Freitag, 25. September 2009
Hinweis zur Wahl
Ich habe ja unten gesagt, dass ich da nicht so 100% hinterstehe, aber ich finde diese Initiative dennoch unterstützenswert:


http://100blogsfuerdielinke.wordpress.com/

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Wer noch etwas auf Bürgerrechte gibt, kann doch keine Partei wählen, die immer wieder alte Stasi-Konsorten und alte DKP-Kommunisten als Kandidaten aufstellt. Tut mir leid, aber für diesen Aufruf kann ich überhaupt kein Verständnis entwickeln. Aber es ist andererseits gut, dass man endlich mal Klarheit darüber hat, in welche Reihe sich die aktiv verlinkten Unterstützer der SED/PDS/Linkspartei einordnen.

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Stefanolix empfiehlt daher die FDP-Blockflöten, bzw. alternativ die Wahl der SED-Kreissekretärin für Agitation und Propaganda, zumal in deren Partei auch der Bürgerrechtsaktivist Schäuble und eine Vorkämpferin für Internetfreiheit wichtige Positionen innehaben.

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@ noergler: Falsch! Madame - die ja auch von der FDP gewählt werden sill/soll - war FDJ-Sekretärin für Agitprop BEI DER UNI Ost-Berlin! Der wichtigsten Uni der DDR! Wahrlich kein pille-palle-Posten. Ob sie Havemann mitbespitzelt hat - es gibt da Indizien - ist unklar. Herr Tillich ist ebenfalls unbeleckt.

Die FDP hat ebenfalls Ost-Böockflöten übernommen. Neugründungen in der Ex-DDR waren nur SPD und Grüne.

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@stefanolix: Die Partei Die Linke ist im Westen ganz ähnlich zusammengesetzt und sozial verortet wie die Grünen in ihrer Gründungsphase in den späten 70ern. Und schon die West-PDS in den frühen 90ern war eine Partei, in der sich punkige Antifas mit ökigen Grünen trafen, die sich gerade voll Grausen von der stattfindenden Yuppiesierung ihrer Partei abwandten und mit dissidenten Jusos. Die DKP existierte ja als eigenständige Partei weiter und ging gerade nicht in der West-PDS auf. Das, was aus dem DKP-Spektrum dort reinging, kam vom Reformflügel des MSB und vom SHB (der immer halb sozialdemokratisch war und früher vomBündnis SPD-DKP geträumt hatte), aber nicht aus der Partei selber. Und Oskar Lafontaine ist programmatisch der letzte Sozialdemokrat von altem Schrot und Korn.

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Genauso wie Che beschreibt ist es.
Mir fällt es dieses Mal sogar recht leicht, die Linke zu wählen. Die Wirtschaftskrise wird in den nächsten Monaten bei den "kleinen Leuten" ankommen, und Oberschicht und Grossbürgertum haben sich schon, das muss man ohne Neid anerkennen, hervorragend aufgestellt. Umso wichtiger, dass es eine möglichst starke, gut aufgestellte politische Opposition gibt. Man muss mit den Leuten auf der Bank dort ja nicht in allen Punkten einer Meinung sein – Wichtig ist, dass da jemand sitzt und dagegen hält! Mit all der Arbeit, die dazugehört: Die richtigen parlamentarischen Anfragen zur richtigen Zeit stellend, die richtigen Signale sendend, die Stimmung von draußen in den Bundestag tragend. Die Krise kommt, und sie kommt gewaltig!
Ums ganz dramatisch auszudrücken: Die historische Situation gebietet es einfach, jetzt die Linke zu wählen.

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und wenn die kandidaten der die linke im westen allesamt edelmenschen, ja erzengel sind, denen schon bei erschaffung ein kleiner teil der göttlichen eigenschaften allmacht, allwissenheit und allgegenwart verliehen wurde, im beitrittsgebiet verhält es sich leider nicht so.

das sind in meinen augen die alten lasten der sed, man könnte sie auch kpdsbz nennen. dazu noch ein paar nützliche idioten und junge leute, deren karrieregeilheit über den guten politischen geschmack triumphiert, einiges dürfte in zweiter und dritter generation weiterleben. mit links hat das alles wenig zu tun, das sind leute, die von der macht vertrieben wurden und die wieder an den trog wollen, egal wie.

klar hocken die blockflöten auch bei der cdu-ost .
die verstehen sich mit den altlasten des sed-regimes privat übrigens blendend, auch politisch zieht man oft am gleichen strang, zumindest in gemeinde- und keisräten. von daher ist auch die cdu dort keine alternative. wenn ein ministerpräsident tillich öffentlich erklärt, er sei es nachgerade leid, den wessis erklären zu müssen, warum er zu ddr-zeiten ein willicher mitmacher und-läufer war, sagt das alles - sowohl über den herrn selberm wie auch seine parteifreunde, die sich willig als kumpane und komplicen vereinnahmen lassen.

die fdp-kader sind weitgehend nachwendegeschöpfe, die vertreter eines navwende-bürgertums. leider in ihren forderungen so dermassen populistisch, dass das keine alternative sein kann.

die grünen, die im beitrittsgebiet als bündnis 90/die grünen firmieren, kommen von den alten bürgerrechtlern, jenen nützlichen idioten der wendezeit, die der sed einen neuanfang ermöglichten. infolgedessen werden sie von den alten genossen wie von denen, die seinerzeit die ddr abschafften, gleichermassen verachtet.

leider ist auch die spd in manchen gegenden neufünflands nicht so aufgestellt, dass man deren kandidaten politische verantwortung wünscht. jendenfalls erhält frau simone violka meine erststimme nicht, dazu ist sie mir von herkunft (vater nva-offizier) und gewissen aktivitäten (verein für jugendweihe) zu suspekt.

bleibt noch, das grosse kreuz an der richtigen stelle zu machen.

