Dienstag, 31. Dezember 2013
Partnerverarsche?
Kürzlich las ich, zwei Drittel aller Beziehungen kämen inzwischen durch Online-Kontakte zustande. Hmm. Zwei Drittel? Ich kenne Online-Partnerbörsen im Wesentlichen als kriminelle Abzockfallen, die vor allem als Auftragsvergabe für Inkassobüros agieren, die Großen, wie Parship oder Elitepartner machen hingegen einen seriösen Eindruck, arbeiten allerdings mit als "wissenschaftlich" angepriesenen Methoden, die weder neu noch unumstritten sind.

Es handelt sich um Matchingsysteme, die nach Vorlieben oder Abneigungen der Kunden Persönlichkeitsprofile erstellen, anhand derer Partnervorschläge gemacht werden. Die diversen Online-Singlebörsen werben damit, eine ebenso hohe psychologische Kompetenz und Vermittlungswahrscheinlichkeit wie klassische Partnervermittlungsbüros zu erreichen.Das alles ist uralter Wein in neuen Schläuchen. Schon in den 70ern gab es z.B. auf Jahrmärkten Computer, mit denen Matchingvorschläge ausgearbeitet wurden, und die auf diese Weise vermittelten Bekanntschaften wurden „Computerfreundschaften“ genannt. Die statistische Erfassung von Charaktereigenschaften und die daraus abgeleitete Erstellung von Persönlichkeitsprofilen kommt aus der klinischen Psychologie, wo die sogenannten Persönlichkeitsinventare wie der Bem Sex Role Inventory, der Freiburger Persönlichkeitsinventar und der MMPI Saarbrücken sehr umstritten sind und hauptsächlich von Gutachtern verwendet werden, die möglichst viele Patienten begutachten wollen ohne sie gründlich untersuchen zu müssen. Etwas, das in der Psychologie für schlecht erachtet wird soll also für die Partnervermittlung gut sein. Das mutet mir sehr zweifelhaft an, ich weiß aber auch nicht, wie gut ich das wirklich beurteilen kann und biete das Thema daher hier zur Diskussion an. Grundsätzlich denke ich, dass tatsächlich attraktive Menschen auf diesem Wege nicht zu finden sind, da diese es nicht nötig haben dürften, online nach Kontakten zu suchen. Da finden sich eher die aus Gründen Einsamen, oder?

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"zwei Drittel aller Beziehungen kämen inzwischen durch Online-Kontakte"

Blödsinn !

Guten Rutsch an die nordkurdistanische TransAntikapitalismusBefreiungsfront !

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Eben, Blödsinn!

Guten Rutsch!

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Ich selber habe mit Online-Partnerbörsen keine Erfahrung, kenne inzwischen aber doch einige Pärchen, die sich auf diesem Wege kennengelernt haben. Und das sind nicht gerade die totalen Ladenhüter, sondern tendenziell eher Menschen, die deutlich mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten und daher nur beschränkte Möglichkeiten haben, in aller Ruhe am Feierabend auf Partnersuche zu gehen (oder so manche traditionelle Strategie als ineffektiv erlebt haben).

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Ich bestreite, dass Partnersuche etwas mit Ruhe und Feierabend zu tun hat.

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Als der König der Ladenhüter habe ich wenig Veranlassung, mich über diese Menschen lustig zu machen, aber auf einem dieser Gesellschaftsplauderblogs, es mag beim Don, bei Kid oder bei Modeste gewesen sein, hatte mal jemand ziemlich vielpositiven Impact errreicht, als er meinte, es sei doch peinlich und imageschädigend und das uncoolste überhaupt Partnersucheportale zu nutzen. Ich selbst war ja jahrelang bei Parship, was mir zu einigen oberflächlichen Bekanntschaften, einer Fast-Beziehung und ziemlich vielen Einmaldates verholfen hatte, insgesamt aber weniger effektiv, dafür aber sehr viel teurer war als das Beantworten gedruckter Kontaktanzeigen. Ein Freund hat hingegen ständig Techtel aufgrund von Facebook-Kontakten, was ich mir für mich nicht vorstellen kann.

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Dir zunächst ein gutes Neues Jahr.

"dass tatsächlich attraktive Menschen auf diesem Wege nicht zu finden sind, da diese es nicht nötig haben dürften, online nach Kontakten zu suchen. Da finden sich eher die aus Gründen Einsamen, oder?"

Das kann ich nicht bestätigen. Ich habe dort sehr attraktive Frauen kennengelernt, solche die waffenscheinpflichtig sind. Mit einer bin ich bis heute gut befreundet.

