Donnerstag, 18. Juni 2009
Sir Ralf ist tot
Jetzt hat also auch Ralf Dahrendorf das Zeitliche gesegnet. Er war mit Sicherheit einer der wichtigsten liberalen Philosophen des 20. Jahrhunderts, und im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen auch ein politischer Praktiker, der zuletzt ein gewichtiges Wort gegen Überwachungsstaat und Einschränkung von Bürgerrechten in Zeiten des War on Terror gesprochen hatte. Im Werturteilsstreit und in den Utilitarismusdebatten hatte er Positionen eingenommen, denen ich widersprechen würde, fest steht aber, dass er für einen Liberalismus stand, der den Dialog mit der Linken suchte, um perspektivisch Neues zu entwickeln. Da ist einer der wichtigsten Denker der Spätmoderne gegangen.

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Ja, schade, nech?
Und er war nicht nur ein topfitter Egghead. Sondern auch ein ganz, ganz wichtiger Protagonist der politischen 60er Jahre.

Bin sogar etwas traurig.

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(fehlt nicht viel und die, ähm, liberalen Blogs trauern demnächst wegen einem toten Marxisten)

;-)

Wie auch immer, ich habe mich von Che anregen lassen, einen Beitrag zu Dahrendorf zu verfassen. Ich habe vor allem den Mann selbst zu Worte kommen lassen. Die Paläo-Liberallalas vom rechten Blogufer bloggenden Neo"liberalen", sollten sie das lesen, werden sich halb zu Tode ärgern.

Wegen dem, was Dahrendorf dachte, sagte und schrieb...

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Vielleicht noch der Hinweis auf seine in den vergangenen Monaten gemachten Aussagen in der FAZ.

U.a. seine Belustigung über die Rücknahme der Studiengebühren in Hessen, wo er insbesondere der Linkspartei ein Besitzstandwahren vorwarf. Hat er nicht behauptet, daß mittlerweile auch Studium-Ungeeignete auf die Universiätten geschickt werden ?

Auf jeden Fall hat er schon früh ein role model für LinksLiberale entwickelt, weil er zwar als Träger der Bildungsreformen der 60iger für die Massenuniversität eintrat, sich selbst dann aber lieber in Richtung einer elitären Universität verdrückte - in ein Land wo Klasse und Abgrenzung beliebte Werte sind. ;-)

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Nicht jeder, der Hayek für einen Extremisten hält, ist auch gleich ein Linksliberaler
Dahrendorf war tatsächlich durchgängig ein bürgerlicher Liberaler. Von sich selbst sagte er, dass er "konservative Züge" bei sich findet. Zugleich verabscheute er den aus seiner Sicht maximal "halb-liberalen" Fundamentalismus von Hayek, dem er Vorwarf, sich in Wahrheit nicht für Freiheit, sondern für die Privilegien und Positionsinteressen der Bessergestellten zu interessieren.

Linksliberal war Dahrendorf dennoch nie, trotz einer gewissen Toleranz gegenüber der Sozialdemokratie - und das sagte er auch oft genug. Er sprach von sich selbst sogar davon, ein "Neoliberaler" zu sein und einen "Liberalismus der Kälte" zu befürworten, bei dem es gegenüber Arbeitslosen gerne zu größeren Härten kommen dürfe. Für die meisten der rechtsbloggenden Pseudoliberalen ist jedoch sogar einer wie Dahrendorf "viel zu links", ein "Soze" und bestenfalls "irrelevant".

Echt jezz.

Der ist diesen sich "liberal" nennenden Leuten nicht fundamentalistisch genug. Thats the point.

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