http://gleisbauarbeiten.blogspot.de/2017/09/dummheit-ohne-poesie-und-wovor-ich-mich.html
... comment
(Achtung, anschnallen):
Zigeunerbart
drin vorkommt. Das geht natürlich auch sowas von überhaupt gar nicht mehr heutzutage...
... link
... link
... link
... link
... link
... link
Aber nein, es gibt ja wichtigeres: Moralspackentum.
... link
... link
Btw Und der gute Momo unterscheidet leider nur noch selten zwischen anderen Meinungen in Sachfragen und Ablehnung seiner Person.
... link
hab da einfach mal wieder vorbeigeschaut - und traf auf eine Anzahl von nur schwer widerlegbaren Argumenten. - Ich begrüße es ausdrücklich, dass Momorulez wieder auf diskursiven Plattformen performt.
Ich sehe da erstmal einen Eintrag zu den vermaledaiten "Identity Politics".
Wenn es wirklich nur darum gehen sollte, Sympathisanten mit diesen "Politics" (im Deutschen in Plural wie auch Singular als Übersetzung gestattet), zu denunzieiren, dann hat er sehr überzeugend und trefflich argumentiert:
"Um mal nebenbei darauf zu verweisen, wo Sprechverbote wirklich wirken. Denn das Ganze ist, wenn ich mich nicht verlesen habe, FBI-Kriterium geworden: Schwarze „Identitätspolitik“ wird im Sinne der Terrorgefahr behandelt und überwacht. So also wirkt Mark Lilla und seine Kritik der „Identitätspolitik“: Die US-Bundespolizei adaptiert das kurzerhand."
um nur etwas mehr Kontext herzuastellen, vor-voriger Absatz:
"Strukturell, nicht im Sinne einer historischen Analogie verstanden: Ganz ähnlich reagierten in den USA viele auf die 'Black Lives Matter'-Bewegung. 'All Lives Matters!' riefen sie dann."
Momo startet alo einen konträren Gegenangriff, er spricht von "Formalisierung und Verallgemeinerung". "Also: Von ihren spezifischen Erfahrungen zu berichten, diese als politisch relevant zu betrachten und ihre Angst zu artikulieren – is‘ nich‘."
Er spricht für mich durchaus ein bedauerliches Phänomen an. (es geht etwas OFF Topic) ... ich surfe manchmal gern auf katholischen web-Auftritten, weil ich immer noch nicht der Faszination für Edith Stein entsagen kann, die einfach Heidegers nihilistische Zeitkonzeption nicht akzepitieren konnte. Naja, so stieß ich jedenfalls auf:
http://www.kath.net/news/58970 - "Hinter der Gender-Ideologie steht die Lüge des Teufels!"
hier im Blog wurde ja darauf verwiesen, dass Lilla sich aller Wahrscheinlichkeit nach hauptsächlich auf den amerikanischen, baldigen Wahlkampf bezieht, den Demokraten strategisch ins Gewissen reden will (alte Fehler vermeiden).
Warum nun aber also Momos Wut auf Lilla, dazu erst Schopenhauer (bei Wiki).
"Schopenhauer unterscheidet vier Möglichkeiten, dieses Vergehen* vor dem Gegner zu verbergen:" (* das Vergehen, eine petitio principii zu begehen: die zu beweisende Behautung bereits in die Prämissen aufnehmen.) (Wiki)
6. Verstekte petitio principii
.
.
.
6.3. "Um eine Behauptung zu belegen, wird eine andere unbelegte Behauptung aufgestellt, so dass sich die Beiden Behauptungen wechselseitig stüttzen."
Und so findet man sich unversehens, wenn man über die Überempfindlichkeit derer lamentiert, die Sympathien für die ursprüngliche Idee der "Identity Policies" bekunden, mit jenen in einem Boot, die gleich fast buchstäblich den Teufel an die Wand malen (das kath.- Zitiat oben).
Wie sieht denn, unter solchen Umständen, die Annerkennung für solche Leute wie mich aus, die als Harz-IV-Empfänger ehrenamtlich (auch mal 'draufzahlen) dieser einen Frau das Lesen beibrigen, damit ihre Kinder, für den Fall, dass die Familie dableiben kann (oder ist da nicht gestern der Vater in Afghanistan gestorben?), wenigstens eine Mutter haben, die (rudimentär) Deutsch kann? (ich nehme hier überhaupt keinen (Auf-)Opferungsstatus für mich in Anspruch, ich habe einfach diese Zugewandte Art meiner Vorfahren seit ca. 7 Genarationen irgendwiwe drauf - Einzeluntzerricht, it woks, really!) - BTW, ich habe jetzt eine Anstecknadel des Landes Schlswig-Holstein erhalten (...)
Momo, auch wenn er das jetzt nicht als korrekte Version akzepiert, argumentiert, würde ich sagen, nicht: 'wir', die wir gewisse Sympathien pflegen zu den ursprüglichen 'Identity politics', scheren alles über einen Kamm und üben eine Art 'Terror'aus, weil wir uns unsere 'Stellen' irgendwo im deutschen System (Money!) gesichert haben (Gender Mainstreaming), nein Ihr, die ihr eure Priviledien sichernt wollt, schert hier über denselben Kamm.
Und das ist meiner Meinung nach ein valides Argument.
... link
... link
Warum hältst du sein Vorgehen für in die völlig falsche Richtung gehend; er argumentiert (jetzt wieder, zum Glück, sehr überzeugend) genau gegen Deine Identifikationen.
... link
https://che2001.blogger.de/stories/2255683
Und en géneral handelt es sich bei meinen Ausführungen um eine Kritik des Ticketdenkens, für das Momo pars pro toto steht.
... link
Klar, jeder, der seine theoretischen Auffassungen nicht teilt, ist mit der Polizei im Bunde. So hat er schon immer gedacht, nichts neues.
... link
Die größte Enttäuschung war aber die Dialektik der Aufklärung - kein einziger Gedanke, den ich mir nicht bereits vorher- in der Konsequenz- klargemacht hatte.
Daher, bitte akzeptiere diese Entschuldigung, dass ich Dich "identifizierte". - Das ist für mich etwa seit der 3. Klasse eher als Witz gemeint. Bitte !
... link
ad hominem-Argumente helfen hier wirklich nicht weiter, wo diese allzuvielen in das "Hinter der Gender-Ideologie steht die Lüge des Teufels!" einstimmen (und es dumpfbratzig nicht mal merken) !
Schau bitte noch mal bei Aristoteles nach, wie er 'konträr' versteht! Momorulez, der dieses Muster als Strategem versteht, dreht es einfach nur um. Das ist doch eigentlich ziemlich einfach zu verstehen!?
... link
Ich habe jetzt mal versucht, Momos Text zu lesen, bin aber nicht weit gekommen.
"Negiere Geschichte, ignoriere Ökonomie, blende Intersubjektivität aus und tu so, als sei die Welt ein machtfreier Raum."
Aber Macht braucht man nicht erklären, die ist einfach da und erklärt alles andere. Wie simpel.
Der ganze Text bringt nur seine Paranoia zum Ausdruck, und wenn er es mit noch so viel Namedropping verziert.
Entsetzlich, einfach entsetzlich. Er kennt sich gut mit Philosophie und Sozialwissenschaften aus und meint, er würde nun alles verstehen und könnte alles besser erklären als andere. Das reicht baer nicht.
... link
Man kann das natürlich trotzdem alles in einen Topf werfen, und sei es mit dem argumentativen Kunstgriff, dass die zarte Kritik an genderbasierten Ü-Ei-Protestexzessen den "Teufelszeug"-Rufern Wasser auf die Mühlen geben könnte. Aber unter dieser Prämisse wäre praktisch gar nichts mehr kritisierbar, was die SJW-Fraktion (in all ihren guten Absichten eben auch) an Absurditäten produziert.
