Montag, 16. April 2007
Antideutsche Merkwürdigkeiten revisited
Wie aus Linken in bestimmten Fällen ganz stramme Rechte werden können, ist hier überzeugend dargestellt:

http://www.trend.infopartisan.net/trd7806/t197806.html

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Von wem wird denn Gudrun Eussner für eine Antideutsche gehalten?

Es macht mich langsam wahnsinnig, daß immer wieder förmlich beschworen wird, daß alle, die antideutsche Positionen teilen, über kurz oder lang _notwendig_ Liberale oder Konservative werden. Das ist fast noch ärgerlicher, als von Elsässer als bereits faschistisch oder neokonservativ gelabelt zu werden, denn das scheint zumindest für mehr Leute offenkundig daneben.

Unbestritten gibt es all diese Übergänge, Querverbindungen und Tendenzen, aber ich sehe einfach nicht, inwiefern es eine zwangsläufige Entwicklung ist.

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classless, hast du die überschrift des artikels gelesen? da ist die rede vom religiös-rassenden und damit ist die eussner gemeint.

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Notwendig ist da gar nichts. Die Hardcoreantideutschen, für die Islam gleich Islamismus und Antiimperialismus gleich Antisemitismus ist und die Phase 2, die ich nach wie vor in einem genuin antifaschistischen Kontext verorte, endlich Neocons mit antideutschem Vokabular oder Antideutsche, die individuell rechtsversprengt sind, haben insgesamt weniger miteinander gemein, als sie trennt. Ich halte es durchaus für möglich, auch antideutsche und antiimperialistische Positionen miteinander zu verbinden, was die klassische Antifa-Linke ja auch tat. Die hier skizzierte Tendenz existiert und bereitet mir Sorge, ich fürchte auch, dass die sich langfristig durchsetzt - aber alle antideutschen Tendenzen hier zu subsummieren und über einen Leisten zu brechen wäre sehr ungerecht. Die Gutachsler stehen im Übrigen außerhalb der Linken.

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Es wäre eben schön, wenn diese Gleichsetzung nicht durch die Überschrift und die Verlinkung der einebnenden Schwarze-Katze-Zusammenstellung befördert werden würde.

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Das sehe ich ein und habe es entsprechend abgeändert, weiteres sollte dann vielleicht Gegenstand anschließender Diskussion im Thread sein.

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Schön. Aber welche anschließende Diskussion in welchem Thread?

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Na hier :-)

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Gerade habe ich dazu beigetragen, antideutsche Kritik in die Linkspartei zu tragen:

http://www.classless.org/2007/04/16/antideutsche-in-der-linkspartei/

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Und was bezweckst Du damit?

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Die Zweckfrage ist nachrangig - ich freue mich, innerhalb der Linkspartei Ideologiekritik zu thematisieren. Ich würde es begrüßen, auf Veranstaltungen wie dieser letzten Sommer http://www.classless.org/2006/08/12/solidaritat-gegen-israel/ keine Linkspartei-Prominenz mehr sehen zu müssen und ebenso fänd ich es gut, wenn die Linke nicht zum Auffangbecken übler, alter Ideologie werden würde.

Zunächst ist der Streit selbst aber schon viel wert, I guess.

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kipping im o-ton
Die Linke zwischen Antiimperialismus und Antideutschen

[...]Dagegen haben kleinere, aber recht sprachgewaltige, Gruppen linksradikaler Intellektueller, die so genannten Antideutschen, den linken Antiimperialist/-innen argumentativ „den Krieg erklärt“ und eine Umdrehung der Vorzeichen vorgenommen. In den Augen zumindest einiger Vertreter/-innen dieser Richtung erscheinen Israel und die USA als ultimative Verteidiger westlicher und demokratischer, ja sogar linker, Werte gegen antimoderne, dem Faschismus nahe kommende, Barbarei. Die Antideutschen zeichnen sich durch Einseitigkeit und einen leichtfertigen Umgang mit dem schwerwiegenden Vorwurf des Antisemitismus aus. Außerdem kann von einer antimilitaristischen Orientierung bei den Antideutschen keine Rede sein. Trotzdem kann auch dieser Richtung nicht abgesprochen werden, dass sie wichtige kritische Thesen in den linken Diskurs in Deutschland einbrachte. Die Hinterfragung des „historischen“ Antiimperialismus war und ist notwendig, ebenso wie eine erneute Diskussion über Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft. Zwischenzeitlich haben sich die Antideutschen in die Rolle eines Bürgerschrecks für linke Spießer versteigert und einige von ihnen scheinen inzwischen Anschluss an antikommunistische[5] und konservative Positionen zu finden.[6][...]
(hervorhebungen von mir)
http://www.katja-kipping. de/krede.htm

