Freitag, 5. Juni 2009
Höhepunkte des Spätkapitalismus, heute: Das Mösentoupet
Die aktuelle Fortschreibung des permanenten Körperkults treibt ja seltsame Stilblüten. Kate Blanchet, wie inzwischen ja wahrscheinlich schon die Mehrheit der weiblichen Stars aus dem angelsächsischen Sprachraum, ist untenrum seit vielen Jahren waxed.

(Frau Generator schnippte ja zu diesem Thema kürzlich ein paar interkulturelle Gedanken)

http://avi.antville.org/stories/1899760/#comments


In "Der Vorleser" spielt sie eine SS-Frau, und da es in der Zeit und in Deutschland keine Epilation oder Intimrasur gab, hat sie sich für eine Sexszene ein Schamhaartoupet zugelegt;-)


Unglaublich, was es nicht alles gibt. Fallen eigentlich Leute ohne Tattoo, ohne Piercing und ohne Haarentfernung allmählich unter das Washingtoner Artenschutzabkommen?

... comment

 
Ich würde mir gerne eine Glatze scheren und mit einem Mösentoupet auf dem Kopp auf ein Punkkonzert gehen. Und dann immer rufen: "Ha Ho He – Mösentoupet!"

... link  

 
Hehehe
...großartig!

... link  

 
Tuc, zu den Sternstunden der politischen Unkorrektheit gehörte eine Fete, auf der ein Schwarzer karaokenderweise sang: "Hier kommt der Zulu-Mann, der Zulu-Mann, der Zulu-Mann, der zwölfmal hintereinander kann!" und den moralischen Linken reihenweise die Gesichtszüge entgleisten, während Migrantens sehr viel Spaß hatten. Das wäre übrigens wohl der einzige Bereich, wo sehr Rechte und sehr Linke beide gleich humorlos und biestrig reagieren, wenn auch aus gegensätzlichen Gründen.

... link  


... comment
 
Gibt es auch ein Waxed-Toupet, bzw Abdeckung, genauer: Plastic-Punze, die man sich auf die Schamhaare draufmachen kann, wenn man als Schauspielerin eine Rasierte darstellen muß, jedoch nicht rasiert ist?

... link  


... comment
 
Ich muss mal meine Frau nach ihren Beobachtungen im Freundinnen- und Kolleginnenkreis fragen. Ich vermute, Totalenthaarung untenrum dürfte eher die Ausnahme darstellen, aber Bikinizonen-Trimm ist wohl Mindeststandard. Gepierct oder tätowiert ist in unserem Freundes- oder Kollegenkreis kaum jemand.

Disclosure: Ich hatte vor Jahren auch eine Weile lang untenrum total enthaart, fühlt sich bisschen kühler und sauberer an. Aber irgendwann hatte ich auf die nicht ganz unheikle Prozedur nicht mehr so die Riesenlust.

... link  


... comment
 
Die Anzahl der Leute, die Fragen stellen à la "Fallen eigentlich Leute ohne Tattoo, ohne Piercing und ohne Haarentfernung allmählich unter das Washingtoner Artenschutzabkommen?" ist immer noch zwanzig mal höher als die derjenigen, die tatsächlich so rumlaufen.

Kennt ihr nicht den Film, in dem rasierte, gepiercte Riesenmösen aus dem All die Erde überfallen und am Ende von Tom Cruise in die Flucht geschlagen werden?

Dieser Film ist WICHTIG!

... link  

 
Ah, urfaust, der Meister des intelligiblen Parlierens ist wieder unterwegs. Er schraubt die Wodka-Flasche auf, schaltet im Keller das Internet an, und los geht's!

... link  

 
Ja. Wenn du mich mal rauslassen würdest, könnte ich ja eigene Erfahrungen sammeln. Aber so lange es im Hause Noergler noch jeden Freitag und Samstag heißt: "Der Onkel Noergler ist heute wieder im Keller Laubsäge-Arbeiten machen, und wehe, jemand versucht, mir zu folgen!" werde ich eben nichts als die Rosette des Noerglers kennenlernen, die, sagen wir's höflich, haartechnisch ziemlich am Wuchern ist.

Aber ich beschwer mich nicht. Das Essen ist ok und ich hab Internet.

Bis gleich dann

PS: Soll es heute wieder die neunschwänzige Katze sein?

... link  


... comment
 
Der Vollständigkeit halber will ich ich mal korrigieren: Es geht um Kate Winslet, nicht um Kate Blanchett.
Wobei das am Kern der Sache wohl nichts ändert ;-).