Das ist es wohl nicht zuletzt, was willy als totalitäre Tendenz bei Momo ausmacht. Gleichwohl denke ich, das trifft es irgendwie nicht so richtig, ich bin da eher bei che (Kommentar von Mittwoch, 10 Uhr 40). Habe trotz aller Differenzen immer noch eine hohe Meinung von Momo, und ich habe aus den Blogdiskussionen mit ihm und bei ihm einiges mitnehmen können.
... link
Oder? klar sehe ich jetzt es nicht als meinen job an, dieses Oder spruchfest zu machen, nach dem Motte: genau das ist es, was gegen "Gender" (verstanden als eine Bewegung, die manchmal etwas wirre Blüten treibt) eingewendet werden muss, und da bleiben wir, glaube ich, beide ziemlich locker.
Manchmal lese ich aber gerne Texte, die mir so richtig schön gegen den Strich gehen, weil das kathartische Effekte hat.
Seit Don Alphonso rassistische Stereotypen gebrauchte (zu seinem Schutz muss ich sagen, dass ich nicht glaube, dass er das bewusst gemacht hat), um seine sonst für meine kathartischen Zwecke immer brauchliche Prosa-Ironie herzustellen, lese ich da nicht mehr hin.
Es ist einfach heute für manche, von denen manche auch noch glauben, soviel "kulturelles Kapital" auf sich geladen zu haben - sodass dieser Rant umso schneller von den Lippen zu gehen scheint -, es scheint heute so leicht geworden, einfach nur mit dem Stichwort "#gendergaga" oder ähnlich, sich in der schmutzigen Komfortzone dieses Ressentiments (im psychologischen Sinne) einzurichten.
hier ist momo ein unverzichtbares Korrektiv, jetzt schreibt er wieder politisch - diese kathartischen Momente, so nehme ich mir zumindest jetzt vor, werde ich mir nicht entgehen lassen werden.
... link
Ich bin ja auch froh, das Momo seine Blockade überwunden hat, ich muss gar nicht mit allem auf Linie sein, was er schreibt, um seine Beträge als wichtige Reibungsfläche zu rezipieren.
... link
(bin da einfach in letzter Zeit etwas empfindlich - ohnehin eher ein empfindlicher Typ meinerseits, leider -, ja etwas empfindlich geworden, dergestalt, dass mir diese kleine rassisitsche Inkonsistenz bei Don Alphonso, durch die seine ansonsten ja überprächtige Ironie vollkommen ´runterfällt, das Lesen seiner Texte mir leider verunmöglicht.)
... link
Ich habe in früheren Jahren auch so ziemlich alles gelesen, was an Verschwörungstheorien auf dem Markt ist, ich fand das spannend, andere guckten halt lieber TV-Serien oder daddelten in der Zeit irgendwelche Computerspiele.
... link
Daher kommt auch meine Lektüre: zuletzt W. Benjamins Haschisch-Buch (meine Nachbarn kennen mich halt). Oder mal n antiquarisches Buch über Proust.
... link
... comment
Was Momorulez betrifft, so ist das schade, er kann Kritik und Analyse in kein angemessenes Verhältnis bringen. Aber ich mag es eigentlich nicht ÜBER dritte zu reden anstatt mit ihnen. Insofern nur noch dies, weil es um seinen Text geht: Darin finden sich leider keine Argumente, wie ziggev hier postuliert, weil ziggev dort gerne Argumente hätte, sondern eine Reihe von unbelegten Thesen und eine lose Reihung von Themen. Richtig lustig wird es übrigens immer dann, wenn man die Selbstanwendung von dem betreibt, worüber Momorulez so schreibt, wenn man also einen Begriff die cultural approbiation auf ihn anwendet, wenn man sein Denken auf rassistische Stereotypen untersucht. Lustig auch, wenn Momorulez vom Niederbrüllen schreibt: Warum um alles in der Welt fühlt man sich da an bestimmte Studenten und manche Linke erinnert?
Natürlich muß man über das sprechen, was in den USA mit den Schwarzen geschieht, und man muß über Dessau reden und darüber, daß gerade jetzt wieder in Neukölln das Auto eines linken Buchhändlers angezündet wurde und dort überhaupt Linke von Rechtsaußen massiv bedroht werden. Aber es ist die Frage, in welcher Weise man das macht. Wenn alles, was nicht-links ist bereits als rechts oder sogar als rechtsradikal gelabelt wird, dann gelingt hier kein breites Bündnis. Wer meint Konservative wie Greiner, Safranski, Sloterdijk seien Rechtsradikale, der hat jedes Maß für Differenzierung verloren. Und ich fürchte, da ist auch kein Zusammengehen mehr.
Bestes Beispiel für eine völlig verquere und ins Absurde gleitende Identitätspolitik ist die Kritik am Gomringer-Gedicht an der Wand der ASH. Angefangen mit dem Umstand, daß von den Studenten bisher keiner in gründlicher, hermeneutischer Textarbeit, also am und anhand des Gedichts, zeigen konnte, was daran nun sexistisch sei. Sondern vielmehr wurden im Sinne einer Referenzrahmenbestätigung die eigenen Voraussetzungen, die Studenten ins Gedicht preßten, zur Maßgabe gemacht. Es wäre schön, wenn Studenten mal wieder lernten inhaltlich zu arbeiten und nicht ihre Reflexe zum Maß machen. Das ist keine Politik, sondern eine Komfortzone, die sich diese Leute schaffen wollen. Und wie es im Leben so ist, so ist es auch bei beim AStA der ASH: wo ein Affe in den Spiegel blickt, da schaut am Ende eben auch ein Affe aus dem Spiegel heraus. Nur: all die Unterstellungen – sie haben rein nichts mit dem Gedicht zu tun. Jegliche Argumentation, jegliche Lektüre setzte hier aus, stattdessen eine Hermeneutik des Verdachts. Und genau in dieser Schiene fährt ein großer Teil dieser evangelikalen, viktorianischen und verklemmten Linken. Daß man mit solcher Partialpolitik keine gesellschaftlichen Mehrheiten gewinnt, dürfte evident sein. Und auch nicht, wenn man die Minderheit einer Minderheit einer Minderheit zum Thema macht und in einer Art Opferindustrie immer neue Opfer sich erfindet.
Ich empfehle hierzu mal zwei Bücher aus dem eher populären Segment: Robert Pfaller: „Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur“ und von Guillaume Paoli: „Die lange Nacht der Metamorphose. Über die Gentrifizierung der Kultur“
Ich muß mal schauen, ob nicht auch der großartige Wolfgang Pohrt zu diesem Singsang aus dem Reich Gendergaga etwas Passendes schrieb.
„Seit Don Alphonso rassistische Stereotypen gebrauchte …“ Kannst Du das bitte mal mittels Verlinkungen konkretisieren, ziggev! Ansonsten bleibt das nämlich eine rufschädigende Unterstellung. Solcher Methoden bedienst Du Dich in letzter Zeit öfters.
Übrigens, um mal zu zeigen, wie solche Spiegelungen funktionieren, könnte man Dir, ziggev, an dieser Stelle genau den Vorwurf machen, daß Du mit solchen Unterstellungen und Ausweitungen des Rassismusbegriffs auf Meinungen, die Dir mißfallen, rassistisches Denken legitimierst und an rassistische Diskurse andockst. Und das ist genau auch meine Kritik an der kulturalistischen und evangelikalen Linken: daß sie Positionen, die ihr nicht genehm sind, nicht mehr inhaltlich widerlegen kann, sondern nur noch in der Lage ist ein identifizierendes Etikett darauf zu kleben. Nazi, Faschist, Rassist, Islamophobie usw.
