Sonntag, 22. August 2021
Kurzer Lacher zwischendurch
und Dank an den Ziwo, der das verlinkte: Ein führender Trump-Intimus, der sich um kirchenpolitische Fragen im Sinne des Evangelikalismus kümmert heißt Brownback. Wunderbar.

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panzer sind ungeeignet einzufliegen im häuserkampf
es bleibt nur noch ein mittel:
der drohnenkrieg

anders kriegen wir die leute nicht raus!
wir knallen jeden taliban per drohne ab
um den flughafen freizuhalten

aber die hat nur biden
wir haben nur den guten willen

es erinnert mich geschichtlich an die
"Schlacht um Điện Biên Phủ"
ich sehe schon wie unsere hubschrauber abgeschossen werden

in der regel wird jeder skandal noch grösser wie man sich ihn vorgestellt hat

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Der Vorschlag ist bestechend. Rein mit den Drohnen, dann will keiner mehr raus, weil alle, die das wollten, tot sind. Die Zewa-Drohe: einfach wisch und weg. Taliban und Flüchtende erledigt in einem Aufwasch - wenn das nicht WinWin ist!

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Das Trauerspiel von Afghanistan
von Theodor Fontane


Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschellalabad hält,
"Wer da!" - "Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan."
 
Afghanistan! Er sprach es so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.
 
Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er atmet hoch auf und dankt und spricht:
 
"Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
Erstarrt, erschlagen, verraten sind.
 
Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt."
 
Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all′,
Sir Robert sprach: "Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
 
Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
So lasst sie′s hören, dass wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
Trompeter blast in die Nacht hinaus!"
 
Da huben sie an und sie wurden′s nicht müd′,
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.
 
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.
 
"Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan."

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Es kann einem auch die zweite Szene aus dem Faust einfallen, Leute beim Spazierengehen.

"Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker auf einander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried' und Friedenszeiten."

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noergler und fritz
das es kolateralschäden gibt ist unausweichlich
aber das haben die verblödeten strategen vorher verbockt

ob jetzt 10 leute von der drohne miterschossen werden ist völlig unerheblich wenn ich dafür 90 rette
so ist nun mal die lage

diese unendliche scheisse hätten niemals zitterwölfe erzeugt
es geht darum möglichst viele leute zu retten
es wird auch nato-soldaten ihr leben kosten

es ist einfach nur ein supergau
und da gibt es überhaupt nichts zu beschönigen
und dämliche bemerkungen von noergler und fritz sind völlig irrelevant
es ist wie "Điện Biên Phủ"

und bis jetzt haben wir das verdammt gut gemacht
wenn wir von der vorherigen scheisse absehen
die trump biden und die us-armee verursacht hat
und retten was zu retten ist
und alle reissen sich einen arsch auf

fett wie der noergler und fritz auf einem sofa zu sitzen wenn andere jede sekunde der rettenden ihr leben verlieren könnten ist auch nicht unbedingt das non plus ultra der geistigen vollkommenheit

wenn wir die leute mit hubschraubern rausholen dann ist das nichts anderes als ein himmelfahrtskommando
würde ich das machen könnte noergler und fritz fragen
da bin ich schwankend
vermutlich hätt ich mich krankgemeldet

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Im "Tagesspiegel" steht es heute sehr schön:

"Joe Biden wollte F. D. Roosevelt sein, (...). Stattdessen ist er nun Jimmy Carter, (...)."

https://www.tagesspiegel.de/kultur/kolumne-spiegelstrich-die-verzoegerung-der-praezisierung/27539564.html

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Und einer "Verteidigungsministerin" wie Annegret Kramp-Karrenbauer, ist bereits von der Sprache her nicht über den Weg zu trauen: "Und wir werden die unverzüglichen und ohne Verzögerung durchgeführte Präzisierung der Planung der Auslösung der Vorbereitung der Mission seit letzter Woche, insbesondere seit Donnerstag letzter Woche noch einmal darlegen."

(Ebenfalls dem "Tagesspiegel" entnommen.)

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Die Frau hat wirklich bei Merkel gelernt.

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?Der Westen unterscheidet sich von anderen Kulturen nicht durch die Art seiner Entwicklung, sondern durch die Eigenart seiner Werte und Institutionen. Zu diesen gehören vor allem Christentum, Pluralismus, Individualismus und Rechtsstaatlichkeit; sie ermöglichten es dem Westen, die Modernität zu erfinden, weltweit zu expandieren und Gegenstand des Neides anderer Gesellschaften zu werden. In ihrer Gesamtheit sind diese Merkmale dem Westen eigentümlich. Europa ist nach den Worten von Arthur Schlesinger, Jr., »die Quelle, die einzige Quelle ? für Ideen wie individuelle Freiheit, politische Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und kulturelle Freiheit ? Dies sind europäische Ideen, nicht asiatische, nicht afrikanische, nicht nahöstliche, es sei denn, sie wären übernommen worden.«16 Sie machen die westliche Kultur einzigartig, und die westliche Kultur ist wertvoll nicht, weil sie universal wäre, sondern weil sie wirklich einzigartig ist. Die vornehmste Aufgabe der führenden Politiker des Westens ist daher nicht, andere Kulturen nach dem Bild des Westens umformen zu wollen, was nicht in ihrer schrumpfenden Macht liegt, sondern die einzigartigen Qualitäten der westlichen Kultur zu erhalten, zu schützen und zu erneuern. Weil sie das mächtigste Land des Westens sind, fällt diese Aufgabe überwiegend den USA zu.