@Mark, ich denke es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Alter der Damen und dem Grad der Haarlosigkeit. Ich vermute, die Totalenthaarung ist bei den jungen Damen weniger Ausnahme als vielmehr die Regel.
Und ich glaube sogar, der Trend geht geschlechterübergreifend zur Totalenthaarung.. Gott behüte.

... link  

 
@216:
Ja, das Alter ist sicher ein Faktor. Ich meinte weiter oben Frauen im Alterssegment von späten 20 bis etwa Ende 30. Und was #geschlechterübergreifend angeht: Sich gegenseitig zu rasieren. kann eine sehr prickelnde Erfahrung sein (setzt aber einiges Vertrauen voraus). Aber genauer will ich das an dieser Stelle nicht vertiefen. ;-)

... link  


... comment
 
...ich warte auf ein rasiertes Axxelhaar mitsamt Axxelhaartoupet ("echt du, schaut authentischer aus du, echt")

... link  


... comment
 
Hat einer hier schonmal daran gedacht, sich mit Heißwachs aber ohne Vollnarkose alle Sackhaare ausreißen zu lassen? Ich fürchte so von der Schmerzerfahrung her kommt das dem mittelalterlichen Zähneausreißen recht nahe.
Naja, Millionen dummer Hühner empfinden es als gesellschaftlichen Standard inzwischen und wachsen wöchentlich. Aber falls dann irgendwas asymmetrisch erscheint, müssen sie hinterher noch zum Schamlippen-Lifting. Übrigens auch sehr beliebt in einigen afrikanischen Ländern, dort allerdings ohne Vollnarkose. Barbarische Sitten allerorts.

... link  

 
Nachdem ich erlebt habe, wie es sich anfühlt, den Arm beim Ausrenken mehrfach gebrochen zu bekommen, was nach Auskunft meines Chirurgen mit der mittelalterlichen Streckbank-Erfahrung exakt identisch sein soll erspare ich mir das. Mir fehlt allerdings auch jedes Verständnis für die Enthaarerei.

... link  

 
Generator, Dein Bezug auf die Schamlippenbeschneidung in Nord/Westafrika ist schon ganz interessant, ich frage mich bei der Enthaarung nämlich auch: Was soll es? Als Antwort bekam ich öfter mal zu hören, dass es halt für Cunnilingus nur Vorteile habe, keine Haare in den Mund zu bekommen (ist plausibel), aber angesichts kreuzbraver WASP-Frauen im Bible-Belt, für die Enthaaren ein Must ist ist eine gewisse Skepsis angebracht, ob das für die der ausschlaggebende Grund ist. Kürzlich schilderte mir eine Frau, mit welcher Pein für sie das Wachsen verbunden sei, ich fragte sie verwundert, warum sie sich denn solchen Schmerzen aussetze, und sie meinte, na, wir Männer wollten das ja so. Als ich erwiderte, na ich ganz bestimmt nicht wusste sie nicht so richtig was zu antworten.

... link  

 
Wieso das verdammte Wachs? Mit Rasierapparat oder Naßrasierer geht das schmerzfrei.

... link  

 
Unter den Schamhaaren Muff von 40 Jahren
@Noergler: Wieso das verdammte Wachs?

Weil man mit Wachs die Haare komplett entfernen kann, was einem die tägliche, nicht unriskante Rasur für eine Zeit erspart, du verhinderter Pussy-Empiriker.

Ubrigens, und deshalb ist die Überschrift mit dem Spät-Kapitalismus zu kurz greifend, haben sich schon meine Urahnen im alten Ägypten die Schamhaare epiliert, noch ehe sie daran dachten, Steine pyramidenförmig gen Himmel zu wuchten. Und schon damals wurde man ausgelacht, wenn man ne wuchernde Muschi für das Zeugnis eines unschuldigen, irgendwie "wahren", Naturzustandes hielt.

... link  

 
Klingt, als ob urfaust nach jeder Rasur im Gesicht aussieht wie nach einem Ninja-Angriff. Aber das beweist noch lange keine generelle Gefährlichkeit des Rasierens. Umgekehrt berichten Frauen immer wieder von Hautirritationen nach Epilation, egal an welchen Körperstellen.

Haare 'untenrum' scheinen ein Problem bei Urfaust zu sein. Immer spricht er davon. Du mußt aber hier nicht ständig die Frustaggression schieben, nur weil Du ein weibliches Genital das letzte mal am Tag Deiner Geburt gesehen hast.

