Montag, 9. April 2007
My personal Adorno
che2001, 17:24h
Das erste Mal las ich die Dialektik der Aufklärung 1984/85 im Rahmen eines interdisziplinären autonomen Seminars von HistorikerInnen, PolitikwissenschaftlerInnen und PhilosophInnen. Schon hier waren die gänzlich unterschiedlichen Herangehensweisen bezeichnend, während ich das Werk als Rüstzeug zum Dechiffrieren totalitärer Elemente in unserer Gesellschaft betrachtete, sahen die Philos schon einen Gewaltakt darin, dem Lesen des Werkes überhaupt eine Zweckbestimmung zukommen zu lassen. Teilweise fand ich diese Philosophen ja reichlich vom Wiesengrund abgehoben. Nevertheless: Zumindest wurde so sehr gründlich vorgegangen und Seite für Seite textanalalytisch auseinandergenommen. Für mich war die Dialektik der Aufklärung damals noch eine Ergänzungsliteratur zu Reichs Massenpsychologie des Faschismus, Mitscherlichs Das Ich und die Vielen und dem Gesamtwerk Erich Fromms, will sagen: Ich las es nicht im Kontext der Frankfurter Schule, sondern im Kontext psychoanalytisch inspirierter politischer Literatur allgemein. Später befasste ich mich mit dem Werk im Rahmen meines Publizistik-Studium und fand da eine ganz fatale Herangehensweise: Die Reduktion des Werks auf das Kapitel über die Kulturindustrie, später bei den Politologen die Reduktion auf das Kapitel "Elemente des Antisemitismus". Tatsache ist, dass es sich um keine Fragmentensammlung handelt, sondern um ein fragmentarisch geschriebenes Werk letztlich kulturanthropologischen Charakters. Wie ich selber einmal herausgearbeitet habe, thematisiert das Werk einerseits die Entwicklung der Aufklärung seit der Frühzeit des Menschen, ihr Umschlagen in Mythologie und die immer weiter fortschreitende Verwendung aufgeklärter Erkenntnis zur Aufrechterhaltung menschlicher Unmündigkeit, andererseits liefert es zu den Studien zum autoritären Charakter, auf die implizit öfter eingegangen wird, im Nachhinein die Erklärung autoritätsgebundenen Verhaltens durch ein durch die gesamte Menschheitsgeschichte entwickeltes Menschenbild. In diesem Zusammenhang kann auch das Kapitel "Elemente des Antisemitismus" nicht getrennt vom Kapitel über die Kulturindustrie, Juliette oder Odysseus gelesen werden, und die Dialektik der Aufklärung insgesamt nicht getrennt von den Studien zum autoritären Charakter.
Im Rahmen von Magisterarbeit und Dissertation befasste ich mich dann mit dem Werk noch einmal unter völlig anderen Aspekten, etwa dem der Fragestellung des autoritären Charakters als anthropologischer Grundkonstante und den geistesgeschichtlichen Voraussetzungen des Werks als Ergebnis nominalistischer Philosophie, deren Denktraditionen ohne den Universalienstreit nicht vorstellbar sind und daher auch die von Adorno und Horkheimer vorgenommene Rückprojektion ihrer annahmen auf mythologische Zeiten eigentlich nicht zulassen. Insgesamt habe ich mich mit der Dialektik der Aufklärung in Abständen von jeweils einigen Jahren viermal unter völlig anderen Blickwinkeln systematisch auseinandergesetzt. Bei der Einordnung ins allgemeine Gedankengut der Kritischen Theorie erwies sich hierbei Martin Jays Dialektische Phantasie als sehr hilfreich. Was die Dialektik der Aufklärung einerseits zu einem so dichten und faszinierenden Werk, andererseits aber auch ziemlich sperrig macht ist die Tatsache, dass die Kenntnis von Marx, von Freuds Totem und Tabu und Unbehagen in der Kultur, von Henri Bergson, von de Sade, Homer, Kant, Hume, Bacon vorausgesetzt wird, und zwar mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass dies gar nicht erst thematisiert wird. Es ist das, was Horkheimer und Adorno so unausgesprochen als Voraussetzung der Lektüre ihres Werks erwarten, wie die Tatsache, dass der Leser lesen kann.