Um die Kultur des Westens bei schrumpfender Macht des Westens zu bewahren, ist es im Interesse der USA und der europäischen Länder,

? eine stärkere politische, wirtschaftliche und militärische Integration zu erreichen und ihre Politik so abzustimmen, daß Staaten anderer Kulturen daran gehindert werden, Differenzen unter ihnen auszunutzen;

? die westlichen Staaten Mitteleuropas, nämlich die Visegräd-Gruppe [Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei], die baltischen Republiken, Slowenien und Kroatien in die Europäische Union und die NATO zu integrieren;

? die »Verwestlichung« Lateinamerikas und soweit möglich eine enge Bindung lateinamerikanischer Länder an den Westen zu ermutigen;

? die Entwicklung der konventionellen und nichtkonventionellen militärischen Macht islamischer und sinischer Länder zu zügeln;

? die Abwendung Japans vom Westen und seine Hinwendung zu einer Verständigung mit China zu verlangsamen;

? Rußland als Kernstaat der Orthodoxie und große Regionalmacht mit legitimen Sicherheitsinteressen an seinen südlichen Grenzen zu akzeptieren;

? die technologische und militärische Überlegenheit des Westens über andere Kulturen zu behaupten;

? und vor allem einzusehen, daß eine Intervention des Westens in Angelegenheiten anderer Kulturkreise wahrscheinlich die gefährlichste Quelle von Instabilität und potentiellem globalen Konflikt in einer multikulturellen Welt ist.? (S. Huntington, Kampf der Kulturen, S. 515/16)

Aktueller denn je, scheint mir.

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annegret hat aber einzige gesagt das sie die konsequenzen zieht wenn etwas schief läuft
bei der rettungsmission
obwohl wir völlig von den amerikanern abhängig sind
weder maas noch seehofer
und ich möchte zu bedenken geben das die bundeswehr im juni schon 2 flugzeuge von der lufthansa gechartert hatte für das ausfliegen der ortskräfte
was beide der obengenannten sabotiert hatten aus unterschiedlichen gründen

zur lage:
sie ist brandgefährlich aber immerhin in 24 std. wurden bis montagmorgen 15900 evakuiert
wir haben übrigens noch verhandlungsmasse
die taliban haben einen zentralbankchef ernannt der keine kohle hat
und ohne moos ist wie wir alle wissen nix los
die devisenreserven von 9 mrd dollar sind eingefroren
7 in den usa
2 in der schweiz

und so nebenbei:
antikörper nehmen bei 75% der verimpften sogar noch zu
von wegen alle müssen sich boostern lassen
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/08/17/antikoerper-bleiben-sieben-monate-nach-der-infektion-stabil

es soll sich auch keiner vor den hohen inzidenzen erschrecken weil nach dem urlaub an den schulen getestet wird wie bekloppt aus gutem grund:
"Insgesamt lassen sich die hohen Zahlen von positiv Getesteten zu über 90 Prozent auf Reiserückkehrer zurückführen"
so das gesundheitsamt hier im kreis wie von mir vorhergesehen
in einer woche sinkt das wieder"

wo ist che eigendlich? in eine bergspalte gefallen?
bitte ein pic aus der bergspalte!
wir orten dich dann per gps

wo ist eigendlich quatar?
der angeblich grosse vermittler
man kann die WM auch boykottieren
dann is nix mit luschtigen spielen
wer einen so intensiven draht zu den taliban hat der sollte ihn doch nutzen

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Komme gerade von einer ausgedehnten Klettertour zurück und bin am relaxen, Bilder gibt es später.

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@noergler: "Neutron, neutron, you are the estimate bomb, the property stays ands the people are gone. You are a likeable kind of bomb!" (Donovan)

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Huntingtons Text war eine Auftragsarbeit der Kommission für eine integrierte Langzeitstrategie, und das liest man ihm auch an.

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Ich denke er hat vollkommen recht, und beweist große Voraussicht. Was hast du daran auszusetzen?

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Als er das ursprünglich als Artikelserie in Foreign Affairs schrieb waren die Foltergeneräle, die die CIA zur Wahrung westlicher Interessen nach Belieben an die Macht geputsscht hatte gerade erst abgetreten, ja z. T. noch im Amt. Der Westen wäre ehrlicher, wenn er von "Unsere Ölinteressen", "unsere Kupferinteressen", "Kobalt- und Coltanminen", "United Fruit Coimpany" statt "Freedom and Democrazy" reden würde. Die meisten, nicht alle Probleme dieser Länder wurden durch jahrhundertelange imperialistische Interessenwahrung des Westens überhaupt erst verursacht.


Ansonsten: @"die westlichen Staaten Mitteleuropas, nämlich die Visegräd-Gruppe [Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei], die baltischen Republiken, Slowenien und Kroatien in die Europäische Union und die NATO zu integrieren" ---- Es war eine der Voraussetzungen der deutschen Wiedervereinigung, dass die Ostgrenze der NATO an der Elbe (Elbe, nicht Oder, die Bundeswehr direkt nach der Wiedervereinigung wurde als "Territorialkorps" zur unmittelbaren Landesverteidigung aufgestellt, weshalb die Panzer der NVA als dafür zu offensive Waffensysteme ausgemustet und u.a. zum Kurdenmorden an die Türkei verkauft wurden) endet. Russland muss die NATO- und EU-Osterweiterung als Vertragsbruch und Verrat wahrnehmen und sich vom Westen eingekreist fühlen. Alle Reaktionen Putins darauf sind sehr gut nachvollziehbar, sein versoffener Vorgänger hat ja leider ein Jahrzehnt vertrödelt.


@"die Entwicklung der konventionellen und nichtkonventionellen militärischen Macht islamischer und sinischer Länder zu zügeln" --- Es war die Mission Huntigtons das Feindbild islamische Welt aufzubauen, es ist ihm gut gelungen. Die Protokolle der Kommission für eine integrierte Langzeitstrategie aus den Jahren 1986 - 1988 liegen mir in Dokumenten, die teils Stempel "Classified", "Confidential" und "Secret" tragen vor. Es ging u.a. darum, einen neuen Feind zu kreieren, nachdem der Russe nicht mehr böse war.

Sinische Länder? Südkorea und Taiwan sind weitaus "westlicher" als Schweden oder die Schweiz, von der Visegrad-Gruppe ganz zu schweigen.

