Mittwoch, 18. Juli 2007
Medienverschwörung gegen Schröder?
Noch immer ist auf rebellmarkt folgendes Zitat zu lesen: "Ich bin stolz auf eine demokratische Kultur, mit der bewiesen worden ist, dass Medienmacht und Medienmanipulation das demokratische Selbstbewusstsein nicht erschüttern
Kanzler Gerhard Schröder am 18.9.05".

Ich würde so etwas auf meinem Blog nicht bringen, da ich Schröder als den Totengräber sozialdemokratischer Politik und den Wegbereiter des Neoliberalismus in Deutschland betrachte. Nichtsdetotrotz, eine Wahrheit kommt hier klar zum Ausdruck: Der eindeutige Rechtsschwenk der deutschen Medienlandschaft im Vorfeld der Bundestagswahl, dem ein höchst manipulativer Charakter zuzukommen scheint - ebenso übrigens, wie dem Schröderkult in den Medien vorher und der entstellenden Berichterstattung zum Kosovokrieg. Darüber ist jetzt ein Buch erschienen. Danke, jolly rogers, für den Hinweis!



http://sixty4raccoon.wordpress.com/2007/07/18/buchempfehlung/#comment-1091

... comment

 
Ich stehe diesem Zitat
nach wie vor zwiespältig gegenüber - denn wie Du richtig anmerkst, hat es zwar in den Monaten vor der Wahl in den Medien sehr wohl eine spürbare Verschiebung des Meinungsklimas Richtung Merkel gegeben. Aber dass es lange vorher auch einen regelrechten (und wie ich finde nicht gerechtfertigten) Schröderkult gab, rundet das Bild erst völlig ab.

Wer den Vorwurf der Mainpulation erhebt, sollte Ross und Reiter schon etwas genauer nennen. Sonst setzt er sich dem Vorwurf aus, pure Verschwörungstheorie in die Landschaft zu blasen. Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass Chefredakteure namhafter Blätter und Sender auf einmal wie von von einer unsichtbaren zentralen Instanz gesteuert auf Merkel-Kurs umgeschwenkt sind und alle ihre Mitarbeiter verdonnert haben, diesem Kurz zu folgen.

Eine wesentlich einfachere Erklärung für diesen Umstand wäre folgende: Viele konnten Schröders selbstgefällige Fresse irgendwann nicht mehr sehen und freundeten sich deswegen mit dem Gedanken an einen Machtwechsel an...

... link  

 
Nee, nix da. Die meisten Zeitung sind schlicht Wirtschaftsunternehmen, und die genehmen Chefredakteure sind eben jene, die nur aus ausschließlich den ökonomischen Vorstellungen ihrer Chefs gehorchen und somit auch ausschließlich deren Interessen vertreten ... das ist doch der Hintergrund der "Reformitis".

Im Rahmen der ARD hat sich ergänzend zudem das Machtgefälle nach all den Dank Schröder verlorenen Landtagswahlen zugunsten der CDU eh schon verschoben gehabt, vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an das prompt sehr selbstbewußte Auftreten des Herrn Wulff gegenüber dem NDR.

... link  

 
Was beweist das schon,
wenn ein Wulff auf einmal das Maul weiter aufreißt als vorher? Damit stellt sich Wulff nur in die Tradition von Albrecht, der mit den gekündigten NDR-Staatsverträgen seinerzeit ja viel weiter gegangen war als sich so ein Wulfflein heute traut.

Sicher, das Argument der Reformitis erklärt einiges und ist auch nicht von der Hand zu weisen. Aber wie gesagt, um den Vorwurf der groß angelegten Medien-Manipulation zu belegen, braucht es ein paar mehr Details als so allgemein konspiratorisches Geraune.

... link  

 
Von konspiratorischem Geraune ist hier nicht die Rede, sondern von einem Buch, das ich selber noch nicht gelesen habe und das ja vielleicht ganz schlüssig ist - oder auch nicht, dazu muss man es erstmal lesen. Ich erinnere mich aber daran, dass der SPIEGEL die Höhe eines Honorars, das ich für eine Enthüllungsstory bekam, davon abhängig machte, ob Schröder (damals noch niedersächsischer MP) deswegen zurücktreten müsste oder nicht. Was zunächst auch nur besagt, dass Honorare für die Größe des angerichteten Schadens gezahlt werden, was nicht verschwörungstheoretisch sein muss, sondern auch rein sensationistisch sein kann.

