Mittwoch, 12. Juni 2013
Jenseits der Filterblase
Es amüsierte mich etwas, bei der Mädchenmannschaft kürzlich sinngemäß zu lesen, Mainstream-Medien sollten zumindest von Zeit zu Zeit gelesen werden, um mitzubekommen, was außerhalb der Filterblase passiert. Oha! Soweit sind wir schon, dass primär innerhalb der eigenen Filterblase gedacht wird. Die Dialektik der Aufklärung wirkt halt sogar ganz massiv in der Bloggosphäre. Blogöffentlichkeit hatte Ende der Neunziger mal damit begonnen, dass Inhalte, die nicht in den offziellen Medien vorkamen über Blogs veröffentlicht wurden: Whistleblowing, Warlogs (das waren ursprünglich Blogs, auf denen JournalistInnen oder SoldatInnen ungefiltert und um Zensur und Embedded Journalism herum aus Kriegsgebieten berichteten) usw. Die Bloggosphäre entstand als eine Art von Gegenöffentlichkeit, in der ALLES gesagt werden konnte, was sonst unter den Tisch fällt. Heute heißt es auf den meisten Blogs, wenn jemand kommentiert: "Your comment ist awaiting moderation". Freigeschaltet wird, was genehm ist, nicht konträre Meinung. D.H., Zensur ist der Normalzustand in der Bloggosphäre. Habermasens Schlussfolgerung in Strukturwandel der Öffentlichkeit, dass mehr und mehr eine Refeudalisierung der Kommunikationsstrukturen stattfinde bestätigt sich auch hier. So neu ist das aber nicht, wie der Alte Bolschewik feststellt:

http://shiftingreality.wordpress.com/2013/06/07/offentlichkeit-und-filterblasen-1/



Bei mir wird weiterhin nicht gefiltert.

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Meine Rede
Es herrscht Zensur ohne Ende in der Bloggosphäre. Das wird mit allerlei Skurrilitäten begründet: safer space, das Argument begegnete mir erstmalig bei Momorulez, der andere gerne vernichetete, aber für sich gerne einen Schutzraum in Anspruch nahm, weil er schwul ist. Es ist das immergleiche: Individuelle Defizite oder Idiotien werden aufs Gesellschaftliche umgeleitet und da ist man dann das arme Opfer.

Oder diese ganzen "Antifas", die in einsamer Ignoranz entscheiden, was faschistisch ist und was nicht. Im Zweifel ist alles faschistisch.

CW ist der vorläufige Höhepunkt einer Zensurlogik, die sich auf höhere Werte beruft. Andererseits: Diese ganzen Gruppen sind irrelevant, so in etwa wie die Autonomen von Alfeld.

(Ich "moderiere" neue Kommentatoren, aber nur wegen eines geisteskranken Stalkers, der bei mir seit Jahren sein tägliches Unwesen treibt.)

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Momorulez hat es auf diese Weise ja geschafft, eines der interessantesten und bestfrequentierten irgendwie-linken Blogs zu einer Ödnis zu machen, wo er jetzt in splendid isolation vor sich hin macht. Mit Loellie, Erik und vuvuzela Riotqueer allein zu Haus - so kann man sich seinen safe place natürlich auch schaffen.

Das ist aber mehr als nur Filterbubble: der leitet aus seiner persönlichen Filterbubble eine komplexe Weltsicht ab. So hat er die Diskussionen zwischen uns, oder besser gesagt, seine Interpretation des Diskussionsverlaufs auf völlig andere Diskussionen und völlig andere Leute übertragen, wie z.b. das Nobordercamp, Olaf Bernau von Nolager Bremen und Vassily Tsianos oder Katrin Rönicke. Bei Distelfliege schrieb er kürzlich, eine Gruppe Altlinker rings um die Flüchtlingsräte sei hochaktiv dabei, Feministinnen und PoCs zum Verstummen bringen zu wollen. Das ist aus seiner Gleichsetzung meiner Person und der anderen hier bloggenden Leute mit den Obengenannten und dem Umstand, dass CW im Sinne von RS für falschhalten oder unter Feminismus etwas Anderes zu verstehen als Nadine Lantzsch für ihn bereits Rassismus und Sexismus bedeutet zusammenfantasierter Nonsens.


Bei der Mädchenmannschaft ist die Bubble dann doch noch offener und nachvollziehbarer, vor allem: sehr formalisiert. Und dort bloggen sehr viele sehr unterschiedliche Leute, es sollte der Fehler vermieden werden, das was Nadine oder Magda schreiben als "die Mädchenmannschaft" zu werten.

Die eigenen Blogs von Accalmie und Shehadat finde ich übrigens sehr lesbar.


Auf Nadines eigenem Blog, wo es von Schrankheten und recognition cookies wimmelt und auch bei highoncliches und takeoverbeta geht das Ganze dann eher in Richtung Privatsprache.



Ansonsten dürfte das, was in der Bloggosphäre insgesamt so an Sprachregelungen, Denkverboten und moralischer Selbstrepressivität unterwegs ist ja sehr gut an uns beiden bekannte alte Göttinger Szeneverhältnisse erinnern. Inklusive der Instrumentalisierung von moralischer Erpressung anstelle von Argumenten, Herbeiführung von Doublebind-Situationen usw. Das eigentlich Erstaunliche ist, wie ganz verschiedene Leute, die diese Szene nicht kennengelernt haben deren Normen, Wirkmechanismen und Regressionen ganz schnell wieder in Kraft setzen. Das ist geradezu unheimlich.


