Freitag, 6. Oktober 2006
Die historische Notwendigkeit von Keynes
In einem lesenswerten Beitrag beschäftigt Statler sich mit bestimmten mentalen Parallelen zwischen New Deal und Faschismus:

http://www.statler-and-waldorf.de/?p=1605

Interessant ist, dass hier ein Ökonom, ein Volkswirt gar, auf ein mentalitätsgeschichtliches Werk verweist und mentalitätshistorisch argumentiert - ich als Alltagshistoriker, der der Mentalitätsgeschichte etwa der Annales recht nahe steht, würde hier nämlich strikt wirtschaftshistorisch argumentieren.

Nach dem Black Friday hatte der liberale, ungeregelte westliche Kapitalismus fertig, schien historisch bereits am Ende zu sein. Das kapitalistische System der westlichen Welt schien nicht durch eine soziale Revolution bedroht - die hatte man, außer in Spanien, wo der Faschismus sich direkt als Konterrevolution formierte, 1918 ff. mit Erfolg blutig niedergeschlagen - sondern es drohte an seinen inneren Widersprüchen zusammenzubrechen. In dieser Situation waren der Keynesianismus wie der Faschismus, ob in seiner deutschen, seiner italienischen oder seiner d´bazerten Variante http://rebellmarkt.blogger.de/stories/572546/#comments kapitalrevolutionäre Projekte, die den Kapitalismus retteten, indem sie ihn mit unterschiedlichen staatlichen Maßnahmen fit machten. Diese waren teilweise einander ähnlich, teilweise unterschieden sie sich aber auch ziemlich. Im Faschismus standen die Zerschlagung der Arbeiterbewegung und dadurch mögliche Lohn- und Preisdiktate sowie Zwangsarbeit im Vordergrund (wobei nicht nur an KZs gedacht werden muss, sondern auch an die Zwangsbeschäftigung Arbeitsloser durch den Reichsarbeitsdienst). Im Nationalsozialismus als der radikalsten und speziellsten Spielart des Faschismus waren Raub und Völkermord zentraler Bestandteil der Ökonomie, und zwar direkt neben staatlichen Sozialprogrammen. "Kraft durch Freude", staatlich gelenktes Kleine-Leute-Glück, Arisierung jüdischen Eigentums, "Rassenhygiene", "Euthanasie", Shoah und Krieg bildeten eine zusammenhängende Einheit, Hitlers Volksstaat und die Ökonomie der Endlösung waren zwei Seiten derselben Medaille.

Weitaus intelligenter und nachhaltiger gestaltete sich die Mobilisierung der Wirtschaft durch den Keynesianismus, der nicht nur die mörderische Komponente dieses Unterfangens fehlte, sondern auch mit Arbeitszeitbegrenzungen der Arbeitslosigkeit wetaus humaner abhalf als mit Zwangsdiensten, einen technologischen Modernisierungsschub und keine Arbeitsmobilisierung mit Hacke und Schaufel darstellte. Strukturelle Überschneidungen und organisatorische Parallelen waren natürlich vorhanden, alles andere wäre auch erstaunlich gewesen, wenn es darum ging, eine am Boden liegende Wirtschaft durch ein staatliches Konjunkturpprogramm anzukurbeln. In diesem Sinne war übrigens, wie ein Freund einmal schrieb, der attische Flottenbau unter Themistokles die erste Anwendung keynesianischer Politik in der Geschichte.

Die anfänglich Vorliebe Roosevelts für die zackige Organisationsfähigkeit Mussolini-Italiens sollte beachtet, aber auch nicht überbewertet werden; ein anderes Modell keynesianischer Politik neben dem New Deal war in dieser Zeit das Frankreich der Volksfront, also der Koalition aus Sozialisten, Radikalsozialisten und Kommunisten unter Léon Blum, die sich nicht nur der Schwierigkeit gegenüber sah, die nach dem Stavisky-Skandal besonders zerrüttete französische Wirtschaft zu reorganisieren, sondern zugleich die Machtergreifung der französischen Faschisten zu verhindern. Der Traditionsmarxist und Jude Blum hatte in seinem Denken keinerlei Sympathien für Mussolini, seine Koalition bewies, dass es möglich war, mit Kommunisten in der Regierung zusammenzuarbeiten, ohne dass diese eine Diktatur errichteten, offenbarte aber in der Abgrenzung von der Volksfront auch die Verkommenheit eines Bürgertums, das sich nun sagte "plustot Hitler que Léon Blum" und das Vichy-Regime hervorbrachte.