... link  

 
Das konspiratorische Geraune
hab ich nicht bei Dir verortet, sondern direkt beim Urheber des oben aufgeführten Zitats. Von Manipulation kann man viel faseln, solange man nicht Ross und Reiter nennen muss. Das meinte ich.

... link  


... comment
 
Die aktuelle Dolchstosslegende ...
Die - zentral gesteuerten - Medien haben Schröder erlegt ?

ARD-Gewichte verschoben ? lachhaft. Dort herrscht strenger Parteiproporz und in den Redaktionen hausen die letzten alt68er und fiebern ihrem hoch bezahlten Ruhestand entgegen (auch ein schönes Thema).

Den ZDF-Fernsehrat hat Gerds mann fürs Grobe, Hombach hiess der wohl, im Parteisinne umgekrempelt. Da hat sich nicht mal der alte Kohl rangetraut.

Und alle, alle haben 2 Legislaturperioden Gerd hochgeschrieben. Erwischt hat ihn der Kohl-Effekt mit Turbolader - Nach Dauer-Medienkanzlerdasein war man ihn über, mitsamt der ruhigen Hand.

Altdeutsch: wer mit dem Schwert lebt, kommt durch das Schwert um. "Schwert" hier durch "Johurkanallie" zu ersetzen.

O-Ton eines Cherfreds einer grossen in HH sitzenden Volxzeitung: "wer mit uns die Rolltreppe hochfährt, der fährt sie auch mit uns wieder runter".

Im übrigen hat sich Gerd dadurch doch sozial echt steigern können, man sollte den Johurnalisten danken. Vom vaterlosen Bub aus kleisten Verhältnissen zum Kanzler zum Dackel des aufrechten Demokraten. Eine deutsche Karriere mit Vorbildcharakter für den modernen Parteibuchinhaber.

Daher verstehe ich das noch stehende Zitat sehr Wohl - Gerd ist der Wahrer bestehender Verhältnisse par Excellence.

... link  

 
Das mit dem Parteienproporz ist, soweit ich da Einblick habe, nur formal, aber nicht faktisch zu bemerken (mehr darf ich nicht aus dem Nähkästchen plaudern). Und selbst wenn Hombach da was umgekrempelt hat, ist auf dem Lerchenberg wenig davon zu spüren.

Ansonsten ist Schröder natürlich vor allem an sich selbst gescheitert, weil er eben keine sozialdemokratische Politik gemacht hat und im Endspurt nur noch damit punkten konnte, daß die Anderen noch schlimmer seien als er. Die Linkspartei hat sich trotzdem formiert, und zählt man deren Stimmen mit jener der Grünen und der SPD zusammen, gab's die Mehrheit ja noch.

Das ändert aber alles nix an dem Rechtsruck und neoliberalen Nachgplapper der Journaille ...

... link  

 
Und der Dackel ist Putins Dackel, nicht zu vergessen.

... link  


... comment
 
@MR:

"Die meisten Zeitung sind schlicht Wirtschaftsunternehmen, und die genehmen Chefredakteure sind eben jene, die nur aus ausschließlich den ökonomischen Vorstellungen ihrer Chefs gehorchen und somit auch ausschließlich deren Interessen vertreten ... das ist doch der Hintergrund der "Reformitis"."

Ähm, nein. Wenn "Zeitungen schlicht Wirtschaftsunternehmen" sind, dann folgt daraus gerade nicht, daß sie eine ideologische Linie verfolgen, die ihren Eigentümern genehm ist. Sondern dann folgt daraus, daß sie, anstatt die öffentliche Meinung zu beeinflussen, der öffentlichen Meinung hinterherlaufen, um ihre Auflage zu halten und die Anzeigenkunden zufrieden zu stellen.

Ihr müßt Euch schonmal entscheiden, welche sinistre Motivation Ihr den Medien unterstellt: eine ideologische, oder reine Gewinnmaximierung? Beides zusammen geht nämlich nicht.