Tja, und im Kontrast dazu sehe ich dann, wozu im Bahama-Umfeld Adorno so verwurstet wird. Die tun ja glatt so, als ob es sich um eine Verteidigungsschrift der Likud-Politik handle, offensichtlich bar jedes Verständnisses für das, was sie da vor sich haben. Und das ist schade, denn es handelt sich um einen der größten Würfe der Philosophiegeschichte, der von einigen antideutschen Kurzdenkern als Zitatenmüllhalde zum Denunzieren des politischen Gegners mißbraucht wird.
Im Rahmen von Magisterarbeit und Dissertation befasste ich mich dann mit dem Werk noch einmal unter völlig anderen Aspekten, etwa dem der Fragestellung des autoritären Charakters als anthropologischer Grundkonstante und den geistesgeschichtlichen Voraussetzungen des Werks als Ergebnis nominalistischer Philosophie, deren Denktraditionen ohne den Universalienstreit nicht vorstellbar sind und daher auch die von Adorno und Horkheimer vorgenommene Rückprojektion ihrer annahmen auf mythologische Zeiten eigentlich nicht zulassen. Insgesamt habe ich mich mit der Dialektik der Aufklärung in Abständen von jeweils einigen Jahren viermal unter völlig anderen Blickwinkeln systematisch auseinandergesetzt. Bei der Einordnung ins allgemeine Gedankengut der Kritischen Theorie erwies sich hierbei Martin Jays Dialektische Phantasie als sehr hilfreich. Was die Dialektik der Aufklärung einerseits zu einem so dichten und faszinierenden Werk, andererseits aber auch ziemlich sperrig macht ist die Tatsache, dass die Kenntnis von Marx, von Freuds Totem und Tabu und Unbehagen in der Kultur, von Henri Bergson, von de Sade, Homer, Kant, Hume, Bacon vorausgesetzt wird, und zwar mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass dies gar nicht erst thematisiert wird. Es ist das, was Horkheimer und Adorno so unausgesprochen als Voraussetzung der Lektüre ihres Werks erwarten, wie die Tatsache, dass der Leser lesen kann.
Tja, und im Kontrast dazu sehe ich dann, wozu im Bahama-Umfeld Adorno so verwurstet wird. Die tun ja glatt so, als ob es sich um eine Verteidigungsschrift der Likud-Politik handle, offensichtlich bar jedes Verständnisses für das, was sie da vor sich haben. Und das ist schade, denn es handelt sich um einen der größten Würfe der Philosophiegeschichte, der von einigen antideutschen Kurzdenkern als Zitatenmüllhalde zum Denunzieren des politischen Gegners mißbraucht wird.
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noergler,
Dienstag, 10. April 2007, 00:38
Die Bezugnahme dieser bedauernswerten Zeiterscheinungen auf Adorno ist parasitär. Wenn sie ihn zitieren, leben sie über ihre intellektuellen Verhältnisse.
Ab 1950 wirkte Adorno nicht nur an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik mit; es gab auch zahllose Vorträge und Rundfunkgespräche. Dieser Teil seiner Arbeit verdankte sich der Absicht, in direkter Weise sich einzumischen im Sinn eben jener geistigen und ästhetischen Avantgarde, die mit dem Begriff der Aufklärung verbunden war. Da mutet es doch merkwürdig an, wie heute jeder Wirtschaftsversteher, der von Wirtschaft nichts versteht, sich auf die Aufklärung beruft.
Die "Antideutschen" wiederum, die, wenig standfest wie sie sind, immer eine Staatsmacht und eine bekannte Figur zum Anlehnen brauchen, hatten mit Wolfgang Pohrt Pech, da der noch lebt und sie in ihrer ganzen klebrigen Aufdringlichkeit auflaufen ließ. Mit dem toten Adorno kann das nicht passieren, glauben sie.
Ab 1950 wirkte Adorno nicht nur an den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik mit; es gab auch zahllose Vorträge und Rundfunkgespräche. Dieser Teil seiner Arbeit verdankte sich der Absicht, in direkter Weise sich einzumischen im Sinn eben jener geistigen und ästhetischen Avantgarde, die mit dem Begriff der Aufklärung verbunden war. Da mutet es doch merkwürdig an, wie heute jeder Wirtschaftsversteher, der von Wirtschaft nichts versteht, sich auf die Aufklärung beruft.