... link  

 
Na, dann macht Onkel Che mal ein bißchen antikapitalistischen Aufklärungsunterricht
Mit unschuldigen und wahren Naturzuständen habe ich es so ganz und gar nicht, und mit Ägypten liegst Du ganz richtig. Im Nahen Osten ist so gut wie jede Frau ganzkörperenthaart, und gerade das hat etwas mit "unschuldig" und "wahr" zu tun: Es gilt als halal im Sinne islamischer Reinheitsvorstellungen, die aber schon von den alten Persern übernommen wurden. Ich erinnere mich daran, dass 1998 ein prominenter Bremer Staatsanwalt beim Anblick einer hübschen türkischstämmigen Rechtspfleger-Azubine zu seinen Kollegen meinte" "Meine Herren, ich wette mit ihnen, die ist rasiert!". Was damals noch dem deutschen Spießer eine exotische Besonderheit, Gegenstand feuchter Fantasien und Anlass ekelhafter Anmache war ist heute deutschpießiger Normalzustand und eines von vielen Symptomen einer gesellschaftlichen Entwicklung der Inszenierung von Körperlichkeit, die m.E. eine Menge mit Biomacht und Herrschaftsdiskurs zu tun hat. Als ich so Abi machte waren die Gruppen von Menschen mit Tätowierungen eng eingrenzbar: Matrosen, Bauarbeiter, Kriminelle, Rockmusiker, Biker und Punks. Gepiercte Leute gab es noch viel weniger, und ein Nasensticker stand damals als Symbol dafür, dass jemand kokste, während antiimps sich daran erkannten, dass sie einen roten Stern ins linke Ohrläppchen eingestanzt hatten. Es gab auch noch den einzelnen goldenen Ohrring bei Männern, der auch für irgendwas stand, ich weiß aber schon nicht mehr, was das wieder war. Die einzige nasengepiercte Person die ich kannte war eine Waffendealerin, also wirklich schon jemand ziemlich Randständiges. Allgemein galten gepiercte oder tätowierte Menschen für die breite Masse der Normalos als verdächtige und zwielichtige Gestalten. In der zweiten Hälfte der 1980er wurde diese Art des Körperkults allmählich akzeptabel, in den frühen 90ern setzte dann eine regelrechte Tattoowelle ein, und in den Kreisen, in denen ich mich so zu bewegen pflege waren innerhalb einer bestimmten Alterskohorte irgendwann untätowierte Menschen eine Minderheit (um Missverständnissen vorzubeugen, ich bin stolzer Tattooträger). Kurz darauf kam dann auch die große Piercingmode, und Mitte der 90er kamen einem die Abijahrgänge, zumindest was den weiblichen Teil anging auf der Straße fast geschlossen tätowiert und gepierct entgegen. Gegen all das als solches ist nichts zu sagen, es fällt aber auf, mit welcher Selbstverständlichkeit subkulturelle Trends, die eben noch mit der Aura des Verbotenen umgeben waren plötzlich zum Mainstream werden, dem alle wie die Blöden nachrennen aus Angst, ein Outsider zu werden. Da beweist sich ja nebenbei das in anderen Punkten meines Erachtens nicht richtige Kulturindustriekapitel aus der Dialektik der Aufklärung ja mal wieder selber.


So, jetzt ist die Intimrasur, bis vor kurzem in den Kulturen des islamischen Orients, Italien, Spanien und Brasilen verwurzelt, in mittel- nordeuropäischen Breiten aber allenfalls bei professionellen Huren verbreitet etwas, das innerhalb einer bestimmten Altersgruppe zum Mainstream mit Anpassungsdruck wird. Parallel zu diesem Körperkult, dieser scheinbaren Inszenierung tribaler Wildheit (Tattoos, Piercings) bzw. besonderer sexueller Offenheit (Intimrasur), diesem Hochsexen wird aber das tatsächlich gelebte Sexualleben eher braver. Zumindest waren offene Zweierbeziehungen mit erlaubten Seitensprüngen, Parties, die selbstverständlich und ganz ungezwungen (also auch ohne den Zwang, es zu tun) bei etlichen Beteiligten zu One-Night-Stands führten (als ich im Lebensalter 18 - 25 war für die meisten Partygänger der Hauptgrund, auf Parties zu gehen) usw. früher weitaus verbreiteter als heute bzw. wurden als "normaler" betrachtet. Hat natürlich jede Menge mit Aids und Safer Sex zu tun, sicherlich aber nicht nur. die New Yorker Fetischfotografin Doris Kloster vertritt ja die Meinung, Tattoos, Piercings und SM-Rollenspiele seien alle Ersatzhandlungen für die promiskuitive, hedonistische Sexualität der 70er und frühen 80er Jahre, die in Zeiten von Aids nicht mehr möglich sei.