Aber es gibt da natürlich offensichtlich Unterschiede von Medium zu Medium. Natürlich haben die großen Qualitätszeitungen jeweils ideologische Grundausrichtungen, die sie auch für mehr Auflage nicht opfern würden. Und diese ideologischen Ausrichtungen sind von FAZ bis taz ja nun auch hinreichend heterogen.

Aber BILD, Express, Stern? Die laufen der öffentlichen Meinung hinterher, um ihre Auflage zu sichern. Ihr verwechselt da schlicht Ursache und Wirkung. Schröder wurde kein Opfer einer Medienkonspiration, sondern er wurde durch seine Politik so fürchterlich unbeliebt in der Bevölkerung, daß die un-ideologischen Medien, die ihre Reichweite maximieren wollen, gar nicht anders konnten, als diese gewandelte öffentliche Meinung auch zu vertreten.

... link  

 
Na ja Statler, da vermischen sich aber zwei Dinge. Dieser ganze Tempo/Wiener-vermittelte Yuppie-Zeitgeist-Lebensstil, eng verbunden mit neoliberalen Positionen, hat seit Ausgang der 1980er gerade bei Journalisten fröhliche Urstände gefeiert, dazu kenne ich diesen Berufstand gut genug von innen. Da war längst zusammengekommen, was zusammengehörte. Schröder war ja schon ein Parteigänger von Deregulierung und Sozialabbau - in dem Augenblick, in dem sich abzeichnete, dass dies auf Widerstand aus den eigenen Reihen stoßen würde, schien es sicherer und konsequenter, da auf das andere Pferd zu setzen, das diese Prinzipien konsequenter und mit weniger inneren Widersprüchen zu vertreten versprach. Das gleiche Spiel hatten wir ja schon 1983, als Kohl Schmidts Rotstiftpolitik fortsetzte und mit politisch unkorrekten Gesten als "geistig-moralische Wende" verkaufte. Dass die Medien nicht insgesamt ein Block sind und sich ihr Handeln aus unterschiedlichen und widerstreitenden Motivationen speist ist dabei sicher richtig, die würden dann nochmal einen differenzierteren Blick verdienen. Den riskiere ich jetzt aber nicht, bei mir geht´s jetzt in die Kletterwand.

... link  

 
Da wünscht man, glaube ich, "Allzeit eine Handbreit Enzian unterm Kiel", oder so.

... link  


... comment
 
"Ihr müßt Euch schonmal entscheiden, welche sinistre Motivation Ihr den Medien unterstellt: eine ideologische, oder reine Gewinnmaximierung? Beides zusammen geht nämlich nicht."

Statler. Dass Du ein recht einfach gestricktes Weltbild hast, wissen wir ja nun schon aus ein paar Jahren Erfahrung mit dir. Warum behauptest Du immer noch die Dichotomie von Ideologie und Gewinn? So blöd kannst du doch gar nicht sein...

PS: Mit der heutigen Ankündigung der Übernahme des WSJ duch Murdoch kam ja auch die Meldung, dass er Stellen abbauen wolle: Bejubeln die WSJ-ler diese Maßnahme? Ihrer Ideologie nach müssten sie ihr eigenes jobkilling begrüßen! :-)))))
geil, diese headline: "ich bin heute gefeuert worden, wie cool!

... link  

 
Im übrigen
gibt es bereits Diplomarbeiten dazu (höhere Grade sind mir bsilang unbekannt, aber eine habe ich betreut), die genau dasjenige zeigt, was sich hier einige Leute nur als Verschwörungstheorie vorstellen können: daß es einen ekelhaften, weil einer Demokratie unwürdigen Wahlkampf pro CDU gab. Von Köhlers Verfassungsbruch mal ganz zu schweigen. Welch Wunder, das hat natürlich jeder aufmerksame Zeitgenosse sowieso mitbekommen, aber ihr wolltet ja Beweise.

... link  

 
@Statler:

Die reine Gewinnmaximierung IST Ideologie, und ansonsten stellt sich das Verhältnis veröffentlichte und öffentliche Meinung mitnichten so dar, wie Du das glaubst.

