Dienstag, 8. Januar 2008
Nazis mit A 15 Bezügen
Auch das Neue Deutschland bringt mallesenswerte Artikel; dieser gehört dazu:

http://www.neues-deutschland.de/artikel/122006.html

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In sämtlichen mir bekannten erfolgreichen Transformationen von faschistischen Regierungen hin zu tragfähigen demokratischen Strukturen inklusive einer für mich irgendwie auch bewundernswerten Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit hat es eine Phase gegeben, in der ehemalige faschistische Täter nicht wirklich verfolgt wurden bzw. sogar im Staatsaparat belassen wurden (Deutschland, Chile, Spanien, Argentinien -> auf RBA wird am 17.1. btw. eine wohl sehr lesenswerte Aufarbeitung der arg. Diktatur von Baltazar Garzón und Vincente Romero erscheinen: El alma de los verdugos).

Ich denke schon, dass es in Deutschland eine recht erfolgreiche Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit unserer Gesellschaft gegeben hat. Die Situation war sicher in den 50ern anders, aber vielleicht geht es gar nicht so schnell.
Ich fänds überzeugender, wenn das Neue Deutschland mal darüber nachdenken könnte, warum sich gerade auf dem Gebiet der ehemaligen Fackel der Internationalen Solidarität der Werktätigen, xenophobe und faschistische Einstellungen einer so große Akzeptanz erfreuen.
Ich finds ernsthaft bedauerlich und mein das jetzt überhaupt nicht höhnisch, aber Geschichte verläuft eben nicht immer in moralisch geraden Bahnen und die bundesrepublikanische Aufarbeitung halte ich im Endeffekt erfolgreich, und zwar sicher auch mit positiven Ausstrahlungen auf andere Länder.
Irgendwie handelt es sich hier schon irgendwie um olle Kamellen und ich bezweifele stark, dass es eine Kontinuität brauner Strukturen im BKA von den 50ern bis heute gegeben hat. Diese Frage wird aber vom Neuen Deutschland ÜBERHAUPT NICHT gestellt. Weniger fragwürdige linke Zeitungen wie die deutsche Ausgabe von Le Monde diplomatique oder die TAZ würden nach meiner Einschätzung dieser Frage nachgehen. Und da liegt für mich die feine Linie zwischen einer aufklärerischen und einer demagogischen Intention, in der es nur darum geht den "Gegner" seines Wahrnehmungsrasters schlecht zu reden.

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Ich lese das Neue Deutschland zu selten,um den Charakter dieser Zeitung wirklich beurteilen zu können, but:

Alles, was die Kommunisten über Nazis und die Kungelei von Konservativen und Staatsapparat mit diesen schreiben ist wahr.

Alles, was die konservative Presse über kommunistische Wühlarbeit schreibt ist auch wahr.

Ansonsten kursierte im Jahr 1983 beim Bundesgrenzschutz (in diesem Jahr trainierte der BGS auf dem Truppenübungsplatz Sennelager mit Radpanzern und Sturmgewehren mit Granatwerfer-Zusatzlauf das Niederschlagen eines Generalstreiks) ein Strategiepapier, in dem drinstand, dass Neonazis zu schonen seien, weil man sie als Reserve gegen links bräuchte.

Als ich in Spanien bei einem Vortrag thematisierte, wer da mit wem im Faschismus wie gekungelt hat, ging ein Vorstand, der da wohl selber nicht unberührt war während meiner Rede aus dem Saal,und die sonstige Reaktion war "Wie kann der es wagen, das so direkt zu sagen" oder "Endlich sagt es mal jemand". Die Art von öffentlichem Umgang mit der Vergangenheit, wie wir sie vom Umgang mit dem NS kennen wäre dort undenkbar.

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Welche Besoldungsstufe ist eigentlich "Rektor der Humboldt-Universität" ?
Bis Mitte der 60iger waren ausschließlich verdiente Parteigenossen auf diesem wichtigen Posten der Volksbildung der DeutschKratschReplik - verdiente Parteigenossen der NSDAP, versteht sich.

Und welche Besoldungsstufe ist eigentlich "Volkskammerabgeordneter" ?
Wenn ich es richtig im Kopf habe (und das ehemalige DKP-Mitglied v. Ditfurth richtig berichtet) waren 30% der Abgeordneten der Volkskammer Mitglied der NSDAP.