Die "Antideutschen" wiederum, die, wenig standfest wie sie sind, immer eine Staatsmacht und eine bekannte Figur zum Anlehnen brauchen, hatten mit Wolfgang Pohrt Pech, da der noch lebt und sie in ihrer ganzen klebrigen Aufdringlichkeit auflaufen ließ. Mit dem toten Adorno kann das nicht passieren, glauben sie.
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first_dr.dean,
Dienstag, 10. April 2007, 01:34
Was ist so schlecht daran, wenn Hardcore-Antideutsche im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten versuchen, Adorno zu popularisieren, ich meine, im Vergleich zu den anderen Alternativen, die sie haben? Ihre ständigen Versuche, Leute wie M. Steyn oder D. Pipes zu plagiieren, sind sterbenslangweilig.
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che2001,
Dienstag, 10. April 2007, 12:03
Wenn schon Pipes, warum nicht auch McCarthy oder Casey? J.Edgar Hoover? Ist doch ein ähnlicher Stall!
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jolly rogers,
Dienstag, 10. April 2007, 12:21
warum nicht gleich jesse helms und strom thurmond? beide passen hevorragend zum rassismus der antideutschen.
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che2001,
Dienstag, 10. April 2007, 12:28
Höhö, und dann noch Falwell. Ach nee, der ist unsexy und nicht philosemitismuskompatibel. Aber genau das sind die Elemente des Antisemitismus bei Horkdorno ja auch nicht, die Antideutschen sind nur zu dämlich, das zu kapieren.
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jolly rogers,
Dienstag, 10. April 2007, 12:38
warum zu dämlich? was nicht passt, wird eben passend gemacht.
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first_dr.dean,
Dienstag, 10. April 2007, 12:43
Sie sind sogar noch dämlicher: Nicht einmal dem ehemaligen Bahamiten "Nichtidentisches" fällt auf, wenn HirnLichtschlag den Neonazi Guillaume Faye zu den empfehlenswerten Autoren zählt, weil dieser ja so erfrischend "politisch inkorrekt" ist.
Ich warte ja eigentlich nur noch darauf, dass Antideutsche ein Bündnis mit Le Pen zur Pflicht im Kampf gegen Eurabia erklären.
Ich warte ja eigentlich nur noch darauf, dass Antideutsche ein Bündnis mit Le Pen zur Pflicht im Kampf gegen Eurabia erklären.
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jolly rogers,
Dienstag, 10. April 2007, 12:47
die verbroderung mit le pen übernimmt der "online journalist des jahres" selbst. das ist nichts für die fußtruppen.
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che2001,
Dienstag, 10. April 2007, 12:50
Wahrscheinlich würden die auch einen David Duke erfrischend politisch inkorrekt finden, wenn man einfach die Namen der Feindbilder austauscht. Fragt man solche "Adorno-Experten" nach der Bedeutung des Betrugs am Opfer als Konstitutiv antisemitischen Denkens wird ihnen wohl nicht allzuviel einfallen - ganz abgesehen von Horkdornos zentraler Schlussfolgerung, dass der Jude im antisemitischen Diskurs austauschbar geworden ist, denn das müsste sie zu der Erkenntnis führen, dass sie selber Antisemiten sind.
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jolly rogers,
Dienstag, 10. April 2007, 12:56
was die bahamiten und wertmullah mit ihrem boykottaufruf zu der demo neulich ja bereits unter beweis gestellt haben.
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jolly rogers,
Dienstag, 10. April 2007, 13:12
den boykott der demo vom 28.01.07 in berlin zu der honestly concerned, israel-net und andre gruppen aufgerufen hatten.
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che2001,
Dienstag, 10. April 2007, 14:12
Ach ja richtig, ich erinnere mich. Ich wollte auf etwas Anderes abheben: der Antisemitismusbegriff gerade bei Adorno zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur Hass gegen Juden zum Inhalt hat, sondern vielmehr eine komplexe Vorurteilsstruktur beschreibt, die auf jede gesellschaftliche Minorität angewandt werden kann. Die ursprüngliche Debatte über linken Antisemitismus in den 1980ern war noch mit Selbstverständlichkeit von der Kenntnis dieses Sachverhalts ausgegangen, es war da keineswegs nur um den Antizionismus der Antiimps gegangen, sondern auch um autoritäre Verhaltensweisen, Feindbildprojektion im allgemeinen und hierarchische Gruppenstrukturen.
