Donnerstag, 12. April 2007
Werden im Nahen Osten die Karten neu gemischt?
che2001, 13:52h
Bei Statler & Waldorf fand ich diesen Beitrag aus der Jungle World, dem ich in verschiedener Hinsicht nicht zustimme, dessen letzter Absatz sich aber sehr interessant liest und wirklich nachdenkenswert ist:
http://jungle-world.com/seiten/2007/15/9732.php
http://jungle-world.com/seiten/2007/15/9732.php
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stefanolix,
Donnerstag, 12. April 2007, 14:26
Es gibt aber auch [mindestens] eine Stelle in dem Gespräch, die man hinterfragen muss:
Gäbe es einen Weg, dieses Land nachhaltig zu entwickeln und die allgegegenwärtige Korruption zumindest auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, dann würde sich die Mehrheit auf ihr eigenes wirtschaftliches Fortkommen konzentrieren und radikale Parteien hätten das Nachsehen.
[PS: habe ich da gerade bei »lizaswelt« Werbung für die Zeitung »jungle world« gesehen?]
Und nun scheinen die Europäer nicht akzeptieren zu können, dass die Hamas deshalb die Wahlen gewonnen hat, weil eine Mehrheit der palästinensischen Wähler ihren Ideen zustimmt. Denn das würde bedeuten, dass eine demokratische Wählerschaft eine irrationale Politik befürwortet, eine Politik, in der Krieg über Friedensverhandlungen rangiert.Das bedeutet es meiner Meinung nach nicht. Ich denke, dass die Mehrheit der palästinensischen Wähler von Korruption und Vetternwirtschaft der Vorgängerregierung angewidert und enttäuscht war. Man kann ein Volk nur dann zum Krieg aufhetzen, wenn es einer großen Mehrheit der Menschen schlecht geht und wenn sie sich von einem Krieg die Verbesserung ihrer Lage erhoffen.
Gäbe es einen Weg, dieses Land nachhaltig zu entwickeln und die allgegegenwärtige Korruption zumindest auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, dann würde sich die Mehrheit auf ihr eigenes wirtschaftliches Fortkommen konzentrieren und radikale Parteien hätten das Nachsehen.
[PS: habe ich da gerade bei »lizaswelt« Werbung für die Zeitung »jungle world« gesehen?]
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che2001,
Donnerstag, 12. April 2007, 14:35
Ganz recht, Stefanolix, es gibt da noch mehr Stellen, die z.T. meinen heftigen Widerspruch hervorrufen, etwa die Behauptung, die Palis als Opfer israelischer Besatzungpolitik und die Deutschen als diejenigen, die den Exodus der überlebenden europäischen Juden und damit auch die Vetreibung der Palis ausgelöst haben wahrzunehmen sei ahistorisch.
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the-mule,
Donnerstag, 12. April 2007, 21:01
zu diesem Diskurs paßt auch jenes Zitat
wenngleich es aus einer anderen Ecke und aus einem ganz anderem Medium stammt. Ist nur noch alles ein bißchen wirrer, sozusagen the other way round:
http://www.the-mule.myhomeland.de/2007/04/bizarr-4-wo-stehen-folgende-zitate.html#links
a propos: ich bin immer noch auf der Suche nach dem Blogger mit dem richtigen Näschen, was das Zitat angeht ....
http://www.the-mule.myhomeland.de/2007/04/bizarr-4-wo-stehen-folgende-zitate.html#links
a propos: ich bin immer noch auf der Suche nach dem Blogger mit dem richtigen Näschen, was das Zitat angeht ....
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first_dr.dean,
Donnerstag, 12. April 2007, 21:26
Mir gefällt der ganze Tonfall nicht, z.B.:
Es mag sein, dass der Mann ansonsten was Sinnvolles gesagt hat, aber ich kann aus meiner Haut nicht heraus und somit grundsätzlich keine fähnchenschwenkenden Leute ausstehen, die völkisch argumentieren.
"Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass die Palästinenser demokratisch entscheiden, uns zu akzeptieren. Damit ist auf absehbare Zeit nicht zu rechnen, aber vielleicht irgendwann einmal."Ich halte es für kontrafaktisch und für schlechten politischen Stil einer ganzen Bevölkerung, und das sogar auf auf lange Sicht hin, jegliche Friedensfähigkeit abzusprechen.
Es mag sein, dass der Mann ansonsten was Sinnvolles gesagt hat, aber ich kann aus meiner Haut nicht heraus und somit grundsätzlich keine fähnchenschwenkenden Leute ausstehen, die völkisch argumentieren.
