Sonntag, 1. April 2007
Schöne-Frauen-Wetter in der Stadt
Frühling, Stadtfest, guter Dinge sein, zum ersten Mal im Jahr tragen viele wieder kurze, knappe, sommerliche Kleidung, und der jüngere Teil der weiblichen Bevölkerung bietet oftmals einen extrem erfreulichen Anblick, was durch die aktuelle Hochstiefelmode noch verstärkt wird. Einsprechend bliebt mein Blick an einer recht auffälligen Vertreterin hängen, die mir den Rücken zuwendet. Als sie sich umdreht, mich anblickt und mir zugrinst bin ich allerdings reichlich verblüfft.

Vor etwa anderthalb Jahrzehnten bereitete die D. einer nicht kleinen Gruppe der männlichen Belegschaft einer bestimmten linken Szene feuchte Träume. Sie gehörte einer politischen Kleingruppe an, die dafür bekannt war, es mit der Political Correctness sehr ernst zu nehmen, man kann auch moralischer Rigorismus dazu sagen. Ich habe sie selbst als nicht so moralisch erlebt, sie konnte köstliche Witze über den aufgesetzten Szene-Vegetarismus machen, aber sie trug die verbreitete PC-Moral überzeugt mit. Zum damaligen feministischen Selbstverständnis gehörte auch das Tragen politisch korrekter Kleidung. Besonders körperbetonte oder aufreizende Klamotten gab es bei ihr nicht, eher den Szene-Einheitslook: Schweizer Armeejacke, Jeans, Turnschuhe, wenn Strumpfhosen, dann blickdichte.
So, wie sie aussah, brauchte sie aber keinerlei optische Hilfsmittel, um begehrliche Männerblicke auf sich zu ziehen.
Nun ja, ich rannte damals in einem Outfit rum, das Spötter den "Einmannkampftrupp" nannten: Dick gepolsterte Motorradjacke mit einem Antifa-Aufnäher auf der einen Schulter und einer kurdischen Fahne mit geballter Faust auf der anderen, Lederhose mit Stachelgürtel, Springerstiefel mit Stahlkappen und neongrünen Schnürbändern, die mir die gelegentliche Bezeichnung "Ökoskin" einbrachten. Man kann nicht sagen, dass mein heutiges Daniel-Hechter-Pierre-Cardin-Borelli-Luigi-Di-Mauro-Outfit mit meinem damaligen Erscheinungsbild große Ähnlichkeit hätte.

Sie aber ist in die Vollen gegangen: Ein knappsitzendes, schwarzes, spitzenbesetztes Luxuskleid und Stiefel, so surreal lang und spitz, dass der Begriff "Schnellfickstiefel" ein echter Euphemismus wäre. Sie wirkt entspannt und insgesamt gelassener, lebenszufriedener als damals.

O God, ihr Gesicht! Ich habe sie seit 7 Jahren nicht mehr gesehen, von einer ganz flüchtigen Begegnung auf dem Bahnhof abgesehen.Was sie an Falten trägt, dürfte der Faltenpracht ihrer Großmutter entsprechen, und sie dürfte noch keine 40 sein. Ich war richtig erschrocken.

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Wahrscheinlich zuviel Sonne.

Diese alternativen Szenen kenne ich auch. Da war man schon unten durch, wenn man eine rote Baskenmütze trug oder sich die Fussnägel lackierte.

Und wie kam es zu der modischen Kehrtwende?

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Unverhoffter hanseatischer Reichtum und die sich daraus ableitende finanzielle Sicherheit haben ihn in derartigen Fragen ein wenig entspannter gemacht; dazu kommt die Entfernung zur damaligen Peer Group und zusätzlich Reifungsprozesse. Genuss und ein Sinn fürs Schöne sind ja nun nicht gerade unangenehm.

Nehme ich an.

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daniel hechter hoffentlich nur als dienstkleidung.

da brauch ich nur dran denken und es schüttelt mich. :-)

und die sache mit den hohen damenstiefeln: wer sie tragen kann, soll sie tragen. leider wissen das nicht alle. bei denen sieht das dann einfach nur vulgär aus.

ich selber habe jahrelang im winter richtige knobelbecher getragen: die waren nicht nur beim mopedfahren gut, sondern auch warm und: sie sind unverwüstlich. :-)

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Ich war immer ganz entspannt. Wir sind auch schon mal als Kleingruppe in Frack und Smoking auf eine Szeneparty gegangen, wo alle anderen im Punklook rumrannten. Diejenigen, die uns nicht kannten, glaubten, wir seien die anonymen Sponsoren, die die linken Projekte aus dem Hintergrund finanzieren würden und die es, ähnlich den Illuminaten, in Wirklichkeit nicht gab.

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joo solche scherze hat wohl jeder mal gemacht, bei dem sowas nicht zum normalfall gehört (arme verbindungstrottel) alles zu seiner zeit. und spaß macht das dann auch schonmal...

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Waaas?! Es gibt keine Illuminaten? Aber dann doch einen "sozialistisch-feministisch-ökofanatisch-antifaschistischen Gegner"...

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Kick off the JAMs ;-)

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Kamen die Falten nun von der »political correctness« oder von der neuen Lebensweise? ;-)

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Das musst Du sie fragen, ich glaube, das ist mehr eine Frage des Hauttyps. Bei Leuten mit ausgeprägt braunem Teint, die oft in die Sonne gehen relativ verbreitet.

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Bei uns Männern wirken Falten ja sowieso /ganz/ anders ;-)

Ich wünsche Dir und allen Lesern dieses Blogs schon mal ein gesegnetes Osterfest und schönes Wetter für den Oster(spaziergang|marsch).

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Danke, und gleichfalls!

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