Daß die NVA von Wehrmachtsgenerälen aufgebaut wurde, die in Gefangenschaft spontan ihre antifaschistische Haltung entdeckten, müssen wir nicht erläutern - es hieß, daß die Rote Armee im Laufe der Geschichte des WP von ihren deutschen Bundesgenossen besonders überzeugt waren.

P. S. Wobei wir natürlich all diejenigen, die sich als Denunzianten im "Hotel Lux" verdient gemacht haben, einfach mal weglassen.

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Es waren alte KPDler, die mit der Zwangsfusion mit der SPD nicht einverstanden waren ("man verschmilzt die Stalintreue der Moskauer KPD-Exilanten mit dem Spießertum der Sozialdemokraten"), die die SED die "große Freundin der kleinen Nazis" nannten, so um 1950.

Das der Christian ein korrekter Berichterstatter ist denke ich schon, und das hier sollte man wohl gelesen haben:

http://www.cditfurth.de/block.htm

http://www.cditfurth.de/pds.htm

http://www.cditfurth.de/spd.htm

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Ich hijacke den Thread mit Offtopic-Torpedos, aber ich fänds wesentlich interessanter, sich mal die Stasi Berichterstattung im ND anzuschauen. Vielleicht hab ich da Vorurteile.
Kann man natürlich nicht überall mit mitnehmen. Selbst mit zu 99% fleckenfreien Krawatten - zumindest bevor man die Kleiderordnung gecheckt hat - fühl ich mich als ziemlich technischer, oft externer IT Mann einfach immer noch zu stark von der Chaoten-Schublade bedroht.
In Spanien gabs gerade in den letzten Jahren einige Bestrebungen, noch vorhandene frankistische Symbole zu entfernen. Zugegeben ist es schon ein bischen heavy, dass die überhaupt noch da standen.
In Chile hatten vor dem Putsch Militärs kein besonders hohes Ansehen. Völlig anders als im wilhelminischen Deutschland. Wird so dargestellt, dass sich Pinochet in der Oberschichtsfamilie, in die er einheiratete lange Zeit eher als Underdog sah. In den späten 90ern gabs dann (wieder?) erste Fernsehsendungen, in der kostumbristisch überspitzte Militärfiguren lächerlich dargestellt wurden. Das war echt harmlos, aber die Chilenen meinten damals, dass dies dramatisch "neu" wäre. Irgendwie Gramsci-mässig, den ich nie gelesen habe. Vielleicht haben solche chaplin-mässigen Darstellungen die tiefste Wirkung. Die von den demokratischen Regierungen in Auftrag gegebenen Folterberichte wurden zwar ganz sicher nicht von vielen Chilenen gelesen, aber sie sind öffentlich im Web zugänglich und beschreiben das Grauen so detailliert, dass Teile echt schwer zu lesen sind.
Das hindert natürlich Teile der Gesellschaft nicht daran, den Putsch offen zu heroisieren.
Trotzdem sehe ich das insgesamt als wichtige historische Aufarbeitungsleistung mit positiven Effekten für die Zukunft.

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Absolut sollte man die Bücher Ditfurths gelesen haben.

Seine Abneigung gegen die Mitläufer-CDU hat er in seinen Büchern klar ausgesprochen und auch, daß seine Sympathien eher bei der (damaligen) PDS lagen. Allerdings darf man nicht vergessen, daß zwischen angepaßtem Mitläufer und Täter ein qualitativer Unterschied liegt... einem Duckmäuser vorzuwerfen, er habe nicht genügend Widerstand gg. die Partei des Vorwerfenden geleistet, ist pharisäerhaft und deutet auf ein schlechtes Gewissen.;)

Ditfuths Verdienst ist allerdings, daß er an seinen(!) Idealen mißt und dementsprechend Fragen stellt(e).
Z.B. wie er in dem o.g. Buch einem Ex-SED- und dann PDS-Mitglied vorwirft, dieses oder jenes sei in der DDR "wie im III. Reich" gewesen - und dieser, nach kurzem Zögern antwortet: "Vielleicht müssen wir das III.Reich völlig neu bewerten."
Ein Schenkelklopfer ... der jedem, der sich längere Zeit in Ostdeutschland aufgehalten hat, wie ein Insider-Witz vorkommt!