Da kommt dann aber noch eine ganz andere Komponente hinzu: Parallel mit der beschriebenen Körperinszenierung wird es immer wichtiger, insgesamt schlank und fit zu sein, praktisch jedeR trainiert in irgendeinem Fitnesscenter (wiederum um Missverständnisse zu vermeiden: Ich auch, und mit großem Vergnügen). In einer Zeit immer schwächerer sozialer Garantien, immer ungewisserer Zukunftserwartungen scheint das Ausstrahlen körperlicher Stärke und Souveränität und das Sich-Selbst-Inszenieren als permanente Baustelle immer wichtiger zu werden.

Leistungssteigernde Drogen von Red Bull bis Ritalin genießen eine immer höhere gesellschaftliche Relevanz, und es gibt Studien, denen zufolge ein Großteil der Führungskräfte in der Wirtschaft sowie ganz besonders Leute in "kreativen" Berufen auf der Arbeit regelmäßig gedopt sind. Insgesamt kann das Alles als ein Trend zur "technischen" Erhöhung der eigenen Attraktivität, Selbstoptimierung für eine immer härtere Arbeitswelt und auch eine zunehmende Entsinnlichung (kein Widerspruch dazu, dass auch sexuelle Attraktivität nach dem Leistungsprinzip optimiert wird) angesehen werden.

... link  

 
Das ist ja in weiten Teilen
schön und gut (im Sinne von: richtig beobachtet), aber was ist denn bitteschön "Biomacht" in diesem Zusammenhang?

... link  

 
kuckstu hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bio-Macht

... link  

 
Ah, danke!
In Teilen kriege ich das schon zusammen mit Deinem Kurzabriß.

Ich bin aber nicht so sicher, ob die Diagnose stimmt, dass das reale Sexualleben bei all dem inszenierten Körperkult immer kürzer käme oder braver würde. Braver vielleicht, wenn man es an der Zahl der gleichzeitigen Geschlechtspartner misst. Gleichzeitig höre ich aus glaubhaften Berichten, dass 13-, 14-Jährige Pärchen bereits routiniert Praktiken miteinander ausführen, von deren Existenz ich in dem Alter allenfalls vom Hörensagen wusste.

So einfach, dass heutzutage der Auftritt immer verruchter wird während die eigentliche Praxis immer mehr in den Hintergrund rückt, ist es wohl doch nicht.

... link  

 
Che,
du hast ja nicht unrecht, aber du differenzierst nicht genug. Der Umstand, dass die Haarentfernung die Reproduktion einer alten Kulturtechnik ist, sagt über die Funktion dieser Kulturtechnik selbst noch nichts aus. Genauso kannst du dir unter dem Label "Kapitalismuskritik" Elvis Presley vornehmen: Du kannst seine Musik deshalb kritisieren, weil alle weißen, eben noch offen rassistischen, Bürger plötzlich Neger-Musik tollfinden und zum kulturellen Standard erheben (1.Ebene der Kritik), oder weil du seine Musik schlicht scheiße findest. Und wenn du seine Musik deswegen scheiße findest, weil sie leicht konsumierbar ist, dann sind wir bei ihrer Funktion innerhalb des Kapitalismus (2.Ebene der Kritik). Dass aber der vaginale Kahlschlag die Selbst-Optimierung innerhalb der Leistungsgesellschaft repräsentiert, ist eine bloße Behauptung, die du noch nicht ausreichend belegt hast. Deshalb kommst du hier im Zuge der allgemeinen Ähnlichkeiten (Piercings, Fitnessstudio, SM) auch zu fragwürdigen, weil einseitigen, Ergebnissen, worauf Mark793 zurecht hinweist.

Noergler,
du verstrickst dich buchtstäblich in deinen Schamhaar-Konstruktionen. Vielleicht wäre die Umbennung deines Namens in "sackgesicht" die adäquate Konsequenz deiner Argumentation, die Rasur im Gesicht sei vergleichbar mit der an den Genitatalien.
Über deine schon Loriot-mäßige Aussage "Umgekehrt berichten Frauen immer wieder von Hautirritationen nach Epilation, egal an welchen Körperstellen." wollte ich eigentlich großzügig hinweggehen, aber das widerspricht einfach meiner Neigung, auch kleine Peinlichkeiten aufzuspießen.

... link  

 
@"Dass aber der vaginale Kahlschlag die Selbst-Optimierung innerhalb der Leistungsgesellschaft repräsentiert, ist eine bloße Behauptung, die du noch nicht ausreichend belegt hast." ---- Das ist keine Behauptung, sondern eine thematische Annäherung im Sinne "könnte es nicht so sein" und eine Facette in einer eher multifokalen Betrachtungsweise.

... link  

 
Ich rasier' mir alle 3 Tage die Barthaare, fertich!

... link  

 
ich finde es imemr wieder faszinierend, was man alles zu diesem Thema sagen kann.

... link  


... comment