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Was am Wolferl zuvörderst stört
sind nicht seine inhaltlichen Aberrationen, wenngleich doch auffällt, dass seine bellizistische Gehirnjauche auf diesem Blog früher Gegenstand der sofortigen Annihilation, ausgeführt von einem Dutzend Terminatoren, gewesen wäre.
Die These von der Verengung des Diskursraums geht fehl. Der Diskursraum wird erweitert wie ein Magen, den es umdreht. Es ist durchaus bemerkenswert, wie ein Lobotomiegeschädigter sein Nato-Kacka hier zur Verteilung bringt, ohne auf eine angemessene Würdigung der Diarrhöe zu stoßen, wenn von Gewaltbegeisterung sein Darm sich entleert. Scheissen ist OK; die öffentliche Zurschaustellung ist es nicht.

Nein, was am Wolferl zuvörderst stört, ist seine Anlehnungsbedürftigkeit, dieses schmierige Ranwanzen an alles, was nach Macht riecht. Da schnüffelt er. Denn das macht ihn geil, wie den Wohnwageneigentümer das Höschen der pubertierenden Göre, das er aus dem Wäschesammler holt.

Sein Kommentar blauermond, Sonntag, 22. August 2021, 22:12 ist ein Bewerbungsschreiben für die Gruppe im Nato-Einsatz. "das es kolateralschäden gibt ist unausweichlich", wie wir an dem legendären und geradezu ikonischen Video Collateral Murder sehen. "aber auch der noergler mit seinen dummen bemerkungen über drohnen" liegt nicht gar so daneben, wenn wir uns die ARD-Dokumentation ansehen, in denen US-Drohnenpiloten erklären, dass sie aus moralischen Gründen wie aus Gründen der soldatischen Ehre da nicht mehr mitmachen.

"ob jetzt 10 leute von der drohne miterschossen werden ist völlig unerheblich wenn ich dafür 90 rette" ist präzise die Mordbubenmentalität, der jene mutigen Verweigerer widersprechen. Es wurden und werden durch die Drohnen nämlich nicht 90 gerettet, sondern tausende zerfetzt. Und wenn die Drohne es nicht schafft, kommt der Heli, der mit der Gattling eine komplette Hochzeitsgesellschaft in einen Matsch aus Blut, Fleisch und Knochen verwandelt.

"das es kolateralschäden gibt ist unausweichlich" Das kann man so sehen - wenn man eine verpeilte und verachtungswürdige Hackfresse ist, die den Arsch im Sicheren hat, um tabufrei und ergebnisoffen das Verrecken der Anderen zu betrachten.

"die ksk konnte nur in die safe-houses weil sie von drohnen der amerikaner abgesichert wurde" So genau wissen wir das nicht. Aber eins weiß ich: Wäre ich da der Drohnenpilot gewesen, hätte ich im Auftrag der Deutschen Verfassung diese Nazitruppe mit einer Salve von Hellfire-Raketen bekannt gemacht.

Der hündische Charakter des Z. tritt auch dort hervor, wo er nicht nur den Kopf der Dominatoren sich zerbricht, sondern gleich deren längst vorgegebenes Konzept in Kopie ablabert:
"die abhängigkeit ist dermassen eklatant das es eine europäische verteidigungspolitik geben muss"
Etwa, indem wir eine Fregatte Richtung China schicken. Aber Achtung! Historisch betrachtet sind die Chinesen hinsichtlich westlicher Kriegsschiffe möglicherweise sensibel.

Hätte ich stundenlang gegrübelt, wie ich den Z. durch Unterstellung von mir herbeifantasiertem Grusel manipulativ diskreditieren könnte, hätte ich dies gesagt:

"emanzipiert artikuliert
in kooperation mit den usa
nich das putin 10 pullen krimsekt säuft
was aber nichts anderes als aufrüstung heisst
die unmengen kohle kostet
aber anders gehts wohl nicht"

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Was den Herrn dieses Blogs vermutlich dazu bringt des Zitterwolfs Beiträge nicht zu löschen ist die Tatsache, dass diese durchaus Argumentationssträngen folgen, während es sich zu den Zeiten als er alles von ihm löschte meistens um sinnloses Getrolle handelte. Das ist schon ein qualitativer Unterschied. Und zum Anderen dürfte es auch der Tatsache geschuldet sein dass beide in der Auseinandersetzung mit dem Chronisten als Verbündete auftraten.


Inhaltlich freilich neige ich dazu dem Nörgler zuzustimmen, wenn ich mich da auch diplomatisch gewählter ausdrücken würde ;-)

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Was den Blauenmond/Ziwo angeht ist die Sache komplexer, ich habe allerdings nicht vor zu begründen oder mich gar zu rechtfertigen wie ich auf meinem Blog mit welchem Kommentator umgehe.

Hinsichtlich Afghanistan, und das wird ja aus meinen ganzen letzten Kommentaren zu der Thematik deutlich, haben sich viele Akteure nicht gerade mit Rum bekleckert, und die sogenannte "Weltgemeinschaft" ein Maximum an Scheiße gebaut.

Da fällt es leicht Fundamentalkritik zu üben. Solange man allerdings nicht in der Verantwortung steht Entscheidungen treffen zu müssen ist diese auch billig.


Meinen höchsten Respekt haben hierbei die NGOs die sich bis zuletzt darum kümmerten auf privaten Wegen Leute herauszuholen.