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Nun besteht Deutschland ja nicht nur aus Neufünfland, und ich muss bei der Kandidatenwahl von dem ausgehen, für was die Kandidaten in meinem Wahlkreis stehen. Im Übrigen waren CDU/CSU und FDP im Westen bis weit in die 70er hinein die Parteien, in denen alte Nazis Karriere machten, Arbeitgeberpräsident Schleyer die rechte Hand Heydrichs (Nein, soll dessen Entführung und Ermordung nicht rechtfertigen, ausdrücklich nicht), als honorig angesehene CDU- und FDP-Politiker wie Walther Leisler-Kiep (deswegen zeitweise "Kleisterdieb" genannt) und Otto Graf Lambsdorff erschienen der organisierten Korruption verdächtig, ersterer sogar im Wiederholungsfall, und der aktuelle CDU-Bürgermeister von Braunschweig war früher bei der NPD.

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gleichheit im unrecht gibt es nicht, auch wenn stisy und konsorten immer gerne so tun als ob.

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Ich rede nichtvon Gleichheit im Unrecht, sondern davon, dass viele der konservativen und liberalen Politiker, die lautstark Die Linke als DDR-Verbrecherpartei booen da hinsichtlich ihrer der Vergangenheit ihrer eigenen Läden wenig Anlass zu moralischer Herablassung haben.

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Ich finde es sehr irritierend, dass überhaupt nicht SPD wählende Leute nun darüber befinden, wer ein Sozialdemokrat von "Schrot und Korn" sei.
Mit der Wahl der LINKE wählt man eine Protestpartei gegen ein für mich nach wie vor verteidigenwertes System. Die Regionalpartei einer zu Progromen neigenden Partei, die in den letzten Jahren vermutlich mehr Subventionen erhalten hat als der gesamte afrikanische Kontinent.
Ob nun bestimmte Mitglieder der demokratischen Parteien eine Vergangenheit im Unrechtsstaat der DDR hatten, erinnert mich an die Angriffe gegen Herbert Wehner durch Personen wie Franz Josef Strauß. Im Zweifel muß man davon ausgehen, dass diese Personen ihre Einstellungen geändert haben. In der LINKE gibts dagegen eine Menge Personen, die andere Arten der Legitimation von politischen Willensbildungsprozessen als die einer parlamentarischen Demokratie wünschen. Ich kann da angesichts der sich STÄNDIG wiederholenden totalitaristischen Auswirkungen solcher brillianter Ideen wirklich nur noch herzlich lachen.
Und nein, Che. Die Grünen waren anders durchsetzt. APO Kader wie Joschka Fischer haben sich bereits spätestens nach dem Deutschen Herbst von der Systemfeindlichkeit wegbewegt. Zumindest die Großdemonstrationen der Zeit konnten nur deshalb ein solches Massenpublikum mobilisieren, da sie im Grunde recht bürgerlich waren.

Und wer mein Geschreibsel doof findet, sollte trotzdem wie ich SPD wählen, weil eine Stimme an die LINKE ist regierungsmässig ohnehin verloren.
In der FDP hängen noch zu viele althergebrachten neoliberalen Ideen an. Mit ordentlich Stimmen für die SPD läßt sich schwarz/gelb am besten vermeiden.
Nachdem ihr so lang gewartet habt, läßt sich die Weltrevolution unserer Republik ja nochmal um 4 Jahre verschieben ;-)

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es wäre an der zeit, einmal über die rekrutierung der politischen klasse nachzudenken.

einige überlegungen dazu:

es scheint mir ausgemacht, dass in der ddr beruflich eher mittelmässige leute in die politik gingen. das war so gewollt, denn denen blieb nur das mitmachen. zurück in die produktion wollte von denen keiner, das wurde deshalb auch zur disziplinierung eingesetzt. siehe der knattermime sodann, dem das so gut tat, dass er heute noch nach seiner täterä heult.

ebenso scheint mit ausgemacht, dass die berliner republik die politik eher für das mittelmass anziehend macht, ursache ist hier die rolle der parteien und der entsprechenden apparate. diese entwicklung ist böse.

eine beobachtung der politischen klasse von der weimarer zur berliner republik legt nahe, dass eine sorte leute gibt, die unter jedem regime karriere machen. das mit den technolraten trifft das problem teilweise, offenbar steckt das denen so drin, wie dem brauchbaren journalisten die fähigkeit, für jedes blatt von der jungen freiheit bius zum neuen deutschland einen brauchbaren leitartikel verfassen zu können.

letzterer punkt scheint mir der wichtigste.

lest mal wieder bodo uhse, söldner und soldat.

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es gibt da ein verwaltungsgerichtliches urteil, mit dem die amtsenthebung eines bürgermeisters einer gemeinde bei dresden mit der begründung abgelehnt wurde, der herr sei zwar bis zur wende im geweesen aber danach nicht mehr, er habe sich deshalb als demokrat bewährt.

was solche jugendfreunde wie ein herr tischendorf, diesen einen nur als prototyp der aufstiegsfunktionäre von 1989, die es dann doch noch nit der sed zu etwas gebracht haben, tatsächlich wollen, weiss ich nicht. vielleicht heulen die, wenn sie genug gesoffen haben, genauso nach der revolution wie die antikumpel von der npd und den kameradschaften. die alten cdu-ler ost hätten auch ganz gern die täterä wieder, wenn sie unter sich sind, nehme ich für mich an.

der bürgermeister von glauchau, sowohl von die linke wie der cdu ins amt gehoben, ist studierter ddr-philosoph, also ein ausgebildetes mietmaul in sachen m/l. der wird dann sicher schon im oktober. also zwanzig jahre später ganz dialektisch die these ddr mit der antithese politische wende zur synthese berliner republik verknüpfen und am ende seinen gallimathias noch selber glauben.

ansonsten wählt, wer spd wählt, ausgesprochen taktisch. so bis in einem jahr kann rot-rot auf bundesebene zur ernshaften alternative geworden sein. noch taktischer wäre es, fdp zu wählen. damit unser aller freund guido erleben kann, wie der nächste abschwung sein abschwung ist. allerdings glaube ich nicht, dass die stimmabgabe ein billiardspiel ist, bei dem man über bande spielen kann.