Das, was Hardcore-Antideutsche ebenso wie PI & Co. über Muslime und Araber denken, reproduziert diese Art Antisemitismus.
"Die Wut entlädt sich auf den, der auffällt ohne Schutz. Und wie die Opfer untereinander auswechselbar sind, je nach der Konstellation: Vagabunden, Juden, Protestanten, kann jedes von ihnen anstelle der Mörder treten, in derselben blinden Lust des Totschlags, sobald es als der Norm sich mächtig fühlt. Es gibt keinen genuinen Antisemitismus, gewiss keine geborenen Antisemiten. Die Erwachsenen, denen der Ruf nach Judenblut zur zweiten Natur geworden ist, wissen so wenig warum, wie die Jugend, die es vergießen soll. Die hohen Auftraggeber freilich, die es wissen, hassen die Juden nicht und lieben nicht die Gefolgschaft. Diese aber, die weder ökonomisch noch sexuell auf ihre Kosten kommt, hasst ohne Ende; sie will keine Entspannung dulden, weil sie keine Erfüllung kennt."
Dialektik der Aufklärung, Fischer-Ausgabe von 1971, S.154
Das Denken Adornos und Horkheimers zeichnet sich eben gerade durch Differenzlogik aus und dadurch, dass die totalitäre Struktur von der Identität ihrer Subjekte und Objekte getrennt werden, und schließlich durch die scharfe Zurückweisung jedes Ticketdenkens. Mit Rekurs auf ausgerechnet diese beiden Autoren ein ticketdenken zu rechtfertigen, das die Welt manichäisch in Gut und Böse aufteilt, wenn nur Israel und "die Juden" dabei gut sind ist ein schlechter Witz, der sich selber erzählt und über den niemand lacht.
Das, was Hardcore-Antideutsche ebenso wie PI & Co. über Muslime und Araber denken, reproduziert diese Art Antisemitismus.
"Die Wut entlädt sich auf den, der auffällt ohne Schutz. Und wie die Opfer untereinander auswechselbar sind, je nach der Konstellation: Vagabunden, Juden, Protestanten, kann jedes von ihnen anstelle der Mörder treten, in derselben blinden Lust des Totschlags, sobald es als der Norm sich mächtig fühlt. Es gibt keinen genuinen Antisemitismus, gewiss keine geborenen Antisemiten. Die Erwachsenen, denen der Ruf nach Judenblut zur zweiten Natur geworden ist, wissen so wenig warum, wie die Jugend, die es vergießen soll. Die hohen Auftraggeber freilich, die es wissen, hassen die Juden nicht und lieben nicht die Gefolgschaft. Diese aber, die weder ökonomisch noch sexuell auf ihre Kosten kommt, hasst ohne Ende; sie will keine Entspannung dulden, weil sie keine Erfüllung kennt."
Dialektik der Aufklärung, Fischer-Ausgabe von 1971, S.154
Das Denken Adornos und Horkheimers zeichnet sich eben gerade durch Differenzlogik aus und dadurch, dass die totalitäre Struktur von der Identität ihrer Subjekte und Objekte getrennt werden, und schließlich durch die scharfe Zurückweisung jedes Ticketdenkens. Mit Rekurs auf ausgerechnet diese beiden Autoren ein ticketdenken zu rechtfertigen, das die Welt manichäisch in Gut und Böse aufteilt, wenn nur Israel und "die Juden" dabei gut sind ist ein schlechter Witz, der sich selber erzählt und über den niemand lacht.
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-statler-,
Dienstag, 10. April 2007, 14:59
"Das, was Hardcore-Antideutsche ebenso wie PI & Co. über Muslime und Araber denken, reproduziert diese Art Antisemitismus. "
Das stimmt wohl für PI & Co. Da ist jede Kopftuchträgerin verdächtig, und wer dunkle Haut und schwarze Haare hat kann nur Selbstmordattentäter, Sozialschmarotzer oder professioneller Taschendieb sein. Aber für Antideutsche? Darf ich daran erinnern, daß diese Antideutschen ein Hilfswerk wie Wadi betreiben? Und moderate Muslime ausdrücklich unterstützen? Bei den Antideutschen liegt doch wohl eher eine tiefe Skepsis gegenüber einer Ideologie (einem sehr streng verstandenen Islam) vor, aber nicht gegenüber Menschen aufgrund ihrer Herkunft.