hier scheint mir mehr der "antifaschismus" der ddr und ihrer associates in der brd kritisiert zu werden als das, was heute von den antideutschen als "antiamerikanisch=antisemitisch" bei der linken diffamiert wird. ebenso erkennt kipping glasklar und richtig, dass zumindest einige der antideutschen wortführer heute mit der linken, geschweige denn dem kommunismus so viel gemein haben wie die sau mit dem fliegen...

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Der Streit
Er ist dann etwas wert, wenn am Ende eine Synthese der vertretenen Positionen herauskommt, bzw. jemand vom Standpunkt des anderen ehrlich überzeugt wird. Dass die Linke insgesamt über Theoriefragen oder die Determinanten von Solidarität nicht mehr oder in zu eingefahrenen Gleisen diskutiert, ist ja grundsätzlich ein Manko dieser Zeit. Schon, als die Autonome l.u.p.u.s-Gruppe "Geschichte, Rassismus und das Boot. Wessen Kampf gegen welche Verhältnisse?", die Freiburger autonomen Studie "Mit den überlieferten Verhältnissen radikal brechen" und Geronimo sein "Feuer und Flamme" präsentierten, wurde aus meiner Sicht falsch über diese Texte diskutiert, vor allem, ohne zu einem greifbaren Ergebnis über Einzelgruppen hinaus zu gelangen, aber der heutige Theoriestand fällt hinter den damaligen weit zurück.Mal abgesehen davon, dass der allergrößte Teil der heute aktiven Linken davon nichts mehr weiß.

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Der Antiimperialismus-Begriff, den die Antideutschen im allgemeinen kritisieren, ist der Antiimperialismus-Begriff des weiteren RAF-Umfelds. Dieser wird internationalistischen Linken im Allgemeinen übergestülpt, ohne im Einzelnen zu prüfen, was die tatsächlich vertreten. In Wirklichkeit vertrat diesen Antiimperialismus eine politische Szene, die selbst zu Zeiten, als es Zehntausende Autonome gab, nur einige hundert Leute umfasste.


Wie andererseits Leute, die selber keine Islamisten sind, mit Hisbollah-Fahnen aufmarschieren können, ist mir nicht nachvollziehbar.

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kipping, die man von antideutscher seite jetzt meint vereinnahmen zu können (kulla), kritisiert aber den ddr-"antifaschismus", der sogar noch in einigen köpfen von pds-graukadern steckt. wie geht das mit der antiimperialismus-kritik der antideutschen zusammen?

nebenbei: leute, die mit hisbollah-fahnen aufmarschieren stehen den antideutschen, die mit us-flaggen und israel-fahnen rumlaufen, gar nicht so fern...

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Daß Katja Kipping der jungen Welt als Antideutsche gilt, ist tatsächlich bezeichnend.

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Ich zitiere mich jetzt mal selber
denn diese Debatte von 1988 war eigentlich mehr auf der Höhe linker Theorie als alles, was heute so diskutiert wird.

http://che2001.blogger.de/stories/386740


@netbitch: Das lässt sich auch noch präzisieren, siehe hier

http://che2001.blogger.de/stories/738578/

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"Daß Katja Kipping der jungen Welt als Antideutsche gilt, ist tatsächlich bezeichnend."

bezeichnend wofür?

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Zum Entwicklungsoptimismus kaum Anlaß
"Es macht mich wahnsinnig, daß immer wieder beschworen wird, daß alle, die antideutsche Positionen teilen, notwendig Liberale oder Konservative werden."

Liberal oder konservativ zu werden bedeutete für die Antidt. einen naturgeschichtlichen Mutationssprung von der Amöbe zum Affen. Das schaffen die nicht mehr.

