Dienstag, 22. Juni 2021
Starke Hautirritationen nach mRNA-Corona-Impfung beobachtet: Ausschläge, Erytheme, Frostbeulen ? und Aktivierung von Herpes?
che2001, 12:51h
PD Dr. Martin Hartmann
Manchmal bleibt es nicht bei einer Lokalreaktion: PD Dr. Martin Hartmann berichtet von Fällen an der Hautklinik Heidelberg mit dermatologischen Irritationen nach Moderna- und BioNTech-Injektionen.
Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg:
Schönen guten Tag,
hier ist Martin Hartmann aus der Hautklinik Heidelberg. Es geht heute um kutane Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV2-Infektionen.
Während beim Vektor-Impfstoff von AstraZeneca (Vaxzevria®) in den letzten Wochen viel über die thromboembolischen Komplikationen berichtet worden ist und deshalb der Impfstoff nun vorwiegend bei Älteren eingesetzt wird, gibt es jetzt immer mehr Erkenntnisse zu den Impfreaktionen bzw. Nebenwirkungen nach einer Injektion mit den mRNA-Impfstoffen.
Quelle: PD M. Hartmann
Häufig lokale Schmerzen, Schwellungen und Rötungen
Esther Freeman von der Harvard Medical School hat auf dem diesjährigen Jahrestreffen der American Academy of Dermatology Association (AAD) einen Überblick zu den Nebenwirkungen bei mRNA-Impfungen gegeben.
Bei bis zu 90% der Geimpften treten direkt nach der Impfung Schmerzen auf, seltener sind Schwellungen und Rötungen. Die Symptome flauen nach 1 bis 2 Tagen ab [5,6]. Allergische Reaktionen auf die Impfstoffe sind selten [3]
Ausschläge und verzögerte Lokalreaktionen
Es wird immer wieder beobachtet, dass auch urtikarielle Ausschläge, eine Urtikaria oder eine morbilliformer Rash, also ein masern-ähnlicher Ausschlag, im Anschluss an die Impfung auftreten. Sie flauen unter einer Therapie mit Antihistaminika oder lokalen Kortikoiden rasch wieder ab.
Interessant sind verzögerte Lokalreaktionen, die 5 bis 6 Tage nach der Injektion an der Injektionsstelle als ausgedehnte Rötung mit Schwellung und Juckreiz auftreten. Sie persistieren für einige Tage. Das wird häufig nach der 1. Impfung beobachtet, nach der 2. Impfung wiederholt sich das in weniger als 50% der Fälle und tritt dann auch nicht ausgeprägt auf [2].
Multiforme Erytheme
Dann gibt es Berichte von selteneren Nebenwirkungen wie multiforme Erytheme, pernio-artige Nebenwirkungen oder Reaktivierung von Infektionen [8].
Ich möchte von einigen Fällen hier aus der Hautklinik, Heidelberg, berichten.
Vor wenigen Wochen kamen 2 Patienten am gleichen Tag zur stationären Überwachung nach jeweils einer Impfung mit dem Impfstoff von Moderna und BioNTech, die am ganzen Körper multiforme Erytheme hatten.
Sie hatten also eine Art von Ausschlag, der multiform, teilweise wie ein Erythema exsudativum multiforme aussah. Die Schleimhäute waren bei beiden Patienten nicht betroffen. Wenige Tage nach einer Therapie mit Steroiden konnten die Patienten die Klinik auch wieder verlassen.
Multiformes Exanthem nach mRNA-Impfung (Copyright: PD M. Hartmann)
Frostbeulen-ähnliche Reaktionen
Interessant sind die Perniones-artigen Nebenwirkungen, die auch bei COVID-19 beobachtet wurden. Bei uns wurde eine Patientin aufgenommen, die eine bläulich-livide Verfärbung der Zehen und auch der Hände hatte, also Frostbeulen-artige Veränderungen direkt im Anschluss an eine mRNA-Impfung aufwies. Die Histologie zeigte eine Vaskulitis. Auch diese Veränderungen flauten unter einer Steroidtherapie sehr schnell wieder ab [7].
Dann hatten wir noch einen jungen Patienten aufgenommen mit einer akuten generalisierten ekzematischen Pustulose, also mit disseminiertem Auftreten von Pusteln am ganzen Körper. Ebenso wie die Frostbeulen-artigen Veränderungen werden diese Pusteln auch bei COVID-19-Patienten beschrieben.
Reaktivierung von Herpes-Viren
Interessant sind auch die Berichte über die Reaktivierung von Herpesviren. Wenige Tage nach einer Impfung tritt entweder erstmals oder wieder sehr ausgeprägt eine Herpes-simplex-Reaktivierung auf. Wir haben einen jungen Mann aufgenommen, der erstmals eine HSV-Reaktivierung hatte, die weit über den normalen Herpes labialis hinausging.
Zudem haben wir gehäuft Patienten beobachtet, die direkt nach der mRNA-Impfung einen Herpes Zoster hatten. Das sind Patienten mit Risikoprofil, aber auch junge Menschen, z. B. eine 29jährige Frau, die bei uns nach der 2. Impfung mit einem Zoster ophthalmicus aufgenommen wurde. Das ist in diesem Alter relativ selten.
Es gibt Berichte aus Israel, aber auch aus der Schweiz, dass der Zoster gehäuft im Anschluss an die Infektion auftritt.
Inwieweit das nur ein zufälliger Zusammenhang mit der inzwischen häufig durchgeführten Impfung ist, oder wirklich seine Ursache in der Impfung hat bleibt im Moment noch unklar.
