Sonntag, 2. Januar 2011
Genusstatus
Über die Festtage gab es eine einzige große Völlerei, und erst heute habe ich mit dem Sport wieder angefangen. Ich bin ja ein ausgesprochener Genießer, sowohl Gourmet als auch Gourmand, und von Lachs, Austern, Jacobsmuscheln, Langusten sowie edlen Rotweinen und Single Malts könnte ich nie genug bekommen, bzw. die Grenze liegt dann halt nur da, wo es wirklich sehr ungesund wird.











Nicht alle gönnen mir immer diese Neigung zum Luxusgastrokonsum. Ab und an sagt schon mal jemand pikiert "Ich brauche solche Statussymbole nicht", und das finde ich dann wiederum ziemlich panne. Erstens, weil gehaltvolle Wein- und Whiskeysorten ebenso wie Meeresfrüchte vor allem gut schmecken, Status im Sinne sozialer Distinktion ist mir in diesem Kontext nicht wichtig, steht jedenfalls nicht im Vordergrund. Zum Anderen aber ist da noch eine ganz andere sozioökonomische Komponente mitverbunden: Die Ichbrauchkeinestatussymbolesager in meinem Dunstkreis kommen nämlich ausnahmslos aus akademischen Mittelschichtfamilien. Da gilt Luxunahrungsmittelkonsum als dekadent und vulgär und bewusste Bescheidenheit als distinguiert, in Schattierungen, die von bewusst proletarisch-bodenständiger Hausmannskost über Asiaküche und Vollwerternährung bis hin zu Vegetarismus und Veganismus reichen. Hummer, Langusten und Co. gelten als Aushängeschilder der Bourgeoisie, die Frage, ob des Essen lecker ist oder nicht spielt aus dieser Perspektive keine Rolle.




Der Witz ist dabei der, dass ich das Seafoodessen, Singlemalttrinken und Zigarrenrauchen im Wesentlichen mit Freunden und -Dinnen kultiviert und entfaltet habe, die aus Arbeiterfamilien stammen, Haupttendenz Küstenproletariat. Der Geiz bzw. bewusste Verzicht hinsichtlich Luxusnahrung ist eben etwas genuin protestantisch-kleinbürgerliches, in Relation zur Höhe des Einkommmens geben, so meine persönliche Erfahrung, Arbeiterhaushalte bzw. arbeiterfamiliensozialisierte Leute viel mehr Geld für Essen und Trinken aus - allein schon, weil ein gepflegtes Gelage oft schon der höchste Luxus ist, den man sich leisten kann und man sich vielfach daran erinnert, dass sich den die eigenen Kreise vor geraumer Zeit noch nicht leisten konnten. Da zählt dann der Status tatsächlich, aber nicht in dem Sinne, wie einige mit der eigenen Bescheidenheit herumschnöselnde Bekannte meinen als Insignie der Zugehörigkeit zur Bourgeoisie, sondern eher in dieser Richtung "Vater hat noch auf der Werft geknülzt, ich kann mir Singlemalt leisten."

Nicht umsonst ist ja auch die Grillparty klassischerweise eine überwiegend proletarisch geerdete Veranstaltung, die der grünen Lehrerfamilie mit Vollwertspaghettiernährung mit Bärlauchsoße eher nicht einfiele. Ich erinnere mich mal an eine Diskussion um Ernährungsfragen, in der die entschiedenste Großemengenfleischvertreterin eine griechische Migrantin war.


In meiner Studienzeit wohnte ich in einer Art Spontivilla in einer WG, wo immer gemeinsam gut gekocht wurde und wir nur Premiumbiere tranken. Dafür kritisierten uns die Nachbar-WGs, wir galten als "unproletarisch" - bei Leuten, die sich zwar als links verstanden, aber entweder aus Mittelschichts- oder aus Bauernfamilien kamen, wir hatten ja hingegen einen Müllergesellen und eine studierende VW-Arbeitertochter unter uns.










Howauchever, auch für mich ist Edelfood keineswegs etwas, mit dem ich aufgewachsen wäre oder was in meiner Familie Tradition hätte, sondern etwas, von dem ich sehr genau weiß, dass man sich das erstmal leisten können muss, ein rares Gut, für das man dankbar ist. Wobei ich dann weit genug außerhalb der normalen Esstradition stehe, um zu Sylvester Heringssalat mit Langostinhos und Bockwürsten mit Senf zu kredenzen. Man gönnt sich ja sonst alles.







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Als ich mal mit einer Oberklasse-Limousine bei einem linken Wochenendseminar vorfuhr, gab's Gemaule. Ich antwortete darauf:

"Als Kommunist verbitte ich mir jegliche Polemik gegen den Gebrauchswert."

