Mittwoch, 1. Mai 2019
One solution - revolution!
Das war heute neben "alerta, alerta antifaschista!" mal wieder die meistgerufene Parole auf der Maidemo, wie seit 15 Jahren so üblich. Vertreten war ein breites Bündnis, unter anderem auch Gelbwesten und Friday for Future. Bemerkenswert fand ich einen Redebeitrag zweier junger Frauen, vielleicht noch keine 20, beides Azubinen, die forderten die linke Bewegung dürfe sich nicht spalten lassen, Klassenkampf, Feminismus, Antirassismus und Klimaschutz, das ginge nur miteinander verbunden, auch Feminismus ohne Klassenbezug und Rückkopplung zu sozialen Kämpfen und Betriebsarbeit sei völlig sinnlos. Na ja, sind ja auch keine studierenden Höheren Töchter sondern Malocherinnen. Der Großteil der hiesigen Autonomen und Antifas ist in der IGM oder ver.di organisiert und dermaßen was von traditionell klassenbewusst - als würde es die Berliner, Leipziger und Freiburger Blasenwelten gar nicht geben.


Gibt es hier ja auch nicht.









... comment

 
Gelbwesten? Hier in der Gegend demonstrieren nur Rechtspopulisten, Identitäre, Neonazis und ein paar Irregeleitete in Gelbwesten. Ich glaube nicht, dass die hier auf einer 1. Mai-Demo gut gelitten wären.

... link  

 
Die Gelbwesten hier bei uns sind eher so drauf wie Fundi-Grüne in den 1980ern mal waren. Neonazis versuchten am 1.Mai ihre eigene Kundgebung, wurden aber so ausgebuht dass nichts zu verstehen war. Wobei das absolute Hardcore-Faschos der Messerstecherfraktion waren.

... link  

 
Hingegen marschierten die andernorts ganz ungestört.

... link  

 
Das ist ja auch wilder Osten, für mich gefühltes Ausland. Bei uns hielten die ihre Kundgebung hinter Absperrgittern ab, hinter denen Polizeikolonnen angetreten waren, sozusagen im Käfig.

... link  


... comment
 
ich hab da immer noch eher bescheidenere Ambitionen:

Akkusativ-Lernen für Frauen aus Afghanistan mit Kindern! (Fortschriite zu verzeichenen!) Ich mag die. Einige sind weniger selbstbewusst, aber die werden von mir unterstützt.

... link  

 
beim Link gleich ist das sehr mit "Familie" ... aber da sind einige intelligente Männer, die den Frontalunterricht einfach nicht vertragen haben. ´n bisschen gucken! Mit Marianne arbeite ich in engster Abstimmung zusammen. (kurz zu sehen, meine "Meisterschülerin" Gada! Vom absoluten Nullpunkt des Analphabetismus zur reellen Chance, unsere Sprache (auch die Schrift!) zu lernen!

https://www.sat1regional.de/der-norden-hat-herz-ahrensburger-machen-sich-stark-fuer-fluechtlinge/

... link  

 
Akkusativ-Schwäche ist doch nicht so schlimm...
Berliner können es doch auch nicht:

s. "Warum liebt der Wladimir grade mir un nich dir..."

... link  

 
sozi ohne partei, dem Dativ kommt aber erst in der 2.ten Lektion!
- im Ernst: die meisten sind ja schon seit Jahren da (nur mit jungen Kindern ohne Chance, unsere Sprache zu lernen), oder haben in Alptraumszenarien wie Neumünster gelebt, die haben alle unterschiedliche Niveaus; ich musste mich neulich fast bei Marianne dafür entschuldigen, dass ich den Akkusativ ´drannahm. Wie nehemen hier jeden, auch den oder die noch so Schwächste/n mit!

... link  

 
In meinem Team gutbezahlter Software-Ingeniöre sind Grundkenntnisse von Akkusativ und Dativ unwichtig. Ok. Ein paar Leute sollten das in einem Team schon beherrschen. Wegen Außenwirkung und so. Aber nicht in Deutschland Aufgewachsene ohne Studium an einer deutschsprachigen Uni haben bei Akkusativ/Dativ in meiner Branche oft aufgegeben. Ist auch nicht so schlimm. Das wird im Review nicht mal angemeckert, sondern direkt korrigiert. Ist für mich auch eine gute Unterhaltung, auf welche Ideen man im Gebrauch unserer Sprache so kommen kann. Aber ich würd da nie hämisch drauf reagieren.
Auch Leute, die mündlich wirklich praktisch alles verstehen und über einen umfangreichen aktiv/passiv-Wortschatz verfügen, können schriftsprachlich einen sehr eigenen Stil entwickeln. Kommt übrigens auch bei Niederländern vor.

