Samstag, 14. November 2009
So mal am Rande, im Rahmen meines Bildungsauftrags
che2001, 17:45h
und als theoretische Unterfütterung der Diskussionen zu Sarrazin, Heinsohn & Co:
Politisch-ideologische Verortung der wichtigsten deutschen Sozialdarwinisten und Rassenhygieniker
Ernst Haeckel: 1834–1919, deutscher Zoologe, Philosoph und Freidenker Freisinniger, d.h. Linksliberaler, Demokrat, Republikaner, Pazifist, aber Befürworter der Todesstrafe, Wirtschaftsliberaler, Antisozialist, Anhänger eines elitären Menschenbildes, ging von biologisch festmachbaren Bildungseliten aus, Freidenker, Antidialektiker, begründete mit dem Monismus eine eigene Religion ohne Gott.
Heinrich Ernst Ziegler, (1858–1925), deutscher Zoologe: Anhänger des Haeckelschen Monismus, im Gegensatz zu diesem aber weit polemischerer Gegner der Sozialdemokratie, Befürworter der Sozialistengesetze, Sozialimperialist.
Otto Ammon, (1842–1916), deutscher Anthropologe: Freidenker, Antisemit, Sozialaristokrat, d.h. Anhänger der Vorstellung einer biologischen Inferiorität der Arbeiterklasse und einer geistigen Überlegenheit von Adel und Bourgeoisie, Militarist und Monarchist.Anhänger des nordischen Gedankens.
Ludwig Woltmann, 1871-1907, deutscher Anthropologe, Zoologe und Neukantianer: Revisionistischer Sozialdemokrat, Kautsky-Darwinist, Kolonialrassist.
Wilhelm Schallmayer, 1857–1919, deutscher Arzt: Anhänger der Fortschrittlichen Volkspartei, in religiösen Fragen indifferenter Agnostiker, forderte „Rassenkampf statt Klassenkampf“, Kriege und Kolonialkonkurrenz wurden als freier Wettbewerb im liberalen Sinne angesehen. Formulierte die Kerngedanken der Erbhygiene.
Ernst Ploetz, 1860-1940, neben Schallmayer wichtigster deutscher Eugeniker seiner Zeit: Politischer Utopist, forderte einen technokratischen Ärztestaat nach rassehygienischen Grundsätzen, befürwortete die Tötung „unwerten Lebens“, dennoch Demokrat im Sinne der Demokratie als formaler Staatsform, Anhänger des nordischen Gedankens, Thule-Mystiker, kein Gegner von „Rassenmischungen“, kein Antisemit, Befürworter der Judenassimilation.
Eugen Fischer, (1874–1967), deutscher Mediziner, Anthropologe und Rassenhygieniker: Kolonialrassist härtesten Kalibers, Vertreter der Apartheit, setzte Sterilsierungen von Mischlingen durch, Bundesgenosse von Ploetz beim Aufbau nordomanischer Logen und Bünde.
Fritz Lenz, 1887-1976, enger Kollege Fischers: Romantischer Nordomane, Sozialaristokrat, „Euthanasie“-Befürworter, Sterilisationsfanatiker, sehr moderater Antisemit, bezeichnete sich jedoch als den eigentlichen Begründer der NS-Weltanschuung.
Hans Friedrich Karl Günther (1891-1996): Überzeugter Nazi, überhaupt kein Biologe oder Anthropologe, stellte willkürlich phänotypische Rassentypen auf.
So, das als nachtrag an die Debatten bei Hartmut, Momorules, den Bissigen und hier: Man beschäftige sich mal mit diesen Namen und den Querverbindungen untereinander, dann wird schon klar, warum wir es hier weder mit einem "neuen" Rassismus noch mit Nicht-Rassismus zu tun haben, sondern mit wirklich sehr altem Wein.
Politisch-ideologische Verortung der wichtigsten deutschen Sozialdarwinisten und Rassenhygieniker
Ernst Haeckel: 1834–1919, deutscher Zoologe, Philosoph und Freidenker Freisinniger, d.h. Linksliberaler, Demokrat, Republikaner, Pazifist, aber Befürworter der Todesstrafe, Wirtschaftsliberaler, Antisozialist, Anhänger eines elitären Menschenbildes, ging von biologisch festmachbaren Bildungseliten aus, Freidenker, Antidialektiker, begründete mit dem Monismus eine eigene Religion ohne Gott.