Der Antisemitismus dagegen hat sich selten dafür interessiert, was seine Opfer eigentlich dachten und glaubten. Selbst die Taufe hat sie, wenn es ernst wurde, nur selten gerettet, weil der Antisemit kein ideologisches Problem, auch kein Glaubensproblem mit seinen Opfern hat, sondern ihnen an den Kragen will einfach nur weil sie sind, wer sie sind. Und nichts könnte ihn davon abbringen. Das hat nun wirklich eine ganz andere Qualität als das Verhältnis von Antideutschen zum Islam.
Das stimmt wohl für PI & Co. Da ist jede Kopftuchträgerin verdächtig, und wer dunkle Haut und schwarze Haare hat kann nur Selbstmordattentäter, Sozialschmarotzer oder professioneller Taschendieb sein. Aber für Antideutsche? Darf ich daran erinnern, daß diese Antideutschen ein Hilfswerk wie Wadi betreiben? Und moderate Muslime ausdrücklich unterstützen? Bei den Antideutschen liegt doch wohl eher eine tiefe Skepsis gegenüber einer Ideologie (einem sehr streng verstandenen Islam) vor, aber nicht gegenüber Menschen aufgrund ihrer Herkunft.
Der Antisemitismus dagegen hat sich selten dafür interessiert, was seine Opfer eigentlich dachten und glaubten. Selbst die Taufe hat sie, wenn es ernst wurde, nur selten gerettet, weil der Antisemit kein ideologisches Problem, auch kein Glaubensproblem mit seinen Opfern hat, sondern ihnen an den Kragen will einfach nur weil sie sind, wer sie sind. Und nichts könnte ihn davon abbringen. Das hat nun wirklich eine ganz andere Qualität als das Verhältnis von Antideutschen zum Islam.
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che2001,
Dienstag, 10. April 2007, 15:30
Ich schrieb: "Hardcore-Antideutsche". Einem von der Osten-Sacken, so sehr ich mit dem in vieler Hinsicht nicht übereinstimme (und mit dem ich aus der Kurdistan-Solidarität andererseits auch wieder Berührungspunkte habe) oder einem Küntzel, dem ich in seiner Beschreibung der Genese islamistischen Gedankenguts im Fall der Moslem-Brüder ebenso zustimme wie hinsichtlich der Rolle Deutschlands im Jugoslawien-Krieg, an dem ich allerdings einen Blick von oben kritisiere, der der Subjektivität der arabischen Massen nicht gerecht wird mache ich diesen Vorwurf nicht, zumindest nicht in erster Linie. Aber es gibt da den Flügel, der sich vor ein islamisches Kulturzentrum stellt und im Rhythmus von "nie, nie, nie wieder Deutschland" "Hub- Hub- Hubschraubereinsatz" skandiert oder "Panzer in Ramallah, hier marschiert die Antifa!" und militaristische Männerfantasien im Landserstil mit dem Etikett "proisraelisch" bemäntelt. Die meine ich.
Und als Leser der Phase 2 kenne ich den Diskurs des noch immer der interventionistischen Linken verbundenen Teils der Antideutschen ja auch. Die meine ich nicht.
Und als Leser der Phase 2 kenne ich den Diskurs des noch immer der interventionistischen Linken verbundenen Teils der Antideutschen ja auch. Die meine ich nicht.
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jolly rogers,
Dienstag, 10. April 2007, 15:31
"Darf ich daran erinnern, daß diese Antideutschen ein Hilfswerk wie Wadi betreiben?"
da müsste man jetzt erstmal frau mollenhauer fragen, ob sie sich als vorsitzende einer antideutschen hilfsorganisation sieht. ich habe da meine zweifel.
da müsste man jetzt erstmal frau mollenhauer fragen, ob sie sich als vorsitzende einer antideutschen hilfsorganisation sieht. ich habe da meine zweifel.
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netbitch,
Dienstag, 10. April 2007, 19:16
"Vom Wiesengrund abgehoben" im Zusammenhang mit Adorno ist genial ;-)))
Aber hier trennen sich Spreu und Weizen, Schmalspuradorniker und Connaisseusen.
Aber hier trennen sich Spreu und Weizen, Schmalspuradorniker und Connaisseusen.