Das war es zu den Impfungen.
Vielen Dank, auf Wiedersehen
Manchmal bleibt es nicht bei einer Lokalreaktion: PD Dr. Martin Hartmann berichtet von Fällen an der Hautklinik Heidelberg mit dermatologischen Irritationen nach Moderna- und BioNTech-Injektionen.
Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg:
Schönen guten Tag,
hier ist Martin Hartmann aus der Hautklinik Heidelberg. Es geht heute um kutane Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV2-Infektionen.
Während beim Vektor-Impfstoff von AstraZeneca (Vaxzevria®) in den letzten Wochen viel über die thromboembolischen Komplikationen berichtet worden ist und deshalb der Impfstoff nun vorwiegend bei Älteren eingesetzt wird, gibt es jetzt immer mehr Erkenntnisse zu den Impfreaktionen bzw. Nebenwirkungen nach einer Injektion mit den mRNA-Impfstoffen.
Quelle: PD M. Hartmann
Häufig lokale Schmerzen, Schwellungen und Rötungen
Esther Freeman von der Harvard Medical School hat auf dem diesjährigen Jahrestreffen der American Academy of Dermatology Association (AAD) einen Überblick zu den Nebenwirkungen bei mRNA-Impfungen gegeben.
Bei bis zu 90% der Geimpften treten direkt nach der Impfung Schmerzen auf, seltener sind Schwellungen und Rötungen. Die Symptome flauen nach 1 bis 2 Tagen ab [5,6]. Allergische Reaktionen auf die Impfstoffe sind selten [3]
Ausschläge und verzögerte Lokalreaktionen
Es wird immer wieder beobachtet, dass auch urtikarielle Ausschläge, eine Urtikaria oder eine morbilliformer Rash, also ein masern-ähnlicher Ausschlag, im Anschluss an die Impfung auftreten. Sie flauen unter einer Therapie mit Antihistaminika oder lokalen Kortikoiden rasch wieder ab.
Interessant sind verzögerte Lokalreaktionen, die 5 bis 6 Tage nach der Injektion an der Injektionsstelle als ausgedehnte Rötung mit Schwellung und Juckreiz auftreten. Sie persistieren für einige Tage. Das wird häufig nach der 1. Impfung beobachtet, nach der 2. Impfung wiederholt sich das in weniger als 50% der Fälle und tritt dann auch nicht ausgeprägt auf [2].
Multiforme Erytheme
Dann gibt es Berichte von selteneren Nebenwirkungen wie multiforme Erytheme, pernio-artige Nebenwirkungen oder Reaktivierung von Infektionen [8].
Ich möchte von einigen Fällen hier aus der Hautklinik, Heidelberg, berichten.
Vor wenigen Wochen kamen 2 Patienten am gleichen Tag zur stationären Überwachung nach jeweils einer Impfung mit dem Impfstoff von Moderna und BioNTech, die am ganzen Körper multiforme Erytheme hatten.
Sie hatten also eine Art von Ausschlag, der multiform, teilweise wie ein Erythema exsudativum multiforme aussah. Die Schleimhäute waren bei beiden Patienten nicht betroffen. Wenige Tage nach einer Therapie mit Steroiden konnten die Patienten die Klinik auch wieder verlassen.
Multiformes Exanthem nach mRNA-Impfung (Copyright: PD M. Hartmann)
Frostbeulen-ähnliche Reaktionen
Interessant sind die Perniones-artigen Nebenwirkungen, die auch bei COVID-19 beobachtet wurden. Bei uns wurde eine Patientin aufgenommen, die eine bläulich-livide Verfärbung der Zehen und auch der Hände hatte, also Frostbeulen-artige Veränderungen direkt im Anschluss an eine mRNA-Impfung aufwies. Die Histologie zeigte eine Vaskulitis. Auch diese Veränderungen flauten unter einer Steroidtherapie sehr schnell wieder ab [7].
Dann hatten wir noch einen jungen Patienten aufgenommen mit einer akuten generalisierten ekzematischen Pustulose, also mit disseminiertem Auftreten von Pusteln am ganzen Körper. Ebenso wie die Frostbeulen-artigen Veränderungen werden diese Pusteln auch bei COVID-19-Patienten beschrieben.
Reaktivierung von Herpes-Viren
Interessant sind auch die Berichte über die Reaktivierung von Herpesviren. Wenige Tage nach einer Impfung tritt entweder erstmals oder wieder sehr ausgeprägt eine Herpes-simplex-Reaktivierung auf. Wir haben einen jungen Mann aufgenommen, der erstmals eine HSV-Reaktivierung hatte, die weit über den normalen Herpes labialis hinausging.
Zudem haben wir gehäuft Patienten beobachtet, die direkt nach der mRNA-Impfung einen Herpes Zoster hatten. Das sind Patienten mit Risikoprofil, aber auch junge Menschen, z. B. eine 29jährige Frau, die bei uns nach der 2. Impfung mit einem Zoster ophthalmicus aufgenommen wurde. Das ist in diesem Alter relativ selten.
Es gibt Berichte aus Israel, aber auch aus der Schweiz, dass der Zoster gehäuft im Anschluss an die Infektion auftritt.
Inwieweit das nur ein zufälliger Zusammenhang mit der inzwischen häufig durchgeführten Impfung ist, oder wirklich seine Ursache in der Impfung hat bleibt im Moment noch unklar.
Das war es zu den Impfungen.
Vielen Dank, auf Wiedersehen
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