- die wirtschaftspolitischen Konzepte eines Keynes an und für sich sind erstmal weder links noch rechts, sondern ein pragmatischer Maßnahmenkatalog, um aus einer Rezession herauszukommen, aufgrund ihres stark etatistischen und korporatistischen Charakters liegt es aber auf der Hand, dass Sozialdemokraten und Sozialisten eher mit solch einem Modell liewbäugeln als Liberale oder Konservative. On the other hand ist auch eine auf Deregulierung, Stärkung der Währung und Schuldenabbau ausgerichtete Angebotsökonomie, wie ich ja schon an anderer Stelle gezeigt habe, nicht zwingend und immer an Liberalismus gebunden, insofern ist die Verwendung des Begriffs "Neoliberalismus" als Bezeichnung für ökonomische Rezepte in der Tradition Friedmans eine nicht unproblematische Angelegenheit und hat mit "Liberalismus" als politische Philosophie nicht zwingend zu tun, auch wenn Friedman ein Liberaler ist. Vom Standpunkt einer instrumentellen volkswirtschaftlichen Vernunft her würde es vermutlich sogar Sinn machen, keynesianische und monetaristische Wirtschaftsrezepte hintereinander anzuwenden, ping-pong-mäßig sozusagen, um etwa erst eine Wirtschaft aus der Rezession hinauszuführen und dann unerwünschte Nebeneffekte wie Überschuldung, verkrustete bürokratische Strukturen etc. loszuwerden. Dass nur wenige Ökonomen diese Kombination empfehlen würden, liegt unter anderem auch daran, dass die Volkswirtschaftslehre ja keine wertfreie, objektive Wissenschaft ist, sondern eine hochideologische Angelegenheit. Statler und Waldorf sind in der Hinsicht ehrlich, sie treten als überzeugte Wirtschaftsliberale auf. Aber das Institut für Weltwirtschaft oder das IFO-Institut sagen nicht von sich, dass sie neoliberale Denkfabriken sind - was der Fall ist - sondern treten als politisch neutral und objektiv auf. Ich bestreite, dass es Objektivität überhaupt gibt und empfehle in der Hinsicht mal ein Gespräch mit Quantenphysikern, die sich mit Heisenberg, Schrödinger, Gödel und der Geometrodynamik auseinandersetzen.

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Link falsch
Der Link zu Statler ist falsch (da fehlt ne 5).

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Danke für den Hinweis, schon korrigiert.

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Wie Horkheimer schrieb: "Wer vom Faschismus spricht, darf vom Kapitalismus nicht schweigen."

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Trackback hierzu:

http://martinm.twoday.net/stories/2768707/#2770304

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Also, eine Diagnose wie "Das kapitalistische System drohte an seinen inneren Widersprüchen auseinander zu brechen" ist mir ehrlich gesagt immer ein wenig zu holzschnittartig und schablonenhaft. Wir haben ja inzwischen ein ganz gutes Bild davon, was die Große Depression ausgelöst hat, was also aus einer normalen und problemlos wieder vorübergehenden Rezession eine katastrophale Depression gemacht hat.

Es ist klar, daß die Geldpolitik zunächst in den USA entscheidende Fehler gemacht hat. Die Fed reagierte auf den Börsencrash (und die schon vorher sichtbaren Vorzeichen einer Rezession) mit einer restriktiven Geldpolitik. Das war reiner Irrsinn, niemand würde das heute mehr so tun. Aber damals glaubte man, mit einer expansiven Geldpolitik in der vorhergegangenen Phase erst die Spekulationsblase ermöglicht zu haben, die dann zum Schwarzen Freitag führte. Den Fehler wollte man nicht nochmal machen, also diesmal eine restriktive Geldpolitik.

