Samstag, 8. Mai 2021
8. Mai - Befreiung vom Faschismus
Es war nur der Tag der unterzeichneten endgültigen Kapitualtion der Wehrmacht, de facto war der Krieg in Europa schon ein paar Tage vorher zu Ende gegangen, in Japan stand das Schlimmste noch bevor. In der DDR war das ein Feiertag, in der BRD eher ein schwieriger, unbequemer Gedenktag. Auf der Straße begangen wurde er nur von der außerparlamentarischen Linken.

Meine erste 08. Mai-Demo erlebte ich 1985 in Göttingen, einer Stadt in der ich mein Studium und anschließend noch 7 Jahre verbrachte. Eine Lebensphase, die von meinem jetzigen Leben grundverschieden ist, auch wenn ich meinen damaligen Idealen und Prinzpien treu geblieben bin. Damals war die Stadt noch stark von der Spontiszene geprägt, neben bierernsten Linksspießern. Diese Kombination machte den teilweise surrealen Charakter dieser Demo aus.


Ganz vorne gingen Jusos, die skandierten: "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, für den Sozialismus bis zum Sieg!", dahinter der Sozialistische Hochschulbund (SHB) mit der Parole: "Nie mehr Faschismus, Krieg dem Krieg, für den Sozialismus bis zum Sieg!", dann der orthodox moskautreue MSB Spartakus mit: "Kampf dem Faschismus, Krieg dem Krieg, für den Sozialismus bis zum Sieg!", darauf der Kommunistische Bund (KB) mit: "Tod dem Faschismus, Krieg dem Krieg, für den Kommunismus bis zum Sieg!", anschließend machten sich undogmatische Linke aus dem Basisgruppenspektrum über das altbacken-traditionelle dieser Veranstaltung lustig indem sie "Ho-Ho-Ho-Tschi Minh!" riefen;es folgten Hardcore-Antiimps der Stahlzwillenfraktion, die riefen: "Nie mehr Frieden, nie mehr Krieg, nur noch Terror bis zum Sieg!".

Das ließ sich eigentlich nicht mehr steigern, ein paar Altspontis versuchten das dennoch mit "Molotow, Kalaschnikow, das gibt Zoff!". Schließlich rief ein stadtbekannter Spaßvogel in einen Gullischacht: "Mutter, bist Du da unten?".

Das war sie, meine erste 8. Mai-Demo, noch ziemlich am Auftakt eines spannenden und hochgradig lustvollen Lebens in der linksradikalen Szene, ehe die einen furchtbaren Absturz erleben sollte, von dem sie sich nie erholt hat.


BTW: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Netbitch!

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In der DDR war das ein Feiertag
Nein.
Aber an diesem Tage wurde auf jede erdenkliche Weise dem Ende der Nazizeit gedacht.

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Jeder Gedenktag, an dem nicht gearbeitet wird ist qua definitionem ein Feiertag. Wurde am 08. Mai in der DDR gearbeitet oder nicht?

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da wurde gearbeitet.

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Aha, wusste ich nicht.

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Wikipedia schreibt es so:

"Bei den Veranstaltungen zu diesem 1950 auf Beschluss der Volkskammer eingeführten Feiertag, der in der Deutschen Demokratischen Republik als Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus[18] gefeiert wurde, wurde die besondere Bedeutung der Roten Armee am Kriegsende in Deutschland hervorgehoben, während der Beitrag der westlichen Alliierten dazu weniger Beachtung fand. 1967 wurde im Zuge der Einführung der Fünf-Tage-Woche der Tag zusammen mit anderen Feiertagen wieder zum Werktag. Allerdings fanden auch weiterhin jedes Jahr bis zum Ende der DDR offizielle Veranstaltungen statt. Zum 30. Jahrestag des Kriegsendes (1975) wurde nach sowjetischem Vorbild der Tag des Sieges (also der 9. Mai) vom Zentralkomitee der SED zum arbeitsfreien Feiertag erklärt. 1985 wurde zum 40. Jahrestag noch einmal der 8. Mai als arbeitsfreier Feiertag begangen."

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