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es ist ja sehr schön wie sich ein noergler auskotzt
das mag ihm unbenommen sein
nur wenn leute gerettet werden müssen ist nicht unbedingt der ideologische katechismus das richtige gesangbuch

dann unterstellt er so nebenbei das ein ziwo diesen einsatz 20 jahre gebilligt hätte was er nicht hat
er hat den einsatz zur abwehr des terrorismus gebilligt aber nicht ein völlig unökonomisches steuerverbrennendes wirres "abenteuer" was natürlich zu diesem traurigen ergebnis führen musste
nach einem jahr hätte die truppe abgezogen werden müssen

dann beklagt der noergler eine aufrüstung für eine europäische komponente für krisengebiete
ja wenn es denn aufrüstung wäre
es geht da eher um die instandsetzung marodesten materials was offensichtlich nicht zur verfügung steht wenn man es braucht

selbstverständlich sind drohnen erforderlich
der noergler unterstellt das ein ziwo die strategie der usa bei drohneneinsätzen billigt
das tut er nicht
er würde diese strategie als hirnlos anzeigen

drohnen zur selbstverteidigung
die eine auf dem boden agierende rettungstruppe absichern müssen
fordert er allerdings
insbesondere da die mitgeführten agilen kleinen hubschrauber nicht eingesetzt werden konnten weil eine gefahr des abschusses bestand

ksk
im einsatz könnten sie von mir aus die erste strophe des deutschlandliedes singen
wenn sie ihren auftrag der ja mehr einem himmelfahrtskommando ähnelt befehlsgerecht ausführen

"ob jetzt 10 leute von der drohne miterschossen werden ist völlig unerheblich wenn ich dafür 90 rette" ist präzise die Mordbubenmentalität"

danke noergler
fährt ein fahrzeug mit sprengstoff zum nordeingang und die taliban berichten mir das
wer soll es anders gewesen sein?
dann schick ich keine drohne los
nein ich lese im ideologischen kathechismus nach

wer sich hier einen schlanken fuss macht ist nicht der "kriegslüsternde" ziwo sondern der mit der linkspartei symphatisierende noergler
die sich dann bei rettungseinsätzen staatstragend enthalten

wie scholz mit einem solchen gesindel regieren will die noch nicht mal rettungseinsätzen zustimmen wird der schlumpf schon selber wissen

und ich geb mal eine prognose ab noergler:
die linkspartei hängt bei 6% in den umfragen
wenn es eine möglichkeit einer regierung mit der spd grünen und der fdp geben würde
werden 2% von den 6% ihre stimme der spd oder den grünen geben und die linkspartei wird nicht mehr im bundestag sein
das ist so
da beisst keine maus den faden ab

die selbstvernichtungsstrategie der linken ist nur zu bewundern
aber den katechismus in ehren gehalten!

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Der Nörgler hat nur mit der Partei Die Linke oder mit der linken Bewegung insgesamt nichts zu tun, sondern seine Kritik hat eher Leuchtturmcharakter - völlig unverbundeh mit politischer Praxis. Das hat ebenso seinen Wert wie die an Fragen des praktischen Handelns orientierte Sichtweise des Ziwo. In diesem Fall kommt die sprachlich eindrucksvolle Polemik allerdings rüber wie ein rhetorisches Schnellfeuergewehr mit der Zielgenauigkeit eines Regentiefs.

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Das verstehe ich nicht. Bitte nochmal versuchen.

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noergler dein verlangen nach einer vertieften erläuterung
kann man ja nur nachkommen wenn du dich etwas akzentuierter formulierst

(an der sprache erkennt man schon den angriffsmodus - allerdings spricht mein versprechen dagegen wenn che im urlaub ist etwas zu eskalieren)

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"Da fällt es leicht Fundamentalkritik zu üben. Solange man allerdings nicht in der Verantwortung steht Entscheidungen treffen zu müssen ist diese auch billig."

Was für eine dämlich repetitive AKK-Phrase. Erstaunlich, wie Che hier dem Nato-Verantwortungsübernahmesprech sich anbequemt. Die maßlose Übermacht der Verhältnisse scheint doch so manches Hirn in die Affirmation zu quetschen, schon länger beobachtbar bei Bersarin. Und die billige Fundamentalkritik hatte in der Afghanisten-Frage bereits vor 21 Jahren Peter Scholl-Latour geübt, der alles vorauswußte.

Sind die fundamentalkritischen Gemälde Edward Hoppers, dem Maler des amerikanischen Alptraums, "billig", weil er nicht in der Verantwortung stand, politische und sozioökonomische Entscheidungen treffen zu müssen? Und die Fundamentalkritiker Aristoteles, Thomas, Kant, Beckett, Adorno, Kraus, Marx - alle nicht in der Verantwortung stehend, Entscheidungen treffen zu müssen, sind nun "billig"?

Die in der Verantwortung Stehenden treffen Entscheidungen schauerlichster Verantwortungslosigkeit ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Sie kommen immer davon. Was füglich billig zu nennen wäre, ist genau das.

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"Meinen höchsten Respekt haben hierbei die NGOs die sich bis zuletzt darum kümmerten auf privaten Wegen Leute herauszuholen". Das ist die von Che beim Nörgler vermißte "Praxis", die, wie Spon meldet, Betätigungsfeld der Taliban ist, die US-Bürger zu den Flugzeugen eskortieren, um sie vor dem IS zu schützen.
150 Jahre "Praxis" haben dem Kapitalismus nicht einen Millimeter Boden abgerungen. Insoweit dürfen die Praktischen dann gerne den Ball flach halten. Wer seit dem 19. Jahrhundert nichts gebacken kriegt, überhebt sich, wenn er glaubt, er sei eine veränderungsrelevante Instanz. Che lebt in seiner ganz eigenen Welt der Praktizismusillusion. Von da aus den Nörgler bashen ist meinungsfrei erlaubt, aber keine gute Idee.

Daher nehme ich es als Würdigung und Kompliment, wenn Che, der es freilich denunziatorisch-abwertend meint, sagt, meine Kritik sei "völlig unverbundeh mit politischer Praxis." Die radikale Kritik, die kritische Theorie, deren Teil die Kritische Theorie ist, hat ihr Wesen in der Absage an den Praktizismus, dessen affirmativer Charakter der Arbeiterbewegung je schon wie Scheiße an den Hacken hängt, was bereits den hellsichtigen Marx zu dem Statement bewog, kein Marxist zu sein.
Dies ist für die akute Debatte und für die damit verbundenen Zerwürfnisse bedeutsamer, als man vieleicht glauben mag. Bersarins Problem mit dem Begriff der Affirmation und mit dessen zentraler Position im Denken Adornos steht dafür.

Che sagt über den Nörgler: "seine Kritik hat eher Leuchtturmcharakter", was die hohe Kunst Cheschen Metaphorikschaffens uns näherbringt, wenngleich ein gewisser Hintersinn unangenehm berührt: Den "Leuchtturm" bringt er stereotyp immer dann, wenn er mir eins reinwürgen will.Gechenkt.