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booooster,
Dienstag, 10. April 2007, 17:06
Off topic
und zwar komplett. Trotzdem: Bei SPON gibt es heute einen Artikel über die von den Briten prognostizierte Sicherheitslage in 30 Jahren. Sehr schöner Aspekt: Wissens- und Leistungselite verbünden sich in einer Art Neomarxismus. Insofern lesenswert...
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che2001,
Dienstag, 10. April 2007, 17:09
Völlig Off topic: Demnächst mit dem Lebemann in HH ein gepflegtes Meeresfrüchteessen mit Riesling?
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noergler,
Dienstag, 10. April 2007, 19:24
Prost, Thomas!
Von Thomas denken lernen, heißt positiv denken lernen. Und wo ließe sich die Kraft des positiven Denkens stärker entfalten als in der frohgemuten Betrachtung selbst schrecklichster Zustände?
Die Ursache des alten Schreckens als neues Mittel gegen diesen Schrecken aufzufassen, das gelingt nur den ganz Starken:
"Als im Januar die irakische Regierung einen neuen Plan", der dem alten aufs Haar gleicht, "zur Befriedung" immerhin schon mal "Bagdads ankündigte, stieß dies auf wenig internationale Resonanz", eine mir zu pessimistische Sicht, da die Resonanz etwa seitens westlicher Generäle inkl. der USA doch deutlich ausfiel: durch das hörbare Zusammenschlagen der Hände über dem Kopf.
Aber warum überhaupt der Unfriede, dieses gehässige Herumbomben? Es bedarf schon des analytischen Verstandes von der Qualität eines Seziermessers, um "sektiererisches Morden" sowie "sektiererische Gewalt" als Ursache des Mordens einerseits wie auch der Gewalt andererseits dingfest zu machen. Hierbei erinnert die Diktion – dieses sektiererische Dies und Das – an den Sprachgestus der Maoisten der 70er Jahre, gelernt ist gelernt.
Doch kommen wir nun näher zur "neuen Strategie. Die Truppen sollen langfristig bleiben, damit nach ihrem Abzug keine Milizionäre oder Terroristen die Kontrolle übernehmen können." Wenn etwas neu ist in diesen Tagen, dann wahrlich das, im Unterschied zu den altbackenen Vorschlägen jener Kommission.
"Es ist zu früh, um über die langfristige Wirkung dieses Konzepts zu spekulieren." Wegen der bereits langjährig beobachtbaren Wirkung des Konzepts ist mir diese Formulierung doch wieder zu negativ.
Aber seis drum, "die irakische Zeitung al-Mada meldete, dass im Februar in den Leichenschauhäusern Bagdads nur halb so viele Opfer eingeliefert worden seien wie im Vormonat".
Ein Triumph des Lebens – das Konzept hält!
"Und die ersten Flüchtlinge kehren in zuvor umkämpfte Stadtviertel zurück. Nach offiziellen Angaben sollen es bislang 1?020 Familien sein." Daß die Verbindung von offiziell mit einer Zahl da problematisch sein könnte, möchte Thomas mit dem Fragezeichen mitten in der Zahl wohl kritisch anmerken.
Wenn doch nur diese ewigen Sektierer nicht wären. Al-Qaida hatte mal wieder den sektiererischen Rappel und sprengte "im Irak eine Moschee voller Betender in die Luft", vermutlich ein Flüchtigkeitsfehler von Thomas, denn die Moschee kann nicht voll, sondern nur halbvoll gewesen sein, da doch auch die Leichenhäuser lediglich halbvoll sind.
Ich empfehle auch im Sinne einer mehr optimistischen Darstellung, nicht von "halbvollen", sondern vielmehr von "halbleeren Leichenhäusern" zu sprechen.
Doch zurück zur Strategie: "Offenbar verfolgen die Amerikaner nun eine Strategie, die auf den Erhalt multikonfessioneller Stadtviertel und Städte zielt." Amerikaner, die im Irak auf Stadtviertel zielen – jetzt auch nicht so ganz neu.
Was aber wirklich Mut macht ist dies: In der irakischen Presse "mehren sich Berichte über wieder eröffnete Alkoholläden".
Ha! Wenn hierzulande mal die Alk-Läden dichtgemacht werden wie die Raucher-Kneipen, dann weiß ich, wo ich in aller Ruhe einen guten Schluck zur Brust nehmen kann.