Btw. mit der Netiquette auf den Blogs von Online-Zeitungen, Blogbar usw. verhält es sich diffiziler, hier ist es oftmals äußerst schwierig, zwischen Zensur und mangelndem Kommentarmanagement hin und her zu lavieren, bei dem Trollaufkommen dort.

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Verglichen mit den jetzigen Verhältnissen waren die Blogschlachten mit den Liberalen und Neocons vor einigen Jahren offene freie Diskussionen.

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"Btw. mit der Netiquette auf den Blogs von Online-Zeitungen, Blogbar usw. verhält es sich diffiziler, hier ist es oftmals äußerst schwierig, zwischen Zensur und mangelndem Kommentarmanagement hin und her zu lavieren, bei dem Trollaufkommen dort."

Richtig. Daher ist Lesern oft unklar wie stark wo moderiert wird. Das kriegt eins ja nicht mit! Ich hätte jetzt gedacht, dass Du auch regelmäßig Trolle löschen musst, che.

@genova
Du schriebst irgendwann bei Andreas Kemper sinngemäß: "Lass es doch, dass sind Rechte, dass bringt doch sowieso nix."

Und da hatte ich draus geschlossen, dass AK eben einer der wenigen ist, der quasi alle Trolle freischaltet und mit denen diskutiert.

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Alle paar Wochen kommt hier der Zitterwolf vorbei, der wird meistens gelöscht. Das war´s auch schon mit der Trollerei.

Wesentlich anders war das in 2005-2009, als die großen Auseinandersetzungen mit den Netzliberalen, Neocons und echten Rechten liefen, da wurde täglich getrollt, und die Reaktionen gingen bis zu Strafanzeigen. Beliebt war das Spiel, aufzudecken, wer ich mit Klarnamen sei. Nur war ich in keinem Fall der, für den ich gehalten wurde;-)

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Das viele Löschen ist auch deshalb so lächerlich, weil man als Blogbetreiber sowieso in einer sehr machtvollen Position ist, man kann Posts auch teilverändern etc. Ganz schlimm sind Blogs, die einem vor dem Posten erst einmal lang und breit erklären, was man alles nicht darf. Da wird die Tradition deutscher Blogwarte fortgesetzt, auch dieses Mal natürlich in guter Absicht.

futuretwin,
ich meinte bei Kemper wohl nur, dass er sich bei diesen Diskussionen nicht verausgaben soll, da die Gegenargumente die üblichen flachen waren. Freischalten von Kommentaren heißt ja nicht, dass man als Blogbetreiber auf alles antworten muss.

So viele Trolle gibt es nicht, denke ich.

"Ansonsten dürfte das, was in der Bloggosphäre insgesamt so an Sprachregelungen, Denkverboten und moralischer Selbstrepressivität unterwegs ist ja sehr gut an uns beiden bekannte alte Göttinger Szeneverhältnisse erinnern. Inklusive der Instrumentalisierung von moralischer Erpressung anstelle von Argumenten, Herbeiführung von Doublebind-Situationen usw. Das eigentlich Erstaunliche ist, wie ganz verschiedene Leute, die diese Szene nicht kennengelernt haben deren Normen, Wirkmechanismen und Regressionen ganz schnell wieder in Kraft setzen. Das ist geradezu unheimlich."

Tja, woran liegt das? Dass man als Linker zensieren und unterdrücken darf, weil man es im Namen des Guten tut? Politische Betätigung enthält ja immer die Gefahr, private Probleme auf Politische zu überlagern. Das ist vermutlich für manche ein attraktiver Aspekt der politischen Betätigung.

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Ja, aber diese ganze verdruckste, zerknirschte Art und Weise, mit Sprache umzugehen, das Sicherkennen am Jargon, der ausgeprägte Moralismus und das Ausschließen Anderer aus Gruppen, das sind ja insgesamt komplexe Verhaltensmuster die irgendwo gelernt werden müssen. Der Inhalt wechselt, aber die Verhaltensstrukturen sind seit den 70er Jahren die Immergleichen. Oft genanntes Beispiel: eine bekannte Aktivistin warnt heute vor gewalthaltigen Bildern und Texten, arbeitet viel mit Triggerwarnungen und betont ihre eigene Verletzlichkeit. Dieselbe Frau hatte vor einigen Jahren, als Härte zeigen noch zum guten Ton gehört hatte mir gesagt, von Neonazis zusammengeschlagen zu werden sei für einen linken Antira eine zumutbare Härte "zwei Wochen Krankenhaus, dann ist alles wieder gut". Die Härtehaltung ist heute durch Superbetroffenheit und Traumatisierung allenthalben abgelöst, aber der Dogmatismus und die, ich sag mal Alltagsrealitätsunangemessenheit bleibt immer gleich. Und da habe ich so viel erlebt, dass ich, wenn jemand mal wieder die Empörung gaaaaaanz echt spürt oder unheimlich betroffen sich fühlt ich automatisch sage: "In 15 Jahren unterhalten wir uns wieder."
Und ich kann bei mir wirklich von Continuity sprechen.