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@"Ich finde es sehr irritierend, dass überhaupt nicht SPD wählende Leute nun darüber befinden, wer ein Sozialdemokrat von "Schrot und Korn" sei." --- Erstens habe ich mal SPD gewählt und tue das mit meiner Erststimme immer noch. Zweitens gilt da, wo ich verortet bin, die Partei Die Linke bereits als sozialdemokratisch und die Tatsache, dass ich überhaupt wähle oder zu Wahlen aufrufe als Anpassungsprozess oder Rechtsabweichung. Ich bin ja auch Gegner des Systems, der inzwischen allerdings langsam in die Situation kommt, es gegen Diejenigen verteidigen zu wollen, die es nach rechts verändern wollen (verteidigen des Sozialstaats). Gegen taktisch SPD wählen ist nichts zu sagen, wir gehen in meinem Freundeskreis ja sogar arbeitsteilig vor: Der Eine wählt mit beiden Stimmen SPD, der Andere rotgrün, die Nächste grüngrün und ich halt SPD/Linke.


Und abgesehen davon bin ich schließlich auch gelernter Politikwissenschaftler und halte mich sehr wohl für in der Lage, auch unabhängig von den eigenen Präferenzen zu bestimmen, was klassisch sozialdemokratische Positionen sind und was nicht, und da ist die SPD seit Schröder in weiten Teilen außerhalb ihrer selbst.

@"Im Zweifel muß man davon ausgehen, dass diese Personen ihre Einstellungen geändert haben. In der LINKE gibts dagegen eine Menge Personen, die andere Arten der Legitimation von politischen Willensbildungsprozessen als die einer parlamentarischen Demokratie wünschen." --- Das sehe ich eben ganz anders. Die skrupellosen Machtmenschen, die einfach nach oben wollten, haben rechtzeitig erkannt, dass mit der SED kein Blumentopf mehr zu gewinnen war und den sinkenden Kahn verlassen. das sind Leute wie Merkel. Die Linke hat ihre Altlasten, ihre Stasirentner und Exapparatschiks, aber eben auch einen größeren innerpaerteilichen Pluralismus als jede andere deutsche Partei - wobei ich sie trotzdem nur als das kleinste zu wählende Übel ansehe und nicht wirklich mit ihr sympathisiere. Die großen, üblen Machtmenschen aus der DDR-Zeit finden sich ganz woanders. Ich lernte vor noch nicht so langer Zeit einen Makler kennen, der einen Vortrag darüber hielt, wie man die Arbeitskraft von Ein-Euro-Jobbern und als Freie Handelsvertreter angeheuerten Bisher-HartzIVern optimal ausnutzt. Nach seinem Vortrag und vielen Bieren erzählte er mir, wo er studiert hatte: Am Marx-Engels-Institut für Marxismus-Leninismus Forschung (oder so ähnlich, kann auch anders geheißen haben) in, glaube ich, Dresden. In Mecklenburg-Vorpommern sind die Jobs in Schulbehörden und Museen netzwerkartig unter Ex-Stasi-Leuten aufgeteilt. Es gibt auch komplette Stasi-Seilschaften, die in den mittleren Führungsebenen von jüngeren Firmen (Gründung seit 1990) im Westen sitzen, und die wählen CDU. Solche Leute sind eher ein Problem als Die Linke als Partei.

@"Die Grünen waren anders durchsetzt. APO Kader wie Joschka Fischer haben sich bereits spätestens nach dem Deutschen Herbst von der Systemfeindlichkeit wegbewegt."---- Also, das haben wir als westliche radikale Linke noch bis 1989 nach dem IRA-Sinn Fein- Prinzip gesehen: Die Grünen sind der parlamentarische Arm und die Autonomen der kämpfende Flügel derselbe Bewegung, die Unterschiede zwischen denen ein Stück weit auch so etwas wie Arbeitsteilung.

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ist doch nur konsequent, wenn einen, der seinerzeit reichlich rotlicht abbekommen hat, heute den schärfsten aller ausbeuter gibt.
so hat er es gelernt, dass kapitalismus wolfgesellschaft ist, in der die grössten verbrecher das meiste für sich einstreichen. kein einzelfall übrigens,

bloss eben, dass die alten kader von der nunmehr die linke ost alles andere sind als nette idealisten, die als gute sozial- und überhaupt demokraten in ihrer freizeit immer noch ihrem traum von allem möglichen nachhängen.

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Also, das haben wir als westliche radikale Linke noch bis 1989 nach dem IRA-Sinn Fein- Prinzip gesehen: Die Grünen sind der parlamentarische Arm und die Autonomen der kämpfende Flügel derselbe Bewegung, die Unterschiede zwischen denen ein Stück weit auch so etwas wie Arbeitsteilung.
Wenn man schon keine Chance auf eine Mehrheit hat, verfügt man zumindestens über einen kämpfenden Flügel. Kann mich jetzt nicht so überzeugen.

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Das habe ich soooo ja gar nicht gesagt. Und in etwa gemeint: Es gab damals ein weites Spektrum alternativer Gruppierungen, das von den Grünen bis zu den Autonomen reichte, und dazwischen noch jede Menge Anderes, von Greenpeace und ai über Robin Wood und Bürgerinitiativen und Basisgruppen bis zum KB und der MG, dann auch noch Schwulen- und Lesbenszene und die "Teilbereichsbewegungen": Friedensbewegung, Anti-AKW-Bewegung, Häuserkampf, Anti-Volkszählungsbewegung. Von zivilgesellschaftlich-radikaldemokratisch bis linksradikal. Und in verschiedener Hinsicht zog diese plurale und disperse Alternativbewegung am selben Strang. Ich würde der demokratischen Bundesrepublik Deutschland in der Tat deutliche Demokratiedefizite anlasten, in Richtung Macht- und Klientelpolitik privilegierter Gruppen, und da war die bunte Gegenbewegung ein sich leider nicht durchsetzendes, aber zeitweise massiv auftretendes Korrektiv. Etwa so sehe ich heute auch das Verhältnis "Rest-Alternativbewegung" - Die Linke. Radikale Gesellschaftskritik und sich daraus ergebende Bewegung ist noch etwas Anderes, sie setzt da an, zielt aber weiter.