Heinrich Ernst Ziegler, (1858–1925), deutscher Zoologe: Anhänger des Haeckelschen Monismus, im Gegensatz zu diesem aber weit polemischerer Gegner der Sozialdemokratie, Befürworter der Sozialistengesetze, Sozialimperialist.
Otto Ammon, (1842–1916), deutscher Anthropologe: Freidenker, Antisemit, Sozialaristokrat, d.h. Anhänger der Vorstellung einer biologischen Inferiorität der Arbeiterklasse und einer geistigen Überlegenheit von Adel und Bourgeoisie, Militarist und Monarchist.Anhänger des nordischen Gedankens.
Ludwig Woltmann, 1871-1907, deutscher Anthropologe, Zoologe und Neukantianer: Revisionistischer Sozialdemokrat, Kautsky-Darwinist, Kolonialrassist.
Wilhelm Schallmayer, 1857–1919, deutscher Arzt: Anhänger der Fortschrittlichen Volkspartei, in religiösen Fragen indifferenter Agnostiker, forderte „Rassenkampf statt Klassenkampf“, Kriege und Kolonialkonkurrenz wurden als freier Wettbewerb im liberalen Sinne angesehen. Formulierte die Kerngedanken der Erbhygiene.
Ernst Ploetz, 1860-1940, neben Schallmayer wichtigster deutscher Eugeniker seiner Zeit: Politischer Utopist, forderte einen technokratischen Ärztestaat nach rassehygienischen Grundsätzen, befürwortete die Tötung „unwerten Lebens“, dennoch Demokrat im Sinne der Demokratie als formaler Staatsform, Anhänger des nordischen Gedankens, Thule-Mystiker, kein Gegner von „Rassenmischungen“, kein Antisemit, Befürworter der Judenassimilation.
Eugen Fischer, (1874–1967), deutscher Mediziner, Anthropologe und Rassenhygieniker: Kolonialrassist härtesten Kalibers, Vertreter der Apartheit, setzte Sterilsierungen von Mischlingen durch, Bundesgenosse von Ploetz beim Aufbau nordomanischer Logen und Bünde.
Fritz Lenz, 1887-1976, enger Kollege Fischers: Romantischer Nordomane, Sozialaristokrat, „Euthanasie“-Befürworter, Sterilisationsfanatiker, sehr moderater Antisemit, bezeichnete sich jedoch als den eigentlichen Begründer der NS-Weltanschuung.
Hans Friedrich Karl Günther (1891-1996): Überzeugter Nazi, überhaupt kein Biologe oder Anthropologe, stellte willkürlich phänotypische Rassentypen auf.
So, das als nachtrag an die Debatten bei Hartmut, Momorules, den Bissigen und hier: Man beschäftige sich mal mit diesen Namen und den Querverbindungen untereinander, dann wird schon klar, warum wir es hier weder mit einem "neuen" Rassismus noch mit Nicht-Rassismus zu tun haben, sondern mit wirklich sehr altem Wein.
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mmarheinecke,
Samstag, 14. November 2009, 20:25
Danke für die Zusammenfassung!
Interessant finde ich es übrigens, dass bei den aufgeführten Wissenschaftler und Sozialdarwinisten / Biologisten / Rassisten in zeitlicher Abfolge die wissenschaftliche Leistung immer weiter abnahm. Haeckel war immerhin ein Pionier der jungen Evolutionsbiologie, prägte den Begriff Ökologie und begründete auch die ökologische Forschung - und auch seine Leistungen als Wissenschaftspädagoge sollte man nicht gering schätzen. Er gilt m. E. als einer der wichtigsten Biologen des späten 19. Jahrhunderts. Nach modernen Maßstäben - und auch im Vergleich zu vielen Zeitgenossen - war er aber ohne Zweifel Rassist und Sozialdarwinist. Den Haeckelschen Monismus als "Religion ohne Gott" zu bezeichnen, erscheint mir übrigens gewagt. Es ist m. E. ein ziemlich doktrinäres metaphysisches System, aber Religion?
