Montag, 30. November 2009
Was die Alten zu erzählen haben
War mal wieder bei meinen Eltern zum Sonntagsessen und bekam deren Erzählungen mit. Vater berichtete, dass in der Firma, wo er ausgebildet wurde 1947 Levi zurückkam, ein Jude, den die GESTAPO 1939 abgeholt hatte und der in Theresienstadt, Mauthausen und Belsen gesessen hatte. Robert, ein alter Kommunist, der nicht im KZ, aber im Zuchthaus gewesen war begrüßte ihn mit "Alter Ganeff, ich finde es ja eine Schande, dass sie 6 Millionen von Euch umgebracht haben, Du aber übriggeblieben bist, obwohl Deine zarte Haut einen prima Lampenschirm abgegeben hätte!" Levi lachte, und sie fielen sich jubelnd in die Arme. Soweit der Galgenhumor dieser Generation. Mutter erzählte, dass ihre Großeltern ein Schwein geschlachtet hätten und es mehrere Dörfer weit erzählt worden sei, dass sie die Unverschämtheit besessen hätten, mitten in der Woche Fleisch zu essen. So war das damals. Wäre ich nicht sowieso schon Alltagshistoriker, diese Stories würden mich dazu machen.

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Wieder unterwegs
„Scheiße, dass ich den ICE nach Hannover verpasst habe“, dachte ich noch, als ich in den Bummelzug stieg.Meine Gedanken weilten noch bei der Frau, mit der ich besprochen hatte, Gedanken und Körperflüssigkeiten auszutauschen und dachte, in diesem Zug könne nichts mehr kommen. Doch dann wurde die Bahnfahrt doch noch zu einem interessanten Erlebnis. In Zügen habe ich ja auch sonst schon witzige und merksame Begegnungen gehabt http://che2001.blogger.de/stories/1491016/ , nur ging diese in eine andere Richtung. Neben mir saß ein indisch aussehender Mann (Asylbewerber,dachte ich aufgrund seiner ärmlichen und verwaschenen Kleidung, was sind wir doch alle viel zu sehr durch Wahrnehmungsklischees geprägt) der mich auf Englisch fragte, ob ich ein bestimmtes Chinarestaurant in Burgdorf kenne. Nein, erwiderte ich, kenne ich nicht. Da erzählte er, dass er von seinem Chef, dem Besitzer eines indischen Restaurants in Aarhus beauftragt sei, dieses Restaurant, dessen Besitzer sich aus Altersgründen zur Ruhe setzen wolle zu begutachten und wenn es ihm zusage zu kaufen. Um Geld zu sparen sei er mit einem Frachter über Bremerhaven eingereist und sitze seit Bremerhaven in diesem Regionalexpress, und nach Burgdorf würde er in die Schweiz weiterreisen, um sich dort einen Landgasthof anzusehen. Er sei staatenloser Tamile und ständig für seinen Chef in Europa unterwegs. Er zeigte mir seinen Reisepass, der seitenweise vollgestempelt war mit Visa aller möglichen Länder von Nepal bis Frankreich. Ein Weltreisender by rail, genauer gesagt: Per Billigzug.


Ich musste an den Inder denken, den ich vor Jahren getroffen hatte und der per Zug durch Deutschland reisend meinte, er fände es bemerkenswert, wie aufgeräumt die Slums an den Rändern der deutschen Städte wären. Er meinte die Gartenkolonien.

Schräg gegenüber saß eine junge deutsche Frau, der man die Armut in Bekleidung, Ausstrahlung und allem einfach ansah. Die erzählte davon, dass sie ihren Ex im Klinikum besuchen fahre, der im Wachkoma läge.

Zwischendurch bekam ich noch die Probleme einer Polin mit, deren polnische Bahncard der deutsche Schaffner nicht akzeptieren wollte und die unterwegs war, um ihren herzkranken Sohn in der MHH zu besuchen.

Wie winzig doch meine Probleme angesichts dessen sind. Im ICE hätte ich all dies nicht erlebt. Es war die richtige Fahrt.

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Werder unser
Heißa, gegen den VFL Golfsburg haben die grünen Jungs einmal so richtig gezeigt, was wirklich in ihnen steckt. Weiter so, da ist noch Luft nach oben!

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