ZUm Zustand der Gesellschaft übrigens der untere Kommentarbereich hier, da haben mir die Kollegen ja Einiges an Argumentation abgenommen:

http://metalust.wordpress.com/2009/09/25/honneth-versus-sloterdijk-ernstlosigkeit-und-verquatschtheit-zur-kritik-der-kritik/#comment-2878

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tja, die "linke". ich weigere mich, der partei qua namenshoheit auch die definitionsmacht zu überlassen.
das passiert durchaus gerade und ich finde es gruselig, dass solche leute darüber zu befinden haben sollen. (wo hier grad jemand von rekrutierungspraxis sprach...)

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Per Namenshoheit Definitionsmacht überlassen will ich denen nicht. Wie gesagt, kleineres Übel, und, wie Tuc feststellte, die einzige parlamentarische Kraft, die z.B. Interessen von Arbeitslosen oder Flüchtlingen vertrit. Zum Thema "Stasi" sollte übrigens nicht übersehen werden, dass in Schäubles Umgebung ja gerade diskutiert wird, wie diese ganz real wiedergegründet werden könnte:

http://www.sueddeutsche.de/politik/514/488907/text/

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nanu, herr bundesinnenminister braucht jetzt einen schirm und ein schild für seine partei. gibt ja noch genug alte tschekisten, die ihn dabei beraten können.

oder anders, die sed war keine partei im bundesdeutschen parteienverständnis, das mfs war kein geheimdienst im bundesdeutschen verständnis von öffentlichem recht.

übrigens gab es in der ddr auch betriebskampfgruppen.

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Das ist es doch aber: Ein Inlandsgeheimdienst mit polizeilichen Vollmachten wäre kein Geheimdienst im bundesdeutschen Verständnis von öffentlichem Recht mehr, sondern eine Geheimpolizei. Sicher, der Geheimdienst der italienischen Carabinieri ist das auch, die haben aber, siehe Banco della Agricultura auf der Piazza Fontana, eben auch keine sehr rühmliche Rolle gespielt.

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ja, deutschland soll sicherer werden, hochsicher.

meine rede seit langem, dass es nicht so sehr darauf ankommt, wer kanzler wird, sondern was er nach der wahl macht.

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"Wie gesagt, kleineres Übel, und, wie Tuc feststellte, die einzige parlamentarische Kraft, die z.B. Interessen von Arbeitslosen oder Flüchtlingen vertrit."
… und das bei einem nicht geringem Anteil an unbestritten reaktionärer Stammwählerschaft! Die kleine, leichte Ironie dieses Faktes machte das Wählen dieser Partei für mich vorhin zu einem besonderen Vergnügen. :)

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stefanolix... bitte um Einschätzung
CHE sagte: Das sehe ich eben ganz anders. Die skrupellosen Machtmenschen, die einfach nach oben wollten, haben rechtzeitig erkannt, dass mit der SED kein Blumentopf mehr zu gewinnen war und den sinkenden Kahn verlassen. das sind Leute wie Merkel.

Glaub dem nicht. Das ist wieder sone von Einzelnen auf das Gesamte schliessende Argumentation, nach der die SED Nachfolge-Partei am Ende als eine Widerstandsgruppe gegen das SED Regime dasteht.
Meine Kanzlerin Angela Merkel hat sich in der DDR nicht wirklich politisch engagiert.
Mich würde eine Einschätzung von stefanolix interessieren, der die Realitäten im (für mich und möglicherweise che) Germania Inkognita (5 neue Länder) von innen kennt.
Empirisch existiert IMO eine recht deutliche Korrelation zwischen klassenkämpferischer Agitation und Repression, sobald die Klassenkämpfer an der Macht sind. Natürlich nicht auf che2001 aber anderswo.

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Da spricht der Che ein großes Wort gelassen aus
@Ich lernte vor noch nicht so langer Zeit einen Makler kennen, der einen Vortrag darüber hielt, wie man die Arbeitskraft von Ein-Euro-Jobbern und als Freie Handelsvertreter angeheuerten Bisher-HartzIVern optimal ausnutzt. Nach seinem Vortrag und vielen Bieren erzählte er mir, wo er studiert hatte: Am Marx-Engels-Institut für Marxismus-Leninismus Forschung (oder so ähnlich, kann auch anders geheißen haben) in, glaube ich, Dresden. In Mecklenburg-Vorpommern sind die Jobs in Schulbehörden und Museen netzwerkartig unter Ex-Stasi-Leuten aufgeteilt. Es gibt auch komplette Stasi-Seilschaften, die in den mittleren Führungsebenen von jüngeren Firmen (Gründung seit 1990) im Westen sitzen, und die wählen CDU. Solche Leute sind eher ein Problem als Die Linke als Partei.


Das ist ja der Witz, dass die bei den Blogliberalen so gehassten Stasi-Schranzen sich in manchem Fall unter den eigenen Geschäftspartnern eher finden lassen als in der Linkspartei.

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off topic ... Che, du erinnerst dich doch sicher auch noch an die Kampagne zum Prozess gegen die beiden Gerrys 1990-92 ... http://entdinglichung.wordpress.com/2009/09/27/gerry-mcgeough-auf-abwegen/

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Ooooops...."Freiheit für Garry Hanratty" wurde auch von unseren Leuten plakatiert, damals. Na ja, ist ja der Andere von Beiden;-)

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Traurig …
… man steckt nicht drin, wie sich Menschen entwickeln.
Ich weiss noch, wie angenehm den Genossen aus der Soli der Umgang mit den Beiden war.

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Ich weiß nicht, Salt,
in welchen DDR-Kreisen Stefanolix verkehrte, aber ich weiß, in welchen DDR-Kreisen ich verkehrte, nämlich in denen der ev. kirchlichen Opposition. Was ich da über den „Weißenseer Arbeitskreis“ hörte, deckt sich mit dem, was auch hernach bekannt wurde: Der WA war eine defacto-Außenstelle der Stasi; kaum ein Weißenseer, der nicht IM war. Der Vater der heutigen Frau Merkel, der ev. Pfarrer Kasner, war besonders engagiert, wenn es darum ging, nicht systemtreue Kräften in der ev. Kirche zu bekämpfen. Der war strammer Realsozialist. So viele Deutsche gab es ja nicht, die aus DDR-Begeisterung von West nach Ost übersiedelten.