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2020,
Freitag, 13. April 2007, 09:17
Solange man über eine Lösung des Nahostkonfliktes debattiert, ohne dass auch nur ein einziges Mal das Wort 'Russland' fällt, werden überhaupt keine Karten neu gemischt. Alle beteiligten Konfliktparteien müssten sich ohne Gesichtsverlust an einen Runden Tisch setzen können und nach Lage der Dinge könnte dieser nur in Moskau stehen. Das setzt jedoch voraus, dass man überhaupt erst einmal beginnt, sich mit Russlands legitimen Interessen zu befassen, diese in's Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.
Auch Russland wünscht Frieden im Nahen Osten, denn es möchte, von der Türkei aus, seine Erdgasleitung Blauer Strom nach Israel abzweigen, um neue Absatzmärkte zu erschliessen. Bislang ist es den USA immer noch gelungen, derartige russische Bestrebungen zu vereiteln, aber nun, da die USA als Ordnungsmacht im Nahen und Mittleren Osten ausgeschieden sind, stehen die Zeichen für Moskau besser denn je.
Bleiben wir noch kurz beim Erdgas - wer zieht schon in Betracht, dass es quasi ein Junktim gibt zwischen dem Bau von Atomkraftwerken im Iran und der Ausbeutung der Erdgasvorkommen in der Kaspisee? Und zur Atomkraft: Verdient es nicht erhöhte Aufmerksamkeit, dass Russland und Iran auch in Tadschikistan ein Atomkraftwerk bauen wollen? Einem Land mit eigenen Uranvorkommen, in welchem sich seit den 90-ern Geheimdienstler und Terroristen aus aller Welt ein Stelldichein geben? Überdies wollen Russland und Iran als Klammer eine Magistrale errichten, den transafghanischen Korridor und sie fordern einen möglichst baldigen Abzug der NATO aus Zentralasien.
Sowohl für Russland als auch für den Iran ist Operation Iraqi Freedom ein unverhoffter Glücksfall und das macht dieses amerikanische Desaster endgültig zur Katastrophe. Solange die USA (Bush) weiterhin versuchen, den Endsieg mit Durchhalteparolen herbeizureden, können sich Iraner und Russen ganz entspannt zurücklehnen und die Zeit für sich arbeiten lassen. Selbst israelische Falken verdrehen heutzutage die Augen, wenn sie an ihre Schutzmacht denken. Vielleicht sind wir schon Zeugen des anbrechenden russischen Jahrhunderts?
Auch Russland wünscht Frieden im Nahen Osten, denn es möchte, von der Türkei aus, seine Erdgasleitung Blauer Strom nach Israel abzweigen, um neue Absatzmärkte zu erschliessen. Bislang ist es den USA immer noch gelungen, derartige russische Bestrebungen zu vereiteln, aber nun, da die USA als Ordnungsmacht im Nahen und Mittleren Osten ausgeschieden sind, stehen die Zeichen für Moskau besser denn je.
Bleiben wir noch kurz beim Erdgas - wer zieht schon in Betracht, dass es quasi ein Junktim gibt zwischen dem Bau von Atomkraftwerken im Iran und der Ausbeutung der Erdgasvorkommen in der Kaspisee? Und zur Atomkraft: Verdient es nicht erhöhte Aufmerksamkeit, dass Russland und Iran auch in Tadschikistan ein Atomkraftwerk bauen wollen? Einem Land mit eigenen Uranvorkommen, in welchem sich seit den 90-ern Geheimdienstler und Terroristen aus aller Welt ein Stelldichein geben? Überdies wollen Russland und Iran als Klammer eine Magistrale errichten, den transafghanischen Korridor und sie fordern einen möglichst baldigen Abzug der NATO aus Zentralasien.
Sowohl für Russland als auch für den Iran ist Operation Iraqi Freedom ein unverhoffter Glücksfall und das macht dieses amerikanische Desaster endgültig zur Katastrophe. Solange die USA (Bush) weiterhin versuchen, den Endsieg mit Durchhalteparolen herbeizureden, können sich Iraner und Russen ganz entspannt zurücklehnen und die Zeit für sich arbeiten lassen. Selbst israelische Falken verdrehen heutzutage die Augen, wenn sie an ihre Schutzmacht denken. Vielleicht sind wir schon Zeugen des anbrechenden russischen Jahrhunderts?
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laraxy,
Freitag, 13. April 2007, 19:16
Ich habe jetzt keine Zeit, den ganzen Artikel auseinander zu nehmen - bei den ganzen "Ungenauigkeiten" würde das auch viel Zeit beanspruchen - und deswegen nur ein Punkt.
Da steht, Lozowick vertrete die These, "dass die Weigerung der arabischen Welt, Israel anzuerkennen, das größte Hindernis für den Frieden sei".