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Das hat gesessen;-)


Brechts Geschichte von Herrn Keuner, der sich für den Sessel und nicht für den Holzschemel entscheidet, WEIL er Proletarier ist ist ja nun auch ein Klassiker. In meiner alten WG hatte ich einen Mitbewohner, der auf einer Demo ein Trachtenjankerl mit einem Button Champagnerkelch&Sichel trug.

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Alexandra Kollontai hätte uns verstanden.

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Alexander Parvus Helphand auch;-)

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Ich habe ja gerade feststellen dürfen, dass mir Frikadellen mit Pellkartoffeln deutlich mehr geben als Austern ;-) ... und komme auch mit Jever und Osborne Veterano hervorragend aus. Was jetzt gar keine übergreifende Wertung darstellen soll, wundere mich nur manchmal, was für ein Hype um vermeintliches Luxusessen gemacht wird. Scholle "Finkenwerder Art", allerdings auch nicht mehr erschwinglich für alle, oder Matjes mit Bratkartoffeln, Grünkohl mit Kochwurst finde ich oft viel leckerer als Jakobsmuscheln & Co.

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Nachdem ich ein paar Tage weg war, traf ich auf einen leeren Kühlschrank, der zu den Bildern von hier schon einen Kontrast bildet.

Das hieß dann "Kochen ohne Zutaten". Aber für Spaghetti aglio&olio reicht es immer...

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@MR, das geht mir definitiv anders, insbesondere ist die geschmackliche Komplexität eines Single Malt, eines Grand Bordeaux oder auch eines in Knoblauch-Kokossauce mit Singaporecurry zubereiteten Langustenschwanzes mit den von Dir erwähnten Leckereien nicht erreichbar, die natürlich auch lecker bleiben. Anderen "Luxusspeisen" wie Trüffeln, überhaupt Pilzen jeder Art, Froschschenkeln, Otternasen und Nachtigallzungen weiß ich hingegen überhaupt nichts abzugewinnen. Und wie gesagt: Die Kombination Langostinho-Bockwurst ist eigentlich geschmacklos, schmeckt mir aber hervorragend;-)

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@ilnonno, am anderen Ende hat "Reis mit Scheiß" (Reis und zusammengewürfelte Küchenreste) einen ganz eigenen Charme, das ägyptische Nationalgericht Koshairi ist nichts Anderes.

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Na ja, was den Whiskey- und den Wein betrifft, ist das objektiv natürlich subtiler oder komplexer, aber warum ist das besser?

Currys können auch in völlig unedler Weise hochkomplexe Geschackssymphonien entfalten, wenn man sich das Gewürzregal erst mal zusammen gestellt hat - den Grünkohl-Genuss hebt das aber nun gerade nicht auf.

Ich reite da jetzt gar nicht drauf rum, weil ich Dir Deine Genüsse nicht gönnen wollen würde, dem Nörgler seine Whiskey- und Weinerfahrungswelten erst recht - ich glaube nur, dass gerade Ernährungsdiskussionen schon immer.auch in soziale Symboliken eingebunden sind.

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Warum das besser ist? Es ist bessere Qualität, schlicht und einfach mehr lecker, ganz simpel.

Du kommst "mit Jever und Osborne Veterano hervorragend aus". Das klingt sehr danach, dass Du mit Bier- und Brandy-Plörre der Billigststufe keineswegs "hervorragend" auskommen würdest. Also hast Du doch bei Alk-Getränken/Spirituosen eine Qualitätsvorstellung und einen Qualitätsanspruch.
Und wenn man den Anspruch bei Spirituosen auf den Level des Maximalgenusses treiben will, landet man unweigerlich bei bestimmten schottischen Malts.

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@che: wenn die Sauce richtig gut ist spielt es fast keine Rolle mehr, ob darin eine Languste oder ein Stück Holz ankommt. Ok, nicht Holz, besser Forelle oder Hühnerfleisch. Wieviele würden den Unterschied gar nicht merken?

Ich kenne ein paar Italiener und -innen, die machen Nudelsaucen von einem anderen Stern. Die Kräuter dazu findet man auf jeder Wiese.

Es ist leichter, teuere Lebensmittel zu versauen, als mit einfachen etwas sensationelles herzustellen. Insofern ist letzteres die größere Herausforderung. Davon blubbern sie in der Gastronomie die ganze Zeit, machen es aber nicht. Es endet doch immer bei Langusten, Wolfsbarsch und Kollegen. Im "noma" scheint das anders zu laufen, da war ich aber noch nicht.