Man darf natürlich seine Stacheldings-Krimis erwähnen und sein le-gen-däre Kontrafiktion, was wohl im umgekehrten Fall - Anschluß der BRD an die DDR - passiert wäre. Beste Unterhaltung. ;-)

P.S. Hat Ditfurth nicht die vielen Nachwende-Bücher von Ex-SED-, -FDJ-lern und sonstigen "Organisierten" und ehemaligen Profiteuren als Vertriebenliteratur bezeichnet ?

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Ja richtig, da heißen Polo und Golf Baikal und Amur, was ich insofern lustig finde, weil ich mir mal ein ähnliches Szenario ausdachte, wo die Modelle die Namen Luna und Sputnik tragen.

Lesen müsste ich mal diesen utopischen oder besser dystopischen Roman, in dem es darum geht, dass das Attentat auf Hitler geklappt hat und genau deshalb das Dritte Reich bis in die 50er Jahre bestehen bleibt.

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was die mitläufer angeht:
ohne die hätten weder schicklgruber noch dschugaschwili es zu dem gebracht, zu dem sie es schließlich gebracht haben.

in der ddr musste niemand mitmachen. wer sich darauf beschränkte, seine arbeit als arbeiter zu tun, brauchte sich nicht zu kompromittieren. es gab welche, die diese wahl trafen.
wer allerdings etwas besseres, etwas mehr wollte, ein studium, eine leitende stelle oder eine angenehme tätigkeit im partei/staatsapparat einschließlich der medien, der wusste, wo der hammer hing.

von daher wussten all die blockflöten und -pfeifen, mit wem sie sich einließen, was sie gaben und was sie dafür bekamen. und dieses pack sitzt noch immer am trog und bestimmt noch immer über andere leute.

was die kpdsbz und ihre mutationen angeht, sie täten besser, einfach zu schweigen. einen moralischen anspruch kann von denen keiner mehr erheben. wenn sie es doch tun, rechnen sie mit der vergesslichkeit der menschen, oder schlimmer noch, wie auch ein schicklgruber, mit der dummheit der masse.

von daher ist auch die einseitige auseinandersetzung mit den im des mfs zu sehen. das war nicht viel anders als die seinerzeitige auseinandersetzung mit der ss, die das ziel hatte, die parteigenossen und die wehrmachtsdienstgrade zu entlasten.

wie heute ja auch die alten mfs-dienstgrade ehrenwerte menschen sind, ehemalige kameraden vom wachbataillon feliks dscherschinski heute für bund, länder, wirtschaft den wachdienst organisieren und die sed - kader aus der dritten reihe nichts anderes wollen, als dorthin zu kommen, wo die blockflöten und -pfeifen schon sind, am trog. ihr traum: eine koalition auf landesebene mit der cdu. könnte in sachsen nicht ohne chancen sein.

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Als Kontrastprogramm erlebe ich die Linkspartei, wie sie sich in Nordwestdeutschland darstellt: Ehemalige Jugendantifas, Punk- oder auch Technoszene, die gegen Nazis powern und die Partei als Schutzraum und Geldquelle betrachten. Alte BWKLer und KBler, sicher in ihrem Denken linkstotalitär und vulgärmarxistisch die Einen und intellektuell überheblich-rechthaberisch-arrogant die Anderen, aber doch rein menschlich sehr widerständige, risikobereite Leute, schließlich kleine und mittlere Gewerkschaftsfunktionäre und Vertrauensleute, die endlich eine Arbeiterpartei im Wortsinn wollen, zusammen ein Haufen, der wie eine Mischung aus der Gründergeneration der Grünen und der Steinkühler-IGM wirkt. Kein Witz: Bei der Göttinger Linkspartei diskutierte man über "vegane Politik".

Und das ist ein und dieselbe Partei?