Was indes irritiert, ist dies hier: "Das hat ebenso seinen Wert wie die an Fragen des praktischen Handelns orientierte Sichtweise des Ziwo." Wenn der Nato-Rotz und dessen Ekel in harmonischer Auswägung sich befinden, dann sollten wir auch zwischen dem Shoa-Forscher und dem Holocaust-Leugner den angemessenen Mittelweg finden können.

Che meint weiterhin: "In diesem Fall kommt die sprachlich eindrucksvolle Polemik allerdings rüber wie ein rhetorisches Schnellfeuergewehr mit der Zielgenauigkeit eines Regentiefs."

Davon ab, dass in Ahrweiler das Regentief als lasergesteuerte Gattlinggun sich bewährte, fehlen dann doch die Details.

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@"Den "Leuchtturm" bringt er stereotyp immer dann, wenn er mir eins reinwürgen will." -----


"Leuchtturm" hatte ich an dieser Stelle zum ersten Mal in meinem Leben geschrieben, und es war lobend gemeint. Was die Tatsache angeht dass Marx kein Marxist war, nun, das ist einer der Angelpunkte meines eigenen Denkens. Hinsichtlich der Dialektik von Theorie und Praxis hingegen wirst Du von mir noch sehr Grundsätzliches zu lesen bekommen,aber heute nicht mehr.

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"Leuchtturm"
Ich bin mir sicher, aber Versuche den Beweis zu finden, schlugen fehl. Insoweit muß ich das zurückziehen.
Irgendwer hatte da schonmal "Leuchtturm" gesagt. Mag sein, dass es nicht Che war.

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"Hinsichtlich der Dialektik von Theorie und Praxis hingegen wirst Du von mir noch sehr Grundsätzliches zu lesen bekommen".
Meine nachfolgende Mutmaßung hat gegen sich, dass es nicht gut aussieht, wenn eine Kommentierung erfolgt vor der Darlegung des zu Kommentierenden. Jedoch ist die "Dialektik von Theorie und Praxis" seit den 70ern aber sowas von durchgenudelt, daß man gespannt sein darf, inwieweit nunmehr der Begriff - die Metaphysik im Sinne der erkenntniskritischen Tradition - als Kritik aller Praxis mit ihr ein gar dialektisches Verhältnis haben soll.
Dogmatisch wie der "Verein der Freunde der Politischen Ökonomie und ihrer Kritik" (Gründungs- und einziges Mitglied: Nörgler) nun einmal ist, sehen wir keine Korrespondenz von Theorie und Praxis, weil diese der gesellschaftlichen Oberfläche verhaftet ist, und jene nicht. Bereits die Formulierung einer "Dialektik von Theorie und Praxis" enthält das πρῶτον ψεῦδος einer μετάβασις εἰς ἄλλο γένος, wie der Stagirit es formulierte. Für in der Geistferne Lebende (m/w/d) wie Ziwo, der neuerdings seine Pisse parfümiert, um nicht so stinkig rüberzukommen, in barrierefreier Sprache: Der Grundirrtum einer Dialektik von Theorie und Praxis besteht in der Differenz der Seinsebenen: Die Theorie erklärt die Praxis; sie nuttet nicht "dialektisch" mit ihr rum in deren Bezirk. Säure zerstört das Metall; sie verpartnert es nicht.

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Déjá vu
Ich hatte die Leuchtturm-Metapher gebraucht, um beim Ziwo Verständnis für den Kritikbegriff des Nörglers zu wecken und ihm klarzumachen, dass dies nichts mit der Partei Die Linke und deren Programm zu tun hat. Ich werbe um Verständnis für den Nörgler und der wertet dies als Angriff auf ihn.

Erinnert mich an die Situation vor 10 Jahren, als ich in einem heillosen Konflikt zwischen Momo und Cassie beiden Seiten versuchte den Standpunkt der jeweils anderen Seite zu erklären und dafür von beiden Seiten Aggression, am Ende blanken Hass erntete, was zum Abbruch des Kontaktes zu beiden mittelbar führte. Hoch Differenzierte Standpunkte scheinen nicht wohl gelitten zu sein.

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Dialektik von Theorie und Praxis
Selbstverständlich formuliert radikale Kritk sich nicht unter Bedingungen der Empirie, sie ist sich selbst Bedingung. Und setzt damit auch Bedingungen des Denkens, aus denen freilich Praxis sich entwickelt.

Marx als Praxisverweigerer und Vertreter der reinen Theorie zu bezeichnen geht fehl, die Gründung des Bundes der Kommunisten und der Ersten Internationale waren sehr praktische Handlungen. Noch mehr Engels, den man den General nannte und dessen nicht beherzigter Vorschlag, die badischen Revolutionäre sollten Eisenbahnzüge kapern und nach Frankfurt brausen, um das Paulskirchenparlament militärisch zu entsetzen, wäre er denn beherzigt worden, wahrscheinlich Geschichte geschrieben hätte. Es ist richtig, dass die Marxsche Theorie den eigentlichen und bleibenden Wert für die Nachwelt darstellt und nicht die empirische Realität des Menschen Marx oder sein Handeln als Politiker. Des Nörglers Antipraxeologie aber ist ein steilerer Idealismus als Schelling - das Absolute - und Butler - Realität aus Sprache - zusammen aufbringen würden.

@"150 Jahre "Praxis" haben dem Kapitalismus nicht einen Millimeter Boden abgerungen. Insoweit dürfen die Praktischen dann gerne den Ball flach halten. Wer seit dem 19. Jahrhundert nichts gebacken kriegt, überhebt sich, wenn er glaubt, er sei eine veränderungsrelevante Instanz." ----- Daraus folgt, wenn ich das wörtlich nehme, dass die Kampf dem Atomtod-Bewegung, die Bürgerrechts- und Black-Powerbewegung mit Martin Luther King, Malcolm X, Eldridge Cleaver, Stokeley Carmichael und Angela Davis, die APO (diese, ebenso wie später die Autonomen, mit z.T. expliziter Berufung auf Adorno), die Anti-AKW-Häuserkampf- und Friedensbewegung, diverse Rote Brigaden und - Armee-Fraktionen, das Weltsozialforum und Fridays for Future allesamt völlig überflüssig waren und sind und ohne sie die Welt genauso aussähe wie sie ist?