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Grünkohl mit Bregenwurst, Kasseler oder Knipp oder Labskaus sind ganz eigene Köstlichkeiten, die, ebenso wie Tiroler Gröstl oder Bratkartoffeln mit Gurken, Schinken und Spiegelei, Soljanka oder Bortsch durch die besondere Deftigkeit überzeugen. Koschairi, also eine Mischung aus Reis, Linsen, Makkaroni und Zwiebeln lebt von der Qualität der scharfen, Harissa-ähnlichen roten Sauce, wie auch Harissa dem Couscous die besondere Note gibt. Wenig bekannt ist, dass in europäischen Wäldern eine Wildpflanze vorkommt, die dem Ingwer durchaus gewachsen (hihi, "gewachsen") ist, die Meisterwurz. Aber gegeneinander aufrechnen kann man die deftigen und die hochkomplexen Leckereien nicht. Das sind schon verschiedene Wellenlängen, die man nebeneinander genießen kann.


@ilnonno: "Mit einer Sauce von Gutemine würde ich sogar einen Hinkelstein essen."

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@Nörgler:

Ich trinke das wirklich lieber, so im Allgemeinen ... wenn ich meinen Schwager besuche, dann trinke ich mit dem auch Single Malt. An gewœhnlichen Sonntagnachmittagen mag ich lieber meinen Veterano.

Vielleicht sind diese blöden Austern auch das bessere Beispiel, weil das dahinter stehende Kunsthandwerk ein anderes ist als bei Wein oder Whiskey. Weil vielleicht noch klarer ist, dass man sich da vom Fischstäbchenkäufer bei Lidl unterscheiden will. Natürlich muss man auch bei Austern, wie bei Wein und Whiskey, das Schmecken lernen, aber warum eigentlich?

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@" ich glaube nur, dass gerade Ernährungsdiskussionen schon immer auch in soziale Symboliken eingebunden sind." --- Genau darum organisierten wir früher mal Besuche von Obdachlosen und Asylsuchenden beim Sektempfang des OB. Tuc müsste dazu noch etwas erzählen können. Revolte ist u. a. auch Champagner für alle.

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Wer weiss, wer den dann noch trinken wollen würde ...

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che, von "deftig" war nicht die Rede.

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Daß die Sauce so wichtig ist, kann man gar nicht oft genug betonen. Und dann geht dazu – fast – ein Stück Holz. Besser aber noch: Sauce und Gericht in den Einklang zu bringen. Das ist dann eine Extraherausforderung.

Ein gutes Labskaus ist göttlich, sieht aber leider so aus wie zuviel Schlechtes getrunken und subjektiv entäußert.

Grünkohl ist grenzwertig – eher deutsche Plumpsküche. Ich gestehe jedoch freimütig, daß ich das zuweilen ganz gerne esse. Und insofern stimmt es: man kann da nicht aufrechnen.

Zu betonen, daß die Ernährungsdiskussion in soziale Symbolik eingebunden ist, halte ich schon für sehr wichtig. Ab einer bestimmten Klasse Wein benötigt man ein bestimmtes Geld. Da führt kein Weg vorbei. Biokost ist (auch) an ein Milieu gebunden. Andererseits: warum wird das Geld für hervorragenden Wein oder für gutes Fleisch, dort wo es (zumindest rudimentär) vorhanden ist, nicht ausgegeben?

Und insbesondere beim Essen schließt das eine das andere aber nicht aus, und es bedeutet das nicht, beim Billigesser (Th. Bernhard) zu bleiben. Mit geringen Mitteln läßt sich zumindest gut kochen, ohne dabei in die Ideologie von „Es muß nicht immer Kaviar sein“ zu geraten.

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Da fällt mir dann dazu noch das hier ein, kaum glaublich, dass das ein altes Arbeiterlied ist, aber in diese Tradition würde ich mich doch noch gerne einordnen:

Ja lustig, lustig ihr lieben Brüder
so leget all' eure Sorgen nieder
und trinkt ein gut Glas Wein.


Auf die Gesundheit aller Brüder
die da reissen alles nieder
dies soll unsre Freude sein

Denn unser Handwerk das ist verdorben
die letzten Saufbrüder sind gestorben
es lebet keiner mehr als ich und du



Weg mit, Meistern, weg mit Adel, weg mit Pfaffen
Kaiser, König soll sich raffen
weg, wer kommandieren will.



Schlagt ein die Fässer und laßt es laufen
heute heißt es wacker saufen denn solch ein Himmelreich ist nah.


Wir tanzen noch einmal die Carmagnole, wir tanzen, wir tanzen zum Klang der Kanone.

Weg, wer kommandieren will!

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Wow, ihr könnt es euch ja sogar bei Diskussionen über den Feiertagsschmaus noch richtig geben. ;)

@Che: Passt der Glen Grant zwischen die anderen da? Der scheint mir irgendwie... einfacher. Ist aber auch recht lecker.