... link
In diesem Bezugsrahmen bewegen sich dann noch sehr spezielle Theoreme, die sich etwa um eines seiner Dauersujets Thema"Heimatfilm" auf einer abstrakt-metaphorischen Ebene drehen. Das geht so: Der Heimatfilm an sich handelt immer von einer idyllischen heilen Bergwelt, die von außen bedroht wird und vom aufrechten Helden gerettet wird, mittendrin eine Hetero-Liebesgeschichte. Aus diesem Grunde sei jeder Heimatfilm homophob. Linke Heten würden in einer Heimatfilm-Welt leben, deren Idyll durch das Auftreten von Schwulen bedroht würde. Als im gemütlichen Plauderton auf meinem Blog eine Diskussion über Gott und die Welt zwischen dem Nörgler, Stefanolix, Cassandra, Netbitch und mir lief und Cassandra in diesem Zusammenhang frömmelnde Seltsamkeiten brachte und u.a. einen rechtsradikal-christfundamentalistischen Schüler, über den ich einen Bericht verlinkt hatte insofern in Schutz nahm als dass sein Lehrer pädagogisch falsch mit ihm umgegangen sei beschimpfte Loellie mich auf diesem Blog wüst und forderte mich auf, Cassandras Beiträge zu löschen. Dass Momo ihm lückenlos zustimmte während alle anderen Loellies Verhalten irritierend fanden ist eine Sache. Ein anderer Aspekt dabei war dass er mir unterstellte ich hätte Heimatfilm-mäßig auf den Einfall Loellies in mein Blog reagiert: Wie der Förster, der den feindlichen Unhold aus dem Tal abwehrt hätte ich den Angriff des Schwulen auf das Hetenidyll abgewehrt.
Aus dem gleichen Grunde thematisierte er Fotos schnackselnder Murmeltiere auf meinem Blog, die ganz klar gemacht hätten dass ich einen Heimatfilm-Naturalismus vertrete. Auf die Idee, dass ein Bergsteiger und Naturfotograf wenn er das seltene Glück hat rammelnde Murmeltiere vor das Objektiv zu bekommen diese Fotos auf seinem Blog veröffentlicht ohne dabei an Heteronormativität oder Schwule zu denken wäre er gar nicht gekommen.
Nach dem gleichen Muster wären spätere Reaktionen z.B. auf Noah Sow oder Nadine Lantzsch erfolgt. Weiße Heten würden generell irritiert und verängstigt auf Schwule, Lesben und Schwarze reagieren und kollektive Abwehrreaktionen zeigen die dem Muster des Heimatfilms folgen würden. Das geschehe heute auch mit den Wählern von Trump. Die Weißen die Trump gewählt haben lebtenin einer Art Heimatfilm bzw. Mainstreamwestern und hätten in gleicher Weise reagiert, für sie wären PoC, Feministinnen, Schwule, Lesben und Transen die Bedrohung, das weiße Amerika das Heimatidyll und Trump der rettende Held. Sowas liest sich unterschwellig auch gerade aktuell wieder auf seinem Blog. Einen sinnvollen politischen Debattenansatz kann ich darin beim besten Willen nicht sehen.
Und die Linken die ich so kenne, auch wenn die in Flugblatttexten das Genderneusprech übernehmen weil das gerade Mode ist würden auf die Welt von Mädchenmannschaft bis Momorulez genau so reagieren wie von Bersarin im ersten Absatz seines Kommentars geschildert. Die Reaktionen hatte ich schon als ich GenossInnen in Kleinbloggersdorf lesen ließ.
... link
@willy
Stört dich die psychoanalytische Herleitung gar nicht? Hauptsache es geht gegen die Richtigen?
... link
Das ist Vorschulkindergarten-Vorwissen. Was habt ihr alle nur in eurer armseligen Kindheit gemacht? Ich wage nicht, mir es auszumalen !
... link
Über seine Spieltheorie (kenne ich sonst nur bei Hayek) ist mir nichts bekannt.
... link
Es handelt sich nicht nur um eine Spieltheorie und hat mit Mathematik auch gar nichts zu tun. "Die Illusionen der Anderen" geht vielmehr dem Phänomen nach, dass Spiele ähnlich dem Fetischismus (Freud, nicht Marx) funktionieren. Pfaller argumentiert hier vor allem mit Huizinga und Octave Mannoni. Der hatte mit croyance "halb geglaubtes" als eigene Kategorie eingeführt (Je sais bien, mais quand même....).
U.a. geht Pfaller dem Bill Shankly-Zitat auf den Grund:
"Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist."
Gerade WEIL Fußball ein Spiel ist, können hier Emotionen frei werden, die real eher selten auftreten. Bei eigenem beruflichen Erfolg oder am Geburtstag wird man nicht so jubeln, wie wenn die eigene Mannschaft siegt. Eng damit verwandt ist das "den Bildschirm anschreien", was mit "zaubern" umschrieben wird, wie auch das "Komm schon", beim starten des Autos.
Herkommend von seinen vorhergehenden Studien zur Interpassivität, gibt es auch dazu einen Exkurs: Videorekorder die "für einen" die Filme angucken, die Digitalkamera, die "für einen" den Urlaub genießt, die Gebehtsmühle, etc.
Pfaller führt den naiven Beobachter ein, der anders als der allwissende Beobachter, Lacans Großer Anderer, immer nach dem Augenschein geht.
Er demonstriert die Perfidie von erzwungenen Spielen anhand von "Spiel mir das Lied vom Tod", etc.,etc.
Tolles Buch!
... link
https://d-nb.info/965147568/04
Das ist auch recht informativ.
... link
... link
... link
... link
Alleen und Blumen
Blumen
Blumen und Frauen
Alleen
Alleen und Frauen
Alleen und Blumen und Frauen und
ein Bewunderer"
Ernsthaft? Das ist erbärmliche Poetik. Würde ein Autor die Zeilen an seine Prosa voranklatschen, hätte ich düstere Vorahnungen über die Qualität des restlichen Textes. Wie schafft es so ein Text überhaupt an so eine Wand.
... link
... link
Als Frau würde mich übrigens nicht bedanken, wenn ich mal wieder vollends der Natur zugeschlagen würde, dieses scheinbar entrückte, zu beherrschende Ding.
... link
... link
Wie Che schon geschrieben hat, es geht nicht um eine Verteidigung des Gedichts sondern um einen Angriff auf den Versuch des ASTA Zensur ausüben zu wollen. Das Gedicht als solches spielt dabei erstmal keine Rolle.
... link
Wenn man dem Gedicht sowas wie ein Taktik unterstellen will, dann fällt mir dazu nur ein, dass "Frau", "Alleen" und "Blumen" wechselseitig wiederholend vertauscht werden, in einen Zusammenhang gesetzt und so eine beduselnde Einheit entsteht und Alleen und Blumen sind eben die Natur. Naja es gibt noch den "Bewunderer", er wird am Schluss eingeführt und täuscht an, dass es nur um bewundernswerte Alleen, Blumen, Frauen und einen Bewunderer geht, aber Alleen oder Blumen oder Frauen sind nicht einzeln zu haben, sondern ein Ausdruck des Selben, sonst wären die Zeilen drüber anders geschrieben worden. Man muss schon interpretationsbehindert sein, wenn einem der Gedanke beim mehrmaligen Lesen nicht kommt, dass hier Frauen mit Blumen und Alleen verglichen werden und wenn man das ausschließt, ist das Gedicht noch schlechter als es ohnehin schon ist. Den Vergleich kann natürlich nur eine verkorkste Kultur hervorbringen. Wer findet es schon geil eine Allee oder Blume zu sein.
... link
Btw. Diese ganze Diskussion erinnert mich lebhaft an eine Uni-VV in der es um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ging und jenseits der Frage wie Frauen künftig vor so etwas zu schützen seien zahlreiche Studierende lange und theoriegeschwängerte Redebeiträge einbrachten wo vom männlichen Blick auf die Frau, der strukturellen Gewalt männlichen Begehrens, Gewalt durch Blicke und dergleichen mehr die Rede war und dann eine Personalrätin, Vertreterin des nichtakademischen Personals einwandte "Ich will dass darüber geredet wird wie wir hier für Sicherheit sorgen und mir nicht so einen unreifen Krempel anhören!". Hehe, das saß.