Selbstverständlich ist die Tochter nicht für den Vater haftbar zu machen, aber da fiel der Apfel direkt neben dem Stamm runter:

Pionierorganisation Ernst Thälmann, FDJ, Studiererlaubnis, Promotionserlaubnis sind bereits alleine Beweis genug für aktive Staatstreue. Wer aber am Studentenaustausch in Moskau und Leningrad teilnehmen und sogar in die BRD (!) reisen durfte, dem hatte die Stasi zuvor das Gütesiegel der 110%igen SED-Treue verliehen, was nicht verwundert, war die Dame doch Kreissekretärin der FDJ an der Universität.

Du siehst, Salt, Dein kontrafaktischer und leicht schmieriger Satz „Meine Kanzlerin Angela Merkel hat sich in der DDR nicht wirklich politisch engagiert“ ist der Schenkelklopfer der Woche. Deine Ändschie war – stasigepüft und stasibestätigt – engagierte SED-Aktivistin.

Nach der Wende waren die schönen Resultate der Honnecker-Arschkriecherei entwertet, für Ändschie aber kein Problem, denn wie man an die Fleischtöpfe der Macht kommt, hatte sie ja schon geübt. Sie mußte nur weiter das tun, was sie am besten konnte: Rein in den richtigen Arsch, und der hieß jetzt Kohl.

Das zutiefst Widerwärtige an dieser Person ist die die ethik-, haltungs- und überzeugungsbefreite Grunddisposition einer Charaktermaske der Macht, die in jeglichem System funktioniert. Würde heute die Berliner Räterepublik ausgerufen, erlebten wir Ändschie in Ledermantel, proletarischer Volkskomissar-Kappe und die rote Fahne schwenkend.

@Hartmut: Ich hatte sehr wohl recht. Weil Du das politische System der DDR nicht kennst, meintest Du, "Kreis"-Sekretärin könne sie nicht gewesen sein, weil Du Dir "Kreis" als "Landkreis" oder so vorstellst, was an einer Uni dann tatsächlich keinen Sinn ergibt. "Kreis" bei der FDJ war aber kein geographischer, sondern ein organisatorischer Begriff.

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danke für die klarstellung. und genau diese großflächige karrieristInnenabwanderung hat in der pds/linke dieses vakuum geschaffen, in dem all solche sonderbaren gestalten, wie ich sie bereits weiter oben verlinkte, ihre kuschelige heimstatt fanden. und kräftig karriere machten und machen.

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Und meine DDR-Connections, Salt
halte ich auch für eigenermaßen aussagekräftig. Das waren zum Einen "Blueser", die DDR-Variante von Autonomen, die so schöne Sachen machten wie proletarische Heldendenkmäler umzukippen und sich als Anarchos verstanden, zum Anderen ein paar Musiker aus Apolda, die vor allem ein hochironisches Verhältnis zu ihrem Staat hatten. Später dann eine Frau aus Stralsund, die in der DDR nicht mitgemacht und dadurch echte Karrierenachteile hingenommen hatte, zugleich aber eine Schwester hatte, die bei der Hauptabteilung Inlandsaufklärung arbeitete und aus ihrer Schwester eigentlich einen "Engel der Arbeit" hatte machen wollen. Die konnte mir bei Museumsbesuchen in McPom bei nahezu jeder Gelegenheit mitteilen, welcher Stasi-Connection das Personal von der Pförtnerin bis zum Custos ihren Job zu verdanken hatten. Ist ja nicht so, dass ich, weil wessi, davon völlig unbeleckt wäre...

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Naja. Die Mehrheit der DDR-Bürger gehörten einfach nicht zu evangelischen oder anarchistischen Oppositionellen. Deshalb interessiert mich halt die Meinung eines autochtonen Bürger jener Region.
Ich halte es auch nicht fair, dass Leute, die nie in einem Unterdrückungsstaat gelebt haben, dermassen über solche urteilen, die in eben jenen gelebt haben.

Der Punkt mit der Korrelation von klassenkämpferischen Politikern an der Macht und Repression bleibt bestehen.

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Die Mehrheit der DDR-Bürger gehörte aber ebenfalls nicht zu den aktivistischen Stützen der Gesellschaft.
Und ich, Salt, werde auch weiterhin über die Schönheit von Schmetterlingen urteilen, obwohl ich nie eine Raupe war.

"Der Punkt mit der Korrelation von klassenkämpferischen Politikern an der Macht und Repression bleibt bestehen." Meine Rede in jeder Hartz 4-Diskussion.

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Wo und wann hat es in Europa zuletzt klassenkämpferische Politiker an der Macht geben? Das war Russland bis zu dem Zeitpunkt, als Stalin die Klassenkämpfer physisch liquidieren ließ (also 1918-36) und eventuell noch Yugoslawien unter Tito, aber sonst?

In Spanien machte eine wichtige Fraktion der Klassenkämpfer den Fehler, dass sie zuwenig Macht wollte.

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Hachja, danke für die ordentliche Diskussion hier. Es tut gut soetwas mal zu lesen und nicht jene alte Stasi-Vorwurfsschlacht. Habe mich in diesem Wahlkampf das erstemal für Die Linke im tiefen Osten engagiert -- und so sehr es stimmt, dass da alte SED-Leute dabei sind, so sehr wird das auch aufgearbeitet. Die oben angesprochene und ich glaube auch medial dahinterstehende Parallele SED-Mitgliedschaft und NSDAP-Mitgliedschaft ist einfach völlig wirr.

Und, vert: Ich denke nicht, dass deine Beispiele tatsächlich repräsentativ sind...