Über den damals noch gültigen Goldstandard wurde die restriktive amerikanische Geldpolitik in den Rest der Welt exportiert. Es gibt dazu ein lesenswertes Standardwerk von Barry Eichengreen, Golden Fetters: The Gold Standard and the Great Depression, Oxford University Press, 1992. Darin zeigt Eichengreen, wie insbesondere in Europa die Notenbanken aus Angst vor Inflation eine Abwertung der eigenen Währung oder sogar einen Austritt aus dem Goldstandard verhindern wollten und die amerikanische Geldpolitik nachvollzogen haben.

Die Folge war extremer Deflationsdruck in fast allen entwickelten Volkswirtschaften der Welt, mit den bekannten Folgen. In der Zwischenzeit hätten wir mehrmals wieder die Gelegenheit gehabt, in eine "große Depression" abzurutschen. Wir sind es aber nicht, weil die geldpolitischen Fehler von damals nicht wiederholt wurden.

Es ist also eigentlich nicht nötig, etwas nebulös von den "inneren Widersprüchen" zu reden. Man kann ganz unspektakuläre Ursachen für das spektakuläre Ereignis finden, daraus lernen und dafür sorgen, daß es nicht nochmal passiert.

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Damit, Statler, hast Du einerseits sicher recht. Andererseits wurde das Ganze ja von den Zeitgenossen, was wunder, höchst spektakulär erlebt - wenn Du mal "Der große Krach" von Studs Terkel liest, wird das ja ganz deutlich. Dann kommt noch hinzu: Sowohl die keynesianische als auch die faschistische Politik(und auch der japanische Imperialismus dieser Jahre) wurden gemacht, um der Rezession durch Ankurbelung neuer wertschöpfungs- und Akkumulationszyklen zu entkommen, wir wissen aber nicht, wie die Welt aussähe, wenn das nicht passiert wäre.
Wenn etwas zu einem bestimmten Zweck gemacht wird, heißt das nicht, dass es noch andere mögliche Alternativen gegeben hätte. The future is unwritten.

Dass man gelernt hat, dass Börsenkräche heute besser abgefedert werden, das konnte man z.b. in den 80ern gleich mehrfach sehen, so etwas wie die New-Economy-Blase zeigt, dass andererseits wirtschaftlich verantwortungsloses oder fehlgeleitetes Handeln immer wieder eine Gefahr darstellt (mit den Gefahren der 30er Jahre verglichen eine geradezu niedliche). Dass ich dazu neige, mitunter eine etwas bombastische Sprache zu verwenden, kritisierten schon meine Dozenten, insofern ziehe ich mir den Schuh auch an:-)

Danke für den Buchtipp!

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Es ist interessant, wie die Diskutanten reagieren. Weitgehende Zustimmung bei Martin, weitgehende Ablehnung bei Rayson. Statler ist sachlich un souverän, man merkt, das er in der Materie drinsteckt, während Rayson nur Vorurteile reproduziert und Ches stringenter Argumentation eigentlich nichts entgegensetzen kann.

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Och, wollen wir mal außen vor lassen, wer welche Vorurteile reproduziert (da ist mir bei Martin jemand anderes aufgefallen), aber das mit der "weitgehenden Ablehnung" stimmt so nicht, wie man nachlesen kann, wenn man will.

Es sind ganz bestimmte Teile und Formulierungen, denen ich nicht zustimme (und es sind ähnliche wie die von Statler monierte). Und wenn eine Berufung auf Fachautorität eine stringente Argumentation ist, dann hast du Recht. Ich bin tatsächlich kein Historiker und kann deswegen einem auch nicht erzählen, was bei ihm so Konsens ist oder nicht. Ich bezweifle nur, dass Che den Konsens immer so ganz ungefärbt wiedergibt, aber das mag auch eine Sache des Sprachgebrauchs sein, den man sich angewöhnt hat. Jedenfalls scheint mir Ches letzte Erwiderung bei Martin darauf hinzudeuten.