Deine Interpretation des Gedichts ist eine von mehreren unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten und nicht mehr als das. Und schon wieder wurde hier nicht darüber gesprochen was der ASTA der Hochschule für ein Verhältnis zur Zensur hat.
... link
... link
„Das ist erbärmliche Poetik.“ Kannst Du das auch belegen und am Text anzeigen oder kommst Du über bloße Behauptungen auch hinaus? Zur Debatte steht hier übrigens nicht, was Dir subjektiv gefällt und was Du für gut oder schlecht hältst, sondern vielmehr muß Du Gründe dafür angeben. Und auch Deine Wiederholungen machen es nicht besser und Deine Sätze nicht einen Deut wahrer. Übrigens müssen auch die Studenten der ASH zeigen, was an diesem Gedicht nun sexistisch sei. Das taten sie bisher nicht.
„Würde ein Autor die Zeilen an seine Prosa voranklatschen, hätte ich düstere Vorahnungen …“ Würde Lacommune nicht irreale Bedingungen und seine Vorurteile annehmen, könnte er sich auch dem Gedicht begreifend annähern und vielleicht auch den Unterschied zwischen Poesie und Prosa verstehen.
Gut kann es übrigens auch sein, wenn man sich ein wenig in der Geschichte der Literatur auskennte und über die Konkrete Poesie wüßte. Aber das kann man von vielen heute nicht mehr erwarten, schon gar nicht von Pädagogikstudenten. Es wird vielmehr nach Pawlowschem Muster ein Text auf Reizbegriffe abgescannt. Zur Geschichte der Konkreten Poesie gibt es einen knappen guten Artikel in der Jungle World:
https://jungle.world/artikel/2018/06/die-gewahrte-fassade
... link
... link
... link
„Ich muss den Kontext nicht kennen, um den Text so zu deuten, wie ich es nun mal getan hab.“
Ob Du den Kontext kennen mußt, ist eine nachgeordnete Frage. Zunächst einmal muß Du am Gedicht selbst, also am Text belegen können, was Du hier als Behauptung vollmundig in den Raum stellst. So einfach ist das.
... link
... link
"Wenn man sich der Zweckhaftigkeit von Sprache verweigert, braucht man keine Sprache mehr, weil sie keinen Sinn mehr hat." Hier vermengst Du Gegenstandsbereiche, die unterschiedlich sind. Daß Sprache auch eine zweckhafte Komponente hat, sagt erstmal noch gar nichts über den Inhalt dessen, was geschrieben oder gesprochen wird aus. Du postulierst hier etwas abstrakt und leitest daraus dann Deine ureigensten, subjektiven Zwecke ab. Die leider nichts mit dem Gedicht, sondern nur mit Deinen Annahmen zu tun haben. Du setzt also Deine eigenen Zwecke als Maßstab. Psychoanalytisch könnte man das als Projektion und Wunschvorstellung deuten. Auch das sagt also viel über Dich und wenig vom Gedicht aus. Aber vielleicht ist das ja eine der Funktionen des Gedichts: Es fungiert als Spiegel und zeigt uns die Projektionen von Lesern. Ich hoffe, wir müssen uns keine Sorgen um Dich machen, Lacommune, und morgen betatscht Du auf irgendeinem Campus oder auf einer Avenida unaufgefordert Frauen.
... link
... link
... link
... link
... link
... link
... link
"Der Ausgangspunkt der Konkreten Poesie war die Skepsis gegenüber der Sprache, die durch den Nationalsozialismus beschädigt war, die »hindurchgehen musste durch tausend Finsternisse todbringender Rede«, wie Paul Celan es einmal ausgedrückt hat. Das Anknüpfen an Lyriktraditionen, das Weitermachen erschien angesichts dieser Erfahrung unmöglich. Stattdessen bezogen sich die Lyriker der Konkreten Poesie auf Positionen und Strategien früherer Avantgardebewegungen, wie etwa der Dadaisten, die in ihren Lautgedichten den Bankrott der Sprache und der bürgerlichen Gesellschaft angesichts des Ersten Weltkriegs zum Ausdruck gebracht hatten. Die Sprache und somit auch die Literatur, so die Forderung der konkreten Dichter, müsse sich nach Auschwitz radikal ändern.
»konkret dichten heißt, bewußt mit sprachlichem material dichten«, hat Eugen Gomringer das Konzept der Konkreten Poesie zusammengefasst. Statt Metaphern, Bildern und Symbolen, die über das Gedicht hinausweisen, statt dem Ausdruck künstlerischer Subjektivität, bildet das Material »Sprache« das Kunstwerk. Die akustische und visuelle Materialität von Buchstaben und Worten wird zum Gestaltungsprinzip der Lyrik. Diese künstlerische Abkehr von einem Außerhalb der Kunst hat Franz Mon als die politische Funktion seiner Dichtung beschrieben, als Protest durch Negation. Sprachstrukturen werden kritisch hinterfragt und nicht als gegeben hingenommen. Die Gedichte der Konkreten Poesie verweigern sich dem Zweckhaften der Sprache: ein Ziel zu verfolgen, einen Inhalt zu vermitteln, der über das unmittelbare Sprachmaterial hinausweist.
»der beitrag der dichtung wird sein die konzentration, die sparsamkeit und das schweigen: das schweigen zeichnet die neue dichtung gegenüber der individualistischen dichtung aus«, formuliert Eugen Gomringer programmatisch."
... link
Soso. Ich zitiere:
"olifanto bambla ô falli bambla
grossiga m’pfa habla horem
égiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung
blago bung
bosso fataka
ü üü ü
schampa wulla wussa ólobo
hej tatta gôrem
eschige zunbada
wulubu ssubudu uluw ssubudu
tumba ba- umf
kusagauma
ba - umf"
Aber auch:
" Verdaustig war's, und glaße Wieben
rotterten gorkicht im Gemank.
Gar elump war der Pluckerwank,
und die gabben Schweisel frieben.
"Hab acht vorm Zipferlak, mein Kind!
Sein Maul ist beiß, sein Griff ist bohr.
Vorm Fliegelflagel sieh dich vor,
dem mampfen Schnatterrind."
Er zückt' sein scharfgebifftes Schwert,
den Feind zu futzen ohne Saum,
und lehnt' sich an den Dudelbaum
und stand da lang in sich gekehrt.
In sich gekeimt, so stand er hier,
da kam verschnoff der Zipferlak
mit Flammenlefze angewackt
und gurgt' in seiner Gier.
Mit Eins! und Zwei! und bis auf's Bein!
Die biffe Klinge ritscheropf!
Trennt' er vom Hals den toten Kopf,
und wichernd sprengt' er heim.
"Vom Zipferlak hast uns befreit?
Komm an mein Herz, aromer Sohn!
Oh, blumer Tag! Oh, schlusse Fron!"
So kröpfte er vor Freud'.
Verdaustig war's, und glaße Wieben
rotterten gorkicht im Gemank.
Gar elump war der Pluckerwank,
und die gabben Schweisel frieben."
Und nu? Schildernse mal den Inhalt. "Rose meines Herzens" nannte mich übrigens mein Lover, insofern hat Che, der auch mal in mir gesteckt hat das geklaut nachdem wir (also WO und ich, nicht Che und ich) uns gegenseitig durchgepeitscht hatten und dann ineinander eingeschlafen waren. Ich fand das echt süß.
... link
Übrigens beschwert sich meinen Frau (Südamerikanerin) gelegentlich darüber, dass ich nicht romantisch bin. Fällt Norddeutschen eben nicht immer leicht.
... link
Übrigens beschwert sich meinen Frau (Südamerikanerin) gelegentlich darüber, dass ich nicht romantisch bin. Fällt Norddeutschen eben nicht immer leicht.