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Vielleicht kommt man auf einer psychologischen Ebene weiter. Man könnte unterscheiden in aktive und passive Menschen, ganz neutral. Aktive machen viel und stehen unter einem gewissen Zwang, Neues zu machen, damit weitergemacht werden kann. Beispielsweise sind Fischer und Trittin aktive Menschen, die immer vorne dabeisein wollten, denen der Inhalt relativ wurscht ist. So gesehen sind die angesprochenen Moralisten Aktive, die vor allem sich extrem gebärden, weil sie damit Aufmerksamkeit erzielen. Und Aufmerksamkeit ist im Internet so ziemlich alles.

Es können Positionen im Laufe der Zeit also ohne viel Aufhebens verändert werden, extreme Positionen bewirken, dass man ernst genommen wird (beispielsweise diskutieren wir hier gerade über die) und man kann sich immer als Avantgarde fühlen, weil sowas noch nie gesagt wurde, eine neue Sprache, neue Codes. Wie bei Punks.

Baader und Ensslin wären ohne diese Codes, ohne das Gefühl des Besonderen, nie so weit gekommen.

Ich bin eher passiv, deshalb bin ich kein Minister und keine Avantgarde.

:grein:

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Trittin war der Inhalt lange Zeit gar nicht Wurst, noch als Bundestagsabgeordneter war der ein aufrechter KBler. Fischer hingegen ein reiner Machtmensch und persönlicher Macho. Und Szene-MoralistInnen die ich kennenlernte waren teils auch Poser, teils aber Leute die das alles so richtig echt und ernst meinten und selber ein geradezu klösterlich strenges Leben führten. Die Vorher-Nachher-Wechsel lassen sich so einfach nicht erklären.

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Stimmt, Trittin
fand ich in Göttingen auch noch sympathisch, der lief ja sogar auf Demos für den Schwarzen Block mit. Aber seitdem ist einiges passiert, nicht nur rotgrün im Bund. Alleine der grüne Vorschlag für Gauck: Damit ist ein Trittin mausetot, was die politische Glaubwürdigkeit angeht.

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Glaubwürdig ist allein noch dieser Anwalt aus Kreuzberg, Hans-Christian Ströbele.

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Was meine eigene politische Tätigkeit angeht habe ich gerade dafür gesorgt dass eine Frauenberatungsstelle und ein interkulturelles Zentrum mehr Geld bekommen und einen Refugee aus dem Sudan als Mitglied für den Flüchtlingsrat geworben. Soviel zu meinen angeblichen Bemühungen, Feministinnen und PoC zum Verstummen zu bringen;-)

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ja, es ist schon ein wenig traurig, wie Momorulez derartig verstummte. Früher ein streitbarer Vielschreiber, der eigentlich nur mit von dieser Vielschreiberei bedingten manchmal auftretenden sprachlichen Abenteuerlichkeit etwas nervte. Nichts gegen sprachliches Abenteuertum! Denn er schrieb - und zwar nicht zuwenig. Das hatte engagierte Diskussionen zur Folge, oder sie wurden mit seinen Kommentaren befeuert, was den Noergler so manches Mal zu seinem bissigen Spott veranlasste (jetzt bleibt ihm nur noch "ziggev", um seinen Spott loszuwerden, dabei bin ich ein undankbares Opfer, denn ich versuche immer unter der Grenze des Angreifbaren, des Verspottenswürdigen bzw. - fähigen zu bleiben).

Mit etwas Zeit, etwas mehr Muße - oder einfach mal ein paar Sachern nachlesen - hätte ich gern ihm in dem einen oder anderen Punkt widersprochen. Ich vermisse ehrlich gesagt die lebhaft geführten Diskussionen, an denen er sich nicht minder lebhaft beteiligte. Denn bei allem Dissenz wurde mir klar, dass ich eigentlich finden müsste, dass ich Positionen im Auge hätte, die ich jedoch, um ihnen Gehör zu verschaffen, erst mal anfäglich ausformulieren müsste.

Bloggersphäre als wilde Lernumgebung, - why not? Eine tolle Möglichkeit und nicht geringer Anspruch (an sich selbst).

ja, seufz, so war es, Momo bot ein Freifeld, wo eins sich anbahnende Erkenntnisse vorsichhintastend vorsichtig zu formulieren versuchen durfte. Fussball, abgesehen vom spiegelneuronen-befeuterten ästhetischen Aspekt, von Fussball zu schreiben, finde ich eher langweilig, kann ich nichts dran ändern.

Nun hat er sich aber ein Saxophon gekauft und schreibt begrüßenswerter Weise manchmal über Jazz. Das finde ich einfach ein tolles, ja, auch Schreib-Projekt. Denn mit einem Musikinstrument in der Hand hast Du es mit 'Material' zu tun, von dem zu schweigen, das Du jetzt üben willst. Es gelten "objektive" Kriterien. Insofern bin schon ein bisschen gespannt darauf, was er da noch so schreiben wird.

Vielleicht wird er dadurch sogar wieder zu seiner gewagten "Schreibe ohne Geländer", zu seinem ins Ungewisse Hinausschreiben zurückfinden.

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Lieber Ziggev,

das ist alles wie mir aus dem Herzen geschrieben, ähnlich sehe ich das auch - neben der Ebene des Verallgemeinerbaren, das dann halt den von mir stets und immer kritisierten Szenestrukturen entspricht.