Von da an gehts steil bergab, bis zum Pseudowissenschaftler "Rasse-Günther". Während andererseits tendenziell der Rassismus immer stärker wurde. Mit aller Vorsicht ließe sich damit eine ideologische Verhärtung und eine antiaufklärerische Tendenz vermuten.
Interessant finde ich es übrigens, dass bei den aufgeführten Wissenschaftler und Sozialdarwinisten / Biologisten / Rassisten in zeitlicher Abfolge die wissenschaftliche Leistung immer weiter abnahm. Haeckel war immerhin ein Pionier der jungen Evolutionsbiologie, prägte den Begriff Ökologie und begründete auch die ökologische Forschung - und auch seine Leistungen als Wissenschaftspädagoge sollte man nicht gering schätzen. Er gilt m. E. als einer der wichtigsten Biologen des späten 19. Jahrhunderts. Nach modernen Maßstäben - und auch im Vergleich zu vielen Zeitgenossen - war er aber ohne Zweifel Rassist und Sozialdarwinist. Den Haeckelschen Monismus als "Religion ohne Gott" zu bezeichnen, erscheint mir übrigens gewagt. Es ist m. E. ein ziemlich doktrinäres metaphysisches System, aber Religion?
Von da an gehts steil bergab, bis zum Pseudowissenschaftler "Rasse-Günther". Während andererseits tendenziell der Rassismus immer stärker wurde. Mit aller Vorsicht ließe sich damit eine ideologische Verhärtung und eine antiaufklärerische Tendenz vermuten.
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tuc,
Sonntag, 15. November 2009, 01:11
Ich darf mich ebenfalls bedanken – hab ich doch in letzter Zeit öfter mal überlegt, wo ich eine kurzgeballte Zusammenfassung dieser Knallchargen und ihrer Denke finden könnte. Nun kommt Che, und alles ist gut.
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che2001,
Sonntag, 15. November 2009, 01:24
Verwende sie!
Und wir sollten echt mal wieder zusammen was essen und trinken. Einschliesslich der Ex-GenossInnen.
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kritik-und-kunst,
Sonntag, 15. November 2009, 09:33
http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Oberl%C3%A4nder
Sarazin definiert "Rasse" (er nennts natürlich anders) allerdings wirklich sozioökonomisch und nicht mehr ethnisch, Che.
Sarazin definiert "Rasse" (er nennts natürlich anders) allerdings wirklich sozioökonomisch und nicht mehr ethnisch, Che.
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che2001,
Sonntag, 15. November 2009, 12:26
Ja rede ich mir denn den Mund fusslig?
Bevor "Rasse" ethnisch definiert wurde, war es ein soziökonomischer Begriff. Die Arbeiterklasse und die Oberschicht seien zwei verschiedene biologische Abstammungsgemeinschaften und soziale Unterschiede aufgrund der Erblichkeit von Intelligenz genetisch bedingt, das war die zentrale These von Ammon und Ziegler. Die Einteilung der Menschheit in hierarchisierte Menschen"rassen" mit "nordischen" Weißen an der Spitze, Schwarzen unten und "primitiven Rassen" wie Inuit, Aborigines, Papuas und Khoisan noch darunter wurde erst später vorgenommen (nämlich in dem Augenblick, in dem Deutschland ein Kolonialreich hatte), Juden erst ganz zuletzt in diese Systematik aufgenommen. Und damit ist Sarrrazin sehr ähnlich dem Stand der Debatte so um 1860-75.
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kritik-und-kunst,
Sonntag, 15. November 2009, 12:39
oder rede ich mir den Mund fusselig? Was Sarazins post-rassistischen Sozialdarwinismus (sozusagen ein Sozialdarwinismus auf der Höhe der zeit) vom alten Sozialdarwinismus unterscheidet ist dies: Über jede Hartz-IV-Tochter, die den sozialen Aufstieg schafft, ist der Tilo sehr froh. Die Physikerin Frau Prof Dr Mumpitz ist ihm sehr willkommen - auch, wenn Mami die Stütze versoffen hat. Na klar muß Frau Prof ganz doll artig sein. Sonst muss sie sich wieder in die Ecke stellen und schämen...
der alte Rassimus schwadronierte noch von materiellen Eigenschaften, die den einzelnen Klassen qua Klassennatur inne wohnen sollten. Für unseren Tilo jibbet nix anderes mehr als den Erfolg. Neocalvinismus kannste auch sagen.