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das mit der mischung aus gründergeneration der grünen und igm-vertrauenskörper scheint mir nicht schlecht beobachtet. bei den grünen haben sich dann die frankfurter putzgruppe und die reste des kbw durchgesetzt.dr. h.c joseph fischer als reinkarnation bismarcks, das muss denen erst mal einer nachmachen.

wo aber und wer aber sind die, die bei der die linke west den willen zur macht haben?
die antifa-punks? die alten aus den verschiedenen komischen bünden, die wiedergänger des alten karl m.? die gewerkschaftsfunktionäre, die gelernt haben, von oben nach unten zu funktionieren?
den kleinen gewerkschaftsbonzen, die rechtzeitig gemerkt haben, dass sie sich besser was andres suchen, denen würde ich noch am ehesten diesen willen, an den trog zu kommen, zutrauen. die anderen werden sich der parteilinie unterordnen oder merken, dass sie dort nicht richtig sind.

bei der die linke ost sind die träger dieses willens die alten sed-funktionäre aus der kadrreserve, die in ihrer zeit bei der sed die unterordnung gegenüber den bonzen über ihnen - che, das waren keine feinen, wenn es ums eingemachte ging, oder wie das bei denen hiess, die machtfrage gestellt wurde - gelernt haben, verinnerlicht haben. die waren eben dabei, so allmählich den innerparteilichen aufstieg zu machen, als da ganz plötzlich die ddr implodierte und schluss war mit lustig. für die war die wende eine enttäuschung allergrössten ausmasses, von der siegermacht für hartgeld verkauft, von den eigenen leuten abgewählt, die wissen, was es heisst, vom trog vertrieben zu werden. die wollen wieder dran. und einige sind auch schon dran, man könnte das umfeld der die linke ost auch als abm für die genossen auffassen.
quatschen, diskutieren, die politik als uni-cafeteria mit anderen mitteln, verzeihung, als herrschaftfreier diskurs, ist deren ding nicht, eher das befehlen, durchstellen, störfrei machen.

so eigentlich habe ich da auch meine zweifel, ab da etwas zusammenwächst, was sich eher abstösst.
allerdings wissen die kader ost, die noch immer mehr mitglieder und mehr geld zu bieten haben, dass sie auf den debattierclub west angewiesen sind. allerdings soll bei der die linke ost auch schon die auffassung vertreten werden, dass ostdeutsche listenplätze nur für ostdeutsche genossen sind.
solange der westen genug stimmen bringt, dass die im osten ihre positionen sicher haben, gibt es mit dem zusammenwachsen kein problem.

ein anderes problem könnte sein, dass man sich als rächer der enterbten gibt. die unterschicht, zu deren anwalt sich die linke stilisiert, wählt ungern, und wenn, dann sind da noch andere volkstribunen, die ihre wohltaten den deutschen und nur diesen versprechen.

in neufünfland ist die linke durchaus volkspartei, sie ist zunächst einmal die partei der rentner, die früher einmal in funktionen bei partei/staat/medien waren. sie ist die partei der öffentlich bediensteten, die schon früher partei/staatsnah und -staatstreu tätig waren. sie ist die partei der selbständigen, die früher einmal kader waren, und heute ihre beziehungen gewerblich oder freiberuflich nutzen. sie ist nicht die partei der jugend und auch nicht die partei der arbeiter.

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Im Nordwesten würde ich sagen, dass es die Partei der enttäuschten Grünen und Sozis (eher Mitglieder als nur Wähler) und der Langzeitarbeitslosen mit Abitur und der prekären (taxifahrenden oder gelegenheisjobbenden) Akademiker ist.

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aber wer von denen will (mit wessen hilfe) an den trog? wer sind die kader?

ohnehin erstaunlich dass einer wie der saarländer bogenpisser den anwalt des kleinen mannes geben kann, ohne dass die republik in schallendes gelächter ausbricht.

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übrigens scheint mir bei die linke noch immer nicht klar zu sein, was die eigentlich wollen.

einerseits gibt man sich sozialdemokratisch und klaut ganz ungeniert bei eduard bernstein, der vor hundert jahren für die sozialdemokratie feststellte, dass der weg das ziel sei. ohne diesen zu nennen, versteht sich, aber intellektuelle redlichkeit darf man bei den parteien nicht suchen.

doch sonderbar*), dass ein verein, der sich als jugendlich-dynamisch gibt, da ankommt, wo schon vor hundert jahren einer war.

andererseits wallfahrtet man zu rosa und karl, von marx und engels hört man derzeit wenig, auch lenin scheint man nicht öffentlich zu nennen. man gibt sich über die massen antikapitalistisch, in einer weise, wie das nur noch von der npd übertroffen wird, auch in der ehrlichkeit, weil dort der anderswo latente antisemitismus auch mit unbewaffnetem auge erkennbar ist. was in den hinterzimmern abgeht, wo sich diejenigen treffen, für die sozialdemokratismus ein schimpfwort ist, weiss keiner.