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Dann mal einen doppelten Buchtipp für Nichthistoriker: Richard Saage "Faschismustheorien" und Ian Kershaw "Der NS-Staat" fassen den Diskussionstand zu dieser Thematik ziemlich gut zusammen.

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Und, auch wenn ich das schonmal hatte, hier eine kleine Übersicht der gängigsten (marxistischen und "bürgerlichen") Faschismustheorien:


1) Faschismus/Nationalsozialismus als Totalitarismus
Angesichts des Hitler-Stalin-Paktes und des Vorgehens der Komintern-Brigaden gegen die anarchistische CNT und die trotzkistisch-rätekommunistische POUM im Spanischen Bürgerkrieg erschien der Vergleich zwischen Stalinismus und Nationalsozialismus hinsichtlich der Machtstrukturen naheliegend. Dies war ursprünglich eine moralische Gleichsetzung, die sozioökonomische Faktoren ausblendete. Beschreibt sehr gut und genau den Gemeinsamkeiten zwischen Stalinismus und NS (und zwischen totalitären und nichttotalitären Staaten im Allgemeinen), hat aber keinen Erklärungswert, wie ein solcher Staat zustandekommt.


Im Kalten Krieg wurde daraus dann die generelle Gleichsetzung von Sozialismus und Faschismus, bis hin zur Instrumentalisierung zur prowestlichen Propaganda, die Hannah Ahrendt, der wesentlichsten Begründerin des Totalitarismus-Ansatzes, sehr fern gelegen hatte.

2) Nationalsozialismus als einzigartiges Phänomen

Verschiedene Ansätze, z.B. NS als Spezialfall des Faschismus, nämlich als durch die Gesellschaftsstrukturen des Kaiserreichs bestimmter deutscher Sonderweg (Jürgen Kocka)

Deutscher Sonderweg reicht von Luther über Bismarck geradewegs bis hin zu Hitler
(O.Butler, Mc Govern, Shirer, in einer sehr speziellen Variante auch Goldhagen)

NS unterscheidet sich von anderen Faschismen oder Totalitarismen durch die besondere Rolle Hitlers (Bracher, Hillgruber, Hildebrand, Haffner, Fest)


3) Nationalsozialismus als Faschismus

a) Faschismus ist die unmittelbar terroristische Herrschaft der am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Kräfte des Finanzkapitals
(Dimitroff).
Ein Ansatz, der nicht ohne Erklärungswert, aber dadurch belastet ist, dass er in stalinistischen Zeiten zur alleinigen Wahrheit erklärt wurde.


b) Faschismus als Bonapartismus: Ein Machtvakuum zwischen Kapital und Arbeiterklasse führt zur Machtergreifung einer im Kern kleinbürgerlichen, Elemente der Arbeiterbewegung wie der bürgerlichen Eliten aufgreifenden militant-chauvinistischen Massenbewegung (Bauer, Thalheimer).


c) Faschismus als Post-Bonapartismus: Faschismus ist Klassenkampf von oben, in einer Art sozialem Bürgerkrieg wird die Arbeiterbewegung zerschlagen. Der Faschismus ist die Art der Terrorherrschaft, durch welche die Bourgeoisie nach Auftreten der ersten sozialistischen Revolutionen ihre Macht absichert, sowie der terreur der Jakobiner die Terrorherrschaft zur Verhinderung sozialistischer Konsequenzen der Französischen Revolution war.
(Trotzky)

d) Faschismus als bürgerlicher Ausnahmestaat

Nachdem die kulturelle Hegemonie des Bürgertums zerstört wurde, aber das Proletariat nicht zur Macht gelangen konnte folgt, auf den liberalen Kapitalismus mit weltmarktabhängiger Geldwirtschaft eine auf nationaler Abschottung basierende Verbindung aus Industriekapitalismus und ursprünglicher Akkumulation durch Zwangsarbeiterwirtschaft und Raubkriege - Primat der Politik zur Rettung der kapitalistischen Ökonmie (Poulantzas, Mason).

e) Faschismus als fehlgeschlagene Modernisierung
(Parson).