Umgekehrtes Beispiel: Wenn der Sohn von Dr. jur Isserstedt zum Studienversager wird, kann Sohnimann bei Tilo aber was erleben!
PS: wir können uns vielleicht darauf einigen, dass Leute wie Sarazin eine neue Rasse etablieren. Nicht mehr Hautfarbe oder Abstammung o.ä., sndern allein der persönliche Lebenserfolg (in ök. Kriterien gemessen) definiert die neue Herrenrasse.
der alte Rassimus schwadronierte noch von materiellen Eigenschaften, die den einzelnen Klassen qua Klassennatur inne wohnen sollten. Für unseren Tilo jibbet nix anderes mehr als den Erfolg. Neocalvinismus kannste auch sagen.
Umgekehrtes Beispiel: Wenn der Sohn von Dr. jur Isserstedt zum Studienversager wird, kann Sohnimann bei Tilo aber was erleben!
PS: wir können uns vielleicht darauf einigen, dass Leute wie Sarazin eine neue Rasse etablieren. Nicht mehr Hautfarbe oder Abstammung o.ä., sndern allein der persönliche Lebenserfolg (in ök. Kriterien gemessen) definiert die neue Herrenrasse.
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che2001,
Sonntag, 15. November 2009, 12:48
Auch das ist so nicht richtig. Er stellt ja die frage, wieso Araber und Türken in Berlin ökonomisch nicht erfolgreich seien, Vietnamesen hingegen schon. Da hat also der ökonomische Erfolg sehr wohl etwas mit dem Araber- Türke- oder Vietnamese- Sein zu tun. Wenn man dann auch noch weiß, dass in in rassenhygienischer Tradition stehenden deutschen Humanbiologie-Lehrbüchern bis in die 90er Jahre hinein ebenfalls solche Gleichungen zu finden waren oder z.B. "Kinder skandinavischer Herkunft erzielten bessere Leistungen in der Raumkoordination als solche jüdischer Herkunft, die dafür besser rechnen konnten", dann ist das alles sehr alt. Auch in der Rassenhygiene wurden "Asoziale und Arbeitsscheue" in die gleiche Rubrik wie "rassisch Unerwünschte" einsortiert. Ich weiß auch nicht, wo zwischen Eugen Fischers Aussage, viele Indianervölker hätten träge und untätig über ungenutzten Erzvorkommen gelebt, andere hingegen "ganz anerkennenswerrte Hackbauernkulturen" hervorgebracht und Sarrazins Sentenz mit den Gemüseläden, die das Einzige wären, was die "Kopftuchmädchen" produzierenden Türken und Araber zur Berliner Wirtschaft beitrügen der große Unterschied ist.
Btw. Ich bin ja in einer Umgebung aufgewachsen, in der, als ich Kind war, ein Großteil meiner erwachsenen Bezugspersonen inklusive LehrerInnen noch eine solide nationalsozialistische Erziehung erlebt hatte, und die Verbindung aus mangelnden Leistungen und schlechten Genen galt da als Allgemeinplatz. Ich hielt mich selber in der Grundschule für eine "Missgeburt", weil ich schlechte Matheleistungen hatte und von meinen Mitschülern ständig verprügelt wurde.
Btw. Ich bin ja in einer Umgebung aufgewachsen, in der, als ich Kind war, ein Großteil meiner erwachsenen Bezugspersonen inklusive LehrerInnen noch eine solide nationalsozialistische Erziehung erlebt hatte, und die Verbindung aus mangelnden Leistungen und schlechten Genen galt da als Allgemeinplatz. Ich hielt mich selber in der Grundschule für eine "Missgeburt", weil ich schlechte Matheleistungen hatte und von meinen Mitschülern ständig verprügelt wurde.
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first_dr.dean,
Sonntag, 15. November 2009, 13:38
Der Sozialdarwinismus von Sarrazin hat sowohl rassistische, als auch anitprekäre Züge, die tatsächlich so wirken, als ob eine soziale Not- bzw. Randlage ein feststehendes und sogar vererbbares Merkmal sei. Für Sarrazin sind 20 Prozent der Bevökerung ökonomisch und gesellschaftlich unerwünschte Existenzen; Ballastexistenzen also, denen er die Möglichkeit eines sinnvollen und wertvollen Lebens abspricht, die er sich vor allem aus Deutschland weg wünscht.