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@Alle paar Wochen kommt hier der Zitterwolf vorbei, der wird meistens gelöscht. Das war´s auch schon mit der Trollerei. ---->


Bei mir gibt es gar keine Trolle. Ich hätte das bei dem Namen meines Blogs und den Themen erwartet, doch Fehlanzeige. Alles sehr kultivierte Menschen. Aber ich werde bei der Mädchenmannschaft selten freigeschaltet. Eine sexpositive Feministin mit BDSM-Allüren, das geht da wohl nicht.

@che: Was Du real machst und was die über Dich denken hat so viel miteinander zu tun wie der Papst mit einer Kondomfabrik.

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netbitch,
du wirst bei der mm ernsthaft "selten freigeschaltet"? Du? Meine Güte! Ich bin bei solchen Aussagen immer froh, dass solche Leute real keine Macht haben. Es würde wohl auf eine Tugenddiktatur hinauslaufen.

Und so kommt es, dass ich nach einer solchen Nachricht mit den herrschenden Verhältnissen ein klein wenig zufriedener bin.

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"They say the next big thing is here
That the revolution's near
But to me it seems quite clear
That it's all just a little bit of history repeating"

Propellerheads feat. Shirley Bassey

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@genova: "CW ist der vorläufige Höhepunkt einer Zensurlogik, die sich auf höhere Werte beruft. Andererseits: Diese ganzen Gruppen sind irrelevant, so in etwa wie die Autonomen von Alfeld." ------ Täusch Dich mal nicht. Bezogen auf die Realität tatsächlicher feministischer Theorie und Praxis und tatsächlicher Flüchtlingsarbeit stimmt das, aber ein Teil der Leute, andere sind nur Rauschen, ist dabei, sich nachhaltig in publizistische Schlüsselpositionen zu positionieren oder in Dozentinnenstellen. Das ist dann nicht mehr sooooo irrelevant.

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;-)

Ich habe mich schon gewundert, dass du nicht auf meine Bemerkung über die Autonomen von Alfeld anspringst.

Ja, nein, keine Ahnung. Ich finde CW ja ganz interessant, vom Ansatz her. Insofern sollen die in die Positionen kommen. Es ist vielleicht auch Ausdruck einer generell desorientieren neoliberalen Gesellschaft. Es ist alles zu kompliziert, also verlegt man sich auf Nischen und hypt die.

Man sollte sich um diese Leute weniger kümmern. Die realen Gefahren liegen woanders, im kapitalistischen Wahnsinn. Die Sexismusdebatte hat m. E. gezeigt, dass es einen Rollback gibt, da sind diese merkwürdigen CW-Leute oder Sow oder MR keine realen Gegner, sondern Profilneurotiker. Es geht doch um reale Machtstrukturen. Da kommen die genannten nicht vor. Ansonsten brauche ich den konkreten Beleg: Wer dieser Leute ist in welchen Positionen und welchen Mist machen die da?

Vielleicht unterschätze ich das aber auch, weil ich mit solchen Leuten nichts zu tun habe.

Wobei: Ich habe kürzlich in einem (beruflichen) Text zum ersten Mal von "Studierenden" gesprochen statt von "Studenten", weil ich mir dachte, dass man mit letzterem Begriff heute schon auf der reaktionären Seite steht. Sprache ändert sich.

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Gegner sind das überhaupt nicht, sondern eher Leute, die eigentlich Verbündete sein sollten, sich aber seltsam verhalten, aus Gründen, die unter anderen Umständen Sinn machen würden, hier aber auf eine ganz abstruse Performance hinauslaufen (Noah Sow rechne ich da nicht wirklich mit rein, es ist eher so, dass andere sich als Trittbrettfahrerinnen an die ranwanzten). Das heißt aber nicht, dass diese verstreuten Blogger- und Twittercommunities, auch wenn die nichts mit offline existierenden Politszenen zu tun haben nicht korrespondieren würden, mit realen Prozessen offline. Nur alles halt sehr verschoben, so ähnlich wie früher bei den Blogliberalen.

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Moderation ≠ Zensur!
"Die Bloggosphäre entstand als eine Art von Gegenöffentlichkeit, in der ALLES gesagt werden konnte, was sonst unter den Tisch fällt."

Und als Ergebnis haben wir heute pi. Toll. (Kreuz.net haben ja böse Zensoren vernichtet.)

"Heute heißt es auf den meisten Blogs, wenn jemand kommentiert: "Your comment ist awaiting moderation"."

Ja sicher, und zumindest bei Erstkommentator_innen finde ich das auch völlig angebracht. Alles andere wäre imho - wie sagtest du? - "Alltagsrealitätsunangemessenheit". Hast du dich schon mal in wirklich unmoderierten Bereichen des Netzes rumgetrieben? (Also heute, nicht vor 10-15 Jahren, vielleicht war damals ja noch alles anders.) Ich meine auch nicht Seiten wie pi oder welt.de, die Hater aller Art bewusst anziehen, sondern eher taz.de oder lawblog. (Oder, wer's noch bekloppter mag: Youtube.) Und fändest du es wirklich toll, wenn alles, was bei hatr.org landet, am Originalplatz verbliebe?

Wenn du oder Netbitch von Trollen weitgehend verschont bleiben, ist das schön für euch. Vielleicht wurdet ihr halt noch nicht entdeckt? Vielleicht sind eure Blogs auch noch zu wenig provokant für gewisses Klientel oder haben, mit Verlaub, im Ganzen einfach zu wenig Reichweite?

Ich finde es jedenfalls gut, dass es auch moderierte Plätze im Netz gibt, an denen sinnvolle Diskussionen ohne Störungen von rassistischen, sexistischen und sonstigen Drecksäcken möglich ist.