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@Che: Tito war repressiv.
http://de.wikipedia.org/wiki/Josip_Broz_Tito (s. Kapitel Der Staatschef der Nachkriegszeit). 1945 ff. lass ich ja noch als Nachkriegswirren durchgehen. Damit hörte es aber nicht auf... und Familien von exil-slowenischen Freunden während Schul- und Studienzeit waren auch nicht so gut auf Tito zu sprechen.
Im spanischen Bürgerkrieg hat auf der Seite der Republik ein eigener Bürgerkrieg stattgefunden. Machtbewußtsein hatten da alle Gruppen, s. Antony Beevors Standardwerk.

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Halte zwar nix von der LINKE und bin bekennender Wiedervereinigungs-Skeptiker.
Mit dem Stasi-Vorwürfen kann man aber imho schon ein wenig großzügiger umgehen. Dieses ewige Nachgrätschen einer lange vergangenen und historisch zumindest für Interessierte gut aufgearbeitete Zeit macht irgendwann keinen Sinn mehr.

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"Dieses ewige Nachgrätschen einer lange vergangenen und historisch zumindest für Interessierte gut aufgearbeitete Zeit macht irgendwann keinen Sinn mehr."

Irgendwann vielleicht, aber:

Die eben im Amt bestätigte Frau Bundeskanzler erwarb sich ihre politische Erstsozialisation als FDJ-Sekretärin, und das bedeutete nicht, dass sie dafür Steno und 10-Finger blind können musste.

Die Regierenden in den Ländern Neufünflands und ein guter Teil der Landtagsabgeordneten waren in einem anderen Staat auch schon die angehende politische Klasse, sei es in der Staatspartei SED oder den willigen Blockparteien.

Die Freunde von der Tscheka sind auch nicht ins bodenlose gefallen, bei denjengen, deren Leben sie zerstört haben, sieht das etwas anders aus.

Was ich nicht verstehe, ist, dass man uns das auch noch als Revolution verkauft. Da wollten ein paar Abteilungsleiter Vorstand sein, und wurden zwischendurch vom Mitbewerber übernommen, um es in der Sprache des Wirtschaftsteils zu formulieren.

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Wir können uns das Leben in einem totalitären Staat nicht vorstellen.
Dass sie als Backfisch die in jenem Land üblichen Parolen herunterbetete, find ich ehrlichgesagt nicht so schlimm.
Auch was Gisy oder andere SED-Genossen gemacht haben.
Herbert Wehner hätte ohne notwendige Anpassung das Hotel Lux sicher nicht überlebt. Helmut Schmidt hatte Führungsverantwortung in Hitlers Wehrmacht. Die junge Bundesrepublik griff auf viele alte NSDAP Kader zurück.
Der nächste uruguayanische Staatspräsident wird aller Voraussicht nach ein gefolterter ex-Tupamaro Terrorist sein, der 14 Jahre in Gefängnissen von Militärdiktaturen gesessen hat und sagt, dass er keine uralten Generäle in Gefängnissen sehen will. Den Urugayos sind die Greuel dank früherer Aufarbeitung wohl noch klarer als den Chilenen.

Die DDR besaß keine Konzentrationslager, die wirklich jede Vorstellungskraft sprengen. Ich find nicht, dass man da ewig nachhaken sollte.

Schlimm find ich, dass viele von ihnen im Hinblick auf meine exotischen Spezialthemen Kuba und Venezuela die unproduktive autoritäre Blindheit jener Systeme nicht durchschauen oder sie sogar zu einer prima Alternative erklären. Oder das Umfragen unter Neufünftland Kindern zeigen, dass dort die nicht-personalisierten problematischen Aspekte des Systems offenbar unter den Tisch gekehrt werden. Vielleicht übrigens auch als Reaktion auf westdeutsches fingerpointing.

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Ich kann mir das Leben in einem totalitären Staat sehr wohl vorstellen, dazu sind mir die Erzählungen meiner Eltern und anderer Leute aus der Generation aus dem Nationalsozialismus zu nahe, ebenso die Ergebnisse meiner eigenen historischen Forschung zu dem Thema, die Berichte von Leuten aus der DDR, auch die Erfahrungen meiner kurdischen Freunde, von denen viele jeden Abend Tabletten oder eine Flasche Rotwein nehmen MÜSSEN, weil sie sonst nämlich nachts die Hubschrauber kommen hören. Die verbinden mit der Frage "Coca oder Pepsi?"die Frage nach der Flaschenart, die man gleich in den Arsch gerammt bekommt, und Etliche von denen haben sich in Saddams KZ-ähnlichen Folterknästen kennengelernt. Und gewisse Erlebnisse mit der ägyptischen Polizei ebenso wie die Erfahrung, bei einem politischen Ermittlungsverfahren im demokratischen Staat wochenlang systematisch observiert zu werden stecken mir auch noch in den Knochen.

Liegt die besondere Aufmerksamkeit der Uruguayer nur an einer besseren Aufarbeitung gegenüber Chile? So weit ich weiß, ist Uruguay der Stat, in dem weltweit prozentual zur Gesamtzahl der Bevölkerung die meisten Menschen gefoltert wurden, und zwar mit sehr weitem Abstand. Eleuterio Fernandez Huidobro habe ich übrigens mal persönlich kennengelernt.

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Die meisten DDR-Bürger wurden nicht zu Opfern von Folter. Ich kann mir diese alltägliche spezifische Anpassung an eine sehr enge Interpretation der Wahrheit genauswenig vorstellen wie wochenlang observiert zu werden. Ich fänd das anmassend.

So genau kenne ich mit Uruguay nicht aus und meine Mutmassungen möchte ich diesem Blog ersparen.
But...
Ein Mann der hinter deinem Tupamaros Unterstützungs Link steht - José "Pepe" Mujica - wird im November die Wahlen gewinnen und Staatspräsident.
In einem längeren Interviews ist er nicht nur mir als sehr schlagfertig und unterhaltsam aufgefallen. Lebt mit seiner Partnerin aus Guerrilla-Zeiten in einem bescheidenen Haus in ebensolcher Wohngegend. Setzt den gemäßigten Kurs von Tabare Vazquez fort.
Auf die Frage ob er die Zeit in der Guerrilla bedauere, antwortete er ja und zwar einzig darum, dass es ihnen damals nicht gelungen ist, das Militärregime nicht schlagen konnten.
Anders als unsere LINKE versucht er, die Wahlen in der Mitte zu gewinnen.
Im Gegensatz zu unserer Republik, hab ich mich in den letzten 20 Monaten politisch eher nach links bewegt. Aber es ist eben diese Kompromißlinke.