Die Ursache des alten Schreckens als neues Mittel gegen diesen Schrecken aufzufassen, das gelingt nur den ganz Starken:
"Als im Januar die irakische Regierung einen neuen Plan", der dem alten aufs Haar gleicht, "zur Befriedung" immerhin schon mal "Bagdads ankündigte, stieß dies auf wenig internationale Resonanz", eine mir zu pessimistische Sicht, da die Resonanz etwa seitens westlicher Generäle inkl. der USA doch deutlich ausfiel: durch das hörbare Zusammenschlagen der Hände über dem Kopf.
Aber warum überhaupt der Unfriede, dieses gehässige Herumbomben? Es bedarf schon des analytischen Verstandes von der Qualität eines Seziermessers, um "sektiererisches Morden" sowie "sektiererische Gewalt" als Ursache des Mordens einerseits wie auch der Gewalt andererseits dingfest zu machen. Hierbei erinnert die Diktion – dieses sektiererische Dies und Das – an den Sprachgestus der Maoisten der 70er Jahre, gelernt ist gelernt.
Doch kommen wir nun näher zur "neuen Strategie. Die Truppen sollen langfristig bleiben, damit nach ihrem Abzug keine Milizionäre oder Terroristen die Kontrolle übernehmen können." Wenn etwas neu ist in diesen Tagen, dann wahrlich das, im Unterschied zu den altbackenen Vorschlägen jener Kommission.
"Es ist zu früh, um über die langfristige Wirkung dieses Konzepts zu spekulieren." Wegen der bereits langjährig beobachtbaren Wirkung des Konzepts ist mir diese Formulierung doch wieder zu negativ.
Aber seis drum, "die irakische Zeitung al-Mada meldete, dass im Februar in den Leichenschauhäusern Bagdads nur halb so viele Opfer eingeliefert worden seien wie im Vormonat".
Ein Triumph des Lebens – das Konzept hält!
"Und die ersten Flüchtlinge kehren in zuvor umkämpfte Stadtviertel zurück. Nach offiziellen Angaben sollen es bislang 1?020 Familien sein." Daß die Verbindung von offiziell mit einer Zahl da problematisch sein könnte, möchte Thomas mit dem Fragezeichen mitten in der Zahl wohl kritisch anmerken.
Wenn doch nur diese ewigen Sektierer nicht wären. Al-Qaida hatte mal wieder den sektiererischen Rappel und sprengte "im Irak eine Moschee voller Betender in die Luft", vermutlich ein Flüchtigkeitsfehler von Thomas, denn die Moschee kann nicht voll, sondern nur halbvoll gewesen sein, da doch auch die Leichenhäuser lediglich halbvoll sind.
Ich empfehle auch im Sinne einer mehr optimistischen Darstellung, nicht von "halbvollen", sondern vielmehr von "halbleeren Leichenhäusern" zu sprechen.
Doch zurück zur Strategie: "Offenbar verfolgen die Amerikaner nun eine Strategie, die auf den Erhalt multikonfessioneller Stadtviertel und Städte zielt." Amerikaner, die im Irak auf Stadtviertel zielen – jetzt auch nicht so ganz neu.
Was aber wirklich Mut macht ist dies: In der irakischen Presse "mehren sich Berichte über wieder eröffnete Alkoholläden".
Ha! Wenn hierzulande mal die Alk-Läden dichtgemacht werden wie die Raucher-Kneipen, dann weiß ich, wo ich in aller Ruhe einen guten Schluck zur Brust nehmen kann.
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che2001,
Dienstag, 10. April 2007, 23:57
Bitte sprecht Deutsch mit mir, meinetwegen auch Englisch, Latein, Französisch oder Spanisch, aber kein Akürzungschinesisch. VOT????
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booooster,
Mittwoch, 11. April 2007, 00:05
völlig-off-topic, habe ich aber auch gerade erst gelernt :-O
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booooster,
Mittwoch, 11. April 2007, 00:08
oder eine verunglückte Form des altehrwürdigen What(?)
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noergler,
Mittwoch, 11. April 2007, 00:13
Auch das scheint möglich, doch was zur Hölle bedeutet "Sa"? Sabbergreis, Samenqualität, Saufen bis zur Subjektlosigkeit ..?
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che2001,
Mittwoch, 11. April 2007, 00:39
Weiß noch nicht, ob ich dieses Wochenende kann. Schaun mer mal...
