Dienstag, 9. Februar 2010
Abschiebungswelle läuft - es kann etwas dagegen getan werden
Ich zitiere einen Beitrag aus dem Göttinger Tageblatt:

Göttinger Tageblatt vom 05.02.2010:

Initiativen machen mobil gegen Abschiebepraxis
Roma fürchten im Kosovo um ihr Leben
Viele der zumeist vor mehr als zehn Jahren während des Balkankrieges nach Deutschland geflüchtete Roma stehen unmittelbar vor der Abschiebung in den Kosovo. Sie haben dort häufig keine Verwandte mehr, keine Perspektive und zudem Angst vor erneuter Verfolgung. Göttinger Initiativen sehen in dem Vorgehen der Bundesrepublik einen "Skandal" und eine Verletzung von Menschenrechten.

In Stadt und Landkreis leben etwa 500 geduldete Flüchtlinge, die nach Abkommen zwischen der Bundesrepublik und der Republik Kosovo bis 2010 in das Kosovo zurückgehen sollen. Nach Angaben von Bastian Wrede vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat sind in Niedersachsen zwischen 3500 und 5000 Menschen betroffen.
Laut Arbeitskreis Asyl stehen 64 Roma aus Stadt und Landkreis auf der sogenannten Rückführungsliste. Sie haben keine Duldungsverlängerung mehr bekommen und müssen jederzeit mit der Abschiebung rechnen.

Zu ihnen gehört auch Sead Barisa aus Duderstadt. Der 25-Jährige, der als 14-Jähriger nach Deutschland kam, soll gehen. Da er dreimal gegen die sogenannte Residenzpflicht verstoßen hat, kann er aus Sicht der Behörden kein Bleiberecht mehr bekommen. Er gilt als Straftäter, weil er beispielsweise einmal mit dem Freund zur Disco nach Worbis fuhr, ohne zu wissen, dass er den Landkreis verließ. Er arbeitete zeitweise im Göttinger Klinikum, durfte aber nicht nach Göttingen ziehen. Sein Vater Fadil wird noch wegen seiner kranken Frau geduldet. Seine Schwester und ihre sechs Kinder seien umgekommen und sein Haus sei verbrannt, sagte Fadil Barisa gestern in Göttingen. Er will aus Angst auf keinen Fall nach Pristina zurück. "Lieber im Zelt in Deutschland als in einer Villa im Kosovo."

Die Göttingerin Dulijeta Tahiri bangt um ihren Mann, der kurz vor ihrer Hochzeit abgeschoben wurde. Das Aufgebot war bereits bestellt. Nach illegaler Wiedereinreise sitzt er derzeit in Kassel in Abschiebehaft. Er sei mitten in der Nacht verhaftet worden. Ihre zwei kleinen Kinder stünden noch unter Schock. Ihr Mann habe sich im Kosovo weder registrieren können, noch habe die Polizei eine Anzeige von einem Roma aufnehmen wollen, weil er bedroht worden sei.

Mit kurzfristigen Duldungen gebe es keine Arbeit, und ohne Arbeit gebe es kein Bleiberecht, beklagte Kaja Schellenberg vom Göttinger Projekt "Fairbleib". "Da beißt sich die Katze in den Schwanz." "Es ist skandalös, was geschieht", findet Pastor Peter Lahmann. "Uns bleibt nur der Appell an Politik und Zivilgesellschaft, als Menschen mit Verantwortung durch die Vergangenheit", so Wrede. Selbst Deutsche könnten derzeit die Bedingungen für ein Bleiberecht nicht erfüllen. Am Dienstag startet der nächste Abschiebeflug in den Kosovo. Von Gerald Kräft

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Mangelhaftes Genozidal-Branding
Während die Ekelhaftigkeit des vorstehend Geschilderten durch das judengleiche Schicksal der Roma im sog. „3. Reich“ noch ekelhafter wird, hält sich das deutsche Leistungsstreben – Excellenz im Morden wie in der Zerknirschung – im Falle der Roma deutlich zurück, jedenfalls was die Zerknirschung betrifft. Während Deutschland stolz sein darf auf die Einzigartigkeit der von unserem Lande hervorgebrachten „Antideutschen“ – der Speerspitze einer hysterischen Variante des Philosemitismus –, die beweisen, dass Deutschsein Gründlichkeit und eine Sache um ihrer selbst willen tun bedeutet, hält man sich hier zurück, weil die Roma keinen Staat besitzen, dessen Fahne zu schwenken wäre.

Auch die „Gesellschaft für bedrohte Völker“, die gerne mal für solche Völker kämpft, deren Bedrohtheit zu ihrem Atomwaffenbesitz nicht recht passen mag, reiht sich der Riege der Passiven ein, wie jene Unterzeichner, denen ebenfalls ein an der Aufführung verhinderter Film mehr gilt, als ein am Weiterleben verhinderter Roma.

Ursache dafür ist: Der Roma hat als Opfer keine Markenqualität. Er hat es versäumt, sich rechtzeitig zu positionieren, und nun kommt sein defizitäres Genozidal-Branding ihn teuer zu stehen.
Da die philosemitische Erregungskultur stets auf dem Sprung ist, erkläre ich: Die Juden haben keineswegs zuviel davon – der Roma hat zu wenig. Mangels medialer Inszenierung ist das ziganische Opfervolk nicht auf Augenhöhe mit dem deutschen Tätervolk. Die überragende Täterleistung hat Anspruch auf eine nachträgliche Kommunikationsleistung der Opfer, welche dem Täter seine Eigenschaft als Leistungsträger adäquat zurückspiegelt.

Und da versagt der Roma völlig. Das Amalgam aus Tätergrusel und klammheimlichem Leistungsstolz wird von ihm glattweg nicht bedient. Dies führt unter den Opfergruppen zu einer Imagedifferenz, deren Gefälle der Abflußkanal für die Bestandstücke des klassischen Antisemitismus ist, die so beim Roma landen: Verschlagen, reich, integrationsunwillig, fremdartig, rastlos umherziehend – der ewige Roma.

Da der Roma kein Opferprestige hat, ist er nicht in der Lage, Unterstützern Helferprestige zu verleihen.

Er verfügt nicht über die Währung, in der zu zahlen wäre.
So zahlt er in einer anderen: mit seinem Leben.

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Das deutsche Ausländerrecht ist in vielerlei Hinsicht noch immer im Fremdenrecht des NS verwurzelt, und die Residenzpflicht ist nichts Anderes als die Pflicht, für die Deportation zur Verfügung zu stehen. Verstöße gegen sie wie Discobesuch oder ein Job in einem anderen Landkreis gehören zu den Verstößen, die in die Statistik der Ausländerkriminalität eingehen - Taten, die ein Deutscher gar nicht begehen kann. Ansonsten, lieber Nörgler, danke für diesen meisterlichen Kommentar!

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Die ganz wenigen deutschen Solidaritätsgruppen, die den Roma noch helfen, wie das genannte Projekt "Fairbleib" stehen übrigens zumindest in der Nähe von politischen Kräften, die von den Hardcore-Antideutschen "Antiimps" genannt und zu Antisemiten zurechfantasiert werden.

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