Publikum erreicht man durch Formen (Personalisierung, Skandalisierung etc., Pathetisierung, "make it big", Abweichungen von konstruierten "Mitte"-Vorstellungen abstrafen - in die letztere Falle ist ja Herr Kirchhoff getappt etc.), nur zum Teil durch bestimmte Inhalte.

Und wenn Du die Form durchhälst, fällt auch niemandem mehr wirklich auf, was für Inhalte Du da verbreitest, und wirken tun die trotzdem. Wenn Du Recht hättest, hätten ja die TAZ oder die FR Mordsauflagen.

Und Positionen der Linkspartei bekommst Du 1 zu 1 niemals in den Mainstream-Medien unter, auch wenn's vereinzelt boulevardeske Abwandlungen in der BILD gibt.

Daß die Konzerne - wenn ich jetzt nicht völlig desinformiert bin - zugunsten von Kampagnenjournalismus notfalls sogar Verluste in Kauf nehmen, zeigt doch der Übergang von Röbel zu Diekmann.

Der Rest sind Hipness-Fragen in Journalistenkreisen ... und das ist der allerekligste Teil. Und glaub's mir, das erlebe ich täglich ...

... link  

 
Vom Sex meinungsbildender Medienmacht
Von SPIEGEL-Chefredakteur Aust existiert ein Interview, wo er sein politisches Wahlkampf-Bündnis mit SPRINGER zur Bekämpfung von Rotgrün - als Ausdruck besonderer Verantwortung gerechtfertigt hat...

Kampagnenjournalismus und die Beeinflussung politischer Mehrheiten ist m.E. ein Lebenstraum vieler Chefredakteure. Der Gebrauch von Macht nach eigenem Gusto kann sehr sexy sein - für den Mächtigen.

Statler wäre ein schlechter Beobachter, wenn er wirklich glauben würde, dass sich Zeitschriften in ihren politischen Ausrichtungen ausschließlich an den Lesern bzw. der "öffentlichen Meinung" (was genau soll das eigentlich sein?) orientieren würden. Wer aktuell Steingarts manipulativ-tendenziöse Brüllnummer in SpOn (zu Obama Barack) gelesen hat, kann das schwerlich behaupten, schon garnicht generalisierend,
[Aus ihrer Eigenschaft als Wirtschaftsunternehmen] folgt daraus, daß sie, anstatt die öffentliche Meinung zu beeinflussen, der öffentlichen Meinung hinterherlaufen, um ihre Auflage zu halten und die Anzeigenkunden zufrieden zu stellen.
Nein, so einfach ist das nicht.

Es gibt - bei jeder veröffentlichten Meinung - einen breiten. Spielraum, der ohne Leserverluste genutzt werden kann. Würde z.B. ich gelegentlich für den SPIEGEL schreiben vs. Statler: In beiden Fällen gäbe es kaum eine nennenswerte negative Leserredaktion, vorausgesetzt, die jeweiligen Artikel wären gut geschrieben, unterhaltsam und gut lesbar.

Oft ist in Bezug auf die Leserreaktion auch nicht entscheidend, welche Inhalte vertreten werden (im Fall von Steingart: schierer Militarismus, unsachliche Darstellung plus einem manipulativ vorgetragenen Neoliberalismus), sondern wie sie vertreten werden.

Das gibt für unterschiedliche inhaltliche Positionen, anders als es "Statler" meint: sehr breiten Raum.

(schlimmer noch: Würde man uns beide - wo wir beide mit unseren politischen Auffassungen teils sehr deutlich außerhalb des Mainstream stehen - öffentlich miteinander streiten lassen, wäre das womöglich für die Auflagenentwicklung positiv.)

Statler Vorstellung von Medien als zynischer und quasi einflussloser Re-Produzent von "öffentlichen Meinungen" verkennt:

1. Medien sind Teil der Öffentlichen Meinung. Politische Moden in Chefredakteurskreisen (z.B. die lächerliche sogenannte prowestliche Ideologie) finden durchaus einen Niederschlag in der veröffentlichten Meinung - und der auch daraus beeinflussten öffentlichen Meinung. Wenn man so will: Meinungsbildung auf dem Wege "politischer Elitenmoden".