Unsere Gesellschaft hat liberale UND sozialistische Wurzeln. Bin gespannt wie sich diese rechtsliberale Regierung angesichts der vielen, vielen Probleme schlagen wird.

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Na ja, wenn man sich jahrelang als Historiker mit fast nichts Anderem beschäftigt, wie der Alltag unterm Hakenkreuz aussah und parallel Folteropfer im Bekanntenkreis hat und in der Flüchtlingssozialarbeit verwurzelt ist hat man vielleicht eine andere Art Vorstellungsvermögen. Zumal das Erlebnis der Dauerbespitzelung da noch mal für eine andere Sensibilität sorgt. Wenn die Briefe an mich zwei Stunden später ankommen als die für den Rest der Hausgemeinschaft, man nachweisen kann, dass das Telefon abgehört wurde und schon der Mitbewohnerin ein angebliches Dienstfahrzeug der Post im Schrittempo zum Müllcontainer nachfährt, ganz zu schweigen von den Motorrädern und Autos, die mir in die Stadt nach fuhren und sich nach Funkkontakten etappenweise ablösten, da ist man kurz davor durchzudrehen. Obwohl ja überhaupt nichtspassiert ist. Die haben es so gemacht, dass man es merken sollte. Und wir bei wichtigen Besprechungen das Telefon in den Kühlschrank gestellt und gleichzeitig Musik und die Dusche aufgedreht.

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Hallo,
ich bin hier noch einige Male angesprochen worden und soweit es nicht um aktuelle Politik geht, werde ich auch antworten. Denn ich werde ab heute abend kein politischer Blogger mehr sein, aber die Fragen zur DDR betreffen ja meine eigene Biographie.

Die meisten hier wissen, dass ich Jahrgang 1967 bin und dass ich folglich die 1980er Jahre politisch bewusst erlebt habe. Ich habe mich schon sehr zeitig für Politik interessiert (via Deutschlandfunk waren wir auch in Dresden nicht im Tal der Ahnungslosen und in unseren Kreisen gingen auch sehr viele SPIEGEL-Exemplare um). Über die Jahrzehnte vor 1980 habe ich sehr viel von vertrauenswürdigen Zeitzeugen gehört.

In der DDR gab es in den Achtzigern noch jede Menge Karrieristen. Es waren darunter nicht nur Dünnbrettbohrer, sondern auch kluge und fleißige Menschen. Soweit ich es beobachten konnte, sind blanke Karrieristen ausschließlich in die SED gegangen. Allerdings wurden das »gegen Ende« der DDR immer weniger.

Die Entscheidung für eine Blockpartei fiel vor allem deshalb, um Ruhe zu haben und vielleicht ein klein wenig »etwas zu werden«. Allerdings konnte man ab 1980 auch als Parteiloser beruflich (unpolitisch) aufsteigen, im allgemeinen war man dann aber im FDGB und als Student in der FDJ gewesen.

Ohne tagespolitische Erwägungen heute zu berücksichtigen, schätze ich ein: Angela Merkels Strategie in der DDR bestand darin, ihre Ruhe zu haben und ihre Nische zu besetzen. Angela Merkel war keine Karrieristin, die im Staatsapparat der DDR eine Karriere oder eine Machtposition anstrebte. Sie wollte ihren Hintern im Warmen haben, aber man kann ihr auch nicht unterstellen, dass sie in der DDR-Zeit mit ihren Füßen nach unten treten wollte. Und nein, ich habe heute mit keiner Stimme CDU gewählt!

Zur Empirie von Klassenkampf und Repression, die Salt ansprach: das wäre ein Thema für ganze Bücher. Ich verweise auf Kuba, ich verweise auf den Anfang der SED-Herrschaft, ich verweise auf diverse Revolutionäre in Afrika. Am Ende der DDR-Herrschaft haben nur noch wenige echte Klassenkämpfer Repression ausgeübt, weil längst die blanken Karrieristen (ohne inneres sozialistisches »Bewusstsein«) übernommen hatten.



PS (Ergänzung des Kommentars): Ich war für wenige Jahre vor der Wende in evangelischen Jugend- und Studentenkreisen. Das war aber in Dresden und Weimar, weit von Berlin. Wir waren natürlich misstrauisch gegenüber der Ost-CDU und wir haben immer befürchtet, dass wir beobachtet werden. Aber der Kreis um den Vater von Angela Merkel war mir in der DDR nicht bewusst.

Es war immer eine Gratwanderung. Die Evangelische Kirche hat beispielsweise den NVA-Verweigerern geholfen, dass sie als SPATEN-Soldaten noch studieren durften. Dafür haben sich auch Kirchenfunktionäre schmutzige Hände bei Verhandlungen mit der SED geholt. Das könnt Ihr Euch als Westler so nicht vorstellen. Bei uns ging es nie um die reine linksautonome, liberale oder demokratische Lehre. Dazu fehlte uns schon mal die Theorie, aber dazu fehlte uns auch die passende Lebenswirklichkeit. DDR war immer eine Mischung aus Anpassung und dem Bestreben, so gut wie möglich Rückgrat zu behalten.

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@"Am Ende der DDR-Herrschaft haben nur noch wenige echte Klassenkämpfer Repression ausgeübt, weil längst die blanken Karrieristen (ohne inneres sozialistisches »Bewusstsein«) übernommen hatten." --- Das meinte ich mit meinem Verweis auf Stalin und1936. schon die Gründer der SED waren größtenteils in Moskau von Leuten wie Berija handverlesene Apparatschiks gewesen, aber keine Klassenkämpfer mehr.

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Hallo Che, das stimmt nicht ganz. Es waren eben auch viele alte (wirkliche) Antifaschisten dabei, die nicht in Stalins Moskau, sondern im KZ oder im Himmelfahrtskommando gewesen waren.

PS: siehe auch meinen Nachtrag.