Ich weiß auch ganz genau, dass mein Schrift-Englisch und -Spanisch ganz sicher nicht perfekt sind. Wenn ich mich konzentriere, bessert es sich. Aber das ist je nach Adressat und eigener Laune gar nicht so wichtig.

... link  

 
Mein Bruder, der auch eher mit Technik- (Programmierung) Leuten zu tun hat, erzählte mir, er habe so wenig soziale Kontakte, dass er bei den wenigen Gelegenheiten dazu auch korrektes Deutsch verwende. Ingenieursmäßg ist das zwar nicht das höchste Regal, wo der mitmacht, ihm zufolge hört er aber kaum schlechtes/unzureichendes Deutsch (eher deutsche Kollegen).

Wir sind aber auch unter der Laissez-faire-Fuchtel eines atheistischen Bischophssohns aufgewachsen, der gerne einen druckreifen Stil pflegte (und immer den Pastor im Kirchenchor betreffs Bibelstellen korrigierte bzw. dergestalt dessen Bemerkungen konterkarierte ...).

Um das aber für euch alle "Missgeburten", "Opfer", "Behinderte", festzustellen, ich glaube an das Menschenrecht, in einer Sprachgemeinschaft aufzuwachsen. Es ist doch nur ein minimaler Schritt dahin, dies für Leute auszuweiten, die aus ihrer Sprachgemeinschaft flüchten mussten und nun in einer neuen klarkommen müssen! "Die müssen ja gar nicht alles lernen" ist eine Haltung, die sich die Würde des Menschen nicht wirklich vergegenwärtigt hat, "du Schwuchtel"!

Die Frauen mit Kindern, die ich z.z. unterrichte und die bereits länger hier sind, vieles aufgeschnappt haben, aber keine Gelegenheit hatten, Kurse zu besuchen, sind sehr lernbegierig. Hier jetzt, was richtiges Deutsch betrifft, Abstriche zu machen, kommt m.E. dem Vorsatz gleich, sie für den Rest ihres Lebens zu diskriminieren und ihre Kinder uneinholbar zu benachteiligen.

Und manchmal blühen die richtig auf! Etwa Sunati. Die saß da erst rammdösig rum, machte nen völlig verblödeten Eindruck. Aber beim geringsten Anspruch, an sie gestellt, sitzt die da mit durchgedrückem Kreuz und arbeitet ihr Lernprogramm ab! Jetzt sitzt sie da, mit (Motorrad)Lederjacke, Kopftuch rutscht immer weiter runter, und verarscht mich cool die ganze Zeit!

Sprache ist etwas sehr persönliches und zutiefst menschliches. Deshalb kriegst du manche Fehler praktisch nie raus. Ich mag z.B. das russische Idiom. Die kennen z.B. noch den Genitiv von "ich" (=meiner) und übersetzen das stur ... Aber aus genau diesem Grunde ist in meinen Augen eine Haltung, die jemanden von vorne herein niedriger einstuft und ihm oder ihr gar nicht die Möglichkeit bietet, eine Sprache richtig zu lernen, menschenverachtend.

Ich glaube, mit dem Respekt vor der Sprache wächst auch die Toleranz vor den Fehlern, denn dann ist allen klar, welch nicht leichte Aufgabe es ist, eine Sprache zu erlernen, und wie sehr dieses Sprechen - in irgendeiner Sprache - mit deinem tiefsten Wesen verbunden ist. Diese Erfahrung mache ich täglich in der Übersetzer/Lektoren-Szene, wo mir neulich deutlich gemacht wurde, so schlecht sei mein Englisch nun auch wieder nicht. Es ist praktisch eine Regel (abgesehen von Ausnahmen), du triffst bei Leuten, die viel mit Sprache zu tun haben, fast ausschließlich auch ausgesprochene Humanisten ...

Ich jedenfalls gestalte meinen Unterricht manchmal (vorsichtig!) etwas anspruchsvoller - aus Respekt vor der menschlichen Würde.

... link  


... comment