2. Auch der einzelne Redakteur hat Meinungen und Überzeugungen, persönliche Auffassungen, die dieser gerne verbreitet - und nur ungern aufgibt. Ein Mensch - und auch ein Journalist ist i.d.R. keine zynische Maschine. Das könnte man mediale Meinungsbildung "von innen" nennen.

3. Eine Chefredaktion sowie die Gruppendynamiken in Redaktionen haben ebenfalls Einfluss, und sei es über den Umweg der Pesonalauswahl und dem politischen Profil des Personals. Quasi Meinungsbildung in Redaktionen "von oben". Dass explizit linksliberale Journalisten den SPIEGEL teils fluchtartig verlassen haben, u.a. in der Auseinandesetzung mit Aust, auch das sollte einem ansonsten wohlinformierten Statler bekannt sein.

Der Besitz meinungsbildender Medien ist für manche Besitzer durchaus interessant. Zum Beispiel, um für Sarkozy oder Berlusconi zu trommeln.

Sowas soll es schon mal gegeben haben. Da muss man nicht einmal den Hugenberg-Konzern bemühen. Könnte man aber.

4. Die Meinungsfabrikation kann in Teilbereichen sogar industrielle Züge aufweisen und durch äußere Faktoren gezielt beeinflusst werden. Nun, erstens, auch um diese Aussage abzuschwächen, Leser und Leserbriefe haben hier durchaus Gewicht, aber zweitens auch teils geschickt konfektionierte "Expertise", drittens auch unmittelbare Beeinflussungen durch Think Tanks und Lobbygruppen, viertens Einflüsse direkt aus der Welt der Politik selbst, fünftens Einflüsse aus der wirtschaftlichen Sphäre, sechstens aus tangierten staatlichen Organen heraus usw. usf.

Quasi "Meinungsbildung von außen".

Okay - unvollständige Analyse, unzureichende Darstellung, vieles fehlt in dieser Aufzählung. Und doch ist es, sogar in dieser sehr ungenügenden Form, deutlich komplexer und näher an der Realität als die Sichtweise eines von rechtsliberaler Ideologie getriebenen Herrn "Statler", der tatsächlich meint, dass mediale Meinungsbildung vor allem "dem Markt" folgen müsse.

Ja, wenn das so einfach wäre...

Die Welt vereinfachender und teils nur auf Prämissen basierender volkswirtschaftlicher Modelle mag dazu verführen, alle Lebensbereiche vor allem als "Marktprozess" zu betrachten - und diesen Marktprozess wiederum zu idealisieren.

Die Realität sieht indes oft gründlich anders aus.

Jedenfalls richtig ist: Medien, auch politische Medien, können ein Schlachtfeld von Interessen sein. Meistens sind sie das. Die Stärkeverhältnisse und Anordnung dieses Schlachtfeldes folgen dabei nicht unbedingt ausgeglichen-repräsentativ den Interessen und Meinungen der Leser (bzw. "Zielgruppe").

Denn, anders als es Statler glaubt, erstens, die Machtverhältnisse in diesem Prozess sind mitnichten demokratischer Herkunft oder Ausdruck eines "neutralen" Marktgeschehens, zweitens, anders als es Statler bei sich selber handhabt, Leser sind als nachfragende Akteure eines medialen Marktgeschehens in ihrer Summe politisch nicht so festgelegt, wie er selbst - oder verwenden derlei politische Festlegungen als entscheidenden Maßstab für ihre Leseentscheidungen.

Ich würde z.B. Wetten darauf abschließen, dass zirka 50% der Leser die politische Ausrichtung des Focus bzw. von Markwort tendenziell zuwider ist. Und doch kaufen sie den Focus.

(Hint: Es gibt ja schließlich auch mehr als Politik)

... link  

 
Beim SPIEGEL gehört es zum Anspruch und Selbstverständnis, Königsmacher und - Mörder zu spielen, nur die Fronten ändern sich: Bis 1969 das Oppositionsblatt schlechthin, 1969-82 fast ein Regierungsblatt, 1982-89 rot-grünes Bündnis, 89-91 pro Kohl, 91-98 am Liebsten rotgelb, seither wirtschaftsliberal.