... link
Ansonsten finde ich es etwas befremdlich, daß Du Dir hier anmaßt für Frauen zu sprechen: da sind manche schon für sehr viel weniger vor einem Tribunal gelandet. Etwa wegen des Tragens von Rasta-Locken. Und auch finde ich es seltsam, daß Du Frauen so umstandslos zu Opfern und Objekten herabwürdigst. Bevor Du über Gedichte urteilst, solltest Du Dich selbst befragen, aus welchen Gründen Du meinst, Frauen als Opfer sehen zu müssen. Frauen sind keine Opfer.
_____________
@ Netbitch: Sehr schöne Beispiele!
_____________
@ willy: Wenn man von Natur- oder von Kulturwesen spricht, dann muß man immer sagen, in welcher Hinsicht man das tut. Auch Begehren oder neutraler, Bewundern sind kulturelle Leistungen, die in verschiedenen Kulturen unterschiedlich ausfallen können.
... link
Und ich habe dargelegt, warum man den Text problematisch finden kann, aber mir ist schon klar, dass das für dich keine hinreichende Begründung ist.
@Netbitch und auch Che: Buchstaben einfach so aneinanderreihen mag sowas wie ein Kommentar zur Sprache sein und hat dann ein Ziel aber selbst da brauchst du die Sprache als Referenzpunkt und Gomringer reiht nicht einfach Buchstaben aneinander und will trotzdem das Sprachmaterial gegen den Inhalt hochgehalten wissen, wie als gäbe es einen vorbewussten Zustand innerhalb der Sprache. Er sagt bspw. "der Baum steht schief" aber will "der Baum steht schief" nicht gesagt haben.
Teils ist dein zitierter Text auch offen für Verständnis, Interpretation, Inhalt. Zum Beispiel der Abschnitt mit Schwert oder Sohn.
Und es mag ja Frauen geben, die gerne mit Grünzeug verglichen werden und das macht es dann heilig?
... link
Es geht hier um etwas sehr Spezifisches. So, wie in der chinesischen daoistischen Weltsicht der ganze Kosmos in den Dualismus Yin und Yang eingeteilt wird in dem männlich-hell-positiv und weiblich-dunkel-negativ die Pole bilden gibt es eine feministische Interpretation der rationalistisch-positivistischen Sichtweise dass diese alles männliche mit Ratio, Naturbeherrschung und Logik und alles weibliche mit Natur, Ursprünglichkeit und Passivität in Verbindung brächte und dass dies ein Grundprinzip patriarchaler Weltsicht sei. Werden also in dem Gedicht Blumen und Frauen erwähnt sei dies eine Gleichsetzung von beiden und somit eine Entwürdigung der Frauen. Diese Sichtweise spielt gerade bei der Auseinandersetzung um das Gedicht in dem einen Lager die erste Geige.
... link
... link
... link
Ansonsten maßt Du Dir an, hier für Frauen zu sprechen. Als Mann. Das nennt man Mansplaining.
... link
Jeder, der sich ein wenig nur, und sei es als Hobby, mit Gedichten beschäftigt oder wer eine weiterführende Schule besuchte, kennt diese Gedichte. Und wer solche basalen Texte nicht kennt, sollte sich überlegen, ob er wirklich dazu geeignet ist, über Lyrik zu reden. Es setzen nämlich Diskussionen über Gedichte ein minimales Wissen über Dichtung voraus. Zumal dann, wenn man sich in einem normativen, also vorschreibendem Sinne äußert. Da sollten schon ein paar basale Dinge gewußt werden.
... link
... link
Deine Haltung ist problematisch. Auch Deine Aggressivität. Ich hoffe, daß Du die nicht auch Frauen gegenüber an den Tag legst. DAS ist in der Tat sehr viel bedenklicher als Gedichte an einer Wand. Und darüber solltest Du nachdenken und Deine Privilegien als Mann reflektieren. Auch daß Du hier im Blog derart harsch eine Frau kritisierst und Mechanismen der Unterdrückung perpetuierst.
... link
Hoffentlich glaubt niemand, dass Bersarin jemals den an ihn gerichteten Vorwurf des Mansplaining gelten lassen würde und von echter Aggressivität scheint er nicht viel Ahnung zu haben, aber es passt natürlich unliebsamen Personen Aggression zuzuschreiben, um dann autoritär gegen sie zu wirken.
... link
... link
... link
____________
Schönes über jene "biederen Barbaren" schreibt Konrad Paul Liessmann:
"Unter dem Vorwand, gegen Sexismus und Rassismus zu kämpfen, übermalen sie Gedichte, lassen Bilder aus Museen verschwinden, retuschieren Filme, boykottieren Konzerte. Erfüllt von dem Gedanken, dass eine Kombination von subjektiver Betroffenheit und politisch korrekter Gesinnung alles erlaubt, setzen sie zu Säuberungsaktionen an, die die Welt von allen ästhetischen Zweideutigkeiten, Provokationen, Verstörungen und Asymmetrien des Begehrens befreien sollen.
(...)
Dass die Qualität eines Kunstwerks nicht in seinem Programm aufgeht, dass Kunstwerke auch deshalb geschätzt werden, weil der Widerspruch zwischen Form und Inhalt ein Oszillieren zwischen Affirmation und Kritik ermöglicht, ist nicht nur ein zu komplexer Gedanke für die einfältige Moral unserer Zeit, sondern für viele offenbar auch keine ästhetische Erfahrungsmöglichkeit mehr."
https://www.nzz.ch/meinung/kolumnen/biedere-barbaren-ld.1354234"
... link
Du zum Beispiel gerierst dich gerne als Fürsprecher des "einfachen Mannes", dem die Genderwahnsinnigen mal gar nicht mit ihrem Geschisse kommen brauchen.
Gleichzeitig bist du aber mit dem intellektuellen Kunstgewichse auf deinem Blog selbst so unendlich weit von fraglichen Sphären entfernt, dass es bloß noch witzig ist. Oder mit deinem Schulmeistern von lacommunes "Komm verzieh dich du Vogel", ja, da rümpft der Bohemien die Nase, wenn ihm da so rohe Aggressivität entgegenschlägt, das ist ja auch nicht schön. Wer sowas Pöses schreibt, schlägt bestimmt auch Frauen.
Früher hab ich auch bei dir manchmal gerne gelesen, irgendwann bist du dann nach rechts abgebogen und dahin werd ich dir nicht folgen. Vielleicht seit Onkel Hartmut nicht mehr am Start ist, was weiß ich.
Besorg dir mal n Bahamas-Abo, das sind genau deine Leute. Schönes Leben noch!
... link
Das Schema rechts-/links ist übrigens eine viel zu simple binäre Operation, die sowohl Adorno wie auch Derrida und Foucault kritisierten und im Falle Foucaults auch unterliefen. Theorien übrigens sind nicht rechts oder links, sondern richtig oder falsch.
... link
"Ich wenigstens habe nie so plattes Zeug gedacht. Es soll im Inneren vorgehen, ohne daß wir Bewußtsein darüber haben. Freilich, im Inneren geht viel vor, z.B. Harnbereitung und ein noch Schlimmeres, aber wenn es äußerlich wird, halten wir die Nase zu. Ebenso bei solchem Schließen."
... link
... link
... link
... link
... link
... link
http://www.jolifanto.de/karawane/karawane.htm
Das zweite Gedicht, Der Zipferlake, stammt aus Alice hinter den Spiegeln, das ist vordergründig ein Kinderbuch und hintergründig das meines Wissens erste Werk, das sich spielerisch mit der Möglichkeit von Paralleluniversen befasst, weswegen es Einfluss auf die Werke von Lovecraft, Robert Anton Wilson und einige Überlegungen von QuantenphysikerInnen hatte.
(Ach ja, und den Hintergrund für den wunderschönen Monty-Python-Film Jabberwokkie lieferte).
https://de.wikipedia.org/wiki/Alice_hinter_den_Spiegeln
Dass Du, lacommune, der mal schrieb dass er dem Situationismus nahestünde - SituationistInnen kennen selbstverständlich beides - nimmt mich Wunder. Zumal beide Gedichte in meiner Schulzeit Lehrstoff für die zehnte Klasse waren.