Und bitte hört auf, Moderation und Zensur zu verwechseln. Kommentare zu löschen oder nicht zuzulassen ist erstmal keine Zensur. Wenn ich entscheide, mit XY nicht mehr zu reden, ist das ja auch keine Zensur. MR oder Mädchenmannschaft können gar keine Zensur betreiben, dazu fehlt ihnen der Einfluss.

Die andere Seite sehe ich aber auch: Dass manche es mit der Moderation übertreiben und unter dem Vorwand der eigenen Verletzlichkeit oder des Schutzraums für andere gar keine Diskussion mit abweichenden Meinungen mehr ermöglichen. Ist immer ne schwierige Sache, und manchmal ist es durchaus sinnvoll, auch sachlich formulierte Kommentare zu löschen - weil sie vom Thema abführen, weil man Grundfragen nicht jedesmal neu diskutieren will, weil der Einwand schon x-mal an anderer Stelle diskutiert wurde...

Problematisch finde ich nur, wenn das Einigeln zum Programm erhoben wird, wenn aus "darüber will ich jetzt nicht diskutieren" ein "darüber diskutiert man nicht!" wird, wenn man nicht bloß zeitweise, sondern gar nicht mehr aus dem Schutzraum rausgeht. Dann verkümmert nicht bloß das eigene Bewusstsein, man verliert auch jede politische Schlagkraft, die eben nicht aus dem preaching to the converted entsteht, sondern in der Auseinandersetzung mit den Gegnern, der Kritik im Handgemenge.

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Meine Erfahrung zeigt, dass man ohne Moderation auskommt, zumindest bei kleinen Blogs, und das sind ja 99 Prozent aller Blogs. Der Vergleich mit pi oder taz ist sinnlos, das sind andere Bezugsgrößen. Selbst als pi einmal einen Artikel veröffentlichte mit dem klaren Aufruf inklusive Adresse, meinen Blog von rechts zu bearbeiten, kamen gerade mal vier oder fünf einmalige Kommentare, das wars.

"Wenn ich entscheide, mit XY nicht mehr zu reden, ist das ja auch keine Zensur. MR oder Mädchenmannschaft können gar keine Zensur betreiben, dazu fehlt ihnen der Einfluss."

Falscher Ansatz: Mit jemandem nicht zu reden, heißt nicht, ihm den Mund zu verbieten. Genau das passiert aber, und das ist Zensur.

Einfluss: Darum geht es nicht. Zensieren kann man auch den Einzelnen. MR zensiert ohne Ende, weil er sich für den Unterdrückten hält, der sich damit ja nur die Unterdrücker vom Leib hält. Auch für solche verrückten Haltungen dient Zensur als Legitimation. In der DDR war es halt der Konterrevolutionär.

Sicher gibt es Deppen im Netz und bei realen Betreibern kommt noch die juristische Ebene dazu. Dennoch halte ich es für ein Armutszeugnis, wenn man die Leute maßregelt, bevor sie etwas veröffentlichen dürfen.

Die Linke hat sich in den vergangenen 150 Jahren so oft daneben benommen, wenn es um Freiheiten ging, von Nazis oft kaum unterschieden, da sollte man sich solche Statements gut überlegen. Es gibt da keine Unschuld.

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Halb und Halb
@"Hast du dich schon mal in wirklich unmoderierten Bereichen des Netzes rumgetrieben? (Also heute, nicht vor 10-15 Jahren, vielleicht war damals ja noch alles anders.)" ----- Ja, habe ich, und ich weiß, was für Scheiß in den Foren zu lesen ist. Was die "Damals war es anders"-Komponente angeht, ging es übrigens so um 2005 los, dass Hate- und Unfugskommentare sich häuften, und das hat durchaus mit PI und Solchen zu tun, wenn auch nicht nur. Und bis dahin war der übliche Umgangston in der deutschen Bloggosphäre ein ausgesucht höflicher, verbunden mit dem "Sie" in der Anrede. Wer das nicht mehr kennt und sich eine Ahnung verschaffen will was früher netiquette bedeutete schaue mal auf dem Blog Melancholie Modeste vorbei.


@"Vielleicht wurdet ihr halt noch nicht entdeckt? Vielleicht sind eure Blogs auch noch zu wenig provokant für gewisses Klientel oder haben, mit Verlaub, im Ganzen einfach zu wenig Reichweite?"


Dass auf großen, reichweitenstarken Blogs aufgrund des Trollaufkommens moderiert werden sollte, das habe ich selber geschrieben. Ebenso hatte ich darauf hingewiesen, dass in heißeren Zeiten, als die großen Kommentarschlachten mit den Neoliberalen und Neokonservativen liefen und dieses Blog auch noch zum Spinoff von Dotcomtod gehörte hier regelmäßig und gehäuft Trolls auftauchten und gelöscht wurden. Damals hatte ich halt täglich über Tausend LeserInnen und heute vielleicht 20.

