Samstag, 3. Dezember 2016
Solidarität ist immer noch eine Waffe und Menschlichkeit weder quantifizierbar noch teilbar
Und weil das so ist wurde mit Franziska Hagelstein erstmals jemand mit dem Matthias-Lange-Fluchthilfepreis ausgezeichnet. Der Namenspatron war mein langjähriger Genosse, Freund und erster Vorsitzender des Flüchtlingsrats Niedersachsen. Leider starb er viel zu früh. Mit seiner theoretischen Verortung der Flüchtlingsarbeit, bei der es darum gehe, rechtlosen Personen zunächst überhaupt zum Recht, Rechte zu haben zu verhelfen bewegte er sich in der Theorie zwischen klassischer Bürgerrechtsbewegung und Operaismus, in der Praxis zwischen Dienstleistung für die eigene Klientel und offener Revolte.

Franziska Hagelstein hat einen afghanischen Jungen, Ramesh Kuhestani, über Bulgarien (inklusive Knastaufenthalt dort) nach Deutschland gebracht und als Ziehsohn adoptiert. Bei der Veranstaltung referierte zunächst Thomas Ruttig, Co-Direktor und Mitbegründer des "Afghanistan Analyst Networks zur Situation im Lande und machte deutlich, dass von inländischen Schutz- und Sicherheitszonen nicht die Rede sein könne - in einem Land, das der deutsche Innenminister nur im gepanzerten Helikopter, mit Helm und schusssicherer Weste betritt, es aber für Andere als sicheres Land betrachtet. Im anschluss berichteten afghanische Jugendliche, darunter Ramesh Kuhestani selbst, über ihre abenteuerliche Flucht, über ihre gute Integration und Zukunftspläne in Deutschland, ihre zerrissene Familiensituation und darüber, dass es in Afghanistan keine Bleibeperspektive gibt.










Für junge Männer die keinem der einflußreichen Klans angehören gibt es in den von den Taliban kontrollierten Gebieten oft nur zwei Möglichkeiten: "Tanzjunge", d.h. männlicher Prostituierter, regelmäßige Vergewaltigung inklusive, oder Kämpfer.





Dieses Bild zeigt den Rücken eines achtjährigen Jungen, der öffentlich ausgepeitscht wurde. Die Scharia kennt kein Strafmündigkeitsalter.




Es war extrem beeindruckend, mit welcher toughness und Selbstsicherheit diese 16 Jährigen die Diskussion bestritten. Das sind so die Art gesellschaftlicher Ereignisse die ich bevorzuge.


Ach ja: Im Kommentarbereich des NDR ist dazu leider z.T. ziemlich reaktionärer Scheißdreck zu lesen.

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Wendlaenderin-erhaelt-ersten-Fluchthilfepreis-,fluchthilfepreis100.html

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