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*) oder eben nicht, wenn man sich überlegt, dass die sozialdemokratie vor hundert jahren vor einem ähnlcihen dilemma stand: war jetzt der bverbale radikalismus ernst gemeint, oder die bereitschaft zur mitarbeit und schrittweisen veränderung.

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a) Ich denke, im Westen sind das die, die grundsätzlich etwas gegen Tröge haben.

b) Lese gerade Sebastian Haffner "Die deutsche Revolution 1918-19" (ex "Der Verrat"), wenn man dem folgt, war die Weimarer Republik (die allerdings nicht als Republik, sondern als Regentschaft Eitel Friedrichs gedacht war) ein Ludendorffsches Konstrukt, das der Sozialdemokratie hingeworfen wurde wie ein Knochen, um sie GEGEN die Arbeiterschaft in Stellung zu bringen. Was, siehe Novemberrevolution, ja auch bestens geklappt hat.

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Aktualisierung hierzu:
Dieter Schenk
Die Braunen Wurzeln des BKA
Broschiert: 375 Seiten
Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt; Auflage: 1 (Oktober 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 359615782X
ISBN-13: 978-3596157822
Größe und/oder Gewicht: 18,6 x 12,4 x 2,2 cm


Buchbeschreibungen
Kurzbeschreibung
Das Bundeskriminalamt hat Wurzeln, die bis in die Sicherheitspolizei des NS-Regimes zurückreichen. Bis in die 60er Jahre hatte die Mehrzahl der leitenden BKA-Beamten eine braune Weste, darunter frühere Schreibtischtäter des Reichssicherheitshauptamtes und Einsatzgruppenleiter der SS. Keiner dieser BKA-Führer hat sich je distanziert und Reue gezeigt, schon gar nicht Trauer.


Über das Buch
Das Bundeskriminalamt wurde von NS-Verbrechern aufgebaut - über die Ergebnisse seiner Recherche ist selbst BKA-Insider Dieter Schenk entsetzt. Schlimmer noch: Bis heute setzt sich die Polizeibehörde nicht mit ihrer braunen Vergangenheit auseinander - und bekämpft rechtsextreme Gewalttäter höchstens halbherzig. Das Bundeskriminalamt hat seine Wurzeln in der Sicherheitspolizei des NS-Regimes. Bis in die 60er Jahre hatte die Mehrzahl der Beamten des Leitenden Dienstes eine braune Weste, darunter waren frühere Schreibtischtäter im Reichssicherheitshauptamt. Sie hatten Erschießungen von jüdischen Frauen und Kindern verantwortet, waren Einsatzgruppenleiter der SS-Mörderbanden in Litauen und Russland gewesen oder in der Geheimen Feldpolizei an der Erschießung von Geiseln und angeblichen Partisanen beteiligt. Andere hatten vor 1945 mitgewirkt, Homosexuelle, Zigeuner und "Asoziale" in Konz entrationslager einzuweisen, bei Exekutionen selbst Hand angelegt oder waren Einsatzführer an der "Grube". So sah die "unpolitische Kriminalpolizei" des Dritten Reiches aus. Keiner dieser späteren BKA-Führer hat sich je distanziert oder Reue gezeigt, schon gar nicht Trauer. Der "Architekt des BKA", Paul Dickopf, war Abwehroffizier des Amtes Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht während des Krieges und machte danach eine schillernde Karriere als Agent verschiedener Geheimdienste, u.a. des CIA. Dickopf machte das BKA zum organisatorischen Abklatsch des Reichskriminalpolizeiamtes und zu einer Versorgungseinrichtung für alte Nazi-Kriminalisten. So war es folgerichtig, dass die Bekämpfung des Rechtsextremismus im BKA nie eine Rolle gespielt hat. Über Jahrzehnte stand einem dafür zuständigen Referat von 30 Bediensteten (neuerdings sind es 60) eine Abteilung von 300 Sachbearbeitern zur Bekämpfung des linken Terrorismus gegenüber. Auch der autoritäre Führungsstil der Clique um Pau l Dickopf vererbte sich auf fatale Weise. Die Behörde lässt sich bis heute nicht "in die Karten schauen". Dieter Schenk, der eine Vielzahl anderer Quellen zu Rate gezogen hat, wurde im März 2000 von Innenminister Otto Schily Akteneinsicht im BKA gewährt - seither wartet er auf eine Nachricht aus Wiesbaden