@Nörgler/Che (ich weiß nicht mehr, wer es war):
Vielen Dank für den Tipp mit dem Nosing-Glass vor einer Weile. Damit kann man die guten Single Malts wirklich noch mehr genießen.
Mich ärgert ja sehr, dass ich an meiner zukünftigen gastronomischen Wirkungsstätte keine Sammlung von Whiskys aufbauen kann, weil sie einfach keiner haben will. Müssen die leckeren Tröpfchen halt im Privaten bleiben... *seufz*

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@karstenduerotin: Diskussionen über Saus und Braus sind doch spannend. Neulich saß ich mit Außendienstlern zusammen, die waren mit noch mehr Eifer bei Autoausstattung, insbesondere Alufelgen scheinen das heiße Thema zu sein.

@bersarin: wenn Papa Klima, Leder und Alufelgen braucht, frißt die Familie Schweinefleisch aus dem Sonderangebot. Wo stand neulich, dass die im Supermarkt verkaufte Flasche Wein auf einen Durchschnittspreis von 2,97 Euro kommt? Eine Frage der Prioritäten.

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Jetzt habe ich Appetit. Dabei dachte ich, als ich den Beitragstitel las, es handle sich um ein Gender-Thema.

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Liederjan! Das Lied haben wir abstruserweise im Rahmen der "evangelischen Jugendarbeit" gesungen. Und Pellkarftoffeln und Frikadellen brauchen gar keine Sauce. Nur Butter.

Grünkohl als "Plumpsküche" behaupten kann freilich nur, wer keinen Herbst, keinen Winter in kleinen geduckten roten Backsteinhäusern in der Ebene, da man das Meer riecht und die Heide sich kräuselt, kennt. Ich würde ja einen engen Zusammenhang zwischen kulinarischem Genuss und Binnenklima behaupten - Weine schmecken besser in süddeutscher Lieblichkeit, vielleicht auch im zermatschten Licht Berlins, um Grautöne bordeauxrot oder golden zu färben, vermute ich. Bei Whiskey hingegen könnten wir uns schneller einigen, vermute ich. Jubi aber schmeckt nur auf Sylt oder unweit von Schleswig.

Und mit Gender hat das schon zu tun, nur dass ausnahmsweise ich hier den Agitator gegen Dekadenz und Gekünstelstes gebe :-D - ich wollte einfach auch mal.

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Ich kenne dieses Lied von Swinging Mescalero, einer Band, die sich sozusagen rund um den Buback-Nachruf gebildet hatte, und in der Folge dann von Cochise. Jubiläums-Akuavit habe ich bei Beginn der Regenzeit und 36 Grad im Schatten auf einer warmen Insel getrunken.

@"Weil vielleicht noch klarer ist, dass man sich da vom Fischstäbchenkäufer bei Lidl unterscheiden will." --- Ich habe schon des Öfteren Austern und Fischstäbchen zusammen gekauft. Und für mich steht bei Austern neben dem unvergleichlichen Geschmack auch deren Wirkung (oder auch nur Ruf, macht bei einem Schlürfabend mit einer spannenden Frau ja keinen Unterschied) als Scharfmacher und Potenzmittel im Vordergrund, nicht irgendwelche sozialen Unterschiede zu sonstwem.

Unter diesem Aspekt sind Austern die Billig-Variante von Viagra;-)

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„Natürlich muss man auch bei Austern, wie bei Wein und Whiskey, das Schmecken lernen, aber warum eigentlich?“

Selbstverständlich muß man nicht. Man kann auch Niederkomplexität bevorzugen, machen ja die meisten. Man kann Jägermeister, Eckes Edelkirsch und Wodka zu 3,95 € präferieren, und wenn man sich das Hirn damit weggesoffen hat, die Schlicht-Theorie vertreten vom Markt, der alles zum Guten wendet, wenn man ihn nur läßt.
Man kann jedoch auch komplexen Theorien sich zuwenden, die erklären, warum die unterkomplexen Theorien Elemente von Herrschaftsmechaniken sind.

Zusammenfassung:
Bei Interesse an der eigenen Menschenähnlichkeit bevorzuge man Komplexität und Qualität.
_______________________________

„Mich ärgert ja sehr, dass ich an meiner zukünftigen gastronomischen Wirkungsstätte keine Sammlung von Whiskys aufbauen kann, weil sie einfach keiner haben will. Müssen die leckeren Tröpfchen halt im Privaten bleiben...“
Auch der gehobene Gastronom hat einen Bildungsauftrag. Der Gast will erzogen sein. Biete Whiskyproben-Events für Anfänger mit einem kompeteten Präsentator an. Bei entsprechender Ankündigung findet sich das Publikum.