f) Faschismus als an die 20er, 30er und 40er Jahre gebundene Revolte gegen Tradition und Moderne zugleich (Nolte).

g) Faschismus als durch Umstrukturierungsprobleme feudaler Agrargesellschaften bedingte Abweichung vom "normalen" kapitalistischen Modell, das sonst eine liberaler Verfassungsstaat ist.
(Mommsen, Jäckel, Hildebrand, Organski, Moore)

h) Faschismus als Extremismus der Mitte
Mittelschichten reagieren in der Furcht, zwischen Proletariat und Bourgeoisie zerrieben zu werden mit Unterstützung der extremen Rechten
(Lipset).


Die verschiedenen Ansätze lassen sich teilweise auch kombinieren und haben, der Dimitroff vielleicht ausgenommen (da gibt es das Problem, was die stalinistische Propaganda draus gemacht hat) keinen Anspruch auf Ausschließlichkeit.

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[quote]
Vom Standpunkt einer instrumentellen volkswirtschaftlichen Vernunft her würde es vermutlich sogar Sinn machen, keynesianische und monetaristische Wirtschaftsrezepte hintereinander anzuwenden, ping-pong-mäßig sozusagen, um etwa erst eine Wirtschaft aus der Rezession hinauszuführen und dann unerwünschte Nebeneffekte wie Überschuldung, verkrustete bürokratische Strukturen etc. loszuwerden. Dass nur wenige Ökonomen diese Kombination empfehlen würden, liegt unter anderem auch daran, dass die Volkswirtschaftslehre ja keine wertfreie, objektive Wissenschaft ist, sondern eine hochideologische Angelegenheit
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Was soll das aussagen?
Ich, Che, bin Dilletant in diesem Bereich. Aber die Tatsache, dass die Spezialisten nicht meiner Ansicht sind, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass diese Spezialisten hochideologisch sind und eine Pseudowissenschaft betreiben?

Befasse dich doch mal mit der Frage, warum die Bösen Onkelsz Ökonomen überhaupt erst die Theoriegebäude gebaut haben, die ihr als "Neoliberalismus" bezeichnet.
Zur Knechtung der ungewaschenen Massen? Oder kann das vielleicht mit gewissen Frustrationen bzgl. der überoptimistischen Rationalitäts- und Uneigennutzeinschätzung des Akteurs Staat (featuring Politiker und Beamten) im Keynesianismus zusammenhängen?
Wie gut hat denn die Steuerung der Wirtschaft in Industrie und Entwicklungsländern in den 60ern und 70ern funktioniert? Gabs da nicht vielleicht ein paar Probleme? Les mal Jagdish Bhagwati. Oder ein modernes kürzeres Lehrbuch eines Anhängers der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik (Allgemeine Wirtschaftspolitik von Juergen B. Donges, Andreas Freytag ).

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Darauf gehe ich mal ein, wenn ich etwas mehr Zeit habe, nur vorweg so viel: Eine Pseudowissenschaft zu betreiben werfe ich niemandem vor, eher, das politische Absichten zu wissenschaftlichen Axiomen zurechtrationalisiert werden. Ein Statler, ein Rayson, ein Don Alphonso und ein Che machen aus ihren politischen Ansichten kein Hehl, ein Gutachten des IFO oder ein Strategiepapier des IWF bringt nicht zum Ausdruck, das dahinter Menschen mit politischen An- und Absichten stehen.

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Dem ist nicht so.
Trotz dem Starken Bemühen der Volkswirtschaftslehre um empirische Stützung der Aussagen, versteht sie sich explizit nicht als positive Naturwissenschaft sondern als Sozialwissenschaft.
Die Theorien, die Politikratschläge des IWF, der Weltbank, uvam. beruhen auf Modellen, die die Realität vereinfachend abbilden. Und dieser Vereinfachungsprozess kann natürlich bewußt oder unbewußt politisch/ideologisch intendiert sein. Niemand bestreitet das. Niemand bestreitet, dass es so etwas wie ideologische Grundkonstanten des IWF zu einer gewissen Zeit geben kann (und die ändern sich übrigens in der Zeit). Es gibt übrigens auch unterschiedliche Richtungen in der Volkswirtschaftslehre. Gleichzeitig stellt die Volkswirtschaftslehre auch statistische Methoden und Daten bereit, um die Theorien auf Realitätsgehalt zu prüfen.