Man kann es auch anders sagen:
Sarrazin als Politiker ist komplett durchgeknallt.
Seine Fankurve (u.a. unsere bloggenden Rechtslibertären und der Pseudophilosoph Sloterdijk) ist, während es diesen intellektuellen Auswurf eifrig wie willig beleckt, noch ekelhafter als dieser Mann selbst. Sie machen nämlich deutlich, neben einem offenkundig fleischerhundhaftigen Gemüt, wie es um ihre politischen Ideale bestellt ist.
Wirklich widerlich.
Man kann es auch anders sagen:
Sarrazin als Politiker ist komplett durchgeknallt.
Seine Fankurve (u.a. unsere bloggenden Rechtslibertären und der Pseudophilosoph Sloterdijk) ist, während es diesen intellektuellen Auswurf eifrig wie willig beleckt, noch ekelhafter als dieser Mann selbst. Sie machen nämlich deutlich, neben einem offenkundig fleischerhundhaftigen Gemüt, wie es um ihre politischen Ideale bestellt ist.
Wirklich widerlich.
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kritik-und-kunst,
Sonntag, 15. November 2009, 14:29
che: "Er stellt ja die frage, wieso Araber und Türken in Berlin ökonomisch nicht erfolgreich seien, Vietnamesen hingegen schon."
richtig, und seine Antwort: weil die Vietnamesen von ihren Eltern fittgespritzt werden für die Leistungsgesellschaft, die Araber und Türken leider nicht. Würden sie fittgespritzt werden, fände der Tilo das ganz klasse...
dr dean: "Der Sozialdarwinismus von Sarrazin hat sowohl rassistische, als auch anitprekäre Züge, die tatsächlich so wirken, als ob eine soziale Not- bzw. Randlage ein feststehendes und sogar vererbbares Merkmal sei. Für Sarrazin sind 20 Prozent der Bevökerung ökonomisch und gesellschaftlich unerwünschte Existenzen; Ballastexistenzen also, denen er die Möglichkeit eines sinnvollen und wertvollen Lebens abspricht, die er sich vor allem aus Deutschland weg wünscht."
Dem zweiten satz stimme ich zu, dem ersten nicht so ganz.eben gerade kein genetischer rassismus mehr, sondern ein pädagogischer, kultureller, intellektueller. Das ist doch das Gefährliche an Sarrazins Sozialdawinismus, dass er - vordergründig sogar zu Recht! - sagen kann: "Was habt ihr denn? Ich bin kein Rassist. Der Araber, der was bringt, den mag ich auch!"
richtig, und seine Antwort: weil die Vietnamesen von ihren Eltern fittgespritzt werden für die Leistungsgesellschaft, die Araber und Türken leider nicht. Würden sie fittgespritzt werden, fände der Tilo das ganz klasse...
dr dean: "Der Sozialdarwinismus von Sarrazin hat sowohl rassistische, als auch anitprekäre Züge, die tatsächlich so wirken, als ob eine soziale Not- bzw. Randlage ein feststehendes und sogar vererbbares Merkmal sei. Für Sarrazin sind 20 Prozent der Bevökerung ökonomisch und gesellschaftlich unerwünschte Existenzen; Ballastexistenzen also, denen er die Möglichkeit eines sinnvollen und wertvollen Lebens abspricht, die er sich vor allem aus Deutschland weg wünscht."
Dem zweiten satz stimme ich zu, dem ersten nicht so ganz.eben gerade kein genetischer rassismus mehr, sondern ein pädagogischer, kultureller, intellektueller. Das ist doch das Gefährliche an Sarrazins Sozialdawinismus, dass er - vordergründig sogar zu Recht! - sagen kann: "Was habt ihr denn? Ich bin kein Rassist. Der Araber, der was bringt, den mag ich auch!"