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@Noergler:

Na ja, man kann sein eigenes teuren Fusel saufen natürlich auch theoretisch-messiahnisch aufladen ;-) ... ich finde sogar auch, dass Whiskey-Rausch eine seltsame Klarheit mit sich bringt. Wenn man aber nicht eh schon ganztägig verblödet ist, kann ein wenig Abstumpfen im Zuge des Rausches gar nicht schaden. Was mir im Gegensatz zur Zustimmung dazu, dass Komplexitätsreduktion (Luhmann) zu geißeln sei, bei Austern und Single-Malt fehlt, ist schlicht der Weltbezug, den z.B. komplexe Musik, Literatur, philosophische Theorie und bildende Kunst wahren. Sich über die Eckes Edelkirsch saufenden Proleten zu erheben finde ich immer etwas billig.

@Che:

Einerseits Bourdieu predigen, umgekehrt auf die Selbstanwendung der Theoreme scheißen, geht das? Wo findest Du denn dann, dass man ihn anwenden könne?

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Man kann den pausenlos anwenden. Zum Beispiel, um zu erklären, wieso der 35 jährige Stachelpunk, der Professorensohn ist und das trotz seines Outfits aus jeder Pore verströmt bei Chefs oder Profs besser ankommt und ernster genommen wird als der in Schlips und Anzug gehüllte Hilfsarbeitersohn, der seine Herkunft auch nicht verleugnen kann. Natürlich können Luxusnahrungsmittel als Distinktionswerkzeuge zum sich sozial nach unten hin abgrenzen genutzt werden. Können, müssen aber nicht. Die soziale Instrumentalisierung ist zudem noch vielfältiger und komplexer, habe ich ja wiederholt drauf hingewiesen: die Völlerei von Proletariern versus die distinktionssichere partielle Askese von protestantischen akademischen Mittelschichtlern usw. Für mich schwingt beim Langusten- Austern usw. Essen immer auch eine Selbstvergewisserung mit, dass es mir im Augenblick ja gut geht, weil ich genau weiß, wie das Leben als Sozialhilfeempfänger war. Das ist keine Abgrenzung gegen Angehörige anderer sozialer Schichten, sondern eine Abgrenzung gegen die Erinnerung an eine Armutsphase in meinem eigenen Leben - und auch Teil der kollektiven Erinnerung meiner Familie, wo Hungerjahre mit Skorbut eine Rolle spielen.

Und dann prägt mich bis heute mir immer auch die asketische Lebensweise, die zur Schau getragene selbstgewählte Armut der linken Szene, aus der auszubrechen nicht nur mir ein intensives Bedürfnis war. Erinnere mich da an drei Genossinnen, Hardcore-Feministinnen, die nur so zum Spaß in Miniröcken, High Heels und Strapsteilen, mit Strasssteinen angetan, Zigarre rauchend einem Boxkampf zuschauten und darüber in der politisch korrekten Szene berichteten. Die wurden für verhaltensgestört erklärt.

Oder die Geschichte, als Aktionen gegen Gourmetrestaurants geplant wurden (Brandanschläge auf Sexshops reichten nicht mehr) und das nicht, was ja plausibel gewesen wäre, mit Kampf gegen Gentrifizierung begründet wurde, sondern mit einem Luxuskonsum (konkret Champagner, Froschschenkel, Weinbergschnecken und Chateaubriand a la Bourgogne), den niemand brauche, und ein französischer Genosse verließ den Raum, weil er seine kulturelle Identität in den Dreck getraten sah.

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Vom Weltbezuge
Individuation, Bildung des Subjekts soll keinen Weltbezug besitzen? Seit wann das? Und die Bildung und Ausbildung der fünf Sinne (nach Marx "die Arbeit der ganzen Weltgeschichte"!) gehört dazu. Wir wollen doch jetzt nicht kopfidentitäre Theorielastigkeit propagieren.

Weiter:

Wenn man bei einer Whisky-Sorte die Spur einer Veränderung zum Schlechteren hin erkennt, und dann merkt, dass beim Wettrennen von Brennmeister und Controller mal wieder der Controller gewonnen hat, dann ist das ein starker Weltbezug.
Sehr weltbezüglich ist auch die Gegenbewegung hierzu, eine Art informeller Verschwörung bestimmter Händler und einer bestimmten Klientel, für die zB Kühlfiltration und Färbung nicht infragekommt.

Es gab mal eine leider nicht mehr gepflegte Website "Malt Resistance", in der ein Insider die Sau rausließ. Er deckte Weltbezüge auf, die für die Branche sehr unangenehm waren.

"Sich über die Eckes Edelkirsch saufenden Proleten zu erheben finde ich immer etwas billig."
Billig? Weißt Du, was Malts kosten?