... link  

 
Ich würde es z.Zt. eher "wirtschaftsliberal mit gelegentlichen Einsprengseln" nennen. Achja, und bestimmte Redaktionen des SPIEGELS sind schlicht: käuflich.

... link  

 
"gibt es bereits Diplomarbeiten dazu (höhere Grade sind mir bsilang unbekannt, aber eine habe ich betreut),"

interessant. titel? verfasser? prof? wo verfasst?

butter bei die fische, bitte.

... link  

 
Diplomarbeiten
merkwürdig, dass von einem ansonsten so meinungsstarken und auskunftsfreudigen blogkollegen wie the-mule innerhalb 24 stunden zu den von ihm betreuten diplomarbeiten nichts kommt. keine auskunft, nichts.

sollte es morgen um diese zeit noch genauso sein, werde ich den verdacht äußern, es handle sich bei "the-mule" um einen schaumschläger der amateurhaften art. :-) übrigens gerne an einem universitären institut. da gibt's die meisten dummschwätzer außerhalb von zeitungsredaktionen und pr-agenturen.

... link  

 
Das sind ja Nörgler-Methoden. Ich bin entsetzt.

... link  

 
Was macht das Hyunday-Coupé, Madame? Bin heute hinter einem schwarzen hergefahren und fand es durchaus schick...

... link  

 
Workingclasshero sollte es mir tunen, hat das aber noch nicht geraft, wobei mir schleyerhaft ist, wieso er das nicht schafft. Che berichtete mir, dass er heute neben einer mir phänotypisch ähnlichen Frau herfuhr, die in einem knallroten Ausnahme-Sonderkonstruktions-Triumph (den noch nicht einmal Millie-Miglia-Don einordnen konnte) unterwegs war und mit dieser parallelfahr-blicktechnisch flirtete. Hach, ich bin out of interest!

... link  

 
Bitter.


Ist auch ein aufmerksamkeitsstarkes Fahrzeug...

... link  

 
@jj
ich bin Dir gegenüber nicht auskunftspflichtig, wer suchet, der findet.

... link  

 
mule natürlich bist du mir gegenüber nicht auskunftspflichtig, keine frage! es wäre halt deiner glaubwürdigkeit zuträglich gewesen, deinen behauptungen fakten folgen zu lassen wie es in der wissenschaft üblich ist.
ich weiß ja nicht, ob du an der kim-jong-il-uni in pjöngjang lehrst, wo man so einen unsinn wie beweise nicht braucht, aber dann frisst du entweder gras oder du bist verstrahlt.
Komplett.

... link  

 
jetzt
machst Du mich aber ratlos, Du größter Beweisesammler von Welt. Oder Du hast was nicht kapiert, was ich gesagt habe.

... link  

 
Was sind "Nörgler-Methoden"?

... link  

 
Buchempfehlung + Gabor Steingart gibt es zu
Moment!

1. Sie sprach von "Nörgler-Methoden" und nicht von "Noergler-Methoden".

Okay?

Also von Methoden des individuell-anarchistischen Nörgelns und Nachsetzens an Stelle der semiozitistischen Fundamentalbetrachtung, Faseleienzerschlagung und Gesellschaftsanalyse, die es in ihrer bewährten Stringenz und Durchschlagskraft u.a. auch ermöglicht, "liberalen" Rechtsbloggern staatsbürgerlichen Unterricht zu erteilen, wann immer es geboten erscheint.

Noergeln ist mehr als nörgeln. Ein Unterschied.

*räusper*

2. Ich könnte verstehen, wenn the-mule schlichtweg Wert auf Anonymität legt. Warum auch nicht? Falls dem anders ist - bzw. ein bequemer Weg zur Anonymisierung möglich wäre, bin ich an einem Einblick in die Diplomarbeit interessiert.

3. Es gibt in der Maerkischen Allgemeinen eine aktuelle Besprechung des Buches von Lutz Hachmeister: Nervöse Zone, Politik und Journalismus in der Berliner Republik.

Die im von Jolly empfohlenen Buch genannten Thesen werden hier bestätigt.