Warum, zum Teufel, wird dann das jetzt wieder erneuerte Angebot (http://www.genfer-initiative.de/gi_saudi-arab-initiative.htm) nicht angenommen?
Anerkennung gegen Einhaltung des Völkerrechts.
Kann doch nicht so schwer sein. Wenn man denn Frieden will.
Edit (Zusatz, aus Versehen zu früh abgeschickt):
Den letzten Absatz im Text von Lozowick halte ich persönlich für etwas abseitig: Wenn Saudi-Arabien als Verbündeter der USA nun plötzlich zu dem Schluss gekommen sein soll, dass Iran als Hitler des Monats viel feindlicher ist als Israel, ebenfalls Verbündeter der USA und deswegen ganz durchtrieben für Frieden an der Heimatfront sorgen will, indirekt die USA Frieden in Israel/Palästina will. Halte ich für eher unwahrscheinlich unter dieser Regierung.
Und weiter schreibt er, dass wenn "die Palästinenser" nicht zu "Kompromissen zu bewegen" sein sollten, dann liegt das daran, dass sich die Sympathisanten Irans durchgesetzt haben. Wie praktisch. Dann weiß ich auch schon, wie es weiterlaufen soll: Israel sitzt es mal wieder aus, stellt ständig das Ergebnis vorwegnehmende Vorbedingungen, es kommt demzufolge zu keinem Kompromiss, "die Palästinenser" sind demzufolge Sympis Irans und wenn dann doch noch der Iran zerbombt wird, "muss" man sich dann "selbstverteidigen" und dann geht es wieder los mit den Phosphorgranaten, den DU- und sonstigen Bomben. Und wieder tausende Tote wie im Libanon.
Wenn man das Spielchen nicht schon kennen würde, könnte man glatt überrascht sein.
Jedenfalls sollten sich die Leute endlich an einen Tisch setzen, Religion Religion sein lassen und zu vernünftigen Kompromissen kommen.
PS: Russland würde schon, wenn man es ließe: http://de.rian.ru/analysis/20070402/62922004.html
Da steht, Lozowick vertrete die These, "dass die Weigerung der arabischen Welt, Israel anzuerkennen, das größte Hindernis für den Frieden sei".
Warum, zum Teufel, wird dann das jetzt wieder erneuerte Angebot (http://www.genfer-initiative.de/gi_saudi-arab-initiative.htm) nicht angenommen?
Anerkennung gegen Einhaltung des Völkerrechts.
Kann doch nicht so schwer sein. Wenn man denn Frieden will.
Edit (Zusatz, aus Versehen zu früh abgeschickt):
Den letzten Absatz im Text von Lozowick halte ich persönlich für etwas abseitig: Wenn Saudi-Arabien als Verbündeter der USA nun plötzlich zu dem Schluss gekommen sein soll, dass Iran als Hitler des Monats viel feindlicher ist als Israel, ebenfalls Verbündeter der USA und deswegen ganz durchtrieben für Frieden an der Heimatfront sorgen will, indirekt die USA Frieden in Israel/Palästina will. Halte ich für eher unwahrscheinlich unter dieser Regierung.
Und weiter schreibt er, dass wenn "die Palästinenser" nicht zu "Kompromissen zu bewegen" sein sollten, dann liegt das daran, dass sich die Sympathisanten Irans durchgesetzt haben. Wie praktisch. Dann weiß ich auch schon, wie es weiterlaufen soll: Israel sitzt es mal wieder aus, stellt ständig das Ergebnis vorwegnehmende Vorbedingungen, es kommt demzufolge zu keinem Kompromiss, "die Palästinenser" sind demzufolge Sympis Irans und wenn dann doch noch der Iran zerbombt wird, "muss" man sich dann "selbstverteidigen" und dann geht es wieder los mit den Phosphorgranaten, den DU- und sonstigen Bomben. Und wieder tausende Tote wie im Libanon.
Wenn man das Spielchen nicht schon kennen würde, könnte man glatt überrascht sein.
Jedenfalls sollten sich die Leute endlich an einen Tisch setzen, Religion Religion sein lassen und zu vernünftigen Kompromissen kommen.
PS: Russland würde schon, wenn man es ließe: http://de.rian.ru/analysis/20070402/62922004.html
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che2001,
Samstag, 14. April 2007, 01:04
Liebe Lara, ich stimme Dir weitgehend zu. An dem verlinkten Beitrag finde ich auch nur die Schlusspassage wirklich interessant, das Übrige enthält sehr viele Klischees, Vereinfachungen und Frontstellungen, die ich nicht mitvollziehe.
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