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Working Class Lady meldet sich zu Wort
Als Tochter einer Supermarktverkäuferin und eines Postboten würde ich mich schon als proletarisch sozialisiert bezeichnen, wenn auch nicht im Sinne von Industriearbeiterschaft - deren Angehörige übrigens einkommensmäßig über den Verhältnissen meines Elternhauses standen. Und für mich sind Champagner, das Ausgehen im La Frasca, das Tragen von Escada-Kleidern und das Fahren eines heißen Schlittens ganz klar Selbstvergewisserungen, "es geschafft" zu haben. Aus dem gleichen Grunde liefen englische Rock- und Pop-Bands mit proletarischer Verwurzelung früher oft in Clubjacken und Anzügen herum, was die deutschen Freaks in ihrem Schmuddellook dann spießig fanden, weil sie nix kapierten. Die soziale Connotation von Edel-Essen&Trinken ist extrem abhängig davon, WER es WANN und WARUM zu sich nimmt.

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Irgendwie befinde ich mich in der Mitte zwischen momorules und che. Vor die Wahl zwischen Austern und Frikadellen gestellt, würde auch ich allemal zur Frikadelle greifen. Austern - die übrigens noch im 19. Jahrhundert ein echtes Arme-Leute-Essen waren - finde ich einfach langweilig im Vergleich zu einer gut gewürzten, perfekt gebratenen Frikadelle mit Fleisch vom Hohenloher Weiderind.

Essenstechnisch steht mir der Sinn eher nach derberen Genüssen (ich liebe Grünkohl!), die aber von bester Qualität - der Metzger und die Käsehändlerin meines Vertrauens verdienen nicht schlecht an mir. Aber ich habe das Kochen auch richtig bodenständig bei meiner Mutter gelernt, irgendwelcher chi-chi-Blödsinn (roher Fisch mit pappigem Reis und Algen) kommt bei mir nicht auf den Tisch.

Wir haben ja seit über einem Vierteljahrhundert eine eingespielte Weihnachtsessensrunde. An Heiligabend gibt es ein Aufwärmessen (dieses jahr Boeuf Bourguignon), am ersten Weihnachtsfeiertag bereiten wir gemeinsam den ganzen Tag ein früher fünfgängiges, inzwischen viergängiges (man wird auch älter) Menü vor: Dieses Jahr eine Kohlrabisuppe, dann Gemüsetartar auf Röstiplätzchen, danach Kaninchen und zum Abschluß eine gemischte Joghurt / Tobleronemousse. Wobei die Essens-Macho-Fraktion immer am Ende bei einem zweiten Dessert - Dr. Oetker Götterspeise - beweisen kann, daß sie trotzdem nicht wirklich sattgeworden ist ("satt gibt's nicht - entweder man ist hungrig oder es ist einem schlecht").

Was Schweralk betrifft ist mir der Single-Malt-Kult etwas suspekt. Das Produkt finde ich toll, das Gewese darum und die daraus resultierenden Phantasiepreise weniger. Wir hatten dieses Jahr einen Marc und einen Weinbrand vom Weingut Jägle hier aus der Gegend, das ich nur wärmstens weiterempfehlen kann.

Außerdem merke ich, daß ich einen gewissen Appetit verspüre - wird Zeit, daß der Arbeitstag vorbei ist.

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Dann sind wir ja zum Glück doch noch von "Austern machen und sind geil!" bei einem dem Niveau dieses Blogs angemessenen Diskutieren gelandet ;-) ...

Ich hatte ja einen Vater mit gehobener Beamtenlaufbahn und durchaus gewichtigen politischen Stellungen, der aus einer sehr proletarischen Eisenbahnerfamilie stammte. Und der hat nach der Scheidung in einer sehr schlichten 3-Zimmer-Wohnung gewohnt, fuhr einen Audi 80 und hat sich der Tendenz zu den "höheren Kreisen" bis zum Schluß sehr verschlossen, die ihm problemlos offen gestanden hätten. Das sei bitte individualbiographisch verstanden, nicht generalisiert. Ich bewundere das immer mehr, je älter ich werde. Das vielleicht zum Hintergrund meines Gezickes. Habe ja selbst auch zumeist die finanziell weniger lukrative Abzweigung des Karriereweges gewählt.
Wenn man bei einer Whisky-Sorte die Spur einer Veränderung zum Schlechteren hin erkennt, und dann merkt, dass beim Wettrennen von Brennmeister und Controller mal wieder der Controller gewonnen hat, dann ist das ein starker Weltbezug.
Okay, voll akzeptiert.

Und, @Che, die Aktionen hier in Ottensen einst, wo in Yuppie-Restaurants die Punks den Snobs den Hummer vom Teller aßen :-D , die waren schon ganz außerordentlich klar gentrifizierungskritisch. Manchmal glaube ich, in Göttingen lebte der protestantische Flügel der Extremen Linken ;-) ...