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che2001,
Sonntag, 15. November 2009, 16:54
Der genetische Rassismus hatte aber etwas mit Leistung zu tun. Den Rassenhygienikern waren Psychiatrieinsassen, Sinti und Roma, Jenische und sog. "Asoziale" "Ballastexistenzen", die es auszumerzen galt, weil sie nichts leisteten. Die Juden waren ursprünglich nicht mit in dieser Rechnung drin, wurden aber, nachdem sie vorher als "Zersetzer des Volkstums" und angebliche Ausbeuter bis dahin eher als Feindbild in einem verschwörungstheoretischen Denken behandelt wurden, in dem Augenblick auf die Agenda der Vernichtung genommen, ja zur Hauptgruppe der zu Vernichtenden, als in Polen und im Baltikum plötzlich große Gruppen jüdischer Elendsbevölkerung - allesamt im Rahmen des rassenhygienischen Denkens "Minderleister" in die Gewalt der Deutschen gerieten. Ich glaube nicht mehr, dass ich diesen Zusammenhang in seiner ganzen Komplexität hier erläutern kann. Nachdem ich den Capote jetzt fast durch habe, kann ich Dir ja mal eins von meine Büchern schenken - da wird das, was ich meine vielleicht sichtbarer.
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kritik-und-kunst,
Sonntag, 15. November 2009, 21:38
ist alles klar und richtig, che - aber ich beobachte einfach einen vorderhand weichgespülten sozialdarwinismus so a la "aber gegen Jerome Boateng hab ich doch gar nix. ich bin doch kein rassist" gefährlich!
lg
lg
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che2001,
Sonntag, 15. November 2009, 23:35
Da stimme ich Dir nun wieder zu; ich denke aber, man muss die ganze Palette auf dem Radar haben. Der Schoss ist einfach noch zu fruchtbar.
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entdinglichung,
Sonntag, 15. November 2009, 13:41
ein Kautsky-Zitat zum Thema:
"Ein neues Geschlecht wird entstehen, stark und schön und lebensfreudig, wie die Helden der griechischen Heroenzeit, wie die germanischen Recken der Völkerwanderung, die wir uns als ähnliche Kraftnaturen vorstellen dürfen, wie etwa heute noch die Bewohner Montenegros."
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mmarheinecke,
Montag, 16. November 2009, 10:51
Man nehme es beim Wort
und es entlarvt sich selbst: historisch gesehen waren die "germanischen Recken der Völkerwanderung" nämlich keine "Kraftnaturen", von der Kraft der Verzweiflung vielleicht abgesehen. Die Leute damals waren ja weder "kraftvolle Barbaren", die mutwillig das römische Reich kurz und klein schlugen, noch "Erneuerer" der müde und dekadent gewordenen römischen Zivilisation - das waren überwiegend arme Schweine auf der Flucht vor Hunger (und anderen Eroberern, z. B. den Hunnen) und auf der Suche nach bebaubarem Land.
Also hatten sie durchaus ähnliche Motive wie heutige Immigranten.
Worauf ich hinaus will: der Kautskysche Rassismus ist nur vor dem Hintergrund einer "romantischen", klischeehaften und weitgehend nicht mit den Tatsachen übereinstimmende Weltsicht vorstellbar - einer Weltsicht, die sozusagen Karl-May-Romane als Lexikonartikel aufasst.
Ähnlich scheint es mir bei den Sarrazins zu sein: romantische Vorstellungen über "dem Tüchtigen hilft das Glück" und Legenden über Menschen, die nun mal, aus irgendwelchen unergründlichen kulturellen Ursachen, nicht "leistungsbereit" sind, treten an Stelle der nüchternen Tatsachenbetrachtung. Das ist nicht nur ideologisches Denken, das ist m. E. purer Aberglaube .
Also hatten sie durchaus ähnliche Motive wie heutige Immigranten.
Worauf ich hinaus will: der Kautskysche Rassismus ist nur vor dem Hintergrund einer "romantischen", klischeehaften und weitgehend nicht mit den Tatsachen übereinstimmende Weltsicht vorstellbar - einer Weltsicht, die sozusagen Karl-May-Romane als Lexikonartikel aufasst.
Ähnlich scheint es mir bei den Sarrazins zu sein: romantische Vorstellungen über "dem Tüchtigen hilft das Glück" und Legenden über Menschen, die nun mal, aus irgendwelchen unergründlichen kulturellen Ursachen, nicht "leistungsbereit" sind, treten an Stelle der nüchternen Tatsachenbetrachtung. Das ist nicht nur ideologisches Denken, das ist m. E. purer Aberglaube .
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