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es ist mir noch erinnerlich, dass die rechtswissenschaft mitte der siebziger jahre von geistigen heroen beherrscht wurde, die ihre wissenschaftliche laufbahn während des ns-regimes im sinne ihres führers begründeten.

(ich denke da an den zivilrechtspapst larenz, den verwaltungsrechtler forsthoff, den arbeitsrechtler nipperdey. alles später gute demokraten, was man so hört. nur der verfassungsrechtler maunz nicht, der, als kultusminister im freistaat bayern seiner vergangenheit wegen gegangen wurde. seinen lehrstuhl durfte er behalten, und weiter an seinem grundgesetzkommentar schreiben. erst nach seinem tod wurde bekannt, dass er auch einen gewissen dr. frey beraten hatte)

es wird mit den übrigen fakultäten so ähnlich gewesen sein, nur sind mir da die entsprechenden namen nicht geläufig.

ehemalige kriegsgerichtsräte leiteten finanzämter, wer sich in der verwaltung des ns-regimes bewährt hatte, war auch für die verwaltung der zweiten republik brauchbar.

es ist ein verdienst der achtundsechziger, auf diese kontinuitäten hingewiesen zu haben:
unter den talaren der muff von tausend jahren!

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ergänzend:
„(...)Die CSU stellt (...) im August 1958 drei ehemalige Nazis als Landtagskandidaten auf: einen Juristen, der als Beamter im Ministerrang den Arbeitseinsatz im besetzten Polen geleitet hatte,
einen früheren Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der SS, der als Verbindungsmann zu Heinrich Himmler tätig gewesen war, und einen
ehemaligen SS-Mann, `Außenbewacher beim KZ Mauthausen´. Nach zahlreichen öffentlichen Protesten verzichten zwar alle drei auf ihre
Kandidatur, doch die CSU beeilt sich (...) `allen drei Kandidaten ihr volles Vertrauen auszusprechen und vor aller Öffentlichkeit zu bekunden, daß die Vergangenheit der drei Männer kein Anlaß sei, ihre
christlich-demokratische Integrität in Frage zu stellen.´
(...)
Fälle wie diese sind keine Ausnahme.
Wichtige Industrielle wie Friedrich Flick oder Alfried Krupp kommen, obwohl vom Nürnberger Tribunal zu langen Haftstrafen verurteilt, nach kurzer Zeit wieder frei. Die geplanten Prozesse gegen die
Führungsetagen von Verwaltung, Justiz, Gesundheitswesen und Polizei werden von den Alliierten fallengelassen. Ebensowenig werden die
mittleren und höheren Führungsstäbe der Wehrmacht für ihr williges Mitwirken an Hitlers Eroberungskrieg und Völkermord belangt. (...)

In der Justiz dienen mehr als achthundert ehemalige Nazis als hohe Richter und Staatsanwälte. Von den ersten 48 Mitgliedern des Bundesverwaltungsgerichts sind 40 ehemalige Parteigenossen. Das auswärtige Amt zählt mehr als zweihundert frühere NSDAP-Mitglieder in
seinen Reihen, und auch bei der Polizei und beim Verfassungsschutz sind an die 300 ehemalige Nazis in leitender Funktion zugange. In Aachen, Bonn, Mönchengladbach, Köln, Krefeld, Düsseldorf, Essen,
Dortmund, und Gelsenkirchen wird die jeweilige Kripo fast durchweg von früheren SS-Sturmbannführern geleitet.(...)“

(mario krebs, „ulrike meinhof“; rororo aktuell; reinbek 1989;
1280-isbn 3 499 15642 3; s.51/52)

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