Wie man vor diesem von sehr unterschiedlichen Beobachtern übereinstimmend (!) beschriebenen Vorgängen in der Medienszene auf die Idee kommen kann, diesen Beobachtern Verschwörungsdenken zu unterstellen ("sinistre Motivation"), das erschließt sich vermutlich erst dann, wenn man - ähem - eine ideologisch veerengte Wahrnehmung hat oder gar politisch leicht abseitig ist.

Hey, "Statler": Gabor Steingart gibt zu, dass es verabredete Kampagnen führender Leitmedien gegen Rotgrün gab:
Steingart: "Es war ein Tabubruch, aber ein notwendiger. (...)

FAZ-Frage: Der „Spiegel“ hat mit seinen Titelstorys Rot-Grün konsequent aufs Korn genommen, geradezu kampagnenartig.

Steingart: "Ich widerspreche nicht: (...) Die Substanz von Rot-Grün war aufgezehrt, ohne dass den Akteuren das damals schon klar war."
Liebe Stutzer! Liebe Rechtsliberale! Wo immer ihr seid: Das ist ein klares Eingeständnis.

... link  

 
Danke für diesen sachdienlichen Hinweis, einigermaßen überzeugend! Und NB meinte mit Nörgler-Methoden bestimmt schon den noergler, denn dessen bekannteste Methode ist es, von seinem Gegenüber klare, beweisbare Aussagen zu verlangen und dabei eine Frist zu setzen. Oder liege ich da falsch?

... link  

 
und ihr werdet verstehen, wenn the-mule ihren Realnamen hier nicht posten wird.

... link  

 
Sicherlich. Ebenso, wie sicher ist, dass Jolly sich hier keine haltlosen Vorwürfe gefallen lassen muss. Seinen eigenen Umgangston halte ich allerdings auch für völlig unangemesen.

... link  

 
Bei Fristüberschreitung schicke ich durch "MS-DOS\Deep Dark" einen Implosionsbefehl an den Monitor des Fehlfristlers, ebenfalls eine typische Methode von mir.

... link  


... comment
 
Wieso Wegbereiter
Der Genosse der Bosse war und ist die Speerspitze der neoliberalen Wirtschaftsfaschisten. Sagst du dann noch Clement und Steinbrück, dann wird jedem richtig übel.

... link  

 
Ich habe mich in diesem Thread

http://che2001.blogger.de/stories/838977/#comments

intensiv über Hartz 4 geäußert, ohne auf "Wirtschaftsfaschisten" zurückgreifen zu müssen. Erstaunlich, nicht?

... link  

 
Wirtschaftsfaschismus - Merkmale
Ich meine, dass die zugrunde liegende Denkhaltung durchaus als Wirtschaftstotalitarismus bezeichnet werden könnte - oder auch als Beispiel eines Primats neoliberalen Denkens gegenüber der Menschenwürde.

"Wirtschaftsfaschismus" ist, wenn man weiß, was damit gemeint ist, eine rhetorische Spitze - nur leider werden die meisten Rezipienten diese vermutlich missverstehen.

Versteht man als grundlegendes Wesensmerkmale von Faschismus z.B. ein besonderes Gewaltverhältnis gegenüber Schwächeren, ausgeprägter Autoritarismus, undemokratisches Denken, Sozialdarwinismus, Opferverhöhnung, Ausgrenzung von Menschengruppen, Ideologisierung, Propaganda sowie eine Bewegungscharakter:

Nun?

Ähem, dann könnte man bei einzelnen neoliberalen Jüngern durchaus von Wirtschaftsfaschismus sprechen. Sogar von einem Bewegungscharakter. Eine Gesellschaft, die sich in ihrer Ordnung allein (!) von vermeintlich oder tatsächlich wirtschaftsnahen Erwägungen leiten lässt, kann durchaus in eine wirtschaftsfaschistische Richtung abgleiten.

Als Ersatz für das nationale Objekt tritt "die Wirtschaft" (so, wie für deutsche Neoconnards Präsident Bush quasi die Stellvertretung für Kaiser Wilhelm einnimmt), die als Götze so sehr verehrt wird, dass die Geringschätzung der Menschenwürde unmittelbar daraus folgt. Das kann soweit gegen, dass Mitglieder eines wirtschafsfaschistischen Sachverständigenrates einen Sozialhilfesatz deutlich unterhalb des Existenzminimums vorschlagen - oder, dass die "Freiheit" des Organhandels gefordert wird, für diejenigen, welche so arm sind, dass sie ihre Organe verkaufen müssen.