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Robert Kurz, 2003:
Die Bellizisten und andere Antideutsche, die sich als "radikale Kritiker" eines deutschnationalen Supermacht-Phantoms halluzinieren, stehen in Wirklichkeit stramm an der Seite der finstersten gesamtimperialen Kräfte, an der Seite der Kotzbrocken Blair und Bush, an der Seite der deutschen Hardcore-Konservativen und des aggressivsten Teils der deutschen Wirtschaftsverbände. Sie kritisieren den BRD-Apparat nicht deswegen, weil er Teil der imperialen Machtstruktur ist, sondern im Gegenteil deswegen, weil er es momentan ihrer Meinung nach nicht überzeugt und militant genug ist.
http://www.trend. infopartisan.net/trd0403/t010403.html

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Zu den Antidt.
gibt es manch gutes hier:
http://www.exit-online.org/text1.php?tabelle=schwerpunkte&index=7

Neiiin, ich bin kein Verfechter der "Wertabspaltungs-Kritik". Allein schon bei dem Wort muß ich grinsen. Der Semiotizistische Salonmarxologe ist kein Wertabspalter, never.

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Ich schreibe demnächst mal etwas über Distinktionslinke, denn da gehört ein Großteil der Antideutschen hinein. Linkssein und proletarische Solidarität sind nicht in jedem Fall deckungsgleich. Und nicht immer ist da, wo links draufsteht, auch links drin (was, classless, jetzt nicht gegen Dich geht).Es gibt eine bürgerlich-akademische Linke, die eben wirklich in erster Linie bürgerlich-akademisch und für die Links eine Attitüde ist. Auf der anderen Seite kannte ich noch in den 1990ern Antideutsche, die weder das US-Militär noch die Zahal hochleben ließen, klassenkämpferische Ansprüche hatten und heute als Antinationale, aber nicht als Antideutsche gelten würden. Von Phase 2 ließe sich das heute noch phasenweise sagen :-)


Es wäre mir wichtig, wenn zwischen Kommunisten mit mehr-minder antideutschen Positionen und der Kerngruppe der prowestaffirmatorischen Antideutschen unterschieden würde.

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Man könnte deine letztgenannte Unterscheidung aber auch dahingehend pointieren, daß die "prowestaffirmatorische" Strömung, wenn ich ihre Zuordnung richtig verstehe, weitaus ärmer an Zahl ist als die der Kommunisten mit antideutschen Positionen.

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Da Karl Kraus sagt, man solle selbst im Monströsen noch unterscheiden: Was wäre denn eine prowestaffirmatorikfreie kommunistische antideutsche Position?
Vielleicht noch mit der Variante mit/ohne Blümchen im Haar.

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Och, von mir aus gern mit... :-)

Eine positive Bezugnahme auf bestimmte Errungenschaften des "Westens" muß ja nicht gleich in komplette Affirmation der ganzen Veranstaltung ausarten.

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Antideutsche, die ich kannte und mit denen ich kooperierte, waren Leute, die ganz besonders die deutsche Rolle im jugoslawischen Bürgerkrieg und die generelle Rechtsentwicklung in Deutschland seit der Wiedervereinigung kritisierten, jeglichen Nationalismus ablehnten und mehrheitlich Nachnamen mit ic hatten. Entsprechend waren sie vor allem in der Flüchtlings- und Antirassismusarbeit aktiv, auch in der klassischen Antifa und sahen ihre Kritik an der Militarisierung der deutschen Außenpolitik durchaus als Bestandteil antiimperialistischer Politik, wobei Antiimperialismus nicht als Haltung gegen bestimmte westliche Mächte gesehen wurde. Wer heute wo in der Mehrheit oder Minderheit ist, das vermag ich nicht zu beurteilen.

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bei den antideutschen, die ich bisher aus ihrer schreiberei kenne, gibt es weder ansätze zur arbeit in sachen antirassismus noch in flüchtlingsfragen.

sind die mit den blogs nun die affirmatorischen bushies, die kommunisten oder einfach nur linkszenische poser? ich tendiere ja zu letzterem...

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So viele gute antideutsche Blogs gibt's ja auch gar nicht. Bzw. so viele Antideutsche haben ja gar keine Blogs bzw. interessieren sich auch gar nicht fürs Bloggen. Die meisten diskutieren lieber in verrauchten Kneipen oder schreiben (gedruckte bzw. kopierte) Positionspapiere.

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@ Che
jr hat recht. Diejenigen, von denen Du da sprichtst, waren ganz offensichtlich keine "Antideutschen".