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Ok, ja, das stimmt. Aber das waren größtenteils nicht mehr die Leute, die das Heft des Handelns in der Hand hielten. Die Vorstellung der alten Arbeiterbewegung "Nach Hitler wir" ging im Osten nicht auf, weil die Stalinisten schon dafür sorgten, dass es keine proletarische Selbstbestimmung gab, und im Westen nicht, weil die Übermacht des bürgerlichen Lagers sich schnell durchsetzte, nicht umsonst nennt man das die "Ära Adenauer".

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Meine "bizarre Wahrnehmung" der Linkspartei
Che2001 hat auf der erzliberalen Webseite www.antibuerokratieteam.net gegen meinen Verriss der 100-Blogs-für die-Linke-Kampagne folgendes geschrieben:

"Eine reichlich bizarre Diskussion, vor allem, wenn ich mir anschauen, dass Leute aus meinem Lager von anderen Linken dafür kritisiert werden, dass wir zur Wahl der Linkspartei aufgerufen haben, die als bürgerlich und letztlich eine zweite Sozialdemokratie wahrgenommen wird. Man wirft uns als Linken einen Rechtsschwenk vor, weil wir sie unterstützten, und hier wird Zeter und Mordio Kommunismus gerufen.putzig."

Die ernste Frage ist doch, ob die Einschätzung (auch von mir), daß die Linkspartei "bürgerlich und letztlich eine zweite Sozialdemokratie" ist, nun reine falsche "Wahrnehmung" ist, oder diese Partei korrekt beschreibt. Ich habe mir für meinen Verriss deshalb ja auch die Mühe gemacht, nicht darüber zu schreiben, was sich der eine oder andere Unterstützer der Partei so alles denkt, wünscht und erhofft, sondern ganz profan zitiert, was die Linkspartei in allem Ernst als Programmpunkte hingeschrieben und die Partei darauf vergattert hat. Schon das reicht mir aus, um eben zum Urteil zu kommen, daß da den Adressaten reihenweise Unfug erzählt wird (Ich will noch nicht mal sagen, da0 da die Zielklientel angelogen würde, denn das Schlimme ist ja, daß viele Reformisten in der Linkspartei das völlig Ernst meinen mit deren Versprechen, was diese Partei alles für Arbeiter im Kapitalismus durchsetzen würde, wenn man sie nur ließe)

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Deine Wahrnehmung ist doch nicht bizarr
sondern die des Antibürokratieteams. Ich habe denen Deine Wahrnehmung vor Augen gehalten, weil ich den galoppierenden Unfug, der dort über die ach so kommunistische Linkspartei verbreitet wird abstrus und lächerlich finde. Ich bin ja vielmehr in der Rolle des Alt-Autonomen, der seit über 20 Jahren an politische Arbeit in pragmatischen Bündnissen gewöhnt ist und die Linkspartei da eher als einen Partner betrachtet, von dem man wenig erwartet, den man aber doch mitunter braucht. Und ansonsten als kleineres Übel. Etwa die Rolle, die in den 80ern für uns mal die Grünen spielten. Und sei es nur, um diese oder jene Abschiebung zu verhindern, im Bundestag ab und an unbequeme Fragen zu stellen, als Anmelder für Demos oder als Geldquelle.

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Wie drüben schon gesagt,
es ist völlig egal. Es hat mit einer Linkspartei im besonderen gar nichts zu tun.

Also, Selbstzitat:
Wenn es überhaupt keine Linkspartei gäbe, würden wir die selben dummen Sprüche hören wie schon zu Zeiten, als es auch noch keine Kommunistischen Parteien gab. Es ist doch völlig egal, ob einer Sozialdemokrat, Linksparteiler, Anarchist, Kommunist, Pazifist, Sozialist, Gewerkschaftler oder Gewerkschaftsoppositioneller oder nur ein Hesse-Leser ist.

Ich schlage vor, ein SPD-Abgeordneter stellt sich in ein Reichstagsfenster und ruft die kaiserliche Monarchie aus, als Korrektur aller Reformen. EIn liberaler Kanzler kann die Sozialdemokratie danach dann ja wieder verbieten, womit auch das leidige Krankenkassenthema endlich wieder obsolet würde.
Kündigungsschutz und Achtstundentag können dann auch endlich wieder auf den Müllhaufen der Geschichte fliegen. Dann wärs auch wieder feierlicher.

http://metalust.wordpress.com/2009/09/29/brandt-alias-frahm/

Das erlaub ich mir mal, sorry, Momorulez und Che.

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Und jetzt hast Du Recht, machst es aber noch nen Tacken bizarrer
Ist das kompliziert! Ich hatte die in Vielem richtige Kritik von neoprene an der Partei Die Linke beim Antibürokratieteam zitiert, um den Rechtsliberalen dort zu zeigen, wie diese Partei von radikal links gesehen wird (und es ist unter uns ja durchaus strittig, wie man sich zur Linkspartei verhalten solle), und neoprene scheint dies wiederum als Kritik an sich zu werten, als die es aber nicht gemeint war.

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Ach, unbeabsichtigt, der Tacken.
Will auch nicht neoprenes Kritik kritisieren, im Gegenteil.
Was die Reaktionen auf den Wahlsieg aus "der Wirtschaft" und das seit Jahren in Blogs unabhängig von diesem Wahlsieg gelesene mir nur zeigen ist, dass denen das alles egal ist.
Finde auch, jetzt von links Steinmeier abzumeiern, ist doof. Er wird ja schon von seinen bisherigen Gesprächspartnern, die sich seiner bedient haben, abgemeiert mit der Rede von den bremsenden Sozialdemokraten, nachdem er und Steinbrück mit Merkel ihnen den ganzen verdreckten Laden gerettet haben - es ist ja historisch immer dasselbe, auch mit den Gewerkschaften. Sie schaffen es noch, Steinmeier zum Linksextremen umzuwidmen, wenn er sie ernstlich mal kritisieren sollte. Der kleinste Ausbruchsversuch aus der historischen "Objektivität" würde ja sofort ihrerseits zu KOnsquenzen führen, wie wir sie schon kennen.

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