Avenidas, Avenidas bewegt sich in einer Kontinuitätslinie, die an beide Entwicklungen, also Dadaismus und spätromantische spekulative Skurrilität anknüpft, denn genau die Zusammenführung dieser Linien IST die Konkrete Poesie.
... link
... link
Ernst Jandl macht ja angeblich auch Konkrete Poesie und niemand würde wohl sagen, dass man "wien: heldenplatz" nicht im Sinne einer Gesellschaftskritik deuten kann.
... link
Davon ab, daß Jandl über die Konkrete Poesie hinausgeht und sein Verfahren ein anderes ist als das von Gomringer.
Ansonsten: Zur Analyse und zum Verständnis von Gedichten gehört Wissen. Niemandem kann man vorwerfen, etwas nicht zu kennen. Wer aber etwas nicht kennt, solllte im gleichen Atemzug in Sachen Lyrik dann den Ball flach halten und besser versuchen, sich einem Gedicht verstehend und mit dem principle of charity zu nähern, um sein Wissen und um ästhetisches Erfahren zu erweitern und nicht mit der Hermeneutik des Verdachts einem Gedicht eine private Deutung überzustülpen, die im Text nicht zu finden ist. Übrigens: Selbst wenn sie dort zu finden wäre, wie in Brechts leicht frivolem "Über die Verführung von Engeln", heißt das nicht, Kunstwerke als Handlungsanweisungen oder im unmittelbaren Sinne zu nehmen. Das wäre nämlich magisches Denken.
In welchen Bezügen das Gedicht steht, kann man übrigens bei mir im Blog nachlesen.
https://bersarin.wordpress.com/2018/01/30/its-hermeneutik-baby-avenidas-oder-die-geburt-des-kunstwerks-aus-dem-geist-der-jurisprudenz/
... link
Verzieh ihn einfach in den Hauseingang
Steck ihm die Zunge in den Hals und lang
Ihm untern Rock, bis er sich nass macht, stell
Ihm das Gesicht zur Wand, heb ihm den Rock
Und fick ihn. Stöhnt er irgendwie beklommen
Dann halt ihn fest und lass ihn zweimal kommen
Sonst hat er dir am Ende einen Schock.
Ermahn ihn, dass er gut den Hintern schwenkt
Heiß ihn dir ruhig an die Hoden zu fassen
Sag ihm, er darf sich furchtlos fallen lassen
Dieweil er zwischen Erd und Himmel hängt –
Doch schau ihm nicht beim Ficken ins Gesicht
Und seine Flügel, Mensch, zerdrück sie nicht.
(Bertolt Brecht)
... link
Nur ist der eigene Anspruch von Gomringer kein Argument dagegen, dass sein Text auch ein Ausdruck von Misogynie ist. Der Gedanke, dass es gleichzeitig Kunstgeschichte sei, ein (gutes?) romantisches Gedicht und ein Ausdruck von Misogynie scheint dir vollkommen fremd, weil das Werk nicht befleckt werden darf und es eine Unverschämtheit für dein Gemüt ist, dass sich überhaupt jemand dazu äußert, der aus deiner Perspektive in dem Themenbereich weniger gebildet ist.
Und als Fan der Psychoanalyse bist du doch Experte in der Anwendung der Hermeneutik des Verdachts.
... link
Während meine wenigkeit sich inzwischen mit den Parallelen des aristotelischen Begriffs der "Phronesis" beschäftigt hat, also, nach meiner Übersetzung, der "sittlichen Einsicht", ich glaube man könnte auch sagen: "Weltklugheit", die sich mit veränderlichen Dingen und vor allem Einzeldingen beschäftigt und als "Sophronesis" mit der Verstetigung, also der zur Grundhaltung verfestigten Einsicht dieser Art, als "Besonnenheit" übersetzt wird, - mit den Parallelen dieses aristotelischen Begriffs mit dem der buddhistischen "Satipatthana", welcher eben auch eine Verstetigung jetzt aber der Achtsamkeit bedeutet, was wiederum wieder mit "Besonnenheit" übersetzt werden kann, - während ich mich also von diesen Ähnlichkeiten faszinieren ließ, sind hier dann noch ein paar Kommentare eingelaufen.
Worauf ich aber hinauswollte: ein Nachbar und Freund erzählte mir von einer, na, man kann sagen, pornographischen Arbeit, die er an der HfbK HH (freie Kunst) abgeliefert hatte, natürlich Aktionskunst, und als ich mal nachfragte, was daraus geworden sei: ' ach, die Dokumentation geriet zum immer kleineren Format, am Ende bleiben nur noch ein paar Bilder in Briefmartengröße', so in etwa. So eigentlich zeigen wollte er mir das nicht.
Wir haben es bei diesem Gedicht, in der Größe, mit der es als "Kunst am Bau" in den deutschen Kontext Einzug erhielt, in gewissem Sinne mit einem Aspekt der Monumentalität zu tun - es wird zum Symbol. - Dass diese monumentale Anbringung an einer Uni-Wand nicht als Symbol dieselbe identitätsstiftende Wirkung haben würde können, wie etwa die absolut wunderbaren, farbenfrohen Wandmalereien, wie wir sie Lateinamreika kennen, hätte allen klar sein müssen.
Ein Text, auf den sich alle geeinigt hätten ("Dem deutschen Volke"?), hätte quasi als Gebet irgendwo (monumenatal) stehen können.
Hier müssen wir aber die transatlantischen Kontexte mitdenken, die da über die Phänomenologie und die Existenzphilosophie á la Heidegger, die sich auf das Denken im hispanischen Raum auswirkten, mitdenken, nicht nur eine Art Macho-"Kultur". Wir denken an Juan Carlos Scannone, Oktavio Paz, Ernesto Grassi u. Ortega y Gasset und dergl mehr.
Dass das natürlich so nicht klappen würde, war verhersehbar.
... link
Dein erster Absatz, konfus geschrieben und die Gedanken nicht gebündelt, scheint in etwa sagen zu wollen, daß eine Methode so gut wie die andere und daß Konkret Poesie nur ein abstrakter Terminus sei. Auch das ist an dieser Stelle aber gar nicht die Frage, nach welcher Methode einer liest. Klar kann man in bezug aufs Gedicht vieles annehmen. Nur dann mußt Du, wenn ohne Textnachweis Beliebiges ansetzbar ist, in dieser Art von Lektüre auch die Deutung zulassen, daß der Text etwa eine Lobpreisung von Gottes Schöpfung und damit das höchste Lob der Frau sei. Das kann man zwar am Text nicht konkret zeigen, aber man kann es assoziieren, wie man dann eigentlich alles assoziieren kann, wenn der Text selbst nicht mehr der Maßstab ist. Genauso, daß das Gedicht ein Lob der Frau darstellt. Und was es dann normativ bedeutet, solche Gedichte zu entfernen, muß ich Dir vermutlich nicht erst sagen. Da wollen also Du und einige Studenten Frauen mal wieder unsichtbar machen, weil sie stolze Frauen nicht ertragen können. Ohne eine Begründung geben zu können, kann jedoch niemand normativ einfach festsetzen, was mit einem öffentlichen Kunstwerk zu geschehen habe.
Davon aber mal ab: es geht nicht darum, wie es der letzte Teil des unstrukturierten Satzes suggeriert: „auch wenn du das vielleicht anders siehst“. Wir sind hier nicht bei „Wünsch-dir-was“, sondern es geht konkret um ein recht überschaubares Gedicht.
„Nur ist der eigene Anspruch von Gomringer kein Argument …“ Wo hat Gomringer in dem Gedicht einen „eigenen Anspruch“ formuliert? Kannst Du mir den Anspruch Gomringers in einer der Gedichtzeilen bitte nennen? Zudem ist es bei der Lektüre von Kunstwerken nicht die Frage, was der Autor sich gedacht haben mag, sondern was in dem Gedicht steht. Was ein Autor annimmt und denkt oder im Kunstwerk auszudrücken wünscht, muß nicht mit dem deckungsgleich sein, wovon das Kunstwerk, hier: das Gedicht handelt. Kafka mag beim Abfassen von „Der Proceß“ an Felice Bauer gedacht haben. Aber „Der Proceß“ handelt nicht von Felice Bauer.