Es tummeln sich auf solchen (seriösen) Partnerbörsen die unterschiedlichsten Menschen. Das System dieser Börsen: darüber läßt sich streiten. Auch die Frau, die ich liebe (und die auch mich liebt), lerne ich über das Internet kennen. (Allerdings nicht über eine Partnerbörse)

Auf diesen Partnerbörsen annoncieren die unterschiedlichsten Menschen: meist solche, die kaum Zeit zum Ausgehen haben, die in Kneipen und Bars nicht so gerne Menschen ansprechen. Die Gründe sind vielfältig.

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"Grundsätzlich denke ich, dass tatsächlich attraktive Menschen auf diesem Wege nicht zu finden sind, da diese es nicht nötig haben dürften, online nach Kontakten zu suchen."

Doch, sind sie.

Südamerikanerinnen, die einen Gringo kennen lernen möchten (und Gringos, die eine Latina kennen lernen möchten), sind auch auf das Internet angewiesen. Das ist natürlich etwas ganz anderes als diese Singelbörsen. In der Regel muss eine Sprachbarriere überwunden werden, kaum jemand dort spricht gutes Englisch (von Deutsch ganz zu schweigen), und die Möglichkeit eines Treffens ist wesentlich schwieriger. Aber wenn man Spanisch (bzw. Portugiesisch)kann, hat man viele Möglichkeiten, z.B. bei amigos.com oder bei cybercupido.com.

Ich habe meine Frau auch über eine solche Seite kennen gelernt. Das involvierte dann zahlreiche Ferngespräche und einige Reisen zwischen Deutschland und Kolumbien bzw. Kolumbien und Deutschland. Aber ich habe es nicht bereut.

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*staun*

Was für Webadressen sind das denn, über die sich solche Kontakte knüpfen lassen?

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http://www.cybercupido.com/ oder
http://amigos.com/ . Letztere funktioniert meines Wissens auch auf Englisch.

Ist prinzipiell gratis und ist einfach zur Kontaktaufnahme gedacht, auch für reine Freunschaften. Reinschauen lohnt allemal, und wenn es nur für die Fotos ist.

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Danke dafür!

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hey, danke für die Idee ! - jetzt werde ich reich !!

hätte ich echt vorher drauf kommen müssen: Lerne spirituelle Liebhaber auf der Ganzen Welt kennen!

DAS OSHO-PARTNER-PORTAL - Man weiß ja nie, was daraus wird !!

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ich hab einige mal ausprobiert. in so kostenfreien 3-tages-abos. sonst ist das ja ein teurer spaß. aber was anderes sollen diese partnerbörsen auch nicht als den betreibern kohle bringen. das ist wie mit wunderdiäten und all das, was man im internet für sehr viel geld haben kann.

grundsätzlich treiben sich in partnerbörsen nur stinos und fakes rum, habe ich die erfahrung gemacht. ein paar davon hab ich auch getroffen. allerdings: was sagt ein blödes foto oder ein paar banale zeilen schon aus?! ich hab nicht einen einzigen typ oder frau kennen gelernt, die ein zweites date wert gewesen wäre. das sind wirklich zu einem nicht unerheblichen teil menschen, die todlangweilig sind oder schwere komplexe haben oder einfach hässlich wie die nacht finster sind und die deshalb auch so niemanden kennen lernen.

diese "wissenschaftliche" schiene ist was für leute, die sich für intellektuell halten, weil sie pro7 gaileo glotzen. für sehr einfach gestrickte gemüter mag das funktionieren. für die unternehmen selbst ist es ein marketing-tool, um den preis zu rechtfertigen. so wegen "echte psychologen haben da dran mitgedacht".

man muss sich aber auch mal die soziopolitische und gesellschaftliche dimension der sache geben: wir haben zwei tragenden säulen der wirtschaft, leistung und konsum. weil wir in der leistungsgesellschaft inzwischen alle bis zum burnout arbeiten, bleibt nicht mehr viel zeit für soziale aktivitäten bzw. verbringen leute lieber ihre zeit, stumpf in die glotze zu starren und ihr burnout zu pflegen. heißt, die leute werden immer einsamer. aber weil heutzutage alles käuflich ist, ist es auch die "liebe". oder wenigstens die illusion davon bzw. die hoffnung darauf. deshalb funktionieren partnerbörsen. sie leben von der hoffnung und vom konsumgesteuerten denken ihrer klientel. dass die fake-erfolgsgeschichten, die das marketing auf den jeweiligen seiten einrichtet, irgendwer glauben könnte, schließe ich jetzt einfach mal aus, um mir mein weltbild nicht ganz zu zerstören. ;)

kurzum, es ist vermutlich empfehlenswerter, die kohle zu sparen und öfter mal in den puff zu gehen.

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Du hast ein schönes, lesenwertes, und, nun ja, betroffenmachendes Blog. Darf ich das Verlinken?


Dir ganz viel Kraft!