Ich gehe mal davon aus, dass die Welt dann wesentlich verwalteter, betonierter und unmenschlicher wäre als sie es ohnehin schon ist.

Dass Bewegungen ihre Ziele nicht erreichen heißt noch lange nicht dass sie völlig umsonst wären. Dieser Widerspruch muss schon ausgehalten werden. Was radikale Kritik angeht halte ich es mit P.P.Zahl: "Der harte Kern, einer Kirsche zum Beispiel, ist immer ungenießbar. Er wird ausgespuckt. Bei gutem Boden wird ein Baum aus ihm."


Die radikalste und umfassendste, zugleich die bestehende Welt am besten beschreibende Kritik haben meines Erachtens die Materialien für einen neuen Antiimperialismus formuliert, hier insbesondere deren Autor Detlef Hartmann, in dessen Buch "Leben als Sabotage. Zur Krise der technologischen Gewalt" sich ein Kapitel "Warum Marx kein Marxist war und kein Leninist geworden wäre" findet. Das Theorie-Praxis-Verhältnis der Materialien ist vom Konzept der militanten Untersuchung geprägt, das davon ausgeht, dass eine Analyse sozialer Prozesse nur durch zumindest zeitweise experimentelles Mittun und bei sozialen Kämpfen eben Mitkämpfen möglich ist.
Alles Dinge, die, zurückgehend auf Wurzeln, die Anfang der Siebziger gelegt wurden, in den Achtziger, Neunziger und Nullerjahren entwickelt wurden und von denen der Nörgler keine Ahnung hat, da er die Diskurse der Linken nach 1980 laut eigenem Bekunden nicht kennt.

Als ich vor 30 Jahren der Redaktionsgruppe dieser Schriftenreihe beitreten wollte wurde mir das beim ersten Anlauf verweigert mit dem Argument: "Wir haben das Koordinationsplenum gegen Abschiebungen organisiert, wir leisten ehrenamtliche Flüchtlingssozialarbeit, wir kommen zum KO-Plenum, auf dem alle Antifaaktivitäten der Stadt koordiniert werden. Du bist da nie. Wer nicht kommt ist nicht dabei, wer nicht dabei ist gehört nicht dazu.".

Nun, ich gehörte dann dazu, und was die eigene Praxis angeht brachte ich, brachten wir einiges zustande: Eine Steinbrennerei wurde genötigt, ihre Abgase anders als geplant zu entsorgen, diverse bundesweite Demos, u.a. die Bundestagsblockade gegen die Abschaffung des bisherigen Asylrechts von 1993 organisiert, eine zerbombte Brücke über den Euphrat wieder aufgebaut, eine Dorfschule im Irak bezahlt, eine Genossin aus einem türkischen Folterknast rausgeholt und diversen Geflüchteten Bleiberecht und Jobs in Deutschland verschafft.

Schwanzvergleich: Was hast Du gemacht?

Das Ganze war immer eingebettet in Theoriedebatten und analytische Arbeit, von denen ein Teil auf diesem Blog noch zu besichtigen ist, aber nur ein kleiner Teil. In den Materialen- und Wildcatbänden lassen sich die Debatten im Großen nachlesen.

Wer nur mit Theorie sich beschäftigt und sich politisch selber nicht engagiert, wobei das Engagement von Partei- oder Gremienarbeit bis zum Strommasten sprengen reichen konnte wurde schlicht nicht für voll genommen.

Ich sage nicht dass das richtig ist, aber es ist mein Herkommen hinsichtlich der Verknüpfung von Theorie und Praxis. Seit 5 Jahren nur noch mit minimalem Zeitaufwand in zwei Ehrenämtern tätig und selber Selbstständiger in der Finanzwirtschaft bin ich nach der internen Logik der Postoperaisten selber nicht sehr glaubwürdig, manche würden mich Verräter nennen, insofern sehe ich das alles nicht so eng (und bin hinsichtlich meiner heutigen Lebenspraxis nicht ohne Gewissenbisse), aber es bedeutet doch eine erhebliche Distanz zu des Nörglers l´art pour l´art mäßigem Theoriebegriff.


Ob Metábasis eis állo génos als Kategorie hier irgendwie greift bezweifle ich, es sei denn als Nöglerscher Bildungsbluff um Eindruck zu schinden. Und dessen Antipraxeologie ließe sich ja auch als Rechtfertigungsideologie verstehen den Arsch selber nicht hochgekriegt zu haben.

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In Deinen Ausführungen, Nörgler, sind leider einige Dinge etwas schief geraten.

"sehen wir keine Korrespondenz von Theorie und Praxis, weil diese der gesellschaftlichen Oberfläche verhaftet ist, und jene nicht."

Dies ist ein performativer Widerspruch. Du nimmst genau diese Praxis in Anspruch, um theoretische Aussagen zu formulieren, die zudem sowohl Praxis wie auch Politik berühren, und bewegst Dich damit in genau jener Dialektik, die Du dann abstreitest. Wärest Du konsequent, würdest Du zu diesen Fragen schweigen müssen. Hinzu kommt, daß auch Denken bzw. Theorie eine Praxis ist, die innerhalb eines bestimmten praktisch-gesellschaftlichen Referenzrahmens stattfindet, und daß eine Theorie, die Praxis erklärt, wie Du dann ja auch selbst formulierst, diese Praxis zugleich verändert. Gewissermaßen in einer Ordnung des Diskurses sich befindend und was Foucault dann in einer Archäologie des Wissens und in genealogischen Verfahren in diversen Schriften freilegte.

