Montag, 21. Mai 2018
Schlampert
Ich war mal wieder auf so einem Vertriebsseminar und bekam da mit was so an Anbaggerei abläuft. Spielte sich zwischen Leuten ab die altersmäßig meine Kinder sein könnten. Da machte ein Typ der ein ziemlicher Nerd ist, überhaupt kein Angräber einer Frau ein sehr zurückhaltendes Kompliment, und sie erwiderte ziemlich harsch, dass sie Single sei und es von daher natürlich völlig okay wenn sie während des Seminars mit einem Mann Sex hätte, aber so eine wäre sie nicht, sie sei ja keine Schlampe, das würde er aber von ihr denken. Nun wandten mehrere Kollegen ein dass er das weder gesagt noch gemeint habe, sie solle mal wieder runterkommen, worauf sie noch saurer wurde und meinte das wäre mal wieder typisch Männersolidarität, die schützten sich alle gegenseitig und schickte alle anwesenden Männer weg. Bis auf Einen. Das war von allen der größte, bestaussehendste und virilste, wahrscheinlich auch der größte Macho. Mit dem landete sie 2 Tage später im Bett. Für mich als Zuschauer war das wie ein verlässlich ablaufendes Drehbuch. Und die Aussage "Ich bin keine Schlampe" so eine Art paradoxe Balzwerbung. Alle anderen Männer die an dem Abend mit ihr geredet hatten wurden von ihr in den Folgetagen durchbeleidigt.

Btw. ich habe ja auch so meine Seminartechtel, und als ich so jung war wie meine KollegInnen war die Aussicht auf einen Onenighstand oft der Grund auf eine Party zu gehen. Da wäre aber niemals jemand auf die Idee gekommen für eine Frau mit bunten Sexkontakten den Begriff "Schlampe" zu verwenden. Die Vorstellung, Männer mit vielen Aufrissen seien tolle Hechte und Frauen mit dem gleichen Verhalten Schlampen - die meine jungen KollegInnen fast durchweg teilen und auch als sozusagen Naturgesetz ansehen - erschien uns damals, in den 1980ern/90ern, als ewiggestrig und quasi historisch überholt, Frauen prahlten genauso mit ihren Aufrissen wie Männer. Meine Schwester hatte in ihren frühen Zwanzigern zeitweise jede Woche einen anderen Mann in ihrem Bett und mich seinerzeit dafür kritisiert dass ich das nicht genauso handhabte. Das war sogar geradezu eine Moralpredigt: "Warum lebst Du Dich nicht aus?" Und ich war damals viel zu gehemmt dazu das zu tun. Als ich davon erzählte wurde ich für verrückt erklärt, bzw. der Wahrheitsgehalt meiner Aussage bestritten.

Andererseits, aus meiner Sicht betrachtet, von der ich sagen würde dass es eine libertinäre ist ist diese Macho-Sichtweise mit tollen Hechten und Schlampen eigentlich vom Geschlechtsrollenbild der Islamisten nur noch graduell verschieden. Und ein entschiedener backlash dass so etwas heute wieder normal zu sein scheint.


BtW was die Dame und einige ihrer Kolleginnen hingegen unter Business Suit verstehen würde in meiner Welt als "nuttig" bezeichnet.

Sehr witzig dann auch ein Gespräch über Freizeitaktivitäten in dem ich berichtete dass ich gerne in einer Clubsauna relaxe. Das heißt bei mir die Sauna meines Fitnesscenters und Kampfsportdojos, sie dachten dabei alle an ein Puff.


Was mich allerdings völlig befremdete ist die Art und Weise wie diese jungen Leute -Altersschnitt so Mitte 20 - ihre Pausen miteinander verbringen, miteinander reden wenn nicht über Sachthemen diskutiert und nicht geflirtet wird und was da für lustig gehalten wird. Das ist so eine Haha-Ballermann-Fröhlichkeit, als besonders witzig gilt es unter den Männern, sich gegenseitig auf dem Smartphone Porno-Videos mit ironischem Subtext unter die Nase zu halten über die dann minutenlang abgelacht wird mit Schenkelklopfen und durch die Gegend Springen; meldet sich ein Kollege im Plenum mit flächig hochgehaltener Hand wird sofort an den Hitlergruß gedacht und wieder abgelacht, Hitler ist ja auch so ungemein witzig. Neckereien wie Kollegen das Smartphone verstecken oder jemandem der mit Anderen im Gespräch ist auf den Rücken zu kloppen und dann wegzurennen sind üblich, ebenso wie ungefragt mit dem Phone des Anderen herumzuspielen. Als wir 25 waren waren unsere Verhaltensweisen auf jeden Fall wesentlich reifer, ich hatte das Gefühl es hier mit einer zehnten Klasse zu tun zu haben.

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Che, es stellt sich die Frage ob das ein Generations- oder ein Milieuphänomen ist.

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