Widerlich. Ja, und: wirtschaftsfaschistisch.

Eine kampfbetonte, feindselige politische Rhetorik gegen alle, welche sozialstaatlich denken, ist bei Wirtschaftsfaschisten i.d.R. vorhanden, ebenso (obwohl eigentlich verblüffend) ein Hang zu Militarismus und Krieg, sowie zu sexistischen Grundhaltungen. Typische Wirtschaftsfaschisten können mit emanzipierten Frauen wenig anfangen, und sprechen diesbezüglich gerne darüber, dass sie "gesellschaftlich konservativ" seien. Wirtschaftsfaschismus kennzeichnet es weiterhin, Kontrolle bzw. dominierenden Einfluss auf Massenmedien ausüben zu wollen. Eine neoliberale Gleichschaltung der Medien wird jedenfalls befürwortet - und gegen alle Medien wütend angeheult, die sich dieser Gleichschaltung entziehen.

Wirtschaftsfaschisten sind, und auch dieser Befund ist eigentlich überraschend, oftmals Anhänger übertriebener Ideen zur nationalen Sicherheit oder "Terrrorbekämpfung". Mit dieser repressiven Haltung jedoch ähneln sie Faschisten jeglicher Art.

Wirtschaftsfaschisten befürworten, jedenfalls in der Praxis, Korporatismus, d.h. die Verflechtung von Staat und Unternehmermacht. Sei es, dass es als staatliche Aufgabe betrachtet wird, unternehmerischen Eliten z.B. auf dem Weg von "Privatisierungen" Eigentum zuzuschachern, sei es, dass staatliche Institutionen als Organe verstanden werden, die vor allem im Sinne von Unternehmerinteressen zu handeln hätten - bis hin zu einer gegenseiten Verflechtung von Beamten- und Unternehmereliten in Aufsichtsräten usw.

Gewerkschaftliche Macht wird nach Möglichkeit unterdrückt, Pazifismus ist verhasst - aber im Grunde genommen alle politischen Aktivitäten, die aus der Breite der Bevölkerung kommen, denn diese Bevölkerung: die soll ja nur arbeiten, konsumieren und gehorchen. Achja, und in Kriege ziehen, z.B. zur Sicherung der Rohstoffbasis, äh, im Kampf gegen den Terror und für "nationale Interessen". Oft bzw. im Kern: Wirtschaftsinteressen.

Dies hier war bzw. ist eine überzeichnete Beschreibung, keineswegs leben wir bereits in einem wirtschaftsfaschistischen Staat. Allerdings gibt es Wesensmerkmale für einen neuen Typ von Faschismus, ich hoffe sie überzeugend dargelegt zu haben, nämlich dem Wirtschaftsfaschismus.

Und klar: Nicht jeder derzeitige Wirtschaftsfaschist vereinigt alle Merkmale auf sich.

... link  

 
Im übrigen
ist die Argumentation, daß es da ja keine zurechenbaren Subjekte gegeben habe, die explizit so gehandelt hätten, extrem unterkomplex. Scheint so, als hätten da einige von den Liberalhanseln noch nichts vom Begriff »Diskurs« gehört. Da liegt natürlich an der theoretischen Fehlprägung, weil man mit Hayek und anderen »Sozialwissenschaftlern« auf sowas nicht kommen kann, weil es solche Ansätze inhaltlich überfordert
Gruß aus Wien

... link  

 
Solche Leute können schon mit einem der Kernbegriffe, die einen Diskurs ausmachen, nichts anfangen, nämlich mit Kritik. Das kommt von kreo, ich spalte, zerteile, lege dar, was dann einerseits Teil einer dialektischen Diskussion, andererseits, wenn die Kritik unwidersprochen bleibt, zum Endpunkt der Argumentation und auch der dahinterstehenden Entwicklung (subst. : krisis) kommt.

... link  


... comment