Die zunächst vielfach in der Theorie stattfindende Thematisierung von kolonialem Unrecht etwa ist eine dieser Auswirkungen. Daß Philosophen und Denker des Politischen über den Contract social, über Menschenrechte und Menschwürde sprechen, hatte erhebliche Auswirkungen in den USA auf die Abschaffung der Sklaverei. Und zwar durch praktisches Handeln. Theorie ist also mittelbar durchaus wirksam. Insofern findet sich schon auf dieser basalen Ebene eine Korrespondenz zwischen Theorie und Praxis. Selbst wenn man Deine Annahme der im Ganzen der Oberfläche verhafteten Praxis als Meinung teilten wollte - was ich nicht tue, denn ich bin nicht so negativ-theologisch gestimmt wie der Nörgler, für den dieser Leib und diese Erde nur ein Madensack zu sein scheint - wirst Du nicht umhin kommen, diese Praxis in Anspruch zu nehmen. Damit wird das Argument nicht nur performativ widersprüchlich, sondern auch noch zirkulär. Und da es anscheinend keine andere Praxis und keine andere Welt gibt, wird man es also in dieser Welt irgendwie erledigen müssen. Und da Du Dich zudem derart emotional auf die Ausführungen von blauermond und von che beziehst, bist Du in diesem Sinne, auch als Theoriesucher, dieser Praxis verhaftet.

Weiterhin beruht Deine Annahme der der gesellschaftlichen Oberfläche verhafteten (schlechten) Praxis auf einer Mutmaßung, die für Dich gelten mag, die aber andere nicht teilen müssen, eben weil es eine von Dir getätigten Privatvoraussetzung bzw. eine Meinung ist: nämlich jener vorgebliche schlechte Oberflächenzusammenhang, den Du als umfassende gesellschaftliche Negativität zu deuten scheinst. Eine Theorie jedoch, die, wie etwa die Kritische Theorie oder auch die Moralphilosophie, konkrete Probleme benennt und als Defekt sichtbar macht, weist dann am Ende doch darauf, daß der Verhängniszusammenhang dank solcher Denkpraxis nicht derart total sein kann. Sonst könnte man solche Defekte und Probleme nämlich nicht formulieren. Das wußten auch Adorno und Horkheimer und deshalb bezeichneten sie ihre "Dialektik der Aufklärung" als Flaschenpost.

Das Problem in Deiner Argumentation ist ein überzogener und zu stark angesetzter Geltungsanspruch, der die unterschiedlichen Hinsichten von gesellschaftlicher Praxis nicht mehr in den Blick und damit in die Differenzierung bekommt. Diese Ebene von politischer Praxis als Handlungsraum jedoch ist es, die blauermond beschreibt und die auch che meint, wenngleich weniger affirmativ gegenüber westlichen Regierungen. Und da kann man in der Tat thematisieren und fragen, ob dieser militärische Einsatz in dieser Form in Afghanistan überhaupt je sinnvoll war.

Hinzu kommt: jemand, der praktisch handeln muß, weil er das qua Amt nun einmal muß, kann die Bibel, den Koran, Benjamins Geschichtsphilosophische These, Spinozas Ethik oder Adornos Meditationen zur Metaphysik zur Hand nehmen und das ist sicherlich löblich, solche Schriften als Eröffnung von politischen Möglichkeitsräumen zu gebrauchen, zugleich aber wird er in irgendeiner Form handeln müssen, egal was da nun geschrieben steht. Ganz zu recht haben weder Benjamin noch Adorno Handlungsanweisungen oder Politikhandbücher geschrieben, sondern sie richten, teils in praktischer Absicht, ihren Blick auf Gesellschaft und teils auch aufs Handeln: "Marx sagt, die Revolutionen sind die Lokomotiven der Weltgeschichte. Aber vielleicht ist dem gänzlich anders. Vielleicht sind die Revolutionen der Griff des in diesem Zug reisenden Menschengeschlechts nach der Notbremse", so schreibt es Benjamin. Auch das ist eine Aufforderung zum Handeln und beinhaltet einen Veränderungsimperativ. Übrigens ist auch Nicht-Handeln in der Politik ein Handeln mit Folgen. In einer Demokratie kann das fürs Staatsgefüge erhebliche Folgen haben.

"Sind die fundamentalkritischen Gemälde Edward Hoppers, dem Maler des amerikanischen Alptraums, "billig", weil er nicht in der Verantwortung stand, politische und sozioökonomische Entscheidungen treffen zu müssen?"

Hopper muß sich nicht mit Afghanistan oder mit der Außenpolitk befassen: er ist nämlich Maler und kein Politiker. Aber um diese Ebene des Politischen bzw. der praktischen Möglichkeiten geht es hier in der Debatte und es wäre in einer Debatte von Journalisten und Politikwissenschaftlern eher unangebracht, mit einem Gemälde zu antworten. Kann man machen, ist dann aber eine andere Referenzebene. Kunst zeigt etwas, das ist ganz und gar richtig, und sie kann einen Möglichkeitsraum oder eine Kritik oder eine Affirmation liefern - je nachdem. Und das macht sie sogar am besten, wenn sie keine Parolenkunst ist.

"Und die Fundamentalkritiker Aristoteles, Thomas, Kant, Beckett, Adorno, Kraus, Marx - alle nicht in der Verantwortung stehend, Entscheidungen treffen zu müssen, sind nun "billig"?"

Nein, ganz sicher nicht. Aber sie wären es, wenn sie ihre Auslassungen unter einem solche Threat einstellen würden. Und aus diesem Grunde hat sich Adorno zu konkreten politischen Fragen wie etwa dem Vietnamkrieg nur sehr verhalten geäußert. Was im übrigen nicht heißt, daß Adorno vornehm ansonsten schwieg. Seine gesammelten Vorträge in den "Nachgelassenen Schriften" geben davon Auskunft. Theorie, die sich nicht einfach nur in der Theorie begnügt und aus gutem Grunde heißt ein Sammelband, der sich mit der Kritischen Theorie befaßt: "Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik".