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Kenn das ja von früher, Faimlienoberhaupt - ich war da öfter eingeladen - macht sich auf den Weg durch die drei Wohnzimmer (jedes 2-3 x so groß wie meine Wohnung, Minimum) des denkmalgeschützten Hauses im Erdgeschoss, um Wein zu hohlen, welches er keinem seiner Söhne zutraute. Sonntags Sachertorte mit Schnaps original aus Wien vom Hotel Sacher mitgebracht ... Es gibt ja zu wenig Leute, die genießen können, kenne da kaum jemand. Immer diese Hektik, und keine Manieren! Ein Gebet hilft, zumal, wenn du so richitg n Mordshunger hast. Z.B. schlimm dann, dieses von anderen Tellern stibitzen, und die Säüre dir die Magenwänder anfängt zu zerfressen.
Kenn´s aber auch 4-5 Jahre sich nur von Linsen Makkaroni Möhren und breitblättriger Pettersilie zu ernähren (und Buttermilch, Schokolade und Eier und Zitronen). Oder einfach Speck mit Linsen.
Inzwischen bin ich wieder so weit: hodge-podge mit Naturreis, Linsen, wählweise Gemüse und, wenn´s geht, Wurzeln. Vielleicht Soja (bei penny am billigsten). Nur als Hartz IVler musst du dich entscheiden: gesund essen oder mal n paar Bier am Wochenende, oder n Fahrrad, wenn du mal wieder eins brauchst, oder mal n Buch oder ne CD. Wenn du dir etw. Mühe gibst, kannst du dich fast schon gesund ernähren, so makrobiotisch für arme. Geht, bewusst essen. Aber mal so nebenbei ne Tüte Chips oder so sind dann einfach nicht drin.
Übrigens, dass Hülsenfrüchte, besonders Linsen, von allen pflanzlichen Nahrungsmitteln den höchsten Eiweißgehalt haben, das hab ich von Jules Valés, "Die Abtrünnigen". http://de.wikipedia.org/wiki/Jules_Vall%C3%A8s

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Das war nicht in Göttingen, sondern in Kreuzberg SO36. Es ist ein grundsätzlicher Fehler, wenn Du alles, was ich aus meinem Szeneleben berichte auf Göttingen beziehst.Da spielt etwa so knapp die Hälfte, ein Drittel in Bremen, der Rest woanders.


Bei meiner Familie sieht das so aus: Mein Vater war Bankdirektor, stammte aber aus einer Landproletariatsfamilie und kaufte noch in den 80ern Lachsersatz statt echtem Lachs, da er meinte, dass Leuten seines Standes kein echter Lachs zustünde. Das Lachsessen hat er erst durch mich gelernt und gibt sich dem über Weihnachten genüsslich hin. Und ich selber erlernte wie gesagt die Aufnahme gewisser Köstlichkeiten (Single Malt, Austern, Miesmuscheln, Gambas) tatsächlich durch Menschen mit Arbeiter- und Matrosenfamilientradition, für die das selbstverständlich war, aber auch geradezu kultische Bedeutung hatte.


@kultisch: In meinem Freundeskreis fand früher vierteljährlich der sogenannte "Proletarische Abend" statt. Da lud jeweils einer nach dem Rotationsprinzip die Anderen ein und kochte für alle etwas möglichst deftig-bodenständiges aus seiner Heimatregion: Grünkohl mit Knipp, Braunkohl mit Brägenwurst, Pfälzer Saumagen, Rostbratwürste mit Sauerkraut und Bratkartoffeln. Dazu wurde massivst gebechert, Bier, Sekt, Wein in Reihung, dann wurde die Jelzinorgel in Stellung gebracht, und insgesamt drei Videos geguckt, die entweder proletarisch-klassenkämpferische Themen hatten (Sacco&Vanzetti, Milagro, Blue Collar usw.) oder Action boten (Schwarzenegger, Alien-Tetralogie, Vietnam-Filme ). Dazu eingeladen wurde im Sprachstil einer Guerilla-Kommandoerklärung von der Proletarischen Front/Proletarischer Abend/Sektion Internationaler Befreiungskampf/Untersektion Pongi-Pongi. Pongi-Pongi ist das traditionelle Männergelage auf Tonga und Samoa.

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Das "Gewese" macht das Marketing einiger weniger Destillerien. Am schlimmsten treibt es Glenfiddich, die mich auch geschmacklich nicht überzeugen.
Die Anjatanjas, die das Produkt nicht verstehen, erzählen Quatsch, und Journalisten, die es auch nicht verstehen, tragen den Müll zu den Lesern.

Die in den Destillen den Whisky machen, halten diesen Affenkram für etwas, was mit dem Whisky nichts zu tun hat und finden es zum Kotzen.