@"Und bitte hört auf, Moderation und Zensur zu verwechseln. Kommentare zu löschen oder nicht zuzulassen ist erstmal keine Zensur. Wenn ich entscheide, mit XY nicht mehr zu reden, ist das ja auch keine Zensur. MR oder Mädchenmannschaft können gar keine Zensur betreiben, dazu fehlt ihnen der Einfluss." ----- Einfluss im Sinne von gesellschaftlicher Macht fehlt, Zensur im Sinne von Meinungsäußerungen generell verbieten oder Medien durch die Staatsmacht zu kontrollieren ist das nicht. Aber man spricht ja auch von Briefzensur (spielt in bestimmten Staaten bei Briefen aus dem Knast eine Rolle), und wenn alles, was einer Filterblase widersprecht gelöscht wird ist das zumindest schon zensurähnlich. Mit jemandem nicht zu reden, heißt nicht, ihm den Mund zu verbieten, ja, damit kann ich mich anfreunden.

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@Genova
"Meine Erfahrung zeigt, dass man ohne Moderation auskommt, zumindest bei kleinen Blogs, und das sind ja 99 Prozent aller Blogs."

Die Blogs, von denen Hatr.org gespeist wird, sind aber meistens auch nicht grade groß. Vielleicht sind deine Erfahrungen nicht so zu verallgemeinern? Ist ja schön, wenn bei dir noch nie groß Bedarf zur Kommentarlöschung bestand. Anderswo sieht das aber offensichtlich anders aus.

"Falscher Ansatz: Mit jemandem nicht zu reden, heißt nicht, ihm den Mund zu verbieten. Genau das passiert aber, und das ist Zensur."

Hä? Wer verbietet dir denn den Mund? Welcher kleine Blogger wäre dazu in der Lage?

In deinem Blog und an zig anderen Stellen im Netz - von der Offline-Welt ganz zu schweigen - kannst du doch schreiben, was du willst. Aber wenn MR deine und meine Kommentare in seinem Blog nicht haben will, muss er ja nicht. Kann man durchaus damit vergleichen, mit jemandem nicht mehr zu reden, vielleicht auch aus der Wohnung rauszuwerfen. Ist nicht schön, wenn sich Menschen selbst gegen solidarische Kritik abschirmen, aber das Zensur zu nennen ist einfach lächerlich. Und irgendwie auch eine Verhöhnung von Menschen, die tatsächlich unter Zensur leiden.

"Einfluss: Darum geht es nicht."

Doch, genau darum geht es. Zensur ist eine Machtfrage. Wer keine oder kaum Macht hat, kann auch nicht effektiv zensieren.

"Die Linke hat sich in den vergangenen 150 Jahren so oft daneben benommen, wenn es um Freiheiten ging, von Nazis oft kaum unterschieden"

Derart dumpfmeiernden Totalitarismuskram hätte ich in einem eigenen Blog vielleicht auch wegmoderiert. Kommt da noch irgendwas mit Linksfaschisten oder so?

@Che: D'accord. Aber dann schreib halt nicht von Zensur. (Briefzensur hat mit Kommenarlöschungen auch nicht viel zu tun, oder?)

Wenn sich Menschen so extrem gegen jede Art Kritik abschirmen wie MR oder Nadine Lantzsch, dann betrifft das v.a. die "Zensoren" selbst, die sich in ihrer Blase abschotten und verkümmern, die übliche linke Sektiererei also. Tatsächliche Zensur dagegen wirkt auf andere, auf die Zensierten (die nichts sagen dürfen) und auf die Öffentlichkeit (die nichts erfahren soll).

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earendil:
"Derart dumpfmeiernden Totalitarismuskram hätte ich in einem eigenen Blog vielleicht auch wegmoderiert. Kommt da noch irgendwas mit Linksfaschisten oder so?"

Tja, mein Lieber, da zeigst du ja, wes Geistes Kind du bist. Danke für die Klarstellung. DU entscheidest, was ok ist und was nicht, das hat etwas totalitäres. "Wegmoderieren", das klingt schon so verharmlosend. Wenn ich irgendwo etwas kommentiere, dann hat das gefälligst stehenzubleiben, es sei denn, es ist strafrechtlich relevant oder ich stalke. Ansonsten hast du meine Meinung in deinem Blog zu ertragen. Immer wieder dieses lächerliche "Ich sitze an den Knöpfen, ich bin geil." Darin ist der typische Deutsche schon immer gut gewesen, bis hin zum Blockwarttum. Es ist wirklich grauenhaft, dass das nicht ausstirbt, wieder ein Grund mehr, alles so zu lassen, wie es ist. Der Stalinsche Schoß ist nach wie vor fruchtbar, vermute ich.

Ansonsten will ich jetzt kein Fass aufmachen, weil ich das Gefühl habe, du bemühst dich um Verständigung.

"In deinem Blog und an zig anderen Stellen im Netz - von der Offline-Welt ganz zu schweigen - kannst du doch schreiben, was du willst. Aber wenn MR deine und meine Kommentare in seinem Blog nicht haben will, muss er ja nicht. Kann man durchaus damit vergleichen, mit jemandem nicht mehr zu reden, vielleicht auch aus der Wohnung rauszuwerfen."

Das Thema ist immer wieder interessant, weil das bloggen relativ neu ist. Der Wohnzimmervergleich ist aber falsch, da mein Wohnzimmer von allen Blicken abgeschottet ist und ein blog von tendenziell Millionen gelesen werden kann, ohne dass ich das kontrolliere. Er gleicht also eher einer Bühne, auf der täglich Vorstellungen für die Allgemeinheit gegeben werden. Und es gibt in blogs in der Regel eine Kommentarfunktion. Ich kann also den blog auf privat stellen, dann ist es ein Wohnzimmer. Oder ich deaktiviere die Kommentare, dann macht keiner mit. Die Zuschauenden danach zu sortieren, wer kommentieren darf und wer nicht, ist sehr problematisch. Und Zensur ist nicht nur dann gegeben, wenn sie eine umfassende ist. Dann gäbe es selbst in Nordkorea keine Zensur, weil ich privat mit meiner Frau noch offen reden kann.