„Der Gedanke, dass es gleichzeitig Kunstgeschichte sei, ein (gutes?) romantisches Gedicht und ein Ausdruck von Misogynie scheint dir vollkommen fremd, …“ Ob der Gedanke mir fremd oder nicht fremd ist, ist hier nicht die Frage und ist zudem ein Pappkamerad, sondern, ob das, was Du postulierst, im Gedicht vorkommt, steht zur Verhandlung und ob das, was Du und die Studenten der ASH behaupten, stichhaltig sich zeigen läßt. Auch ist hier nicht die Frage, ob das Gedicht „romantisch“ sei, was immer Du damit meinen magst. Konkrete Poesie ist übrigens in ihrer Machart alles andere als romantisch. Vielleicht hältst Du das Gedicht einfach mal neben eines von Brentano oder Eichendorff, dann merkst Du womöglich, was ein romantisches Gedicht ist. Im übrigen setzt Du auch hier wieder Deine eigenen Annahmen als absolut. Ohne Bezug zum Text. Du setzt, was Du beweisen müßtest, bereits voraus: das Gedicht sei misogyn. Gezeigt hast Du es bisher nicht.
„weil das Werk nicht befleckt werden darf und es eine Unverschämtheit für dein Gemüt ist, dass sich überhaupt jemand dazu äußert, der aus deiner Perspektive in dem Themenbereich weniger gebildet ist.“ Auch das ist nicht die Frage. Du setzt hier, wie schon in Deiner nachlässigen Gedichtlektüre, Deine eigenen Gedanken als Maßstab und baust zudem einen Strohmann auf. Ich habe nirgends gesagt, daß das Gedicht nicht befleckt werden darf, sondern ich schrieb, daß Du Deine Thesen am Gedicht nachzuweisen hast, was Du bisher nicht getan hast. Das ist ein erheblicher Unterschied.
Noch einmal: Du bist für Deine Behauptungen beweispflichtig, Lacommune, und mußt am Text zeigen, wo das Gedicht frauenfeindlich ist. Das konntest Du bisher nicht einlösen.
@ ziggev: Was die Frage nach den Wandbildern betrifft, mag das ein Hinweis sein. Hat allerdings auch wiederum wenig mit dem Gedicht selbst zu tun, sondern mit Assoziationen. All das sind interessante Überlegungen, die man anstellen kann, insofern kann man dieses Gedicht auch als eine Kritik an solchen wuchtigen und oft auch heftigen Wandbildern lesen. Das Gedicht war übrigens ursprünglich für die Ramblas in Barcelona konzipiert und diese gab, nach einer persönlichen Äußerung Gomringers zur Entstehung des Gedichts, den Anlaß. Also nichts mit Südamerika. Aber selbst das ist in diesem Zusammenhang belanglos, weil Kunstwerke Objekte eigener Art sind, die sich von ihrem Urheber ablösen und nach Fertigstellung für sich selbst stehen.
... link
... link
... link
https://www.ndr.de/ndrkultur/Frank-Castorf-inszeniert-Der-haarige-Affe,audio382154.html
... link
Jabberwocky
Twas brillig, and the slithy toves
Did gyre and gimble in the wabe;
All mimsy were the borogoves,
And the mome raths outgrabe.
...
Der deutsche "Goggelmoggel" heißt im Original "Humpty Dumpty" - der hinwiederum für die hiesige Diskussion relevant sein kann. Humpty Dumpty erklärt der Alice die Wortschöpfunges des Jabberwockys (Zipferlake) und diskutiert mit ihr Semantik und Pragmatik:
"I don't know what you mean by 'glory,' " Alice said.
Humpty Dumpty smiled contemptuously. "Of course you don't—till I tell you. I meant 'there's a nice knock-down argument for you!' "
"But 'glory' doesn't mean 'a nice knock-down argument'," Alice objected.
"When I use a word," Humpty Dumpty said, in rather a scornful tone, "it means just what I choose it to mean—neither more nor less."
"The question is," said Alice, "whether you can make words mean so many different things."
"The question is," said Humpty Dumpty, "which is to be master—that's all."
Alice was too much puzzled to say anything, so after a minute Humpty Dumpty began again. "They've a temper, some of them—particularly verbs, they're the proudest—adjectives you can do anything with, but not verbs—however, I can manage the whole lot! Impenetrability! That's what I say!" (fette Hervorh. von mir)
Deutsch: „Die Frage ist, wer die Macht hat – und das ist alles. […]“
Für uns also die Frage, warum wir nicht Humpty Dumpty vor uns hinmurmeln angesichts der Diskussion um das inkriminierte Gedicht und gelassen unserer Wege ziehen. Denn (jetzt wieder die deutsche wiki): Als Humpty Dumpty-Argumente werden solche bezeichnet
(1.) die in einer Diskussion als gültig angeführt werden, ohne dass eine andere Begründung für sie angegeben wird als die Berufung auf faktische Macht, die es erlaubt, auf wirkliche Argumente zu verzichten,
oder (2.) in denen Worte mit einer Bedeutung gebraucht werden, die von der allgemein akzeptierten Bedeutung in krasser Weise abweicht [...]
Der Asta behauptet qua Authentizität (Betroffenheit) seine Interpretationsmacht bzw. versucht seine Interpretation durchzusetzen; bersarin die Autorität, die dem Gedicht qua Kunstwerk eignet (Eigengesetzlichkeit des Werkes).
Anders kann ich mir nicht die Zurückweisung meiner - zugegeben recht freien - Assoziationen als belanglos erklären. Eine These, die ich unter keinen Umständen in Bausch und Bogen verwerfen würde. Dennoch befleißigte ich mich, einmal einen etwas weiteren Kontext zu öffnen (abgesehen natürlich von der Forderung eines Werkes, dass Rezipienten sich für es öffnen).
Gomringer gilt in Bolivien immerhin als bolivianischer Poet; ich dachte auch an Ortega y Gassets Kritik des "kennerischen Blicks" spanischer Männer auf Frauen in der Straßenbahn (dem er am liebsten etwas mehr Sublimation angedeihen lassen möchte).
Bei süd- bzw. mittelamerikanischen Wandbildern dachte ich freilich weniger an Propagandamachwerke, sondern vielmehr an solche, die ich als Beispiele für eine gewisse "Volkskunst" ansehe. - Wieder an anderer Aspekt ... Zu selbigem Assoziationsraum gehört für mich (Humpty Dumpty in eigener Sache) jedoch ebenso der Machismo, den wir, wofern wir uns mit der Asta-Kritik auseinandersetzen, möglicherweise ebenso mitdenken müssen wie die tatsächlichen männlichen Blicke auf Frauen in der abendländischen Geschichte (Petrarca). Gewissermaßen, um denen die Argumente nachzuliefern, die sie hätten anbringen können, wäre es ihnen eben nicht bloß ums Humpty Dumpty-Argument gegangen.
Bezeichnend übrigens, dass Carroll Humpty Dumpty sein Argument anlässlich der Interpretation eines None-Sense-Gedichts auf diese - im englischsprachigen Raum - sprichwörtliche Weise anbringen lässt.
engl. Wiki:
https://en.wikipedia.org/wiki/Humpty_Dumpty#In_Through_the_Looking-Glass
Wiki deutsch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Humpty_Dumpty
... link
Im übrigen hat niemand geschrieben, daß Dein Hinweis auf die Wandbilder belanglos sei, weder Lacommune noch ich. Ich schrieb, siehe erster Satz, lediglich, daß sich dieser Hinweis weder aus dem Gedicht, noch aus dem Kontext unmittelbar entnehmen läßt. Ich wies zudem darauf hin, daß sich Gomringer bei dem Gedicht auf die Ramblas in Barcelona bezog. Wobei ich solchen Hinweise von Autoren eine ungeordnete Bedeutung beimesse. Das Gedicht steht für sich und es sagt weder etwas von jener Allee in Barcelona noch von einem Wandbild in Südamerika. Man kann eine Menge Aspekte extern an das Gedicht herantragen. Man kann es religiös lesen oder als eine Lobpreisung des Sehens, also phänomenologisch. Man kann es auch sexistisch lesen, wenn man die Bewunderung einer Szene mit Straßen, Blumen und Frauen als sexistisch labeln möchte. Nur: Wenn man dabei Geltungsansprüche fürs ästhetische Urteil erhebt, muß man das dann halt nachweisen können.