Überteuert sind die Malts nur in Einzelfällen. In der Breite sind die Preise angemessen. Und dann gibt es immer wieder Abfüllungen, die Schnäppchen sind, weil die Destillerie nicht über Marktbekanntheit verfügt.

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@Luxus, den niemand braucht: Im FrauenLesbenzentrum gab es mal eine stundenlange Debatte darüber, ob das Tragen von Pelzen in Ordnung sei oder nicht, und wenn ja, was für ein Pelz, vielleicht nur ein alter, ererbter, wo das Tier schon gestorben ist bevor wir selbst geboren wurden, und dann wurde das auf Leder ausgedehnt, ob statt Leder (und die Ladies waren zur Hälfte in Leder gekleidet, von einigen wusste ich, dass privat auch gepeitscht wurde) nicht nur Rubber,Lack oder Latex getragen werden dürfte, und ob es im Kommunismus noch Seidentücher gäbe, die wären doch überflüssiger Luxus. Irgendwann machte ich sozusagen Ches Franzosen, indem ich sagte: "Erzählt mal Sowjetmenschen etwas von der moralischen Verwerflichkeit von Pelzmänteln oder -Mützen!", und da waren einige so dämlich, "Wieso?" zu fragen. Für mich hatte die Debatte etwas von Moraltheologie im Kloster.

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Ich kann nichts verwerfliches daran entdecken, auch als proletarisch sozialisierter Altautonomer meine von irgendeiner Prostitition auch schwer erarbeite Kohle ab und an für kulinarische Genüsse auszugeben.
Allemal besser wie den Mist für überflüssigen Dreck wie Autotuning oder vergoldete gewaltfrei gezwirbelte Audiokabel zu verbraten. So kommt der proletarische Körper wenigstens unmittelbar zu seiner verdienten Befriedigung. Solange man da keinen distinguierten Kult draus macht und sich trotzdem genauso an Armen Rittern oder Pellkartoffeln mit Quark ergötzen kann, ist da absolut nichts gegen zu sagen. Wenn man das dann als Seinszweck erhebt und sich dadurch von irgendjemand erhöhend abheben will hört das Verständnis bei mir auf.
Aber Austern zum Beispiel halt ich für symbolisch aufgeladenen Dreck. Schmecken scheiße, füllen den Magen nicht, kosten nur. Scharf werden kann ich auch ohne salzigen Glibber für verantwortlich zu machen. Da spielt dann doch eher die tradierte Vorstellung das es so und so wirken soll beim Essen mit, wenn ihr mich fragt. Während ein guter Whisky oder Wein auch sofort die Geschmacksknospen eines Ungeübten erreichen kann, wart ich da beim Austernessen heute noch drauf. Aber vielleicht hab ich auch nur keine Ahnung. Ehrliche Miesmuscheln in guten Sud sagen mir jedenfalls mehr.

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Das ist eben im wahrsten Sinne des Wortes Geschmackssache. Ich esse Austern, Miesmuscheln, Jacobsmuscheln und Venusmuscheln gleich gerne, ebenso Weinbergschnecken, Flusskrebse, Garnelen, Langostinhos, Hummer und Langusten, Kabeljau hingegen aus Prinzip nicht, weil bestandsbedroht.

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"...und insgesamt drei Videos geguckt, die entweder proletarisch-klassenkämpferische Themen hatten (Sacco&Vanzetti, Milagro, Blue Collar usw.) oder Action boten (Schwarzenegger, Alien-Tetralogie, Vietnam-Filme )."

es wäre eine eigene untersuchung wert, inwieweit die revolutionären vorstellungen der apo durch "viva maria!" geprägt worden sind.

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es geht doch nichts über ein Glas apulischen Primitivo, dazu Weissbrot, Oliven, Ziegenkäse ... und bei Whisk(e)y meldet sich zu häufig mein Magen ... ich ziehe da selbst angesetzten Sloe Gin vor

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Hagenbuch hat jetzt zugegeben
dass er jahrelang an Welternährungskogressen teilgenommen und "Lieber kleine Häppchen, aber dafür öfter! Lieber kleine Häppchen, aber dafür öfter! " ins Auditorium gerufen habe, obwohl das genauso falsch sei, wie das Hinunterwürgen klobiger Eisbeinbrocken, und dass die Kulturkreise sich nur nichts einbilden sollten!

Hanns Dieter Hüsch

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Väter der Klamotte
Das "Moraltheologie im Kloster"-Problem ist in eurem Kulturkreis echt schwer auszurotten, hat aber auch hierher abgefärbt. Che, schreib mal ein Buch übers Essen, als Titel vielleicht "Ehrliche Miesmuscheln".

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