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first_dr.dean,
Mittwoch, 11. April 2007, 01:32
Du lässt Dir unsere pro-garnelistische Heimatspeisung entgehen? Selbst Adorno hätte nicht nein gesagt.
(Puh! Grad noch die Kurve gekriegt)
(Puh! Grad noch die Kurve gekriegt)
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che2001,
Mittwoch, 11. April 2007, 01:38
Ich versuche, sie einzurichten, kann es aber noch nicht garantieren. Die Garnelenspeisung ist also noch im Bereich des Nichtidentischen, der Jurist Lebemann würde vielleicht auch sagen, dass sie im Erteilungszustand liegt. Latürnich adoriere ich solche Genüsse.
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first_dr.dean,
Mittwoch, 11. April 2007, 02:32
Ich möchte an Anbetracht i.d.R. haarloser Garnelen nun lieber schalenspalterisch, denn haarspalterisch sein,- aber schon der einzigliberale™ Ludwig Mises hat dazu angemerkt:
"Will man beim Garnelenessen nicht unnütz laborieren, so heißt es adornieren, nicht adorieren."
(unveröffentlichte Gemächter, S.29)
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clemenstimpler,
Samstag, 28. Juli 2007, 21:44
Eine nominalistische Kulturanthropologie?
Auf den ersten Blick ein Oxymoron... <kalau>Bitte um Aufklärung</kalau>
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che2001,
Sonntag, 29. Juli 2007, 16:10
Der Begriff von Aufklärung und Subjektivität, den Horkheimer und Adorno verwenden, existiert erst seit dem Universalienstreit und der Aristoteles-Interpretation durch den Nominalismus. Damit ist aber die Interpretation des Odysseus-Mythos im Sinne der Verknüpfung von Aufklärung und Mythologie eine ahistorische Rückprojektion und die Vorstellung einer Dialektik der Aufklärung vom schamanistischen Höhlenopfer bis zur Shoah schwer denkbar (umso mehr, wen man dann noch Konzepte wie das der bikameralen Psyche hinzuzieht, demzufolge der Mensch in mythologischen Zeiten gar nicht systematisch dachte, sondern in Form von Visionen und Stimmen). In der Schlussfolgerung erscheint der "Dialektik der Aufklärung" der autoritäre Charakter als eine anthropologische Grundkonstante, die sich durch die ganze Menschheitsgeschichte zieht, ich hingegen behaupte und halte es für nachweisbar, dass es die zugrundeliegende Denkstruktur erst seit dem europäischen Spätmittelalter gibt.
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clemenstimpler,
Montag, 30. Juli 2007, 00:40
Ich stimme dir zu. Die Geschichtsphilosophie der Dialektik der Aufklärung ist hochspekulativ (Geschichtsphilosophie kann gar nicht anders funktinieren). Was ich nur erstaunlich fand, war der Gedanke, daß (Kultur-)Anthropologie, die doch gemeinhin auf essentialistischen Verständnissen des Menschen beruht, von Dir zusammengedacht wird mit einem Denken, das dem Essentialismus gerade skeptisch gegenübersteht. Dieser Zusammenhang ist mir immer noch nicht ganz klar geworden (was vermutlich ein Problem meiner mangelnden theoretischen Fantasie ist, also nicht als plumpe Rechthaberei mißverstanden werden sollte).
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che2001,
Montag, 30. Juli 2007, 13:57
Ich nehme mir die Freiheit heraus, Gedankengänge weiterzuverfolgen, die mir plausibel erscheinen, ohne Gedankengebäude komplett zu übernehmen. So argumentiere ich streckenweise mit der Kritischen Theorie und teilweise auch nicht, verbinde den Freudomarxismus mit Foucault, widerspreche dabei aber sowohl Freud als auch Marx in einigen Punkten und sehe auch Foucault nur als einen Materiallieferanten für die Körpergeschichte. Falls Dir die Annales etwas sagen oder die englische Arbeitergeschichte nach Habsbwam, Thompson und Mason: Da etwa bin ich zuhause, verbunden mit französischem Strukturalismus und Poststrukturalismus (von Levy-Strauss bis Bourdieu). Die Kritische Theorie erscheint mir da nicht als ein großes dogmatisches Gebäude, sondern eher als eine Methodik mit angeschlossener Materialsammlung.
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