Der Hinweis auf Humpty Dumpty trifft nur bedingt: Richtig ist, daß, wie ich bereits mehrfach schrieb, die Studenten und auch Lacommune per dogmatischer Setzung eine Lektüre als verbindlich (oder zumindest als eine Möglichkeit) ansetzen, ohne dies belegen zu können, und aus dieser von ihnen dogmatisch und ohne Begründung gesetzten Lektüre zudem eine normative Forderung ableiteten. Das Fordern von Gründen andererseits, worum es mir geht, hat nichts mit Humpty Dumpty zu tun und es ist dies auch keine Machtfrage oder eine dogmatische Setzung, sondern dies ist ein elementares Prinzip der Philosophie: für Thesen Gründe anzugeben. Ich behaupte also nicht die Autorität des Werkes, sondern ich erwarte, daß man anhand eines ästhetischen Gebildes nachweist, daß es die Eigenschaft X hat (hier frauenfeindlich) oder daß in ihm die Aussage Y enthalten sei. Nicht mehr, nicht weniger. Grundprinzipien der Hermeneutik also. (Auch das verkennen übrigens die naiven Jünger der Dekonstruktion: vor dieser kommt die genaue Lektüre, nicht anders herum.) Diesen Nachweis kann man nur anhand der Sache und nicht über die Sache hinaus erbringen. Wer eine These aufstellt, ziggev, der ist für diese These begründungspflichtig. Es muß also nicht ich den Nachweis erbringen, daß das Gedicht nicht sexistisch ist, sondern die, die das behaupten müssen am Gedicht zeigen, daß es sexistisch ist, und dies nicht anhand ihrer Assoziationen oder anhand von zusätzlich eingeführten Thesen, sondern konkret am Text.
Aber das ist nun noch nicht alles, ziggev, und nun wird es richtig tricky! Denn selbst wenn einer nachweisen könnte, daß in dem Gedicht frauenfeindliche Passagen enthalten wären (was bisher niemand tat), besagt dies immer noch nicht, daß dieses Gedicht tatsächlich auch frauenfeindlich ist, da ästhetische Gebilde nicht nach dem Prinzip gewöhnlicher Aussagen und Sätze funktionieren. Grimmelshausens „Der abenteuerliche Simplicissimus“, Apollinaires „Die elftausend Ruten“ oder Malapartes „Die Haut“ sind voll von Grausamkeiten. Aber das heißt noch lange nicht, daß diese Werke irgendwie Grausamkeit affirmieren.
... link
"ohne belang" sei selbst der Bezug auf die Ramblas in Barcelona - also selbst dieser Kontext, der viel näher an Gomringer ist als was ich evozierte.
"ich erwarte, daß man anhand eines ästhetischen Gebildes nachweist, daß es die Eigenschaft X hat ..." Genau in diesem Sinne genießt das Werk Autorität. Was Du erzählst, ist, was mich betrifft, nun wirklich nichts großartig neues. Warum nur dieser Rant?
Ich weiß wirklich nicht, warum Du penible Exegese eines Gedichts verlangst, wenn es gewissen Leuten doch nur um die Deutungsmacht zu gehen scheint. Zumal es ja selbst ziemlich assoziativ gehalten ist - für gewisse ASTA-Menschen ein Freifahrt-Schein für eine willkürlich-beliebige Wertung?
Mit Prinzien der Hermeneutik u. Philosophie kannst Du da nur verlieren. Wer sagt eigentlich, in diesem Fall, wo es, spätestens seit der Übermalung, um die Freiheit der Kunst und nicht um eine Wertung eines Gedichts geht, dass diese Prinzipien den Fall entscheiden müssten? Offenbar suchst Du überall nach Zwang und Autorität im Sinne wie oben. Wenn schon Zwang oder zumindest eine mit Gründen belegte plausible These, dann müssen diese vom Kunstwerk ausgehen. Anders kann auch ich mir es nicht denken, wie kommst Du, bitte, darauf, dass ich ´s anders sehen könnte.
Etwa weil ich mir erlaubte, gewisse Assoziationsräume zu öffnen? (Hilfe, das ist ja subjektiv!) Nein, es interessiert hier wirklich niemand eine "zutreffende" Deutung, wie soll das bei einem so offen gehaltenen Text überhaupt gehen. Klar legt es eine phänomenologische Lektüre / oder Sichtung / oder auditive Rezeption nahe: Die Phänomene werden geordnet wie folgt:
A
A & B
B
B & C
A & B & C - & D
(avenidas = A, flores = B, mujeres = C, admirador = D)
Für mich liest sich das wie ein Drum-Pattern oder wie die Form eines Musikstückes (wenn auch etwas ungebräuclich: Teil A, Variante A&B; B mit Variante B&C, Schlusskadenz A&B&C - D.) Warum hier unbedingt philosophisch-hermeneutische Prinzipien angewendet werden müssten, ist ebenso fraglich wie die zweifelhafte dogmatische Festlegung auf eine sexistische Lesart.
Und natürlich muss in diesem Falle, wo das Gedicht sich nicht in einem Gedichtband findet, der Kontext, hier die Anbringung an eine Wand, miterwogen werden. Schrifttypen als Ornament? Hier kann man sich an die Kunstgeschichte wenden. Die Tradition der Wandmalereien auf anderen Kontinenten ist nur ein Beispiel. Hierzulande soetwas zu machen, halte ich ohnehin möglicherw. für problematisch (wie soll da ne stimmige (Schrift)Gestaltung aussehen? usw.)
Das Werk als Wand"bild" wendet sich gewissermaßen an alle, die vorbeischlendern, hat also auch einen sozialen Aspekt. "man kann es religiös lesen oder als eine Lobpreisung des Sehens, also phänomenologisch. Man kann es auch sexistisch ..." Oder man kann sich, im Gegensatz zu vorhersehbaren Reflexen dogmatischer Art, zu irgendwelchen anderen Tagträumereinen verleitet fühlen.
... link
„Ich weiß wirklich nicht, warum Du penible Exegese eines Gedichts verlangst, wenn es gewissen Leuten doch nur um die Deutungsmacht zu gehen scheint.“ Zwei Dinge, zwei Bereiche. Ich verlange zudem nicht penible Exegese, sondern einen Nachweis für eine These. Nicht mehr, nicht weniger. Und mir geht es auch nicht darum, diese Leute zu überzeugen, sondern darum zu zeigen wo ihre und wo auch Dein Fehler im Denken liegt. Nicht mehr, nicht weniger.
„Zumal es ja selbst ziemlich assoziativ gehalten ist -…“ Das Gedicht ist an keiner Stelle assoziativ gehalten, sondern relativ eindeutig in den dargestellten Komponenten.
... link
... link
Na ja, und ansonsten kann man wohl mit Nietzsche am Ende doch die Wiederkehr des Immergleichen annehmen und muß die Hoffnung auf einen Fortschritt in der Geschichte weitgehend begraben, weil immer wieder dieselben Fehler begangen werden - es sei denn es wird die technische Entwicklung und die der Produktivkräfte als Fortschritt begriffen. Ansonsten aber perpetuiert sich das Unheil. Oder im Falle der ASH einfach nur die Banalität der Blöden.
... link
... link
... link
... comment