@ cl: *So viele* gute a.d.-Blogs gibt es nicht? Nenne mir nur eins.

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Noergler, sie nannten sich so. Es gibt auch Antifas, Autonome, Kommunisten oder PC-Linke, die sagen, sie verträten partiell antideutsche Positionen, ohne sich insgesamt auf die Etikettierung "Antideutsche" festlegen zu lassen. Aber all das spielt sich in der Offline-Realität ab. Möglich, dass der bloggende Teil der Antideutschen etwas ganz Anderes ist. Dennoch gibt es die dogmatisch festgelegten, eine eigentümliche Mischung aus einer irrwitzigerweise ins affektive Ticketdenken umgedrehten Adorno-Vulgata und Begeisterung für Bush und Likud vertetenden Hardcore-Antideutschen eben auch.

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"Die meisten diskutieren lieber in verrauchten Kneipen oder schreiben (gedruckte bzw. kopierte) Positionspapiere."

so wie die bahamiten es tun, nicht wahr? da ist man sich auch schnell einig, dass der wertmullah recht hat mit seiner fatwa (siehe absage an die demo vom 28.01.07), dass der jude zu funktionieren hat, wie die antideutschen es befehlen, ansonsten er ein links- oder rechtsabweichler ist...

meschuggeneren scheißdreck hat man seit dem ende des 1000-jährigen reiches nicht gelesen.

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Nun ja, ich habe auch erlebt, dass in linken Zusammenhängen antideutsche Positionen diskutiert und teils übernommen, teils zurückgewiesen oder modifiziert wurden, und dann, ich möchte mal sagen, Mischmodelle herausgekommen sind. Es gibt auch offene Ansätze in Richtung "sowohl als auch" bzw. "Antiimperialismus ja, aber bitte mit besonderer Sensibilität hinsichtlich der Frage, ob Kritik am Zionismus antisemitische Elemente in sich birgt." Alles nicht ganz einfach.

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@ jr
Ja so ist das: Wenn der Jude frech wird, ist's schnell vorbei mit der Judenfreundschaft. Da muß man auch gar nichts "förmlich beschwören", wie classless meint, denn man muß nur mal sehen, was unser alter Freund, der antifaschistische Vorkämpfer für Homophilie und Feminismus k*wil so abläßt, wenn er gegen Kriegsdienstverweigerer in Israel vom Leder zieht.

@Che
Bei der "Initiative Sozialistisches Forum", Freiburg, und den zahlreichen Gruppen und Webseiten, die sie verlinken, ist das alles gaaanz einfach: Wer bestreitet, daß Antizionismus und Antisemitismus immer identisch sind, hat sich bereits als Antisemit geoutet.
Genau aus diesem Grund bezeichnet Br*der auch Karl Kraus als "jüdischen Antisemit".

Es fällt eben ständig auf - auch wenn es classless jetzt wieder langsam wahnsinnig macht -, daß es gruppenübergreifende Argumentationsschablonen gibt, die mit einer geradezu liturgischen Konstanz täglich repetiert werden. Und dabei handelt es sich nicht um petitessenhafte Seitenthemen, wo's mal ein Berührungspünkchen gibt - das sind Übereinstimmungen in der Substanz.

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der antiimperialismus, den frau kipping kritisiert, ist tatsächlich weiter- oder auch neu zu entwickeln. heute und in zukunft muss er sich viel mehr auf die global agierenden konzerne konzentrieren, denn sie sind es, die die eigentliche macht ausüben. nationalstaatliche institutionen sind nur noch ihre handlanger wie wir seit mindestens 10 jahren in den usa schlagend vorgeführt bekommen (wobei der blick auf den anderen wahrscheinlich ungetrübter ist als der aufs eigene ländle)

leider haben z.b. die gewerkschaften es in den letzten 30 jahren vollkommen verpennt, sich im gleichen maße zu "globalisieren" und zu internationalisieren wie die konzerne (siehe die auseinandersetzung bei airbus - deutsche gegen französische gewerkschaft, statt miteinender gegen airbus). und deshalb befindet sich die arbeitnehmerschaft heute in einer beispiellosen defensive, die sie erpressbar macht bis zum letzten blutstropfen.

dazu hört man aber beispielsweise von den antideutschen, die ja nun internationalisten par excellence sein müssten: nichts. nothing. nada. rien.

ich entschuldige mich schonmal im voraus für diesen emotionalen ausbruch.