Ich habe das bei MR längere Zeit erlebt, ich durfte dort nichts mehr schreiben, aber sie sind dort in Gruppen über mich hergefallen, bis hin zum Versuch der Entwürdigung. Das hat mir seinerzeit schon die Augen geöffnet.

Mit jemandem nicht zu reden ist eine andere Sache, wie schon gesagt.

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Das, was netbitch für einen kultivierten Besucher hält, ist für andere ein Troll. Was ein Troll ist, entscheidet nämlich jeder für sich allein. PI zum Beispiel moderiert recht rigide. Gerade diese aggressive Moderierei sorgt dann dafür, daß die Menschenhasser unter sich bleiben und beschissene gruppendynamische Prozesse in Gang kommen. Diese PIpis haben ihre Ideologie auf der sprachlichen Metaebene gegen Widerspruch abgesichert. Besonnene Zeitgenossen heißen da Dhimmis und werden ausgeschlossen. Taqiyya nennt man es, wenn die Angegriffenen Beweise verlangen. etc. Da ist die typische pipifantische selektive Wirklichkeitswahrnehmung kein Wunder. Wegen dieser Modererei halten die Mitglieder der betreffenden Ideologie ihre Behauptungen, Unterstellungen und Übertreibungen für sehr real, einfach, weil sie andere Wahrnehmungen entweder gar nicht kennen, oder die betreffenden Mitglieder sozial ausgeschlossen werden. Müssen die Mitglieder auch noch moralische Anforderungen erfüllen, dann baut sich auch noch ein Gruppendruck auf, weil man Mitglieder dann auch noch sanktionieren kann, ohne daß man sich umständlich rechtfertigen muß. Diese Moral erstickt dann jede Vernunft. Also, lieber earendil: Kommentarmoderation ist nicht der Königsweg, um Rassismus, Sexismus oder anderes gesellschaftlich unerwünschtes Betragen zu beseitigen. Im Gegenteil, aggressives Moderieren ist ein schlimmes Vorzeichen für sozial destruktives Verhalten.

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"Kommentarmoderation ist nicht der Königsweg, um Rassismus, Sexismus oder anderes gesellschaftlich unerwünschtes Betragen zu beseitigen."

Welch Wunder, wenn wie bei pi die Moderatoren selber beinharte Rassisten sind. Die haben das Publikum, das zu ihnen passt. Aber um solche Seiten geht es doch gar nicht. Gegen die würde tatsächlich nur Zensur helfen.

"Im Gegenteil, aggressives Moderieren ist ein schlimmes Vorzeichen für sozial destruktives Verhalten."
Oder ein Anzeichen für sozial destruktives Verhalten von Kommentatoren.
Wie gesagt, dieses extreme Einigeln sehe ich auch eher kritisch, aber prinzipiell finde ich Moderation gut und notwendig.

Die gegenteilige Herangehensweise bürgt übrigens auch für gar nichts. Vor ein paar Jahren hab ich mich mal aus Spaß am Rumkloppen mit Idioten (überkommt mich manchmal, warum auch immer) eine Zeit lang bei kreuz.net rumgetrieben. Die hatten damals eine bemerkenswert liberale Kommentarpolitik. Blieb trotzdem der gleiche Hetzladen mit dem entsprechenden Publikum. Weine ich nun, weil dieses Portal mittelbar der Zensur zum Opfer gefallen ist? Eher nicht.

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@genova:
"DU entscheidest, was ok ist und was nicht"

In meinem eigenen Blog (wenn ich einen hätte): Ja, sicher. Wer denn sonst?
"Ok" heißt hier ja: Was diskutierbar oder es sonst wert ist, stehen zu bleiben. Das ist natürlich nicht identisch mit dem, was ich für richtig halte. Wer das nicht sortiert kriegt, kann die Kommentarfunktion allerdings gleich ganz abschalten.

"Ansonsten hast du meine Meinung in deinem Blog zu ertragen."

Nö. :p

Hast du dich eigentlich früher auch beschwert, wenn eine Zeitung deinen Leserbrief nicht gedruckt hat?

"Der Stalinsche Schoß ist nach wie vor fruchtbar, vermute ich."

Stöhn. Also wenn du bei simpler Blogmoderation schon das Erschießungskommando um die Ecke kommen siehst... na, lassen wir das.

"Er gleicht also eher einer Bühne, auf der täglich Vorstellungen für die Allgemeinheit gegeben werden."
Und auch auf einer Bühne können die Verantwortlichen entscheiden, wer dort auftreten und welche Art von Senf das Publikum dazugeben darf. Erinnert mich daran, dass doch vor einer Weile dieser ehemalige St.-Pauli-Präsident (?) von der Roten Flora wegen (angeblicher oder tatsächlicher, k.A.) Gentrifizierungsaktivitäten wieder ausgeladen wurde und dann auch über Zensur rumheulte. Lächerlich.

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"@genova:
"DU entscheidest, was ok ist und was nicht"

In meinem eigenen Blog (wenn ich einen hätte): Ja, sicher. Wer denn sonst?"