Richtig ist, daß sich die Philosophie nicht mit Afghanistan oder mit China oder mit der Klassenlage oder mit Entfremdung sich beschäftigen muß, anders als etwa die einzelnen Wissenschaften, so auch die Politische Ökonomie, die auf die Praxis verwiesen ist. Pirmin Stekeler-Weithof hat eine treffende und pointierte Beschreibung der Philosophie geliefert:

"Um das Besondere der Philosophie im Vergleich mit anderen Wissenschaften zu begreifen, ist aber zu beachten, dass der Inhalt der Philosophie weder einfach die Wahrheit, noch die Welt, weder Gott, noch das Absolute ist, sondern Begriffe. Es geht ihr also zuerst um den Sinn unseres Redens über Götter und Welten, über Wissen und Wahrheit, über Absolutes und Relatives. Das aber bedeutet, dass Philosophie gerade dort, wo sie Ontologie oder Metaphysik ist, wo es also um das Sein und das Seiende bzw. Existierende geht, immer schon als Reflexion auf unser Reden zu begreifen ist. Diese Aussage steht nun allerdings selbst schon in scheinbarem oder wirklichem Widerspruch zu fast allen Doxographien der Philosophiegeschichte. Ihnen zufolge geht es der Philosophie um die Sache selbst, nicht um das Reden über die Sache." (Stekeler, Philosophiegeschichte)

Der Philosophie geht es nicht nur um die Gegenstände der Rede, wie das Wissenschaften machen, sondern vielmehr um die Rede über die Gegenstände. Philosophie spricht darüber, wie wir die Welt begreifen. Darin unterscheidet sie sich in der Tat von allem Praktischen, das etwa auf Handlungen abzielt oder aber das Leben der Buckelwale erforscht. Nur bedeutet diese Differenzierung eben nicht, daß das alle Theorie so tun muß. Und aus genau diesem Grunde unterschiedlicher Gegenstandbereiche unterscheidet sich die Philosophie von der Wissenschaft. Philosophie kann nicht, wie die übrigen Wissenschaften, bestimmte Geltungsannahmen einfach ungeprüft voraussetzen und innerhalb dieses Rahmens dann operieren, sondern jede Annahme wird in der Philosophie selbst thematisch und muß autoreflexiv eingeholt werden. Das kann man sehr schön in den Platonischen Dialogen sehen und ebenso in Hegels großer Logik.

"Der Grundirrtum einer Dialektik von Theorie und Praxis besteht in der Differenz der Seinsebenen: Die Theorie erklärt die Praxis; sie nuttet nicht "dialektisch" mit ihr rum in deren Bezirk. Säure zerstört das Metall; sie verpartnert es nicht."

Leider Rhetorik, die zudem mit einem schiefen Bild arbeitet. Salpetersäure auf Kupfer (Metall) ergibt was? Genau: Kupferdinitrat. Magnesium und Salzsäure ergibt? Magnesiumchlorid und Wasserstoff. Salzsäure und Natrium bilden Natriumchlorid. Die Säure kommt also durchaus in ihrem Reaktionsprodukt vor und ändert sowohl ihren eigenen Zustand wie auch den des Metalls. Daß Theorie Praxis erklärt, bedeutet ja nun gerade, daß sie eben nicht geschieden sind. Und um die Differenz und zugleich die Dialektik von Theorie und Praxis ersichtlich zu machen: In seiner Einführung zu Adorno benennt Thilo Wesche diesen Zusammenhang wie folgt:

"Diese Einheit von Theorie und Praxis steht im Kontrast sowohl zum Elfenbeinturm einer Wissenschaft, die sich gegen öffentliche Themen abschottet, als auch gegen einen Aktivismus, der Veränderungen ohne theoretische Reflexion herbeizuführen können glaubt: Damit Gesellschaftskritik, in der Praxis wirksam wird, bedarf es, nur scheinbar paradox, der Theorie."

Wie sehr Theorie die Praxis verändert hat, zeigt uns regelmäßig die Geschichte. Und diese Einheit, dieser Verweisungszusammenhang ist die Dialektik von Theorie und Praxis. Das wußte Aristoteles, das wußte Hegel, das wußte Marx, das wußte Adorno. Und das sollte auch der Nörgler wissen.

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Nebenbei geht es bei der Metábasis eis állo génos um ein Beweisverfahren. Praktische Sätze werden anders begründet als theoretische etwa der Physik. "Du sollst nicht lügen" unterliegt einer anderen Begründung als "Wasser siedet bei 100 Grad". Bei Aristoteles heißt es in der Analytica Posterioria: "Es ist daher nicht möglich, aus einer anderen Gattung überzuwechseln und dadurch etwas zu beweisen, wie etwa das Geometrische durch Arithmetik." Nun will aber die Theorie nicht die Praxis beweisen und die Praxis ebensowenig die Theorie, sondern es geht um Verweisungszusammenhänge.

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das philosophische ist bestimmt auf einer höheren geistigen ebene angesiedelt als zitterwölfisches denken
aber praxisorientiert wie der ziwo so ist:
die taliban haben sich gemeldet und wollen kohle
es ist immer gut wenn man sie braucht
also stehen verhandlungen an die restlichen ortskräfte rauszukriegen
wenn das eine nicht geklappt hat
klappt eben das andere

schade das ben wisch nicht mehr da ist
und ein idiot das aussenministerium leitet
der bringt das fertig und versaut das auch noch

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Man lernt ja immer noch hinzu. Und ich dachte, das Ver­häl­tnis von Theorie und Praxis aus­rei­chend geklärt zu haben.

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Das ist reinste Gnosis
Hier die einzig wahre Lichtwelt des Geistes, dort die verderbte Materie. Mit Dialektik und Marxscher Philosophie hat das nichts zu tun.

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μετάβασις εἰς ἄλλο γένος = Kategorienfehler. Ein klassischer Kategorienfehler ist z.B. für (eine) Moral außermoralische Gründe heranzuziehen. Interessanterweise ist mir kein Fall bekannt, wo jemandem ein praktischer Kategorienfehler unterlaufen wäre.

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