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Das ist für die kein Thema, weil das nur vom Hauptproblem ablenkt, nämlich, daß die Deutschen nach der Weltherrschaft streben und die Gasöfen wieder einschalten wollen. Die Deutschen sind nach Auffassung der Antideutschen ein aktuell hochgefährliches Volk, und die hohe Bedeutung des Antideutschen kommt aus der Größe der Gefahr, vor der er ständig warnt.

Sag' einem Antideutschen, daß Du nicht siehst, wie 80 Mio Deutsche von Weltherrschafts- und Judenvernichtungsphantasien besessen sind; sag' ihm, daß Juden hierzuland unbehelligt leben (wenn nicht gerade der Herr Brunnhuber der Frau Knobloch droht) – aber dann lauf!

Da wird dann, schau, schau, genau wie bei den Prowestlern, jede plötschige Friedensdemo zu einer Zusammenrottung des antisemitischen Pöbels.

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wieviel dope muss man rauchen, um sowas ernsthaft zu glauben?

good n8!

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Nörgler, Jolly: Ihr habt beide recht. Aber jenseits von Gruppen wie der ISF haben Elemente antideutschen Denkens ihren Eingang in die Theorie und Praxis autonomer oder sonstiger linker Gruppen gefunden, die teilweise noch nicht einmal unter einem offiziellen Namen firmieren - die breit gestreute diffuse Linke halt. Was dort unter "antideutsch" firmiert, sind eher so Positionen wie die Betonung einer besonderen Verantwortung der Deutschen gegenüber den Juden, weshalb eine antiimperialistische Israelfeindlichkeit gerade von deutschen Linken nicht übernommen werden dürfe in Kombination mit der alten Liebknecht-Position, dass der Hauptfeind im eigenen Land stehe und es daher die Aufgabe der deutschen Linken sei, die Sünden des deutschen Imperialismus (z.B. einseitige Unterstützung der Sezession Kroatiens im jugoslawischen Bürgerkrieg in Anknüpfung an die NS/Ustascha-Vergangenheit, Giftgaslieferungen bzw. Lieferung der Produktionsanlagen an den Irak oder Libyen) zu skandalisieren und weniger die des US-Imperialismus. Das und die Position, die Deutschen hätten einen spezifischen Nationalcharakter, der sie zu grundsätzlichen Gegnern sozialistischen Fortschritts macht, die deutsche Geschichte würde in ihrer Grundtendenz darauf hinauslaufen, die NS-Verbrechen zu wiederholen, die aktuellen linken Bewegungen seien in der Geschichte "das Identische" im Adornoschen Sinne und würden heute die Platzhalter-Rolle der Faschisten einnehmen, Kritik an der Politik von IWF und Weltbank sowie die Tobin-Steuer seien "struktureller Antisemitismus" usw. sind schon zwei verschiedene paar Schuhe, auch wenn sie in die große Klammer "antideutsch" hineingehören. Eussner, Broder usw. würde ich nicht als Antideutsche und auch nicht als Linke bezeichnen, sondern als polternd-krawallierende Claqeure von Bush und IDF einerseits und Schnittstelle zwischen Antideutschen, Neocons und dem PI-Lager andererseits. Gremliza schließlich würde ich unterstellen, dass er aus alter Verbundenheit zu Pohrts Thesen den Kontakt mit den Antideutschen pflegt, für ihn selbst die antideutsche Haltung aber ein Frapper les Bourgeois darstellt, so, wie er früher soziale Sicherheit und Arbeitsplatzgarantie als die Nachteile, Lenkwaffenkeuzer, Atomraketen und bewachte Grenzen aber als die Vorteile des Sozialismus bezeichnete. Und für so manche Jung-Linken ist es eine Art Mode, oder sagen wir Distinktionsinstrument. Dazu bringe ich bis zum Wochenende noch ein eigenes Posting.

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Ziwo,
ja, ungefähr so. Und ein völkisches Weltbild mit der Kritischen Theorie zu begründen ist so, wie Einstein heranzuziehen, um zu erklären, wieso die Welt eine Scheibe ist.

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Vielfältige Quellen
Witzig finde ich ja, wie dieses Wahn- und Feindbild einer einheitlich "antisemitischen Linken" (vgl. google) generiert wurde.

