie sprechen untereinander deutsch, ein kleines Detail das deutlich macht, wie deplatziert sie nach der Abschiebung in ein Land sind, das sie überhaupt nicht kennen.
Die anderen, Sebilje Begani und Gani Rami mit ihren vier Kindern, die im April 2011 aus Göttingen abgeschoben wurden, siehe auch den Bericht von Juni 2011 von alle bleiben! http://www.alle-bleiben.info/sebilje-begani-und-gani-rama/. Ende des Monats müssen sie ihre Wohnung verlassen und haben überhaupt keine Ahnung, was sie dann machen sollen. Ihnen wurde vom Ministerium zugesagt, dass ein Hausbau unterstützt werde, wenn sie ein Grundstück hätten. Dieses Grundstück ist durch Spenden (aus Göttingen und Hamburg) finanziert, aber die Zusagen wurden nicht eingehalten. Das Haus ist bis heute nicht gebaut
http://www.alle-bleiben.info/im-februar-2014-ist-eine-kleine-gruppe-aus-bremen-gottingen-und-frankfurt-im-kosovo-um-die-aktuelle-situation-dort-lebender-und-dorthin-abgeschobener-roma-zu-recherchieren/
Später treffen wir noch den 22jährigen Egin aus Pirmasens. Er ist 2011 mit 19 Jahren abgeschoben worden. Seitdem ist er bei der Familie seines Onkels untergekommen, wo 13 Leute in 3 Zimmern wohnen. Manchmal verdient er als Tagelöhner in 12 Stunden 10 Euro. Eine Perspektive einen Job zu finden, hat er als Roma nicht. Vom Rückkehrerprojekt URA 2 wurde er abgewiesen, weil er aus Rheinland-Pfalz kommt.
Die Unterstützung im Rahmen von URA 2 hat keiner/m unserer Gesprächspartner/innen eine langfristige Perspektive schaffen können – ganz im Gegenteil, in den meisten Fällen ging sie über die einwöchige Unterbringung im Hotel direkt nach der Unterkunft, oder eine Einmalzahlung von 30 Euro
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