Mittwoch, 26. Juni 2019
Svenja Flasspöhler sagt wie es ist
Mir sowas von aus der Seele gesprochen, dieser Beitrag:

https://taz.de/!168884/


Wobei ich mal sagen muss dass dieses Mimimi, diese Kultur der neuen Weinerlichkeit in linken Kreisen mehr und mehr zunimmt und in einem sehr großen Gegensatz zu dem steht was ich so von früher als linke Diskussionskultur kenne.


Da war Argument trifft Gegenargument, Argument wird geprüft und in der Sache harter Disput, vom menschlichen her Hochachtung voreinander mal die Norm - wobei es immer auch die Schreihälse, Wichtigtuer und Platzhirsche gegeben hat, keine Frage.


Während in der Hardcore-autonomem Szene in ganz alten Zeiten ursprünglich mal ein Umgangston wie in einer Rockergang herrschte und das auch noch der Umgangston ist mit dem ich sozialisiert wurde.

Typen die mehr von sich erzählten als sie zu tun bereit waren wurden Flachwichser und Frauen von der heute in Onlinefemidiskussionen dominanten Sorte Zuckerprinzessinnen genannt.
Um Welten entfernt von der aktuellen Sturzbetroffenheit.

Btw es stellt sich imho die Frage inwieweit ein linksidentitäres, essentialistisches Selbstverständnins sich sui generi mit einem kritischen Bewusstsein verträgt. In der Vergangenheit hatte ich öfter Probleme mit GenossInnen die fast immer etwas damit zu tun hatten dass private oder berufliche Lebensentwürfe sich nach Meinung dogmatischer Leute mit den politischen Ansprüchen bissen. So hatte mir tatsächlich mal jemand die Freundschaft aufgekündigt weil ich mich in der Privatwirtschaft verdingte. Wer links ist arbeitet entweder im Öffentlichen Dienst oder in der Alternativökonomie oder gar nicht, lieber ehrlich auf HartzIV als in der Wirtschaft, so lautete die Devise.


Selbst diese Position verträgt sich allerdings mit den heutigen Moraldiskursen auch schon nicht mehr, immerhin hat sie noch ökonomische Dinge zum Inhalt - die heutigen DiskutantInnen leben ja alle in bürgerlicher Sicherheit, zumeist auf bequemen Redakteursposten, und der rigide Karriere- und Konsumverzicht, der von früheren Linken normativ gefordert wurde dürfte heute für die junge Generation gar nicht mehr denkbar sein - oder tritt in Ersatzhandlungen auf wie Flugreisenboykott.


Btw die Altlinke war ja noch die Generation der durch die Welt jettenden Rucksacktouris.

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Danke für den schönen Link, hat mir auch sehr gefallen. Ich hätte's sonst wahrscheinlich wieder verpasst, was so Interessantes in der Diskussion ist.

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Sehr bezeichnend finde ich es dass Netbitch, als sie vorschlug, Frauen sollten um sich gegen sexualisierte Gewalt zu schützen Kampfsport machen, was nun ganz entschieden als Empowerment gemeint war, sich den Vorwurf des Victimblaming einhandelte. Dabei war in einer anderen Generation Wen Do, Wing Tsun, Taekwon Do oder Kali mal ein Muss für Feministinnen.

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