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Wie gesagt, es kommt darauf an, was man sucht. ich würde da auch keine Frau aus meiner Stadt suchen, aber wer sich auf das Abenteuer der Fernstenliebe einlassen möchte, der findet dort was er sucht.

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@ che: danke. es wäre mir eine ehre. :)

ja, und so fürs unverbindliche oder so... dafür taugt es. dafür gibt es aber auch entsprechende flirtportale. ;)

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also ich bleibe skeptisch. bin aber vielleicht auch jemand, der sich gerne einigelt. allein der Akt, jemanden außerhalb der Anonymität direkt anzusprechen, bedeutet bereits eine Verletzung meiner eigenen Privatsphäre. -- Es sei denn, jemand hätte große Mühe auf ein nicht kleines Romanprojekt verwendet, oder irgendein Kunstwerk, -- dann, nur dann würde ich mir die über die scheinhafte Internetanonimität hinausgehende Intimität Verletzung derselben mir durchgehen lassen.

ich glaube mehr an das Werk als an den Menschen.

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@c17h19no3, "öfter mal in den Puff zu gehen" erscheint mir allerdings höchst problematisch. An Ausbeutung von Zwangsprostituierten möchte ich jedenfalls nicht beteiligt sein und ächte jeden, der das ist. Woran erkennst Du, wer das freiwillig macht?

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ich kenne so einige prostituierte, die machen das alle freiwillig. da hat keine einen zuhälter. die zahlen normal zimmerpreise und das wars. also wenn man jetzt auf kükenfleisch steht, da halte ich das risiko für höher... wie auch immer. war ja nur ein vorschlag, wie man vielleicht schneller ans ziel kommt, wenn man schon geld aus dem fenster werfen möchte. ;)

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war selber mal mit ner Frau zusammen, die, als ich kein Geld mehr hatte, "anschaffen" ging. in Hamburg, St. Georg. Was die aber erzählte, war teilweise recht gruselig. während sie als Schauspielerin die Unnahbare machte,übernahm eine ihrer Kolleginnen die "harten Fälle", so Typen, die mal so eben aus Versehen mit links ein Schnapsglas in der Hand zerqwetschten. - und dann hoch ins Zimmer? ja, dem Bericht zufolge machte die genannte Kollegin das mit, wie sie nicht ohne Bewunderung erzählte.

das Schicksal jener Kollegin ist einfach anders nicht plausibel zu erklären, als dass die, einmal dort gelandet, einfach nicht mehr rauskam. ich glaube, hier von Freiwilligkeit zu sprechen, wäre wirklich etwas zynisch.

andererseits gab mir auf dem hamburger Kiez mal ne Prostituierte ihre Telephonnummer, weil sie mich allem Anschein nach mochte. etwas verdattert fragte ich, gibt es jetzt Vergünstigungen? Nein, wir haben untereinander klare Absprachen. Die Preise stehen fest.

es schien mir glaubhaft, dass sie das freiwillig machte. sie konnte sich freimütig im allerbesten Hochdeutsch ausdrücken, vielleicht sogar mit lokalem Akzent.

immer wenn die kein Deutsch konnten, hatte ich hinterher ein schlechtes Gefühl, und, in der Tat, seit fast zehn Jahren habe ich mir jedes Ansinnen, für Sex zu bezahlen, aus dem Kopf geschlagen.

sie war nicht von Menschen gezwungen worden, sondern sie war offensichtlich süchtig. das, was ich gemacht habe, war sowas von eklig, auch für sie, dass ich jede Lust auf Prostituierte, selbst die freiwilligsten, jeden Spaß, den ich mit ebensolchen gehabt hatte, verloren habe. *kotz*

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ich glaube, zwischem einem psychischen zwang (das wäre ja dann eine form von sexsucht), einem gewissen druck durch lebensumstände (z.b. drogenabhängigkeit und beschaffungkriminalität) und einer zwangsprostituierten (unter falschen versprechungen verschleppt, papiere abgenommen, die tante kann kein wort deutsch, wird streng bewacht und eingesperrt und mit drohungen, schlägen und vergewaltigungen gefügig gemacht) besteht noch ein kleiner unterschied, auch wenn sie vollkommen recht damit haben, in jedem fall von zwang zu sprechen. dann wäre aber letztlich ein normaler job auch zwang. den macht man ja auch nur, weil die gesellschaft es erfordert oder weil man ein so ausgeprägtes über-ich hat, das einem einschärft, du darfst niemals hartzen gehen oder als penner auf der straße enden.
das kann man jetzt unendlich weiterspinnen. ;)

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In einem der für meine politische Bewusstwerdung wesentlichsten Texte, "Genießen Sie den Untergang des Abendlandes" von Lucifer Dionysios hieß es "Hinter jedem Sonderangebot und jeder Jobofferte steht die Androhung der Zwangsarbeit."

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