Wie wäre es mit "niemand entscheidet"? Strafrechtliche Relevanz erkennt man, da liegt es dann teilweise im Ermessen des Blogbetreibers, was er individuell für eine Beleidigung hält, beispielsweise. Aber ich halte es schon für problematisch, überhaupt von "meinem" blog zu sprechen.

Es ist doch so: Ich bestimme, worüber ich schreibe, mit welcher Intensität, in welchem Stil. Dann kommen vielleicht Leute, die das kommentieren wollen, die das offenbar so weit affiziert, dass sie sich der Mühe des Schreibens unterziehen. Leute, die ich in der Regel nicht kenne, nichts über ihren Hintergrund weiß, über ihre sprachlichen Möglichkeiten, über ihre aktuelle emotionale Verfassung usw.

Und dann soll ich als Blogbetreiber mit dem Löschknopf drohen? Ich halte das für eine ziemlich autoritär, ausladend, sozusagen fremdenfeindlich und auch unverschämt dem Anderen gegenüber, der sich Mühe macht. ches Haltung finde ich da wesentlich sympathischer, der hier alle schreiben lässt.

Kommt mir so vor, als würde man Flüchtlinge auch nur rein lassen, wenn sie versichern, die richtige Partei zu wählen.

Das mit der Meinung, die man ertragen muss, meine ich wirklich so. Hier leben 80 Millionen Menschen, wenn man da keine anderen Meinungen ertragen kann, geht es schief. Auch mit Auseinandersetzungen, mit Streit, ja, klar, aber bitte abbilden.

PI ist ein gutes Beispiel, so wie sozi das beschreibt. Die bestärken sich permanent in ihrem Paralleluniversum, Andersdenkende kommen da nicht vor.

Bühne: Was ich mit dem Beispiel sagen wollte: Auf der Bühne kannst du nicht kontrollieren, wer zuguckt, genauso wie beim Blog. 2,5 Milliarden Menschen. können den blog verfolgen. Wie jeder Vergleich hinkt auch dieser, man könnte vielleicht von interaktivem Theater sprechen.

Wie gesagt, wenn schon privat, dann bitte auf privat stellen, dann ist das in Ordnung. Aber wenn ich will, dass andere zugucken (und das will ich ja), dann sollte ich auch so fair sein, und Menschen reden lassen, wenn sie etwas sagen wollen.

Der Stalinbezug ist immer eine Keule, aber in linken Kreisen nun mal nötig. Simple Blogmoderation ist ein gutes Beispiel dafür, wie manche Leute drauf sind.

Aber, earendil, du schreibst ja selbst, dass du nicht alles löschen würdest, was dir politisch nicht in den Kram passt. Insofern ist ein guter Ansatz ja vorhanden ;-)

Erstmoderation ist wohl teilweise nötig, bei mir ist es ein Stalker und gestern bekam ich tatsächlich zwei Kommentare, in denen ich linker Abschaum war, türkischer Ziegenhirte mit fetten Haaren etc. Aber selbst wenn das veröffentlicht würde: meine Güte, so what?

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@""Die Bloggosphäre entstand als eine Art von Gegenöffentlichkeit, in der ALLES gesagt werden konnte, was sonst unter den Tisch fällt."

Und als Ergebnis haben wir heute pi. Toll. (Kreuz.net haben ja böse Zensoren vernichtet.)" ----- Als Ergebnis hatten wir auch Informationen darüber, dass es den Hufeisenplan im Jugoslwawienkrieg, Scharpings Begründung für den Einsatz deutscher Truppen, nicht gab, als Ergebnis hatten wir Dotcomtod und Wikileaks bzw. Whistleblowing überhaupt.

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Ich hatte hier schonmal geschrieben, dass imho alles seine Berechtigung hat, vom "safe place" bis zum Riesenrumgewurschtel auf taz oder welt.de.

Es kommt immer drauf an was mensch möchte.
Da würde ich überhaupt nicht so normativ rangehen wollen. "Jeder Jeck is anners" sagen wir hier in Köln und ich bezieh das jetzt mal auf die Blogbetreiber. Die einen setzen sich gerne noch mit den letzten Volltroll auseinander, schon zum Sparring sozusagen. Andere werden schon von leicht abweichenden Posts verunsichert und löschen die lieber. So what?

Blogs dienen ja auch z.T. der Selbsthilfe und da finde ich das legitim. Einerseits öffentlich, da eins ja möchte, dass andere "Betroffene" auf den Blog aufmerksam werden. Andererseits aber nicht jeden kurz vorbeipaternalisierenden Honk freischalten....

Kurz: Das alles findet statt und hat auch seine Existenzberechtigung. Im Einzelnen kann darüber gestritten werden, dass z.B. ein vergleichsweise wirkungsmächtiger (oder besser: vielgelesener) Blog wie die Mädchenmannschaft eine rigidere Politik fährt. Das finde ich auch schade.
Aber grundsätzlich eine bestimmte Norm zur Leitlinie erheben zu wollen, finde ich verfehlt.

Mal was anderes: Gerade hat ein Kollege das Trollverhalten mit dem Verhalten beim Autofahren verglichen. Wie als wenn bei nicht gegebener face2face-Kommunikation jahrhundertelang eingeschliffene Verhaltensweisen über Bord fallen. Was denkt ihr? Das mit dem Autofahren war ja auch schonmal kurz Thema.

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