1. Ganz vorne dabei, auch in historischer Hinsicht, sind jene Propagandisten, die heutzutage bereits in neocon-neoliberalen Kreisen angekommen sind. Dort gibt es - nachweislich - zahlreiche Berührungspunkte mit rechtsgerichteten Think Tanks. Schon ulkig, sorry, es klingt so, wie ich es schreibe, wie eine klassische Verschwörungstheorie, aber Kinders, ich habe sogar stichhaltiges Beweismaterial für meine Behauptung. Im ADF-Forum tummeln sich übrigens nicht nur die staatsfernsten Anarchisten, wenn ich das mal so anbringen darf.

2. Von historisch großer Bedeutung dürfte, vermute ich, ein sehr spezieller 80er- und 90er-Jahre-Diskurs von Likudniks und anderen Bellizisten in Bezug auf die deutsche Linke sein. Dort wurde als Propagandafigur jegliche Israelkritik als "Antisemitismus" denunziert bzw. vermeintlich enttarnt, - und dieses unausgegorene Ideenkonstrukt hat sich dann weiter verbreitet. Was z.B. durch die AEI und ähnliche Organisationen gezielt gefördert wurde. Agendasetting nennt man das wohl.

3. Dazu kommt eine gewisse, in meinen Augen hochgradig kindische, weil nur auf Krawall orientierte Bewegung, die in Zusammenhang mit der dt. Wiedervereinigung entstand - und bis heute eine Vorliebe für englische Fußballclubs pflegt.

Das passt prima.

Denn dieser Teil der Hardcore-Antideutschen sind meistenteils hohle Polithooligans. Im Extremfall finden dieses Spektrum das ähnlich geil wie Stiefelnazis, wenn sie "Antifas klatschen". Weil, so lautet die offizielle Begründung, die Antifas ja "Antisemiten" seien.

Echt wahr.

4. Es ist m.e. ein altbekannter Zustand linksextremistischer Zustände und Organisationen, dass es dort neben Streit, Machismen und Aggressionen, zahlreiche Abspaltungen, oft feindseligster Natur, gibt. Quasi ein Faible für Aufruhr ohne Grundlage. Dazu kommt der Reiz, mit einer derartigen, völlig überdrehten, Haltung auf der richtigen, normativ unbezweifelbaren Position zu stehen. Ein Faible für normativen Rigorismus. Es war vor diesem Hintergrund recht einfach, für die antideutsche Inquisition Anhänger zu gewinnen.

Die Quellen für diese Entwicklung sind also recht verschiedenartig. Das systematische inquisitorische Aufladen jeglicher Diskussion mit Unterstellungen und Begriffen von Schuld, das wiederum führt und dient zur Diskursabwehr.

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Besonders lustig finde ich das hier:

Die "Nutzlosigkeit Foucaults für die antinationale Linke" behauptet sie in dem Dossier "Fasten Your Seat Belts" (Nr. 7/98). In der Aufnahme dekonstruktivistischer oder poststrukturalistischer Motive durch Günther Jacob und andere will sie eine "Heideggerisierung der Linken" erkennen, mithin eine Rückkehr zur "nazistischen Philosophie", die "das Denken durch das Denken zu liquidieren und aus dem Sprechen ein Raunen zu machen" versucht habe. Foucaults "Nominalismus" sei nur ein "billiger rhetorischer Kniff", er stehe in der "sophistischen Tradition". Die "Absicht des Dekonstruktivismus" sei es, "das Denken zu beseitigen, um die Macht zu verewigen".

Die Freiburger Danebendenker hatten immer schon besonderen Unterhaltungswert.

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Ich weiß irgendwie nicht, wo ich anfangen soll. Einerseits wird Antideutschen unterstellt, sie würden Deutschland am Vorabend eines 4. Reichs sehen (was sie Anfang der 90er taten), andererseits wird ihnen vorgeworfen, als überaffirmative Prowestler ihren Frieden mit Deutschland gemacht zu haben (was wenige unter heftigem Protest aller anderen ltzten Sommer mal durchscheinen ließen.)