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Wo haben die eigentlich immer ihre knackigen talkingpoints her? diesen duennpfiff von wegen ueberzogener erwartungshaltung les' ich doch nicht zufaellig zum dritten mal in zwei tagen, an "unterschiedlichen" stellen.

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Also abgesehen davon, dass auch die Naturwissenschaften längst nicht mehr rein positiv sind, eigentlich sind dies nur noch die applied sciences (und eine Ingenieurwissenschaft kann sich Relativismus nicht leisten) habe ich nirgendwo etwas Anderes behauptet, als Du, Axel, mit "Niemand bestreitet das" usw. zum Ausdruck bringst. Nur rede ich von ganz anderen dingen. ein Beispiel: Ich hatte einmal ein persönliches Gespräch mit einem der ranghöchsten Vertreter der Weltbank. Ich äußerte meine Meinung, dass es ein falscher Weg sei, als Auflage für die Gewährung von Entwicklungskrediten eine Aufgabe der Subventionierung des Brotpreises zu verlangen (welche mit währungspolitischen Argumenten und Entschuldung begründet wurde), da diese zu Aufständen und deren militärischer Niederschlagung und oft auch zu Hungertoten führen würden, und was antwortete mir der Mann? "Wir wollen diese Länder destabilisieren. Es soll dort Aufstände geben. Natürlich gibt es dabei Tote."

Von der Ebene spreche ich hier, nicht von irgendwelchen Vereinfachungen in der wissenschaftlichen Darstellungsweise.

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Du kannst nicht von der Aussage 1 Mannes zu 1 Zeitpunkt auf das Wesen einer komplexen Institution schliessen.
Natürlich kann angebotsorientierte Wirtschaftspolitik fanatisch verhärten. Aber ist das die Regel?

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Eine Regel wollte ich überhaupt nicht aufstellen, ich hatte ja z.B. in dem Beitrag zum Monetarismus zwischen den Intentionen Friedmans und dem, was z.B. in Chile daraus gemacht wurde deutlich unterschieden. Alles, was ich sagen wollte, ist, dass ich es angenehmer finde, mit einem erklärten Wirtschaftsliberalen wie Statler zu diskutieren, als mit Leuten, die ihre politischen Überzeugungen nicht als Solche bezeichnen, sondern als "objektive" Wissenschaft verklausulieren (ich muss hier nicht unbedingt Namen nennen, nur so viel: ich hatte mit ihnen zu tun, und ich rede von bestimmten Personen und bestimmten Begegnungen, nicht von einer Fachrichtung als Solcher), und zum anderen habe ich dann solche Hardliner wie besagten Weltbanker kennengelernt, wo es mir kalt den Rücken runterläuft. Das war nichts weiter als ein kleiner, subjektiver ekletizistischer Streifzug zwischen ganz persönlichen Erlebnissen mit Diskussionen rund um Entwicklungspolitik, Ideologien und Finanzwirtschaft, kein Postulieren von irgend etwas Allgemeinverbindlichem.

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das mit dem new deal und keynes war angeblich so, dass die berater von präsident roosevelt volkswirte von stark landwirtschaftlich geprägten universitäten des mittleren westens waren. da konnte man auch zu einen lehrstuhl kommen, wenn man nicht so wie die an der ostküste die orthodoxen lehren wiederkäute, demzufolge es keine wirtschaftskrise sondern allenfalls zeitweilig wenig flexible märkte gäbe. und wenn sie nicht gestorben sind...

so wenigstens galbraith, von dem ich annehme, dass er das weiss (und selber einer von den weniger konventionellen war).

wohingegen die nazis keine theoretiker waren, sondern massiv die autarkie und die krigsfähigkeit herstellen wollten, die vollbeschäftigung war von daher eher die nebenwirkung der aufrüstung.

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