Und dann sowas:

jolly rogers:
"da ist man sich auch schnell einig, dass der wertmullah recht hat mit seiner fatwa (siehe absage an die demo vom 28.01.07), dass der jude zu funktionieren hat, wie die antideutschen es befehlen, ansonsten er ein links- oder rechtsabweichler ist...
meschuggeneren scheißdreck hat man seit dem ende des 1000-jährigen reiches nicht gelesen."

Mal abgesehen vom Inhalt, der wirklich völlig von der Rolle ist, ist der Sprachgebrauch echt weit daneben. Zur Frage der ILI-Demo hat die Bahamas eine Veranstaltung gemacht, die wesentlich differenzierter war als hier unterstellt und die ich protokolliert habe:
http://www.classless.org/2007/01/28/bahamas-und-die-israelsolidaritat/

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wer wirft den antideutschen vor, "ihren frieden mit deutschland gemacht zu haben"? mir ist das vollkommen neu.

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Der Bericht über die Bahamas-Veranstaltung liest sich in der Tat nicht schlecht. Ich kann nun nicht für andere Kommentatoren sprechen, nur: Was ich mit überaffirmative Prowestler meinte, war nicht, dass diese ihren Frieden mit Deutschland gemacht hätten, sondern, dass sie sich mit den israelischen Streitkräften und zunehmend auch dem US-Militär in Irak und Afghanistan identifizieren würden und in ihrer Prowestlichkeit eine Trennung zwischen "dem Westen" und Deutschland behaupteten. Ich meinte damit auch nicht alle Antideutschen, aber dass es so etwas im antideutschen Lager gibt lässt sich wohl kaum bestreiten - vgl. Lizas Welt, die von Dean erwähnten fanclubartigen Straßenantideutschen, aber auf einer intellektuelleren Ebene durchaus auch die ISF.

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Naja, man sagt dazu Grigat-Fanclub.

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@classless:"Dementsprechend ist der Zionismus für die kommunistische Kritik zwar nicht die richtige Antwort auf den Antisemitismus (das wäre nach wie vor die Errichtung der klassen- und staatenlosen Weltgesellschaft, die freie Assoziation freier Individuen, die befreite Gesellschaft, die es den Menschen ermöglicht, ohne Angst und Zwang verschieden zu sein), aber er ist die vorläufig einzig mögliche.

Hier wird deutlich, daß der kategorische Imperativ in der Marxschen Fassung und in der bereits angesprochenen Adornoschen sich keineswegs widersprechen, daß also Adornos Forderung, alles Handeln so einzurichten, daß Auschwitz sich nicht wiederhole, nichts ähnliches geschehe, nur dann entsprochen werden kann, wenn man sich der Marxschen Forderung verpflichtet fühlt, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Der zionistische kategorische Imperativ lautete dann, vom materialistischen Verständnis aus betrachtet, in etwa: Solange es Menschen gibt, die sich zwar dem Marxschen Imperativ verpflichtet fühlen, mit ihrem Anliegen aber keineswegs erfolgreich sind, versuchen wir dem Adornoschen Imperativ dadurch gerecht zu werden, daß wir mittels Gewalt die körperliche Unversehrtheit von Juden und Jüdinnen gewährleisten. Oder, mit den Worten der Initiative Sozialistisches Forum aus Freiburg gesagt: „In dieser Perspektive ist Israel der bewaffnete Versuch der Juden, den Kommunismus noch lebend zu erreichen.“ Solange die emanzipative Überwindung von Staat und Kapital keine Aussicht auf Erfolg hat, gilt es, kritische Theorie als entfaltetes Existenzialurteil zu betreiben (vgl. Horkheimer 1937: 201) und an einem materialistisch zu interpretierenden zionistischen kategorischen Imperativ festzuhalten: alles zu tun, um die Möglichkeiten reagierender und präventiver Selbstverteidigung des Staates der Shoahüberlebenden aufrecht zu erhalten."

-diese Conclusio Grigats halte ich eben für sehr reduktionistisch und auch nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Wenn ich selber wiederum mal die Zeit dazu finde, unternehme ich gerne einen Versuch, Grigat vom Kopf auf die Füße zu stellen.

@Ziwo: Kurz und trocken, ja!

By the way: Ein jüdischer Freund von mir stellte die Positionen der Antideutschen unlängst in Israel vor und erntete völliges Unverständnis, Resümee: "Das ist ein Problem, das die Deutschen unter sich ausmachen müssen, es hat nichts mit uns zu tun!"

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